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Oskar Lafontaine

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    #31
    Zitat von max Beitrag anzeigen
    Monopole produzieren teurer, zumindest verkaufen sie teurer Monopole oder monopolähnliche Strukturen ergeben sich aus der Konkurrenz, die dazu führt, dass ein Grossteil der Konkurrenten vernichtet wird und sehr wenige Grosskonzerne übrig bleiben, die den Markt dann beherrschen.
    Das ist so nicht ganz richtig.
    Natürlich ist es Aufgabe jedes marktwirtschaftlichen Staats Kartelle usw zu verhindern, wo sie sich bilden.
    Aber Monopole bilden sich keineswegs automatisch. Diese Pauschalisierung ist falsch. Natürliche Monopolbildung oder natürliche Bildung von Polypolen hat etwas mit zunehmend oder abnehmende Skalenerträgen zu tun.

    Recht auf Eigentum gibt und gab es in zahlreichen Gesellschaften, mit dem Kapitalismus spezifisch hat dies überhaupt nichts zu tun. Im
    Einigen wir uns darauf auf Pauschalurteile zu verzichten. Im Prinzip ist jede Form, die auf Besitz aufbaut, in gewisser Weise kapitalistisch und besitzen tut eigentlich immer irgendwer irgendwas. Geld und Kapital regierte auch in Systemen die Welt, die von sich behaupteten nicht kapitalistisch gewesen zu sein. Einzige Ausnahme die Subsistenzwirtschaft.
    Weder das Eigentumsrecht, noch das Machtgefälle sind alleiniges Markenzeichen einer Wirtschaftsform.
    Aber das Recht auf Eigentum ist zentraler Punkt des Kapitalismus, wohingegen das Machtgefälle bestenfalls ein Nebenprodukt ist, weil man zusätzlich keine perfekt funktionierende Marktwirtschaft hinbekommt und Ressourcen nicht einfach herbeamen kann.
    Machtgefälle lassen sich kaum verhindern, solange keine Replikatoren erfunden sind. Denn irgendwer besitzt die knappen Ressourcen immer, ob nun ein Unternehmen, ein Staat oder sonst wer.
    Was man allerdings versuchen kann ist die Verteilung halbwegs zu regeln und Grenzen zu setzen. Die Momentane Erpressbarkeit der Politik hat etwas mit dem Wohlstandsgefälle zwischen westlichen und Entwicklungsländern zu tun. Wären sie auf unserer Lohn und Wohlstandsstufe gäbe es Konkurrenz auf Augenhöhe und das Problem wäre nicht vorhanden. Im Grunde Ironie des Schicksals, dass wir deren Kleinhaltung auf diese Weise zurückgezahlt bekommen.

    Kommunismus ist eine klassenlose und staatenlose Gesellschaft.
    Ich sprach von bisherigen kommunistischen Staaten, nicht vom Kommunismus als solchen. Dass diese selbsternannten kommunistischen Staaten mit dem eigentlichen Kommunismus wenig zu tun haben, ist mir auch klar. Der eigentliche Kommunismus ist schließlich eine nette Utopie auf einem Menschenbild, das leider nicht dem Menschen nachempfunden wurde. Ich sprach von real existierenden, praktizierten und praktikablen Formen der Vergangenheit, die alle zu den selben Machtkonzentrationen neigten. Bei den einen war es der Staat, bei anderen Kirchen, oder Unternehmen.
    Zuletzt geändert von newman; 13.07.2007, 22:10.

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      #32
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Aber Monopole bilden sich keineswegs automatisch. Diese Pauschalisierung ist falsch. Natürliche Monopolbildung oder natürliche Bildung von Polypolen hat etwas mit zunehmend oder abnehmende Skalenerträgen zu tun.
      Was ist den das Ergebnis von Konkurrenz von vielen Kleinunternehmen? Mehrere (oder nur ein) Großkonzern, die (bzw. der) den Markt beherrscht. Konkurrenz führt nicht dazu, dass die Zahl der Konkurrenten etwas gleicht bleibt, sondern dazu, dass die erfolgreicheren Unternehmen wachsen und andere Unternehmen aus dem Markt drängen (die Pleite gehen, aufgekauft werden etc.). Eine solche Entwicklung konnte man z.B. bei den Telekommunikationsunternehmen in sehr wenigen Jahren beobachten. Einzelne Handyanbieter breiteten sich weltweit aus, während der Großteil aufgekauft wurde - siehe z.B. Telekom und Vodafone (die ja u.a.. Mannesmann aufgekauft haben).
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Einigen wir uns darauf auf Pauschalurteile zu verzichten. Im Prinzip ist jede Form, die auf Besitz aufbaut, in gewisser Weise kapitalistisch
      Wolltest du nicht gerade auf Pauschalurteile verzichten? Besitz ist eben nicht typisch kapitalistisch, Besitz an Produktionsmittel ist keine kapitalistische Besonderheit. Dazu kommt eben noch, dass es haufenweise Beispiele von kapitalistischen Volkswirtschaften gibt, in denen der Kern der Wirtschaft im Staatsbesitz war (z.B. Argentinien, Frankreich und Italien in den 50er und 60er Jahren, quasi die gesamte Industrie und der Bankensektor im Staatsbesitz).
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Geld und Kapital regierte auch in Systemen die Welt, die von sich behaupteten nicht kapitalistisch gewesen zu sein. Einzige Ausnahme die Subsistenzwirtschaft.
      Dann muss man untersuchen, ob diese Selbstbezeichnung korrekt war In den letzten Jahrzehnten gab es sicher nur kapitalistische Staaten - dies gilt übrigens auch für die Regionen der Welt, wo man noch starke Elemente von Subsistenzwirtschaft findet. Auch dort findet man Agrarproduktion für den Weltmarkt, während ein Großteil der Fertigprodukte aus kapitalistischer Produktion stammen.
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Weder das Eigentumsrecht, noch das Machtgefälle sind alleiniges Markenzeichen einer Wirtschaftsform.
      Richtig, nicht diese, sondern die Produktionsverhältnisse sind entscheidend. Was ist die dominierende Produktionsweise? Sie die wichtigsten Produzenten unfreie Bauern? Lohnarbeiter? Sklaven?
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Aber das Recht auf Eigentum ist zentraler Punkt des Kapitalismus, wohingegen das Machtgefälle bestenfalls ein Nebenprodukt ist, weil man zusätzlich keine perfekt funktionierende Marktwirtschaft hinbekommt und Ressourcen nicht einfach herbeamen kann.
      Es ist genau umgedreht. Die Klassengesellschaft ist der zentrale Punkt, die aktuellen Eigentumsverhältnisse sind nur Elemente, wie die Herrschaft ideologisch gerechtfertigt wird. Da gibt es eben verschiedene Formen, z.B. eben Privatbesitz, Staatsbesitz und sogar Sonderformen wie kirchlicher Besitz (letztere gab es als Sonderform im viel stärkeren Umfang auch im Feudalismus). Je nach ideologischer Rechtfertigung, wird dann auch mit dem Recht auf Eigentum umgegangen.
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Machtgefälle lassen sich kaum verhindern, solange keine Replikatoren erfunden sind. Denn irgendwer besitzt die knappen Ressourcen immer, ob nun ein Unternehmen, ein Staat oder sonst wer.
      Wir leben heute nicht in einer Mangelgesellschaft, sondern in einer Überflussgesellschaft. In allen zentralen Bereichen gibt es starken Überfluss, z.B. es gibt deutlich mehr Nahrhungsmittel, als benötigt werden, es gibt viel zu viel Kapital, als dass es noch produktiv angelegt werden könnte etc. Frühere Klassengesellschaften beruhten auf Mangel, d.h. die herrschende Klasse kontrollierte die knappen Ressourcen. Im Kapitalismus ist es anders. Die herrschende Klasse kontrolliert den Überfluss und verhindert so, dass dieser allen zu Gute kommt. Ein gutes Beispiel sind Medikamente. Es ist nicht profitabel, Medikamente für die ganz Armen auf dieser Welt zu produzieren - entsprechend sterben diese an leicht heilbaren Krankheiten, obwohl alle nötigen Mittel vorhanden sind, um sie heilen zu können.
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Die Momentane Erpressbarkeit der Politik hat etwas mit dem Wohlstandsgefälle zwischen westlichen und Entwicklungsländern zu tun. Wären sie auf unserer Lohn und Wohlstandsstufe gäbe es Konkurrenz auf Augenhöhe und das Problem wäre nicht vorhanden.
      Das ist ein typisches Missverständnis in Bezug auf die Globalisierung. Die schärfsten Konkurrenten von deutschen Konzernen kommen nicht aus Entwicklungsländern, sondern aus anderen Staaten mit relativ hohen Löhnen. Die neue Entwicklung ist also nicht das Gefälle - das gab es im Kapitalismus sowohl in den einzelnen Staaten selbst, als auch international immer. Was sich in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu den ersten Nachkriegsjahrzehnten ("Wirtschaftswunder") grundlegend verändert hat, sind die Höhen der Profit- und Wachstumsraten. Entsprechend kann eine Regierung nicht mehr eine Wirtschaftspolitik für die eigentlichen Herrschenden UND die Mehrheit betreiben. Es nicht mehr möglich gleichzeitig die Profite und die Einkommen der Mehrheit nennenswert zu erhöhen. Wegen der geringen Wachstum- und Profitraten wird stattdessen eine Umverteilung zu den Reichsten betrieben, um das System am Laufen zu halten ("Konkurrenzfähigkeit erhalten" etc.). Der Unterschied ist nur, dass die Klassenverhältnisse wieder deutlich sind, als in den "Wirtschaftswunder"-Jahren. Es ist eben wieder ein typischer Kapitalismus, wie man ihn auch vor diesen Jahren erlebte. Oder etwas zynisch ausgedrückt: die "Globalisierung" ist die Rückkehr zum Normalzustand im Kapitalismus.
      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Ich sprach von bisherigen kommunistischen Staaten, nicht vom Kommunismus als solchen. Dass diese selbsternannten kommunistischen Staaten mit dem eigentlichen Kommunismus wenig zu tun haben, ist mir auch klar.
      Diese Staaten haben sich übrigens nicht einmal selbst als kommunistisch bezeichnet, sondern als sozialistisch. Aber Selbstbezeichnungen sind nun mal kein wirklich sinnvolles Merkmal. Entscheidend ist, was real existiert. Sozialismus hätte bedeutet, dass im Endeffekt die Arbeiterklasse die herrschende Klasse ist, d.h. die Produktionsmittel werden von den eigentlichen Produzenten kontrolliert. Dies war aber in diesen Staaten nie der Fall. Das hat nichts mit einem utopischen Menschenbild zu tun. Diese Staaten sind überwiegend Vasallenstaaten einer imperialistischen Grossmacht (Russlands) gewesen, die diese Staaten nach der Eroberung in ihr staatskapitalistisches Wirtschaftssystem eingliederte. Da diese Form des Wirtschaftssystem in den 30er bis 60er Jahren in Bezug auf Wachstum und Entwicklung (aus Sicht der Herrschenden, aber auf Kosten der Arbeiter und Bauern!) dem klassischen liberalen Modell klar überlegen war, kopierten nicht nur zahlreiche, gerade unabhängig gewordene Entwicklungsländern dieses Modell (zentrale Teile der Wirtschaft im Staatsbesitz), sondern auch diverse westliche Staaten (z.B. Südkorea oder wie schon erwähnt Frankreich, Italien, Argentinien, zahlreiche weitere südamerikanische, asiatische und europäische Staaten).
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        #33
        Zitat von max
        Was ist den das Ergebnis von Konkurrenz von vielen Kleinunternehmen? Mehrere (oder nur ein) Großkonzern, die (bzw. der) den Markt beherrscht.
        Das ist eine mögliche Entwicklung. Es gibt aber sehr viele Gegenbeispiele, die aufzeigen, dass Konkurenz nicht nur zu Pleiten führt, sondern auch zu verbesserter Arbeitsverichtung. Großkonzerne bilden sich dann, wenn die Konkurenz entweder unseriös arbeitet, also z.B zu hohe oder auch zu niedrige Preise verlangt, oder wenn die teilnehmenden Unternehmen überwiegend Aktiengesellschaften sind.
        Überhaupt glaube ich, dass einer der ausschlaggebensten Gründe für Großkonzerne die Börsen sind.
        Ohne diese durch den gang an die Börse meist nur noch an gewinn interesierten Unternehmen gäbe es weit mehr Konkurenz und es könnte sich auch wiet mehr Konkurenz gleichzeitg durchsetzen und erhalten.

        Die entscheidende Frage ist, ob dieser Nachteil gegenüber dem kapitalbringenden Vorteilen eines Börsengangs überwiegt.

        Börsen gibt es ja schon sehr lange, auch wenn man sich im letzten Jahrhundert noch etwas anderes darunten vorstellte.
        Ein problem des kapitalismus ist aber eben dieses Börsensystem.
        ich bin deswegen aber noch lange nicht gegen Aktienhandel usw..

        Ich fände es nur für unbedingt notwendig nicht das kapital in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Arbeiter, den Menschen, der sein leben nur geregelt leben kann wenn er geld verdient und dem ein gewinn in Milliardenhöhe seines unternehmens in der Regel keine vorteile verschafft.


        Zitat von max
        Wir leben heute nicht in einer Mangelgesellschaft, sondern in einer Überflussgesellschaft.
        Und mal wieder haben wir das Problem, dass es uns einfach viel zu gut geht um diese wahrheit wahrzunehmen.

        Ohne einen Krieg zu wollen, aber in dieser Hinsicht würde er uns die Augen öffnen.
        „Dass man diesen Arschlöchern immer die Welt erklären muss." (Helmut Schmidt)

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          #34
          Zitat von max Beitrag anzeigen
          Was ist den das Ergebnis von Konkurrenz von vielen Kleinunternehmen? Mehrere (oder nur ein) Großkonzern, die (bzw. der) den Markt beherrscht. Konkurrenz führt nicht dazu, dass die Zahl der Konkurrenten etwas gleicht bleibt, sondern dazu, dass die erfolgreicheren Unternehmen wachsen und andere Unternehmen aus dem Markt drängen (die Pleite gehen, aufgekauft werden etc.).
          Jain. konkurrenz ist sicher die wirtschaftliche Umsetzung des seit Jahrmillionen praktizierten Systems der Evolution und ihrem Instrument der Selektion.
          Es kommt aber mit auf das natürliche Umfeld und das Produkt an, ob sich Monopole bilden oder nicht. Ein Produkt, das pro produzierte Einheit immer teurer wird, neigt zu Konkurrenzsituationen oder aber das Unternehmen ist irgendwann gezwungen Bereiche auszulagern.

          Wolltest du nicht gerade auf Pauschalurteile verzichten? Besitz ist eben nicht typisch kapitalistisch, Besitz an Produktionsmittel ist keine kapitalistische Besonderheit.
          Der erste Satz gehört zum zweiten, wenn Kapital existiert, besitzt es auch jemand und wo Besitz ist, existiert Kapital. Rein nichtkapitalistische Systeme sehe ich im großen Rahmen außer der reinen Subsistenzwirtschaft daher nicht wirklich. Kapitalistisch ist in gewisser Weise ein Begriff, in den so ziemlich jede Tauschhandelswirtschaft eingeordnet werden kann.

          Wir leben heute nicht in einer Mangelgesellschaft, sondern in einer Überflussgesellschaft.
          Was nichts an der Situation ändert, dass keine Ressource unendlich ist, überall gleich verfügbar oder mit unendlicher Geschwindigkeit erlangbar. Daher entstehen immer, egal wo und wann, Machtgefälle zwischen jenen, welche die Ressourcen besitzen bzw. schnell an sie kommen können und jenen, die auf andere angewiesen sind sie zu erhalten.

          Das ist ein typisches Missverständnis in Bezug auf die Globalisierung. Die schärfsten Konkurrenten von deutschen Konzernen kommen nicht aus Entwicklungsländern, sondern aus anderen Staaten mit relativ hohen Löhnen.
          Was wiederum (in Bezug auf die Erpressbarkeit der Politik in Folge der Auslagerung in Billiglohnländer) nicht möglich wäre, würden die Entwicklungsstaaten die selben Lohnniveaus besitzen.
          Zuletzt geändert von newman; 15.07.2007, 00:19.

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            #35
            Zitat von Tobi Beitrag anzeigen
            Das ist eine mögliche Entwicklung. Es gibt aber sehr viele Gegenbeispiele, die aufzeigen, dass Konkurenz nicht nur zu Pleiten führt, sondern auch zu verbesserter Arbeitsverichtung. Großkonzerne bilden sich dann, wenn die Konkurenz entweder unseriös arbeitet, also z.B zu hohe oder auch zu niedrige Preise verlangt, oder wenn die teilnehmenden Unternehmen überwiegend Aktiengesellschaften sind.
            Erfolgreiche Unternehmen können expandieren und sich dann leisten, zeitweise ihre Produkte zu sehr niedrigen Profitraten oder gar unter Wert zu verkaufen - und so schwächere Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.

            Wo ist dann das Beispiel, dass kapitalistische Konkurrenz nicht dazu führt, dass Grosskonzerne den Markt beherrschen?
            Zitat von Tobi Beitrag anzeigen
            Überhaupt glaube ich, dass einer der ausschlaggebensten Gründe für Großkonzerne die Börsen sind.
            Ohne diese durch den gang an die Börse meist nur noch an gewinn interesierten Unternehmen gäbe es weit mehr Konkurenz und es könnte sich auch wiet mehr Konkurenz gleichzeitg durchsetzen und erhalten.
            Jedes Unternehmen ist im Endeffekt am Gewinn interessiert - ansonsten ist es alleine deshalb wahrscheinlich nicht erfolgreich und wird Pleite gehen. Man braucht möglichst viel Gewinn, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und zwar sowohl in der Hinsicht der Produktionskosten, als auch in Bezug auf die Preise.

            Mit der Börse alleine hat dies nicht viel zu tun. Nehmen wir Aldi als Beispiel. Aldi ist im Privatbesitz von im Endeffekt zwei Personen, genauer, es gibt ja zwei Aldi-Konzerne von zwei Brüdern. Aldi-Aktien gibt es nicht. Trotzdem ist Aldi ein Musterbeispiel dafür, wie man Konkurrenten aus dem Markt drängt und selbst immer grösser wird.
            Zitat von Tobi Beitrag anzeigen
            Ich fände es nur für unbedingt notwendig nicht das kapital in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Arbeiter, den Menschen, der sein leben nur geregelt leben kann wenn er geld verdient und dem ein gewinn in Milliardenhöhe seines unternehmens in der Regel keine vorteile verschafft.
            Das Kapital steht so lange im Mittelpunkt, wie das jeweilige Unternehmen von Kapitalisten (bzw. insgesamt "Unternehmern") kontrolliert ist bzw. in einer kapitalistischen Wirtschaft überleben muss. Wenn die Arbeiter im Mittelpunkt stehen soll, ist es auch notwendig, dass diese das Unternehmen selbst kontrollieren.

            Ansonsten fordert man selbstlose Unternehmer und sowas ist nun man unrealistisch.

            Zitat von newman[/quote
            konkurrenz ist sicher die wirtschaftliche Umsetzung des seit Jahrmillionen praktizierten Systems der Evolution und ihrem Instrument der Selektion.
            Um die Form von Selektion, wie man sie in der Biologie kennt, geht es nicht. Es geht um wirtschaftliche Konkurrenz. Diese hat natürlich oberflächliche Ähnlichkeiten mit der, die Darwin beschreibt. Aber es geht hier nicht um etwas, was so immer existiert hat. Es geht um eine Form der Konkurrenz, die für den Kapitalismus spezifisch ist.

            An dich die gleiche Frage: was soll das Beispiel dafür sein, dass diese Form von Konkurrenz nicht zu Grosskonzernen führt, die den Markt beherrschen?

            Es gibt zwar immer wieder neue Sektoren, z.B. Software, in denen die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist, aber auch da sieht man ja schon das Entstehen von Grosskonzernen. Ein Beispiel sind die Betriebssysteme (übrigens auch deshalb interessant, weil heute die einzige nennenswerte Konkurrenz von Windows, Linux, nicht-kommerziell entwickelt wurde).
            Zitat von newman
            Rein nichtkapitalistische Systeme sehe ich im großen Rahmen außer der reinen Subsistenzwirtschaft daher nicht wirklich. Kapitalistisch ist in gewisser Weise ein Begriff, in den so ziemlich jede Tauschhandelswirtschaft eingeordnet werden kann.
            Tauschhandel ist kein typisches Merkmal des Kapitalismus Typisches Merkmal des Kapitalismus ist die Warenproduktion, die auf der Ausbeutung von Lohnarbeitern beruht. Der Kapitalist macht seinen Gewinn nicht wie ein Händler durch Tauschgeschäfte, sondern dadurch, dass er sich einen Teil der produzierten Werte aneignet. D.h. die eigentlichen Produzenten bekommen nur einen Teil des Werts als Lohn gezahlt. Natürlich muss der Kapitalist, um aus dieser Differenz (Mehrwert) Profit schlagen zu können, die Waren verkaufen. Aber die eigentliche Quelle des Mehrwerts ist nicht der Tausch.

            Tausch war eigentlich nur in Sonderfällen die primäre Quelle des Mehrwerts in einer Gesellschaft, z.B. in den reinen Handelsstaaten. Im Feudalismus z.B. war die Ausbeutung von unfreien Bauern die wesentliche Quelle des Mehrwerts und damit des Reichtums der herrschenden Klasse.
            Zitat von newman
            Was nichts an der Situation ändert, dass keine Ressource unendlich ist, überall gleich verfügbar oder mit unendlicher Geschwindigkeit erlangbar.
            Und? Das ändert nichts daran, dass es heute in allen wichtigen Sektoren Überfluss gibt. Wir leben nicht in einer Mangelgesellschaft. Wenn man von Mangel ausgeht, ignoriert man die Realität. Man kann natürlich darauf warten, dass der Kapitalismus die Umwelt zu verwüstet hat, dass es dann real Mangel gibt. Aber dann ist es für die meisten Lösungsansätze sowieso zu spät.

            Entscheidend dafür, dass es ein Machtgefälle gibt, ist auch nicht realer lokaler oder temporärer Mangel. Der Kapitalismus selbst beruht bereits auf diesem Machtgefälle, also vorhandenen Klassen. Diese Klassen existierten ja bereits im Feudalismus. Die Kapitalisten brauchten aber trotzdem mehrere Revolutionen, um die alte herrschende Klasse, die Feudalherren, zu entmachten, und selbst herrschende Klasse zu werden, den Staat zu ihrem Instrument zu machen etc.
            Zitat von newman
            Was wiederum (in Bezug auf die Erpressbarkeit der Politik in Folge der Auslagerung in Billiglohnländer) nicht möglich wäre, würden die Entwicklungsstaaten die selben Lohnniveaus besitzen.
            Es geht doch nicht um die Auslagerung in Billiglohnländer Die schärfsten Konkurrenten kommen nicht aus Billiglohnländern und produzieren dort auch nicht einen wesentlichen Teil ihrer Produktion. Die Debatte war da in meiner Schulzeit (80er, erste Hälfte der 90er) noch wesentlich ehrlicher als heute. Damals wurde klar gesagt, dass es z.B. um japanische Konzerne geht, gegenüber denen deutsche Konzerne konkurrenzfähiger sein müssen. Es gibt nichts neues, die Politik ist heute nicht erpressbarer als früher. Der Staat ist immer noch ein Instrument der herrschenden Klasse.

            Es wird lediglich wieder deutlich, dass man es versäumt hat, die gesamte Gesellschaft zu demokratisieren und dass es nicht ausreicht, nur das politische System zu demokratisieren.
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              #36
              Um aufs Thema zurückzukommen:
              WELT ONLINE - Die rhetorischen Tricks eines Populisten - Nachrichten Politik

              Oskar Lafontaine
              Die rhetorischen Tricks eines Populisten
              Oskar Lafontaines ist bekannt für seine Rhetorik. Dabei ist vor allem seine Argumentationstechnik eine Analyse wert. Denn der Chef der Linkspartei reißt Zitate mutwillig aus dem Zusammenhang, um prominente Kronzeugen zu erschaffen.

              In den vergangenen Tagen hat Oskar Lafontaine zwei bemerkenswerte Texte veröffentlicht: zuerst in der „Welt am Sonntag“ eine Antwort auf den vorausgegangenen Kommentar Guido Westerwelles, in dem ihm der FDP-Vorsitzende kritiklose Verherrlichung südamerikanischer Machthaber vorwarf. Ohne eine Spur von Scham verteidigte Lafontaine seine Parteinahme für Evo Morales und Hugo Chávez. Er verklärte die beiden zu Freiheitshelden und berief Chávez, der gerade einem kritischen Fernsehsender die Lizenz abgedreht hatte, zum Verteidiger der Pressefreiheit. Dann folgte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine Generalabrechnung mit dem Kapitalismus, der die Reichen angeblich immer reicher und die Armen immer ärmer und unfreier mache.

              Hier legte Lafontaine seine alte Platte auf: Generalstreiks soll es geben, obwohl sie verboten sind. Netzgebundene Industrien wie Energie, Gas, Wasser und Strom will er verstaatlichen und Privatisierungen rückgängig machen. Der Staat soll wieder mehr regulieren. Lauter Rezepte, die Wirtschaftswachstum verhindern, Arbeitsplätze vernichten und den Wohlstand verringern. Obwohl Lafontaines Texte von gefährlichen Ideen nur so strotzten, hat ihm aus den beiden Volksparteien kein Politiker von Rang öffentlich widersprochen.
              In der SPD will man den Abtrünnigen nicht mit einer Antwort aufwerten, in der Union hofft man auf das Scheitern Lafontaines an seinen eigenen Widersprüchen und seiner notorischen Sprunghaftigkeit. Wenn es ernst wurde, ist Lafontaine bislang immer weggelaufen. Mit ihrem taktischen Schweigen aber ebnen die Volksparteien den Weg des Gedankengiftes in die Wählerschaft, die selbst nicht genau weiß, wie man der Globalisierung am besten begegnet. Lafontaine liefert supereinfache Patentrezepte, die immer verfangen, aber nie wirken.

              Lafontaine vereinnahmt die Argumente anderer für sich
              Was Lafontaine aber über das Programm hinaus doppelt gefährlich macht, ist die Argumentationstechnik. Seine Texte arbeiten vor allem mit Zitaten hochrangiger Kronzeugen, vorzugsweise aus dem gegnerischen Lager. Man fällt leicht auf sie herein, denn Lafontaine reißt schmucke Wortfetzen systematisch aus ihrem Kontext und legt sie dem Leser als Pseudobeweis für seine Thesen vor. Beikommen kann man ihm nur, wenn man die Glaubwürdigkeit seiner angeblichen Kronzeugen erschüttert. Schauen wir uns also Lafontaines Zitiertechnik genauer an.
              Erstes Beispiel: Im Text über Venezuela heißt die Kronzeugin Dorothea Melcher, eine deutsch-venezolanische Historikerin, die Ende Mai im Deutschlandfunk über den Konzessionsverlust des kritischen Senders RCTV gesprochen hatte. Lafontaine zitiert sie mit folgenden Sätzen: „Die privaten Kanäle haben zum Teil sehr üble Hetzkampagnen gegen Chávez geführt. Ich glaube, das könnte sich hier niemand leisten.“ Die Regierung aber habe laut Melcher Hunderte von Lizenzen für „kleine, offene Bürgerfunk- und Fernsehprogramme vergeben“. Ende des Zitats.
              Schaut man im Archiv des Deutschlandfunks nach, was Frau Melcher am 26. Mai wirklich gesagt hat, findet man direkt im Anschluss an die von Lafontaine zitierte Passage folgenden Satz: „Trotzdem ist die Abschaltung von Radio Caracas Televisión das falsche Signal in einem Land, dessen demokratische Institutionen seit Langem ausgehöhlt sind und wo sich die Einschränkungen der Pressefreiheit auf vielen Ebenen mehren.“ Diese Aussage lässt Lafontaine einfach weg. Er vereinnahmt Melcher für die Chávez-Rechtfertigung und blendet ihre Kritik an ihm kurzerhand aus. Der Leser erfährt nichts von den Vorbehalten der Kronzeugin gegen die Regierung.

              Ein Zitat und sein geschichtlicher Kontext

              Nächstes Beispiel: Ebenfalls im Chávez-Text zitiert Lafontaine Paul Sethe, einen der fünf FAZ-Gründungsherausgeber, mit dem Satz: „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Dann schreibt Lafontaine: „Wer behauptet, das sei heute anders und die deutsche Presse sei ,frei‘ von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen, hat den Blick für die Verhältnisse verloren.“ Auch hier wieder das Nutzbarmachen eines echten Zitats durch Verdrehung des historischen Kontextes. Geschrieben hat Sethe den berühmten Satz am 5. Mai 1965 in einem Leserbrief an den „Spiegel“. Es war die Antwort auf einen Artikel des Journalisten Peter Grubbe unter dem Titel „Links immer leiser“. Grubbe galt damals als linksliberal, wurde aber später von seiner Nazivergangenheit eingeholt.
              Sethe hatte den Leserbrief geschrieben, weil ihn Grubbe mit seinem Artikel in einen falschen Zusammenhang gestellt hatte. Dagegen wollte Sethe sich wehren, zeigte als überzeugter Anhänger bürgerlicher Freiheiten aber zugleich Sympathie mit Grubbes Kernthese: dass linke und liberale Journalisten in Deutschland zu wenig Gelegenheit zur Veröffentlichung ihrer Meinung bekämen. Sethe, ein bekennender Konservativer, arbeitete die Bedingungen der freien Presse in seinem Leserbrief kritisch heraus. Dort heißt es: „Ich kenne in der Bundesrepublik keinen Kollegen, der sich und seine Meinung verkauft hätte. Aber wer nun anders denkt, hat er nicht auch das Recht, seine Meinung auszudrücken?

              Die Verfassung gibt ihm das Recht, die ökonomische Wirklichkeit zerstört es. Frei ist, wer reich ist.“ Das berühmte Zitat „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“ ist eine Anleihe Sethes an den britischen Journalisten und Theaterkritiker Hannen Swaffer (1879–1962). Der hatte geschrieben: „Freedom of the press in Britain is freedom to print such of the proprietor’s prejudices as the advertisers don’t object to.“ Dieses sperrige Zitat verdichtete Sethe zu dem schlagkräftigen Satz von Freiheit als der Freiheit der reichen Leute. Bis heute ist dies der berühmteste Ausspruch, mit dem Sethe in Erinnerung bleibt. Doch stimmt Lafontaines Behauptung, dass sich seit Sethes Tagen nichts geändert habe? Gilt noch, was er sagte?

              Lafontaine instrumentalisiert Paul Sethe


              Was Sethe mit seinem Ausspruch meinte, war doch dies: Das hohe Gut Pressefreiheit muss in der Praxis ermöglicht werden; auch wirtschaftlich Schwache müssen sich äußern können. Dem kann man nicht widersprechen. Lafontaine instrumentalisiert Paul Sethe nun aber für ein ganz anderes, nämlich ein sozialistisches Anliegen, das dieser niemals unterstützt hätte. Sethe, früher auch Leitartikler und Politikchef der „Welt“, hatte mit Sozialismus gar nichts im Sinn.
              Seit 1965 hat sich die Medienlandschaft radikal verändert. Abertausende von Blogs, Webseiten, Independent-Magazinen, Obdachlosenzeitungen, Stadtteilblättern geben heute jedem die Möglichkeit, seine Meinung zu veröffentlichen. Eine alternative Tageszeitung, getragen von einer Genossenschaft, bedient seit zwei Jahrzehnten das linke Spektrum. Sethes Zeitung, die FAZ, herausgegeben von einer Stiftung, lebt und gedeiht. In den Medienkonzernen herrscht Binnenpluralismus. Sethes Zeiten sind wirtschaftlich und technisch überwunden. Vor Meinungen aller Couleur gibt es kaum ein Entkommen. Eher die Masse von Meinungen irritiert das Publikum, keinesfalls der Mangel an Vielfalt. Dass Lafontaine ausgerechnet diesen konservativen, 1967 verstorbenen Publizisten als Kronzeugen für einen Kontroll- und Obrigkeitsstaat à la Chávez heranzieht, ist dreist. Die Bedingungen haben sich geändert.
              Aus Sethes Bemerkung kann man nur eine Schlussfolgerung ziehen: besserer Zugang zum Markt auch für Schwache (was heute geschieht), niemals aber Abschalten unliebsamer Oppositionssender durch Machthaber wie Chávez.

              Hermann Hesse und der Sozialismus

              Das nächste Beispiel stammt aus Lafontaines FAZ-Text. Dort zitiert er Hermann Hesse mit dem Satz: „Beim heutigen Stand der Dinge ist eben doch der Sozialismus die einzige Lehre, die an den Grundlagen unserer falschen Gesellschaft und Lebensweise ernstlich Kritik übt.“ Man ahnt schon, dass auch hier etwas nicht stimmt. Das Zitat stammt aus einem Brief Hesses an seinen Sohn Heiner aus dem Jahr 1930. Darin tröstet Hesse den damals 21-Jährigen nach einem Streit, den dieser mit seinem Arbeitgeber hatte.
              Was Lafontaine aus dem Brief verschweigt, sind folgende Sätze: „Dass Du einen Konflikt mit Deinem Arbeitgeber hattest, tut mir leid. Ein ,Sozi‘ bist Du aber keineswegs, die sehen ganz anders aus.“ Und: „Ich selbst bin nicht Sozialist und halte diese Weltanschauung für genauso anfechtbar wie jede andere. Dass ich nicht Sozialist geworden bin, das kommt daher, dass die geistigen Grundlagen des Sozialismus (das heißt die Lehren von Marx) keineswegs ganz rein und einwandfrei sind.“ Hier pocht ein Individualist auf seine politische Unabhängigkeit und lehnt den Sozialismus in einem seitenlangen Brief ausdrücklich ab. Was macht Lafontaine daraus? Er verwandelt Hesse in einen glühenden Sozialisten, indem er alles weglässt, was nicht in den Kram passt. Er nagelt Hesse auf das kleine Sozialistenkompliment fest, das der sich zur Beruhigung seines echauffierten Sohnes abringt. Atemberaubend.
              So geht es weiter, zum Beispiel mit Dwight D. Eisenhowers Abschiedsrede von 1961. Lafontaine zitiert einen Absatz mit Eisenhowers Warnung vor übergroßem Einfluss der US-Rüstungsindustrie. Daraus zimmert Lafontaine einen Zwangszusammenhang zwischen Kapitalismus und Krieg.

              Wichtig ist, was Lafontaine weglässt

              Was lässt er weg? Eisenhowers Mahnung an seine Nachfolger in derselben Rede, die Demokratie immer wehrhaft zu halten, um sie gegen ihre Feinde zu verteidigen: „Lebenswichtig für die Erhaltung des Friedens ist unser Militär. Unsere Waffen müssen mächtig sein, bereit zum sofortigen Einsatz, sodass kein Aggressor in Versuchung gerät, uns anzugreifen.“ Nur so könne man Frieden und Freiheit im Angriffsfall verteidigen. Erst dann warnt Eisenhower vor dem politischen Einfluss einer Industrie, die das Land zu seiner Verteidigung braucht. Lafontaine lässt das eine weg und hebt das andere hervor – fertig ist der Kronzeuge.
              Nicht besser ergeht es Johannes Paul II. Lafontaine zitiert aus der berühmten Enzyklika „Centesimus annus“ von 1991: „Die menschlichen Defizite dieses Wirtschaftssystems, das die Herrschaft der Dinge über die Menschen festigt, heißen Ausgrenzung, Ausbeutung und Entfremdung.“ Richtig ist, dass sich der Papst in diesem Text mit allen genannten Themen beschäftigte. Falsch aber ist das Zitat – Lafontaine hat mehrere, viel differenzierte Aussagen zu einer einzigen zusammengezogen, die so wörtlich nicht in der Enzyklika steht.
              In dem langen Papier kritisiert Johannes Paul den Kapitalismus zwar scharf, stellt ihn aber nicht als solchen infrage, sondern
              Schlagworte
              Oskar Lafontaine Die Linke Rhetorik Demagogie Dwight D. Eisenhower
              weist auf seine Exzesse und Gefahren hin. Er fordert die Leser nicht auf, den Kapitalismus abzuschaffen, wie Lafontaine suggeriert. Vielmehr lädt der Papst sie ein, die Herrschaft der Dinge über den Menschen zu überwinden und das Menschliche zu bewahren.

              Ausgerechnet der Papst muss als Kronzeuge herhalten

              Eine freie, produktive, schöpferische, geistige, einfühlsame Gesellschaft schwebt dem Papst vor, aber gewiss nicht der Sozialismus. Ganz im Gegenteil schreibt er in der Enzyklika: „Der Marxismus behauptete, nur in einer kollektiven Gesellschaftsordnung könne die Entfremdung beseitigt werden. Die historische Erfahrung der sozialistischen Länder hat auf traurige Weise gezeigt, dass der Kollektivismus die Entfremdung nicht beseitigt, sondern noch steigert, weil der Mangel am Notwendigsten und das wirtschaftliche Versagen hinzukommen.“

              Bei der Lektüre dieses sozialismuskritischen Textes fragt man sich, wie Lafontaine überhaupt auf den verwegenen Gedanken kommen konnte, ausgerechnet diesen antikommunistischen Papst als Zeugen für seine Sache zu bemühen und den FAZ-Beitrag auch noch damit zu beginnen. Es muss der Glaube sein, dem Publikum alles unterjubeln zu können.
              Mehr als ein Dutzend Zitate führt Lafontaine an, bei fast allen arbeitet er nach dem gleichen Muster: verdrehen, verbiegen, verschweigen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Man braucht Stunden, um seinem Schwindel auf die Schliche zu kommen. Wer nicht achtsam ist, wird betrogen. Was Oskar Lafontaine betreibt, ist keine normale Rhetorik mehr. Es ist Demagogie.
              Dokumentation: Christina von Behren
              Noch ein weiterer Artikel, der sich auf dem populisten Lafontaine aufbaut:
              Cicero - Magazin für politische Kultur
              Zuletzt geändert von matrix089; 15.07.2007, 16:23.
              Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
              Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
              Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

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                #37
                O ja, ein Politiker der Sachen aus dem Kontext reiß und die Welt als Enthüller. Fast so neu und spannend wie Exklusiv-Berichte bei Bild....

                Das Lafontaine nicht unbedingt ein Kind von Traurugkeit ist, ist ja nun bekannt. Die mediale Hetzjagd konservativer (Springer) Blätter ist dagegen einfachn ur noch lächerlich bis langweilig.
                Möp!

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                  #38
                  Zitat von Cu Chulainn Beitrag anzeigen
                  O ja, ein Politiker der Sachen aus dem Kontext reiß und die Welt als Enthüller. Fast so neu und spannend wie Exklusiv-Berichte bei Bild....

                  Das Lafontaine nicht unbedingt ein Kind von Traurugkeit ist, ist ja nun bekannt. Die mediale Hetzjagd konservativer (Springer) Blätter ist dagegen einfachn ur noch lächerlich bis langweilig.
                  Wenn ja nun die Presse nur noch "Hetzjadgten" liefert, können wir ja die ganzen Themen von Schäuble bis Lafontaine schließen, denn es sind ja nur alles Hetzjagdten.
                  Oder geht es hier nur darum, dass der Ruf des "linken Heilsbringers" doch nicht so gut ist wie gewünscht und man unliebsame Diskussionen vermeiden möchte?
                  Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
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                    #39
                    Ich seh immer noch nicht so wirklich das Problem: ja, Oskar Lafontaine ist ein Populist. Er reißt Zitate aus dem Zusammenhang und ist wahrscheinlich ein gnadenloser Lügner.
                    Aber diese ganzen Artikel begehen meist die selben Schnitzer wie Lafontaine, denn aus der Fehlerhaftigkeit seiner Person wird automatisch geschlossen, dass auch die linke Politik für die er steht fehlerhaft sein muss.
                    Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                    Makes perfect sense.

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                      #40
                      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
                      Aber diese ganzen Artikel begehen meist die selben Schnitzer wie Lafontaine, denn aus der Fehlerhaftigkeit seiner Person wird automatisch geschlossen, dass auch die linke Politik für die er steht fehlerhaft sein muss.
                      Wie schon mal erwähnt, dass werfen Leute Steine aus Glashäusern.

                      Alleine schon die Ansicht, dass es ein tolles Argument wäre, wenn man auf Lafontaine persönlich losgeht (da gibt es natürlich viele Angriffspunkte), ist schon bezeichnend. Zu den inhaltlichen Punkten kommen ja auch keinerlei Argumente, sondern nur Behauptungen (sie wären gefährlich, würden Wohlstand vernichten etc. - alles ohne Begründung).

                      Diese Autoren von Springer zeigen damit nur, dass ihnen inhaltlich nichts einfällt, wenn sie so was nötig haben.
                      Resistance is fertile
                      Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                      The only general I like is called strike

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                        #41
                        Zitat von max Beitrag anzeigen
                        An dich die gleiche Frage: was soll das Beispiel dafür sein, dass diese Form von Konkurrenz nicht zu Grosskonzernen führt, die den Markt beherrschen?
                        Das Szenario des einen Großkonzerns, der die Welt beherrscht hat sich nicht bewahrheitet. Monopole entstehen, aber nicht global und überall, sonst wäre eine derartige Entwicklung unvermeidlich, sondern in ganz spezifischen Branchen.
                        Unternehmen, die versuchten eben jenes zu machen, z.B. Daimler, das in alle möglichen anderen Gebiete vorstieß, rudern jetzt wieder zurück und besinnen sich ihrerer Kerkompetenzen.

                        Es gibt zwar immer wieder neue Sektoren, z.B. Software, in denen die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist, aber auch da sieht man ja schon das Entstehen von Grosskonzernen.
                        Irgendwie gerade umgekehrt. Gerade Software ist ein Beispiel, das prädestiniert ist Monopole anzulocken. Nix mit entstehen, Microsoft gibts schon eine Weile. Den Grund dafür hab ich jetzt schon drei mal wiederholt. Software lässt sich praktisch kostenlos vermehren, da ist Konkurrenz ab einer gewissen Stufe beinahe unmöglich.

                        Tauschhandel ist kein typisches Merkmal des Kapitalismus
                        Egal, was man nennt ist es nicht alleiniges Merkmal des Kapitalismus, da Kapitalismus einfach viel zu schwammig ist, ohne konkreten Inhalt. Im Grunde sagt Kapitalismus nichts anderes aus als dass es ums Kapital geht, und das existiert in jeder Form der Wirtschaft, selbst im Tauschhandel.
                        Vom Tauschhandel bis zur Marktwirtschaft, alles besitzt kapitalistische Tendenzen. Damit sage ich weder, dass Tauschhandel noch Marktwirtschaft typische Merkmale des Kapitalismus sind

                        Und?
                        Und? Hab ich doch schon gesagt. Macht hat immer wer die Ressourcen besitzt und verteilen darf. Egal wo, wann und in welcher Wirtschaftsform. Überfluss hat damit rein gar nichts zu tun.

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                          #42
                          Zitat von newman Beitrag anzeigen
                          Das Szenario des einen Großkonzerns, der die Welt beherrscht hat sich nicht bewahrheitet.
                          Das war nicht die Frage Die Aussage war, dass Grosskonzerne den Markt beherrschen. In der Regel gibt es nicht ein Monopol, sondern wenige Grosskonzerne (meist etwa ein Dutzend) beherrschen global den Markt.
                          Zitat von newman Beitrag anzeigen
                          Egal, was man nennt ist es nicht alleiniges Merkmal des Kapitalismus,
                          Warenproduktion durch Lohnarbeiter ist ein charakteristisches Merkmal für den Kapitalismus, den ist in dieser dominierenden Form in keiner anderen Gesellschaftsordnung gab.
                          Zitat von newman Beitrag anzeigen
                          Macht hat immer wer die Ressourcen besitzt und verteilen darf.
                          Richtig. Deshalb braucht es ja eine demokratische Kontrolle, um sicher zustellen, dass die Wirtschaft im Interesse möglichst vieler funktioniert.
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                            #43
                            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
                            Ich seh immer noch nicht so wirklich das Problem: ja, Oskar Lafontaine ist ein Populist. Er reißt Zitate aus dem Zusammenhang und ist wahrscheinlich ein gnadenloser Lügner.
                            Aber diese ganzen Artikel begehen meist die selben Schnitzer wie Lafontaine, denn aus der Fehlerhaftigkeit seiner Person wird automatisch geschlossen, dass auch die linke Politik für die er steht fehlerhaft sein muss.
                            Genau das ist das Problem! Es ist das Problem das Lafontaine im Grunde verharmlost wird.
                            Auch denke ich nicht das er wirklich Politik macht. Alles was dieser Mensch macht ist den Menschen Sachen einzureden, die es so niemals in einer Demokratie geben wird. Ich habe nicht umsonst das Bild, welches ich weiter oben gezeigt habe, gewählt. Lafontaine erinnert mich an den schlimmsten Populisten, den Deutschland je gesehen hat. Seine Politik ist es einfach nur soziale Unruhe zu stiften. Ich würde sogar fast soweit gehen zu sagen, dass Lafontaine mit seinen Aussagen Volksverhetzung betreibt.
                            Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
                            1. zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordert oder
                            2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,
                            wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
                            Zu Gewalt wurde (noch) nicht aktiv aufgerufen, aber der Hass gegen Leute mit Kapital wird auf jeden Fall geschürt. In diesem Sinne ist auch Punkt 2 betroffen.

                            Sollte Lafontaine an die Macht kommen, ist das Recht des Einzelnen 100 Mal mehr gefährdet, als es das durch Schäuble jemals sein kann!
                            Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
                            Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
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                              #44
                              Zitat von max Beitrag anzeigen
                              Das war nicht die Frage Die Aussage war, dass Grosskonzerne den Markt beherrschen. In der Regel gibt es nicht ein Monopol, sondern wenige Grosskonzerne (meist etwa ein Dutzend) beherrschen global den Markt.
                              Eben das ist zu einfach gedacht. Es gibt nicht einen globalen Markt, ansonsten hätte das mit dem einen großen Superkonzern funktioniert, sondern es gibt viele verschiedene Teilmärkte. Der Markt für Spielzeugmodelle sieht anders aus als der für Backwaren usw.
                              Die Extreme, wie übrigens nicht nur bei der Wirtschaft, - sowohl des reinen vollkommenen Konkurrenzmarkts wie auch microsoftartiger Unternehmen - sind eher die Ausnahme als die Regel. Die Realität spielt sich in fast allen Bereichen des Lebens zwischen den Extremen ab. Je nach Voraussetzungen, Struktur des Markt und des Produkts entweder auf einer Zwischenstufe, die dem Monopol näher steht, oder auf einer Zwischenstufe, die der vollständigen Konkurrenz näher steht.

                              Warenproduktion durch Lohnarbeiter ist ein charakteristisches Merkmal für den Kapitalismus, den ist in dieser dominierenden Form in keiner anderen Gesellschaftsordnung gab.
                              Ja, es kommt in dominierender Form im Kapitalismus vor, aber auch diese zeichnen den Kapitalismus nicht aus. Wenn man Geld ohne Produktion und ohne Arbeiter machen kann, ist das ebenso Kapitalismus. Die heutige Gesellschaft verschiebt sich von industrieller Produktion immer weiter in Richtung Dienstleistung, was bereits heute den sekundären Sektor überholt hat.
                              Auch das Genannte ist nur Teil des Kapitalismus, beschreibt den kapitalismus aber nicht.
                              Der Kapitalismus deckt genau genommen alles ab, das nicht auf dem Status Quo wie die Subsistenzwirtschaft ausgerichtet ist, sondern auf Kapital und Kapitalgewinne. Was für so gut wie alles zutrifft, selbst im Tauschhandel will man sich im besten Fall verbessern - nur sind es dort eher subjektive Wertmaßstäbe, was mehr und was weniger Wert ist, und in heutigen Systeme durch die Einführung einer Währung objektive, vergleichbare Wertmaßstäbe.

                              Es geht doch nicht um die Auslagerung in Billiglohnländer Die schärfsten Konkurrenten kommen nicht aus Billiglohnländern und produzieren dort auch nicht einen wesentlichen Teil ihrer Produktion. Die Debatte war da in meiner Schulzeit (80er, erste Hälfte der 90er) noch wesentlich ehrlicher als heute. Damals wurde klar gesagt, dass es z.B. um japanische Konzerne geht, gegenüber denen deutsche Konzerne konkurrenzfähiger sein müssen.
                              Ach ja, da wollt ich im Grundsatz noch zustimmen.
                              Allerdings denke ich auch, dass ein Unternehmer, der vor einem Politiker steht und meint "Die Japaner sind billiger, ich entlasse morgen alle Arbeiter und wandere in ein fernes Land aus, wo du keinen Zugriff mehr hast" etwas mehr Druck aufbauen kann als ein Unternehmer, der einfach nur sagt "Die Japaner sind billiger".
                              Ich denke deswegen passierte in den 90ern politisch auch nicht soo viel, wohingegen jetzt eine Reform der anderen folgt.
                              Wenn er nicht auswandert kann er immer nur einen Teil entlassen, schließlich muss er noch irgendwie weiterproduzieren können, und solange er schwarze Zahlen schreibt und nicht vor dem Bankrott steht, dürfte bei solchen Drohungen ein Politiker relativ zu der anderen Drohung in seiner Position besser stehen, eben weil sich das Unternehmen dem Zugriff von Vater Staat nicht wie heutzutage (wenn vielleicht auch nur hypothetisch) einfach entziehen kann und damit auch nicht einfach absolut alle entlassen kann.
                              Im Grundsatz hast du recht, ich sehe nur durch die neuen Verhältnisse eine Verschiebung auf seiten der Unternehmer, wie sie vorher zwar schon da gewesen, aber noch nicht in diesem Ausmaß vorhanden war.

                              Richtig. Deshalb braucht es ja eine demokratische Kontrolle, um sicher zustellen, dass die Wirtschaft im Interesse möglichst vieler funktioniert.
                              Widerspreche ich nicht.
                              Etwas mehr plebiszitäre Elemente würden, solange sie im verhältnismäßigen Rahmen liegen, Deutschland gut tun.
                              Aber wie stellst du dir "nichtpolitische" Demokratie konkret vor, ohne dabei in Freiheitsrechte einzugreifen?
                              Zuletzt geändert von newman; 16.07.2007, 15:25.

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                                #45
                                Zitat von matrix089 Beitrag anzeigen
                                Alles was dieser Mensch macht ist den Menschen Sachen einzureden, die es so niemals in einer Demokratie geben wird.
                                Und warum sollte dies so sein?

                                Es wird diese Sachen nicht geben, wenn man auf Leute wie Lafontaine setzt. Aber es geht keinesfalls um Sachen, die nicht umsetzbar wären.

                                Entsprechend absurd wird auch deine restliche Argumentation:
                                Zitat von matrix089 Beitrag anzeigen
                                Seine Politik ist es einfach nur soziale Unruhe zu stiften. Ich würde sogar fast soweit gehen zu sagen, dass Lafontaine mit seinen Aussagen Volksverhetzung betreibt.

                                Zu Gewalt wurde (noch) nicht aktiv aufgerufen, aber der Hass gegen Leute mit Kapital wird auf jeden Fall geschürt.
                                Volksverhetzung? Hass schüren? Aufwachen matrix089! Ist dir eigentlich klar, was du hier schreibst? Wenn jemand soziale Misstände kritisiert, dann stiftet er angeblich soziale Unruhe und betreibst Volksverhetzung?!

                                Wenn du einen derart eingeschränkten Begriff der Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt hast, warum schlägst du dann nicht gleich vor, dass nicht alle, die sich nicht laufend und unzweideutig als Anhänger einer der beiden Volksparteien outen (genauer als Anhänger der jeweiligen Parteiführer), vorsichtshalber wegzusperren?

                                Wo kommen wir denn bitte hin, wenn sich Leute erdreisten zu behaupten, dass Kritik an sozialen Missständen und das Nennen ihrer Ursachen Volksverhetzung sei?!


                                Zitat von newman
                                Es gibt nicht einen globalen Markt, ansonsten hätte das mit dem einen großen Superkonzern funktioniert, sondern es gibt viele verschiedene Teilmärkte.
                                Das war erneut nicht der Punkt. Es ging um die verschiedenen Teilmärkte, in denen freie Konkurrenz dazu führt, dass die freie Konkurrenz aufgehoben wird und stattdessen wenige Grosskonzerne den Markt beherrschen. Ich dachte, dass die Aussage zuvor schon deutlich gemacht hat, dass es um verschiedene Sektoren geht. Deshalb ja z.B. das Beispiel Handynetzbetreiber.

                                Also: wo ist das Beispiel, dass Konkurrenz nicht dazu führt, dass am Ende Grosskonzerne den Markt beherrschen?
                                Zitat von newman
                                Wenn man Geld ohne Produktion und ohne Arbeiter machen kann, ist das ebenso Kapitalismus.
                                Nein. Alleine hat dies mit Kapitalismus erst mal überhaupt nichts zu tun. Man konnte auch in der Antike Geld machen. Z.B. mit Sklavenhandel. Mit Kapitalismus hatte dies aber gar nichts zu tun.

                                Kapitalismus definiert sich weder durch Besitz, noch durch Tausch, noch durch Geld. Das gab es alles auch in anderen Gesellschaftsformen.

                                Kapitalismus ist eine bestimmte Gesellschaftsform. Und keine Verhaltensweise, Einkommensart etc.
                                Zitat von newman
                                Der Kapitalismus deckt genau genommen alles ab, das nicht auf dem Status Quo wie die Subsistenzwirtschaft ausgerichtet ist, sondern auf Kapital und Kapitalgewinne.
                                Es gibt aber haufenweise andere Gesellschaftsformen, die nicht auf Subsistenz ausgerichtet sind, den Feudalismus hatten wir ja schon öfters als Beispiel. Der Feudalismus war natürlich auch nicht auf Kapital im engeren Sinn ausgelegt, da es um die Kontrolle von Land und Bauern ging.
                                Zitat von newman
                                Ich denke deswegen passierte in den 90ern politisch auch nicht soo viel, wohingegen jetzt eine Reform der anderen folgt.
                                Es ist in den 90ern nicht viel passiert? Es gab haufenweise sogenannten "Reformen", z.B. hat Kohl meine Rentenansprüche drastisch reduziert, die Steuerlast auf die Bezieher niedriger Einkommen (die einen hohen Anteil Verbrauchssteuern zahlen) umverteilt etc.

                                Wir sehen seit den 70ern diese Entwicklung. Und mal ehrlich: die meisten gehen auch nicht davon aus, dass die "Globalisierung" dieses Jahrzehnt begonnen hätte, sondern eben in den 70ern. Das ist natürlich eigentlich Blödsinn, weil diese Entwicklung schon im 19. Jahrhundert existierte. Und zwar komplett mit Kapitalexport, Expansion der Produktion in andere Staaten etc.
                                Zitat von newman
                                Aber wie stellst du dir "nichtpolitische" Demokratie konkret vor, ohne dabei in Freiheitsrechte einzugreifen?
                                Man braucht dringend mehr Demokratie, um überhaupt Freiheit zu haben. Freiheit braucht eben auch eine materielle Grundlage. Wenn die materiellen Grundlagen durch eine winzige Minderheit kontrolliert wird, gibt es nur für diese Freiheit: die Freiheit, die Freiheit der Mehrheit einzuschränken. Die Diskussion hatten wir schon.
                                Resistance is fertile
                                Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                                The only general I like is called strike

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