Deutschland-Trend - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Deutschland-Trend

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Deutschland-Trend

    Der ARD-DeutschlandTrend im Juni zeigt die Bundesbürger im Stimmungstief: Jeder Zweite fürchtet den wirtschaftlichen Abstieg, jeder Dritte hat große Finanzsorgen - und das Vertrauen in die Demokratie schwindet. Union und SPD sinken in der Folge auf ein Rekordtief.

    Ganz besonders erschreckend finde ich, wie wenig Vertrauen die Bundesbürger noch in das Funktionieren der Demokratie und die politischen Parteien setzen. Aber da muss man sich nicht wundern. Es bleibt echt zu hoffen, dass die da in Berlin (und anderswo) das jetzt endlich mal in ihre Schädel kriegen, dass sie da ganz gewaltig was verkehrt machen.

    Etwas überraschen tut mich hingegen, dass "nur" 32 Prozent der Befragten ihre eigene Finanzielle Situation als ihre größte Sorge angeben, sondern da so Sachen wie der Klimawandel und Datenmissbrauch sogar wesentlich gravierender Einschlagen.

    Jedenfalls (wieder mal) ein vernichtendes Urteil für die Pilotik in diesem Land. Traurig.

    #2
    Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
    Etwas überraschen tut mich hingegen, dass "nur" 32 Prozent der Befragten ihre eigene Finanzielle Situation als ihre größte Sorge angeben, sondern da so Sachen wie der Klimawandel und Datenmissbrauch sogar wesentlich gravierender Einschlagen.
    Das ist doch auch echt zu begrüßen. Die Leute scheinen langsam zu kapieren, dass Konsum - die Geisel des Westens - vielleicht nicht alles ist.

    Nun, insgesamt ist dies nicht anders zu erwarten. Demokratieverdrossenheit breitet sich immer mehr aus, sogar oder auch besonders in den gebildeten Schichten. Diesem Trend werden die Parteien aber nicht alleine entgegenwirken können - das ist auch nicht ihre Aufgabe. Ich verweise da auch einfach mal auf meine Signatur. Oder auch auf ein inzwischen zehn Jahre altes Interview aus der ZEIT mit dem US-Politikwissenschaftler B. Barber, dass in seiner Aussage immer noch Bestand hat: http://zeus.zeit.de/text/archiv/1998...45.barber_.xml
    Worauf warten Sie noch? Fangen Sie doch einfach mal an, hier aufzuräumen! Statt dessen warten sie auf den Staat, auf die Kirchengemeinde, auf irgend jemanden. [...] Aber für meine Zuhörer war das entweder die Rückkehr des Zwangskollektivs oder ganz einfach undenkbar: Man wartet auf die Initiative von oben.
    Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
    Makes perfect sense.

    Kommentar


      #3
      Achja, die Deutschen sind immer Weltmeister, wenn es ums Jammern geht. Zum Glück kommt jetzt bald die Europameisterschaft, wohl die einzige Möglichkeit im Land ein bisschen Begeisterung zu wecken.

      Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
      Ganz besonders erschreckend finde ich, wie wenig Vertrauen die Bundesbürger noch in das Funktionieren der Demokratie und die politischen Parteien setzen.
      Das Vertrauen in die Parteien war noch nie besonders hoch. Schade, dass man nicht die Werte für als unpolitisch empfundene Staatsorgane wie Bundespräsident oder Verfassungsgericht erfährt. Die sind normalerweise überraschend hoch, was zeigt, dass obrigkeitsstaatliche Traditionen (Einheit und Ordnung statt Pluralismus) einfach nicht tot zu kriegen sind.
      I reject your reality and substitute my own! (Adam Savage)

      Kommentar


        #4
        Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
        Das Vertrauen in die Parteien war noch nie besonders hoch. Schade, dass man nicht die Werte für als unpolitisch empfundene Staatsorgane wie Bundespräsident oder Verfassungsgericht erfährt. Die sind normalerweise überraschend hoch, was zeigt, dass obrigkeitsstaatliche Traditionen (Einheit und Ordnung statt Pluralismus) einfach nicht tot zu kriegen sind.
        Mache ich mich jetzt potentiell (noch) unbeliebt(er), wenn ich betone, dass ich "Einheit und Ordnung" sowie "(Grund-)Vertrauen in den Staat" (zehn Mal eher vertraue ich einer Behörde denn irgendeinem Privatunternehmen) als durchaus positiv und erstrebenswert für eine Gesellschaft betrachte? ^^

        Kommentar


          #5
          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
          Mache ich mich jetzt potentiell (noch) unbeliebt(er), wenn ich betone, dass ich "Einheit und Ordnung" sowie "(Grund-)Vertrauen in den Staat" (zehn Mal eher vertraue ich einer Behörde denn irgendeinem Privatunternehmen) als durchaus positiv und erstrebenswert für eine Gesellschaft betrachte? ^^
          Das ist so typisch, dass als Gegenstück zum Staat mal wieder nur die Wirtschaft einfällt.
          Das Gegenteil zum Staat ist nicht die Wirtschaft, sondern die (staatsbürgerliche) Gesellschaft. Was wir in Deutschland (bzw. allen westlichen Demokratien) vor allem brauchen ist mehr Vertrauen in die Gesellschaft/Öffentlichkeit selbst als demokratische und politische Institution, die auch aktiv mitgestaltet, anstatt sich nur von Parteien, Lobbys und den Medien leiten zu lassen.

          Demokratie funktioniert nur, wenn sie von unten kommt. Und dieser Wille etwas von unten aus zu bewegen fehlt eben in Deutschland, weil man halt immer noch das "preussische" im Blut hat und irgendwie insgeheim dem Kaiser nachweint. Und dann kommt halt hinzu, dass die demokratischen Institutionen - vor allem die Parteien - ihren Job ziemlich mies machen. Nach dem GG sollen die Parteien bei der politischen Meinungsbildung mitwirken, de facto dominieren sie sie aber. Und das ist ein echtes Problem, passt aber wieder gut in das Bild des obrigkeitshörigen Deutschen, der sich alles vorkauen lässt und dann brav alles abnickt, was von oben kommt.
          Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
          Makes perfect sense.

          Kommentar


            #6
            Prinzipiell finde ich ja deine Sig gut, aber hat mit der Realität irgendwie nicht so viel zu tun... Denn bis man in der Position ist etwas zu erreichen, ist man schon Teil des Systems und den "Fesseln" von diesem. Insofern bin ich schwer skeptisch, ob man in unserer Art der Demokratie tatsächlich etwas bewegen bzw "radikal" ändern kann (wenn es darum geht wirklich was zu ändern)!

            edit: im übrigen ist die Lästerei bzw Erwähnung, dass das Jammern "ein typisch dt." Phänomen wäre, hinhaltslos. Erstens ist das überall so, und zweitens entbehrt das irgendwie nicht einer gewissen Grundlage..!
            Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
            Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

            Kommentar


              #7
              Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
              Das ist so typisch, dass als Gegenstück zum Staat mal wieder nur die Wirtschaft einfällt.
              Das Gegenteil zum Staat ist nicht die Wirtschaft, sondern die (staatsbürgerliche) Gesellschaft. Was wir in Deutschland (bzw. allen westlichen Demokratien) vor allem brauchen ist mehr Vertrauen in die Gesellschaft/Öffentlichkeit selbst als demokratische und politische Institution, die auch aktiv mitgestaltet, anstatt sich nur von Parteien, Lobbys und den Medien leiten zu lassen.

              Demokratie funktioniert nur, wenn sie von unten kommt. Und dieser Wille etwas von unten aus zu bewegen fehlt eben in Deutschland, weil man halt immer noch das "preussische" im Blut hat und irgendwie insgeheim dem Kaiser nachweint. Und dann kommt halt hinzu, dass die demokratischen Institutionen - vor allem die Parteien - ihren Job ziemlich mies machen. Nach dem GG sollen die Parteien bei der politischen Meinungsbildung mitwirken, de facto dominieren sie sie aber. Und das ist ein echtes Problem, passt aber wieder gut in das Bild des obrigkeitshörigen Deutschen, der sich alles vorkauen lässt und dann brav alles abnickt, was von oben kommt.
              Tja, ich will aber keine effektive Herrschaft des Volkes, weil ich nicht möchte, dass der Einfluss von Leuten wie Komaschläger XY noch größer in der Gesellschaft wird.
              In Tagespolitischen Fragen ist das Volk viel zu wankelmütig und "abnickend" gegenüber den Medien, in Problematiken größerer Komplexität schlicht weg noch weniger informiert und Sachkundig als der nicht fachausschhussangehörige BT-Abgeordnete.
              Ich finde derivative, indirekte Demokratie durch Mandate und Parlamente schon ganz vernünftig.

              Zumal ichs nen bisschen verbissen finde, hier direkt wieder "diktatorisches" Obrigkeitsstaatliches Abnick-Verhalten zu unterstellen, weil ich INDIREKTE Demokratie mit einem starken Staat einer populistischen Mediendemokratie vorziehe. oO
              Zuletzt geändert von Seether; 06.06.2008, 15:25.

              Kommentar


                #8
                Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                Tja, ich will aber keine effektive Herrschaft des Volkes, weil ich nicht möchte, dass der Einfluss von Leuten wie Komaschläger XY noch größer in der Gesellschaft wird.
                In Tagespolitischen Fragen ist das Volk viel zu wankelmütig und "abnickend" gegenüber den Medien, in Problematiken größerer Komplexität schlicht weg noch weniger informiert und Sachkundig als der nicht fachausschhussangehörige BT-Abgeordnete.
                Jaja, das ist das typische, undurchdachte Argument der Liberalen. Direkte Demokratie bzw. eher partizipatorische Demokratie (was etwas ganz anderes ist) wird immer gleichgesetzt mit dem "bösen Mob", der ja eh zu doof ist, um sich selbst zu regieren.
                Diese "Denktradition" ist uralt. Schon Aristoteles, aber auch Cicero und andere haben dem Volk stark misstraut und es für unfähig erklärt seine Geschicke selbst lenken zu können. Die klassischen Demokratien waren in dem Sinne auch gar nicht demokratisch, sondern scheindemokratische Mischverfassungen. Und heute finden sich diese Argumente bei den radikalen Verfechtern der repräsentativen Demokratie.

                Wirklich stichhaltig ist diese Argumentation nicht. Es gibt zwar gute Gründe, weshalb die Politikwissenschaftler und Vertreter der klassischen liberalen Demokratie dem "Pöbel" misstrauen, aber genauso hat auch der Pöbel mehr als genug Grund der "Elite" zu misstrauen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese "Genies" es besser mit der Gesellschaft meinen, als die Gesellschaft selbst. Aufgabe der Politik(-wissenschaft) sollte es nicht sein den Pöbel für dumm zu verkaufen und als unfähig abzustempeln, sondern so aufzuklären, dass er in der Lage ist sich zu emanzipieren und selbst das Heft in die Hand zu nehmen. (Frei nach Thomas Jefferson: "I know of no safe depository of the ultimate power of the society but the people themselves, and if think them not enlightened enough to exercise their control with a wholesome discretion, the remedy is not to take if from them, but to inform their discretion.")

                Des Weiteren gibt es natürlich Formen von direkter Demokratie, die sehr fehlerbehaftet sind, aber es macht keinen Sinn alle Formen pauschal zu verurteilen. Genauso könnte man Solidarität an sich verurteilen, weil die DDR scheiterte. Es geht hier nicht um direkte Demokratie in der Form, dass jeder über alles abstimmt, sondern eher darum die Beteiligung des gesamten Volkes in einigen Teilbereichen von Selbstverwaltung zu bestimmter Zeit zu ermöglichen (engl.: "... the participation of all the people in at least some aspects of self-government at least some of the time...") und damit den Bürger und Konsumenten wieder zum Staatsbürger zu machen. Kommunitarismus ist da ein Stichwort.
                Der wichtigste Punkt ist aber der, dass die Argumente, die die "dünne" Demokratie gehen solch eine "starke" Demokratie anwendet, sich auch sehr gut auf die dünne Demokratie selbst anwenden lässt. All das was angeblich passieren kann, wenn das Volk selbst entscheiden würde. Die Unabhängigkeit versprochen von unserer liberalen Demokratie ist doch nichts anderes die Unfähigkeit sich gegen wirklichen Unfreiheit zu wehren, die Individualität ist ein Euphemismus für soziale Entwurzelung, die heilige Privatsphäre eine Beschönigung für die Unfähigkeit an Gemeinschaft teilhaben zu können und zu guter letzt ruft die bedingungslose Repräsentation zu einer Lähmung politischem Engagements und einer Erstarrung der politischen Willensbildung.

                Das Modell der liberalen, repräsentativen Demokratie ist in der der Theorie ein perfektes Modell, ein erstrebenswertes Modell... aber es verträgt sich nicht mit der Realität, in dieser ist es defekt und diese Defekte kommen langsam in unseren westlichen Gesellschaften zum Tragen und äußern sich am offensichtlichsten in der allgemeinen Demokratieverdrossenheit und der Abkehr der bildungsnahmen Schichten von der "traditionellen Politik".
                In diesem Zusammenhang sollte man etwas nie vergessen, dass schon Franklin Roosevelt bemerkte, und zwar, dass Diktaturen niemals aus starken, erfolgreichen, in der Gesellschaft verankerten Regierungen entsteht, sondern aus schwachen, hilflosen und dem Volk entfremdeten. So wie unsere liberale (Elite-)Demokratie.
                Die Frage, ob wir unser System der politischen Teilhabe ändern wollen bzw. müssen, ist nicht nur eine rein akademische Frage. Es ist in meinen Augen eine grundlegende Frage, ob Europa das 22. Jahrhundert ebenso beginnen wird, wie das 21. Jahrhundert: als ein demokratischer, friedlicher Kontinent.
                Ich finde derivative, indirekte Demokratie durch Mandate und Parlamente schon ganz vernünftig.
                Diese Form der Demokratie ist bequem, einfach und vor allem eins: nicht stabil. Das merkt man ja jetzt. Aufgrund der Entfremdung der Bürger zu ihrer Politik wird bzw. gerät die repräsentative, liberale Demokratie schon jetzt in eine Krise.
                Schon allein weil sie von einem völlig falschen, überzogenen Menschenbild ausgeht... Die liberale, repräsentative Demokratie geht von einem Naturzustand aus in dem der Mensch allein ist und Einsamkeit mit absoluter Freiheit gleichgesetzt wird. Nur aus den Zwängen der Natur begeben wir uns in der Gesellschaft und müssen unsere natürliche, angeborene Freiheit Tag ein, Tag aus gegen andere Menschen verteidigen, durch Gesetze, Konventionen, Gewaltenmonopole, etc. Der Mensch ist des Menschen Wolf, meinten Plautus und Hobbes. Aber das ist – gelinde gesagt – Blödsinn. Ein neugeborener Mensch ist nicht von Natur aus frei. Er ist hilflos und abhängig. Erst die Gemeinschaft gibt ihm Freiheit und gibt dieser Freiheit auch Bedeutung. Der Mensch ist ein von Grund auf soziales Wesen, sucht und braucht Gemeinschaft. In Gemeinschaft blüht er auf. Oder um es mal auf Englisch zu sagen (weil auf Deutsch das Wortspiel verloren geht): „The author of human language, thought, philosphy, science, and art as well as of law, convention, right authority and freedom is not Man but men.“

                Solange unser politisches System auf solch einer falschen Ausgangslage – sprich der Weltbild von Hobbes, Locke & Co. – basiert, dividiert es Menschen auseinander, anstatt sie zusammen zu bringen. Und das sollte Ziel der Demokratie sein. „Starke Demokratie“ ist in dem Sinne nicht einfach eine Herrschaftsform, sondern eine Lebenseinstellung. Eine Lebenseinstellung, die nötig ist, wenn wir nicht wollen, dass unsere Gesellschaft an ihren inneren Widersprüchen – wirtschaftlich, sozialer, wie politischer Natur – zerbricht.

                Sehr radikal ist das übrigens nicht. Es ist letztlich nur ein "Upgrade" unserer Demokratie. Es ist illusorisch zu glauben, dass unsere Demokratie aus den späten 40ern Jahren des 20. Jahrhundert auf ewig so bestehen kann. Sie wird sich verändern - ob gut und schlecht ist offen. Aber wenn man die Diskussion darum immer wieder unterdrückt, als Tagträumerei oder sogar Verfassungsfeindlichkeit abtut, dann kann die Entwicklung kaum in eine gute Richtung laufen.
                Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                Makes perfect sense.

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen

                  Sehr radikal ist das übrigens nicht. Es ist letztlich nur ein "Upgrade" unserer Demokratie. Es ist illusorisch zu glauben, dass unsere Demokratie aus den späten 40ern Jahren des 20. Jahrhundert auf ewig so bestehen kann. Sie wird sich verändern - ob gut und schlecht ist offen. Aber wenn man die Diskussion darum immer wieder unterdrückt, als Tagträumerei oder sogar Verfassungsfeindlichkeit abtut, dann kann die Entwicklung kaum in eine gute Richtung laufen.
                  Und wie sieht in deiner natürlich absolut nicht verklärten und topobjektiven Anschauung konkret das Upgrade eines demokratischen Grundverständnisses aus, das das Europa des 21. Jahrhunderts immerhin zum *menschenwürdigsten* Raum in der Geschichte der Menschheit gemacht hat?

                  Anm.: Ich habe den Rest deines Postings natürlich gelesen und zur Kenntnis gekommen ,darüber zu streiten würde uns jetzt aber nicht weiter führen, weil ich schlichtweg ideologisch aus einer ein wenig anderen Ecke komme und meine Ansicht nicht revidiere, dass ich die "breite Masse" für politisch nicht ausreichend "befähigt" erachte. - wohl aber bereit bin, über eventuelel Ziele und Stoßrichtungen beider Ideale zu debattieren.
                  Im Übrigen bin ich kein "Liberalist", sondern gerade in optimistischer Einschätzung tiefsozialistisch. Leider hindert mich mein Pessimismus daran, an eine EFFEKTIVE Verwirklichung zu glauben (eben weil ich "die Masse" für nicht befähigt erachte) und bin aus reinem Pessismismus heraus "demokratie-liberalistisch" in Fragen der Staatsorganisation.

                  Kommentar


                    #10
                    Vertrauen in den Staat
                    Das klassisch aristotelische Staatsbild, in welchem der Staat als etwas besseres, höheres angesehen wird, das nur zum Wohl seiner Bürger das beste will und vollbringt.

                    Ich vertrete eher eine dem Staat skeptische Ansicht. Wird nicht starke Kontrolle ausgeübt neigt der Staat zu Korruption und Verschwendung, betrachtet den Bürger als Eigentum anstatt zu sehen, dass er dem Bürger dienen soll.

                    Jaja, das ist das typische, undurchdachte Argument der Liberalen.
                    Was dem Wort allerdings widerspricht. Frei ist das Volk nur wenn es entscheiden darf. D.h. meine Sicht als "Lieberaler" schließt die direkte Demokratie ein, da vor allem die individuelle Freiheit, libertas des Bürgers im Vordergrund steht und diese nur über direkten Einfluss gegeben ist.
                    Zuletzt geändert von newman; 06.06.2008, 20:44.

                    Kommentar


                      #11
                      Ach, wirre gedanken...*delet*

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von newman Beitrag anzeigen
                        Ich vertrete eher eine dem Staat skeptische Ansicht. Wird nicht starke Kontrolle ausgeübt neigt der Staat zu Korruption und Verschwendung, betrachtet den Bürger als Eigentum anstatt zu sehen, dass er dem Bürger dienen soll.
                        Der Staat an sich ist lediglich eine Einrichtung bzw Organisationsform, insofern kann "der Staat" nicht zu Korruption o.ä. neigen.
                        Die Menschen die sich aber der organisatorischen Mechanismen bedienen können das sehr wohl. Daher würde ich meinen, dass es darauf ankäme wer sich aller an den Mechanismen bedienen kann. Sind es nur einige Wenige (wie Politik und immer mehr Wirtschaft zusammen) die Zugang und Einfluss haben, dann läuft da was mE gehörig falsch und führt durchaus zu den von dir beschriebenen Möglichkeit, dass "der Staat" (ich würde aber eher "die Einflusshaber" sagen) seine Bürger als Eigentum betrachtet.
                        Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                        Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von newman Beitrag anzeigen
                          Was dem Wort allerdings widerspricht. Frei ist das Volk nur wenn es entscheiden darf. D.h. meine Sicht als "Lieberaler" schließt die direkte Demokratie ein, da vor allem die individuelle Freiheit, libertas des Bürgers im Vordergrund steht und diese nur über direkten Einfluss gegeben ist.
                          Nein, überhaupt nicht. Die liberale Demokratie - das ist aber vielleicht eher eine us-amerikanische Begrifflichkeit - will vor allem die Individuen voreinander schützen und deren einzelne Freiheit einhalten. Dabei geht sie, wie schon gesagt, IMO von einem falschen Menschenbild aus und implementiert deshalb zwar Maßnahmen, die die Menschen voreinander schützen, aber nicht wirklich in einem menschlichen Sinne frei machen, sondern nur... naja, allein in der Masse.

                          Und wie sieht in deiner natürlich absolut nicht verklärten und topobjektiven Anschauung konkret das Upgrade eines demokratischen Grundverständnisses aus, das das Europa des 21. Jahrhunderts immerhin zum *menschenwürdigsten* Raum in der Geschichte der Menschheit gemacht hat?
                          Topobjektiv... was'n Blödsinn. Es gibt keine wertfreien Urteile/Ideen, vor allem nicht in der politischen Wissenschaft/Theorie.
                          Aber was die Umsetzung angeht... da würde ich es einfach mal mit den Ideen von Barber nehmen und folgendes probieren:
                          Ein nationales System von Nachbarschaftsversammlungen (ca. 1000 bis 5000 Leute, in dünn besiedelten Regionen auch weniger). Zunächst nur mit beratender Funktion für die Kommunalpolitiker, quasi als Ausschüsse. Später (nach "Eingewöhnungsphase") jedoch auch mit handfester legislativer Kompetenz in Dingen, die die Leute vor Ort direkt betreffen.
                          Einer Art Zusatz zur Bundesnetzargentur um eine Kontrolle neuer Kommunikationsmittel und der dazugehörigen Infrastruktur zu gewährleisten und in Folge dessen auch die die Möglichkeiten von Referenden gepaart mit e-Government zu überprüfen.
                          Damit dann verbunden auch vermehrte Anwendung von Volksentscheidungen (auf Bundesebene), aber nicht als alleiniges Entscheidungsgremium, sondern sozusagen als zusätzlicher Aspekt von "checks & balances).
                          Ausweitung des Zivil- und Wehrdienstes auf wirklich alle Jugendliche eines Jahrgangs, unabhängig vom Geschlecht und auch vermehrte Konzentration auf Jobs im gesellschaftlichen, kommunalen Bereich... einfach als Aspekt der politischen Bildung.
                          Auch würde ich das Prinzip der demokratischen Selbstverwaltung - wie z.B. bei den Universitäten - auf alle staatlichen Institutionen ausweiten bzw. da stärken, wo es schon vorhanden ist. Sollte sich das bewähren, dann könnte man über eine schrittweise Einführung in der Wirtschaft nachdenken. (Ja das ist wiederum sehr radikal, aber würde in dem "Zeitplan" auch erst sehr, sehr spät passieren...)
                          Insgesamt geht es auch um eine neue Wahrnehmung dessen was demokratisch ist, weg von instituionalisierten Vorhaben, hinzu mehr Eigeninitiative. Da würde ich große Fördertöpfe für Bürgerinitiativen, Nachbarschaftshilfen, usw. einrichten und bei der Vergabe von Genehmigungen - z.B. zum Anlegen von neuen Parks durch die Bürger selbst - freimütiger sein, die Bürger durch Fachmänner unterstützen und zu eigenständigen Handeln motivieren und auch dafür belohnen. Die Initiative in unserer Gesellschaft muss wieder zurück zum kleinen Mann. Wenn das Stadtviertel scheiße aussieht, dann nehmen sich halt die Bürger dessen an und warten nicht auf die Regierung endlich etwas zu tun. Demokratie ist halt auch mehr als nur seine Stimme abzugeben.
                          Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                          Makes perfect sense.

                          Kommentar


                            #14
                            @Hama

                            Deine Ideen und Überlegungen sind ja an sich gar nicht so sonderlich radikal.
                            Den überwiegenden Teil deiner Anregungen kann ich durch meinen eigenen politischen Hintergrund im Prinzip schon unterschreiben.
                            Gerade im Bereich der Selbstverwaltung von Institutionen niedriger und mittlerer behördenebene wie Universitäten kann ich dir nur völlig Recht geben.
                            Ich weiß ja nicht ,wie es in deinem Bundesland aussieht, aber es ist schon eine Schande, was unter dem euphemistischen Titel "Hochschulfreiheitsgesetz" bei uns an selbstverwalterischen Freiheiten der Hochschulen eingestampft wurde und - ironischer Weise nicht an übergeordnete Behörden, sondern an Funktionäre aus der Wirtschaft übertragen worden ist.
                            Das ist ein meiner Meinung nach sehr bedenklicher Prozess, der einseitig zu Lasten demokratischer Identität geht und dringend unterbunden werden muss.

                            Auch ein Mehr an Volksentscheiden muss an sich nicht schlecht sein - z.B. hat mir der neueste Entscheid in der Schweiz zum Thema, ich sag jetzt mal "Rassismus", Mut gemacht.
                            Allerdings müssen Volksentscheide mMn unter strengen, sehr geregelten Bedingungen ablaufen. Es darf nicht sein, dass für jeden gerade in den medien hochgekochten Sachverhalt irgendeine Initiative in der Bevölkerung ausreicht, um dem Gesetzgeber ein Gesetzgebungsverfahren aufzuzwingen.
                            Dafür schätze ich die Macht unserer (sensationsgeilen) Medien einfach zu hoch ein und, wie bereits schon mal gesagt, die Empfänglichkeit in weiten Teilen der Bevölkerung dafür zu hoch.
                            Vielmehr sollte per Verfassung für einen abgesteckten Kanon von Bereichen eine solche Volksentscheidung verbindlich vorgesehen werden, dann allerdings auch mit dem nötigen finanziellen Rückhalt, um die Bevölkerung über Informationsmaterial und ähnliches mit einigen Wochen Vorlauf ausreichend und von allen Seiten her - und ohne "Mediengeilheit" - zu informieren.
                            Allerdings geht das Meiner Meinung nach nicht, ohne unsere derzeitige Staatsorganisation nicht grundlegend zu ändern. Ich hätte die Befürchtung, dass sich da bei gleichbleibender Kompetenzzuteilung vom Bundesrat einfach ein unglaublich ineffektiver Gesetzesweg ergibt.
                            Irgendwie...sollten die Gesetzgebungsbefugnisse des Bundesrates massiv eingestampft und dafür auf die Volksentscheide übertragen werden. So wie überhaupt die ganze Bund-Länder-Konzeption im Föderalismus meiner Meinung nach zwar eine Gewaltenteilung ist, aber keine Demokratisierung.

                            Kommentar


                              #15
                              Seether, ich werde das Gefühl nicht los, daß dein bevorzugtes Staats-Modell eigentlich DDDD/Mehrheitsbeschluß heißen müßte. (Diktatur der differenziert Denkfähigen)

                              Deine Position kann ich gut nachvollziehen, nur wenn es in einer Gesellschaft zu einer Form von undifferenzierter Meinugsübernahme aus den Medien kommt, ist im Vorfeld irgendwo versagt worden - Bildungspolitik, Medienpolitik, Sozialpolitik.... such dir einen "Schuldigen" aus. Aus Angst vor der "undifferenzierten Masse" dann lieber weiter den politischen Gremien vertrauen, die früher die Entwicklung derselben nicht aufgehalten haben, ist da ein bisschen logischer Zirkel.
                              Darüberhinaus, diese Masse existiert jetzt, und sie besteht aus Menschen. Und in einer (guten) Demokratie haben nunmal alle Menschen gleicher Rechte, und daher auch gleiche Rechte bei Wahlen. Komaschläger XY allein kann keinen negativen Einfluß auf die Entwicklung in Deutschland nehmen, das Problem ist vielmehr, daß Komaschläger XY(1) bis Komaschläger XY(n) existieren, wobei n groß mit Tendenz steigend ist und daß gegen die Ursprünge wenig getan wird.
                              Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                              "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                              Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X