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Kann man homo/bisexuell werden?

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    #16
    Zitat von blueflash
    Kannst du diese Aussage in ihrer Absolutheit belegen? ich denke nicht.
    Sie entspricht der sexualwissenschaftlichen und soziologischen Forschung zur Sexualität. Und selbstverständlich könnte ich das belegen, wenn ich dazu die Lust und die Zeit hätte, die entsprechende wissenschaftliche Literatur herauszusuchen - was ich allerdings nicht habe.

    Die waren gar nicht sooo schwachsinnig sondern über längere Zeit angelegt und vom BBC begleitet. Also zumindest nicht boulevard...
    Ja, wenn die BBC dabei war, dann muss es jawohl stimmen.
    Auch hier könnte ich mehrere Studien zusammenkramen, die alle etwas anderes aussagen. Mal sind es die jüngsten Kinder, die aber zwei ältere Brüder haben müssen, die schwul werden. Mal sind es Linkshänder, mal bekommen vor allem solche Mütter, die vorwiegend Schwestern hatten, schwule Kinder, etc. Ich halte davon nicht viel.
    Wer glaubt denn ernsthaft, dass die meisten Schwulen a) Linkshänder sind, b) zwei ältere Brüder und c) überwiegend Tanten und d) (kommt ja neu hinzu) kurze (oder lange) Finger haben? Müsste ja so sein, wenn alle diese Forschungen richtig wären. (Man kann die Merkmale übrigens beliebig austauschen, man muss sich nur vier Studien heraussuchen).
    Man muss nur in die Wissenschaftsgeschichte schauen und sich die wissenschaftliche "Würdigung" der Homosexualität betrachten. Und wer glaubt, dass unsere heutige Wissenschaft "objektiv" sei und nicht mehr vor Ideologien und Gesellschaftsvorstellungen beeinflusst werden würde wie in der Vergangenheit, der ist naiv, wie ein Blick auf das "intelligent design" zeigt.

    Zitat von chief1984 Beitrag anzeigen
    die absätze widerlegen sich aber ein bisschen.
    obwohl die veranlagung schon vorher da war, kommt dann ein punkt im leben der ihn/sie dann schwul/lesbisch macht.
    Das widerspricht sich nicht. Sexualität ist ein sozialer Prozess. Wie ich mich sexuell verhalte, wird nicht nur von meinen eigenen Trieben gesteuert gesteuert, sondern auch von meinem Verstand bzw. von der Gesellschaft, die eine gewisse Erwartungshaltung an mich stellt. Daraus kann sich ein Konflikt ergeben, der selbstverständlich bei Schwulen und Lesben immer irgendwann im Leben auftritt und dann je nach Individuum ein größeres oder auch nur ein kleines Hindernis darstellt.
    Ob deine gelebte Sexualität auch tatsächlich deiner eigentlichen Veranlagung entspricht, hängt davon ab, ob du selbst oder ob dein Umfeld deine Sexualität bestimmt.
    Wer also z.B. sein Coming Out hat, "wird" nicht schwul oder lesbisch, sondern entdeckt diese Seite an sich.

    das bedeutet für mich, das die entdeckte veranlagung ja auch nicht unbedingt dem "richtigen" entsprechen würde und sich somit wieder ändern könnte.
    Das ist letztendlich völlig irrelevant. Natürlich können Leute zeitweilig denken, sie seien schwul/lesbisch und leben dann doch wieder mit gegengeschlechtlichen Partnern zusammen, aber das ist das ganze nur von der anderen Seite.
    Republicans hate ducklings!

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      #17
      Sie entspricht der sexualwissenschaftlichen und soziologischen Forschung zur Sexualität. Und selbstverständlich könnte ich das belegen, wenn ich dazu die Lust und die Zeit hätte, die entsprechende wissenschaftliche Literatur herauszusuchen - was ich allerdings nicht habe.
      Ich finde diese Aussage wissenschaftlich höchst unbefriedigend. Man kann sie dann ja nach dem Motto: "Homosexuell ist man eben oder eben nicht" zusammenfassen. Das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
      können wir nicht?

      macht nix! wir tun einfach so als ob!

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        #18
        Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
        Ich finde diese Aussage wissenschaftlich höchst unbefriedigend. Man kann sie dann ja nach dem Motto: "Homosexuell ist man eben oder eben nicht" zusammenfassen. Das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
        Vielleicht solltest du erstmal genau lesen, was ich geschrieben. Von einem An/Aus-Dualismus zwischen entweder heterosexuell oder homosexuell, wie du es zusammenfassen würdest, steht in meinem Beitrag nämlich nichts. Und wenn du dann das, was du in meine Beiträge hineininterpretierst, für wissenschaftlich unbefriedigend hältst, tja, dafür kann ich nichts.

        Ich werde es noch einmal für dich erläutern und hoffe, dass es dann jetzt gründlich genug ist.

        Man kann nicht schwul oder lesbisch "werden". Man kann höchstens ein Coming-Out [haben] oder schwule bzw. lesbische Anteile[die selbstverständlich u.U. auch variieren können an sich "entdecken".

        Die potentielle Veranlagung war aber dann schon vorher vorhanden. Man kann seine sexuelle Veranlagung [die übrigens ganz individuell ist und sich von Mensch zu Mensch unterscheidet] nicht ändern, man kann aber durchaus schlecht über sie informiert sein.Dieser Satz bezieht sich nicht nur auf Schwule und Lesben, sondern kann ganz allgemein auf alle Menschen und alle Formen der Sexualität bezogen werden. So gilt er auch für Personen, die irgendwann etwas ausgefallenere Formen der Sexualität für sich entdecken, an die sie vorher nicht gedacht hätten oder die sie unterdrückt haben, weil sie sie für "unanständig" hielten oder sie ihnen peinlich sind, was ein typisches Beispiel für den Einfluss ist, den die Allgemeinheit auf die individuelle Sexualität nimmt.
        Republicans hate ducklings!

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          #19
          Zitat von Largo
          Ich glaube, dass Homosexualität kein biologisch erklärbares Phänomen ist, sondern sich in Abhängigkeit vom sozialen und kulturellen Umfeld herausbildet (bzw. nicht herausbildet). Eine Umgebung, in der Homosexualität als etwas selbstverständliches angesehen wird, könnte auf diese Weise etwa dazu führen, dass man eine höhere Neigung entwickelt selbst schwul/lesbisch zu werden. So kann man zum Beispiel beobachten, dass in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen Homosexualität häufiger anzutreffen ist als anderswo z.B. bei Priestern.
          Könnte es aber sein, dass eben die homosexuell veranlagten Personen solche gesellschaftlichen Gruppen eher meiden? Oder hast Du Belege dafür, dass z.B. nur 2 % (fiktive Zahl!) aller Priester weltweit homosexuell sind? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die wirkliche Zahl höher ist und dem allgemeinen "Durchschnitt" Homosexueller in der Gesellschaft recht nahe kommt.
          Ich interpretiere Deine Aussage eher so, dass eine Gesellschaft sehr mitbestimmt, in wieweit sich Homosexuelle outen. Ein wunderbares Beispiel zeigt da immernoch der Film "Brokeback Mountain". In dieser, in sich geschlossenen, Gesellschaft von Cowboys ist Homosexualität nicht geduldet und daher wird sich kaum einer wirklich dazu outen.

          Zitat von blueflash
          Es gibt da diese Studie über die Länge der Finger, die, wennsiedennstimmt, eine gewisse Korelation zwischen Homosexualität und Wachstumsmerkmalen herstellt.
          Ich kenn so eine Studie auch, aber da wurde nur ein Zusammenhang zwischen dem Testosterongehalt des Mannes und dem Verhältnis Mittelfinger-Ringfinger hergestellt. Also wurde allein eine Aussage über die "Männlichkeit" der Person gestellt. Und das schien ziemlich gut zu stimmen, denn haben Frauen rein durch Geruchsproben und einem Versuch mit dem Tanzstil der Männer (alle waren gleich angezogen, im PC auf gleiche Länge gebracht und Verundeutlicht) die Ergebnisse bestätigt. Aber ein hoher oder niedriger Testosteronwert sagt noch lange nichts über die sexuelle Neigung des Mannes aus. Viel mehr nur die Wirkung auf Frauen und wie "feminin" er rüber kommt.

          Meines Erachtens kann man nicht schwul oder lesbisch werden. Entweder man hat schon eine gewisse Neigung in sich und ist von Natur aus homo- oder bisexuell oder man ist eben heterosexuell. Daran ist ja nichts schlimmes. Nur wie die Gesellschaft damit umgeht, finde ich teilweise noch sehr haarsträubend. Manche tun so, als wäre es eine schlimme Krankheit.

          Liska
          It is the heart that gives - the fingers just let go. (Nigerianisches Sprichwort)

          Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (A. Einstein)

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            #20
            Zitat von Liska Beitrag anzeigen
            Könnte es aber sein, dass eben die homosexuell veranlagten Personen solche gesellschaftlichen Gruppen eher meiden?
            Kann sein, aber es ist eben nicht so einfach, seine gesellschaftliche Gruppe einfach zu wechseln. Die wenigsten Leute können sich aussuchen, in welcher Schicht oder in welchem Milieu sie gerne leben würden. Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass sich Homosexuelle für eine Priesterlaufbahn entscheiden, nur um unter ihresgleichen zu sein.

            Zitat von Liska Beitrag anzeigen
            Oder hast Du Belege dafür, dass z.B. nur 2 % (fiktive Zahl!) aller Priester weltweit homosexuell sind? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die wirkliche Zahl höher ist und dem allgemeinen "Durchschnitt" Homosexueller in der Gesellschaft recht nahe kommt.
            Die Priester waren ein Beispiel dafür, dass Homosexualität in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen häufiger anzutreffen ist als anderswo. Dagegen sagt mir meine Intuition, dass Homosexualität bei Arbeitern eher selten vorkommt. Beweise dafür habe ich keine.

            Zitat von Liska Beitrag anzeigen
            Ich interpretiere Deine Aussage eher so, dass eine Gesellschaft sehr mitbestimmt, in wieweit sich Homosexuelle outen.
            Gesellschaftliche Zwänge können auch dazu beitragen, ob und wie sich Homosexuelle outen. Darüber hinaus glaube ich aber, dass gesellschaftliche Zwänge selbst Einfluss auf die sexuelle Orientierung eines Menschen haben. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die meisten Bedürfnisse und auch einige Krankheiten (z.B. Magersucht) auf das soziale und kulturelle Umfeld der Menschen zurückzuführen sind.
            Mein Profil bei Last-FM:
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              #21
              Zitat von Largo Beitrag anzeigen
              Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass sich Homosexuelle für eine Priesterlaufbahn entscheiden, nur um unter ihresgleichen zu sein.
              Da hast Du mich mißverstanden. Ich hatte Deine Aussage so interpretiert, dass es unter Priestern relativ wenig Homosexuelle gibt. Ich meine hingegen, dass es sehr wohl homosexuelle Priester gibt. Es muß sich doch jeder für sich selber entscheiden, was er machen möchte. Und das alle Priester schwul sind glaube ich nun wirklich nicht

              Zitat von Largo Beitrag anzeigen
              Die Priester waren ein Beispiel dafür, dass Homosexualität in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen häufiger anzutreffen ist als anderswo. Dagegen sagt mir meine Intuition, dass Homosexualität bei Arbeitern eher selten vorkommt. Beweise dafür habe ich keine.
              Was definierst Du als Arbeiter? Allgemein einen Arbeiter, der am Band steht oder nur Bauarbeiter? Bei letzterem kann ich mir durchaus vorstellen, dass es da auch schwule drunter gibt. Es sind ja nicht alle so mädchenhaft wie sie gern in Film und Fernsehen vorgestellt werden.

              Liska
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                #22
                Zitat von Largo Beitrag anzeigen
                Kann sein, aber es ist eben nicht so einfach, seine gesellschaftliche Gruppe einfach zu wechseln. Die wenigsten Leute können sich aussuchen, in welcher Schicht oder in welchem Milieu sie gerne leben würden. Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass sich Homosexuelle für eine Priesterlaufbahn entscheiden, nur um unter ihresgleichen zu sein.
                Das genaue Gegenteil ist der Fall. Angehörige von benachteiligten Minderheiten wählen meist einen Lebensweg, der ihre soziale Benachteiligung auffängt. Homosexuelle wurden und werden z.B. deswegen oft Priester, weil dann niemand mehr fragt, wann sie denn heiraten würden. Im Dritten Reich z.B. gingen viele Schwule zur Marine, weil bei der Marine der Einfluss der NSDAP nicht so groß war wie in anderen Wehrmachtsteilen. Das heisst aber nicht, dass Seeluft schwul macht, sondern hat gesellschaftliche Gründe.

                Die Priester waren ein Beispiel dafür, dass Homosexualität in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen häufiger anzutreffen ist als anderswo. Dagegen sagt mir meine Intuition, dass Homosexualität bei Arbeitern eher selten vorkommt. Beweise dafür habe ich keine.
                Das stimmt nun gar nicht. Homosexualität kommt überall vor.
                Du verwechselst hier Ursache und Wirkung. In einem Milieu, in dem der Anpassungsdruck hoch ist, werden sich nur wenige Personen outen (wie z.B. auf dem Land). Ist der Druck geringer, wagen auch mehr Personen einen Schritt an die Öffentlichkeit (wie z.B. in der Stadt). Deswegen kann man nicht zu dem Schluss kommen, dass "in der Stadt wohnen" "schwul macht".
                Wer z.B. glaubt, beim deutschen Fußballbund gäbe eine keine Schwulen bzw. Homosexuelle, weil sich dort niemand outet, der ignoriert, wie hoch der Druck dort ist.

                Gesellschaftliche Zwänge können auch dazu beitragen, ob und wie sich Homosexuelle outen.
                Es ist nicht nur so, dass sie dazu beitragen, sie sind der Hauptgrund.

                Darüber hinaus glaube ich aber, dass gesellschaftliche Zwänge selbst Einfluss auf die sexuelle Orientierung eines Menschen haben. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die meisten Bedürfnisse und auch einige Krankheiten (z.B. Magersucht) auf das soziale und kulturelle Umfeld der Menschen zurückzuführen sind.
                Homosexualität ist keine Krankheit, deswegen geht dein Vergleich zur Magersucht fehl.
                Republicans hate ducklings!

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                  #23
                  Also ich bin "vom anderen Ufer" aber ob man Schwul/Lebsich werden kann wenn man wirklich Hetero ist, weiß ich nicht...

                  Ich denke man wird Schwul/Lebsich geboren... Und es gibt Schwule/Leben, die Hetero leben weil die sich was vor machen...

                  Aber ob man Schwul/Lebsich wird weis ich nicht

                  Gruß

                  Dominion
                  scotty stream me up ;)
                  das leben ist ein scheiss spiel, aber die Grafik ist geil :D
                  aber leider entschieden zu real

                  Kommentar


                    #24
                    Gesellschaftliche Zwänge können auch dazu beitragen, ob und wie sich Homosexuelle outen.

                    Es ist nicht nur so, dass sie dazu beitragen, sie sind der Hauptgrund.
                    Das kann ich so bestätigen.

                    Ich bin schwul und lebe auf dem Land, noch dazu in einer hochkonservativen, sehr christlich geprägten Gegend. Wäre ich nicht eh schon der totale Außenseiter, würde mich ein offenes Coming Out endgültig ins Aus befördern und meine Familie gleich mit dazu.

                    Ich habe mich also für ein Teil-Outing entschieden. Meine Freunde wissen es und auch in Internetforen (wo mich viele auch pers. kennen) mache ich kein Geheimnis daraus. Ansonsten halte ich mich eher bedeckt.

                    MfG
                    Whyme
                    "Und wie alle Priester haben sie als erstes gelernt, Wahrheit mit "Ketzerei" zu übersetzen."
                    -Frank Herbert - Der Herr des Wüstenplaneten

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                      #25
                      Zitat von Whyme
                      Ich bin schwul und lebe auf dem Land, noch dazu in einer hochkonservativen, sehr christlich geprägten Gegend. Wäre ich nicht eh schon der totale Außenseiter, würde mich ein offenes Coming Out endgültig ins Aus befördern und meine Familie gleich mit dazu.
                      Ich finde es von der Gesellschaft in der heutigen, anscheinden doch so aufgeklärten, Zeit absolut armselig, dass man seine sexuelle Neigung verstecken "muß". Es macht einen doch nicht zu einem schlechten Menschen, nur weil man homosexuell ist. Also sollte man sich auch nicht Verstecken oder Enstschuldigen müssen.

                      Zitat von endar Beitrag anzeigen
                      Das heisst aber nicht, dass Seeluft schwul macht....


                      Liska
                      It is the heart that gives - the fingers just let go. (Nigerianisches Sprichwort)

                      Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (A. Einstein)

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                        #26
                        Zitat von Endar
                        Du verwechselst hier Ursache und Wirkung. In einem Milieu, in dem der Anpassungsdruck hoch ist, werden sich nur wenige Personen outen (wie z.B. auf dem Land). Ist der Druck geringer, wagen auch mehr Personen einen Schritt an die Öffentlichkeit (wie z.B. in der Stadt). Deswegen kann man nicht zu dem Schluss kommen, dass "in der Stadt wohnen" "schwul macht".
                        Ich gehe von einer anderen Prämisse aus als Du. Meiner Ansicht nach ist die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht von Geburt an vorbestimmt, sondern sie ist das Ergebnis einer Wechselwirkung des Menschen mit seinem sozialen Umfeld. Ein Arbeiterkind wächst z.B. in einer Umgebung auf, in der Männlichkeit und Körperkult von großer Bedeutung sind, und es entwickelt erst durch Identifikation mit seinen Eltern und Freunden bestimmte (sexuelle) Orientierungen und Bedürfnisse. Kinder in der Arbeiterschicht haben daher – so vermute ich – eine geringere Chance, homosexuelle Neigungen zu entwickeln als andere.

                        Deiner Ansicht nach hat die soziale Umgebung eines Menschen nur in insoweit einen Einfluss, als dass sie beschleunigt oder verhindert, ob eine Person anderen ihre sexuelle Neigung offenbart („Outing“). Ich stelle diesen Wirkungszusammenhang nicht in Abrede, behaupte aber, dass die sexuelle Neigung selbst durch das soziale Umfeld bestimmt oder angeregt wird.

                        Ich habe übrigens bewusst das Wort „vermuten“ verwendet, da ich mich hier auf der eher intuitiven Ebene der Alltagswahrnehmung bewege. Sollte es meinen Vermutungen widersprechende Befunde geben bin ich gerne bereit, meine Position zu korrigieren oder gar zu revidieren.

                        Keine Ahnung wie Du darauf kommst, dass ich davon ausginge, in der Stadt zu leben, mache schwul. Mir ist klar, dass es nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe an sich ist, die verantwortlich für die Herausbildung bestimmter Neigungen zeichnet, sondern die sozialen Zusammenhänge dahinter.

                        Zitat von Endar
                        Das genaue Gegenteil ist der Fall. Angehörige von benachteiligten Minderheiten wählen meist einen Lebensweg, der ihre soziale Benachteiligung auffängt. Homosexuelle wurden und werden z.B. deswegen oft Priester, weil dann niemand mehr fragt, wann sie denn heiraten würden. Im Dritten Reich z.B. gingen viele Schwule zur Marine, weil bei der Marine der Einfluss der NSDAP nicht so groß war wie in anderen Wehrmachtsteilen.
                        An dieser Stelle würde ich eine Korrektur meiner Position vornehmen. Menschen fühlen sich unter Gleichgesinnten wohl und suchen deshalb einander – wie man unter anderem in diesem Forum gut beobachten kann.
                        Umgekehrt kann aber auch (ohne, dass es dem vorigen Satz widerspräche) das soziale Umfeld selbst die Herausbildung einer bestimmten Neigung unterstützen oder bremsen. Bei der Marine gibt es eben nicht nur deshalb viele Schwule, weil sie ein Anziehungspunkt für Leute ist, die schon immer schwul waren, sondern auch deshalb, weil sie gute Bedingungen bietet, um überhaupt schwul zu werden.

                        Zitat von Endar
                        Das stimmt nun gar nicht. Homosexualität kommt überall vor.
                        Etwas anderes habe ich nie behauptet. Sie kommt in allen Schichten, Milieus und Kulturen vor – jedoch (meiner Ansicht nach) in den einen häufiger als in den anderen.

                        Zitat von Endar
                        Homosexualität ist keine Krankheit, deswegen geht dein Vergleich zur Magersucht fehl.
                        Niedlicher Versuch, mich wieder einmal als Bösewicht hinzustellen.
                        Irgendwie scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass es der Dissens ist, der das Forum am Laufen hält.
                        Mein Profil bei Last-FM:
                        http://www.last.fm/user/LARG0/

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                          #27
                          Zitat von Liska Beitrag anzeigen
                          Ich finde es von der Gesellschaft in der heutigen, anscheinden doch so aufgeklärten, Zeit absolut armselig, dass man seine sexuelle Neigung verstecken "muß". Es macht einen doch nicht zu einem schlechten Menschen, nur weil man homosexuell ist. Also sollte man sich auch nicht Verstecken oder Enstschuldigen müssen.

                          [...]

                          Liska
                          Dein grechter Zorn in allen Ehren...

                          ... aber dass wir in einer aufgeklärten und toleranten Zeit leben ist leider eine Illusion. Tatsache ist, dass man oft genug negatves Feedback erfährt, wenn man sich zu seiner Homosexualität bekennt. Und nicht jeder ist der Kämpfertyp, der sich all dem aussetzt um für die Recht der Schwulen einzutreten.

                          Ich habe für mich folgenden Weg gewählt: da ich Homosexualität gleichberechtigt neben der Heterosexualität sehe, gibt es für mich keinen Grund, meine Sexualität, nur weil sie anders ist als der Stanard, so in den Vordergrund zu stellen und jedem um die Ohren zu hauen, dass ich lieber mit Männer schlafe. Ich bin einfach schwul wie der andere hetero ist und damit ist gut. Das hat nichts mit verstecken zu tun.

                          Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich damit viel mehr Toleranz für meine Homosexualität erhalten habe als andere Schwule und Lesben, die ihre Homosexualität wie eine Leuchtreklame nach außen tragen. Die Leute um mich herum haben mich als Person kennengelernt und daduch fiel es ihnen leichter mit meiner Homosexualität umzugehen. Einer meiner besten Freunde z.B. mag Schwule und Lesben so gar nicht und wenn ich ihm als Klischeeschwuler gegenüber getreten wäre, wären wir auch nicht befreundet und ich würde einen wichtigen Menschen in meinem Leben vermissen.

                          MfG
                          Whyme
                          "Und wie alle Priester haben sie als erstes gelernt, Wahrheit mit "Ketzerei" zu übersetzen."
                          -Frank Herbert - Der Herr des Wüstenplaneten

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                            #28
                            Zitat von Largo Beitrag anzeigen
                            Ich gehe von einer anderen Prämisse aus als Du. Meiner Ansicht nach ist die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht von Geburt an vorbestimmt, sondern sie ist das Ergebnis einer Wechselwirkung des Menschen mit seinem sozialen Umfeld. Ein Arbeiterkind wächst z.B. in einer Umgebung auf, in der Männlichkeit und Körperkult von großer Bedeutung sind, und es entwickelt erst durch Identifikation mit seinen Eltern und Freunden bestimmte (sexuelle) Orientierungen und Bedürfnisse. Kinder in der Arbeiterschicht haben daher – so vermute ich – eine geringere Chance, homosexuelle Neigungen zu entwickeln als andere.
                            sorry, aber das stimmt einfach nicht. gibt wirklich schon genügend wissenschaftliche erkenntnisse zu diesem thema - wie hier ja schon gesagt wurde: homo- und bisexualität zieht sich durch alle kulturen und gesellschaftsschichten und ist auch bei unseren nahen verwandten (schimpansen) in einer ähnlichen häufigkeit zu finden. es deutet also wirklich alles daraufhin, dass es sich um eine angeborene veranlagung handelt.

                            wenn dem nicht so wäre, könnte man sich homosexualität ja "abgewöhnen" oder sie "wegerziehen" - was immer wieder versucht wurde. glaubst du wirklich, dass ein umfeld, in dem homosexualität verteufelt und mit dem tod bestraft wird, dazu anregt, homosexuell zu "werden"? trotz aller strafen und verfolgungen hat es immer homosexuelle menschen gegeben. sorry, aber deine theorie haut nicht so ganz hin...
                            "Das Denken und die Methoden der Vergangenheit konnten die Weltkriege nicht verhindern,
                            aber das Denken der Zukunft muß Kriege unmöglich machen." (Albert Einstein)

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                              #29
                              @Largo: Ich denke auch das es nichts mit der gesellschaftlichen Schicht zu tun hat. In manchen Umgebungen trauen sich diejenigen es nur nicht offen auszuleben, bzw zuzugeben.

                              Also in ländlich-konservativen Gegenden wird damit taburisierter oder verklemmter umgegangen. Dagegen laufen sie in Großstädten recht offen so rum.

                              @Loerp: Du hast Recht. Und hier mal noch was aus Wikipedia

                              Sigmund Freud stellte die These auf, dass im Grunde jeder Mensch bisexuell sei. Gesellschaftliche Zwänge und Tabus führten aber häufig zur Verdrängung des homosexuellen Anteils ins Unbewusste. Die These ist umstritten.

                              Bisexualität ist auch relativ häufig im Tierreich beobachtbar. So gelten etwa die Bonobos als eine vollständig bisexuelle Tierart, die vor allem für ihren ausgeprägten "Lesbianismus" bekannt ist. Angenommen wird hier eine über die Vermehrung hinausgehende Multifunktionalität sexuellen Verhaltens.
                              Quelle:Wikipedia

                              Also ich stimme dann eher Endars Zitat zu. Wie Freud es darstellte ist es wohl nicht. Aber das manche Menschen es selber erst gar nicht wahrnehmen das sie so veranlagt sind.

                              Das ist quasi eine Modifikation von Freuds Hypothese. Die Verallgemeinerung fällt hierbei weg.

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                                #30
                                Zitat von loerp Beitrag anzeigen
                                gibt wirklich schon genügend wissenschaftliche erkenntnisse zu diesem thema
                                Ach wirklich? An welche Studien genau denkst Du? Ich bin sehr daran interessiert.
                                Also ich habe mir mal die Mühe gemacht, mal nach "Homosexualität" + "Ursachen" zu googeln und es scheint keineswegs Konsens zu sein, dass Homosexualität genetisch erklärbar ist.

                                Auf einer Homepage aus Deinem Heimatland steht z.B.
                                "Homosexualität ist eine von mehreren gesunden, normalen Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen."
                                Das offizielle Internetportal der Stadt Wien mit Informationen, Services, Nachrichten, Veranstaltungen und vielem mehr


                                Netdoktor schreibt, dass es keine gesicherten Erkenntnisse über die Ursachen von Homosexualität gibt.


                                Web4health führt biologische, psychologische und soziale Ursachen als mögliche Einflussfaktoren an.
                                Die Frage nach den Gruenden von Homosexualität ist ein urteil ueber Homosexuelle.


                                Mag sein, dass aktuell biologische Erklärungsansätze favourisiert werden, aber nach wirklich gesicherten Erkenntnissen sieht mir das nicht aus.

                                Zitat von loerp Beitrag anzeigen
                                wenn dem nicht so wäre, könnte man sich homosexualität ja "abgewöhnen" oder sie "wegerziehen"
                                Dein Argument ist also, dass Homosexualität nicht erst nach der Geburt entwickelt werden könne, weil ja sonst alle Menschen ihre sexuellen Orientierungen permanent wechseln könnten. Die Annahme dahinter soll wohl sein, dass genetische Verhaltensdispositionen "tiefer im Menschen drin stecken" als solche, die durch Sozialisationsprozesse erworben sind. Nicht wahr?

                                Ein mögliches Gegenargument hierfür wäre, dass die Prägekraft verinnerlichter gesellschaftlicher Zwänge im Alltag tatsächlich sehr häufig beobachtbar ist. Ein unter den Bedingungen des Arbeitermilieus sozialisierter Mensch kann sich z.B. (nicht ohne weiteres) souverän in höheren sozialen Kreisen bewegen. Der Arbeiter steckt halt in ihm drin - ob er will oder nicht. Und daran lässt sich nur im begrenzten Umfang etwas ändern. Weitere Beispiele ließen sich zu Hauf aufführen.
                                Worauf ich hinaus wollte, ist, dass auch in Sozialisationsprozessen erworbene Verhaltensmuster ganz tief in uns drin stecken können - ohne, dass wir uns dessen bewusst sein mögen.

                                Zitat von loerp Beitrag anzeigen
                                glaubst du wirklich, dass ein umfeld, in dem homosexualität verteufelt und mit dem tod bestraft wird, dazu anregt, homosexuell zu "werden"?
                                Ganz recht, das glaube ich nicht. Wie ich schon sagte, besteht in sozialen Umgebungen, in denen bestimmte Verhaltensweisen (Kraftprotzerei usw.) vorgelebt werden, eine geringere Chance Homosexualität zu entwickeln.
                                Ich glaube sogar, dass in einer (fiktiven) Gesellschaft, in der Heterosexualität unter Strafe steht, Heterosexualität seltener anzutreffen ist.

                                Zitat von loerp Beitrag anzeigen
                                sorry, aber deine theorie haut nicht so ganz hin...
                                Kann sein, dass meine "Theorie" nicht stimmt - das Risiko auf der "falschen" Seite zu stehen, muss man halt eben immer mit einkalkulieren, wenn man sich ernsthaft an einer Diskussion beteiligen will. Einfach auf der Mainstream-Welle mitzuschwimmen ist dagegen keine Kunst.

                                Zitat von Skymarshal
                                @Largo: Ich denke auch das es nichts mit der gesellschaftlichen Schicht zu tun hat.
                                Dass es an der gesellschaftlichen Schicht liegt, habe ich auch nicht gesagt. Das Beispiel mit dem Arbeiter habe ich nur gebracht, weil sich jeder Diskussionteilnehmer etwas darunter vorstellen kann.
                                Mein Profil bei Last-FM:
                                http://www.last.fm/user/LARG0/

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