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Zoran Djindjic erschossen

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    Zoran Djindjic erschossen

    von www.spiegel.de

    Der kaltblütige Mord entsetzt die Welt: Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic, wichtigster Reformpolitiker auf dem Balkan, ist am Mittwoch bei einem Attentat in Belgrad getötet worden. Die serbische Regierung hat inzwischen von Parlamentspräsidentin Natasa Micic die Verhängung des Ausnahmezustandes gefordert.
    Der kaltblütige Mord entsetzt die Welt: Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic, wichtigster Reformpolitiker auf dem Balkan, ist bei einem Attentat in Belgrad getötet worden. Die serbische Regierung hat inzwischen von Parlamentspräsidentin Natasa Micic die Verhängung des Ausnahmezustandes gefordert.

    #2
    Hab es heute mittag auf n-tv und N24 im Ticker gesehen... zwei Schüsse in Bauch und Rücken. Nach ein paar Stunden isser dann im Krankenhaus verblutet, soviel ich weiß.
    Naja, was kann man dazu sagen?
    Serbien is jetzt erstmal im Außnahme-Zustand... Was passiert wird abzuwarten bleiben, auf jedenfall is der beste Staatsmann, den Serbien je hatte, Zoran Djindjic, ohne Zweifel!
    Greetz
    KillerLoop

    P.S.: R.I.P.
    I regret tomorrow more than yesterday!

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      #3
      Der Tod von Djindjic dürfte sich als Katastrophe für die Region erweisen. Ich denke kaum dass ohne hihn der Demokratisierungsprozess weiter einen vernünftigen Weg nehmen wird.
      “Are these things really better than the things I already have? Or am I just trained to be dissatisfied with what I have now?”― Chuck Palahniuk, Lullaby
      They have nothing in their whole imperial arsenal that can break the spirit of one Irishman who doesn't want to be broken - Bobby Sands
      Christianity makes everyone have this mentality that escapism is a bad thing. You know "Don't run away from the real world - deal with it." Why ? Why should you have to suffer? - Marilyn Manson

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        #4
        Habs auch gerade gehört. Laut yahoo.de ist er vermutlich dem organisiertem Verbrechen zum Opfer gefallen. Auch Slobodan Milosevic steht unter Verdacht, ihm werden auch enge Verbindungen zur Mafia nachgesagt.
        Ich hoffe mal das in Serbien bald wieder Ruhe einkehrt und ein neuer demokratischer Präsident gewählt wird. Hoffentlich wird es nicht wieder so ein Extremist. Vermutlich würde der wieder alles zerstören was Djindjic aufgebaut hat.
        Adenauer, Konrad, Politiker (Deutschland, 1876 - 1967)
        Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.

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          #5
          Es wäre echt interessant zu erfahren, wer da die Hintermänner sind. Es war ja nicht der erste Anschlag auf Djindjic und auch nicht der erste politische Mord in den letzten Jahren.

          Milosevisc oder einer seiner Parteigänger könnte natürlich versuchen durch eine Destabilisierung der Lage wieder an die Macht zu kommen.

          Die Demokratie in Serbien ist ja sowieso schon schwer angeschlagen, nach dem bei den letzten Präsidentenwahlen eine Mehrheit alle Kanditaten abgelehnt hat und nicht zur Wahl gegangen ist.

          Djindjic selbst als demokratische Hoffnung darzustellen finde ich etwas übertrieben. Man soll zwar über Tote nichts schlechtes sagen, aber Djindjic hat für die Demokratiebewegung fast nichts gemacht. Er ist nach dem Sturz von Milosevisc auf den fahrenden Zug aufgesprungen und hat zuvor deren Sieg eher behindert. Wobei da andere der "demokratischen" Opposition noch opportunistischer waren. Djindjic war ja wegen seinen wirtschaftspolitischen Positionen und seiner Nähe zu westlichen Regierungen, die für die Bombardierung der Zivilbevölkerung in Jugoslawien 1999 verantwortlich waren, eher unbeliebt.
          Resistance is fertile
          Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
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            #6
            War es nicht Djindjic der die Opposition gegen Milosevic entscheidend mitorganisiert hatte ?!

            AFAIR war er von Anfang an dabei, als sich eine Opposition gegen Milosevic formierte. Auf den Zug aufgesprungen ist doch eher Kostunica, oder ?
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              #7
              Echt schlimm, was passiert ist.
              Ich denke, dass irgendwelche Anhänger Milosevics dafür verantwortlich sein könnten, denn Djindjic war ja für dessen Auslieferung verantwortlich.


              Im vorzeitigen Ruhestand.

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                #8
                Auf jedenfall ein großer Rückschritt für diese Region.

                Aber das zeigt auch, das die Lage dort längst nicht im Normalzustand ist. Aber was ist schon noch normal auf unserer kleinen Welt.
                Sorans Fußballblog - Einblicke in die Welt des Fußballs - Spielberichte, Fotos und mehr. :)
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                Ein Hirntumor namens Walter

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                  #9
                  Djindjic war in meinen Augen ein wirklich großer Mann.

                  Demokratie und unabhängige Gerichte in einem Land wie das ehemalige Jugoslawien zu schaffen ist ein sehr ehrgeiziges Vorhaben welches mit hohen Risiken verbunden ist. Ich teile die Meinung von max nicht. Er war alles andere als ein Mitläufer; er war einer der bestimmenden Faktoren bei der friedlichen Revolution. Wer wenn nicht er war bei der Bildung von DOS maßgeblich beteiligt? Er hat mit Tat und Kraft die Öffnung richtung Westen versucht zu vollziehen. Man kann ihn kein Eigensinn vorwerfen. Er hat tatsächliche für die Freiheit des Völker mit friedlichen Mitteln gekämpft. Welchen Gefahren er sich ausgesetzt hat, war ihm sicher auch bewusst.
                  Zuletzt geändert von Knorke; 12.03.2003, 21:53.
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                    #10
                    Djindjic war in meinen Augen schon sowas wie ein Mitläufer. Er hat sicher 1990 die Demokratische Partei mitgegründet und war ein Teil der demokratischen Opposition in den 90ern. Er hat sich mit Karadzic solidarisiert und war ein ähnlich krasser Nationalist. Er war zwar nicht ganz so opportunistisch, wie der Mussolini-Fan Vuk Draskovic. Aber entschieden vorangebracht hat er die Demokratiebewegung auch nicht.
                    Seine Meinung zum Sturz Milosevics war:
                    Wir könnten eine Revolution machen, aber es wäre nicht gut. Sie würde zu viel Instabilität schaffen.
                    Die Revolution im Oktober 2000 machten dann auch andere. Entscheidend war ein Streik in der Mine in Kolubara. Die ArbeiterInnen dort setzten sich mit Unterstützung von angereisten Belgradern gegen das Militär und die Polizei durch und zeigten damit, dass das Regime zu schlagen ist. Damit wurde aber nicht verblieben, sondern eine Million Menschen ging in Belgrad auf die Strasse und stürmten das Parlament. Erst als das Regime kollabiert war, zeigten sich Djindjic und Kostunica und bildeten die Regierung, für die sie in den vorausgegangen Wahlen wahrscheinlich die Mehrheit erhalten hat (Milosevic hatte die Ergebnisse gefälscht).

                    Djindjic setzte sich tatsächlich für eine Öffnung zum Westen ein, worunter er hauptsächlich eine wirtschafliche Öffnung und neoliberale Wirtschaftsreformen verstand. Die Privatisierungen etc. hatte Milosevic schon viel früher eingeleitet, wofür er auch anfangs von den westlichen Regierungen gefeiert wurde.

                    Hier ein ganz guter Artikel über ihn:
                    Zoran Djindjic ist zum serbischen Liebling des Westens geworden; tatsächlich ist er ein skrupelloser Opportunist, der außer der eigenen Karriere kein Ziel kennt.

                    Dieser wurde vor fast vier Jahren geschrieben. Nach den Erfahrungen mit seiner Regierung würde er wohl noch negativer ausfallen.
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                      #11
                      Ich denke das Urteil das du über ihn fällst , fällt sehr hart, IMO zu hart aus. Man muss sehen welche Verhältnisse in Jugoslawien herrschten.

                      Da kann man keinen Helden erwarten der in seiner Vergangenheit keine Fehler machte und der überhaupt ein perfektes System schafft.

                      Wenn man den Kontext sieht, dann muss das Urteil über Djindjic insgesamt schon positiv ausfallen, auch wenn er sicher nicht frei von Fehlern war.
                      “Are these things really better than the things I already have? Or am I just trained to be dissatisfied with what I have now?”― Chuck Palahniuk, Lullaby
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                      Christianity makes everyone have this mentality that escapism is a bad thing. You know "Don't run away from the real world - deal with it." Why ? Why should you have to suffer? - Marilyn Manson

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                        #12
                        An max

                        Ich war mir fast sicher, dass du diesen Artikel hier verlinken würdest. Ich habe den auch gelesen und fand ich völlig daneben. Dieser Peter Schwarz scheint von den tatsächlich Verhältnissen im ehemaligen Jugoslawien keinen blassen Schimmer zu haben, um es noch optimistisch auszudrücken. Insgesamt wurde auch eine absolut subjektive Meinung über Djindjic abgegeben. Da wird ihm in einem Absatz "das Fehlen jedes klar festgelegten Standpunkts" vorgeworfen und kurz darauf liest man über sein Studium "wo er 1974 wegen der Gründung einer oppositionellen Studentengruppe verhaftet und zu einigen Monaten Gefängnis verurteilt wurde".
                        Solche Widersprüche ziehen sich durch den ganzen Artikel und geben nur ein schwaches Bild der Wirklichkeit wider.


                        Die Privatisierungen etc. hatte Milosevic schon viel früher eingeleitet, wofür er auch anfangs von den westlichen Regierungen gefeiert wurde.
                        Wenn man das Privatisierung nennen kann. Tatsächlich war das ein Ausverkauf des Landes. In Jugoslawien gab es schon Witze von wegen Milosevic könne nicht mehr sterben, da es keinen serbischen Boden mehr geben würde unter welchem man ihn begraben könnte.



                        In meinen Augen war Djindjic ein echter Held. Er erkannte die Notwenigkeit von Reformen unter Berücksichtigung der destabilisierenden Faktoren. Es ist ein gefährlicher Drahtseilakt das Land grundlegend zu Reformieren ohne die Reaktionäre auf den Plan zu rufen. Sein Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist ihm SEHR hoch anzurechnen.

                        "Eher unbeliebt" kann man auch nicht wirklich sagen. Als meine Mutti gestern nach Hause gekommen ist, meinte sie, sie hätte fast weinen können. Wir besitzen den blauen Pass mit dem doppelköpfigen Adler drauf und kennen uns entsprechend mit der jugoslawischn Politik und den Politikern besser aus. Sie meinte auch, dass Djindjic ein guter Politiker und Mensch war und sein Tod sei eine Tragödie für alle.
                        You must be the change you wish to see in the world. Mahatma Ghandi ... und das sollte sich jeder bewusst machen.

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                          #13
                          Original geschrieben von Knorke
                          Wenn man das Privatisierung nennen kann. Tatsächlich war das ein Ausverkauf des Landes.
                          So sah allerdings die Privatisierung in jedem Staat aus, der nicht zu den wirtschaftlichen Grossmächten gehört. Und soweit ich Djindjic in einem Interview auf NTV aus dem Jahre 2000, welches gestern noch mal gesendet wurde, verstanden habe, hatte er nichts gegen diese Praxis und wollte sie fortsetzen.
                          Da wird ihm in einem Absatz "das Fehlen jedes klar festgelegten Standpunkts" vorgeworfen und kurz darauf liest man über sein Studium "wo er 1974 wegen der Gründung einer oppositionellen Studentengruppe verhaftet und zu einigen Monaten Gefängnis verurteilt wurde".
                          Da steht aber auch, dass er kurz darauf Prof wurde. Das wäre in der BRD Ende der 70er wegen des Radikalenerlass schon erstaunlich, in Jugoslawien ist es wahrscheinlich noch verwunderlicher.

                          Ich geben allerdings Nicolas Hazen recht, dass man ihm die Fehler der Vergangenheit angesichts der damaligen politischen Verhältnisse nicht vorwerfen könnte, wenn er später mehr positives erreicht hätte.

                          Wenn man die serbische Demokratiebewegung über die 90er Jahre anschaut, ist es schon erstaunlich, dass sie es erst 2000 geschafft hat Milosevic zu stürzen. Damit hat schon Djindjics politische Einstellung zu tun, dass er in einem Volksaufstand, der ja dann das Regime locker zerstört hat, eine grössere Gefahr als das Regime selbst sieht. Wenn alle diese Einstellung gehabt hätten, würde Milosevic immer noch regieren.
                          Es ist ein gefährlicher Drahtseilakt das Land grundlegend zu Reformieren ohne die Reaktionäre auf den Plan zu rufen.
                          Das Problem ist aber wie die Reaktionäre politisch ausgeschaltet werden können. Es ist nicht möglich mit ihnen zu arbeiten und gleichzeitig von Demokratisierung zu reden. Warum wurde 2000 nicht direkt versucht diese aus dem Staatsapparat und den Unternehmen zu entfernen, so dass sie ihre Machtbasis verlieren? Natürlich wäre eine wirliche Machtprobe mit den Reaktionären nicht ungefährlich. Ihnen aber ihre Macht zu lasen ist genauso gefährlich, wie die Ermordung doch genau zeigt. Die Version, dass dies die Mafia war, halte ich für eher unrealistisch. Eher ist es wahrscheinlich, dass die Mafia und die Reaktionäre der gleiche Haufen sind.
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                            #14
                            @Knorke:
                            Wie ist deine Einschätzung jetzt? Die Hauptverdächtigen sollen mit einer "Anti-Terror-Einheit" ('Rote Barette') in Verbindung stehen, die wegen ihrer Vergangeheit in Bosnien besser als Terror-Einheit zu bezeichnen ist. Aber die Sauereien in Bosnien fand ja auch Djindjic gut. Auf jeden Fall hat er sich mit dieser Truppe nach dem Sturz Milosevic arrangiert und sie nicht aufgelöst. Das gleich gilt wohl für den grössten Teil der militärischen und polizeilichen Einheiten, die für Milosevic waren. Es wurden maximal der oberste Befehlshaber entfernt und durch den Stellvertretter ersetzt, wenn überhaupt etwas verändert wurde. Der serbische Staat ist unter diesen Bedingungen kein Bohlwerk für die Demokratie, sondern eine Gefahr. Umso schlimmer ist es, dass jetzt der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, was das Werk möglicher Putschisten erleichtern würde. Man könnte sogar spekulieren, dass jemand absichtlich deshalb Djindjic umgebracht, da ja dann laut Verfassung automatisch die Armee die Kontrolle übernimmt. Auf jeden Fall ist die Situation jetzt noch beunruhigender, auch die Aufrufe zur Selbstzensur der Medien durch Regierung sind nicht gerade beruhigend.

                            In den meisten Artikel der letzten Tage stand übrigens, dass Djindjic ein Opportunist und Wendehals war. Nur haben manche Autoren dies als pragmatisch oder realpolitisch gefeiert.
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                              #15
                              Nun, ich denke mal das man mit den benannten Verdächtigen schon sehr vorsichtig sein muss. Wer kann schon sagen ob diese Leute nicht von den wahren Hintermännern nur als Täter vorgeschoben werden ?
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