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Fachkräftemangel und goldene Zeiten für Arbeitnehmer

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    #46
    @Cordess
    Es geht darum, dass die Schüler ihre Fächer so wählen, dass sie möglichst einfach und bei guten "Durchschnitt" ihr Abi schaffen. Allerdings steht dann am Ende die Erkenntnis, dass es eine ziemlich blöde Idee ist, in der Oberstufe Physik abzuwählen und sich dann für ein Ingenieur-Studium zu entscheiden. Das ist dann nicht mehr wirtschaftlich, sondern dämlich.

    Es gibt auch aktuellere Artikel:
    Studienanfänger: Ein Drittel zu dumm? - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - UniSPIEGEL

    @Largo
    Dass die heutige Generation „dümmer“ ist, habe ich persönlich gar nicht behauptet. Es ist nun aber mal so, dass bei steigender Quantität die Qualität oft auf der Strecke bleibt.

    Altere Arbeitnehmer werden übrigens oft genug von jüngeren Chefs abgelehnt, die ihrerseits glauben, dass heute alles besser ist.

    succo
    Ich blogge über Blogger, die über Blogger bloggen.

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      #47
      Zitat von Largo Beitrag anzeigen
      Ich warte immer noch auf einen Vorschlag, wie sich Menschen verhalten sollen, um Deiner Ansicht nach die Anforderungen der Betriebe bedienen zu können.
      Warum soll ich dir einen Vorschlag zu einer Frage machen, die mit dem Thema rein gar nichts zu tun hat? Es geht hier darum, dass für bestimmte Berufe Fachkräftemangel besteht. Den kann man nur beheben, indem man mehr Leuten eine hochqualifizierte Ausbildung verschafft, nicht dadurch, dass sie sich "anders verhalten".

      Ich spreche nicht davon, die Stelle eines Augenarztes mit einem Soziologen oder einem Quantenmathematiker zu besetzen. Aber es gibt bei vielen Stellen die Möglichkeit auch andere als die formell vorgesehenen Berufe einzusetzen. Zum Beispiel kommen im Bereich empirischer Sozialforschung häufig gleichzeitig Volkswirte, Mathematiker oder Soziologen zum Einsatz. In der Regel führt das zu zufriedenstellenderen Ergebnissen, als wenn z.B. empirische ÖkonomInnen unter sich bleiben und im eigenen Saft braten.
      Natürlich kann man das, und es wird ja auch gemacht. Du widerlegst doch grade deine eigene Behauptung, dass Betriebe das angeblich nicht tun.

      Wenn ist behaupte, dass es in Deutschland noch nie so viele Akdemiker gegeben hat wie zuvor, dann ist es völlig irrelevant für die Richtigkeit dieser These, dass es auch Länder mit noch höheren Akademikerquoten gibt. Und natürlich suggerierst Du damit, dass meine These falsch ist. Ich bin schon zu lange in Diskussionsforen unterwegs – ich kenne inzwischen die "Tricks".
      Die Anforderungen sind gestiegen, und deshalb werden mehr Akademiker benötigt. Wenn die Zahl der Stellen, auf denen hochqualifiziertes Personal benötigt wird, stärker steigt, als die Zahl der Akademiker, dann kommt es zu einem Fachkräftemangel, das ist doch logisch. Insofern ist nicht deine Aussage falsch, es gäbe mehr Akademiker, sondern die Schlussfolgerung daraus, es könne deshalb keinen Fachkräftemangel geben.

      Du machst immer wieder den Fehler, im Studium erworbene Kenntnisse überzubewerten. In der Stellenbesetzungspraxis ist dies eher zweit oder drittrangig.
      Das ist doch eine völlig verallgemeinernde Aussage, die so überhaupt nicht haltbar ist. Natürlich brauchst du im Vertrieb eine völlig andere Persönlichkeit als in der Wissenschaft. Also wenn du allen Ernstes der Meinung bist, dass eine Statistik-Grundvorlesung ausreicht, um auf einer wissenschaftlichen Stelle zu arbeiten, dann weiß ich auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll, außer dass du ganz offensichtlich noch nie eine wissenschaftliche empirische Arbeit gelesen hast, geschweige an einem solchen Projekt gearbeitet hast.

      Es war bei uns ein ungeschriebenes Gesetz, dass Hiwi-Stellen von den Dozenten auf Mensa-Partys vergeben wurden. Wer an solchen gesellschaftlichen Ereignissen nicht teilgenommen hat, brauchte sich keine Hoffnung auf eine Hiwi-Stelle zu machen. Nicht selten bedeutet aber so eine Hiwi-Stelle den Eintritt in eine wissenschaftliche Karriere. Eine Korrelation zwischen Klausurergebnissen bzw. Qualität von Hausarbeiten einerseits und Erhalt einer Hiwi-Stelle war nicht zu identifizieren.
      Hiwi-Stellen! Wir reden doch hier nicht von Hiwi-Stellen! Wir reden von wissenschaftlichen Stellen in der Marktforschung, in Banken, in Forschungseinrichtungen und ja, auch auf dem Bundesamt. Erzähl mir doch nichts über die Anforderungen von wissenschaftlichen Stellen in der Praxis! Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren wissenschaftlich in der Praxis. Wie glaubst du denn, dass auf dem Bundesamt beispielsweise das Zahlenmaterial für die Sachverständigenrat-Gutachten erstelllt wird? Wie die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe konzipiert und hochgerechnet wird? Mit deskriptiven Methoden aus der Grundvorlesung Statistik 1?

      Was glaubst du denn, wie Banken heutzutage Finanzmarkt-Prognosen erstellen oder Marktforschungsinstitute Nachfrageverhalten schätzen? Mit dem OLS-Schätzer? Hast du die Methoden, die dort angewendet werden, überhaupt mal gesehen? Wenn jemand nichtmal einfachste Logit-Modelle und Zeitreihenökonometrie beherrscht, nützt ein sympathisches Auftreten und gute Präsentationsfähigkeit auch nichts. Das ist akademisches Fachwissen, das Jahre benötigt und nicht mal eben in ein paar Wochen nebenher in einem Betrieb vermittelt werden kann.

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        #48
        Zitat von Cordess Beitrag anzeigen
        Also das habe ich mal anders gelesen.
        Hast du dazu eine Quelle?

        Ich würde gerne, aber kann leider keine angeben, da dies damals ein Offline Medium war.
        Ich vermute mal, dass googeln hier helfen wird. Vielleicht machst dus mal.
        Ich habs allerdings selber aus einer offline-Quelle von 2007 gelesen. Da war Deutschland bei Getreide, Kartoffeln, Zucker, Käse und RINDFLEISCH bei weit über 100% Autarkie.
        Ich glaube es hat lediglich bei Butter gemangelt (allerdings eine Folge der miesen Milchpreise durch AUslandskonkurrenz und nicht durch "Anbauprobleme") sowie bei Schweine- und Geflügelfleisch (was aber sowieso nicht ins Gewicht fällt, wenn massive Überschüsse bei Rind vorhanden sind; und Schwein braucht eh keiner.)

        Kommentar


          #49
          Der Staat sollte mal mehr in die Aus und Weiterbildung inverstirien und mal Perspektiven für die Jugend zu schaffen, die dadurch dass ihnen eine Perspektivlosigkeit vermittelt wird zur Zeit nicht den Sinn hinter langen Aus- und Fortbildungszeiten sieht.
          Dies fängt schon damit an das es Studiengebühren gibt und Bildung(im Bezug auf Fachliche Qualifikation) immer mehr zum Luxusgut wird.
          beste Grüße
          B. Spiner

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            #50
            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Warum soll ich dir einen Vorschlag zu einer Frage machen, die mit dem Thema rein gar nichts zu tun hat? Es geht hier darum, dass für bestimmte Berufe Fachkräftemangel besteht. Den kann man nur beheben, indem man mehr Leuten eine hochqualifizierte Ausbildung verschafft, nicht dadurch, dass sie sich "anders verhalten".
            Das ist ja genau das Problem. Es reicht eben nicht aus, einfach nur hochqualifizierende Ausbildungen (z.B. zum Kutschenmacher oder zum Romanisten) anzubieten. Nein, es muss auch gewährleistet sein, dass der Gebildete auch einen Abnehmer für seine Arbeitskraft findet. Vor dem Hintergrund, dass eben niemand genau sagen möchte, welche Qualifikationen in 10 Jahren nachgefragt werden, finde ich es ziemlich merkwürdig davon zu sprechen, dass Menschen nicht die Anforderungen für Stellen erfüllen. Niemand hindert Unternehmen daran, langfristige Personalrekrutierungspolitik zu betreiben und ausreichend zu kommunizieren, wo genau Fachkräfte gesucht werden.

            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Die Anforderungen sind gestiegen, und deshalb werden mehr Akademiker benötigt. Wenn die Zahl der Stellen, auf denen hochqualifiziertes Personal benötigt wird, stärker steigt, als die Zahl der Akademiker, dann kommt es zu einem Fachkräftemangel, das ist doch logisch. Insofern ist nicht deine Aussage falsch, es gäbe mehr Akademiker, sondern die Schlussfolgerung daraus, es könne deshalb keinen Fachkräftemangel geben.
            Wiegesagt: solange es Assessment-Center gibt und ältere Arbeitnehmer diskriminiert werden, kann es mit dem Fachkräftemangel nicht so schlimm sein. Ich habe übrigens viele Zeugnisse mit Bestnoten bei mir zuhause herumliegen und habe eine empirisch-statistische Diplomarbeit geschrieben (mit Bestnote). Ich habe niemals den Eindruck gewonnen, dass mich auch nur ein Betrieb irgendwie angebettelt hätte, bei ihm zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: Ich habe Bewerbungen auf wissenschaftliche Stellen zurückgeschickt bekommen, in denen drinstand, dass sich 100 Personen auf 2 Stellen beworben hätten und man daher leider nicht alle Bewerbungen berücksichtigen könne (was ich gut nachvollziehen kann bei so einer Bewerberrelation). Das Statistische Bundesamt kann sich sogar herausnehmen, alle Bewerber, die durch das Assessment-Center geflogen sind, nie wieder zu irgendetwas einzuladen. Bei Augenärzten und Quantenmathematikern mag das ja anders aussehen, aber bei empirischen Sozialforschern gibt es gewiss keinen Fachkräftemangel.

            Übrigens: es ist doch ein offenes Geheimnis, dass Stellenausschreibungen heutzutage mit extrem unrealistischen Anforderungen versehen werden. Wem will man es da verübeln, dass er nicht zu 100% auf die Stelle passt?

            In diesem Zusammenhang will ich nochmal folgende Stellenausschreibung posten:
            Substanz verbindet. Deshalb versammeln wir Könner, die durch gute Arbeit überzeugen. Macher, die den Austausch als Bereicherung und die Veränderung als Chance begrüßen.
            Es sind Persönlichkeiten mit tiefem Wissen und offenem Wesen, die uns befähigen, immer wieder Neues hervorzubringen … Menschen, die nach dem Besten streben und damit in sich selbst investieren.
            ...

            Sie zeigen Kopf und Charakter. Sie verbinden glänzendes Können mit einer gewinnenden Art. Sie haben das Zeug zum wahren Star.
            In Anbetracht dessen kann man ja eigentlich nur zwangsläufig unterqualifiziert sein.

            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Das ist doch eine völlig verallgemeinernde Aussage, die so überhaupt nicht haltbar ist. Natürlich brauchst du im Vertrieb eine völlig andere Persönlichkeit als in der Wissenschaft. Also wenn du allen Ernstes der Meinung bist, dass eine Statistik-Grundvorlesung ausreicht, um auf einer wissenschaftlichen Stelle zu arbeiten, dann weiß ich auch nicht mehr, was ich dazu sagen soll, außer dass du ganz offensichtlich noch nie eine wissenschaftliche empirische Arbeit gelesen hast, geschweige an einem solchen Projekt gearbeitet hast.
            Wer hat denn behauptet, dass der Besuch einer Statistik-Vorlesung ausreichend sei, um eine wissenschaftliche Stelle im Bereich der empirischen Sozialforschung zu bekommen? Ich behaupte etwas anderes: trotz Mathematik- und Wirtschaftswissenschaften-Leistungskurs im Abitur (welches natürlich mit hervorragenden Noten abgeschlossen wurde), trotz wissenschaftlichem Hochschulstudium mit Schwerpunkt empirischer Sozialforschung und trotz exzellenter empirisch-statistischer Abschlussarbeit ist es extrem schwer, eine adäquate Stelle zu bekommen und kein Betrieb wird darum betteln, dass Du bei ihm arbeitest. Ich weiß es. Bei Augenärzten und Quantenmathematikern mag das anders sein, aber von einem generellen Fachkräftemangel kann keine Rede sein.

            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Hiwi-Stellen! Wir reden doch hier nicht von Hiwi-Stellen!
            Das war ein Beispiel, um deutlich zu machen, dass in der Praxis andere Kriterien zur Personalauswahl hinzugezogen als Noten. Jeder Personalchef wird Dir bestätigen, dass es vor allem darauf ankommt, wie man sich verkauft (und nur zu einem kleinen Teil, was man weiß und sagt).
            Zuletzt geändert von Largo; 05.08.2010, 18:43.
            Mein Profil bei Last-FM:
            http://www.last.fm/user/LARG0/

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              #51
              Zitat von Largo Beitrag anzeigen
              Das ist ja genau das Problem. Es reicht eben nicht aus, einfach nur hochqualifizierende Ausbildungen (z.B. zum Kutschenmacher oder zum Romanisten) anzubieten. Nein, es muss auch gewährleistet sein, dass der Gebildete auch einen Abnehmer für seine Arbeitskraft findet. Vor dem Hintergrund, dass eben niemand genau sagen möchte, welche Qualifikationen in 10 Jahren nachgefragt werden, finde ich es ziemlich merkwürdig davon zu sprechen, dass Menschen nicht die Anforderungen für Stellen erfüllen. Niemand hindert Unternehmen daran, langfristige Personalrekrutierungspolitik zu betreiben und ausreichend zu kommunizieren, wo genau Fachkräfte gesucht werden.
              Eben das hat das Bundesamt doch mit dem zitierten und von dir kritisierten Artikel getan. Weshalb also wirfst du ihnen das dann vor?

              Die Statistik-Ausbildung in den Wirtschaftswissenschaften war noch vor 15 Jahren sehr viel schlechter als heute. Man hat kaum solide Methodenkenntnis vermittelt bekommen. Leute, die damals abgeschlossen haben, können zumeist nichtmal grundlegende Ökonometrie. Wenn sie seither nicht weiterqualifiziert wurden, weil sie auf irgendwelchen Stellen saßen, wo das nicht gebraucht wurde, sind sie auf anspruchsvollen Stellen kaum noch einsetzbar. Es fehlen selbst die Grundkenntnisse, weil sie nie vernünftig unterrichtet wurden, und noch dazu das wenige, was unterrichtet wurde, vergessen wurde. Es liefe darauf hinaus, 40 bis 50-jährige praktisch nochmal das Hauptstudium durchlaufen zu lassen.

              Dass die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer, vor allem auf hochqualifizierten Stellen, ein Problem darstellt, leugne ich doch nicht. Aber das ist eine ganz andere Frage als der Fachkräfte-Mangel. Das Problem löst sich nicht, indem man einfach leugnet, dass ein Fachkräfte-Mangel existiert.

              Wiegesagt: solange es Assessment-Center gibt und ältere Arbeitnehmer diskriminiert werden, kann es mit dem Fachkräftemangel nicht so schlimm sein. Ich habe übrigens viele Zeugnisse mit Bestnoten bei mir zuhause herumliegen und habe eine empirisch-statistische Diplomarbeit geschrieben (mit Bestnote). Ich habe niemals den Eindruck gewonnen, dass mich auch nur Betrieb irgendwie angebettelt hätte, bei ihm zu arbeiten. Ganz im Gegenteil: Ich habe Bewerbungen auf wissenschaftliche Stellen zurückgeschickt bekommen, in denen drinstand, dass sich 100 Personen auf 2 Stellen beworben hätten und man daher leider nicht alle Bewerbungen berücksichtigen könne (was ich gut nachvollziehen kann bei so einer Bewerberrelation).
              Ich habe da wie gesagt ganz andere Erfahrungen gemacht, nicht in dem Sinn, dass sehr wenige Bewerbungen kommen, sondern in dem Sinn, dass wenige Bewerbungen kommen, die man überhaupt in die engere Auswahl nehmen kann.

              Übrigens: es ist doch ein offenes Geheimnis, dass Stellenausschreibungen heutzutage mit extrem unrealistischen Anforderungen versehen werden. Wem will man es da verübeln, dass er nicht zu 100% auf die Stelle passt?
              Von 100 Prozent redet auch keiner. Ich rede von Bewerbungen, die nichtmal zu 50 Prozent passen.

              Wer hat denn behauptet, dass der Besuch einer Statistik-Vorlesung ausreichend sei, um eine wissenschaftliche Stelle im Bereich der empirischen Sozialforschung zu bekommen?
              Deine Aussage war, dass ein Statistiker in der Praxis nicht mal lineare Regression und Clusteranalysen braucht, und mit deskriptiver Statistik durchkommt. Sprich: Mit den Kenntnissen, die in der Statistik 1-Grundvorlesung vermittelt werden. Ich darf dir versichern, dass das in Banken, Großunternehmen, der Marktforschung und auch in Institutionen wie der Bundesbank nicht so ist.

              Ich behaupte etwas anderes: trotz Mathematik- und Wirtschaftswissenschaften-Leistungskurs im Abitur (welches natürlich mit hervorragenden Noten abgeschlossen wurde), trotz wissenschaftlichem Hochschulstudium mit Schwerpunkt empirischer Sozialforschung und trotz exzellenter empirisch-statistischer Abschlussarbeit ist es extrem schwer, eine adäquate Stelle zu bekommen und kein Betrieb wird darum betteln, dass Du bei ihm arbeitest. Ich weiß es. Bei Augenärzten und Quantenmathematikern mag das anders sein, aber von einem generellen Fachkräftemangel kann keine Rede sein.

              Das war ein Beispiel, um deutlich zu machen, dass in der Praxis andere Kriterien zur Personalauswahl hinzugezogen als Noten. Jeder Personalchef wird Dir bestätigen, dass es vor allem darauf ankommt, wie man sich verkauft (und nur zu einem kleinen Teil, was man weiß und sagt).
              Das kannst du behaupten, so oft du willst, die Aussage wird dadurch nicht richtiger. Ich war als Projektleiterin selbst an Personalauswahlverfahren beteiligt. Mir braucht kein Personalchef zu sagen, worauf wir dabei geachtet haben.

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                #52
                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Eben das hat das Bundesamt doch mit dem zitierten und von dir kritisierten Artikel getan. Weshalb also wirfst du ihnen das dann vor?
                Das statistische Bundesamt betreibt eben keine langfristig ausgerichtete Personalpolitik. Die behaupten in diesem Wurstpapier lediglich, dass sich die methodisch-statistische Ausbildung an den Universitäten verschlechtere, deuten Fachkräftemangel an und versprechen jungen Menschen mit empirisch-statistischem Hintergrund eine goldene Zukunft. Gleichzeitig werden aber fachlich geeignete Bewerber in großer Zahl abgelehnt. In einer Situation von Fachkräftemangel wäre doch viel eher wahrscheinlich, dass man solche Leute an sich bindet, einarbeitet und weiterqualifiziert. Nicht wahr?

                Ich habe übrigens einem der Bekenner dieses Schreiben vor einigen Monaten einen Brief geschrieben und diesem meine persönliche Lage geschildert. In der Antwort hieß es, ich solle doch einen mehrwöchigen Workshop in einer englischen Sommerschool besuchen. Das ist natürlich der blanke Hohn, wenn man kein Geld hat, um sich diesen Spaß zu finanzieren. Da ist offenbar eine Menge Standesdünkel und Überheblichkeit im Spiel. Fachkräftemangel riecht anders.

                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Deine Aussage war, dass ein Statistiker in der Praxis nicht mal lineare Regression und Clusteranalysen braucht, und mit deskriptiver Statistik durchkommt. Sprich: Mit den Kenntnissen, die in der Statistik 1-Grundvorlesung vermittelt werden. Ich darf dir versichern, dass das in Banken, Großunternehmen, der Marktforschung und auch in Institutionen wie der Bundesbank nicht so ist.
                Das mag ja meinetwegen in Banken so sein, aber im Bereich der amtlichen Statistik (auch das Statistische Bundesamt gehört dazu) finden multivariate Verfahren wie die multiple lineare Regression oder Clusteranalyse so gut wie keine Anwendung. Die betreiben fast ausschließlich deskriptive Statistik. Schaden kann es natürlich nicht, wenn man sich trotzdem mit Clusteranalyse auskennt, aber eine unbedingte Voraussetzung für eine Tätigkeit in diesem Umfeld, so wie Du es darstellst, ist das nicht. Deswegen ist es auch ziemlich krotesk, dass das Statistische Bundesamt mit seiner Schmalspur-Statistik eine umfassendere statistische Ausbildung anmahnt.

                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Das kannst du behaupten, so oft du willst, die Aussage wird dadurch nicht richtiger. Ich war als Projektleiterin selbst an Personalauswahlverfahren beteiligt. Mir braucht kein Personalchef zu sagen, worauf wir dabei geachtet haben.
                Vielleicht haben die Bewerber eure Stellenanzeige nicht als Einladung sondern als Warnung interpretiert, so ähnlich wie die Stellenausschreibung, die ich oben zitiert habe ("Sie haben das Zeug zum wahren Star"). Vielleicht war es auch nur so eine auf ein halbes Jahr befristete Halbtagsstelle ... da kann man aber nicht erwarten, dass sich darauf 35-Jährige, smarte, hochintelligente und gut aussehende Männer mit 20 Jahren Berufserfahrung, mit selbstsicherem Auftreten, zehn Sprachen fließend sprechend und mit Oberschichtenhabitus (so wie Du sie vielleicht gerne hättest) bewerben. Solche Menschen gehen dann vielleicht wirklich lieber in die Bank, um große Geldmengen abzuschöpfen.
                Mein Profil bei Last-FM:
                http://www.last.fm/user/LARG0/

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                  #53
                  Zitat von Largo Beitrag anzeigen
                  Das statistische Bundesamt betreibt eben keine langfristig ausgerichtete Personalpolitik. Die behaupten in diesem Wurstpapier lediglich, dass sich die methodisch-statistische Ausbildung an den Universitäten verschlechtere, deuten Fachkräftemangel an und versprechen jungen Menschen mit empirisch-statistischem Hintergrund eine goldene Zukunft. Gleichzeitig werden aber fachlich geeignete Bewerber in großer Zahl abgelehnt. In einer Situation von Fachkräftemangel wäre doch viel eher wahrscheinlich, dass man solche Leute an sich bindet, einarbeitet und weiterqualifiziert. Nicht wahr?
                  Dass fachlich geeignete Bewerber in großer Zahl abgelehnt werden, ist eine unbewiesene und unbeweisbare Behauptung von dir, da du die Bewerbungen derer, die nicht zum AC eingeladen wurden, gar nicht gesehen hast. Ich gehe aufgrund meiner eigenen Erfahrungen davon aus, dass sie nicht viel mehr qualifizierte Bewerbungen bekommen haben als die sechs, die dann auch eingeladen wurden.

                  Dass die methodisch-statistische Ausbildung an den Unis sich verschlechtert, seit auf das Bachelor-System umgestellt wird, kann dir jeder Statistik-Prof bestätigen. Die sind nicht grade begeistert darüber.

                  Ich habe übrigens einem der Bekenner dieses Schreiben vor einigen Monaten einen Brief geschrieben und diesem meine persönliche Lage geschildert. In der Antwort hieß es, ich solle doch einen mehrwöchigen Workshop in einer englischen Sommerschool besuchen. Das ist natürlich der blanke Hohn, wenn man kein Geld hat, um sich diesen Spaß zu finanzieren.
                  Es gibt in der Regel an Unis Stipendienprogramme für solche Anlässe. Auch von diversen Stiftungen gibt es dafür Fördermittel.

                  Das mag ja meinetwegen in Banken so sein, aber im Bereich der amtlichen Statistik (auch das Statistische Bundesamt gehört dazu) finden multivariate Verfahren wie die multiple lineare Regression oder Clusteranalyse so gut wie keine Anwendung. Die betreiben fast ausschließlich deskriptive Statistik.
                  Schaden kann es natürlich nicht, wenn man sich trotzdem mit Clusteranalyse auskennt, aber eine unbedingte Voraussetzung für eine Tätigkeit in diesem Umfeld, so wie Du es darstellst, ist das nicht. Deswegen ist es auch ziemlich krotesk, dass das Statistische Bundesamt mit seiner Schmalspur-Statistik eine umfassendere statistische Ausbildung anmahnt.
                  Die Prognosen für das Sachverständigenratsgutachten werden gewiss nicht mit "deskriptiver Statistik" erstellt. Die Bevölkerungsfortschreibungen auch nicht.

                  Es ist dir vermutlich nicht klar, aber du bist grade dabei, die diversen Vorurteile, die Fachleute anderer Institutionen gegenüber den Landesämtern haben, allesamt zu bestätigen.

                  Vielleicht haben die Bewerber eure Stellenanzeige nicht als Einladung sondern als Warnung interpretiert, so ähnlich wie die Stellenausschreibung, die ich oben zitiert habe ("Sie haben das Zeug zum wahren Star"). Vielleicht war es auch nur so eine auf ein halbes Jahr befristete Halbtagsstelle ...
                  Nein, es waren immer Vollzeitstellen. Befristet auf 5 Jahre mit der Möglichkeit zur Verlängerung. Sie waren auch nicht "so ähnlich wie die Stellenausschreibung, die du oben zitiert hast", formuliert.

                  ...da kann man aber nicht erwarten, dass sich darauf 35-Jährige, smarte, hochintelligente und gut aussehende Männer mit 20 Jahren Berufserfahrung, mit selbstsicherem Auftreten, zehn Sprachen fließend sprechend und mit Oberschichtenhabitus (so wie Du sie vielleicht gerne hättest) bewerben. Solche Menschen gehen dann vielleicht wirklich lieber in die Bank, um große Geldmengen abzuschöpfen.
                  Mit solcher Polemik disqualifizierst du dich nur selbst.

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                    #54
                    Was mich an Vorstellungsgesprächen immer stört sind diese "Was wäre wenn" Szenarien. Was wären SIe, wenn Sie ein Möbelstück wären" oder so ähnlich. Oder die allseits gehaßte Frage warum grade ich eingestellt werdne sollte und nicht ein anderer der 1.000 Bewerber. Gott hat halt keine Zeit, also hat er mich geschickt... . Ich kann auf diese Psychosch***** echt nicht ab. Die Leistung allein sollte zählen und nicht irgendso ein pseudo psychodelischer Müll den sich einer im Drogenwahn ausgedacht hat.
                    Ihr müsst uns nicht fürchten, es sei denn, Eure Herzen sind nicht rein. Ihr seid Abschaum, der Jagd auf Unschuldige macht.
                    Ich verspreche Euch, Ihr könnt euch nicht ewig vor der leeren Dunkelheit verstecken.
                    Denn wir werden Euch zur Strecke bringen, wie die räudigen Tiere die Ihr seid.
                    und Euch in die tiefsten Abgründe der Hölle verbannen

                    Kommentar


                      #55
                      Zitat von ThorKonnat Beitrag anzeigen
                      Oder die allseits gehaßte Frage warum grade ich eingestellt werdne sollte und nicht ein anderer der 1.000 Bewerber.
                      Gibt es auf diese Frage überhaupt irgend eine vernünftige Antwort, welche nicht mit Tonnen von Schleim und Anbiederei einher geht?
                      Jede Geschichte hat vier Seiten: Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich geschehen ist.

                      Welten brechen auseinander, Formationen nicht.

                      Kommentar


                        #56
                        Zitat von Suthriel Beitrag anzeigen
                        Gibt es auf diese Frage überhaupt irgend eine vernünftige Antwort, welche nicht mit Tonnen von Schleim und Anbiederei einher geht?
                        Nein ich glaube nicht. Meine Standartantwort darauf ist wirklich "Gott hat keine Zeit, also bin ich da". Ich mag diese Form von Gesprächen nicht. Es ist einfach eine Form - wie du schon gesagt hast - von Schleimerei die mir einfach zu wider ist.
                        Ihr müsst uns nicht fürchten, es sei denn, Eure Herzen sind nicht rein. Ihr seid Abschaum, der Jagd auf Unschuldige macht.
                        Ich verspreche Euch, Ihr könnt euch nicht ewig vor der leeren Dunkelheit verstecken.
                        Denn wir werden Euch zur Strecke bringen, wie die räudigen Tiere die Ihr seid.
                        und Euch in die tiefsten Abgründe der Hölle verbannen

                        Kommentar


                          #57
                          Zitat von succo Beitrag anzeigen

                          @Largo
                          Dass die heutige Generation „dümmer“ ist, habe ich persönlich gar nicht behauptet. Es ist nun aber mal so, dass bei steigender Quantität die Qualität oft auf der Strecke bleibt.

                          Altere Arbeitnehmer werden übrigens oft genug von jüngeren Chefs abgelehnt, die ihrerseits glauben, dass heute alles besser ist.

                          succo
                          Tut mir leid, die heutige "Jugend" als die Mehrheit nicht einzelne Personen,
                          ist wirklich kein wirklicher Vergleich wie z.b noch unsere Generation.
                          Jetzt nicht nur bei Schlüssel-Qualifikationen sondern auch in ihren Sozialen-Kompetenzen finde ich schon über Jahre zu beobachten das die "Jugend" zurück entwickelt.
                          Nehmt mal nur als Bsp die hohe Anzahl an Jugenddelikte.
                          beste Grüße
                          B. Spiner

                          Kommentar


                            #58
                            Im Grunde haben sowohl Largo wie auch Chloe Recht.


                            Wir haben auf der einen Seite qualitativ anspruchvolle Stellen, für die extrem hohe Qualifikationen und eine starke Spezialisierung notwendig sind.
                            Ein Nebenprodukt steigender Ansprüche ist natürlich auch, dass es immer mehr Mismatches gibt. Wer vor 10 Jahren noch genügt hätte, tut das heute vielleicht schon nicht mehr. Allerdings dürfte die durchschnittliche Intelligenz des Menschen in diesen 10 Jahren nicht gestiegen sein, wodurch immer mehr Menschen für diese Stellen durchs Raster fallen. Was jedoch kein Problem ist, solange sich min. 2 Qualifizierte auf eine Stelle bewerben.

                            Und wir haben auf der anderen Seite eine Personalpolitik, die zunehmend kurzfristige Verträge ausstellt und auf Flexibilisierung setzt, außerdem kürzere und damit zwingend oberflächlichere Ausbildungszeiträume (G8, Bologna...) und folglich immer weniger Möglichkeiten sich ohne schlechtes Gewissen zu spezialisieren. Da mit wenigen Ausnahmen der Ottonormalverbraucher keine langfristige Zukunftsaussichten hat, wird er das Risiko eines "Mismatches" eingehen müssen und Spezialisierung gegen Flexibilität eintauschen. Denn nur eines ist schlimmer als ein Generalist, ein Spezialist, der sich eine Spezialität ausgesucht hat, die wegrationalisiert oder outgesourct wird. Und da niemand im Vorhinein weiß wo morgen gestrichen wird...



                            Damit entsteht ein abstruses Paradoxon:
                            Die Folge ist ein Fachkräftemangel bei einem gleichzeitigen Überangebot an qualifizierten Arbeitskräften.
                            Zuletzt geändert von newman; 08.08.2010, 22:48.

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                              #59
                              Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                              Und natürlich läuft es auch wieder mal auf die große Verschwörung der "herrschenden Kaste" und ihren Politlakeien hinaus...
                              Zur Abmilderung des Vorwurfs der Verschwörungstheorie habe ich nachträglich noch einige interessante Beiträge im Internet gefunden:

                              Der eher konservative Focus weist darauf hin, dass ein Fachkräftemangel nur in einigen wenigen Bereichen der Wirtschaft existiert. Es wird auch angedeutet, dass es für die Unternehmen eben von Vorteil sei, das Heer der Arbeitslosen möglichst groß zu halten, denn da, wo es wenige Bewerber gibt, müsse man den potentiellen Mitarbeitern ein attraktives Angebot machen. Die Warnungen der Wirtschaftsverbände vor Fachkräftemangel und der Wunsch nach Zuwanderung sind also stark interessegeleitet.
                              Arbeitsmarkt: Das Märchen vom Fachkräftemangel - Arbeitsmarkt - FOCUS Online

                              Albrecht Müller zeigt auf seinen NachDenkSeiten, dass Journalisten häufig die Positionen der Wirtschaftsvertreter kritiklos hinnehmen. Viele Behauptungen z.B. der Mitarbeiter von SPIEGEL-Online seien einfach nicht haltbar und sollten daher nicht unhinterfragt hingenommen werden.
                              NachDenkSeiten – Die kritische Website Spiegel Online wird immer unerträglicher. Flach , flacher, flachester Kampagnenjournalismus

                              Auf der selben Seite gibt es auch einen Erfahrungsbericht von einem der, angeblich händeringend gesuchten, Ingenieure.
                              NachDenkSeiten – Die kritische Website Eine persönliche Erfahrung zum Mythos Fachkräftemangel

                              Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                              Es gibt in der Regel an Unis Stipendienprogramme für solche Anlässe. Auch von diversen Stiftungen gibt es dafür Fördermittel.
                              Für Arbeitslose dürfte es typischerweise keine Möglichkeit geben, um an ein solches Stipendium heranzukommen. Und falls doch müsste das Stipendium sehr hoch sein, um den Ausfall der Hartz-IV-Leistung entsprechend kompensieren zu können.
                              Mein Profil bei Last-FM:
                              http://www.last.fm/user/LARG0/

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                                #60
                                Laut einem SPIEGEL-Beitrag kommt das DIW in einer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass die These vom Fachkräftemangel falsch ist.

                                DIW-Studie: Experten entzaubern Mär vom Fachkräftemangel - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft

                                Kurzzusammenfassung:
                                - Die Zahl der Arbeitslosen in allen Berufen übersteigt in fast allen Berufen die Zahl der offenen Stellen.
                                - Wenn Löhne ein Indikator für Knappheit sein sollen, könne man nicht von Knappheit sprechen, da die Gehälter von Fachkräften nicht stärker gestiegen seien als die der übrigen Arbeitnehmer.
                                - 23.000 Maschinenbau-Studenten schlossen im Wintersemester 2009/2010 ihr Examen ab, aber jährlich werden nur 9.000 Stellen im Maschinenbau frei.
                                - Fachkräftemangel gibt es nur vereinzelt z.B. bei Ärzten, Klempnern oder Bäckern.
                                Mein Profil bei Last-FM:
                                http://www.last.fm/user/LARG0/

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