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    Surreal Trek

    Das Schöne an Star Trek ist ja unter anderem der Umstand, dass das Franchise in der Lage ist, viele verschieden Genres und Ausdrucksformen ganz natürlich zur Anwendung zu bringen, ohne, dass die betreffenden Episoden komplett aus dem Rahmen fallen. Ob Komödie, todernstes Melodrama, Western oder Krimi – mit Star Trek lässt sich so einiges anstellen, ohne die Rahmenbedingungen einer Science-Fiction-Serie zu ignorieren.

    Die Untergruppe, die mich persönlich ganz besonders interessiert, ist die der surrealistischen Episoden. Also Episoden, die sich – ähnlich des Genres des surrealistischen Films – mit Traum- oder anderen, sonst wie gearteten Welten beschäftigen und die Begriffe Realität und Imagination verschwimmen lassen.

    Manches Mal ist der Surrealismus dabei ein essenzieller Teil des Plots und wird als Mittel eingesetzt, um beispielsweise den Realitätsverlust eines Charakters zu verdeutlichen (wie in TNGs "Frame of Mind", DS9s "Distant Voices" oder VOYs "Projections"). Andere Male hingegen kommt ein surrealer Aspekt eher unbeabsichtigt in die Episode, wenn zum Beispiel das Budget für realistische Sets fehlt (TOS: "The Empath", "Spectre of the Gun") oder das Drehbuch so unzusammenhängend geschrieben ist, dass das gefilmte Endergebnis traumartige Züge aufweist (VOY: "The Fight", "Coda").

    Besonders interessant sind solche Episoden meiner Meinung nach deshalb, weil sie zumeist viel mehr Raum für Interpretationen offen lassen, man sich viel länger mit ihnen beschäftigen kann und sie auch nach mehrmaligem Ansehen immer noch interessant sein können.

    Eines meiner Lieblingsbeispiele ist die The Next Generation-Episode "Frame of Mind", die wunderbar surrealistisch ist; sowohl was die Darstellung als auch das Script betrifft. Letzten Endes ist das natürlich eine ziemlich einfache Geschichte, die im Grunde auf einer A4-Seite Platz finden könnte. Aber die surrealen Elemente geben der Episode etwas, das mich sie sehr mögen lässt. Ebenfalls toll finde ich die Voyager-Folge "The Thaw", in der die kollektive Traumwelt einer Gruppe von Lebewesen durch die personifizierte Angst heimgesucht wird. Erst die surrealistische Darstellung der Traumwelt lässt diese für mich glaubhaft erscheinen.

    Mich würde interessieren, welche Episoden oder einzelne Szenen ihr als surrealistisch empfindet. Und überhaupt: Gibt es neben mir noch Anhänger dieser Art von Folgen?

    Außerdem: Ein weiteres Merkmal des Surrealismus' sind ja scheinbar zusammenhanglos wirkende Bilder, denen erst im Schnitt eine Bedeutung gegeben wird. Ich denke da zum Beispiel an den Violine spielenden Mann und die Ballett tanzende Frau in TNGs "Where No Man Has Gone Before" oder den Cellular Peptide-Kuchen in TNGs "Phantasms". Was fallen euch da so für Beispiele ein?


    #2
    Die surrealistisch angehauchten Folgen sind ja oft, um den Überbegriff zu nennen, Mystery-Folgen und solche habe ich schon sehr gerne.

    "Frame of Mind" ist eine meiner absolute Favoriten, weil man den Zuseher die ganze Zeit über das Geschehen aus der Sicht von Will Riker zeigt. Er pendelt ständig zwischen zwei Realitätsebenen hin und her die mitunter ineinander fließen und während man sich als Zuseher ständig fragt, in welcher dieser Ebenen Riker jetzt wirklich ist, kommt dann die Auflösung, dass nichts von all dem "real" ist. Erst ganz am Schluss kommt raus, dass er schon längst auf jene Mission gegangen ist, die er in seiner "Enterprise-Fantasie" erst noch vorbereitet und dabei gefangen genommen wurde.

    Wirklich ein effektiver Schluss, weil er ziemlich plötzlich kommt, aber durch all die Elemente in beiden Fantasie-Ebene doch absolut schlüssig wirkt.

    Was allerdings leider relativ oft bei diesen Mystery-Folgen in Star Trek vorkommt ist, dass der Zuseher doch relativ früh in der Folge offenbart bekommt, was jetzt Fantasie und was Realität ist. Als der Betrachtungswinkel wechselt. Z.B. dass Picard in "The inner Light" die Enterprise gar nicht verlassen hat und dass nur Minuten vergehen. Oder in DS9 "Distant Voices" wo der Übergang zwischen Realität und Traumebene ebenfalls deutlich dargestellt wird durch den Angriff des Aliens - und sogar durch passend trennende Platzierung des Intros.

    Aber DS9 hat in der Hinsicht auch ein paar tolle Folgen aufzuweisen. Wie "O'Briens Identität", in der sich jeder abgesehen von O'Brien merkwürdig zu verhalten scheint und für den Zuseher aus der Sicht von O'Brien das alles sehr merkwürdig wirkt, bis am Schluss rauskommt, dass dies alles nur daran lag, dass wir die ganze Folge über nie den echten O'Brien sondern einen Schläfer-Replikanten gesehen haben und alle - abgesehen vom Replikanten und dem Zuseher selbst - das gewusst haben.

    Auch "Extreme Measures" aus der 7. DS9-Staffel ist sehr gut gelungen. Beginnt zwar auch ziemlich eindeutig in der Realität und wechselt dann in die Traumwelt. Aber ziemlich geschickt wird in der Traumwelt O'Brien, Bashir und dem Zuseher suggeriert, dass sie bereits wieder in die Realität zurück gewechselt sind.

    Und noch ein absolutes Highlight ist natürlich Voyager "Projections". Diese Ebene, von der der Zuseher sofort denkt, dass sie nicht echt sein kann und eine, die er als Realität annehmen kann.

    So, das wären einmal die für mich besten surrealen (Mystery-)Folgen nach rein inhaltlicher Betrachtung. Rein von der Darstellung einer surrealen Welt finde ich auch "Spectre of the Gun" wirklich toll, was ich gar nicht exklusiv auf die Kulissen beziehen will. Schaut man sich mal das Verhalten der Earps an oder die Schießerei am OK Corral, die Musikbegleitung, der Sturm, die Blitze. Das ist so unheimlich, in ein reines Western-Ambiente könnte man das gar nicht verpacken.

    "The Fight" aus VOY ist für mich - wie für viele hier im Forum - ein absolutes Negativ-Beispiel. Hier hat man eine geradlinige Handlung ohne Spannungsbogen und versucht, durch nicht-chronologische Erzählreihenfolge und ausschließlich optisch aber nicht inhaltlich surrealen Szenen, Spannung hinzuzufügen. Hat leider nicht funktioniert.

    "The Thaw" gefällt mir auch nicht besonders. Optisch spricht mich das Ambiente in der Traumebene nicht wirklich an und inhaltlich spielt die surrealistische Darstellung auch nicht so wirklich eine Rolle.

    Soweit mal meine ersten Gedanken zu dem Thema. Wie gesagt, primär bevorzuge ich surrealistische Darstellungen in Mystery-Folgen, wo es sehr gut zum Inhalt passt.
    Nur der Optik allein halber - wenn man als Zuseher gar nicht das Gefühl hat, man müsse sich wegen der überraschungsfreien Handlung auf die surreale Umgebung einlassen - finde ich surrealistische Elemente aber eher selten gut oder als bereichernd für die Folge.
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      #3
      Zitat von MFB Beitrag anzeigen
      Die surrealistisch angehauchten Folgen sind ja oft, um den Überbegriff zu nennen, Mystery-Folgen und solche habe ich schon sehr gerne.
      Obwohl es sicherlich stimmt, dass Surrealismus in Star Trek zumeist dann seine Anwendung findet, wenn es um einen Mystery-Plot geht, würde ich persönlich dennoch sagen, dass surrealistische Elemente durchaus auch Teil einer Episode sein können, die man nicht als Mystery klassifizieren würde. In "The Thaw" oder auch "The Empath" beispielsweise spielen das Wie und Warum der surrealistischen Aspekte keine Rolle und die Charaktere versuchen nicht (wie etwa in einem klassischen Mystery-Plot), herauszufinden, warum die Gegebenheiten um sie herum so sind, wie sie sind. Der Surrealismus wird in solchen Fällen einfach um seiner selbst Willen eingesetzt.

      Zitat von MFB Beitrag anzeigen
      "Frame of Mind" ist eine meiner absolute Favoriten, weil man den Zuseher die ganze Zeit über das Geschehen aus der Sicht von Will Riker zeigt. Er pendelt ständig zwischen zwei Realitätsebenen hin und her die mitunter ineinander fließen und während man sich als Zuseher ständig fragt, in welcher dieser Ebenen Riker jetzt wirklich ist, kommt dann die Auflösung, dass nichts von all dem "real" ist. Erst ganz am Schluss kommt raus, dass er schon längst auf jene Mission gegangen ist, die er in seiner "Enterprise-Fantasie" erst noch vorbereitet und dabei gefangen genommen wurde.

      Wirklich ein effektiver Schluss, weil er ziemlich plötzlich kommt, aber durch all die Elemente in beiden Fantasie-Ebene doch absolut schlüssig wirkt.
      Interessant, dass du das so siehst, denn für mich persönlich ist letztlich fast egal, wie ein solcher surrealer Plot aufgelöst wird. In "Frame of Mind" beispielsweise hätte aus meiner Sicht am Ende so gut wie alles als "real" erklärt werden können; für mich hätte das an der Qualität der Episode wenig geändert, da ich sie vordergründig wegen der schön surrealen Szenenabfolge schätze.

      Wenn überhaupt, würde ich das fast noch als größte Schwäche der surreal angehauchten Episoden von Star Trek bezeichnen: Stets fühlen sich die Autoren verpflichtet, alles ganz genau zu erklären, aufzulösen und mit der "Realität" des Star Trek-Universums in Einklang zu bringen. Selten lässt man surreale Szenen und Episoden einfach nur für sich stehen und überlässt dem Rezipienten die Aufgabe, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Aber vielleicht ist das auch eine Notwendigkeit, um solche Elemente nicht allzu "out of place" erscheinen zu lassen.

      Zitat von MFB Beitrag anzeigen
      Aber DS9 hat in der Hinsicht auch ein paar tolle Folgen aufzuweisen. Wie "O'Briens Identität", in der sich jeder abgesehen von O'Brien merkwürdig zu verhalten scheint und für den Zuseher aus der Sicht von O'Brien das alles sehr merkwürdig wirkt, bis am Schluss rauskommt, dass dies alles nur daran lag, dass wir die ganze Folge über nie den echten O'Brien sondern einen Schläfer-Replikanten gesehen haben und alle - abgesehen vom Replikanten und dem Zuseher selbst - das gewusst haben.
      Schönes Beispiel, stimmt. Hier wird der Surrealismus weniger durch abgefahrene/abwegige Sets oder Kameraeinstellungen eingesetzt, als vielmehr durch den Plot selbst, der O'Brien augenscheinlich in eine verkehrte Welt versetzt.

      Zitat von MFB Beitrag anzeigen
      "The Thaw" gefällt mir auch nicht besonders. Optisch spricht mich das Ambiente in der Traumebene nicht wirklich an und inhaltlich spielt die surrealistische Darstellung auch nicht so wirklich eine Rolle.
      Findest du? Schließlich befinden sich die Protagonisten für einen großen Teil der Handlung in einer Traumwelt; wie sollte eine solche Welt sein, wenn nicht surreal? Ich bin der Meinung, dass eine Traumwelt nur dann als solche glaubhaft dargestellt werden kann, wenn sie den willkürlich erscheinenden "Gesetzmäßigkeiten" eines Traums folgt. Ich finde also, dass die surrealistische Darstellung in "The Thaw" sogar eine recht große Rolle spielt.

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