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Die fetten Jahre sind vorbei

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    Die fetten Jahre sind vorbei





    Jan (Daniel Brühl), Peter (Stipe Erceg) und Jule (Julia Jentsch) wollen eigentlich nur ein bisschen gegen die Ungerechtigkeit der Welt rebellieren und den Pfeffersäcken im Villenviertel einen Denkzettel verpassen. Deshalb steigen sie bei Nacht- und Nebelaktionen in die Häuser ein. Doch statt zu stehlen verrücken sie die Möbel und veranstalten Streiche. Als sie bei einem ihrer Streifzüge plötzlich von dem Topmanager Hardenberg (Burghart Klaußner) überrascht werden, droht aus Spaß krimineller Ernst zu werden.
    Quelle

    Da es anscheinend noch keinen Thread zu diesem Film gibt...
    Ich hab ihn gerade gesehen, und auch wenn der Film viel auf Klisches rumreitet ist er sehr gut gemacht und spannend inzeniert. Die Schauspieler, allen voran Daniel Brühl, überzeugen. Also ein echt gelungener Film.

    Das Ende allerdings lässt IMO zwei Interpretationen zu, entweder verrät Hardenberg sie doch noch, oder aber er hilft ihnen, und finanziert ihr Unterfangen, was auch beides in die Story des Films passen würde.

    #2
    Ich habe den Film vor einigen Wochen gesehen und wie ich im Kinojahresrückblickthread schon schrieb war er mein Highlight des Deutschen Films 2004. Er bietet unglaublich symphatische Charakter, erstklassige Schauspieler und eine intelligente Geschichte. Das Weltbild der Erziehungsberichtigten mag ein wenig naiv sein und das spiegelt sich auch in den Dialogen wieder, aber irgendwo trägt dies zum Realismus der Sache bei und wirkt sehr natürlich. Daniel Brühls Worte über die Unmöglichkeit zur Rebellion könnten schließlich auch nicht wahrer sein.
    Einziger Negativpunkt wäre für mich die Kameraarbeit. Dieser Videolook und das ständige Gewackel tun dem Streifen nicht wirklich gut. Eine etwas klassischere Inszenierung hätte mir mehr gefallen.

    Das Ende hätte ich zum Vorteil Hardenbergs interpretiert. Ich hatte das Gefühl, dass er nach den Ereignissen nicht mehr in sein langweiliges Leben zurück will. Dass die drei sein Boot benutzen (sie müssen ja irgendwie wissen welches Boot es ist) spricht imo noch dafür. Ein Verrat Hardenbergs wäre natürlich auch nicht abwegig
    Für einen Euro durch die Spree, nächstes Jahr am Wiener See. - Treffen der Generationen 2013
    "Hey, you sass that hoopy Ford Prefect? There's a frood who really knows where his towel is." (Douglas Adams)

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      #3
      Habe den Film vor kurzem auch gesehen und muss sagen ein wirkliches Highlight! Tolle Darsteller, tolle Story, tolle Message und erstklassiger Soundtrack!!

      Besonders hervor sticht in meinen Augen Julia Jentsch, sicher eine der besten Newcomerinnen der letzten Jahre (wenn man sie auch in "Sophie Scholl - Die letzten Tage" gesehen hat, sieht man erst wie wandlungsfähig die Frau ist). Hoffe man sieht in Zukunft noch viel mehr von ihr.

      Kann den Film jedenfalls wärmstens empfehlen. Herrlich zu sehen wenn die dekandenten High-Society-Typen mit gewaltlosen Mitteln mal richtg eins auf den Deckel bekommen. Macht richtig Lust auf ein wenig Revolution
      Wer nähmlich mit h schreibt, ist dähmlich!

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        #4
        Nachdem ich über Jahre hinweg und von wirklich jedem, mit dem ich über den Film gesprochen habe, nur positives gehört hatte, konnte ich mir nun endlich selbst ein Bild machen. Vielleicht lag es an meinen unrealistisch hohen Erwartungen, aber selten war ich so bitter von einem Film enttäuscht.

        Fangen wir mit dem positiven an: Der Soundtrack war klasse; "Hallelujah" von Jeff Buckley ist wirklich ein toller, atmosphärischer Song, den Weingartner sehr gut einsetzt. Hinzu kommt die gute Leistung Burghart Klaußners als Hardenberg.

        Was steht jedoch alles auf der Gegenseite? Zum einen die Leistung der anderen aus der Darstellerriege. Daniel Brühl sehe ich wirklich gerne, aber was er in dem Film abliefert ist bestenfalls Durchschnitt. Gut, seine Figur ist dermaßen naiv, dass es wohl wirklich schwer war ihr auch nur einen Hauch Glaubwürdigkeit einzuflößen. Trotzdem kann man von ihm mehr erwarten. Julia Jentsch hat ja für diverse Rollen gute bis sehr gute Kritiken bekommen. Dementsprechend wird sie entweder total überschätzt oder auch sie agiert hier unter ihrem Niveau. Da ich sie nur in diesem Film "bewundern" durfte, kann ich das leider nicht beurteilen. Das größte Ärgernis ist aber Stipe Ergec. Der Mann agiert in diesem Film derart hölzern, dass mir beim Ansehen die Haare zu Berge standen. Selten habe ich solch unglaubwürdig hervorgestammelten Dialoge miterleben müssen wie in diesem Film. Ich habe erst hinterher erfahren, dass Ergec gebürtiger Kroate ist. Laut Wikipedia kam er aber bereits im Alter von vier Jahren nach Deutschland und diese "Sprachbarriere" (sofern sie existiert) ist absolut kein Grund für eine Betonung, die einen Grundschüler beim Lesewettbewerb in Grund und Boden versinken lassen würde.

        Überhaupt sind die Dialoge eines der Grundübel des Films. In einer Rezension musste ich lesen, dass diese ja so realitätsnah und wie aus dem Leben geschnitten sein. Wenn man mit "Leben" den Montagsstammtisch der Jusos meint, dann mag das stimmen. Für einen kapitalismuskritischen Film erwarte ich aber doch etwas intelligentere Dialogzeilen, die sich analytisch mit dem Gesellschaftssystem auseinandersetzen, und nicht nur Plattitüden a la "Erlasst den Drittweltländern alle Schulden und es wird Milch und Honig fließen". Bei jedem Gang in die Mensa erlebe ich Gespräche, die denen des Films meilenweit überlegen UND logischweise auch realistischer sind. Das ist kein Eigenlob, sondern zeigt eher das Versagen der Verantwortlichen für das Drehbuch.

        Was mich am Anfang des Films außerdem sehr geärgert hat, allerdings im weiteren Verlauf ja revidiert wurde, ist die extreme schwarz-weiß-Zeichnung zu Beginn. Das war schon ziemlich peinlich. Wer sechs Monate keine Miete zahlt, sollte sich über einen Rausschmiss nicht wundern. Aber wie gesagt, dass möchte ich dem Film nicht weiter ankreiden, da er diese peinlichen Klischees hinterher (mit Absicht) ad absurdum geführt hat.

        Ein weiteres großes Manko ist die schlechte Figurenzeichnung. Dies betrifft die drei Jungspunde, die allesamt nicht über die Parodie eines Gutmenschen hinaus kommen. Bedanken darf man sich hierbei mal wieder bei den lächerlichen Dialogen. Trotzdem ist es durchaus eine Leistung, einen derart langen Film mit im Grunde recht wenig Handlung zu drehen, und trotzdem drei Viertel aller Charaktere nur oberflächlich anzukratzen.

        Ich könnte noch einige Dinge mehr darlegen, die mich beim Film gestört haben, aber ich will den Film auch nicht zu sehr zerreißen. Klar, ich finde den Film nicht toll, inhaltlich als auch handwerklich (die Kamera hat mich übrigens nicht gestört, trotz einiger Wackler). Trotzdem kann ich nicht verhehlen, dass er in erster Linie an meinen Erwartungen gescheitert ist. Hätte ich ihn mir ohne Vorkenntnisse zu Gemüte geführt, wäre es einfach ein unterdurchschnittlicher Film mit albernem Drehbuch, schönem Soundtrack und einigen herrlichen Aufnahmen der tiroler Landschaft.
        "Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." Arthur Schopenhauer

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