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Günter Grass

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    #16
    Finde ich schon fast amüsant. Einige (viele?) freuen sich jetzt anscheinend ein Ei, dass Grass bei der SS war. Anscheinend darf es nur jene geben die dabei waren und schweigen - die sind oke - oder jene die nicht dabei waren und gegen Nationalsozialismus auftraten/-treten - die sind dann nicht so wirklich beliebt, weil sie oftmals als "Nestbeschmutzer" gelten. Auf die Idee, dass man so vehement gegen Nazitum etc auftrat/-tritt weil man selbst dabei war, auf die kommt man nicht, oder mag man nicht kommen (da ja die Nestbeschmutzer e schon ungeliebt sind und in so einem Fall wie bei Grass noch ein herrliches Ventil bieten).
    Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
    Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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      #17
      Also ich bin alles andere als ein Grass Fan. Ich mochte seine Bücher nicht und sein politischer Ductus gefiehl mir noch weniger.

      Allerdings halte ich das jetzt für eine Pseudediskussion. Grass hat ja immer gesagt, dass er als Jugendlicher überzeugter Nazi war. Von daher finde ich es ziemlich irrelevant, ob er in der Division Frusberg 3 Monate als Rekrut aka Kannonenfutter herumgehopst ist oder wie früher behauptet an einer Flak stand.

      Für mich ist diese Haltung allerdings auch leicht. Ich habe ihn nie als moralisch wichtige Instanz gesehen
      LANG LEBE DER ARCHON

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        #18
        Ich würde ihm schon vorwerfen, daß er daraus solange einen Hehle gemacht hat, auf der anderen Seite muss man auch dazu sagen, daß man in den letzten Monaten des Krieges nicht zu Waffen SS ging, sondern dazu eingezogen wurde!
        Die Tatsache, daß er als HJ´ler wohl sehr überzeugt war, hat diese Tatsache wohl begünstigt (vor allem was die Einheit anging, in die er dann versetzt wurde) , ändert aber nichts daran, daß da nicht mehr viel Freiwilligkeit war ....
        Vom Moralischen Standpunkt aus und vor allem als erhobener Zeigefinger der Nation hätte ich schon erwartet, daß er damit schneller rausgerückt wäre ..
        Hätte ihm auch so weiter nicht die Nachteile zuteil werden lassen.
        Das beste Beispiel hab ich noch in der Familie!
        Mein Onkel (mittlerweile 85 Jahre) war zum Kriegsende Unteroffizier in der Waffen SS, ging mit seiner Gruppe in Amerikanische Gefangenschaft, nachdem er seinen Jungs 45 klargemacht hat, daß die letzte Brücke in Holland nicht mehr gesprengt wird. Da wird es wohl auch einiges an Frage gegeben habe, trotz allem war er Mitglied des 1. Bundestages (für die SPD) und später für den DGB tätig...

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          #19
          Zitat von I_are_Daxter
          Vom Moralischen Standpunkt aus und vor allem als erhobener Zeigefinger der Nation hätte ich schon erwartet, daß er damit schneller rausgerückt wäre ..
          Eben, das ist es ja: Sicher täte man sich schwer, Grass einen Strick daraus zu drehen. Die Umstände und die Zeit wurden schon erwähnt. Die ganze Angelegenheit ist aber ein gefundenes Fressen für seine Kritiker (und politischen Gegner - Grass war ja immer sehr politisch!), mit denen er keineswegs sanft umgesprungen ist. Es stimmt schon, daß er sich selbst auf ein sehr hohes moralisches Ross gesetzt hat, daher muß er jetzt damit leben, wenn er kritisiert wird, denn rückblickend wirken nun viele seiner moralischen Werturteile über andere fraglich. So ehrlich hätte er zumindest sich selbst gegenüber sein müssen.

          Ich persönlich würde die Sache aber nicht so hoch hängen. Weder als Mensch, noch als Autor finde ich Grass wirklich erwähnenswert. So gesehen berührt mich das eigentlich nicht, wenngleich ich die Schadenfreude der Kritiker verstehen kann.
          Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
          -Peter Ustinov

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            #20
            Zitat von I_are_Daxter
            Ich würde ihm schon vorwerfen, daß er daraus solange einen Hehle gemacht hat, auf der anderen Seite muss man auch dazu sagen, daß man in den letzten Monaten des Krieges nicht zu Waffen SS ging, sondern dazu eingezogen wurde!
            Vielen Dank @I_are_Daxter und @Jack Crow, das war mir nicht bewusst.

            Ich bin überrascht, dass man zur SS eingezogen werden konnte, habe mich aber mittlerweile mittels Wikipedia schlau gemacht:
            Zitat von Wikipedia
            Durch die hohen Verluste an der Front wurde das Prinzip der Freiwilligkeit schließlich ganz aufgegeben. Das SS-Führungshauptamt konnte sich gegen die Wehrmachtsführung durchsetzen und in bestimmten Gebieten Rekruten einziehen.
            Bin überrascht. Die SS ist doch in Summe in Nürnberg als verbrecherische Organisation verurteilt worden, meines Wissens nach gibt es gerade bei der SS eine Kollektivschuld wegen der Freiwilligkeit... Bin jetzt ganz verwirrt, und werde das wohl nochmals nachlesen müssen.

            Ahja, Wikipeia sei Dank:
            Zitat von Wikipedia
            In den Nürnberger Prozessen wurde die SS als Gesamtorganisation der NSDAP (d.h., einschließlich der Waffen-SS, der SS-Totenkopfverbände und des SD) – mit Ausnahme der Reiter-SS und des SS-eigenenen Vereines Lebensborn – als Hauptinstrument des politischen Terrors zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt.
            Dies sollte einerseits dem Umstand Rechnung tragen, dass bei einer Gesamtzahl von mehreren hunderttausend SS-Angehörigen nicht jeder einzelne persönlich an Kriegsverbrechen beteiligt war und diese Gräueltaten nur einer relativen Minderheit zur Last gelegt wurden. Andererseits sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass diese Minderheit ihre verbrecherischen Handlungen ohne die organisatorische und moralisch-ideologische Unterstützung der Mehrheit nicht hätten durchführen können.
            Ich dachte immer, als Mitglied einer verbrecherischen Organisation wäre man Verbrecher und müsste dann erst mal seine individuelle Unschuld beweisen. Stimmt offenbar nicht, wieder mal was gelernt.
            Der Mensch ist endlich auch ein Federvieh, denn gar mancher zeigt, wie er a Feder in die Hand nimmt, dass er ein Viech ist.
            Johann Nestroy

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              #21
              Ich gestehe ein, dass auch ich erst einmal ziemlich schlucken musste, als ich diese Neuigkeiten erfuhr.

              Aber ich sehe keine Veranlassung für mich, meine Meinung über Grass zu ändern. Ganz im Gegenteil.
              Er beleuchtet einen Teil seiner Vergangenheit, welche mit Sicherheit dunkle Flecken aufweist. Damit meine ich das Ganze aus der Perspektive von Grass selbst. Nun damit an die Öffentlichkeit zu treten ist ein ganz intimer und privater Moment, zu dem sich Grass entschieden hat, und das sicherlich nicht aus PR-Gründen, wie ihm ja u.a. vorgehalten wird.
              Für mich bleibt die Integrität der Person Grass unangetastet und alleine die nun wieder auferstandenen Debatten um die Art und Weise von Vergangenheitsbewältigung zeigt doch, dass Grass um das eine mal mehr Anstoss zu sinnvollem gibt.
              Respekt!
              "Education is the most powerful weapon which you can use to change the world."Nelson Mandela
              DEUTSCHE AIDS-HILFE-DRK
              ÄRZTE OHNE GRENZEN-AMNESTY INTERNATIONAL DEUTSCHLAND

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                #22
                Zitat von Sandswind
                Es stimmt schon, daß er sich selbst auf ein sehr hohes moralisches Ross gesetzt hat, daher muß er jetzt damit leben, wenn er kritisiert wird, denn rückblickend wirken nun viele seiner moralischen Werturteile über andere fraglich. So ehrlich hätte er zumindest sich selbst gegenüber sein müssen.
                Wurde er denn je gefragt, ob der dabei war?
                Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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                  #23
                  Zitat von Eye-Q
                  Wurde er denn je gefragt, ob der dabei war?
                  Käme es denn darauf an?
                  Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                  -Peter Ustinov

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                    #24
                    Ihm ist durch jahrelange Propaganda und/oder Erziehung ein Ideal eingebläut wurden, an das er geglaubt hat. Dann stellt sich dieses Ideal plötzlich als mörderisches System heraus, und alle, die daran geglaubt haben, gelten als mitschuldig, als Verbrecher. Dass er damit nicht klargekommen ist, kann man ganz einfach nachvollziehen, wenn man sich mal ein seine Lage versetzt, und zwar mit einem ganz krassen Beispiel: Unsere Generation ist mit der Demokratie aufgewachsen. Uns wurde von Kindesbeinen an eingebläut, sie sei die einzig wahre Staatsform, und alle Staaten, die nicht demokratisch sind, seien irgendwie "schlecht". Wer hierzulande gegen die Demokratie ist, wird als Staatsfeind eingestuft und verstößt gegen Gesetze, genau wie die Widerständler im Dritten Reich, nur halt ohne Todesstrafe - so viel zum Thema Meinungsfreiheit. Jetzt stell Dir einfach mal vor, unsere Demokratie wird plötzlich abgeschafft und durch irgendein anderes System ersetzt, und mit einem Mal gelten alle, die jemals die Demokratie unterstützt haben, als Verbrecher und würden verfolgt. Wie würdest Du Dich dann fühlen?

                    Ich werfe Grass nur vor, dass er sich - vor dem Hintergrund seiner Vergangenheit und vor allem dem Verschweigen derselben - so aufgeführt hat, wie er sich aufgeführt hat. Andere die darin verstrickt waren, sind doch sicherlich nicht hingegangen und haben jedem, der nur mal geäußert hat, dass er gerne in Deutschland lebt, rechtsradikale Tendenzen unterstellt, oder? Grass aber.

                    Ich könnte ihn auch verstehen, wenn er sich darauf beschränkt hätte, tatsächliche Nazis oder Rechtsradikale anzugreifen. Das war es aber nicht. Seine Lieblingsbeschäftigung war es, Leute in diese Ecke zu stellen, die damit definitiv nichts zu tun haben, wie Adenauer, Kohl und neulich noch die begeisterten Fußball-Fans mit ihren Deutschlandfahnen.

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                      #25
                      Zitat von Imperialist
                      Und dann auch noch diese Seite hier die genau das gegenteil zu unserem Geschichtsunterricht darstellt. http://www.theologe.de/theologe4.htm
                      Uns wurde bei gebracht das die Christen gegen Hitler waren und versuchten wiederstand zu Leisten in dem sie einen Fahrer Bund oder ähnliches bildeten.
                      Kann man der Seite vertrauen oder unserem Geschitsbuch oder beidem?
                      Wie bei fast allen "selbstherausgegebenen" Internet-Quellen ist da natürlich ein wenig Vorsicht angebracht - die Seite macht ja auch ganz klar worauf sie abziehlt:
                      DER THEOLOGE zeigt den Verrat der Kirchen an der Botschaft von Jesus auf und gibt Hinweise, wie jemand den christlichen Weg zu Gott finden kann.
                      DER THEOLOGE wird von einem ehemaligen evangelisch-lutherischen Pfarrer heraus gegeben. Zu den Mitarbeitern gehören auch ein früherer römisch-katholischer Priester und ein ehemaliger römisch-katholischer Religionslehrer.
                      Was dein Geschichtsbuch so taugt kann ich so natürlich nicht sagen, aber i.A. wird da natürlich schon vereinfacht. Zu Luthers Antisemitismus gibt es aber auch eine Reihe "seriöser" Quellen, ich glaub irgendwo steht da sogar was hier im Forum zu (im sog. "Remember", falls das noch jemand kennt ). Es wahl wohl so daß Luther ursprünglich dachte die Juden würden alle in Scharen zu "seiner" reformierten Religion konvertieren, und war dann ein wenig sauer daß sie das nicht taten...

                      Zitat von Linus
                      Unsere Generation ist mit der Demokratie aufgewachsen. Uns wurde von Kindesbeinen an eingebläut, sie sei die einzig wahre Staatsform, und alle Staaten, die nicht demokratisch sind, seien irgendwie "schlecht". Wer hierzulande gegen die Demokratie ist, wird als Staatsfeind eingestuft und verstößt gegen Gesetze, genau wie die Widerständler im Dritten Reich, nur halt ohne Todesstrafe - so viel zum Thema Meinungsfreiheit. Jetzt stell Dir einfach mal vor, unsere Demokratie wird plötzlich abgeschafft und durch irgendein anderes System ersetzt, und mit einem Mal gelten alle, die jemals die Demokratie unterstützt haben, als Verbrecher und würden verfolgt. Wie würdest Du Dich dann fühlen?
                      Der Sinn des Vergleiches ist mir zwar klar, aber er ist in seinen Implikationen dennoch unsinnig - die kennzeichnende Tatsache war ja nicht, daß das vorhergehende System nun einfach so plötzlich "falsch" war, sondern die Erkenntnis daß dieses System eben verbrecherisch war. Deshalb eben die Probleme mit der eigenen Identität.

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                        #26
                        Zitat von Sandswind
                        Käme es denn darauf an?
                        Für mich würde es schon einen Unterschied machen!
                        Falls er nicht gefragt wurde, hat er auch nichts "verborgen". Es ist ja bekannt, dass sehr sehr viele aus der Gross/Vater-Generation nicht über die Zeit reden wollen und das kann punktuell auch bei ihm zutreffen; weil er sich der Mitgliedschaft bei der SS nicht rühmen mag. Aber ob er es nun erzählt (von IHM aus) ist wie gesagt seine Sache.
                        Hätte man ihn aber direkt gefragt und er hätte es eindeutig verneint, dann wäre das schon ziemlich hinterhältig gewesen.
                        Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                        Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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                          #27
                          Naja, es hat ihn wohl keiner direkt nachc einer Mitgliedschaft in der Waffen-SS befragt (wieso auch?), aber schon einige Leute zu seinen Kriegserlebnissen. Da hat er dann immer nur erzählt, er sei Flakhelfer gewesen. Ob diese Aussagen dann eine echte Lüge oder nur eine Auslassung von Wahrheit waren (und ob letzteres dann schon als Lüge zu werten ist), ist da wohl ein bischen Interpretationssache. Und daß seine alten Gegner von den Rechtskonservativen und der CDU nun darauf rumreiten, ist ja auch klar.

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                            #28
                            Naja, wirklich zu verbergen hat er das ja nicht gehabt. Die Kritik (und die Häme) rühren ja eher daher, daß er so gerne den Moralapostel spielt. Das ist das Gleiche wie bei Friedmann: "Ausgerechnet der ist endlich auch mal ins Stolpern gekommen..." Ob das jetzt die ganze Aufregung wert ist, sei mal dahingestellt.
                            Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                            -Peter Ustinov

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                              #29
                              Ironie trifft es wohl nicht so ganz?

                              Das späte Geständnis macht seine bisherigen Aussagen irgendwie unglaubwürdig. Hätte er am Anfang zugegeben, dass er den Fehler gemacht hat, daraus gelernt hat und es für die Zukunft anders machen will, hätte er für seine Arbeit und sein Tun respekt verdient.

                              Nun wirkt es aber so, als ob er sein Hab und Gut schützen wollte und deshalb erst so spät mit der Wahrheit herauskommt.

                              Mir wird es schwer fallen seinen Worten noch glauben zu schenken.
                              Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
                              Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
                              Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

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                                #30
                                Hallo,

                                ...ich finde die ganze Diskussion über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS überzogen und unnütz.

                                Kann mich nur dem Beitrag von Korrd anschließen. Gut geschrieben!!!
                                Grass ist doch nicht das reine Gewissen der Deutschen Nation und somit unfehlbar und heilig. Was ihn letztlich dazu bewegt hat, das er jetzt die „Wahrheit“ ans Tageslicht bringt, wird er uns bei Wickert vielleicht offen legen.

                                Ansonsten was will die konservative Presse erreichen? Denn gerade die ist es die Grass derzeit in der Luft zerreist. Wer weis am Ende wird sein Kopf noch auf einem Silbernen Tablett serviert.

                                Das einzige was man ihm „vorhalten“ könnte, wäre der Punkt, dass er alles von Anfang an zugeben hätte sollen. Nur wäre er dann in den Jahren danach noch ernst genommen worden als die moralische Instanz zu der er, gerade von der Presse, hochstilisiert wurde? Wohl eher nicht.

                                Gruß Night...
                                "Unzählige Menschen haben Völker und Städte beherrscht, ganz wenige nur, sich selbst."(Lucius Annaeus Seneca)
                                "Ich bin mit meinem bisschen Mensch sein derartig ausgelastet - zum Deutsch sein komm' ich ganz selten." (V. Pispers)

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