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Japan - Einschätzung in Bezug auf Menschenrechte, Demokratie etc.

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    Japan - Einschätzung in Bezug auf Menschenrechte, Demokratie etc.

    Wie seht ihr Japan hinsichtlich Demokratie und Menschenrechten?

    Zur etwas ausufernden Erklärung: ich war nie dort, aber der Eindruck den ich allgemein über das Land gewonnen habe, ist relativ positiv. Die parlamentarische Monarchie habe ich als mit mir bekannten Demokratien als gleichwertig aufgefasst (unter anderem unsere deutsche, an der man natürlich auch manche Aspekte kritisieren kann, aber letztlich stellt kaum jemand tatsächlich die Demokratie in Frage).

    Todesstrafe und Walfang sind mir bekannt. Soweit ich weiß, wird die Todesstrafe aber "sinnvoll" eingesetzt - mit dem Wort möchte ich keine Todesstrafengegner herausfordern, bin selber auch gegen Todesstrafe, aber ich möchte verdeutlichen, dass meinem Wissenstand nach man schon einige schwerwiegende Straftaten (Mehrfachmord) begangen haben muss und nicht für Falschparken umgebracht wird. Generell mag die Todesstrafe demnach also kritikwürdig sein, aber zumindest nicht der Willkür entsprechend. Der Umgang mit Angehörigen hat mich aber negativ überrascht.

    An und für sich aber war Japan bei mir ein demokratisch gleichwertiges Land, dass die Menschenrechte achtet.

    In meiner Familie bin ich mit dieser Ansicht aber scheinbar die Einzige. Alle anderen geben zwar zu, dass sie Japan als "nicht so schlimm" wie China sehen, Japan aber selber genug Schlechtes verzapft hat und sie dort freiwillig nicht mal Urlaub machen wollten, da das japanische Demokratieverständnis und die Umsetzung der Menschenrechte nicht ihrem eigenen Verständnis entspricht.
    Aufgeführt wurden Menschenrechtsverletzungen z.B. in den Achtzigern, die in der Schule durchgenommen wurden bzw. auch aktuelle Äußerungen eines Politik- und Geschichtelehrers meiner Geschwister, wozu mir aber weiter nichts Genaues mitgeteilt wurde.

    Jetzt frage ich mich also, was ich da eigentlich verpasst habe. Japan nach dem 2. Weltkrieg kam in meinem Schulunterricht nie vor (andrerseits wurde aber z.B. auch die DDR bis auf eine Referatereihe nicht durchgenommen, alles nach dem 2. Weltkrieg kam eigentlich recht kurz, wenn es überhaupt kam) und bisher habe ich noch keine großen Google-Erfolge diesbezüglich gehabt.
    Ich werde noch ein wenig suchen, aber da sich hier ja einige geschichts- und politisch-interessierte Leute rumtreiben, stelle ich die Frage auch mal hier.

    Was für negative Ereignisse/ Zustände/ .../ gibt es denn, die Japan schlecht aussehen lassen?
    Dabei geht es mir nicht um "Kleinkariertes", also als fiktives Beispiel kein "die haben nur eine Stimme bei der Wahl und das ist schlechter/besser als Erst- & Zweitstimme weil...", sondern grundlegendere Sachverhalte wie z.B. eine möglicherweise eingeschränkte Meinungsfreiheit, die Massenverhaftungen nach sich zog o.ä..
    Zugriff verweigert - Treffen der Generationen 2012
    ethically challenged magical practitioner

    #2
    Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
    Wie seht ihr Japan hinsichtlich Demokratie und Menschenrechten?
    Japan Human Rights | Reports, News Articles & Campaigns | Amnesty International

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      #3
      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      Zur etwas ausufernden Erklärung: ich war nie dort, aber der Eindruck den ich allgemein über das Land gewonnen habe, ist relativ positiv. Die parlamentarische Monarchie habe ich als mit mir bekannten Demokratien als gleichwertig aufgefasst (unter anderem unsere deutsche, an der man natürlich auch manche Aspekte kritisieren kann, aber letztlich stellt kaum jemand tatsächlich die Demokratie in Frage).
      Das japanische Kaiserhaus hat heutzutage nur noch eine rein symbolische Funktion, und ist damit zu der Rolle zurückgekehrt die es während eines Großteils der japanischen Geschichte innehatte.

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      An und für sich aber war Japan bei mir ein demokratisch gleichwertiges Land, dass die Menschenrechte achtet.
      Japan ist ein demokratischer Rechtsstaat den man guten Gewissens zu der Gruppe westlicher Demokratien zählen kann. Einzelne berechtigte Kritikpunkte wie z.B. die Todesstrafe einmal ausgenommen.

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      In meiner Familie bin ich mit dieser Ansicht aber scheinbar die Einzige. Alle anderen geben zwar zu, dass sie Japan als "nicht so schlimm" wie China sehen,
      "Nicht so schlimm wie China", ist gut. In Japan kann man sein Recht einklagen, in China kann man davon nur Träumen (Hongkong und Macau ausgenommen).

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      Japan aber selber genug Schlechtes verzapft hat und sie dort freiwillig nicht mal Urlaub machen wollten, da das japanische Demokratieverständnis und die Umsetzung der Menschenrechte nicht ihrem eigenen Verständnis entspricht.
      Nun ja, die japanische Innenpolitik und die Korruption sind ein Thema für sich. Aber was am japanischen Demokratieverständnis nicht gefällt, kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Mal abgesehen von der Todesstrafe und dem Strafvollzug, was gefällt den sonst nicht bei der Umsetzung der Menschenrechte?

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      Aufgeführt wurden Menschenrechtsverletzungen z.B. in den Achtzigern, die in der Schule durchgenommen wurden bzw. auch aktuelle Äußerungen eines Politik- und Geschichtelehrers meiner Geschwister, wozu mir aber weiter nichts Genaues mitgeteilt wurde.
      Jetzt frage ich mich also, was ich da eigentlich verpasst habe. Japan nach dem 2. Weltkrieg kam in meinem Schulunterricht nie vor (andrerseits wurde aber z.B. auch die DDR bis auf eine Referatereihe nicht durchgenommen, alles nach dem 2. Weltkrieg kam eigentlich recht kurz, wenn es überhaupt kam) und bisher habe ich noch keine großen Google-Erfolge diesbezüglich gehabt.
      Ich werde noch ein wenig suchen, aber da sich hier ja einige geschichts- und politisch-interessierte Leute rumtreiben, stelle ich die Frage auch mal hier.
      Da fällt mir ehrlich gesagt, außer ein paar Umweltskandalen auch nichts ein.

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      Was für negative Ereignisse/ Zustände/ .../ gibt es denn, die Japan schlecht aussehen lassen?
      Die Diskriminierung der Buraku, und der in Japan lebenden chinesischen und koreanischen Bevölkerung (zum Teil in der 3.Generation) im Alltag und Berufsleben. Allerdings ist diese Diskriminierung in Japan illegal, aber zwischen Rechtslage und Praxis gibt es nun einmal einen Unterschied.

      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
      Dabei geht es mir nicht um "Kleinkariertes", also als fiktives Beispiel kein "die haben nur eine Stimme bei der Wahl und das ist schlechter/besser als Erst- & Zweitstimme weil...", sondern grundlegendere Sachverhalte wie z.B. eine möglicherweise eingeschränkte Meinungsfreiheit, die Massenverhaftungen nach sich zog o.ä..
      Derartige Vorfälle sind mir vom demokratischen Japan nicht bekannt. Westler die nach Japan ziehen, stören sich häufig an der Neugierde der Konban-Polizisten, allerdings benötigen die dieses Hintergrundwissen für ihre Arbeit. Die weit über die Aufgaben deutscher Polizisten hinausgeht. Zum Beispiel: Japanische Straßen haben in aller Regel keine Namen (siehe Postadressen_in_Japan) und wenn man Feuerwehr- oder Krankenwagen braucht, ist man heilfroh wenn der Ortspolizist diesen an der Hauptstraße abgefangen hat, und ihn mit den Fahrrad den Weg zeigt.
      Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
      Dr. Sheldon Lee Cooper

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        #4
        Also mir fällt jetzt spontan und als Nicht-Asien-Kenner auch nichts konkretes ein, dass man nicht auch in Europa oder Amerika finden könnte, außer dass die japanische Mentalität vielleicht in europäischen Augen fremder wirkt als die unserer westlichen Nachbarn.

        Ein Königshaus gibt es auch noch im Vereinigten Königreich, wo die Queen offiziell nach wie vor als Staatsoberhaupt gilt.
        Korruption gibts auch in vielen europäischen Ländern zu genüge, man schaue nur in den Süden oder Osten oder auf Teile des EU Apparats.
        Die Todesstrafe ist in den USA noch immer gängige Praxis.

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          #5
          @Pyromancer: danke für den Link, habe mir vergleichend auch noch die Berichte über Deutschland und die USA durchgelesen, um einen Bezug zu haben.
          Gibt es dazu auch eine Art Ranking, welche Länder z.B. am lobenswertesten die Menschenrechte umsetzen oder wird sowas z.B. aus moralischen Gründen, um einen Verstoß nicht gegen einen anderen abzuwiegen und damit eventuell zu relativieren, vermieden?

          Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
          Japan ist ein demokratischer Rechtsstaat den man guten Gewissens zu der Gruppe westlicher Demokratien zählen kann. Einzelne berechtigte Kritikpunkte wie z.B. die Todesstrafe einmal ausgenommen.
          Beruhigend, dass ich mit meiner Einschätzung nicht total daneben lag.
          Dass Japan nicht das Paradies ist, war mir ja klar. Aber Kritikpunkte dürften sich ja vermutlich überall finden - besser geht normalerweise ja immer.

          Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
          Nun ja, die japanische Innenpolitik und die Korruption sind ein Thema für sich.
          Korruption klingt nicht gerade gut.
          Dem Index nach ist es noch gelb, zusammen mit z.B. den USA, Großbritannien und Österreich. Danach zu schließen also nichts, um darauf stolz zu sein, aber so schlimm sollte es vermutlich auch nicht sein. (?)

          Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
          Aber was am japanischen Demokratieverständnis nicht gefällt, kann ich jetzt nicht nachvollziehen. Mal abgesehen von der Todesstrafe und dem Strafvollzug, was gefällt den sonst nicht bei der Umsetzung der Menschenrechte?
          Ich habe ja nur schwammige Antworten gekriegt, aber die waren von der tiefen Überzeugung getränkt, dass Japan - ebenso schwammig und vereinfachend gesagt -"nicht zu den Guten" zählt. Meine Reaktion war erstmal nachzufragen, ob sie wirklich Japan meinen und nicht ein benachbartes Land, aber es wurde auf Japan beharrt.
          Deshalb war ich verunsichert, was möglicherweise an mir komplett vorbeigegangen sein könnte.

          Dass mit den Buraku und Konban-Polizisten war mir beides nicht bekannt, auf jeden Fall sehr interessant zu lesen.
          Japan hat also irgendwie seine eigenen Paria, hätte ich so nicht erwartet.


          @newman: so geht es mir ja auch, mich haben nur abweichende Meinungen verunsichert


          Bisher scheine ich also keinen großen Skandal über Japan verpasst zu haben, wie schon erwähnt beruhigend.
          Wobei mich schon wundert, wie sich in meiner Familie die gegenteilige Meinung gefestigt hat... na ja, gibt seltsame Dinge
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            #6
            Ich kann mich nur entsinnen, dass - ich glaube in den 80ern - eine Angstwelle vor den Japanern umging, als man befürchtete Japan würde den Westen in Zukunft wirtschaftlich und technologisch dominieren. (ähnlich wie man es heute bei China befürchtet).
            In der Folge haben dann unter anderem deutsche Autofirmen (wie z.B. Porsche Anfang der 90er) bei den Japanern Hilfe gesucht, um ihre veralteten Produktionsprozesse zu optimieren.
            Diese abstrakten Ängste vom überlegenen Japaner haben sich dann jedoch mit den großen Wirtschaftskrisen Japans ab den 90ern von selbst erledigt.

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              #7
              Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
              Korruption klingt nicht gerade gut.
              Dem Index nach ist es noch gelb, zusammen mit z.B. den USA, Großbritannien und Österreich. Danach zu schließen also nichts, um darauf stolz zu sein, aber so schlimm sollte es vermutlich auch nicht sein. (?)
              Huch, da habe ich jetzt aber was angerichtet. Falls dich dieser trockene Stoff tatsächlich interessiert, empfehle ich folgende Lektüre: Administrative Interessenvermittlung in Japan. Für eventuelle Kopfschmerzen übernehme ich jedoch keine Verantwortung.

              Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
              Ich habe ja nur schwammige Antworten gekriegt, aber die waren von der tiefen Überzeugung getränkt, dass Japan - ebenso schwammig und vereinfachend gesagt -"nicht zu den Guten" zählt.
              Meiner Erfahrung nach neigen im Westen viele Menschen dazu, China und Japan in einen Topf zu werfen (und die Existenz Südkoreas komplett zu ignorieren).

              Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
              Meine Reaktion war erstmal nachzufragen, ob sie wirklich Japan meinen und nicht ein benachbartes Land, aber es wurde auf Japan beharrt.
              Deshalb war ich verunsichert, was möglicherweise an mir komplett vorbeigegangen sein könnte.
              Möglicherweise haben deine Verwandten da in ihrer Erinnerung auch Südkorea mit Japan verwechselt. Gerade in den 80er Jahren ging es da recht turbulent zu, z.B. Gwangju-Massaker.
              Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
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                #8
                Höre ich zum ersten Mal, dass das heutige Japan "nicht zu den Guten" gehören soll. Japaner sind im Allgemeinen so demokratisch und aufgeklärt wie Europäer. Natürlich gibt es ein paar Kritikpunkte, aber welches Land hat die nicht?!

                Was einen großen Unterschied in der Mentalität ausmacht ist, dass die japanische Gesellschaft Individualität alles andere als fördert. Hierzulande ist man zwar auch nicht unbedingt nett zu "Sonderlingen", aber in Japan (und generell dem südostasiatischen Raum) hat das Ganze nochmal ein anderes Level.
                Es gibt ein japanisches Sprichwort, das diese Mentalität ziemlich genau auf den Punkt bringt: "Ein hervorstehender Nagel muss eingeschlagen werden." Das ist freilich überspitzt, ganz so extrem ist das dort nicht, aber es ist schon härter als hier. Selbst in Subkulturen, die im Abendland Ausdruck von Individualität sind, gibt es in Japan strenge Regeln und Schubladendenken. Folglich ist Mobbing ein sehr großes gesellschaftliches Problem in Japan. Aber das bedeutet natürlich auch nicht, dass Mobbing dort rechtens wäre.

                Es gibt noch ein paar andere Dinge, die Japan kulturell vom Abendland unterscheidet und deshalb von unbedarften Westlern wohl als befremdlich empfunden wird. So haben die Japaner einen anderen Bezug zur Gewalt, und besonders zu Gewaltdarstellungen in den Medien. Das ist u.a. dadurch bedingt, dass Samurai-Geschichten seit jeher fester Bestandteil Japans sind, auch in den frühen Tagen des japanischen Kinos und Fernsehens. Diese Geschichten sind natürlich ziemlich blutig und auch schwer unblutig darzustellen. Da das Publikum schon früh darauf ansprang wurden diese Darstellungen dann immer übertriebener, und schlug sich dann natürlich auch auf andere Genres nieder.
                Auch zu Nacktheit und Sexualität haben Japaner ein völlig anderes Verhältnis. Das gemeinsame Familienbad ist hierfür sicherlich ein Grund. Im japanischen Kinderprogramm sind denn auch teilweise durchaus nackte Haut (diese allerdings fast ausschließlich in Animes) und sexuelle Anspielungen gegeben, wobei man es auch nicht unbedingt darauf anlegt. Wobei dieses Verhältnis nicht unbedingt offener als das hiesige ist. An anderen Stellen sind Japaner merklich verklemmter als Europäer. Schon ein Kuss ist in japanischen TV-Serien und Filmen ziemlich selten. Mir als Fan der japanischen Fantastik fällt dies immer wieder auf. So gibt es, z.B., 28 Godzilla-Filme. In nur sehr wenigen spielt Liebe überhaupt eine Rolle, und in allen 28 Filmen gibt es nicht eine einzige Kussszene. In dem 2004er-Film "Ultraman - The Next" ist der Hauptcharakter verheiratet, doch als er vor der großen Finalschlacht von seiner Ehefrau Abschied nimmt, gibt es nicht mal hier einen Abschiedskuss (für Europäer und Amerikaner wäre das eine Selbstverständlichkeit).

                Zu beiden Dingen, der übertriebenen Gewaltdarstellung und der Nacktheit/Sexualität in Japans Medien gibt es aber auch im Land selbst immer wieder Diskussionen und Veränderungen. So sind japanische Filme und Serien, die auch oder vor allem von Kindern und Jugendlichen gesehen werden, heutzutage weit weniger gewaltverherrlichend als noch in den 70ern. Der Regisseur Shusuke Kaneko beklagte sich z.B. über seinen Godzilla-Film "Godzilla, Mothra, King Ghidora - Giant Monsters all-out Attack!" von 2001, dass ihm von den Studiobossen verboten wurde, Blut zu zeigen.

                Diese und andere kulturelle Unterschiede können auf manche Europäer, die sich nicht näher mit der Materie befassen, natürlich sehr fremd wirken, und so fällt es vielen vielleicht schwer, Japan auf derselben Ebene wie Deutschland, GB, Frankreich oder den USA zu sehen. Tatsache ist, dass Japan heute mehr mit den westlichen Industrienationen gemein hat, als mit den meisten anderen asiatischen Ländern.
                Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
                Stalter: "Nope, it's all bad."

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                  #9
                  Zitat von Kai "the spy"
                  Tatsache ist, dass Japan heute mehr mit den westlichen Industrienationen gemein hat, als mit den meisten anderen asiatischen Ländern.
                  Wobei es mittlerweile mit Taiwan und Südkorea noch andere Länder gibt, die ganz normale demokratische Industriegesellschaften sind. So viel zu dem unsinnigen Argument, dass man immer mal wieder hört, Asien und Demokratie würde nicht zusammen passen und deshalb solle man doch auch bitte nichts für Demokratisierung in Asien tun.
                  "Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt."
                  -Cpt. Jean-Luc Picard

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                    #10
                    @newman: Nur durch eine wirtschaftsbedingte Angstwelle ein schlechtes Bild von einem Land zu bekommen erscheint mir aber irgendwie übertrieben. Die Angst vor China momentan nehme ich auch nicht als überall-gegenwärtig war. Zumindest ist bei China nicht unbedingt die Wirtschaft etwas, was mir Sorgen bereitet. Obwohl Wirtschaftstärke ja auch in gewisser Weise für mehr Macht sorgt.


                    Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                    Huch, da habe ich jetzt aber was angerichtet. Falls dich dieser trockene Stoff tatsächlich interessiert, empfehle ich folgende Lektüre: Administrative Interessenvermittlung in Japan. Für eventuelle Kopfschmerzen übernehme ich jedoch keine Verantwortung.
                    Ich habe es zumindest abgespeichert, bin aber erst auf Seite 3. Da ich momentan Lernen sollte und mir daher alles andere wesentlich interessanter erscheint, stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass ich den Text demnächst lesen werde, um mich vor anderen Texten zu drücken.
                    Immerhin steigt so mein Allgemeinwissen - in der letzten Lernphase habe ich mir Zeug über die Oortsche Wolke durchgelesen

                    Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                    Möglicherweise haben deine Verwandten da in ihrer Erinnerung auch Südkorea mit Japan verwechselt. Gerade in den 80er Jahren ging es da recht turbulent zu, z.B. Gwangju-Massaker.
                    Das war wirklich heftig. Durch die beteiligten Studenten dachte ich sogar, dass es das sein könnte (irgendwas von Studentenprotesten wurde von Verwandten erwähnt), aber meine Mutter ist immer noch fest davon überzeugt, dass es definitiv Japan war.

                    Zitat von Kai "the spy" Beitrag anzeigen
                    Was einen großen Unterschied in der Mentalität ausmacht ist, dass die japanische Gesellschaft Individualität alles andere als fördert. Hierzulande ist man zwar auch nicht unbedingt nett zu "Sonderlingen", aber in Japan (und generell dem südostasiatischen Raum) hat das Ganze nochmal ein anderes Level.
                    Das hätte ich so nicht gedacht. Durch die teils sehr ungewöhnlichen Modetrends hätte ich eher mehr Aufgeschlossenheit Sonderlingen gegenüber erwartet. Aber vielleicht sind die, die so ungewöhnlich aussehen, dann nur aus "europäischen" Augen ungewöhnlich, während es in Japan eher normal ist und daher gar nicht wirklich als Individualität zählt. (Damit will ich Individualität nicht auf Äußerlichkeiten reduzieren, aber die fallen nunmal zuerst auf.)

                    Dass deutschen Kindern weniger zugetraut wird als japanischen ist mir hinsichtlich diversen Schnitten in deutschen Fernsehfassungen von Zeichentrickserien auch aufgefallen. Da kann man natürlich streiten, wieviel Kinder nun wirklich vertragen, aber teils kam mir das doch übertrieben vor (ich stehe zwar nicht auf übertriebene Blut- und Gewaltsszenen, aber mal einen Tropfen Blut irgendwo zu entdecken, sehe ich nicht unbedingt als schädigend an)

                    .
                    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
                    Wobei es mittlerweile mit Taiwan und Südkorea noch andere Länder gibt, die ganz normale demokratische Industriegesellschaften sind. So viel zu dem unsinnigen Argument, dass man immer mal wieder hört, Asien und Demokratie würde nicht zusammen passen und deshalb solle man doch auch bitte nichts für Demokratisierung in Asien tun.
                    Bei Taiwan und Südkorea hätte ich ehrlicherweise auch angenommen, dass es mit der Demokratie dort nicht sonderlich weit ist. Also wiedermal ein Vorurteil, dass wohl nicht zutrifft.. .
                    Zugriff verweigert - Treffen der Generationen 2012
                    ethically challenged magical practitioner

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                      #11
                      Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
                      ............ aber da sich hier ja einige geschichts- und politisch-interessierte Leute rumtreiben, stelle ich die Frage auch mal hier.
                      Das Problem von uns "Westlern" ist, das wir weder die Psyche der Japaner/Asiaten, noch deren Kultur/Traditionen wirklich verstehen.
                      Von Europa aus betrachtet, ersheint mir Japan noch immer wie ein Feudalsystem zu Zeiten Tokugawa Ieasu' vor.
                      Der Kaiser war eine Galionsfigur, die vom Shogun kontrolliert wurde.
                      Nur das Heute die "Shogune" die Wirtschaftsbosse zu sein scheinen und der "Kaiser" die Politiker.
                      Japanische Parlamentsdebatten sind echt spannend^^, ich warte da immer drauf, das die gleich blank ziehen.
                      In Asien bedeutet das Individuum aus unserer Sicht nichts, die Gesellschaft alles. Die geselschaftlichen Aussenseiter Japans sind ebenso Teil der Kultur, wie bei und die Punks. Allerdings neigt man in japan wohl immer noch ei nwenig zum "Schubladendenken" das vermutlich ebenfalls im ehemaligen rigiden Feudalsystem seinen Ursprung hat. Eine Tradition/System, das um 702 n.Chr, eingeführt wurde/seinen Anfang nahm, kann man nicht mal eben mit 60 Jahren westlichr Demokratie aus den Köpfen bekommen.
                      Im Wesentlichen kann man sagen, das die individualität ind japan devinitiv hinter der Geselschaft zurück stehen muss(von Europa aus).
                      Auf dies Weise wurde japan ja zu einer der größten Industrienationen.

                      Andererseits haben die Japaner diesen sehr sympathischen Zug, für ihr versagen tatsächlich die Verantwortung zu übernehmen.
                      Wenn heir ein manager Mist baut, Milliardne in dne Sand seztz und Hunderte Jobs vernichtet, gibts ne FETTE Abfindung nen klaps auf den Popo. in Japan spring selbiger Manager, weil er die Schande seines Versagens nicht ertragen kann, mal eben vom Hochhausdach.
                      Vermutlich ist das für einen Europäer Flucht vor der Verantwortung, aus meiner Sicht bezahlt der Manager in Japan in dem Fall lediglich den Preis dafür, das er die Leben anderer Menschen zerstört hat.
                      Ähnliches gilt auch für Familien. Versager werden in Japan schlichtweg nicht toleriert. Es geht um Erfolg, erfolg und nochmal Erfolg.
                      Erfolg bringt Ehre(Gesicht) für einen selbst und auch für die Familie.
                      >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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                        #12
                        Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
                        @newman: Nur durch eine wirtschaftsbedingte Angstwelle ein schlechtes Bild von einem Land zu bekommen erscheint mir aber irgendwie übertrieben. Die Angst vor China momentan nehme ich auch nicht als überall-gegenwärtig war. Zumindest ist bei China nicht unbedingt die Wirtschaft etwas, was mir Sorgen bereitet. Obwohl Wirtschaftstärke ja auch in gewisser Weise für mehr Macht sorgt.
                        Ich hatte in den letzten Jahren durchaus den Eindruck, das deutsche Medien analog zum wirtschaftlichen Erstarken Chinas, verstärkt die dortige Umwelt- und Menschenrechtssituation anprangern.

                        Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
                        Das hätte ich so nicht gedacht. Durch die teils sehr ungewöhnlichen Modetrends hätte ich eher mehr Aufgeschlossenheit Sonderlingen gegenüber erwartet. Aber vielleicht sind die, die so ungewöhnlich aussehen, dann nur aus "europäischen" Augen ungewöhnlich, während es in Japan eher normal ist und daher gar nicht wirklich als Individualität zählt. (Damit will ich Individualität nicht auf Äußerlichkeiten reduzieren, aber die fallen nunmal zuerst auf.)
                        Solange man mit den exotischen Aussehen nicht in der Schule oder dem Arbeitsplatz auftaucht, ist das in Japan kein Problem. Schwierig wird es aber für Menschen denen es schwer fällt, sich in soziale Gruppen zu integrieren. Solche Menschen stoßen in Japan häufig auf Unverständnis und Ablehnung.

                        Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
                        Bei Taiwan und Südkorea hätte ich ehrlicherweise auch angenommen, dass es mit der Demokratie dort nicht sonderlich weit ist. Also wiedermal ein Vorurteil, dass wohl nicht zutrifft.. .
                        Taiwan und Südkorea sind mittlerweile gefestigte Demokratien, auch wenn man im Falle Taiwans einen verbliebenen Einfluss von Militär und Triaden nicht leugnen kann.


                        .
                        EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                        Enas Yorl schrieb nach 25 Minuten und 54 Sekunden:

                        Zitat von Guy de Lusignan Beitrag anzeigen
                        Andererseits haben die Japaner diesen sehr sympathischen Zug, für ihr versagen tatsächlich die Verantwortung zu übernehmen.
                        Wenn heir ein manager Mist baut, Milliardne in dne Sand seztz und Hunderte Jobs vernichtet, gibts ne FETTE Abfindung nen klaps auf den Popo. in Japan spring selbiger Manager, weil er die Schande seines Versagens nicht ertragen kann, mal eben vom Hochhausdach.
                        Von Führungskräften wird in Japan tatsächlich erwartet, das sie auch im negativen Fall die Verantwortung übernehmen. Das springen vom Hochhausdach ist jetzt allerdings der absolute Extremfall.
                        Ich kann mich da an einen schweren Unfall der Tokyoter S-Bahn erinnern, bei dem kurze Zeit später sich der Chef der East Japan Railway persönlich vor Ort für den Unfall entschuldigte und die Verantwortung übernahm. Solch ein Verhalten wird man bei einen deutschen Unternehmen, kaum finden.
                        Zuletzt geändert von Enas Yorl; 19.02.2010, 16:41. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
                        Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
                        Dr. Sheldon Lee Cooper

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                          #13
                          Zitat von Mondschaf Beitrag anzeigen
                          @newman: Nur durch eine wirtschaftsbedingte Angstwelle ein schlechtes Bild von einem Land zu bekommen erscheint mir aber irgendwie übertrieben. Die Angst vor China momentan nehme ich auch nicht als überall-gegenwärtig war. Zumindest ist bei China nicht unbedingt die Wirtschaft etwas, was mir Sorgen bereitet. Obwohl Wirtschaftstärke ja auch in gewisser Weise für mehr Macht sorgt.
                          .
                          Diese Ängste, die bei einem aufstrebenden "Konkurrenten" aufkommen, sind natürlich etwas subtiler , so dass man nicht gleich den Schluss darauf zieht.
                          Aber man muss sich ja nur die dystopischen Scifi Filme unserer Zeit anschauen (das fängt schon bei älteren Filmen wie Blade Runner an). In diesen hat der Westen ökonomisch meist abgewirtschaftet und die asiatische Kultur dominiert die Welt. Während Utopien auf der anderen Seite oft durch eine westlich orientierte Weltgesellschaft geprägt sind.

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                            #14
                            Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                            Von Führungskräften wird in Japan tatsächlich erwartet, das sie auch im negativen Fall die Verantwortung übernehmen. Das springen vom Hochhausdach ist jetzt allerdings der absolute Extremfall.
                            Ich kann mich da an einen schweren Unfall der Tokyoter S-Bahn erinnern, bei dem kurze Zeit später sich der Chef der East Japan Railway persönlich vor Ort für den Unfall entschuldigte und die Verantwortung übernahm. Solch ein Verhalten wird man bei einen deutschen Unternehmen, kaum finden.
                            Türlich, war ja auch bewusste gewählt.
                            Wollte ja nur den Unterscheid aufzeigen, wie man dort Verantwortung bewertet udn wie hier.
                            Der Chef der Railways, konnte vermutlich nicht mal was dafür. Aber es ist sein Unternehmen und damit in deren Augen seine Verantwortung.
                            Ein wenig mehr dieses "Verantwortungsbewustseins" würde unseen europäische nmanagern..und besonders Plotikern, gut zu Gesicht stehen.
                            Aber dazu braucht es auch eine gehörige Portion Mut und das ist hier n Europa Mangelware, wo man es in führungskreisen als bewundersnwert empfindet, wenn man sich effektiv vor den Konsequenzen seiner Fehler drückt und noch kassiert.
                            Natürlich erscheint uns Europäern daher das japanische Wertesystem völlig suspekt, wenn dort sogar Firmenchefs für Fehler ihrer Mitarbeiter/firma einen öffentlichen Kotau machen..oder radikalere Bußformen anwenden.


                            .
                            EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                            Guy de Lusignan schrieb nach 1 Minute und 44 Sekunden:

                            Zitat von newman Beitrag anzeigen
                            Diese Ängste, die bei einem aufstrebenden "Konkurrenten" aufkommen, sind natürlich etwas subtiler , so dass man nicht gleich den Schluss darauf zieht.
                            Aber man muss sich ja nur die dystopischen Scifi Filme unserer Zeit anschauen (das fängt schon bei älteren Filmen wie Blade Runner an). In diesen hat der Westen ökonomisch meist abgewirtschaftet und die asiatische Kultur dominiert die Welt. Während Utopien auf der anderen Seite oft durch eine westlich orientierte Weltgesellschaft geprägt sind.
                            Apropos^^ist dir aufgefallen ,das in Firefly "Mandarin" gesprochen und geschrieben wird?^^
                            Eigentlich garnicht soooo wirklichkeitsfern.
                            mandarin ist jetzt schon eien der wichtigsten Handelssprachen der welt.
                            Zuletzt geändert von [OTG]Guy de Lusignan; 19.02.2010, 18:31. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
                            >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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