Alias - Die Agentin (Pro7) - SciFi-Forum

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Alias - Die Agentin (Pro7)

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  • Hofstedt
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    3.8 Breaking Point

    Während Sydney vom CIA-Sicherheitsrat festgehalten und gefoltert wird, stellt Jack ein Team zusammen, um sie zu befreien. Klingt schwer nach der Inhaltsangabe einer echten Highlightfolge.

    Vorneweg: Obwohl ich natürlich bereits die komplette Serie kenne, versuche ich meine Reviews so zu gestalten, dass sie auch für Erstgucker geeignet sind. Deswegen bewerte ich auch diese Folge nur mit dem Wissen, das die Serie bisher vermittelt hat, und möchte nur kurz darauf hinweisen, dass die Handlung auch im Nachhinein plausibel ist.

    Die Folge ist einfach von der ersten bis zur letzten Sekunde mordsspannend, in beiden Handlungssträngen. Bei Sydney hält man die emotionale Intensität durchweg hoch, lässt sie durch die Hölle gehen, einmal bei einem Fluchtversuch scheitern und mit einem bemerkenswerten Mitgefangenen interagieren. Wobei sich hier vielleicht der einzige größere Kritikpunkt versteckt, war es doch von Anfang an sonnenklar, dass der Typ für Lindsey arbeitet, sodass man es kaum glauben kann, dass Sydney auf ihn reinfällt. Andererseits: Sie gibt Lindsey falsche Koordinaten. Hat sie den Trick also doch durchschaut und oscarreif geschauspielert? Die Folge gibt hier keine eindeutige Antwort, deswegen will ich mal zu ihren Gunsten davon ausgehen, dass Sydney Lindsey reingelegt hat und nicht umgekehrt.

    Im anderen Handlungsstrang trommelt Jack sein Team von Vagabunden zusammen, das aus ihm, Vaughn, Sloane, einer interessanten neuen Figur namens Brill und später auch Marshall und sogar Lauren besteht. Besonders die Dynamik der drei erstgenannten ist aufgrund ihrer Historie explosiv, sodass auch dieser Handlungsstrang voller denkwürdiger Momente ist. Bei den beiden Actionsequenzen sitzt man wie auf heißen Kohlen und kaut sich dabei die Fingernägel ab.

    Lauren macht in der Folge eine Charakterentwicklung durch, die mir sehr gut gefallen hat. Am Anfang verhält sie sich sehr selbstgerecht und sammelt nicht unbedingt Sympathiepunkte, aber anschließend wird ihr allmählich klar, dass Lindsey sie nur mitmachen lässt, weil er sie als Marionette missbrauchen will, um jegliche Menschenrechtverletzungen zu vertuschen. Zuerst macht sie noch zähneknirschend mit, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo ihr Gewissen nicht mehr mitspielt, und sie schließt sich Jacks Vagabunden an. Das fand ich damals richtig stark von ihr.

    Die Folge gehört voll zur Staffelhandlung, neue Erkenntnisse gibt es jedoch keine. Es stellen sich nur zwei neue Fragen: Woher wusste der Sicherheitsrat von der Wohnung in Rom? Und wohin führen die Koordinaten, die Sydney entschlüsseln sollte?

    6 Sterne

    Besuchte Orte: Camp Williams
    Besondere Gastfiguren: Lindsey, Brill (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
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    3.7 Prelude

    Gerade hat die Serie einen Lauf. Auch diese Folge ändert daran nichts, im Gegenteil, mit zunehmender Dauer zieht die Spannung mächtig an.

    Alles beginnt noch ganz routiniert, mit einer typischen Alias-Mission, die alles hat, was so eine Alias-Mission haben muss: Das Schlüpfen in anderen Rollen, das Infiltrieren einer Feierlichkeit, schick choroegrafierte Kloppereien mit Secus, Eindringen und Sicherstellen eines MacGuffins und auch die Comedy-Einlage dank Marshall und seinem Hightech-Spielzeugauto darf nicht fehlen. Das Besondere ist nur, dass Sydney zusammen mit Sloane auf die Mission muss, was dem Ganzen nochmal einen zusätzlichen Reiz gibt.

    In der Nebenhandlung erleben wir mal wieder eine typische Jack-Aktion, indem er Vaughn und Lauren von mexikanischen Gangstern entführen lässt, um sie so lange aufzuhalten, bis er einen Zeugen im Lazarey-Mord beseitigen kann. Irgendwie lässt man Jack solche schiefen Nummern durchgehen und wenn man ganz ehrlich ist, liebt man ihn sogar fast dafür – wie seinen Namensvetter aus einer gewissen anderen Serie, die zu der Zeit lief. Nur am Ende hat es ihm gar nichts genützt, denn Lauren erfährt trotzdem, wer Lazarey getötet hat – und zwar von Sark. Die Szene mit den beiden ist mit späterem Wissen sogar noch brisanter. Und sie ist der Auslöser, aber dem die Folge so richtig in den Eskalationsmodus geht.

    Sydney ist entlarvt. Ihr droht Übles, denn sie soll von der eigenen Agency eingesperrt und gepeinigt werden, deswegen bleibt ihr nichts anderes übrig als unterzutauchen. Die Handlung zum Ende der Folge erinnert stark an ähnliche Storyentwicklungen, die zu ähnlichen Zeitpunkten in beiden Vorgängerstaffeln stattfanden und die ebenfalls die Spannung in die Höhe getrieben haben. Nur jetzt ist es nicht mehr SD-6 und Sydney ist keine Doppelagentin mehr – andererseits irgendwie doch, hat sie doch in den vergessenen zwei Jahren offenbar für den Konvent gearbeitet. Und die CIA scheint auch nicht besser als SD-6 zu sein, wenn man bedenkt, was Sydney blüht, sollte sie geschnappt werden.

    Vaughn hilft ihr das Land zu verlassen und sagt dazu einen maximal simplen, aber auch maximal aussagekräftigen Satz, den er womöglich aus Matrix Reloaded geborgt hat: „Obwohl jetzt alles anders ist, ändern sich manche Dinge nicht.“ Danach sieht es so aus, als wollten sie sich küssen, tun es aber nicht. Das fand ich richtig, denn das wäre in dem Moment eine Schicht zu dick aufgetragen gewesen. Sydney entkommt also dank Vaughn, während Dixon seines Postens enthoben und sein Team in der Zentrale festgesetzt wird. Die ohnehin schon hohe Spannung wird dadurch weiter gesteigert, dass das alles, was hier passiert, auch noch direkt mit dem großen Staffelmysterium zusammenhängt.

    In den meisten Folgen der Staffel gab es bisher zu Sydneys verlorenen zwei Jahren nur entweder gar keine oder geringfügige neue Erkenntnisse. Das ändert sich jetzt: Sydney bekommt von Sloane einen Brief, den sie am Tag, als sie wieder aufgetaucht ist, an ihn geschickt und an sich selbst adressiert hat. In dem Brief ist ein Wohnungsschlüssel und die Adresse einer Wohnung in Rom, verschlüsselt in einem von Irina entwickelten Code. Warum hat sie den Brief ausgerechnet an Sloane geschickt? Die Frage bleibt noch unbeantwortet und kommt auch mit auf die lange Liste. Als Sydney die Wohnung betritt und aus dem Fenster schaut, entdeckt sie eine Statue, die sie zuvor in Erinnerungsflashs gesehen hat. Kommen ihre Erinnerungen langsam zurück? Auch das erfahren wir noch nicht, denn kurz darauf wird Sydney von einem italienischen Einsatzteam festgenommen. Irgendjemand wusste von der Wohnung und hat sie beobachten lassen. Und damit endet die Folge auf dem spannungsmäßigen Siedepunkt.

    5 Sterne

    Besuchte Orte: Nogales (Mexiko), Peking, Rom
    Besondere Gastfiguren: keine

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  • Hofstedt
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    3.6 The Nemesis

    In dieser Folge erleben wir die Rückkehr von Allison, der Killerin mit Francies Gesicht.

    Dass sie noch lebt, hat mich einigermaßen überrascht. Im letzten Staffelfinale hat Sydney ihr drei Kugeln in den Körper gejagt, woraufhin ich davon ausgegangen bin, dass es das war. Ein Überleben habe ich nie in Betracht gezogen. Anderen Zuschauern ging es da wohl anders – und offensichtlich auch den Autoren. Ihr Argument war, dass Sydney nicht die allerkritischsten Stellen getroffen hat, aber komm, das waren trotzdem tödliche Schüsse. Anscheinend hielten auch die Autoren ihr Argument für nicht ausreichend, deswegen reichen sie nun die Begründung nach, Allison sei mit einer von Rambaldi entwickelten Arznei behandelt worden, die ihr ungewöhnlich starke Heilungskräfte verleiht. Eine ziemlich aus dem Ärmel geschüttelte Begündung, aber gut, merken wir uns mal, dass Allison diese Fähigkeit hat und dass der Konvent das Wissen besitzt, diese Fähigkeit auch anderen zu geben.

    Wie dem auch sei, es gibt Merrin Dungey jedenfalls die Möglichkeit, nochmal in der Serie aufzutreten, wenn auch nur in der Rolle der Bösen, und einige nette Interaktionen mit Sark, mit Sloane und mit Sydney zu haben. Und eine kurze Rückblende, in der sie auch nochmal Francie spielen darf, ist immerhin auch dabei. Allisons Rückkehr ist zwar das Haupthema der Folge und die entsprechenden Dialoge und Kampfszenen enthalten alle ordentlich viel Pfeffer, aber was mich angeht, ist es bei weitem nicht das Interessanteste an der Folge.

    Viel interessanter fand ich alles im Zusammenhang mit Sloane und Lauren. Bei Sloane kostet man weiterhin die Umkehrung der SD-6-Dynamik aus, indem man Sydney zu Sloanes Verbindungsfrau macht und sie ihn anleiten soll, das zu tun, was sie damals mit ihm gemacht hat. Sloane lässt es sich auch nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit auf die kuriose Situation hinzuweisen.

    Lauren untersucht weiter den Lazarey-Mord und kommt Sydney immer mehr auf die Spur. Sie erfährt Sydneys Decknamen, Julia Thorne, und müsste jetzt nur noch in ein paar der letzten Missionsberichte reingucken, um Sydney zu überführen. Nachdem Vaughn jetzt schon eine Weile seine Frau deswegen anlügen muss, wird nun die Symmetrie hergestellt und Lauren muss zum selben Thema ihren Mann anlügen. Das sind wieder diese herrlichen Zwischenebenen, die ich bei Alias immer liebe. Bezeichnend ist eine Szene der beiden zuhause im Schlafzimmer, bei der Lauren auch eine Bombenfigur in Unterwäsche macht.

    Ein Puzzleteil zum Staffelmysterium gibt es auch noch: Der Konvent braucht Sydney lebend, weil er unbedingt eine Information aus ihrem Gedächtnis haben will, die zusammen mit den übrigen verlorenen zwei Jahren in ihrem Unterbewusstsein schlummert. Außerdem ist dies die Alias-Folge mit den zweitmeisten Reisestationen. Die mit den meisten kommt erst relativ spät in der Serie.

    5 Sterne

    Besuchte Orte: Straßburg, Moskau, Mailand, Zürich, London, Prag, Sofia
    Besondere Gastfiguren: Lindsey, Allison, Francie

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  • Hofstedt
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    3.5 Repercussions

    Die Folge bildet mit der vorhergehenden so etwas wie einen Zweiteiler und setzt dabei sogar nochmal eins drauf.

    Der Cliffhanger wird wie erwartet aufgelöst, in doppelter Hinsicht: Wie erwartet hat Sydney eine günstige Stelle gewählt, wo sie ihr Messer in Vaughn reinsticht. Und wie erwartet überspannt man trotzdem etwas den Bogen der Glaubwürdigkeit, indem man Vaughn stundenlang mit einer blutenden Wunde im Staub liegen lässt. Aber hey, immerhin ist das in der Serie nur die viertunwahrscheinlichste tödliche Situation, die Vaughn überlebt.

    Die Geschichte mit Simon Walker wird fortgesetzt, aber gleichzeitig auch schon wieder beendet – man macht hier echt kurzen Prozess, was ich sehr überraschend fand. Leider bedeutet das auch, dass diese Folge wieder ohne Fortschritte im Staffelmysterium auskommen muss. Dafür hat der Handlungsstrang auch diesmal wieder ein paar ziemlich geniale Szenen parat: Wie Sydney es umgeht, ertappt zu werden, indem sie sich in der Dusche ertappen lässt. Und der Schlagabtausch zwischen Simon und Jack, der uns mal wieder die schauspielerische Klasse von Victor Garber verdeutlicht: Als Simon genüsslich schmutzige Details über Sydney erzählt, um Jack aus der Reserve zu locken, sieht man seinem Gesicht eigentlich keine Gefühlsregung an – und gleichzeitig sieht man trotzdem ganz deutlich jede Emotion, die gerade in ihm brodelt. Wie macht er das nur? Eigentlich müsste es unmöglich sein.

    Stattdessen übernimmt eine andere Handlung das Zepter als Haupthandlung, und in dieser sieht man Sydney und Lauren zusammenarbeiten. Und zwar wirklich hervorragend zusammenarbeiten! Diese Folge war der Punkt, an dem ich so langsam zum Lauren-Fan wurde. Besonders die genial inszenierte Autoverfolgungsjagd mit ihr und Sydney bleibt noch lange in Erinnerung. Man sieht dabei deutlich, wie die beiden Frauen ganz neue Seiten aneinander entdecken. Wie sie langsam anfangen, sich, wenn schon nicht zu mögen, dann doch immer mehr zu schätzen. Und wie sie allmählich mehr in der jeweils anderen sehen als nur „die andere Frau“.

    Für Sloane findet man endlich etwas Sinnvolleres zu tun: Er schleust sich sozusagen beim Konvent als Doppelagent ein. Das ist natürlich herrlich ironisch, worauf die Serie auch selbst ganz stolz hinweist. Und dadurch lebt auch so ein bisschen die alte Komplexität aus SD-6-Zeiten wieder auf, denn natürlich kann man Sloane auf keinen Fall trauen. Für welche Seite ist Sloane wirklich als Doppelagent tätig? Oder steht er mal wieder nur auf seiner eigenen Seite und spielt alle gegeneinander aus? Diese doppelten und dreifachen Ebenen haben mir zuletzt etwas gefehlt und es ist toll, dass das hier wieder etwas aufblitzt.

    6 Sterne

    Besuchte Orte: Paris, Mexico City, Le Havre, Osaka
    Besondere Gastfiguren: Simon Walker, Bomani (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
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    3.4 A Missing Link

    Das ging sogar schneller als erwartet: Schon in der 4. Folge der Staffel startet Alias wieder so richtig durch und liefert eine Folge ab, die sowohl spannungstechnisch am Anschlag ist als auch den Staffelhandlungsbogen in großen Schritten weiterentwickelt.

    Die gesamte Story, wie Sydney sich unverhofft der Gangsterbande von Simon Walker anschließen muss, ist einfach klasse, bietet in einer Tour krasse Wendungen und denkwürdige Momente. Schon der Beginn, als Walker sie plötzlich als Julia begrüßt und küsst, ist ein echter Paukenschlag, trotzdem weiß man dank geschickter Vorarbeit der Autoren sofort, was Sache ist. Auch Sydney schaltet sofort und erweist sich mal wieder als Improvisationsmonster, sagt und tut in jeder Situation genau das taktisch Sinnvollste.

    Walkers anschließender Test, bei dem Sydney in sieben Minuten eine Halskette aus einem Hotelzimmer stehlen muss, gehört eindeutig zu meinen Lieblings-Actionsequenzen der Serie, weil Sydney hier unter enormem Zeitdruck gewaltigen Einfallsreichtum beweist. Die Krönung ist ihr Sprung vom Hotelbalkon in den Pool und wie sie schließlich klitschnass, aber ganz cool zur Walker ins Auto steigt und die Kette an ihrem Fußgelenk präsentiert.

    Man kreiert hier gekonnt die Atmosphäre eines Heist-Movies und hält die Spannung durchgehend hoch, indem man beispielsweise Sark im Bandenversteck reinplatzen lässt, indem Marshall für Vaughn in Rekordzeit einen Hintergrund als Panzerknacker-Lieferant erstellen muss und dann natürlich bei der Mission selbst, die – wie sollte es anders sein – nur in letzter Sekunde gelingt. Es mündet dann alles in den Cliffhanger, bei dem Vaughn geschnappt wird und Sydney ihm ein Messer in den Bauch rammen muss, um nicht enttarnt zu werden. Man kann sich zwar schon denken, dass Sydney wahrscheinlich eine möglichst unkritische Körperstelle gewählt hat, trotzdem muss man angesichts seiner extrem prekären Situation sehr wohl um Vaughns Überleben bangen.

    Auch beim Staffelmysterium gibt es endlich die ersten größeren Fortschritte: Wir erfahren, dass Sydney in den verlorenen zwei Jahren offenbar regelmäßig für den Konvent als Killerin tätig war, dass sie sich Julia genannt hat und was mit Simon Walker am Laufen hatte. Die Hintergründe, warum das alles passiert ist und warum sie sich an nichts erinnert, bleiben allerdings weiterhin ein Rätsel. Außerdem werden Dixon und Vaughn in den Lazarey-Mord eingeweiht – ein typischer cleverer Schachzug von Jack, der dadurch erreicht, dass Vaughn, der bereits hellhörig geworden war, die Füße still halten muss und dem Sicherheitsrat und vor allem Lauren alles verheimlichen muss.

    Als einzigen nennenswerten Kritikpunkt kann ich nur anmerken, dass ich Sloane in seiner gegenwärtigen Rolle weiterhin für verschenkt halte. Man lässt ihn zwar immer wieder fiese Sticheleien gegen seine Gesprächspartner austeilen, diesmal ist Lauren das Opfer, aber im Vergleich zum Sloane der ersten beiden Staffeln ist dieser hier momentan ein zahmes Schoßhündchen.

    5 Sterne

    Besuchte Orte: Sevilla, Zürich, Pamplona
    Besondere Gastfiguren: Carrie, Simon Walker (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
    antwortet
    3.3 The Reunion

    Die Folge legt durchaus ordentlich Tempo vor, ist gerade in den Missionssequenzen unhemlich rasant, wie ich es bei Alias mag. Allerdings konzentriert sie sich auch sehr stark auf diese Dreiecksgeschichte, eine Plotschablone, die bei Autoren ebenso beliebt wie bei Zuschauern unbeliebt ist.

    Man muss ihnen zugestehen, dass sie dabei nicht in jede Klischeefalle tappen. Natürlich gibt es recht schnell ordentlich Zoff zwischen Sydney und Lauren und natürlich bringen sie Lauren auch beruflich in eine antagonistische Position zu Sydney. Dass die Autoren da nicht widerstehen konnten, kann man ihnen kaum verdenken – es sind eben Autoren. Erfreulich ist aber, dass sie Lauren nicht als absolut unausstehlich darstellen, auch weil es dann völlig unglaubwürdig gewesen wäre, dass Vaughn sich in sie verliebt hat. Stattdessen versuchen alle vernünftig zu sein, auch wenn die Situation nicht leicht ist. Das erkennen sie an und verhalten sich wie erwachsene Menschen. Selbst aus Sydneys Perspektive lassen sich bereits einige gute Seiten von Lauren erkennen und was Vaughn an ihr findet. Nicht jede Serie hätte das so gelöst.

    Was dagegen natürlich völliger Unsinn ist, und das in so ziemlich jeder Hinsicht, ist die ganze Nebenhandlung mit dem Bildwiederherstellungsprogramm. Quatsch wie dieser war in Serien und Filmen zu der Zeit an der Tagesordnung, mittlerweile macht man so etwas zum Glück nur noch selten. Hier treibt man es aber ordentlich auf die Spitze: Es ergibt einerseits keinen Sinn, dass es überhaupt funktioniert, andererseits, dass es dann trotzdem so lange dauert, außerdem dass Marshall und Dixon Sydney auf dem Bild nicht erkennen, dass Jack es einfach komplett verschwinden lässt und dass Marshall behauptet, es wäre zu unscharf gewesen, obwohl man bereits Teile davon in perfekter Schärfe auf dem Bildschirm gesehen hat.

    Weiss muss jetzt für Sydney als Kumpelersatz herhalten. Ist zwar etwas weit hergeholt, weil so viel hatten sie vorher nie miteinander zu tun, aber sonst ist eben niemand mehr übrig, der diese Rolle übernehmen könnte. So manchen hat dieser Ausgleich mit Freunden und Privatleben für Sydney in der 3. Staffel etwas gefehlt, ich dagegen habe das ohnehin häufig nur als Füllmaterial zwischen den Missionen empfunden, sodass ich es kaum vermisst habe.

    Zum Staffelmysterium gibt es diesmal leider keine neuen Puzzleteile.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Moskau, Mexico City, Zürich
    Besondere Gastfiguren: keine

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  • Hofstedt
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    3.2 Succession

    In der 2. Folge der Staffel geht man schon so ziemlich zur Routine über. Spannung und Tempo sind jetzt nicht auf einem wahnsinnig hohen Niveau. Offenbar setzt die 3. Staffel genau wie die 2. auf einen gemächlicheren Einstieg. Diesmal kennt man das aber schon und kann davon ausgehen, dass es früher oder später wieder richtig zur Sache gehen wird.

    Die Auslandsmissionen sind alle recht cool, allzu viel Bemerkenswertes gibt es aber zu ihnen nicht zu sagen. Gleich dreimal geht es nach Deutschland, die Schauplätze sind unter anderem ein kühles Firmengebäude und ein verrückter Nachtclub. Marshall erklärt uns auf deutsch, dass er gar kein Deutsch kann, und übersetzt uns den deutschen Titel eines deutschen Pornofilms mit der deutschen Übersetzung „Strafgesetzbuch 2“.

    Man reicht auch noch ein paar Expositionshäppchen nach, die in die vollgestopfte Staffelpremiere nicht mehr reingepasst haben. Sark ist wieder mit dabei und setzt seinen typischen Sark-Zyklus zwischen den drei Stationen Handlanger der Bösen, Gefangener der Agency, pragmatischer Verbündeter weiter fort – diesmal geht es von Station 2 zu Station 1. Wir erfahren mehr über Lindsey, der nun die stereotype Rolle des A-Loch-Chefs übernommen hat. Vaughn kehrt zur CIA zurück und es gibt eine Aussprache mit Sydney, die wesentlich fairer und ausgewogener ist als die in der vorherigen Folge. Eins der Highlights ist das Gespräch zwischen Jack und Sloane, bietet aber auch keine neuen Erkenntnisse, sondern wärmt nur das wieder auf, was wir letzte Folge schon erfahren haben.

    Auch im Handlungsbogen um Sydneys verlorene 2 Jahre gibt es erst einmal nur ein paar Informationshäppchen. Wir erfahren, dass wohl der Konvent dahinter steckt, was jetzt nicht wahnsinnig überraschend kommt, und dass Lazarey, den Sydney getötet hat, Sarks Vater ist. Und wir begegnen einem älteren Herrn, der Sydney aus ihrer vergessenen Zeit kannte, jedoch nicht viel Aufschlussreiches von sich geben kann, bevor er den Löffel abgibt.

    Am Ende lernen wir dann noch Lauren kennen. Natürlich wählen die Autoren dafür eine denkbar ungünstige Situation. Man kann wohl davon ausgehen, dass Lindsey sie bewusst dem Team hinzugefügt hat, als Rache dafür, dass Sydney ihn davor ordentlich zur Schnecke gemacht hat. So, wie die Figur angelegt ist, ist es natürlich klar, dass sie für Fans der Serie und besonders der Sydney-Vaughn-Beziehung eher als Hassfigur herhalten soll. Viel sieht man in dieser Folge von ihr noch nicht, deswegen verschiebe ich eine ausführlichere Einschätzung von ihr auf später. Ich kann aber schon mal vorwegnehmen, dass ich Lauren durchaus mochte.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Berlin, München, Zürich, Mexiko, Cayman-Inseln, Frankfurt
    Besondere Gastfiguren: Lindsey, Oleg (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
    antwortet
    3.1 The Two

    Der Auftakt der 3. Staffel mutet uns Zuschauern ganz schön viel zu und schüttet ganze Schiffsladungen von Änderungen des Status Quo über uns aus. Das kann ziemlich schwer zu verdauen sein. Deswegen versucht man uns den Wiedereinstieg möglichst zu vereinfachen und präsentiert uns ganz typische Alias-Unterhaltung mit allen Zutaten, für die die Serie bekannt ist.

    Am Anfang funktioniert das nur bedingt. Man hat trotzdem die ganze Zeit das Gefühl, den Boden unter den Füßen verloren zu haben, während man mehr oder weniger unwirklich die ganzen neuen Infomationen verarbeitet: Irina ist weg, Will ist weg, Francie bzw. Allison ist weg, Kendall ist weg, Vaughn ist in beruflicher wie privater Hinsicht vom Markt. Dafür ist Dixon jetzt der Chef, Marshall ist werdender Vater und Weiss ist endlich zur Hauptfigur aufgestiegen (wegwegen er ab sofort natürlich auch nicht mehr in der Liste der besonderen Gastfiguren auftaucht). Und es wird eine neue böse Gegenspieler-Organisation eingeführt, die anscheinend die Allianz beerbt hat: Der Konvent. Viel mehr als den Namen erfährt man aber noch nicht.

    Jack Bristow ist im Knast gelandet und arbeitet nebenbei als Cat-Stevens-Double. Und Sydneys Besuch bei ihm ist tatsächlich der erste Moment in der Folge, wo ich langsam das Gefühl hatte, wieder halbwegs in die Handlung reinzukommen. Man hat sofort den Eindruck, dass er der letzte wirkliche Verbündete ist, der Sydney geblieben ist, und immer bedingungslos zu ihr halten wird. Und ganz Jack-typisch vergeht die Szene nicht, ohne dass er eine seiner berühmten Bomben platzen lässt: „Ich wusste, dass du noch lebst!“ Diese Szene war für mich der Wendepunkt, ab dem die Folge endlich so richtig zündete.

    Sloane hat angeblich eine Begnadigung ausgehandelt und tut jetzt so, als wäre er der ehrbare Geschäftsmann von Welt. Eine wiederum nicht so überzeugende Entwicklung. Abgesehen davon, dass es schwer zu glauben ist (sie verknacken Jack, weil er mit Irina zusammengearbeitet hat, aber Sloane darf frei rumlaufen!?), ist Sloane in dieser Rolle ziemlich verschenkt. Ähnlich wie bei Irina in der 2. Staffel ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis Sloane das Team verraten wird, denn das ist auf Dauer die einzige Möglichkeit, seinen Handlungsbogen interessant zu halten. Sloane erzählt Sydney, dass Il Dire im letzten Staffelfinale nur das Wort „Frieden“ ausgespuckt hätte und ihm das die Augen geöffnet hätte, die schiefe Bahn zu verlassen. Not buying it. Es ist sofort sonnenklar, dass da noch mehr dahinter stecken muss.

    Gegen Ende dreht die Folge dann richtig auf. Man versucht erkennbar, Erinnerungen an die Pilotfolge zu wecken, indem man ähnliche Stilmittel anwendet und einen ähnlichen Flair kreiert. Etwas kalkuliert ist das schon, aber es funktioniert hervorragend und überzeugte mich endgültig davon, dass Alias immer noch Alias ist. Dann folgt allerdings die Szene der Folge, die mir am meisten missfallen hat: Sydneys Standpauke an Vaughn, weil er nicht auf sie gewartet hat, die ich als total unfair und überzogen empfinde. Worauf hätte Vaughn denn warten sollen? Er dachte, Sydney sei tot.

    Der Cliffhanger, als Jack Sydney das Video zeigt, in dem sie als Killerin auftritt, macht uns dann nochmal bewusst, dass es ein neues großes Staffelmysterium gibt, das es nun zu lösen gilt. Wo war Sydney in den letzten zwei Jahren und warum kann sie sich an nichts erinnern? Ich fand dieses Mysterium ungeheuer spannend und es hat mich mit großer Vorfreude den Rest der Staffel erwarten lassen, trotz der vielen Veränderungen.

    5 Sterne

    Besuchte Orte: Lyon, Paris, Zürich, Prag
    Besondere Gastfiguren: Carrie, Lindsey (1. Auftritt), Lazarey (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
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    2.22 The Telling

    Auch das zweite Staffelfinale von Alias ist ein großes Serienhighlight mit einigen der legendärsten Szenen der ganzen Serie.

    Ganz wie man es von einem Staffelfinale erwarten kann, werden noch einige offene Fragen der Staffel beantwortet und die ganze Staffelhandlung etwas abgerundet, wenn auch nicht so ausführlich wie in der 1. Staffel. Irina enthüllt den vollständigen Plan, den sie hatte, als sie sich im Staffelauftakt der CIA gestellt hat. Wir erfahren, was in dem Brief stand, den Sark Sloane in Folge 2.7 gegeben hat: Es war ein Angebot von Irina zur Zusammenarbeit. Wir erfahren auch, dass die Ereignisse in Folge 2.11, als man Irina widerwillig Zugang zu einem CIA-Computer gewährt hat, kein Zufallsprodukt, sondern von ihr so eingefädelt waren. Außerdem erfahren wir den Namen der falschen Francie – Allison – und von ihrer Verbindung zu Projekt Weihnachten.

    Irina versichert uns außerdem, dass sie nicht die Auserwählte aus Rambaldis Prophezeiung ist. Woher sie das weiß, verrät sie nicht, aber sie scheint sehr sicher zu sein. Sie glaubt, es wäre Sydney, die es aber eigentlich auch nicht sein kann, weil sie nun mal auf dem Monte Subasio war. Und ganz langsam kommt der leise Verdacht auf, wenn es weder Sydney noch Irina sein können, dass vielleicht noch eine dritte Person involviert sein könnte? Irinas anschließender Sprung vom Hochhaus ist die erste dieser erwähnten legendären Szenen. (Spoiler zur 3. Staffel: ) SPOILERZu dem Zeitpunkt konnte man noch nicht wissen, dass das erstmal das letzte ist, was man von Irina zu sehen bekommt, was die Szene im Rückblick sogar noch legendärer macht.

    Die denkwürdigsten Momente der Folge folgen dann aber sicherlich anschließend bei Sydney zu Hause. Besonders den Kampf von Sydney und Allison kann man mit Fug und Recht zu den Klassikern des goldenen Zeitalters des linearen Fernsehens zählen. Was sie da alles abgefeuert haben und wie viel inszenatorische und choreografische Arbeit sie da reingesteckt haben, ist der helle Wahnsinn.

    Dazu gibt es eine recht witzige Anekdote: Ich war damals im Urlaub in Italien und bin dort im italienischen Fernsehen zufällig über diese Folge gestolpert. Natürlich war alles auf italienisch, ich hab kein Wort verstanden und hatte keine Ahnung, dass das gerade das Staffelfinale ist. Zu dem Zeitpunkt kannte ich nur die 1. Staffel von der Pro7-Ausstrahlung. Man kann sich also in etwa meine kolossale Verwirrung vorstellen, als plötzlich Will und Francie aufeinander losgehen, Francie Will ersticht, danach auch noch Sydney und Francie gegeneinander kämpfen und Francie von Sydney erschossen wird. Danach war ich vollkommen perplex.

    Wir erfahren am Ende, dass Will angeblich überlebt hat. Kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen, so lange wie er mit dieser üblen Stichwunde in der Badewanne herumgelegen hat. Dass Allison die drei Kugeln überlebt haben könnte, ist mir nie in den Sinn gekommen, aber anscheinend gab es andere, die diese Frage tatsächlich intensiv beschäftigt hat.

    Offen lässt man auch die Frage, was Sloane vor zwei Folgen in Nepal erfahren hat. Offen bleibt auch, wozu Rambaldis Maschine „Il Dire“ gut ist, die Sloane hier endlich vollständig zusammensetzen kann. Wir sehen nur aus Jacks Sicht vom Nebenzimmer aus ein paar Lichter und hören ein paar komische Geräusche, aber das wars. Zu diesen zwei bedeutenden Fragen packt man dann aber in den letzten 5 Minuten der Folge noch ungefähr eine Tonne weitere Fragen obendrauf. Sydney wacht in irgendeiner Gasse in Hongkong auf, hat eine Narbe am Bauch, Vaughn ist nicht mehr bei der CIA, hat einen Ehering am Finger und verrät Sydney, dass einfach mal zwei Jahre vergangen sind. Aufgrund der ähnlichen Licht- und Geräuschverhältnisse bei Sydneys Erwachen in Hongkong und dem, was Jack von Il Dire mitbekommen hat, bin ich damals davon ausgegangen, dass Rambaldis Maschine irgendwie den Zeitsprung bewirkt hat. Das war aber offensichtlich Quatsch und die Ähnlichkeiten der beiden Szenen waren wohl nur zufällig.

    Anscheinend wollte man den Zuschauern für die Staffelpause jede Menge Material für wilde Spekulationen mitgeben – und das hat hervorragend funktioniert.

    6 Sterne

    Besuchte Orte: Zürich, Stockholm, Mexico City, Hongkong
    Besondere Gastfiguren: Weiss, Carrie, Kendall

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  • Hofstedt
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    2.21 Second Double

    Im Haupthandlungsstrang der Folge steht diesmal Will im Mittelpunkt, der in den Verdacht gerät, der zweite Doppelgänger des Doppelhelix-Projekts zu sein. Die meisten Entwicklungen dieses Handlungsstrangs haben mir nicht besonders gefallen.

    Will kann einem in der Folge nur leid tun und man leidet bei jedem weiteren Rückschlag total mit ihm mit. Es ist wirklich kein Vergnügen, das mit anzusehen, allerdings muss ich auch zugeben, dass die Beweise gegen ihn erdrückend sind – das haben Sark und die falsche Francie sehr clever gemacht – und dass man niemandem vorwerfen kann, Will zu verdächtigen. Besonders die Szene, in der Dixon Will hart rannimmt, ist schwer erträglich, aber auch hier ist Dixons Verhalten nur allzu verständlich.

    Ein Faktor für mich, mit der Handlung zu hadern, ist auch das ungünstige Timing, dass das alles in der vorletzten Folge der Staffel stattfindet. Wenn es sich als Parallelhandlung über die ganz zweite Hälfte der Staffel entwickelt hätte, wäre es wohl leichter verdaulich gewesen. Andererseits muss man der Folge lassen, dass sie wirklich sehr spannend ist und man durchgehend richtig mitfiebert. Und am Ende hat man im Prinzip ja auch schon den Beweis, dass Will unschuldig ist.

    Die Folge hat eine weitere „Ich arbeite nicht bei einer Bank“-Szene zu bieten, die leider nicht ganz die Wirkung erzielt wie frühere solche Szenen, weil die eingeweihte Figur gar nicht wirklich Francie ist, weil die falsche Francie es ohnehin schon wusste und weil es relativ nebensächlich abgehandelt wird. Beste Szene der Folge ist dafür das Treffen von Jack und Sloane im Cafe – mal wieder eine dieser Szene, wo jedes Wort und jeder Gesichtsausdruck Gold wert ist.

    Es ist auch der sechste Ausflug in der Serie nach Deutschland und so langsam zeichnet sich ein gewisses Muster ab: Sydney verschlägt es immer entweder in eine kühle Hightech-Firma oder in einen verrückten Nachtclub. Ein interessantes Bild, das hier gezeichnet wird, und das einige Rückschlüsse darüber erlaubt, was man in den Staaten (oder zumindest im Alias-Autorenzimmer) mit Deutschland verbindet. Und auch wenn man es wie ich vorzieht, die Serie auf deutsch zu schauen, lohnt sich hier ein Wechsel auf den Originalton, um Jennifer Garner in gebrochenem Deutsch Sätze wie „Die Bratwurst ist sehr gut.“ oder „Wer von euch war denn hier ein schlimmer Junge?“ sagen zu hören.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Berlin, Marseille
    Besondere Gastfiguren: Kendall

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  • Hofstedt
    antwortet
    2.20 Countdown

    Dixon-Folge. Sie beschäftigt sich eingehend damit, was er nach seinem schweren Verlust durchmacht, wie es sich auf sein Verhalten, seine Arbeit, die Beziehung zu seinen Kollegen und sogar deren Beziehung untereinander auswirkt. Dixons Geschichte ist natürlich extrem emotional, teilweise aber auch etwas klischeehaft.

    Mal wieder beginnt es mit einem Vorgriff zu einem späteren Moment der Folge. Eigentlich mag ich dieses Stilmittel ja, aber inzwischen wird es mir doch etwas zu inflationär eingesetzt. Bisher hatte man auch immer einen guten erzählerischen Grund dafür und hat es noch mit einem cleveren Kniff angereichert, aber das ist das erste Mal, wo ich fand, dass die Zweckmäßigkeit nicht hundertprozentig gegeben ist und es eher wie billige Effekthascherei wirkt.

    Umso cleverer, auch ohne diesen Vorgriff – und vielleicht wäre es ohne Vorgriff sogar noch cleverer gewesen – ist die Spielerei mit einer neuen Prophezeiung von Rambaldi, die ein bedeutendes katastrophales Ereignis im Verlauf dieser Folge ankündigt. Man versucht den Eindruck zu erwecken, dass es irgendwas mit dem überschnappenden Dixon zu tun hat oder einem mechanischen Herzen, das womöglich als Massenvernichtungswaffe eingesetzt werden könnte. Aber dann stellt sich heraus, dass es in Wirklichkeit um eine ganz bedeutende Information geht, die Sloane zur gleichen Zeit in einem ganz anderen Handlungsstrang bekommt und die ihn noch entschlossener als je zuvor zurück auf die Rambaldi-Mission bringt. Noch können wir nur wild spekulieren, was er da in dem Kloster in Nepal erfahren hat. Gewiss wird es aber nicht über 20 Folgen dauern, bis wir die Antwort darauf bekommen. Das hier ist schließlich nicht Lost.

    Sonst wird in der Folge noch Carrie eingeführt, an der wir und Marshall in Zukunft noch sehr viel Freude haben werden.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Panama City, Guadalajara, Nepal, Cartagena
    Besondere Gastfiguren: Barnett, Robin Dixon, Steven Dixon, Carrie (1. Auftritt), Conrad (1. Auftritt)

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  • Hofstedt
    antwortet
    2.19 Endgame

    In dieser Folge wird eine recht witzige Situation konstruiert, in der Sydney und Jack auf verschiedenen Seiten stehen und so eine Art Cleverness-Battle veranstalten. Die Goldmedaille geht am Ende eindeutig an Sydney.

    Am witzigsten ist daran, wie Sydney auf die Schnelle irgendwas zusammenimprovisiert, um Jacks Überwachung zu entkommen. Wie ihr immer wieder neue Tricks einfallen, um ihre Mission weiterzubringen und mit Vaughn in Kontakt zu bleiben, sodass Jack wenn überhaupt erst zu spät dahinterkommt, was sie gerade treibt. Dabei ist es nicht einmal so, dass Jack sich allzu dämlich anstellt – im Gegenteil. Leider hat er nur die strategisch ungünstigere Position als der, der nur reagieren kann, und konnte gegen Sydneys Einfallsreichtum von vornherein nur verlieren.

    Die Folge greift auch die Handlung mit den Caplans von vor vier Folgen wieder auf, was ich richtig klasse finde. Denn erstens hatte ich diesen Handlungsstrang schon fast wieder vergessen und gar nicht mehr erwartet, dass der noch weitergeführt und abgeschlossen wird. Und zweitens wird er noch dazu durch einen spannenden neuen Twist in eine sehr interessante neue Richtung geführt: Elsa stellt sich, genau wie Irina, als russische Agentin heraus, die ihren Mann einst nur im Zuge ihres Auftrags geheiratet hat. Im Gegensatz zu Irina, die sich in die denkbar düsterste Richtung entwickelt hat, hat Elsa den entgegengesetzten Weg eingeschlagen und sich für ihre Familie entschieden.

    Trotzdem holt sie ihre Vergangenheit nun wieder ein und es ist besonders spannend, wie Sydney und Jack mit ihr und mit den Parallelen zu Irina umgehen. Von den beiden Caplans wird Elsa damit zur weitaus interessanteren Persönlichkeit, die auch die besseren und denkwürdigen Szenen bekommt, und das obwohl man für Neil eigentlich den namhafteren Schauspieler engagiert hat. Das ist eine sehr willkommene und erfrischende Überraschung.

    Die Folge endet dann mit einem gehörigen Tritt in die Magengrube. Sloane hat herausgefunden, wer seine Frau auf dem Gewissen hat. Und er revanchiert sich mit gleichwertigen Mitteln. Das ist im höchsten Maße brutal und grausam.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Moskau, Spanien
    Besondere Gastfiguren: Weiss, Diane Dixon, Elsa Caplan, Neil Caplan

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  • Hofstedt
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    2.18 Truth Takes Time

    Eine weitere absolute Highlightfolge in dieser 2. Staffel, in der es hauptsächlich um zwei hochkomplexe Beziehungen geht, die auf ebenso clevere wie tragische Weise miteinander veknüpft werden.

    Das ist erstens die Mutter-Tochter-Beziehung von Irina und Sydney, die nun nach Irinas Verrat ein weiteres Mal eine neue Dynamik entwickelt. Und zweitens die Beziehung zweier Eheleute, Arvin und Emily Sloane, die hier ihr fulminantes und endgültiges Kapitel schreibt. Beide Beziehungen könnten kaum komplizierter sein, haben sich im Lauf der Serie durch zahlreiche Höhen und Tiefen entwickelt. Bei beiden liegt einiges im Argen – und gleichzeitig ist bei beiden die gegenseitige innige Liebe offensichtlich, die die Beziehungspartner füreinander empfinden. Alle vier von ihnen dürfen in dieser Folge nochmal klare Liebesbeweise erbringen.

    Nachdem man Sydney in der letzen Folge aus allen Ereignissen, die zu Irinas Seitenwechsel geführt haben, rausgelassen hat – vermutlich ganz bewusst – zeigt man uns nun, wie sie mit den Nachwirkungen umgeht. Die Autoren haben sich offenkundig viel dabei gedacht, denn dadurch lassen sie ihre Hauptfigur im besten Licht stehen, beleuchten tiefgründig ihre gespaltene Gefühlswelt und machen in einigen Szenen deutlich, dass das Mutter-Tochter-Band trotz allem noch nicht gerissen ist. Zum Beispiel wenn Irina ihre Mission riskiert, um Sydney aus diesem Firmengebäude rauszulocken, bevor es explodiert. Oder wenn Sydney im Gegenzug bewusst die klare Gelegenheit auslässt, auf Irina zu schießen, um sie aufzuhalten. Ein bisschen darf sich hier nebenbei auch Jack rehabilitieren, denn es stellt sich heraus, dass er Irina doch nicht ganz so naiv auf den Leim gegangen ist, wie es in der vorherigen Folge noch aussah.

    Amy Irving als Emily Sloane hat der Serie bei ihren bisherigen Auftritten schon so viel gegeben, fast alles mir ihr war ein großes Highlight der jeweiligen Episode, und hier setzt man dem allen nochmal eins drauf. Vor allem ihr Gespräch mit Sydney ist pures Gold. Zwei absolute Weltklasse-Schauspielerinnen sind hier am Werk. Sie vermitteln uns so viele Emotionen und man sieht in jeder Sekunde, wie viel sie sich gegenseitig bedeuten. Auch die Begegnung mit Irina, die Emily immer noch als seit langem verstorbene Laura Bristow kennt, ist äußerst denkwürdig.

    Normalerweise hasse ich nichts mehr in einer Serie, als wenn man eine totgeglaubte Figur zurückbringt, nur um sie dann doch zu töten, aber hier hat man es so emotional und dramaturgisch so clever gemacht, dass ich diesmal darüber hinwegsehen kann. Das fängt mit dem nichtlinearen Aufbau an, indem man es so aussehen lässt, als würde Sydney ihre Mutter erschießen – womit man sofort in der ersten Minute die beiden Hauptthemen der Folge verknüpft hat. Dann Sloanes Entscheidung, den ganzen Rambaldi-Kram tatsächlich für seine Frau aufzugeben. Und wie Emily, als ihr das klar wird, sich doch entschließt, wieder auf seine Seite zu wechseln. Und schließlich der Schuss von Dixon, der eigentlich Sloane treffen sollte. All das ist optisch und erzählerisch absolut herausragend in Szene gesetzt worden.

    Nur ein paar kleinere Nitpicks hätte ich noch, die die Gesamtbewertung aber nicht beeinflussen: Man deutet ein weiteres Mal mehr oder weniger subtil an, Sloane könnte Sydneys Vater sein. Ich möchte dann immer die Autoren anbrüllen: „Leute, hört endlich auf damit, das braucht kein Mensch!“ Außerdem sind wir in einer Mission mal wieder in Deutschland, diesmal in Stuttgart. Dabei sehen wir das Überwachungsvideo eines Serverraums, das die Kennzeichnung „Bediener“ hat. Kein Mensch in Deutschland würde Server „Bediener“ nennen. Außerdem ist auf einem Ladebildschirm der Text „Das Bringen Ordnet... Ein“ zu lesen. Keine Ahnung, was das bedeuten soll. Da hätte man ruhig mal den Minimalaufwand betreiben und einen Muttersprachler zu Rate ziehen können.

    6 Sterne

    Besuchte Orte: Toskana, Stuttgart, Florenz
    Besondere Gastfiguren: Kendall, Emily Sloane

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  • Hofstedt
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    2.17 A Dark Turn

    Man kann wohl davon ausgehen, dass sich der Episodentitel auf die Wendung am Ende der Folge bezieht. In dem Fall finde ich, dass er schon ein bisschen zu viel verrät.

    Andererseits: Wirklich überraschend kam diese Wendung nicht. Dass Irina sich früher oder später als Verräterin entpuppt, war eigentlich die einzige Richtung, in die sich dieser Handlungsstrang sinnvollerweise entwickeln konnte. Man konnte sie wohl kaum für immer in dieser Gefängniszelle stecken lassen. Und dass sie begnadigt wird und sich dem Team anschließt, wäre angesichts ihrer Verbrechen völlig unglaubwürdig gewesen. Daher war ihr Verrat von Anfang an nur eine Frage der Zeit. Man wusste nur noch nicht, wann es passieren würde.

    Ich finde auch, dass Jack im Lauf der Staffel viel zu vertrauensselig geworden ist, nachdem er Irina anfangs richtigerweise noch keinen Nanometer weit getraut hat. Hier erlaubt er sich viel zu viele Nachlässigkeiten, die überhaupt nicht zu ihm passen, trotz seiner Vergangenheit mit Irina. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass man Sydney in dieser Folge völlig aus diesem Handlungsstrang rausgelassen hat. Wahrscheinlich wollte man nicht beide Bristows am Ende der Folge derartig dumm dastehen lassen.

    Stattdessen beschäftigt man Sydney parallel mit dem Verdacht, Vaughn könnte ein Verräter sein – und auch dieser Handlungsstrang entwickelt sich völlig erwartbar. Dass ausgerechnet Vaughn Dreck am Stecken haben könnte, zieht man nie wirklich in Betracht, sodass hier keine echte Spannung aufkommen will. Immerhin verknüpft man diesen Handlungsstrang am Ende noch recht clever mit dem von Irina.

    Die falsche Francie fängt damit an, Will im Schlaf über seine CIA-Tätigkeit auszufragen, mal sehen, wohin sich das noch entwickelt. Und sonst tut sich in der Folge nichts wirklich Nennenswertes. Also nach längerem mal wieder eine vergleichsweise gemächliche Alias-Folge.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Bangkok, Hongkong
    Besondere Gastfiguren: Weiss, Kendall

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  • Hofstedt
    antwortet
    2.16 Firebomb

    Die Serie mischt ihre Zutaten jetzt etwas anders, aber es sind prinzipiell immer noch dieselben Zutaten. Diese Folge fühlt sich sogar stark wie die allerersten paar Alias-Folgen an: Atmosphärische Missionen rund um die Welt wechseln sich mit ruhigen, emotionalen Momenten zu Hause ab.

    Sloane ist als teuflischer Oberbösewicht weiterhin richtig klasse und Ron Rifkin spielt das absolut eiskalt und souverän. Man übertreibt es hier fast ein wenig. Diese Szene mit der Neutronenbombe in der Kirche ist wohl die beklemmendste der gesamten Serie. Sich so etwas ernsthaft vorzustellen ist ein derart unangenehmer Gedanke, dass man sich das kaum anschauen kann.

    Wir erleben die Rückkehr von Dixon – die eigentlich gar keine Rückkehr ist, denn er war bisher nie bei der CIA – aber egal, so oder so ist es sehr erfreulich. Auch Will wird erstmals in die CIA-Missionsbesprechungen eingebunden und macht dabei eine sehr gute Figur, was ebenfalls schön zu sehen ist.

    Einen Kritikpunkt hätte ich auch noch: Ich finde, Francie verhält sich viel zu offensichtlich wie eine andere Person. Merrin Dungey übertreibt es meiner Meinung nach damit, anders aufzutreten, sodass es total unglaubwürdig wirkt, dass Sydney das nie auffällt. Offenbar hat man das gemerkt: In einer Szene wirft Francie Sydney vor, sie würde sich anders verhalten. Sie wollte wohl in die Offensive gehen, damit Sydney denkt, es läge an ihr, aber eigentlich müsste sie das noch viel mehr mit der Nase drauf stoßen, dass etwas mit Francie nicht stimmt.

    4 Sterne

    Besuchte Orte: Kandahar, Mexico City
    Besondere Gastfiguren: Diane Dixon, Weiss, Kendall

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