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Nazi-Slogans?

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    Nazi-Slogans?

    Moin,

    das ist jetzt vielleicht eine etwas eigenartigte Frage: Bei uns an der Hochschule beginnt gerade der Wahlkampf zu den Gremienwahlen. Eine der Gruppe wird jetzt von einer anderen öffentlich vorgeworfen in ihrem Wahlkampf Nazi-Slogans zu verwenden.
    Und ich wollte mich zu dem Vorwurf mal informieren, bevor ich zur Wahlurne schreite. Bei Google, Wikipedia, etc. habe ich erstmal nichts dazu gefunden.

    Es geht um den Slogan "Andere werden politisch, wir werden aktiv."

    Ist das ein Nazi-Slogan? Achja, bei der beschuldigten Gruppe handelt es sich um die die einzige Hochschulgruppe, die nicht mit einer der regulären Parteien verbandelt ist - was also auch irgendwie nicht zu dem Vorwurf passt. Ist eine der vielen Fachschaftslisten bzw. Listen Unabhängiger Studenten.
    Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
    Makes perfect sense.

    #2
    Die Frage ist, ob die NSDAP diesen Slogan benutzt hat? Dazu kann ich nichts sagen.

    Es ist ein typischer Slogan der bürgerlichen Rechten, also die Behauptung, dass man nicht politisch oder ideologisch vorgehen würde, sondern pragmatisch.

    Die CDU hat ja mit "Taten statt Bürokraten" plakatiert - also auch eine Betonung auf Handeln - natürlich lustig für eine Partei, die eindeutig auch eine Partei der staatlichen Bürokraten ist.

    "Unabhängige" Listen sind übrigens auch ein Merkmal von Gruppen der bürgerlichen Rechten, siehe die "unabhängigen" Betriebsräte, die neoliberale Politik befürworten und sich dafür massiv z.B. von Siemens haben schmieren lassen.

    Allerdings würde es für eine Nazi-Gruppe Sinn machen, die Verbindung zu ihrer eigentlichen Partei nicht öffentlich zu machen - das kann ihnen ja im grossstädtischen und studentischen Milieu nur schaden.

    Um den Vorwurf aufrecht zu erhalten, müsste man sich schon auf andere Sachen stützen, als nur diesen einen Slogan. Der ist meiner Meinung nach nur dumm, da er zeigt, dass jemand nicht reflektiert handelt, d.h. nicht hinterfragt, worauf sein Handeln beruht.
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      #3
      Die Frage ist, ob ein solcher Slogan nun unbedingt bewusst verwendet wird, oder eher unüberlegt. Ich erinnere mich da an die Kampagne "Du bist Deutschland". Auch dieser Slogan wurde auf einer nationalsozialistischen Kundgebung um 1935 verwendet. Wobei ich bezweifle, dass die Initiatoren der neuen Kampagne darauf anspielen wollten. Am besten ist es mal die Ziele selbst zu hinterfragen.

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        #4
        Zitat von Degra Beitrag anzeigen
        Die Frage ist, ob ein solcher Slogan nun unbedingt bewusst verwendet wird, oder eher unüberlegt. Ich erinnere mich da an die Kampagne "Du bist Deutschland". Auch dieser Slogan wurde auf einer nationalsozialistischen Kundgebung um 1935 verwendet. Wobei ich bezweifle, dass die Initiatoren der neuen Kampagne darauf anspielen wollten.
        Nee, die wollten natürlich nicht darauf anspielen - es war aber durchaus entlarvend für diese Neoliberalen, dass ihre nationalistischen Parolen schon von den Nazis benutzt wurden.
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          #5
          Seit mir net bös aber da wird aus ner Mücke ein Elefant gemacht.
          Wenn es darum geht welche Wörter die Nazis benutzt haben usw... müsste man die ganze Deutsche Sprach abschaffen.
          Und die Linken verwenden auch Parolen die den rechten um nichts nachstehen, selbst entscheiden ist da angesagt und nicht wer-was-wann schon mal verwendet hat.

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            #6
            Zitat von max Beitrag anzeigen
            Nee, die wollten natürlich nicht darauf anspielen - es war aber durchaus entlarvend für diese Neoliberalen, dass ihre nationalistischen Parolen schon von den Nazis benutzt wurden.
            Wollen die Neoliberalen nicht eigentlich wenig Staat, während die Neo-Nazis derzeit mit eigentlich eher linken anti-kapitalistische Parolen ihr Rufen nach dem totalen Staat tarnen?

            Neoliberal und nationalistisch scheint mir sowieso irgendwie ein wenig seltsam, wie bringt dieses Lager denn ideologisch einen laizzes-fairen, freien Markt & Freihandel mit Nationalismus zusammen?

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              #7
              Zitat von newman Beitrag anzeigen
              Wollen die Neoliberalen nicht eigentlich wenig Staat, während die Neo-Nazis derzeit mit eigentlich eher linken anti-kapitalistische Parolen ihr Rufen nach dem totalen Staat tarnen?

              Neoliberal und nationalistisch scheint mir sowieso irgendwie ein wenig seltsam, wie bringt dieses Lager denn ideologisch einen laizzes-fairen, freien Markt & Freihandel mit Nationalismus zusammen?
              Gar nichts. Selbst wenn man gelb nicht mag.

              Die SPD hatte neulich auch irgendeinen Nazi (ich glaube DVU) Slogan, wohl unbewußt wieder verwendet.
              Die Regenwaldseite
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              Mit nur einen Klick dem Regenwald helfen. Jeden Tag nur 2 Sekunden!

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                #8
                Das mit den Slogans ist sowieso immer so eine knifflige Sache.
                Die Nazis haben sich ziemlich gut darin verstanden die Sprache und Symbole zu pervertieren.

                Aus Unwissen habe ich Jedem das Seine lange nicht mit den Nazis zusammengebracht. Wie soll man nun jetzt mit derartigen Slogans umgehen? Zählt alleine der Inhalt und die Intention einer Aussage? Oder zählt auch die Assoziation? Zählt dann der tatsächliche Ursprung, wenn es zwar von ihnen gebraucht wurde, aber nicht ursprünglich von den Nazis stammte? Oder wiegt die Assoziation mit den Nazis am stärksten?
                Da kann man schnell ins Rutschen kommen.

                Ein Grund mehr Wahlplakate mit nichtssagenden Halbsätzen abzulehnen

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                  #9
                  Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
                  ... Ist das ein Nazi-Slogan? ...
                  Ja, bestimmt, immerhin waren die Nazis 12 Jahre an der Macht und vorher auch schon sehr aktiv. Die werden so ziemlich alle brauchbaren Slogans verwendet haben. Mal mehr, mal weniger, versteht sich.

                  Aber um diese Frage gehts sicher nicht. Vielmehr entwickeln sich einige Leute an deiner Schule zu guten Jung-Politikern. Sie haben schon ein gutes Gespür für Schwächen/Fehler der Gegenseite und scheuen sich auch nicht davor sogleich mit Dreck zu werfen.

                  Das macht einen guten Politiker aus: Er lässt die anderen schlecht aussehen und ist immer der erste, der den Dreck wirft.
                  "Vittoria agli Assassini!"

                  - Caterina Sforza, Rom, 1503

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                    #10
                    Im Gegensatz zu diversen Vorredner bin ich nicht der Meinung, dass alle Slogans von den Nazis benutzt wurden und man deshalb aus der Nutzung von Slogans nicht auf die politische Haltung schliessen kann. Viele Slogans der Linken sind mit den Zielen der Nazis schlicht und einfach nicht kompatibel, z.B. wenn es um die Ablehnung von Nationalismus geht.

                    Es gibt sehr wohl typische rechte Slogans. Nur ist der von Harmakhis zitierte Slogan ist zu unbestimmt, um daraus einen Vorwurf ableiten zu können.

                    Der Slogan ist typisch für die Haltung vieler Konservativer, die behaupten, dass sie nicht ideologisch/politisch, sondern pragmatisch handeln würden - was entweder eine bewusste Täuschung ist oder ein Zeichen für fehlende Selbstreflektion, da natürlich diese Leute auf der Basis einer bestimmten Ideologie handeln und dies auch deutlich wird, wenn man sieht, was sie vorschlagen und was sie machen.

                    Zitat von newman Beitrag anzeigen
                    Wollen die Neoliberalen nicht eigentlich wenig Staat, während die Neo-Nazis derzeit mit eigentlich eher linken anti-kapitalistische Parolen ihr Rufen nach dem totalen Staat tarnen?

                    Neoliberal und nationalistisch scheint mir sowieso irgendwie ein wenig seltsam, wie bringt dieses Lager denn ideologisch einen laizzes-fairen, freien Markt & Freihandel mit Nationalismus zusammen?
                    Es passt sehr gut zusammen, wenn es um die Frage geht, wie die herrschende Klasse ihre Ziele gegenüber dem Rest der Gesellschaft verkauft. Die häufigst verwendete Methode ist, dass einfach behauptet wird, dass ihre Ziele identisch mit dem Zielen der gesamten Bevölkerung wären. Z.B. dass Lohnverzicht/Gürtel enger Schnallen im Interesse aller wäre, um sich gegen die ausländische Konkurrenz zu behaupten, während es real um eine massive Umverteilung zugunsten der Herrschenden geht. Es ist kein Zufall, dass die "Du bist Deutschland"-Kampagne von der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" ausgeht, eben einer von den Kapitalisten finanzierten Propaganda-Organisation.

                    Die Neoliberalen sind es ja auch, die jetzt massiv den Staat nutzen, um die Grosskonzerne zu stützen. Nationalismus und Neoliberalismus sind auch über die Konkurrenz-Ideologie kompatibel, oft geht es bei beiden in Richtung Sozialdarwinismus. Nationalismus ist nicht identisch mit Faschismus oder einer bestimmten Wirtschaftspolitik.
                    Resistance is fertile
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                      #11
                      Passt schon gut in die NS-Ecke. max hat da ganz recht, historisch gesehen wurde in der Weimarer Republik (und auch vorher, klar) deutsch mit "unpolitisch" gleichgesetzt und "politisch" mit westlich, demokratisch.

                      @newman: "Jedem das Seine" ist auch kein originärer Nazi-Spruch. Abgesehen von Buchenwald wird er mit der Religionspolitik Preußens in Verbindung gebracht und Friedrich dem Großen, der da sagte "ein jeder soll nach seiner Facon glücklich werden".
                      Republicans hate ducklings!

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                        #12
                        Wobei ich die Diskussion um "Jedem das Seine" echt nicht mehr nachvollziehen kann.

                        Eine Anekdote (zu einem anderen Spruch) aus Österreich, wobei ich mich leider nicht mehr an die Details erinnern kann, mich aber auch ziemlich erstaunte: als diverse Gruppierungen für die Demo "wir zahlen nicht für eure Krise" warben, konnte sich die ÖH (Österreichische Hochschülerschaft, Studentenvertretung) nicht zu einer Mehrheit die Demo zu unterstützen zusammenraufen, weil mal von einer Seite (Gras = grün, oder VSSTÖ = rot) Bedenken geäussert wurden, dass das (glaube ich) anti-israelitisch oder gar antisemitisch sein oder gedeutet werden könnte, wobei die AG (Aktionsgemeinschaft = schwarz) Panik bekommen hat und die Unterstützung entzog. Deswegen unterstützten die Demo nur einzelne Fraktionen, nicht aber die ÖH insgesamt.
                        Fand ich auch fast absurd, wie ich das gehört hatte. So viel zum Thema "was kann/darf man nun sagen, schreiben, nutzen".
                        Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                        Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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                          #13
                          Zitat von max
                          Die Neoliberalen sind es ja auch, die jetzt massiv den Staat nutzen, um die Grosskonzerne zu stützen.
                          Da müsste man jetzt halt fragen wie man neoliberal definiert.

                          Neoliberal als Kampfbegriff für den ungezügelten und ungelenkten laizzes-faire Kapitalismus. Obwohl irgendeine Nutzung des Staats für Eingriffe in die Wirtschaft eigentlich der Idee eines absolut freien Markts vollkommen widerspricht (daher meine Frage wie mans ideologisch trotzdem zusammenbekommt), wenden sich deren Anhänger wie auch gewerkschaftsnahe Politiker tatsächlich gerne Großkonzernen zu.

                          Oder aber ursprünglich neoliberal in Deutschland im Sinne eines Walter Eucken, der Großkonzerne als ein Rückgrat des NS Staats sah und deren Verhinderung und Auflösung als eine der Hauptaufgaben des Staates.
                          "Erster Grundsatz: Die Politik des Staates solle darauf gerichtet sein, wirtschaftliche Machtgruppen aufzuloesen oder ihre Funktionen zu begrenzen"
                          Zuletzt geändert von newman; 14.06.2009, 11:31.

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                            #14
                            Zitat von max Beitrag anzeigen
                            Im Gegensatz zu diversen Vorredner bin ich nicht der Meinung, dass alle Slogans von den Nazis benutzt wurden und man deshalb aus der Nutzung von Slogans nicht auf die politische Haltung schliessen kann. Viele Slogans der Linken sind mit den Zielen der Nazis schlicht und einfach nicht kompatibel, z.B. wenn es um die Ablehnung von Nationalismus geht.
                            Generell ist wohl eher zu sagen, daß sich die radikalen Slogans ähneln. Nicht umsonst haben Nazis und Linke (i.S.v. PDS,SED etc.) häufig gleiche oder ähnliche Wahlplakate. Nazis und Kommunisten haben eben viel mehr gemein, als Nazis und rechte, demokratische, nichtpopulistische Parteien.


                            Per se sind außerdem liberale überhaupt nicht für Großkonzerne. Auch nicht Neoliberale.

                            Falls jemand mal wissen will was Neoliberal wirklich ist, braucht nur mal in die Wikipedia zu schauen:

                            Neoliberalismus (Zusammensetzung aus altgriech. νέος neos neu, und Liberalismus) bezeichnet ursprünglich eine Neubelebung des Wirtschaftsliberalismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Betont wird der wechselseitige Zusammenhang von politischer und wirtschaftlicher Freiheit, sowie die Notwendigkeit einer Rechtsordnung, die den Wettbewerb fördert und das Entstehen von privaten Machtpositionen zu verhindern sucht. Die Vertreter des Neoliberalismus grenzten sich insbesondere vom Laissez-faire-Liberalismus des 19. Jahrhunderts[1] und dem Keynesianismus ab.

                            Der Begriff Neoliberalismus wird zur Bezeichnung einer breiten, heterogenen Strömung verwandt, wobei die feste Abgrenzung gegenüber anderen Schulen und die Zuordnung einzelner Personen streitig ist. Insbesondere werden die Freiburger Schule (Ordoliberalismus) und die Chicagoer Schule als neoliberal bezeichnet. Die Bezeichnung wird zum Teil aber auch auf Friedrich von Hayek als Vertreter der Österreichischen Schule bis hin auf sozialliberale Strömungen (etwa Karl Popper) erstreckt. Der Neoliberalismus der Freiburger Schule[2] gilt als wesentliche theoretische Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft. Seit Beginn der 1990er Jahre wird der Ausdruck von verschiedenen Autoren vor allem auf die Lehren von Friedrich von Hayek, Milton Friedman und die Chicago School begrenzt.[3]
                            Also alles andere als die bösen schlechthin.
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                              #15
                              Zitat von Dark Scipio Beitrag anzeigen
                              Generell ist wohl eher zu sagen, daß sich die radikalen Slogans ähneln. Nicht umsonst haben Nazis und Linke (i.S.v. PDS,SED etc.) häufig gleiche oder ähnliche Wahlplakate. Nazis und Kommunisten haben eben viel mehr gemein, als Nazis und rechte, demokratische, nichtpopulistische Parteien.
                              Das sehe ich vollkommen anders! Die bürgerliche Rechte, also in erster Linie CDU, CSU und FDP, hat in vielerlei Hinsicht Berührungspunkte mit Parteien wie den Republikanern, DVU und NPD. Tatsächlich wurde "rechtspopulistische Parteien" auch oft von Abspaltern aus den bürgerlichen rechten Parteien gegründet - auch wenn es nicht immer so krass ist wie im Falle der FPÖ.

                              Die Wahlplakate und Slogans ähneln sich meiner Meinung nach auch nicht. Nur weil man Hartz IV oder den Kapitalismus kritisiert, hat man noch lange nicht die gleiche Meinung, ähnliche Ansätze etc. Das gleiche gilt z.B. dafür, wenn jemand den Vertrag von Lissabon ablehnt - was vollkommen verschiedene Motive haben kann.

                              Historisch war es auch so, dass nicht etwa ein Bündnis aus KPD und NSDAP die Weimarer Republik vernichtet und den Faschismus begründet hat, sondern ein Bündnis der Konservativen mit den Nazis.
                              Zitat von Dark Scipio Beitrag anzeigen
                              Falls jemand mal wissen will was Neoliberal wirklich ist, braucht nur mal in die Wikipedia zu schauen:
                              Hier werden verschiedene Begriffe vermischt. Man muss zwischen einer wirtschaftspolitischen, theoretischen Schule (z.B. der neoklassischen) und einer politische Ideologie unterscheiden, die sich zwar auf erste beruft - aber keineswegs die Massnahmen der ersteren auch komplett umsetzt. Ein Beispiel für die wirtschaftspolitische Schule wäre Hans-Werner Sinn - für Vertreter der neoliberalen Politik sind Beispiele Leute wie Schröder, Merkel, Westerwelle, Reagan, Thatcher, Sarkozy, Blair oder eben Propaganda-Organisationen wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

                              Neoliberal ist im Wesentlichen eine politische Richtung, die jede Form von Einschränkung der Macht der herrschenden Klasse ablehnt und versucht die Rechte und Organisationsformen der Arbeiterklasse einzuschränken. Der Staat soll nicht zugunsten der Armen und Arbeiter eingreifen, sondern dafür sorgen, dass die Grosskonzerne möglichst reibungslos funktionieren.

                              Leute wie Hayek, Friedman, Eucken oder auch Sinn werden als dazu genutzt, um bestimmte Massnahmen zu begründen, aber im Kern geht es nicht um deren Vorstellungen.

                              Ein guter Beispiel ist die Frage der Grosskonzerne. Jemand, der tatsächlich eine Marktwirtschaft will (und dies nicht nur als Begriff für den Kapitalismus benutzt, weil er besser klingt), müsste sich ja für die Zerschlagung der Grosskonzerne einsetzen, da diese natürlich eine "Marktverzerrung" darstellen, ein Monopol-artiger Zustand. Real setzen setzen sich aber die Neoliberalen, wie die sie die Politik z.B. in Europa und den USA seit den späten 1970ern bestimmen, dafür nicht ein. Sie sind keine Liberalen im Sinne einer liberalen Gesellschaft - nicht einmal Liberale im Sinne, dass sich für eine Wirtschaft im eigentlichen liberalen Sinn (wie es die Theoretiker, auf die sich gerne berufen) einsetzen. Ihnen geht es darum, dass den Herrschenden möglichst keinerlei Beschränkungen unterliegen. Das ist aber keineswegs mit ungezügelten und ungelenkten laizzes-faire gleichzusetzen - Interventionen zugunsten der "eigenen" Grosskonzerne sind für Neoliberale vollkommen normal und kommen regelmässig vor. Angefangen von direkten und indirekten massiven Subventionen über Abschottung von Märkten, massive finanzielle Hilfen für Grosskonzerne bis hin zu Einschränkung gewerkschaftlicher Rechte.

                              Bezeichnend ist es, dass Chile unter dem Militärdiktatur Pinochet eines der Länder war, wo die Chicago School von Friedman zuerst ihre Idee "umsetzen" durften.
                              Resistance is fertile
                              Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                              The only general I like is called strike

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