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Bildungskürzungen / Studiengebühren

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    Bildungskürzungen / Studiengebühren

    Bei dem relativ hohen Anteil (ok, subjektive Einschätzung) an Studenten hier eigentlich verwunderlich, daß ein solcher Thread noch nicht existiert (obwohl das thema ja schon einige Male woanders angesprochen wurde), aber nun hab ich es ja endlich mal geschafft einen aufzumachen: Es geht natürlich um die umfassenden Kürzungen in den Bildungshaushalten, die derzeit überall in der Republik stattfinden. Täglich hört man neue Horrormeldungen, und vermeindlich sichere Rückzugsgebiete gibts auch nicht mehr - seit Bayern angekündigt hat, pauschal 10% der Unibudgets zu streichen gilt auch nicht mehr "Ab in den Süden - der Bildung hinterher!". Zusätzlich zu den Kürzungen sind überall Studiengebüren im Gespräch. Noch sind diese für das Erststudium nach dem HRG verboten, doch gegen dieses klagen nun einige Unionsgeführte Bundesländer vor dem BVerfG. Die Lage ist dramatisch:

    Bayern: 10%-Kürzung des Hochschuletats, geplante Studiengebühren zwischen 400 und 600€.

    Hessen: 39 Millionen € Kürzungen, 50€ "Verwaltungskostengebühr" pro Semester, 500€ Langzeitstudiengebühr, Arbeitszeitverlängerung für Uni-Beschäftigte um 1-2 Stunden.

    Berlin: 54 Millionen € Kürzungen 2004/05, weitere 75 Millionen 2006/07 - Berlin verliert über 10.000 seiner 80.000 Studienplätze, Langzeitstudiengebühren geplant.

    Niedersachsen: 40,7 Millionen Kürzungen 2004, weitere Kürzungen 2005, flächendeckende Schließung von Fakultäten, Schließung von Fachhochschulen, absehbarer Totalverlust der TU Clausthal; 500€ Studiengebühren geplant, schon jetzt gibt es 500€ Langzeitstudiengebühr und 50€ "Verwaltungskostenbeitrag"

    Sachsen-Anhalt: 10%-Kürzung des Hochschul-Gesamthaushalts, das sind 28 Millionen €. 500€ Langzeitstudiengebür, 250€ Gebür für Gaststudenten.

    Bund: 135 Millionen € Kürzungen bei den Zuschüssen für Hochschulbau und -instandhaltung.

    Übrigens landet von den schon gezahlten oder geplanten Studiengebühren nix bei den Unis - vielmehr sollen damit Haushaltslöcher gestopft werden. Die Studis sollen also für die schlechter werdenden Zustände an den Unis auch noch bezahlen!

    Eine detailierte Analyse der Kürzungspläne (die sind nämlich nicht einfach nur willkürlich, sondern drängen in eine ganz bestimmte Richtung, Stichworte Ökonomisierung und Rückdrängung der Bildungsexpansion) überlasse ich jetzt mal max (ich bin nämlich einer der 60% dt. Studenten, die neben dem Studium jobben ), von mir nur noch folgendes:
    Es regt sich Widerstand! Noch vor einiger Zeit fast unvorstellabr, doch die Studis mobilisieren langsam und zeigen, daß sie die Streichungen, die die Unis an den Rand der Funktionsuntüchtigkeit drängen, nicht einfach hinnehmen. Hier eine Chronik der Ereignisse:

    # 24.10.2003
    -Großdemonstration in Emden gegen die Sparpläne der Regierung

    # 04.11.2003
    -Die Studierenden der JWGU Frankfurt entscheiden sich in einer ordentlichen Vollversammlung mehrheitlich zum Streik als Protestmittel

    # 05.11.2003
    -Die Uni Giessen tritt in Streik
    -Die TU Berlin tritt in Streik

    # 06.11.2003
    -Die Uni Marburg tritt in Streik
    -Die FH Frankfurt tritt in Streik
    -Start der Aktion Bildungssarg in Niedersachsen, Marsch von Emden nach Hannover
    -Vollversammlung an der Technischen Universität Braunschweig verabschiedet einstimmig eine Resolution gegen das Hochschuloptimierungskonzept (HOK)

    # 11.11.2003
    -ProfessorInnen am Otto Suhr Institut streiken (Siehe Mitteilung unter www.berlin-online.de
    -Aktionstag an der Universität in Göttingen

    # 12.11.2003
    -Großdemonstration in Hannover "Bildet die Rettung" mit 22.000 Teilnehmern (www.bildet-die-rettung.de)
    -Vollversammlung an der HU
    -Vollversammlung an der Uni Frankfurt

    # 13.11.2003
    -Berlinweite Protest-Vollversammlung vor dem Roten Rathaus

    # 15.11.2003
    -Soli-Demo in Berlin

    # 17.11.2003
    -FH Darmstadt beschliesst den Streik

    # 18.11.2003
    -Großdemo in Wiesbaden

    # 19.11.2003
    -Vollversammlung an der GSU München
    -Vollversammlung an der Bert Brecht Universität in Augsburg

    # 20.11.2003
    -14 Uhr: Großdemonstration in München
    (Weitere Informatonen unter www.denkstopp.de)
    -Weitere Demonstrationen in Regensburg und in Würzburg
    -Demonstrationen in Halle und Magdeburg
    -Vollversammlung an der FU Berlin. Der Streik wir beschlossen.

    # 22.11.2003
    -13 Uhr: Demonstration in Berlin (Brandenburger Tor)

    # 24.11.2003
    -Weitere Vollversammlung an der HU zur Planung der Streikwoche
    -Vollversammlung an der TU Darmstadt beschließt den Streik
    -Streikbeginn an der Uni Kassel
    -Vollversammlung an der Uni in Göttingen beschließt den Streik
    -Beginn der Aktionswoche der LMU München und anderen Hochschulen in Bayern

    # 25.11.2003
    -VV der TU Braunschweig beschließt für den 8.-12.12 Boykott der Lehrveranstaltungen und stattdessen eine "offene Volx-Hochschule"
    -Studentenproteste an der FH Hildesheim stllen den besuchenden Minister zur Rede

    # 26.11.2003
    -13:30 Uhr: FH Darmstadt beschließt den Streik
    -14 Uhr: Außerordentliche VV an der Uni in Konstanz
    -14 Uhr: Minister Stratmann bricht den Besuch der TU Braunschweig angesichts massiver Proteste ab
    -Weitere Vollversammlung an der Uni in Marburg: Abstimmung über eine Fortsetzung des Streiks

    # 27.11.2003
    -Demonstration in der Innenstadt in Augsburg

    # 29.11.2003
    -Bundesweites Koordinierungstreffen der Streiks und Proteste in Jena

    # 02.12.2003
    -Demo der TU, FH und HBK Braunschweig, zusammen mit Gewerkschaften

    # 03.12.2003
    -Vollversammlung und Demo an der Uni Konstanz

    # 04.12.2003
    -Vollversammlung an der Uni Wuppertal

    # 08.12.2003
    Beginn des Boykotts und der Aktionstage in Braunschweig

    # 09.12.2003
    -Streikbeginn an der HWP Hamburg

    # 10.12.2003
    -Zentrale Großdemonstration vor dem Landtag in Hannover

    Weitere Links: http://petition.foruni.de/ http://www.hochschuloptimierungskonzept.de/

    #2
    Nur mal kurz in den Raum werfen will.
    Eine Studiengebühr für Langzeitstudenten halte ich persönlich für sehr sinnvoll. Gehe ich von einer Regelstudienzeit von 9 Semestern (bzw. 10) aus, frage ich mich, was daran verwerflich sein soll, bspw. ab dem 12 Semester eine Studiengebühr einzuführen. Ausnahmen sollten jedoch machbar sein (Krankheitsfall etc.). Mit dieser Einführung sehe ich sogar den Vorteil, dass ein Optimierung des Prinzips von "Forschung und Lehre" erreicht, da hier künstlich Druck auf den Studenten ausgeübt wird.

    Selbstverständlich ist die Situation an einigen Universitäten katastrophal, liegt aber in meinen Augen an den Universitäten selbst. Viele haben es versäumt Studienrichtungen zu selektieren. Dadurch wurde sich in eine finanzielle Krise manövriert. Viele Fachbereiche sind einfach unrentabel geworden und da die Universität auch finanziell jedem Fachbereich gerecht werden müssen, ist diese Krise zu stande gekommen.
    Was ist falsch daran, in einem Bundesland das Angebot auf die Universitäten fachrichtungsspezifisch aufzuteilen? Letztendlich ist es doch egal ob ich in München oder Augsburg mein Fach studiere. Erhalte ich an beiden Unis diesen Fachbereich, arbeitet er unrentabel für eine Universität (vom Prestigegedanken einer Uni mal abgesehen).
    Ich denke diese Kürzungen zwingen die Universitäten zum notwendig gewordenen Umdenken der eigenen praktizierten Hochschulpolitik. Das die Umstrukturierung auf dem Rücken einer Generation von Studenten ausgetragen wird, mag schmerzlich sein, insbesondere dann wenn man Betroffener ist, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.


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      #3
      Da kann ich ja echt nur froh sein, dass ich fertig bin.

      Ich hätte nicht gewusst, woher ich 1000 Euro im Jahr hätte bekommen sollen. Neben der Miete, die ich von meinen Eltern bekam, habe ich mir meinen Lebensunterhalt selbst finanziert. Da wären 2,5 Monate Totalausfall gar nicht drin gewesen.

      Zumal die Zustände an den Unis eine solch hohe Summe in keinem Fall rechtfertigen.
      Als ich mich zur Magisterprüfung anmeldete, sollte ich mein halbes Hauptstudium wiederholen, weil es nicht prüfungsordnungskonform sei.
      Dummerweise wurden die Veranstaltungen aber für Magisterstudiengang angeboten. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Uni hat das Vorlesungsverzeichnis verändert und ich habe nichts wiederholt.
      Aber dafür noch 500 Euro Gebühren zu zahlen...

      Es läuft viel Larifari an den Unis, aber das lässt sich nicht mit Gebühren beheben.
      Republicans hate ducklings!

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        #4
        @Xion: Es ist ziemlich billig, immer längere Studienzeiten den Studenten anzulasten und noch billiger, sie dafür zur Kasse zu bitten. Auch die Abbrecher-Quoten steigen ständig.
        Das Studium in der Regelzeit abzuschließen, ist gar nicht möglich. Das hat der AStA meiner Uni mal für einige Studiengänge nachgewiesen. Denn es fehlen in weiten Teilen die Voraussetzungen für ein ordnungsgemäßes Studium (was ich, wie beschrieben, selbst feststellen durfte).

        Strafstudiengebühren verstoßen in der Form gegen den Grundsatz der Vertragssicherheit. Wenn ich z.B. ein Haus kaufe und 10 Jahre abzahle, kann die Bank ja auch nicht nach 6 Jahren ankommen und sagen: Wir nehmen jetzt 1000 Euro mehr im Jahr.
        Wer unter gewissen Voraussetzungen ein Studium begonnen hat, muss auch davon ausgehen können, es unter diesen Voraussetzungen beenden zu können. Dass diese Strafgebühren nur der erste Schritt sind, sieht man ja in Niedersachsen.

        Wenn man für einen einfachen Hauptseminarsschein 40 Bücher lesen muss, dann ist das ein bisschen viel. Und wenn man für einen einfachen Schein 2,5 Zeitstunden ein Referat halten muss, dann ist das vielleicht auch etwas viel. Zumal man nach Studienordnung 3-4 Scheine im Semester machen soll.
        Man soll 40 Vorlesungen die Woche in der Uni Vorlesungen besuchen (lt. Ordnung) und dazu dann 120 Bücher lesen und Arbeiten verfassen.
        Wenn man aber 20 - 30 Stunden die Woche arbeitet, um sich sein Studium zu finanzieren, dann käme man auf ca. 60 bis 70 Stunden die Woche, ohne dass man auch nur ein Wort für einen Schein getippt hätte.
        Ich habe z.B. meine Magisterarbeit zum Oktober abgegeben und das Ergebnis im Januar erhalten. Das ist auch schon wieder fast ein ganzes Semester, in dem ich rein theoretisch nur gewartet hätte. Und so summiert sich das schnell zusammen.

        Viele der sogenannten Langzeitstudenten stehen vor eben diesen Problemen und dadurch, dass man ihnen noch einmal 1000 Euro abpresst, bringt man sie sicherlich nicht dazu, ihr Studium schneller abzuschließen.
        Wenn man im sechsten Semester weiss, ich muss ab dem 13. Semester zahlen, dann kann ich mich darauf einstellen, aber wenn ich das im 12. Semester erfahre, dann ist das schon ein starkes Stück.

        Studiengebühren kann ich nur dann gutheißen, wenn
        1. das Geld in die Unis fließt und dort spürbar die Qualität verbessert. Das wird aber wohl kaum geschehen.
        2. die Summe so bemessen ist, dass auch Leute, die nicht soviel Geld haben, die Summe aufbringen können. 500 Euro pro Semester halte ich für vollkommen überzogen.
        3. die Anforderungen überprüft werden, ob sie überhaupt in der vorgegebenen Zeit abzuleisten sind.
        Republicans hate ducklings!

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          #5
          An meiner UNI (der TU Dresden) wird die Debatte um Studiengebühren seit ca. einem Jahr relativ intensiv geführt. Damals hat ein Student eine Initiative "unternehmen-selbst-beteiligen" ins Leben gerufen und damit die Sache ins Rollen gebracht. Eine der Aktionen war etwa, dass Geld gesammelt wurde, um damit die Öffnung der Bibliothek an ausgewählten Sonntagen zu finanzieren, was sogar gelang.
          In die laufende Diskussion fiel dann der Vorschlag des RCDS doch sachsenweit Studiengebühren von 1500€ pro Semester einzuführen, die durch die Aufnahme von Kredite bezahlt werden sollten. Wissenschaftsminister Rößler fand diese Idee natürlich phänomenal. Verschulden wir uns also mal alle.
          Kurz darauf wurde dann das "Dresdener Bündnis gegen Studiengebühren" gegründent und seit dem werden die Argumente Pro bzw Contra Studiengebühren mehr oder weniger freundlich ausgetauscht.
          Vorläufiger Höhepunkt bot dann eine vom StuRa durchgeführte Studentenbefragung zum Thema, deren Ergebnisse einfach nichtssagend sind, da die Auswahl der Befragten durch eine schlampige Ausführung schlicht nicht repräsentativ war.

          Der Einführung von Studiengebühren stehe ich persönlich höchst skeptisch gegenüber, da wie Jack Crow bereits schrieb, dieses Geld nur dem Stopfen von Haushaltslöcher dienen würde und die Unis nichts davon sehen würden. Was der Staat kassiert landet ja sowieso in einem großen Steuertopf. Selbst wenn die Mittel direkt den Hochschulen zufließen würden, sprich diese die Gebühren selbst einkassierten, bestünde die Gefahr, dass an anderer Stelle gekürzt wird. Nach dem Motto: Die haben ja genug Einnahmen.

          Das Schlagwort für die Universitäten ist ja momentan "Profilbildung", also die Spezialisierung auf wenige Fächer, in denen man dann sehr gute Lehrmöglichkeiten hat. Momenat läuft diese Profilbildung allerdings eher in die Richtung, dass Professorenstellen die frei werden einfach nicht mehr nachbesetzt und ganze Fakultäten geschlossen werden, unabhängig von qualitativen Werten.
          Für einen Euro durch die Spree, nächstes Jahr am Wiener See. - Treffen der Generationen 2013
          "Hey, you sass that hoopy Ford Prefect? There's a frood who really knows where his towel is." (Douglas Adams)

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            #6
            Ich muss zugeben, jetzt nicht alle Details der Pläne in Hamburge zu kennen, aber geplant (bzw. beschlossen, wenn ich mich nicht irre) sind hier Studiengebühren, für Studierende, die nicht in Hamburg wohnen, d.h. wer keine Meldebescheinigung vorlegt, der zahlt, irgendwas um 500 € herum, glaube ich.

            Und massive Kürzungen bei den Mensen sind ebenfalls geplant, was dann höhere Preise zur Folge hätte (dabei ist das Essen hier schon relativ teurer im Vergleich zu einigen anderen Hochschulen).
            "I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered" -George Best-

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              #7
              Original geschrieben von endar
              @Xion: Es ist ziemlich billig, immer längere Studienzeiten den Studenten anzulasten und noch billiger, sie dafür zur Kasse zu bitten.
              Das Studium in der Regelzeit abzuschließen, ist gar nicht möglich. Das hat der AStA meiner Uni mal für einige Studiengänge nachgewiesen. Denn es fehlen in weiten Teilen die Voraussetzungen für ein ordnungsgemäßes Studium (was ich, wie beschrieben, selbst feststellen durfte).

              Nun soweit ich mich erinnere gibt es an jeder Universität die Studienordnung und die Prüfungsordnung, in denen sehr deutlich beschrieben wird welche Pflichten, Rechte und Bedingungen für ein erfolgreiches Studium gestellt werden. Hier gilt es sich frühzeitig darauf einzurichten.
              Regelzeitbemessung der AStA scheint sich nur dann zu bestätigen, wenn man nach dem Motto studiert: Ich belege nur Seminare, die ich auch wirklich haben will.
              Der Aufschrei ist immer ziemlich gross, wenn Seminare die gerne belegt werden würden in Überschneidung mit lästigen Pflichseminaren liegen. Das als Argument anzuführen das dieses die Regelstudienzeit verlängert, weil man ja erst in drei vier Semestern erst die Möglichkeit das wiederkehrende Seminar zu belegen, ist nur eine Ausrede eines Studenten, der den Gedanken eines Studiums nicht erkannt hat.
              ICh stosse immer wieder auf den Irrglauben, das Studieren bedeutet, das ich studiere was ich will. Nein, es heisst auch Seminare zu belegen, in denen ich die Scheine für die Prüfungsordnung in der Studienrichtung erhalte trotz der Tatsache, das ich das Seminar eigentlich gar nicht belegen will.
              Eine Regelstudienzeit einzuhalten unter den von Dir genannten Vorraussetzungen ist nur schwerlich möglich, unter meinem Gesichtspunkt ist es aber wohl zu schaffen. Ich billige jedem die 2-3 Semester ÜBerhang ja gerne zu.... alles darüber ist falsche Studienplanung oder Faulheit.

              Original geschrieben von endar

              Wenn man für einen einfachen Hauptseminarsschein 40 Bücher lesen muss, dann ist das ein bisschen viel. Und wenn man für einen einfachen Schein 2,5 Zeitstunden ein Referat halten muss, dann ist das vielleicht auch etwas viel. Zumal man nach Studienordnung 3-4 Scheine im Semester machen soll.
              Man soll 40 Vorlesungen die Woche in der Uni Vorlesungen besuchen (lt. Ordnung) und dazu dann 120 Bücher lesen und Arbeiten verfassen.
              Wenn man aber 20 - 30 Stunden die Woche arbeitet, um sich sein Studium zu finanzieren, dann käme man auf ca. 60 bis 70 Stunden die Woche, ohne dass man auch nur ein Wort für einen Schein getippt hätte.
              Sorry Endar, aber wem willst du hier vom Pferd erzählen?
              Diesen Arbeitsaufwand, den Du dort beschreibst, ist doch recht weit an den Haaren herbeigezogen, wenn Du das gesamte Studium so darstellst.
              Es gibt natürlich Ausnahmen in denen Seminare mit 40 Büchern veranschlagt sind, aber selbst für diese Seminare gilt es nicht das der Student alle 40 Bücher selbst lesen muss. Setzt sich diese hohe Anzahl der zu lesenden Bücher nicht eher daraus zusammen, das ein Prof. 4-5 Literaturvorschläge (Plichtlektüre) als Primärlektüre und den Rest als Sekundärliteratur festlegt?
              Und ist es nicht eher so, dass wenn eine solch hohe Anzahl benannt wird, es für die Haltung von Seminaranteilen (2,5 stündigem Seminarvortrag) punktuell für die zu Haltenden aufgeteilt wird?
              Ich denke Du verdrehst hier das Bild vom Studieren recht gewaltig, denn nicht alle Seminare laufen unter dem von Dir benannten Schema ab und niemand zwingt einen Studenten ein solches Mammutseminar zu belegen, wenn ich mich da irre, dann muss sich die Studierfreiheit im letzten drei JAhren aber arg verändert haben. Aber zu hören ist in meinem Bekanntenkreis davon nichts.




              Ich kann das Bild vom überlasteten Studenten kaum noch hören, denn jeder der studiert hat, kann rückblickend doch fast immer sagen, dass er mit bischen mehr Organisation und mit ein paar persönlichen Einschnitten in die freie Seminarwahl, das Studium relativ schneller hätte abschliessen können. Und da der Anteil von Studenten selbst hier im Forum recht hoch ist und ich die Anzahl der Posts und ihre Güte recht gut nachvollziehen kann, scheint die Freizeit trotzdem nicht zu kurz zu kommen.
              Ich persönlich habe in Trimestern studiert (also 9 Monate am Stück) sodass man sein Studium in 3 1/4 Jahren (Regelstudienzeit) abschliessen kann. Auch ich habe ein Semester länger gebraucht. Wenn ich mir im Gegensatz dazu die Studiermentalität an der freien Uni in Hamburg als Gasthörer ansehe ist das Semesterstudieren doch etwas einfacher. Vergleiche ich die Freizeit, die ich hatte, so kann ich net nachvollziehen, wo das Problem gesehen wird, zu studieren und zu arbeiten. Für mich ist doch vieles auf persönliche Faulheit und persönliche Inkonsequenz im Studieren zurückzuführen.
              (Nachtrag: ICh beziehe mich mal ausschliesslich auf die Studiengänge der Geisteswissenschaften)
              Zuletzt geändert von Xion; 27.11.2003, 13:35.
              Leiten im Droehnen der Motoren - Zhardul, so peinlich wie die Moral!

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                #8
                Xion, ich gehe mal davon aus, dass du entweder an einer Privatuni studiert hast, oder bei der bundeswehr.

                In beiden Fällen hättest du wohl kaum für deinen Unterhalt arbeiten müssen (bei der Bundeswehr hättest du sogar noch Kohle bekommen), daher finde ich deine Kritik absolut unberechtigt, wenn du sagst, die Studies wären faul.

                Ich habe zur Zeit wegen der Studienordnung (Wirtschaftsinformatik), die einen 3-stündigen Mathekurs und einen 1-stündigen ERB Kurs vorschreibt, und der Umsetzung der Ordnung in der Praxis, die nur einen 6-stündigen Mathe und einen 2-stündigen ERB Kurs anbietet, 26 SWS. Dies zwar nur bis zum Halbsemester, aber ich weiß nicht, wie ich es noch hätte schaffen sollen danaben 15 - 20 h zu arbeiten.

                Und ich weiß auch nicht, warum in der Wirtschaft immer nur nach der 30 h Woche gekräht wird, sich Beamte aufregen, wenn sie dann 40 h arbeiten sollen, und gleichzeitig von Studenten erwartet wird, dass diese 20 h pro Woche arbeiten müssen und zusätzlich noch 30 - 40 h zu studieren (und vor Prüfungen noch mehr).

                Ich selber habe zum Glück die Möglichkeit zu hause zu wohnen, und daher muss ich nicht soviel nebenher arbeiten, aber das könnte sich auch ändern.
                "I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered" -George Best-

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                  #9
                  Original geschrieben von Xion
                  Nun soweit ich mich erinnere gibt es an jeder Universität die Studienordnung und die Prüfungsordnung, in denen sehr deutlich beschrieben wird welche Pflichten, Rechte und Bedingungen für ein erfolgreiches Studium gestellt werden. Hier gilt es sich frühzeitig darauf einzurichten.
                  Damit hast du den Idealfall hübsch in Worte gefasst und der Satz fehlt auch in keiner Ansprache auf Empfängen für Neustudenten.

                  Mit der Realität hat das aber leider überhaupt nichts zu tun, wie ich mal am Beispiel der Politikwissenschaften in Niedersachsen beschreiben will.
                  Dort wurden mir nämlich trotz einiger Informationsbesuche im Prüfungsamt nicht die richtigen Informationen mitgeteilt, was auch gar nicht möglich war, weil es den Damen und Herren dort selbst nicht bekannt war.

                  Und nun die Ordnung - zum besseren Verständnis - :
                  Das Studium gliedere sich lt. Prüfungsordnung von 1985 wie folgt:

                  Grundstudium: - vier Leistungsnachweise in folgenden Gebieten:
                  1. Politische Theorien der Geschichte
                  2. Politisches System der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union
                  3. Entwicklung politisch-sozialer Bewegung im Kontext der Geschichte des 19. und 20. Jh.
                  4. Wissenschaftstheorie und Methoden der Politikwissenschaft

                  Hauptstudium: - vier Leistungsnachweise aus folgenden Gebieten:
                  5. Politische Theorien der Gegenwart
                  6. Vergleich politischer Systeme oder Analyse eines fremden politischen Systems
                  7. Politische Soziologie
                  8. Internationale Beziehungen
                  9. Analyse eines politisch-sozialen Problemfeldes aus dem Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik

                  So steht es in der Prüfungsordnung und so war es mir übrigens auch bekannt. Erläuterungen zu der Prüfungsordnung, die übrigens auf eine Seite DIN-A4 passt oder einen Studienführer etc. - Fehlanzeige.
                  Aber braucht man ja auch nicht, ist alles ganz klar, nicht?

                  Nun wurde im Vorlesungsverzeichnis unter ein reines Hauptseminar Magister, sogar extra mit Kürzel HS angeboten "Der NS-Staat". Das habe ich dann, wie viele andere auch, belegt und dort Leistungsnachweise erbracht.

                  Nun stellte sich aber bei meiner Meldung zur Prüfung "plötzlich" heraus, dass ich dort gar keinen Leistungsnachweis hätte erbringen dürfen, denn: "Der NS-Staat", also das "Dritte Reich" sei KEIN fremdes politisches System und auch kein kein System des Auslandes. Und von daher sei der Leistungsnachweis (ein 2,5 stündiges Referat) ungültig. Den Schein könne ich, wie der für Magisterprüfungen zuständige Professor mir mitteilte, "in der Pfeife rauchen".
                  Ich hätte es darüberhinaus auch gar nicht besuchen dürfen, denn: "Der NS-Staat", also das "Dritte Reich" sei kein fremdes politisches System und auch kein kein System des Auslandes.

                  Das gleiche gilt übrigens auch für das politische System der DDR oder des Kaiserreichs, so dass lt. Prüfungsordnung Veranstaltungen zur DDR oder zum "Dritten Reich" oder der Weimarer Republik in Niedersachsen im Studium der Politikwissenschaften gar nicht belegt werden dürfen, es sei denn, zum Privatvergnügen.
                  Nun wurden aber solche Veranstaltungen sehr wohl angeboten. NACH dem netten Hinweis mit der Pfeife habe ich das Vorlesungsverzeichnis genauer betrachtet und festgestellt, dass rund 1/3 der Veranstaltungen prüfungsordnungskonform, 1/3 falsch zugeordnet und 1/3 prüfungsordnungswidrig angeboten waren.
                  Ganz abgesehen davon, dass sich die Uni Oldenburg nach außen immer selbst mit ihrem politikwissenschaftlichen DDR-Schwerpunkt rühmt.

                  Und bevor du nun sagst, dass es gelte, sich über soetwas genau zu informieren oder dass ich das ja auch hätte bemerken müssen, dann sage ich gleich, dass diese Auslegung weder dem Vorsitzenden des Fachbereichs, noch den Sachbearbeitern im Prüfungsamt noch den Kollegen des für die Magisterzulassung zuständigen Professors, die diese Veranstaltungen anboten, bekannt war.
                  Eine ähnliche Leier könnte ich auch für einen anderen Schein von mir wiederholen, der ebenfalls entgegen der Prüfungsordnung so angeboten wurde.

                  Das Fazit ist: Es ist sinnvoll, sich VOR dem Studium der Politikwissenschaften profunde Kenntnisse der Rechtsprechung des BVG anzueignen - die könnten bei der Interpretation der Prüfungsordnung durchaus hilfreich sein, ob das "Dritte Reich" nun ein fremdes politisches System sei oder eben nicht oder ob Theorien des Liberalismus der Vorkriegsjahre 1925 - 1939 nun unter "5. Politische Theorien der Gegenwart" oder "1. Politische Theorien der Geschichte" abzuhandeln seien und ob das Vorlesungsverzeichnis nach politikwissenschaftlichen Gesichtspunkten richtig aufgesetzt wurde. Dafür allerdings braucht man eigentlich ein abgeschlossenes Studium der Politikwissenschaften.

                  Und das ist nur eins von vielen Beispielen, was falsch läuft. Mich hat die Chose 3 Monate gekostet.
                  WENN man etwas an der Misere ändern will, so müssen einerseits die quantiativen Anforderungen eines Studiums überprüft und an der Realität gemessen werden - sind sie zu umfangreich? - und begleitend dazu könnte man ein stringentes Studium über die Einführung von Fristen sicherstellen, welche zwar existieren, aber nie eingehalten werden.
                  Studenten, die sich nur mit der Geldbeschaffung beschäftigen - woher nehme ich die 500 Euro für das Semester? - , werden sich nicht auf ihr Studium konzentrieren können, diejenigen, denen eine verbindliche Deadline gesetzt ist - Abgabe von Hausarbeiten nur noch im selben Semester, in dem auch die Veranstaltung lief - , aber schon!

                  Die Uni hat übrigens, wie ich schon schrieb, mittlerweile das Vorlestungsverzeichnis der Prüfungsordnung angepasst.

                  Regelzeitbemessung der AStA scheint sich nur dann zu bestätigen, wenn man nach dem Motto studiert: Ich belege nur Seminare, die ich auch wirklich haben will.
                  Der Aufschrei ist immer ziemlich gross, wenn Seminare die gerne belegt werden würden in Überschneidung mit lästigen Pflichseminaren liegen. Das als Argument anzuführen das dieses die Regelstudienzeit verlängert, weil man ja erst in drei vier Semestern erst die Möglichkeit das wiederkehrende Seminar zu belegen, ist nur eine Ausrede eines Studenten, der den Gedanken eines Studiums nicht erkannt hat.
                  Das ist reine Spekulation. Die Auswertung des AStAs beruhte nicht auf diesen Voraussetzungen.

                  ICh stosse immer wieder auf den Irrglauben, das Studieren bedeutet, das ich studiere was ich will. Nein, es heisst auch Seminare zu belegen, in denen ich die Scheine für die Prüfungsordnung in der Studienrichtung erhalte trotz der Tatsache, das ich das Seminar eigentlich gar nicht belegen will.
                  Eine Regelstudienzeit einzuhalten unter den von Dir genannten Vorraussetzungen ist nur schwerlich möglich, unter meinem Gesichtspunkt ist es aber wohl zu schaffen. Ich billige jedem die 2-3 Semester ÜBerhang ja gerne zu.... alles darüber ist falsche Studienplanung oder Faulheit.
                  Naja, erstmal wäre vorauszusetzen, dass es eine verständliche Prüfungsordnung gibt, die auch von der Verwaltung und dem Lehrkörper einheitlich ausgelegt wird, sonst kann man seine Bemühungen in der Pfeife rauchen.

                  Sorry Endar, aber wem willst du hier vom Pferd erzählen? Diesen Arbeitsaufwand, den Du dort beschreibst, ist doch recht weit an den Haaren herbeigezogen, wenn Du das gesamte Studium so darstellst.
                  Es gibt natürlich Ausnahmen in denen Seminare mit 40 Büchern veranschlagt sind, aber selbst für diese Seminare gilt es nicht das der Student alle 40 Bücher selbst lesen muss. Setzt sich diese hohe Anzahl der zu lesenden Bücher nicht eher daraus zusammen, das ein Prof. 4-5 Literaturvorschläge (Plichtlektüre) als Primärlektüre und den Rest als Sekundärliteratur festlegt?
                  Und ist es nicht eher so, dass wenn eine solch hohe Anzahl benannt wird, es für die Haltung von Seminaranteilen (2,5 stündigem Seminarvortrag) punktuell für die zu Haltenden aufgeteilt wird?
                  Ich denke Du verdrehst hier das Bild vom Studieren recht gewaltig, denn nicht alle Seminare laufen unter dem von Dir benannten Schema ab und niemand zwingt einen Studenten ein solches Mammutseminar zu belegen, wenn ich mich da irre, dann muss sich die Studierfreiheit im letzten drei JAhren aber arg verändert haben. Aber zu hören ist in meinem Bekanntenkreis davon nichts.
                  Och, ich kann hier gerne die Literaturlisten meiner Hauptseminarsarbeiten für Geschichte posten, wenn du willst.

                  Ich kann das Bild vom überlasteten Studenten kaum noch hören, denn jeder der studiert hat, kann rückblickend doch fast immer sagen, dass er mit bischen mehr Organisation und mit ein paar persönlichen Einschnitten in die freie Seminarwahl, das Studium relativ schneller hätte abschliessen können. Und da der Anteil von Studenten selbst hier im Forum recht hoch ist und ich die Anzahl der Posts und ihre Güte recht gut nachvollziehen kann, scheint die Freizeit trotzdem nicht zu kurz zu kommen.
                  Stimmt. Ich habe auch schon mal Studenten im Kino gesehen. So schlimm kann es also tatsächlich nicht sein, kann man doch auch gleich 1200 Euro Gebühr nehmen. Wenn die noch ins Kino gehen können...
                  Das faule Pack, das! Go, Strathmann, go!
                  Republicans hate ducklings!

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                    #10
                    @endar
                    Der Sarkasmus ist recht nett, aber Du hattest schon mal bessere Tage.
                    Schön und gut wenn DEINE Hauptseminararbeiten lange Literaturlisten haben, ich denke, dass meine ich meinen Fächern, dem in nichts nachstehen, aber das liegt eindeutig im eigenen Verantwortungsbereich, was man in welcher Form und Quantität verwendet.
                    Aber 40 Bücher in der Literaturliste zu haben, sagt nichts darüber wie man diese Bücher verwendet, oder willst du mir allen Ernstes glaubhaft machen, dass du 40 Bücher von vorn bis achtern gelesen hast? Diesen Eindruck vermittelt Dein Post nähmlich, von dem punktuellen Lesen und dem Selektieren der Kapitel beschreibst du nichts und ich denke, das ist schon von entscheidender Bedeutung. Wenn ich nicht studiert hätte könnte man ja nen Horror vorm Studium bekommen.
                    Nun das mit der Studienordnung ist manchmal recht verwirrend in Deinem Fall sogar studienhemmend, aber pauschalisieren kann man das mit Sicherheit nicht.

                    "Stimmt. Ich habe auch schon mal Studenten im Kino gesehen. So schlimm kann es also tatsächlich nicht sein, kann man doch auch gleich 1200 Euro Gebühr nehmen. Wenn die noch ins Kino gehen können..."

                    selten so gelacht...
                    ICh gehe in meiner Aussage aber etwas allgemeiner, das man im Rückblick auf sein Studium, Zeiten hätte sinnvoller nutzen können. Hätte man diese nach einem Trimester (Semester) getan, würden sich zeitliche Engpässe besser bewältigen lassen können.
                    Von jemandenm im Grundstudium kann man sowas nicht erwarten, von jemandem im HAuptstudium allerdings.


                    @Doom

                    Ja da hast du nicht ganz unrecht, ich habe an einer BW-Uni studiert. Das ich finanziell nicht auf meinen doch ausgeübten Nebenjob angewiesen war ist allerdings nebensächlich, denn gearbeitet habe ich trotzdem mind. 20 (meist mehr) Wochenstunden nebenbei. Und da ich mich für einen eher durschnittlichen Studenten halte, kann ich das sehr gut auf andere übertragen

                    Das es Semester gibt in denen das Nebenjoben nur unter sehr erschwerten Bedingung möglich ist, ist eher eine Herausforderung als eine unüberwindliche Belastung.
                    Leiten im Droehnen der Motoren - Zhardul, so peinlich wie die Moral!

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                      #11
                      Original geschrieben von Xion
                      ICh gehe in meiner Aussage aber etwas allgemeiner, das man im Rückblick auf sein Studium, Zeiten hätte sinnvoller nutzen können. Hätte man diese nach einem Trimester (Semester) getan, würden sich zeitliche Engpässe besser bewältigen lassen können.
                      Von jemandenm im Grundstudium kann man sowas nicht erwarten, von jemandem im HAuptstudium allerdings.
                      Du hast heute aber auch wirklich Binsenweisheiten parat.
                      Hinterher ist man immer schlauer - ja, das stimme ich dir wohl zu, nicht nur, was das Studium anbetrifft.
                      Republicans hate ducklings!

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                        #12
                        Original geschrieben von Xion
                        Eine Studiengebühr für Langzeitstudenten halte ich persönlich für sehr sinnvoll. Gehe ich von einer Regelstudienzeit von 9 Semestern (bzw. 10) aus, frage ich mich, was daran verwerflich sein soll, bspw. ab dem 12 Semester eine Studiengebühr einzuführen.
                        In meinem Studienfach (Bio) ist die Regelstudienzeit 9 Semester und der Durchschnitt über 12. Ich kenne aus meinem Semester ein oder zwei von 200, die es in etwa in der Regelstudienzeit geschafft haben. Meist es einfach nicht möglich, da sich Praktika (übrigens fast alle in der vorlesungsfreien Zeit = "Semesterferien") in den verschiedenen Fächern im Hauptstudium überschneiden.
                        Original geschrieben von Xion
                        Regelzeitbemessung der AStA scheint sich nur dann zu bestätigen, wenn man nach dem Motto studiert: Ich belege nur Seminare, die ich auch wirklich haben will.
                        Dir ist schon klar, dass wir von einer Uni reden und nicht von einer Schule? Es geht genau darum, dass zu machen, was einen interessiert! Deshalb hat auch jeder einen individuellen Stundenplan, der auf die jeweiligen Interessen zugeschnitten ist. Ein Studium soll ermöglichen wissenschaftlich zu arbeiten. Es ist aber nur möglich in einem Bereich gut zu arbeiten, wenn man/frau sich dafür begeistern kann. In der Forschung ist eine 50 Stundenwoche normal. Dafür gibt es aber oft nur halbe Stellen (auch in den aktuellen Forschungsbereichen der Biologie!) oder teilweise nur Stipendien (was deutlich weniger Kohle bedeutet). So was macht kein Mensch, wenn es um irgend etwas langweiliges oder gar ein aufgezwungenes Thema handelt. Es ist also selbstverständlich, dass schon das Studium so organisiert werden sollte, dass es den individuellen Neigungen entgegen kommt.
                        Original geschrieben von Xion
                        Viele Fachbereiche sind einfach unrentabel geworden und da die Universität auch finanziell jedem Fachbereich gerecht werden müssen, ist diese Krise zu stande gekommen.
                        Dir ist schon klar, dass wir über Unis und Grundlagenforschung reden und nicht von einem kapitalistischen Konzern? Kein Fachbereich ist rentabel. Keine kann sich selbst tragen. Unis sind keine Dienstleistungsunternehmen für die Grosskonzerne (was leider immer weniger stimmt), sondern haben als Aufgabe im wesentlichen die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchs, der Bildung und der Grundlagenforschung.

                        Momentan planen viele Landesregierungen (egal aus welchen Parteien zusammengesetzt) die Unis, wie alle anderen Bereiche der sozialen Infrastruktur, finanziell auszubluten und fördern dafür mit teilweise sehr hohen Summen private "Eliteunis" (z.B. in Bremen hat diese zeitweise mehr Kohle als die staatliche Uni erhalten). Die Entwicklung geht in die Richtung, dass nur noch wenige eine gute wissenschaftliche Bildung erwerben können, während die Mehrheit der Studenten in Schmalspurstudien (z.B. Bachelor) zu Fachidioten werden. Die Wirtschaft braucht einfach nicht viele gebildete Menschen, für die Erfordernisse der Bonzen reicht die Ausbildung zu Fachidioten aus.

                        Selbst diese stark reduzierten und verkürzten Studiengänge sollen nicht mehr frei sein, sondern selbst bezahlt werden ("Eigenverantwortung"). Damit wird die sowieso schon bestehende soziale Selektion verschärft, da sich die Mehrheit dann für ein Studium stark verschulden müsste (wie heute schon z.B. in UK und Australien), was noch zu den Schulden für den Lebensunterhalt kommen. Die meisten Studenten müssen heute in der BRD nebenher arbeiten, was natürlich auch das Studium verlängert, da es keine vernünftige (elternunabhängige) Unterstützung existiert.

                        Diese Angriffe auf die Unis sind nur ein Teil der Politik der neoliberalen Lakaien der Bosse und gehen mit Angriffen auf die Schulen, das Gesundheitssystem und den Sozialstaat einher. Deshalb wäre es notwendig, dass der Widerstand über die Unis hinaus auf alle gesellschaftlichen Bereiche gegen diese "Sparpolitik" (in Wirklichkeit eine Umverteilung zu den Reichen) ausgeweitet wird.



                        Kleine Anmerkung: in Bayern wird der Haushalt nächstes Jahr nur um 5% gekürzt. Es war wohl die Taktik der CSU ein Horrorszenario an die Wand zu malen. Als es dann massive Proteste gab (ca. die Hälfte der Münchner Studenten nach schlechter Mobilisierung auf der Strasse), wurde die Kürzung verringert. Was jetzt als Erfolg der Proteste verkauft werden kann, während in Wirklichkeit die Kürzungen immer noch an die Substanz der Unis gehen, da schon seit Jahren gespart wird und gleichzeitig die Studentenzahlen steigen (dieses Semester um 7%).
                        Resistance is fertile
                        Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
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                          #13
                          Original geschrieben von max

                          Diese Angriffe auf die Unis sind nur ein Teil der Politik der neoliberalen Lakaien der Bosse und gehen mit Angriffen auf die Schulen, das Gesundheitssystem und den Sozialstaat einher. Deshalb wäre es notwendig, dass der Widerstand über die Unis hinaus auf alle gesellschaftlichen Bereiche gegen diese "Sparpolitik" (in Wirklichkeit eine Umverteilung zu den Reichen) ausgeweitet wird.


                          Schade... bis zu diesem Absatz war ich hochbegeistert mit Dir über das Gebiet konstruktiv zu diskutieren. Ich denke Dir steht oftmals dein eigenes Weltbild mehr im Wege als es dir nutzen bringt, da Du hier schon andeutest das es wieder in die Richtung weltanschaulicher Gedanken geht.

                          Literaturvermerk:
                          Reuter/Fuchs: Bildungspolitik in Deutschland, 1998 (2002).
                          Dieses Buch beschreibt zwar kaum eine eigene MEinung zu dem Thema und bietet keine Lösungsvorschläge, ist aber ein gutes Grundlagenbuch, welches die momentane Situation der Bildungspolitik in Deutschland unter dem Aspekt zunehmender Ökonomisierung widerspiegelt.
                          Leiten im Droehnen der Motoren - Zhardul, so peinlich wie die Moral!

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                            #14
                            Original geschrieben von Xion
                            Ich denke Dir steht oftmals dein eigenes Weltbild mehr im Wege als es dir nutzen bringt, da Du hier schon andeutest das es wieder in die Richtung weltanschaulicher Gedanken geht.
                            Könntest es nicht eher sein, dass es hier um die Folgen der Politik neoliberalen Verzichtsideologen geht? Diese sind offensichtlich bereit alles kaputt zu "sparen", wenn nur irgendwie die Profite ihrer Herren erhöht werden können.
                            Resistance is fertile
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                              #15
                              Studiengebühren würde ich wirklich nur als sinnvoll erachten, wenn sie auch den Uni's zugute kommen.
                              Ich hatte mich damals für eine private Fachhochschule (mit Studiengebühren) entschieden, weil es mir dort möglich war mein Studium (Chemie-Ingenieurwesen) in der Regelstudienzeit abzuschliessen, während ich an Uni's im Umkreis meines Wohnortes 2-3 Jahre länger gebraucht hätte, weil einfach die Voraussetzungen (genügend Praktikumsplätze etc.) nicht gegeben waren (sind?).

                              ...mittlerweile hat es mich nach England verschlagen, wo interessanter weise momentan ähnliche Diskussionen über Studiengebühren laufen. ...hier denkt man allerdings an Summen von 1000-3000 Pfund (670-2000 Euro) pro Jahr und will gleichzeitig mehr Studierende aus den ärmeren Bevölkerungsschichten anlocken. ...wie das zusammen passt, will mir nicht so klar werden, aber mal sehen was sich die Politik so einfallen läßt.

                              Die Idee Langzeitstudenten stärker zu belasten finde ich nur dann fair, wenn die lange Studiendauer dem Studenten selbst anzulasten ist, sprich wenn "einfach ins Blaue studiert wird", nicht aber wenn aufgrund der Organisation der Universität eine Einhaltung der Regelstudienzeit nicht machbar ist.

                              Original geschrieben von Xion
                              Viele Fachbereiche sind einfach unrentabel geworden und da die Universität auch finanziell jedem Fachbereich gerecht werden müssen, ist diese Krise zu stande gekommen.
                              Es mag sein, dass viele Fachbereiche unrentabel geworden sind, aber dafür gibt es sicherlich verschiedene Gründe. ...was ich besonders interessant finde, ist das erschaffen neuer "Mode-studiengänge" die häufig nicht besonders durchdacht erscheinen (in meinem Gebiet habe ich öfters gesehen, dass "Allgemeine Chemie" oder "Analytische Chemie" zugunsten von "Bio-Chemie" oder Biochemisches Ingenieurwesen" ersetzt wird.) Hierbei wird zwar den momentanen Anforderungen der Wirtschaft genüge getragen, allerdings ist noch keinem aufgefallen, das diese Spezialisierung auf Nachteile haben kann, wenn der Arbeitsmarkt gesättigt ist.
                              “Oh my, that is quite toxic isn’t it?” (Weyoun) “Duty? Starfleet, the Federation? You must be pleased with yourself. You have this ship to take back to them. I hope it was worth it.” (Kilana)
                              Was hältst du von den Vorta? Der Vorta-Fanclub freut sich über deinen Besuch.

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