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Schuldfrage im 1. Weltkrieg

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    #16
    Originalbeitrag von Direwolf
    Oh man also eine so lange Antwort schreib ich nicht, obwohl da IMHO viel zu diskutieren wäre.

    Ich find du vergißt die Hauptwirkung des VV, nämlich die Erzeugung von Hass und zwar in einer Intensität wie er zuvor unbekannt war. Selbst die Soldaten im WKI sahen in ihrem Gegenüber oftmals nur Leute, die genauso tief inder ******* steckten wie sie selber, nach dem VV entstand blanker Hass. Dies ist durchaus verständlich wenn man mal bedenkt, das die Feststellung der Kriegsschuld eine Farce war und das wir alle hier nach dem VV noch Reparationen hätten zahlen sollen.
    Im Prinzip lief damals das gleiche ab wie heute in Israel und das dort immer verrücktere Führer hochkommen ist wohl nicht zu leugnen.
    Das ist schon richtig. In meinen Kriegsbriefen wird sogar Zigarettentausch und gemeinsames Weihnachten beschrieben. Sonderbar, sonderbar. Das liegt vielleicht daran, dass diejenigen, die den Vertrag aufsetzten, eben nicht diejenigen waren, die in den Schützengräben lagen.
    Endar

    P.S.: Viel zu diskutieren? Super, wir machen einen neuen Off-topic thread auf!!!
    Republicans hate ducklings!

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      #17
      Gar nicht nötig... im Off-Topic gibt es einen wunderschönen "Nationalsozialismus damals und heute" Thread wo man über alles rund um Hitler und die neuen Nazis diskutieren kann. Dem würde ein biss'l frischer Wind nicht schaden, der ist nämlich so scheintot wie Adolf Hitler in Person.

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        #18
        Originalbeitrag von AsH
        Naja, wenn ich nicht irre hätten wir schon 1988 aufgehört Reparationen zu zahlen. Aber ich denke der Versailler Vertrag ist nicht als Dokument des Hasses gegen Deutschland zu verstehen.

        Auch 1988 wären noch immer 4 Generationen, so einen Wahnsinn hatte es zuvor nie gegeben.

        Die Kriegschuld ist sicher strittig, da eben die Donaumonarchie noch mit beteiligt war, beziehungsweise sehr interessiert daran war, ihre Stellung auf den Balkan auszubauen, dass dabei Reibereien mit Russland unumgänglich waren (wie sie schon 1875 auf der Berliner Konferenz offengelegt wurden) ist klar. Allerdings hat sich das deutsche Reich ganz klar hinter Österreich-Ungarn gestellt als die Situation eskalierte.

        Da läßt du aber ein paar Interessenten aus. Frankreich wollte den Krieg, um die Niederlage von 70/71 zu rächen. England wollte den Krieg, um seine Stellung als Oberste Seemacht zu zementieren. Russland wollte den Krieg, um ihn als Ventil für die inneren Spannungen zu benutzen, das gleiche gilt für die Türkei. Serbien wollte den Krieg, um sich Kroatien und Slowenien zu greifen. Japan wollte den Krieg, um sein Kolonialreich ausbauen zu können.

        Und seit 1905 lag der Schlieffenplan vor, der einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland vorsah.

        Der Schlieffenplan war eine Reaktion auf die russisch französische Entente, die im Falle eines Krieges mit Deutschland, den Bündnisfall erklärte und zwar unabhängig von der Verschuldensfrage. Somit war ein Zweifrontenkrieg sicher und alles andere als ein solcher Plan wäre Fahrlässigkeit des Generalstabes gewesen.

        Es ist also nicht so, dass Deutschland unschuldig in den Weltkrieg gerissen wurde, sondern man hatte Alternativen.

        Sicher war Deutschland nicht unschuldig, aber es war so das ALLE den Krieg wollten und gefördert haben, man versprach sich davon so eine Art reinigendes Gewitter

        Dann bleibt zu sehen, dass die Franzosen einfach Angst hatten, immerhin hatten sie binnen 50 Jahren zweimal mit deutschen Attacken zu kämpfen gehabt und die Elsass-Lothringen Geschichte war auch weiterhin ein Konfliktfall.

        Den Krieg 70/71 haben die Franzosen angefangen, nicht die Preussen. Die haben höchstens die Franzosen verbal provoziert aber mehr auch NICHT. Im WKI haben die Deutschen Truppen erst die Westgrenzen überschritten, als bereits die ersten Russen in Ostpreussen eingefallen waren

        Man wollte sich also gegen Deutschland absichern (wie es auch nach dem 2. WK war)... und dann muss man sehen, dass die USA zwar gut gegen den VV argumentieren konnten, aber weiterhin ihre Schulden bei den Briten und Franzosen einforderten. Und grade Frankreich war angeschlagen, man denke an die Kosten die der Stellungskrieg mit sich brachte. Und dieses Geld musste man sich woanders holen, eben beim deutschen Reich, das den Krieg verloren hatte.
        Das die Summen utopisch waren und die Forderungen zu radikal bleibt bestehen, man muss aber auch bedenken, dass der Versailler Vertrag nicht von absolut blinden Vollidioten gemacht wurde, sondern schon ein Sinn dahinter steckte.
        Der VV wurde sehr wohl von Vollidioten gemacht, die nicht erkannten, das es in so einer Situation nur 2 Optionen gibt.
        a) Ich vernichte den besiegten mit aller Konsequenz und zwar so, daß er sich nie wieder erholt.
        b) Ich versuche die allgemeine Kriegsmüdigkeit zu nutzen und biete dem Feind die Hand.
        Törricht ist es hingegen den viel stärkeren Nachbarn zu demütigen und waidwund liegen zu lassen, wie es der VV tat. Diese schwäche war vielen Teilnehmern an der Konferenz klar. Es gibt bezeichnende Aussagen hierzu z.B.von Loyd George und es war auch kei Zufall das z.B. USA und Südafrika den Vertrag nicht ratifiziert haben.
        LANG LEBE DER ARCHON

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          #19

          @direwolf: Bitte antworte nicht im "Quoten", da du dann selbst nicht mehr "gequotest" werden kannst. Streich doch dann das "Quote-Zeichen" ganz und setz es in Anführungsstriche oder so.

          In zwei Punkten gebe dir recht, einmal was die Kriegsgründe anbetrifft. Der Erste Weltkrieg war gewollt. Auf allen Seiten. Deswegen scheiterten auch die hektischen Diplomaten.

          Der VV war insofern mißlungen, da er tatsächlich das erreicht hat, was du beschreiben hast (über die Widersprüchlichkeiten in der Siegerkoalition habe ich mich ja schon ausgelassen).
          Dass Amerika nicht mehr mitgemacht hat, lag aber wohl eher an der aufziehenden "splendid isolation", also dem Unwillen, sich mit Aussenpolitik zu befassen, weniger am Inhalt. Ganz im Gegenteil, eine Zersplitterung Deutschlands in Partikularstaaten hätte den 14. Punkten Wilsons klar widersprochen und ob die Demütigung Deutschlands der Auslöser für den Rückzug war, bezweifle ich.

          "Den Krieg 70/71 haben die Franzosen angefangen, nicht die Preussen. Die haben höchstens die Franzosen verbal provoziert aber mehr auch NICHT."

          1870: Der Krieg war von Preussen gewollt und somit ist Preussen auch verantworlich. Dass Bismarck durch die Veröffentlichung der Emser Depesche Napoleon III. gereizt hat, und DER dann den Krieg begann, ist doch keine Entschuldigung.
          Das war doch schon bei den Römers so, wenn die mal erobern wollten, haben die das auch so gemacht...

          Ob nun "Vollidioten" in Versailles saßen, naja, das sehe jeder, wie er mag.
          Es waren halt völlig unterschiedliche Interessen, die sich durchzusetzen versuchten und die teilweise ihre Ziele erreichten, aber eben nur teilweise. Frankreichs Rachegelüste kann ich auf jeden Fall gut nachvollziehen (rein intellektuell).

          "Im WKI haben die Deutschen Truppen erst die Westgrenzen überschritten, als bereits die ersten Russen in Ostpreussen eingefallen waren"

          Die deutschen Truppen überschritten am 3./4. August, drei Tage nach der Mobilmachung die Grenze zu Belgien, das war doch auch überhaupt erst der Grund für die britische Kriegserklärung. Die Briten waren sich nämlich nicht sicher, ob sie mitmachen wollten.
          Ob die ersten Russen bereits am 2.8. in Ostpreussen einfielen, weiss ich gar nicht, glaube ich aber nicht.
          Wie sagt man auf star trekkisch so schön: "Ich checke das!"

          Mit Gruß
          Endar
          Republicans hate ducklings!

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            #20
            Auch 1988 wären noch immer 4 Generationen, so einen Wahnsinn hatte es zuvor nie gegeben.

            Hier habe ich den Smiley vergessen, das war als Ironie gemeint, aber mangels Smiley nicht als solche erkennbar. Okay, mein Fehler.

            Frankreich wollte den Krieg, um die Niederlage von 70/71 zu rächen. England wollte den Krieg, um seine Stellung als Oberste Seemacht zu zementieren. Russland wollte den Krieg, um ihn als Ventil für die inneren Spannungen zu benutzen,

            Frankreich war nicht wirklich an diesem Krieg interessiert, da sogar den Franzosen klar war, dass sie militärisch unterlegen waren. Sicher wollte man Elsass-Lothringen zurück, aber ein Krieg wie er in diesem Falle zustandekam war nicht im Sinne der Franzosen. Immerhin trug man ihn in Frankreich aus, nicht in Deutschland. Die Russen waren auch nicht so sehr an einem Krieg mit Deutschland interessiert, die innenpolitischen Spannungen wurden durch den Weltkrieg ja noch verschärft, hat er die Bevölkerung doch noch mehr leiden lassen und somit den Revolutionären (die das DR unterstützte) geholfen. Und England hatte durchaus Angst um seine Vormachtstellung, hatte aber nicht vor diese durch einen Seekrieg zu sichern, immerhin hatte man sich zwar auf das Wettrüsten eingelassen, aber trotz mehrfacher Provokationen in Afrika, darunter der Krügerdepesche oder der Aufrüstung und der Daily Telegrapg Affäre nie einen offenen Schlagabtausch durchführte. Die Vorsicht allerdings war durch das plumpe Auftreten und die Äusserungen Wilhelms II. wohl verständlich.

            Den Krieg 70/71 haben die Franzosen angefangen, nicht die Preussen. Die haben höchstens die Franzosen verbal provoziert aber mehr auch NICHT.

            Ja, faktisch gesehen hat Bismarck nie einen Krieg angefangen, er war immer derjenige der in den Krieg gezwungen wurde. Sicher ist Frankreich auch nicht schuldlos an diesem Krieg, da man nach der Thronfolgergeschichte in Spanien einfach zu weit ging (Entschuldigung, dauerhafter Verzicht). Aber die "Emser Depesche" ist wohl mehr als verbal attackiert, da wurde ein Dokument sinnverfälschend verfremdet und zum Ultimatum umgebaut. Die Franzosen standen als Kriegstreiber da und reagierten, zugegebenermassen, so wie Bismarck das erwartet hatte. Dennoch, die Intention, dass Frankreich diesen Krieg beginnen sollte hatte Preußen...

            a) Ich vernichte den besiegten mit aller Konsequenz und zwar so, daß er sich nie wieder erholt.
            b) Ich versuche die allgemeine Kriegsmüdigkeit zu nutzen und biete dem Feind die Hand.


            So war dem aber nicht. Einmal hat man ab 1920 regelmässig Konferenzen geführt in denen die Reparationsleistungen heruntergesetzt worden waren (Young-Plan, Dawes-Plan) und das man, hätte man Deutschland auslöschen wollen, das auch hätte tun können. Die Franzosen haben oft genug ihr Interesse am Ruhrgebiet gezeigt. Das Ruhrgebiet aus dem Reichskörper herauszureissen hätte Deutschland ein für alle mal vernichtet. Und das man den VV als Teilfehler ansah, kann man an der Passivität gegenüber Hitlers Vertragsbrüchen ab '33 erkennen.

            es war auch kei Zufall das z.B. USA und Südafrika den Vertrag nicht ratifiziert

            Die ja auch beide nicht direkte Nachbarn des deutschen Reiches waren. Während England und Frankreich angeschlagen waren hatte der Krieg den USA einen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. England und Frankreich mussten dann auch noch besagte Schulden an die USA zurück zahlen und Südafrika war in dem Sinne wohl ganz unbeeindruckt von der Situation des deutschen Reiches.

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              #21
              "Frankreich war nicht wirklich an diesem Krieg interessiert, da sogar den Franzosen klar war, dass sie militärisch unterlegen waren. Sicher wollte man Elsass-Lothringen zurück, aber ein Krieg wie er in diesem Falle zustandekam war nicht im Sinne der Franzosen. Immerhin trug man ihn in Frankreich aus, nicht in Deutschland. Die Russen waren auch nicht so sehr an einem Krieg mit Deutschland interessiert, die innenpolitischen Spannungen wurden durch den Weltkrieg ja noch verschärft, hat er die Bevölkerung doch noch mehr leiden lassen und somit den Revolutionären (die das DR unterstützte) geholfen."

              Hier zäumst die aber das Pferd von hinten auf. Man wusste doch im August 14 gar nicht, WO der Krieg ausgetragen werden würde, bzw. welche innenpolitischen Folgen er haben würde.

              "So war dem aber nicht. Einmal hat man ab 1920 regelmässig Konferenzen geführt in denen die Reparationsleistungen heruntergesetzt worden waren (Young-Plan, Dawes-Plan) und das man, hätte man Deutschland auslöschen wollen, das auch hätte tun können."

              Die Konferenzen resultierten natürlich aus der Einsicht heraus, dass der Vertrag in dieser Form nicht praktikabel ist. Und Frankreich konnte natürlich AUCH NICHT alles tun, was es wollte. Da gab es auch noch die Innenpolitik und Großbritannien, die irgendwelche Annektionen sicher gaar nicht lustig gefunden hätte.

              Endar

              NACHTRAG: 2 Gross geschriebene wichtige Wörtchen nachgetragen!
              Dafür ist die Farbe ja mal was gut!

              Zuletzt geändert von endar; 19.04.2001, 23:25.
              Republicans hate ducklings!

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                #22
                Sicherlich ist die Kriegsschuldfrage brisant, gerade seit Der Fischer-Kontroverse, aber insgesamt kann man durchaus von einer allgemeinen Kriegslust ausgehen. Der Krieg war sicherlich gerade von Österreich-Ungarn und Deutschland provoziert worden, aber Russland (und somit auch Frankreich) liessen sich bereitwillig vor diesen Karren spannen.

                Durch den Blankocheck Wilhelms hatte man sich "geschickt" selbst eingeschlossen. Nun ja, der Rest Schlieffenplan etc. ist bekannt.....4 Jahre später kam der Durchbruch, nachdem Deutschland zuvor einen seperaten Waffenstilstand mit Russland aushandelte und ihnen Lenin aufhalste.

                Der VV war jetzt sicher nicht ungerechtfertigt, schliesslich war es ja auch eines von Deutschlands Hauptzielen gewesen, Frankreich nach einem Sieg als Vassalenstaat weiterbestehen zu lassen und auszupressen. Wer anderen eine Grube gräbt...

                Endlich kam kein Karthagischer Friede sondern ein etwas milderer, der aber zu Hass und Unwillen führte. Schliesslich dann auch ab 1930 der aliierte Unwille sich noch für Deutschland zu interessieren. Sicher kann man also sagen, dass der VV den WK2 begünstigte, der alleinige Auslöser ist er aber sicher nicht!
                Recht darf nie Unrecht weichen.

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                  #23
                  Originalbeitrag von AsH
                  Auch 1988 wären noch immer 4 Generationen, so einen Wahnsinn hatte es zuvor nie gegeben.

                  Hier habe ich den Smiley vergessen, das war als Ironie gemeint, aber mangels Smiley nicht als solche erkennbar. Okay, mein Fehler.

                  Frankreich wollte den Krieg, um die Niederlage von 70/71 zu rächen. England wollte den Krieg, um seine Stellung als Oberste Seemacht zu zementieren. Russland wollte den Krieg, um ihn als Ventil für die inneren Spannungen zu benutzen,

                  Frankreich war nicht wirklich an diesem Krieg interessiert, da sogar den Franzosen klar war, dass sie militärisch unterlegen waren. Sicher wollte man Elsass-Lothringen zurück, aber ein Krieg wie er in diesem Falle zustandekam war nicht im Sinne der Franzosen. Immerhin trug man ihn in Frankreich aus, nicht in Deutschland. Die Russen waren auch nicht so sehr an einem Krieg mit Deutschland interessiert, die innenpolitischen Spannungen wurden durch den Weltkrieg ja noch verschärft, hat er die Bevölkerung doch noch mehr leiden lassen und somit den Revolutionären (die das DR unterstützte) geholfen. Und England hatte durchaus Angst um seine Vormachtstellung, hatte aber nicht vor diese durch einen Seekrieg zu sichern, immerhin hatte man sich zwar auf das Wettrüsten eingelassen, aber trotz mehrfacher Provokationen in Afrika, darunter der Krügerdepesche oder der Aufrüstung und der Daily Telegrapg Affäre nie einen offenen Schlagabtausch durchführte. Die Vorsicht allerdings war durch das plumpe Auftreten und die Äusserungen Wilhelms II. wohl verständlich.

                  Den Krieg 70/71 haben die Franzosen angefangen, nicht die Preussen. Die haben höchstens die Franzosen verbal provoziert aber mehr auch NICHT.

                  Ja, faktisch gesehen hat Bismarck nie einen Krieg angefangen, er war immer derjenige der in den Krieg gezwungen wurde. Sicher ist Frankreich auch nicht schuldlos an diesem Krieg, da man nach der Thronfolgergeschichte in Spanien einfach zu weit ging (Entschuldigung, dauerhafter Verzicht). Aber die "Emser Depesche" ist wohl mehr als verbal attackiert, da wurde ein Dokument sinnverfälschend verfremdet und zum Ultimatum umgebaut. Die Franzosen standen als Kriegstreiber da und reagierten, zugegebenermassen, so wie Bismarck das erwartet hatte. Dennoch, die Intention, dass Frankreich diesen Krieg beginnen sollte hatte Preußen...

                  a) Ich vernichte den besiegten mit aller Konsequenz und zwar so, daß er sich nie wieder erholt.
                  b) Ich versuche die allgemeine Kriegsmüdigkeit zu nutzen und biete dem Feind die Hand.


                  So war dem aber nicht. Einmal hat man ab 1920 regelmässig Konferenzen geführt in denen die Reparationsleistungen heruntergesetzt worden waren (Young-Plan, Dawes-Plan) und das man, hätte man Deutschland auslöschen wollen, das auch hätte tun können. Die Franzosen haben oft genug ihr Interesse am Ruhrgebiet gezeigt. Das Ruhrgebiet aus dem Reichskörper herauszureissen hätte Deutschland ein für alle mal vernichtet. Und das man den VV als Teilfehler ansah, kann man an der Passivität gegenüber Hitlers Vertragsbrüchen ab '33 erkennen.

                  es war auch kei Zufall das z.B. USA und Südafrika den Vertrag nicht ratifiziert

                  Die ja auch beide nicht direkte Nachbarn des deutschen Reiches waren. Während England und Frankreich angeschlagen waren hatte der Krieg den USA einen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. England und Frankreich mussten dann auch noch besagte Schulden an die USA zurück zahlen und Südafrika war in dem Sinne wohl ganz unbeeindruckt von der Situation des deutschen Reiches.
                  a) Frankreich war sehr am Krieg interessiert, man rechnete nämlich mit einem schnellen Sieg, da die "Russische Dampfwalze" binnen weniger Tage Berlin erobern sollte, während die Deutschen Truppen im Westen gebunden wären. Na ja Realismus war damals halt in allen Generalstäben ein Fremdwort.
                  b) Emser Depesche ist nur leicht umformuliert worden, zu diesem Zeitpunkt war für die Franz. Regierung der Krieg schon beschlossen. Mit der Emser Depesche hat Bismark nämlich vor allem erreicht, das sich die Süddeutschen Staaten den Nordeutschen Truppen anschlossen. So etwas ist gewitzte Diplomatie, obwohl nicht zu leugnen ist, das Frankreich provoziert wurde, hat es sich selbst ins Unrecht gesetzt.
                  c) Wie hätten die Franzosen den Deutschland vernichten sollen ?? Ich meine versucht haben sie es ja, an der Saar, in der Pfalz, im Rheinland, überall haben die Franzosen versucht Separatistenbewegungen aufzubauen, es hat nur nicht funktioniert. Für eine Besetzung Deutschlands hatten sie nämlich nicht die Mittel. Ein total ausgeblutetes 40 Mio Volk, kann kein Land mit 80 Mio. Einwohnern besetzen, und außer Belgien war kein Verbündeter bereit sich an Clemeanceaus Amoklauf zu beteiligen.
                  d) Die hatten vor allem keine Lust in absehbarer Zeit wieder ihre Soldaten fern der Heimat verrecken zu sehen. Zumindest Gen. Smuts (RSA) hat dies als Begründung für seine Unterschriftsverweigerung aufgeführt.
                  LANG LEBE DER ARCHON

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                    #24
                    Originalbeitrag von AsH
                    Nochmal zur Emser Depesche.
                    Auf http://nibis.ni.schule.de/~rs-leer/gesch/ge0033.htm kannst du einmal den Originaltext und direkt daneben, Bismarcks Version von Abekens Telegramm finden. Ich denke von einer "leichten Umformulierug" kannst du hier nicht sprechend. Bismarck hat sinnverfälschend umgewandelt und ausgelassen.

                    Und diese "geschickte Politik" wendete er auch im deutsch-dänischen und im deutschen Krieg an. Trotz allem blieb der Krieg das Hauptmittel zur Erreichung seiner Ziele, nicht "geschickte Diplomatie"...
                    Nichtsdestotrotz hat er nur ein paar Worte verändert, kleine Tat große Wirkung, daß nenne ich effizient. Primär ging es ja auch um den Propagandaeffekt in Deutschland, daher auch der scharfe Ton.
                    Damals ging man nach dem Motto vor: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" und man kaum leugnen das alle Kriege Bismarks diplomatisch perfekt vorbereitet waren. Deshalb wurden sie ja auch alle gewonnen.
                    LANG LEBE DER ARCHON

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                      #25

                      man kaum leugnen das alle Kriege Bismarks diplomatisch perfekt vorbereitet waren. Deshalb wurden sie ja auch alle gewonnen.
                      _________________________
                      Emser Depesche ist nur leicht umformuliert worden, zu diesem Zeitpunkt war für die Franz. Regierung der Krieg schon beschlossen. Mit der Emser Depesche hat Bismark nämlich vor allem erreicht, das sich die Süddeutschen Staaten den Nordeutschen Truppen anschlossen. So etwas ist gewitzte Diplomatie, obwohl nicht zu leugnen ist, das Frankreich provoziert wurde, hat es sich selbst ins Unrecht gesetzt.


                      Du widersprichst dir hier selber. Einerseits behauptest du, dass Frankreich den 1871er Krieg forciert und provoziert hat, die Emser Depesche also nur ein Schutzdokument war um ein ganzdeutsches Bündnis zu erreichen, dass nur dem Schutz gilt. Andererseits sagst du selber, dass Bismarck die Kriege (du sprichst von "Bismarcks Kriegen") perfekt vorbereitet hat.
                      Ich denke, dass der "Propagandaeffekt" natürlich gewollt war, aber eben für die Offensive, nicht für die Defensive. Immerhin lief der Krieg bereits auf eine Reichsgründung hinaus bevor er beendet war.
                      Auch sollte man zur Verteidigung sehen, dass Deutschland im zweiten Weltkrieg ja auch zuerst von Polen attackiert wurde und die Christen anno dazumal Rom Rom angezündet haben.

                      Ich will aber nochmal das Hauptereignis erklären wegen dem ich dem deutschen Reich den schwarzen Peter im ersten Weltkrieg zuschiebe. Dieser schwarze Peter ist die 1914er "Blankovollmacht" an die Donaumonarchie, die ihr freie Hand ließ in der Serbienfrage. Natürlich war man eingekreist (allerdings hatte Wilhelm II. im Jahre 1890 die Chance gehabt den Rückversicherungsvertrag zu erneuern) von Gegnern und wollte den einzigen Verbündeten nicht verlieren (gut Italien war auch noch da). Allerdings zeigte Serbien die Bereitschaft zum Frieden, trotzdem erklärte ÖU den Krieg... und Deutschland stand weiter zur Blankovollmacht.
                      Ebenso fiel man zuerst in Frankreich ein, weil man nur auf einen zwei Frontenkrieg vorbereitet war und man marschierte dabei in einen neutralen Staat ein. Diese drei Ereignisse sind für mich die Hauptauslöser des WK1.

                      Man kann sagen, dass die Balkansituation so oder so eskaliert wäre, so war es allerdings Österreich-Ungarn und das deutsche Reich, die die ersten Schritte taten.

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                        #26
                        Originalbeitrag von AsH

                        Diese drei Ereignisse sind für mich die Hauptauslöser des WK1.
                        [/B]
                        Auslöser ja, aber nicht die Ursache!
                        Die Ursache für den Krieg ist in der allgemeinen "Goßwetterlage" zu suchen. Alle Seiten wollten entweder einen Krieg oder nahmen ihn billigend in Kauf. direwolf hat das mit dem Wunsch nach einem "reinigendem Gewitter" schon richtig umschrieben.

                        Gruß, Endar
                        Republicans hate ducklings!

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                          #27
                          In der Tat sprach ich vom Auslöser, so meine ich das auch. Diese drei Ereignisse sind es die direkt zu den ersten Kämpfen geführt haben.

                          Wenn ich die Ursachen bennenen sollte, die zu der allgemeinen Angespanntheit der Situation, dem Pulverfass führten, so würde ich schon 1878 mit dem Berliner Konferenz anfangen, wo man schon erkennen konnte wie brisant die Balkanfrage zwischen Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Russland war, wo Deutschland jedoch den Vorteil hatte durch den Dreikaiserbund mit beiden Seiten Österreich und Russland vermitteln zu können.
                          Als diese Bündnispolitik 1890 endete bauten sich die Spannungen immer weiter auf. Weiterhin würde ich als Ursache die wahnsinnige Vertragspolitik quer durch Europa sehen und das Wettrüsten zwischen den Nationen (vorrangig England und dem Deutschen Reich), dass auch in dem gegenseitigen Wettkampf bei der Festigung von Kolonien zu finden war.
                          Ausserdem stimmt es schon das allgemein große Angst herrschte: die Deutschen fühlten sich von der Triple-Entente eingeklammert, Frankreich befürchtete, dass der direkte Nachbar zu stark würde (immerhin war man seit 1871 zu der zweitstärksten Industrienation der Erde geworden), England hatte Angst um seine Seemacht und die Kolonien und Russland und Österreich befürchteten, dass der jeweils andere seine Macht auf Serbien ausdehnen würde.

                          Kommentar


                            #28
                            Vielleicht sollten wir diese Debatte über Versailles und co doch mal beenden. Im Endeffekt liegt es doch bei jedem einzelen wie er die historischen Fakten interpretiert. Da spielen viele Glaubensfragen eine Rolle und daher fürchte ich wir könnten uns noch ein Jahr lang streiten, ohne eien Lösung zu finden.
                            LANG LEBE DER ARCHON

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                              #29
                              Originalbeitrag von AsH
                              Ausserdem stimmt es schon das allgemein große Angst herrschte: die Deutschen fühlten sich von der Triple-Entente eingeklammert, Frankreich befürchtete, dass der direkte Nachbar zu stark würde (immerhin war man seit 1871 zu der zweitstärksten Industrienation der Erde geworden), England hatte Angst um seine Seemacht und die Kolonien und Russland und Österreich befürchteten, dass der jeweils andere seine Macht auf Serbien ausdehnen würde.
                              Ich würde da in Bezug auf Deutschland weniger von "Angst" sprechen, als von einer Art Nachholbedarf, weil man jetzt auch endlich mal Weltmacht sein wollte. Dieser Wunsch trug die allgemeinen Gedanken in Bezug auf die Politik und wurde sogar von weiten Teilen der Arbeiterschaft getragen, war also auch "Volkes Wunsch".
                              Des weiteren gab es gerade in Deutschland das Interesse der konservativen Führungsschicht, die vorschreitende Demokratisierung aufzuhalten und durch den Krieg die sich hier aufbauende Spannung abzubauen.

                              Endar
                              Republicans hate ducklings!

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                                #30
                                Originalbeitrag von Direwolf
                                Vielleicht sollten wir diese Debatte über Versailles und co doch mal beenden. Im Endeffekt liegt es doch bei jedem einzelen wie er die historischen Fakten interpretiert. Da spielen viele Glaubensfragen eine Rolle und daher fürchte ich wir könnten uns noch ein Jahr lang streiten, ohne eien Lösung zu finden.
                                Es kann doch auch mal einfach um neue Perspektiven, neue Blickweisen gehen, oder nicht?
                                Es muss doch nicht zwingend um eine "Lösung" gehen.
                                Und solange irgendjemand postet und jemand antwortet, können die doch bis zum Sankt Nimmerleinstag über den Ersten Weltkrieg oder was auch immer diskutieren. Es stört doch keinen!
                                Sense ist erst, wenn keiner mehr antwortet.

                                Gruß, Endar
                                Republicans hate ducklings!

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