Unwort des Jahres 2005 ist "Entlassungsproduktivität" - SciFi-Forum

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Unwort des Jahres 2005 ist "Entlassungsproduktivität"

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    #16
    "Humankapital", "Entlassungsproduktivität" etc. mögen ja alles wirtschaftswissenschaftlich korrekte und auch bedeutende Worte sein, sie sind aber trotzdem irgendwo Euphemismen... dahinter steht nämlich immer klar die Abwertung von menschlicher Leben zu Zahlen, Profithindernissen, etc.
    Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
    Makes perfect sense.

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      #17
      Zitat von Harmakhis
      "Humankapital", "Entlassungsproduktivität" etc. mögen ja alles wirtschaftswissenschaftlich korrekte und auch bedeutende Worte sein, sie sind aber trotzdem irgendwo Euphemismen... dahinter steht nämlich immer klar die Abwertung von menschlicher Leben zu Zahlen, Profithindernissen, etc.
      Jetzt muss man aber fragen ob dies die Definitionen für das Unwort des Jahres sind? Besteht das Gremium aus Leuten, die nur dafür Augen haben? Was ist z.B. mit Worten wie "Präventivkrieg"? Deiner Beschreibung stimme ich aber zu.
      Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
      Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
      Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

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        #18
        Zitat von matrix089
        Jetzt muss man aber fragen ob dies die Definitionen für das Unwort des Jahres sind? Besteht das Gremium aus Leuten, die nur dafür Augen haben? Was ist z.B. mit Worten wie "Präventivkrieg"? Deiner Beschreibung stimme ich aber zu.
        Naja - Präventivkrieg ist aber auch keine wirklich neue Wortschöpfung - das in den letzten Jahren eher Begriffe aus den Wirtschaftswissenschaften drankamen kann auch nur einfach daran liegen daß die BWLer besonders kreativ sind wenns darum geht negatives mit neuen Wortschöpfungen zu verschleiern ...
        Zuletzt geändert von MRM; 25.01.2006, 18:33.

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          #19
          Zitat von matrix089
          An Mord ist IMO nichts Ehrenhaft. Schon gar nicht die vorgeschobenen Gründe für diese Morde. Warum ist es Ehrenhaft die 15jährige Tochter zu töten, wenn sie vom Cousin vergewaltigt wurde? Wenn überhaupt, müsste der Cousin zur Rechenschaft gezogen werden.
          Ich meinte das aus der (vernebelten)Sicht dieser Familien. Bzw.ihre Begründungen. Ich selber finde sowas natürlich nicht ehrenhaft.

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            #20
            Zum Unwort des letzten Jahrhunderts wurde übrigens das im WK I kreierte "Menschenmaterial" ernannt.

            Also nix mit antineoliberal oder so.

            Aber das in Zeiten, in denen alte Mechanismen ihre Gültigkeit verlieren (z.B., das Firmen, die absolute Rekordgewinne ihrer gesamten Unternehmensgeschichte scheffeln, keine Leute entlassen), die neuen Mechanismen - auch sprachlich - mal unter die Lupe genommen werden, das finde ich nur konsequent.
            Die Anonymisierung des Kapitals und die Abweisung von Verantwortung spiegeln sich eben auch sprachlich wieder. Und Aufgabe von Sprachwissenschaft ist es, das aufzudecken.
            Vor ein paar Jahren mal war "Kollateralschaden" (Nette Umschreibung für "elend verreckte Zivilisten") mal das Unwort des Jahres... War auch nix mit Wirtschaft.
            Sicher, angesichts der Geheimdinestskandale hätte man z.B. auch "folterähnliche Methoden" wählen können, aber man hat sich halt mal wieder für die Wirtschaft entschieden.
            Finde ich in Ordnung, jedes Jahr werden die karten neu gemischt...
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              #21
              Ich weiß nicht, was Ihr gegen die Unwort-Ernennung (an sich) eigentlich habt?
              Mein Kumpel hat ein Buch mit allerhand witzigen Dingen drin ("Wußten Sie das auch schon....?") und da sind auch die ganzen Unwörter der letzen 20 Jahre drin.
              Im Prinzip ist das ein Spiegel der Zeit, an dem man sehen kann, was in dem Jahr ein aktuelles Thema war und uns somit daran erinnert.
              Gleichzeit ist es auch eine Anprangerung (nicht immer), gerade in diesem Jahr!
              Oder ist Euch gar nicht aufgefallen, wie Menschenverachtend "Entlassungsproduktivität" ist?!? Hiermit wird einem ins Gesicht gespuckt, dass das auf die Straße setzen von Menschen für Unternehmen produktiv ist, dass wir nichts wert sind!
              Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi; 1181 od. 82 - 1226)

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                #22
                Zitat von Valen
                Gleichzeit ist es auch eine Anprangerung (nicht immer), gerade in diesem Jahr!
                Oder ist Euch gar nicht aufgefallen, wie Menschenverachtend "Entlassungsproduktivität" ist?!? Hiermit wird einem ins Gesicht gespuckt, dass das auf die Straße setzen von Menschen für Unternehmen produktiv ist, dass wir nichts wert sind!
                Seufz...es ist dann produktiv Entlassungen vorzunehmen, wenn die abgebauten Arbeitsplätze die Gesamteffizienz eines Unternehmens drücken. Das ist weder beliebig weit durchführbar, noch hat es was mit ins Gesicht spucken zu tun. Das ist ein simpler rechnerischer Vorgang. Vielleicht kannst du mir ja ein politisch Korrektes Wort hierfür sagen, dann bin ich gern bereit es zu verwenden.

                Genauso letztes Jahr mit dem Humankapital. Das hat im Prinzip nichts mit einer Abwertung des Menschen zu tun, sondern ist ein Bewertungsmaßstab, in dem man Ausbildungen und andere Qualifikationen subsummiert. Da das erwerben von Ausbildungen mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, spricht man vom Humankapital.

                Ich habe immer wieder den Verdacht, dass die Herren Juroren gar keine Ahnung haben was die Wörter bedeuten, die sie da auswählen.
                LANG LEBE DER ARCHON

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                  #23
                  Zitat von Direwolf
                  Seufz...es ist dann produktiv Entlassungen vorzunehmen, wenn die abgebauten Arbeitsplätze die Gesamteffizienz eines Unternehmens drücken. Das ist weder beliebig weit durchführbar, noch hat es was mit ins Gesicht spucken zu tun. Das ist ein simpler rechnerischer Vorgang. Vielleicht kannst du mir ja ein politisch Korrektes Wort hierfür sagen, dann bin ich gern bereit es zu verwenden.

                  Genauso letztes Jahr mit dem Humankapital. Das hat im Prinzip nichts mit einer Abwertung des Menschen zu tun, sondern ist ein Bewertungsmaßstab, in dem man Ausbildungen und andere Qualifikationen subsummiert. Da das erwerben von Ausbildungen mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, spricht man vom Humankapital.

                  Ich habe immer wieder den Verdacht, dass die Herren Juroren gar keine Ahnung haben was die Wörter bedeuten, die sie da auswählen.
                  Genau das ist der Widerspruch. Ich möchte Dir deine Erklärung nicht schlecht reden. Vom rein mathematischen Standpunkt hast du recht. Aber Mathematik sind Zahlen, sind harte Fakten - Hier geht es darum das Menschen auf Zahlen reduziert werden und das das "ins Gesicht spuken" ist.
                  Das Unternehmen so handeln ist mir klar. Sie wären ja blöd, wenn sie es nicht tun, denn ihr Ziel ist es den Gewinn zu steigern und nicht zu halten (was meiner Meinung nach das Hauptproblem ist. Was ist so schlimm wenn man denselben Gewinn hat wie letztes Jahr? Heutzutage fällt der Aktienkurs ja schon wenn aus den erwarteten 10% "nur" 6% Gewinnzuwachs werden - das müsste sich ändern).
                  Aber Menschen zu behandeln als wären es Maschinen, ist es was dieses Wort "Entlassungsproduktivität" so schlecht machen. Man müsste ja die Bestandteile gar nicht mal weglassen. Zu sagen man "entlässt" Leute um Kosten zu senken, hat die selbe Aussage, aber weniger beschönigend.

                  "Humankapital" sehe ich nicht so schlimm. Schließlich wurde ja einem in der Schule schon beigebracht, dass der Mensch als 4ter Produktionsfaktor gilt (der auch gepflegt sein will mit Wissen, Erholung usw.)
                  Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
                  Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
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