Neoliberalismus und Rechtsextremismus – Zwei Seiten einer Medaille? - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Neoliberalismus und Rechtsextremismus – Zwei Seiten einer Medaille?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #16
    Zitat von newman Beitrag anzeigen
    Man sollte aber erst bei der Ausgabenseite ansetzen.
    Laut Studien gibt Deutschland am 3. meisten für den Sozialstaat aus, landet aber irgendwo im hinteren Mittelfeld bei der Effektivität seiner Hilfe für Hilfsbedürftige. D.h. im Umkehrschluss, dass es Potential gibt die Hilfeleistung effizienter zu gestalten. Sollten hier tatsächlich Fortschritte möglich sein, dann wird sich das automatisch auf den Geldbedarf auswirken und man kann im zweiten Schritt an die Einnahmenseite denken. Umgekehrt besteht die Gefahr, dass man sich ins eigene Bein schießt, sollte man falsch liegen.
    Richtig. Ich bin z. B. für eine Abschaffung des Kindergeldes und statt dessen für die Einführung kostenloser Kindergartenplätze (mit Verpflegung) und kostenloser Schulspeisung. So wäre mal gewährleistet, dass das Geld wirklich bei den Kindern ankommt.

    Kommentar


      #17
      Viele staatsskeptische Ökonomen bevorzugen zwar Geldleistungen, da sie der Meinung sind, dass jeder selbst am besten weiß, was er und seine Familie wirklich brauchen, besser als der Staat jedenfalls, aber für den Staat kämen konkrete Sachleistungen womöglich wirklich billiger, auch weil er so verschiedene Problemfelder wie Sozialstaat und Bildung gleichzeitig anpacken könnte.

      Aber ich will mir da ein festes Urteil nicht leisten, das ist nichts für Theoretiker, sondern für Leute, die in der Praxis an den Problemfeldern direkt dran sind und alltäglich erleben wo das Geld wirklich benötigt wird.

      Kommentar


        #18
        Zitat von newman Beitrag anzeigen
        Viele staatsskeptische Ökonomen bevorzugen zwar Geldleistungen, da sie der Meinung sind, dass jeder selbst am besten weiß, was er und seine Familie wirklich brauchen, besser als der Staat jedenfalls, aber für den Staat kämen konkrete Sachleistungen womöglich wirklich billiger, auch weil er so verschiedene Problemfelder wie Sozialstaat und Bildung gleichzeitig anpacken könnte.

        Aber ich will mir da ein festes Urteil nicht leisten, das ist nichts für Theoretiker, sondern für Leute, die in der Praxis an den Problemfeldern direkt dran sind und alltäglich erleben wo das Geld wirklich benötigt wird.
        Nun, hier haben wir ein klassisches Problem: Kinder werden wie Eigentum ihrer Eltern behandelt, ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das ist aber eine mit Art. 1 GG unvereinbare Sichtweise. Es muss gewährleistet sein, das die Kinder den Nutzen von für sie gedachten Leistungen haben. Und das geht nur per Sachleistung, denke ich.

        Kommentar


          #19
          Zitat von Ltd. Commander Data Beitrag anzeigen
          Echte neoliberale sind Befuerworter eines echten Marktes ohne Monopole mit Grossunternehmen.
          Ok, dann klären wir vielleicht zuerst, über was wir hier eigentlich reden.

          Das neoliberale Projekt lässt sich mit folgenden Ideen beschreiben:
          - Freiheit des Wettbewerbs als Prinzip der Evolution
          - negatives Staatsbild: Staat ist ineffizient, Staat ist nicht klüger als Wirtschaftsunternehmen
          - The-Winner-Takes-It-All-Prinzip (beinhaltet die Reduzierung von Sozialleistungen auf ein Minimum, soziale Maßnahmen zugunsten der Schwachen wird als Diskriminierung der Starken verstanden)
          - angebotsorientierte Wirtschaftspolitik: Stärkung der Volkswirtschaft durch Verbesserung der Investitionsbedingungen
          - Deregulierung: Verzicht des Staates auf Eingriffe in den Wirtschaftsprozess
          - Privatisierung öffentlichen Eigentums (z.B. Bahn, Telekom, Gesundheitswesen, Schulen Justizvollzug usw.)
          - Flexibilisierung des Arbeitsmarktes (z.B. Lockerung des Kündigungsschutzes, Leiharbeit usw.)
          - neoliberales Leistungsprinzip: sozialer Status ist das Resultat persönlicher Leistung, wobei sich Leistung ausschließlich darin ausdrückt, wieviel ein Mensch verdient
          - Reduzierung des Begriffs "soziale Gerechtigkeit" auf "Chancengerechtigkeit"

          Richtig neu sind diese Ideen nicht, weshalb die Verwendung des Begriffs "Neoliberalismus" häufig für Verwirrung sorgt. Neu ist lediglich, dass sich der "Neoliberalismus" von einer interessengeleiteten Position zu einer Ideologie gewandelt hat, welche die öffentliche Meinungsführerschaft erobert hat und sich im praktischen Handeln von Politikern widerspiegelt. Der Begriff "Neoliberalismus" ist eine sprachliche Vereinfachung, um die Durchdringung verschiedener gesellschaftlicher Bereiche (z.B. Politik, Medien) mit den oben genannten Ideen (verstärkt seit den 90er Jahren) auf eine einprägsame Formel zu bringen.

          Zitat von Ltd. Commander Data Beitrag anzeigen
          Echte Liberale sind nicht konservativ. Sie wollen dass jeder nach seiner Facon leben kann, und versuchen dies mit einer anderen Philosophie als z.B. Links eingestellte Leute zu erreichen.
          Wenn man das Programm der Neoliberalen zu Ende denkt, dann sieht man schnell, dass deren Politik letztlich eine Rückkehr in die Sklavenhalter- oder Feudalgesellschaft bedeutet:
          - Schon jetzt bedeutet neoliberale Politik eine Pauperisierung weiter Teile der Bevölkerung. Indikatoren dafür sind die Erosion tariflich abgesicherter Beschäftigungsverhältnisse, massive Absenkung der Lohnersatzleistungen und eine Zunahme von Armut. Fortschritt sieht anders aus.
          - Die Möglichkeiten zur freien Entfaltung des Einzelnen (jeder soll nach seiner Façon selig werden) sind unter diesen Bedingungen immer weniger gegeben, da freie Entfaltung ein gewisses Maß an Wohlstand voraussetzt.
          - Aufgrund des Rückzug des Staates soll sozialer Ausgleich nicht mehr gesellschaftlich sondern privat (d.h. auf freiwilliger Basis) organisiert werden (z.B. durch Suppenküchen, Altkleidersammlungen). Das ist ein Rückschritt in vor-bismarksche Zeiten.
          - Am Endpunkt neoliberaler Politik steht eine Gesellschaft, in der die Bevölkerungsmehrheit einer Minderheit "dient". Der Unterschied zur Feudalgesellschaft besteht lediglich darin, dass die Menschen es jetzt "freiwillig" tun. Man hat die Wahl, ob man für einen Hungerlohn arbeitet oder arbeitslos ist bzw. stirbt.
          - Der neoliberale Staat muss in letzter Konsequenz ein Polizeistaat sein, denn da wo sozialer Friede nicht mehr durch Ausgleich zum Arm und Reich hergestellt werden kann, bleibt nur Überwachung und Gewalt als Instrumente zur Wahrung der inneren Ordnung.
          Mein Profil bei Last-FM:
          http://www.last.fm/user/LARG0/

          Kommentar


            #20
            Zitat von Largo Beitrag anzeigen
            Richtig neu sind diese Ideen nicht, weshalb die Verwendung des Begriffs "Neoliberalismus" häufig für Verwirrung sorgt.
            Hmmm...der Begriff sorgt deswegen für Verwirrung, weil man ihn in sein Gegenteil pervertiert hat. Max hat es ja schon ausgeführt, ich bin mir nach dem Satz aber noch immer nicht sicher ob das angekommen ist.

            Der politische Begriff "Neoliberalismus" beschreibt eine politische Pervertierung der liberalen Wirtschaftstheorie, der sich vielleicht gerne manche dieser Konzepte auf die Fahne schreibt, aber mehr nicht.

            Der "echte" Neoliberalismus, echt kann nur ein Liberalismus sein, der Gegenstück zum Totalitarismus sein möchte, sollte einen Mittelweg zwischen marktradikalem laizzes-faire Kapitalismus, in konsequenter Ablehnung der Marktradikalität, und planwirtschaftlichem Sozialismus finden. In diesem Sinn sorgt das "Neo" auch für keine Verwirrung.
            Zentraler Aspekt dieses Neoliberalismus sind eben auch soziale Fragen und Fragen der Macht ("Dämonie der Macht")

            Kommentar


              #21
              Zitat von KOSMONAUT Beitrag anzeigen
              Der Liberalismus und die Demokratie sind die verderblichsten Ideologien, welche die Menschheit je hervorgebracht hat. Der Liberalismus ist protofaschistisch, die Demokratie bedingt die Tyrannis.

              Was wir benötigen, ist Aufklärung -wirkliche Aufklärung, wie Kant sie uns definiert hat. Alles andere ist Quark. Diese Aufklärung muss sich in eine stabile Verfassung niederschlagen, welche als alleinige Richtschnur politischen Handelns dient. Dann können wir uns diesen ganzen Käse wie Wahlen und Parlamente sparen.

              Die Freiheit ist ein gefährliches Hirngespinst, welche schon Plato als unersättlich tadelte; die Demokratie fördert die Freiheit. Die Politik sollte niemals zum Erfüllungsgehilfen des Volkswillen werden, denn die Mehrheit fordert stets das, was sie will, aber niemals, was sie muss.

              Wie sagte schon Goethe: "Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich anpassen, aus Schwachen, die sich angleichen, und der Masse, die nachtrollt, ohne im mindesten zu wissen, was sie will."
              Fear is temporary, regrets are forever.

              Kommentar


                #22
                Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                Ich denke hier muss man aber zwischen knallharten wirtschaftlichen Erwägungen und einer Ideologie unterscheiden.
                Das stimmt aber sowohl für die Neoliberalen, als auch die Faschisten. Das Handeln beider Gruppen beruht auf einer Mischung aus Ideologie und Anpassung der Ideologie an das Ziel der individueller Bereicherung. D.h. die reine Ideologie wird da in beiden Fällen nicht umgesetzt. Die Nazis haben ja auch einen ihrer Flügel ausgeschaltet, um von der herrschenden Klasse als Verbündeter akzeptiert zu werden - das war der sogenannte nationalrevolutionäre Flügel.
                Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                Diktaturen, zumindest die der gefährlichen Sorte, kämpfen nicht um schwarze Zahlen sondern um die Menschen an sich. Das Volk soll glauben; am besten inbrüstig. Machterhalt steht hier an erster Stelle. Von Wirtschaft haben die Diktatoren meist keine Ahnung und machen, wenn es darauf ankommt, alles falsch.
                Ich denke nicht, dass man dies so einfach sagen kann. Die Wirtschaftsstrategie der Nazis war so angelegt, dass sie ohne militärische Eroberungen nicht funktionieren konnte, weil sie auf massiver Verschuldung beruhte. Aber die mit dieser Politik verbundene Expansion der Schwerindustrie war real und erhöhte auch real die Gewinne der dortigen Kapitalisten (und der Banken) stark. Gezahlt haben dafür ja nicht diese Kapitalisten (nicht einmal nach der militärischen Niederlage der Nazis!), sondern die Arbeiterklasse in Deutschland selbst und noch stärker die eroberten Gebiete.

                Auch die Strategie der Stalinisten war wirtschaftlich gesehen (in Bezug auf Wachstumsraten) für mehrere Jahrzehnte so erfolgreich, dass zahlreiche Staaten (auch westliche, z.B. Südkorea) viele Elemente davon kopierten. Gezahlt hat dafür ja auch nicht die herrschende Klasse (Nomenklatura, also die, an die dann die Konzerne nach 1989 privatisiert wurden), sondern die Arbeiterklasse und Bauern. Die Schwerindustrie wurde von den Stalinisten bewusst auf Kosten der Konsumgüterindustrie gefördert.

                D.h. diese Diktaturen haben das "Volk" brutal unterdrückt und ausgebeutet - und wurden selbst sehr reich dabei. Die hohen Nazi-Funktionäre sind ein gutes Beispiel dafür.
                Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                Den knallharten Konzernbossen ist das Volk komplett egal.
                Die Kapitalisten haben schon immer versucht, Ideologien zu propagieren, die ihnen bei ihrer Herrschaft helfen. Ob das Religion, Nationalismus, Rassismus, Neoliberalismus oder Faschismus war, ist ihnen relativ egal - das mag stimmen. Aber trotzdem geben sie teilweise grosse Summen für entsprechende Propaganda aus - siehe z.B. die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die eine Mischung aus Nationalismus und Neoliberalismus propagiert.

                Zitat von newman
                Ich denke aber nicht, dass es Chaos ist, welches Rechtsextreme als ideologischen Wunsch abends träumen.
                Das mag sicher stimmen. Aber real haben die Faschisten keine grosse Verstaatlichungskampagnen und Zerschlagung von Grosskonzernen betrieben, sondern eine Wirtschaft, die auf konkurrierenden Grosskonzernen und Behörden beruhte - was insbesondere im Falle des Kriegswirtschaft Chaos zur Folge hatte.
                Zitat von newman
                Aber im Großen bedeutet ein System aus echter Konkurrenz eine Dezentralisierung von Macht bis hin zur Aufhebung dieser, was dem Führertum entgegensteht. Wenn die wahre Macht in vielen konkurrierenden Händen liegt, kann ein Führer höchstens noch Moderator sein.
                Unternehmertum beruht aber nicht auf echter Konkurrenz, sondern auf Zentralisierung von Macht in Grosskonzernen, in denen wenige oder sogar nur einer das sagen hat. Der "Unternehmer" ist der, der das Sagen hat und dem alle andere sich unterordnen zu haben. Natürlich folgt daraus keine liberale Gesellschaft. Um eine Gesellschaft zu schaffen, wie es die liberalen Theorien propagieren, müssten die Konzerne zerschlagen werden - aber das Problem stellt sich dann erneut, weil freie Konkurrenz eben nicht von sich aus stabil ist, sondern zu einer Konzentration von Kapital, eben Grosskonzernen, führt. Das ist auch eines der grossen Probleme der liberalen Theorien: wie diesen Widerspruch überwinden? Real führt es dann einfach dazu, dass die liberalen Theorien von den Kapitalisten und ihre politischen Lakaien als Ausreden benutzt werden und liberale Theoretiker real keinerlei Einfluss haben.
                Zitat von newman
                Deswegen finde ich den Begriff an sich unpassend.
                Die Herkunft des Begriffs ist einfach: ab den 70ern haben sich zahlreiche Regierungen gegen die bis dahin propagierte keynesianistische Politik gewendet und dann eine Politik beruhend auf den neoklassischen Theorien propagiert - es gab in der Propaganda eine Wiedergeburt der liberalen Theorien, die seit der Weltwirtschaftskrise abgelehnt worden waren. Aber wie zuvor den Keynesianismus wurden auch die liberalen Theorien nicht wirklich umgesetzt, weil diese beide in ihrem Kern mit dem Kapitalismus gar nicht kompatibel sind - d.h. sie erfordern eigentlich eine Zerschlagung der Macht der herrschenden Klasse.

                Es gibt bisher keinen passenden Begriff für eine solche Politik - Thatcherismus, Reagonomics etc. wären vielleicht Kandidaten. Aber richtig treffend wären sie auch nicht, weil eine solche Politik schon vor Thatcher und Reagan gemacht wurde - z.B. eben in Chile unter Pinochet.

                Zitat von Ltd. Commander Data
                Ist Westerwelle z.B. "typisch rechts konservativ"
                Klar - das gilt nicht für alle FDPler, aber für Leute wie Westerwelle gilt dies bestimmt. Westerwelle war für alle Kriege, er hat gerade wieder gegen die doppelte Staatsbürgerschaft gestimmt, seine Partei hat für den Grossen Lauschangriff und die Verstümmelung des Asylrechts gestimmt, Westerwelle befürwortet autoritäre Zwangsmittel à la Hartz IV etc.

                In der Zeit, in der die FDP jetzt auf bundesebene in der Opposition war, war der liberale Flügel in der FDP zeitweise sehr auffallend, z.B. als Kritiker der Unterstützung der Folterlager und Entführungen Bushs durch die Regierung Schröder. Aber dieser Flügel hat auf Landesebene oder damals in der Regierung Kohl nichts zu melden - genauso wenig wie er in einer Regierung mit der Beteiligung von Westerwelle etwas zu melden hätte. Man erinnere eben an das Bild, das die FDP damals in der Kohl-Regierung bei der Hetze gegen Flüchtlinge und der Einführung des Grossen Lauschangriffs abgegeben hat - von liberalen Ansätzen ist da ja nichts zu sehen gewesen.
                Resistance is fertile
                Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                The only general I like is called strike

                Kommentar


                  #23
                  Zitat von newman Beitrag anzeigen
                  In diesem Sinn sorgt das "Neo" auch für keine Verwirrung.
                  Natürlich sorgt das "neo" für Verwirrung. Damit wird suggeriert, dass wir hier mit etwas inhaltlich neuem zu tun haben. Das stimmt aber nicht. Denn genauso wie der Neonazi nicht wirklich ein neuer Nazi ist, ist auch der Neoliberale kein wirklich neuer Wirtschaftsliberaler. Der Neoliberale greift mindestens genauso tief in die Mottenkiste, wie der Neonazi es tut.

                  Die Neoliberalen berufen sich z.B. sehr stark auf das Say'sche Theorem (benannt nach Jean-Baptiste Say 1767-1832). Nach Say schafft sich jedes Angebot seine Nachfrage selbst, d.h. jeder Marktteilnehmer bietet nur deshalb etwas an, weil er letztlich eine Nachfrage nach etwas befriedigen möchte. Zum Beispiel geht man arbeiten, weil man sich von dem Lohn etwas kaufen will. Nach Say bietet man nur so viel an, wie man auch nachfragt. Wenn man nichts konsumieren möchte, arbeitet man auch nicht. Arbeitslosigkeit ist also eine freie Entscheidung der jeweils Betroffenen. Das bedeutet, eine Überproduktion bzw. ein Überangebot sei gar nicht möglich. Angebot und Nachfrage einer Volkwirtschaft stimmen daher immer überein. Politik würde dieses Gleichgewicht nur stören.

                  Dieser Gedanke ist ein wesentliches Element der neoliberalen Projekts. Die Neoliberalen glauben z.B. dass keine unfreiwillige Arbeitslosigkeit infolge von Überproduktion bzw. Unterkonsum existieren kann. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein individuelles Optimierungsproblem, bei dem die Betroffenen freiwillig Arbeit durch Freizeit substituieren, weil Freizeit ihnen bei einem bestimmten (geringen) Lohn mehr Nutzen stiftet.
                  Mein Profil bei Last-FM:
                  http://www.last.fm/user/LARG0/

                  Kommentar


                    #24
                    Zitat von Maritimus Beitrag anzeigen
                    Ich bin beeindruckt von Deiner rhetorischen Schlagkraft und gleichsam von der Inhaltsschwere Deiner Argumente. Respekt, mein lieber!
                    Die Natur verbirgt ihr Geheimnis durch die Erhabenheit ihres Wesens, aber nicht durch List. A.Einstein

                    Kommentar


                      #25
                      Zitat von KOSMONAUT Beitrag anzeigen
                      Ich bin beeindruckt von Deiner rhetorischen Schlagkraft und gleichsam von der Inhaltsschwere Deiner Argumente. Respekt, mein lieber!
                      Das Bild ist doch selbsterklärend, sofern du des Englischen fähig bist (was ich einfach mal annehme).
                      Fear is temporary, regrets are forever.

                      Kommentar


                        #26
                        Zitat von Maritimus Beitrag anzeigen
                        Das Bild ist doch selbsterklärend, sofern du des Englischen fähig bist (was ich einfach mal annehme).
                        Lass das mit den Bildern einfach sein. Das bringt uns hier nicht wirklich weiter und ist auch nicht der Diskussionsstil, den sich die Mehrheit wünscht.
                        Mein Profil bei Last-FM:
                        http://www.last.fm/user/LARG0/

                        Kommentar


                          #27
                          Das Bild war wahrscheinlich die einzig angemessene Reaktion auf solch einen unsäglichen Salm:
                          Zitat von KOSMONAUT Beitrag anzeigen
                          Der Liberalismus und die Demokratie sind die verderblichsten Ideologien, welche die Menschheit je hervorgebracht hat. Der Liberalismus ist protofaschistisch, die Demokratie bedingt die Tyrannis.

                          Was wir benötigen, ist Aufklärung -wirkliche Aufklärung, wie Kant sie uns definiert hat. Alles andere ist Quark. Diese Aufklärung muss sich in eine stabile Verfassung niederschlagen, welche als alleinige Richtschnur politischen Handelns dient. Dann können wir uns diesen ganzen Käse wie Wahlen und Parlamente sparen.

                          Die Freiheit ist ein gefährliches Hirngespinst, welche schon Plato als unersättlich tadelte; die Demokratie fördert die Freiheit. Die Politik sollte niemals zum Erfüllungsgehilfen des Volkswillen werden, denn die Mehrheit fordert stets das, was sie will, aber niemals, was sie muss.

                          Wie sagte schon Goethe: "Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich anpassen, aus Schwachen, die sich angleichen, und der Masse, die nachtrollt, ohne im mindesten zu wissen, was sie will."
                          LOL sogar das Wort "Aufklärung" fällt darin. Eine solche wäre allerdings wirklich angebracht für den Verfasser dieser Zeilen.

                          Kommentar


                            #28
                            Zitat von max
                            wie diesen Widerspruch überwinden?
                            Im Sinn hätte man da natürlich eine unabhängige, durchsetzungstarke Kartellbehörde.
                            Was natürlich auch eine Utopie ist, da diese Behörde wie die Dopingkontrollen immer ein Schritt hinten dran ist und die Methoden unredliche Marktmacht zu untersuchen kritikwürdig sind.

                            Es stimmt schon, kein einziges Idealmodell, weder auf marxistischer, noch liberaler, noch keynsianischer Seite konnte je in voller Reinheit wirklich über einen längeren Zeitraum in die Realität übertragen werden, höchstens einzelne Teilaspekte.
                            Offensichtlich scheint das Vorhaben eine "ideale" Theorie in die Praxis zu übertragen immer an irgendeinem Aspekt an seine Grenzen zu stoßen.
                            Wahrscheinlich ganz einfach deswegen, weil es keine perfekte Theorie gibt.

                            Zitat von Largo
                            Politik würde dieses Gleichgewicht nur stören.
                            Im Ordoliberalismus, als deutsche Variante des Neoliberalismus, würde man sich mit Marktversagen, externen Effekten, Kollektivgütern, Informationsasymmetrien, Rent-Seeking,.. beschäftigen.
                            In all diesen Punkten würde es die Politik dringend benötigen, da der freie Markt hier zur Selbstzerstörung neigt.

                            Die Frage in diesem Bereich der Wirtschaftstheorie ist nicht ob es eine starken Staat benötigt, das wird eindeutig bejaht, zentral ist vielmehr eine andere Aufgabenkompetenz des Staats als z.B. beim Sozialismus.
                            Ich bediene mich mal Wikipedia:
                            "Ob wenig oder mehr Staatstätigkeit - diese Frage geht am wesentlichen vorbei. Es handelt sich nicht um ein quantitatives, sondern um ein qualitatives Problem. Der Staat soll weder den Wirtschaftsprozess zu steuern versuchen, noch die Wirtschaft sich selbst überlassen: Staatliche Planung der Formen - ja; staatliche Planung und Lenkung des Wirtschaftsprozesses- nein. Den Unterschied von Form und Prozess erkennen und danach handeln, das ist wesentlich. Nur so kann das Ziel erreicht werden, dass nicht eine kleine Minderheit, sondern alle Bürger über den Preismechanismus die Wirtschaft lenken können. Die einzige Wirtschaftsordnung, in der dies möglich ist, ist die des "vollständigen Wettbewerbs". Sie ist nur realisierbar, wenn allen Marktteilnehmern die Möglichkeit genommen wird, die Spielregeln des Marktes zu verändern."

                            Kommentar


                              #29
                              Zitat von max Beitrag anzeigen
                              ... Die Kapitalisten haben schon immer versucht, Ideologien zu propagieren, die ihnen bei ihrer Herrschaft helfen. Ob das Religion, Nationalismus, Rassismus, Neoliberalismus oder Faschismus war, ist ihnen relativ egal - das mag stimmen. Aber trotzdem geben sie teilweise grosse Summen für entsprechende Propaganda aus - siehe z.B. die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die eine Mischung aus Nationalismus und Neoliberalismus propagiert.
                              Kapitalisten an sich und natürlich die Neoliberalen nutzen Staaten halt aus. Das geht auch nicht anders, da die Staaten ja existieren. Natürlich müssen sie dabei auf Propaganda, Lobbyismus und eigene Werbekampagnen setzen. Ebenso natürlich bedienen sie dabei die herrschenden Klischees.

                              Zitat von max Beitrag anzeigen
                              ...Das mag sicher stimmen. Aber real haben die Faschisten keine grosse Verstaatlichungskampagnen und Zerschlagung von Grosskonzernen betrieben, sondern eine Wirtschaft, die auf konkurrierenden Grosskonzernen und Behörden beruhte - was insbesondere im Falle des Kriegswirtschaft Chaos zur Folge hatte.
                              Die Konzerne wurden kontrolliert, eine freie Wirtschaft oder auch nur eine Wirtschaft unter Kontrolle der alten Wirtschaftsbosse war nicht mehr gewünscht. Das diese Kontrolle in neue Konkurrenzkämpfe ausartete war einerseits gewünscht, andererseits einfach Ergebnis von Unfähigkeit.

                              Zitat von max Beitrag anzeigen
                              ...Unternehmertum beruht aber nicht auf echter Konkurrenz, sondern auf Zentralisierung von Macht in Grosskonzernen, in denen wenige oder sogar nur einer das sagen hat.
                              Das ist das Ziel. Aber die Akteure wechseln ständig, ebenso die beteiligten Firmen. Hier wird kein beständiges System aufgebaut sondern ein völlig freier, losgelöster Markt in dem jeder mit jedem fusionieren kann und jeder Manager bei jedem Konzern willkommen ist. Hier gibt es keine Loyalitäten und keine Ideologien mehr, außer; Gewinn ist geil.
                              "Vittoria agli Assassini!"

                              - Caterina Sforza, Rom, 1503

                              Kommentar


                                #30
                                Ist es nun lustig oder doch nur tragisch, wie hier auf Kapitalismus geschimpft wird, obgleich nur der Kapitalismus unseren maßlosen Reichtum und auch unseren unglaublich weitreichenden Sozialstaat ermöglicht, während alle sozialistischen Regime (die nicht den Kapitalismus adaptiert aben) fatal gescheitert sind und nur Armut und Leid erzeugt haben.

                                Neoliberalimus ähnelt dem Rechtsextremismus? Das sind doch völlige Gegenstücke. Es ist doch so, daß Faschismus und Sozialismus sehr viel gemein haben (Populismus, Zentrismus, Staatswirtschaft, kurze teuere Segnungen die allen Schaden für schnelle Zustimmungswerte, Gleichmacherei etc..). Nicht umsonst ist die stärkste Form des Faschismus der Nationalsozialismus.
                                Die Regenwaldseite
                                The Rain Forest Site.

                                Mit nur einen Klick dem Regenwald helfen. Jeden Tag nur 2 Sekunden!

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X