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    [Buchbesprechung] "Academy: Collision Course" von William Shatner

    inkl. Spoiler !

    Star Trek: Academy – Collision Course



    So, nun habe ich auch endlich den zehnten und vorläufig letzten Roman von William Shatner und den Reeves-Stevens‘ gelesen. Vorweg: Ich bin großer Fan der „Shatnerverse“-Romane (obwohl ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum sie zwangsläufig in einem anderen „Universum“ angesiedelt sein sollen, den Widersprüchen zu später etabliertem Canon nach müsste wohl jeder zweite Roman, vom Autor unabhängig, in einem eigenen Universum angesiedelt sein) und die Art, wie die Reeves-Stevens ihre Geschichten aufziehen, liegt mir sehr. Die Odyssee-Trilogie (mit „Die Rückkehr“ als meinen absoluten Favoriten) und die Spiegeluniversum-Trilogie fand ich aber besser als die letzte Totalität-Trilogie, deren Abschluss unbefriedigend war. Insofern war ich schon neugierig, welche Geschichte rund um einen jungen James T. Kirk und einen jungen Spock in „Collision Course“ erzählt wird.

    Interessant ist, dass dieses Buch ungefähr zeitgleich mit ST11 entstand und wie der Film auch die Jugend- und Akademie-Zeit von Kirk und Spock behandelt – allerdings mit dem alten Universum als Grundlage. Aber dennoch wurde mir nach 40 Seiten von „Collision Course“ schon absolut klar: Es herrscht unter den Autoren wohl ein absoluter Konsens, wie der junge James T. Kirk darzustellen ist. Egal ob Diane Carey („Best Destiny“), die Reeves-Stevens zusammen mit Shatner oder Orci & Kurtzman über ihn schreiben: James T. Kirk war immer intelligent, draufgängerisch, ein Frauenschwarm und er nahm es mit Regeln nie besonders genau. Insofern kann ich noch weniger nachvollziehen, warum gelegentlich die Meinung hier im Forum liest, Kirk wäre in ST11 falsch dargestellt worden und er sollte mehr ein intellektueller Bücherwurm, nicht fit für den Dienst im All oder braver Befehlsempfänger sein, der den Schreibtisch dem Kommandosessel vorzieht. Das wäre meiner Meinung nach und – wenn man „Collision Course“ als solche heranzieht – der Meinung Shatners nach nicht mehr James T. Kirk gewesen.

    Was noch anzumerken ist: Obwohl „Collision Course“ unter dem Titel „Academy“ läuft, hat der Roman nichts zu tun mit der früheren Roman-Reihe „Starfleet Academy“ (auf Deutsch bekannt bzw. berüchtigt als „Starfleet Kadetten“) und gehört auch nicht zur aktuellen „Starfleet Academy“-Reihe, die im neuen Universum angesiedelt ist (erscheint Anfang nächsten Jahres auf Deutsch bei CrossCult). Allerdings dürfte letztere Reihe bzw. der vorangegangene Film wohl der Grund sein, warum Shatner und die Reeves-Stevens ihre „Academy“-Reihe nicht mehr fortführen durften, obwohl am Ende von „Collision Course“ ein weiteres Buch der Reihe schon angekündigt war.

    So, das war jetzt mal sehr viel Hintergrundinfo und Grundlegendes. Jetzt aber wirklich zum konkreten Roman „Collision Course“:

    Der Titel „Collision Course“ ist bei den Reeves-Stevens eigentlich oft Programm, sehr häufig verknüpfen sie im Verlauf ihrer Romane zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick so rein gar nichts miteinander zu tun haben. Schon in ihrem ersten Shatner-Roman „Die Asche von Eden“ verwenden sie diese Floskel „Kollisionskurs“ prominent als einen Kapitel-Cliffhanger und meinen damit nicht das direkte aufeinander Zufliegen zweier Raumschiffe, sondern zwei Schicksale, die sich auf Kollisionskurs befinden. Und in „Collision Course“ sind das die Schicksale von Kirk und Spock, zwei völlig unterschiedliche junge Männer, die bei ihrem ersten Aufeinandertreffen natürlich noch nicht ahnen können, was sie gemeinsam erreiche können. Und obwohl sie einander rätselhaft erscheinen, sind die beiden gar nicht so unterschiedlich.

    Wie angekündigt bewegt sich Kirk gleich am Beginn des Buches in den gesetzlichen Grauzonen. Um ein Unrecht aufzudecken nimmt er einen eigenen Gesetzesbruch in Kauf. Ich finde, das passt zu ihm. Gleich am Beginn treffen wir auch Kirks Bruder Sam (noch weniger gesetzestreu) und Kirks Freundin Elissa, eine Kadettin an der Akademie. Die Flucht vor der Polizei treibt sie schließlich in ein Rotlicht-Lokal, in dem sich interessanterweise auch ein junger Vulkanier aufhält, der ebenfalls bestrebt ist, den Ordnungshütern der vulkanischen Botschaft aus dem Weg zu gehen. Die erste Begegnung zwischen Kirk und Spock fand ich wirklich genial inszeniert und ist wie auch in ST11 alles andere als konfliktarm. Außerdem führen die Reeves-Stevens den Leser auch wieder einmal an einen Ort, der eigentlich ganz gewöhnlich ist, im Star Trek-Universum allerdings weitgehend verschwiegen wird. Grundsätzlich ist es mal sehr erfrischend, in einem Star Trek-Roman nicht nur Raumschiffe, Raumbasen und fremde Planeten beschrieben zu bekommen, sondern eine ganz normale irdische Stadt wie San Francisco. Erst im letzten Viertel des Buches wechselt die Handlung auf ein uns wohlbekanntes Raumschiff.

    Mallory, der in einer TOS-Folge als jener Mann erwähnt wird, der Kirk auf die Akademie half, wird ebenfalls schon früh eingeführt und ist eigentlich die treibende Kraft, die Kirk in die vorgesehene Richtung drängt und ihm Freiheiten einräumt. Seine Rolle weist starke Ähnlichkeit mit jener von Captain Pike in ST11 auf. Grundsätzlich fallen einem bis zu einem gewissen Grad eine Reihe von Ähnlichkeiten zum Kinofilm auf, was Handlungen und dahinter stehende Motivationen angeht. Allein deshalb ist das Buch schon eine extrem interessante Lektüre. Wie Kirk und Spock aber schließlich an der Akademie landen, ist schon wieder eine ganz andere Sache als im Kinofilm. Soviel sei verraten: Ich glaube nicht, dass irgendjemand Kirks Worte aus TOS, Mallory habe ihm „geholfen“ auf die Akademie zu kommen, jemals auf diese Weise interpretiert hätte.

    Durch das ganze Buch hindurch sind die Highlights – neben einer interessanten Story, die bei den Tarsus IV-Rückblenden auch ziemlich heftig ist – aber sicher sämtliche Passagen, in denen Kirk und Spock miteinander reden. Die beiden Charaktere sind wirklich hervorragend getroffen. Das Bild, das man dank ST11 von den jüngeren Ichs der beiden hat, passt auch für „Collision Course“ perfekt. Schön zu sehen, wie sich durch die Begegnung mit dem jeweils anderen ihre Handlungen bestimmen.

    Natürlich fallen abgesehen von den üblichen Verdächtigen (Kirks Familie, Spocks Familie) noch ein paar bekannte Namen im Roman (Mallory, Finnegan), bedingt durch das Setting bieten sich aber keine großartige Crossover-Möglichkeiten, weshalb sich eine schöne, bodenständige Krimi-Geschichte entfaltet, die weniger opulent daher kommt, als die letzten Romane der Reeves-Stevens (obwohl ich das grundsätzlich auch sehr mag ). Trotz so starker inhaltlicher Unterschiede ist das Buch stilistisch aber trotzdem klar als Werk ihrer Autoren erkennbar. Auch „Collision Course“ ist wieder tempo- und ereignisreich und sehr humorvoll wenn es um die Interaktionen von Kirk und Spock geht.

    Ich würde zur Höchstnote tendieren. Zwar waren ein paar Passagen dabei, die mir nicht gefallen haben, aber die waren eigentlich alle recht kurz und schmerzlos, während mir das Buch allgemein ganz hervorragend gefiel. Und wegen der ganz anderen Art von Geschichte lässt sich das Buch auch kaum mit den anderen Shatner-Büchern vergleichen. Was die Höchstwertung aber verhindert, ist das relativ offene Ende. Es ist kein reiner Cliffhanger. Aber dennoch wird vieles – vermutlich für folgende Academy-Romane – mal angeschnitten, allen voran die Bedrohung von einem nicht näher definierten „General“ am Rande des Föderationsgebiet ist. Außerdem wird angedeutet, dass es in der Sternenflotten wohl einen Maulwurf gibt. Wegen dieser offenen Fragen – die vermutlich offen bleiben werden, sollte die Fortsetzung „Trial Run“ nicht mehr erscheinen – fehlt für die Hintergrundgeschichte leider ein Schlusspunkt. Die persönlichen Geschichten rund um Kirk und Spock findet allerdings einen versöhnlichen Schlusspunkt, indem sie beide am Ende schließlich endgültig in die Akademie eintreten und sich verabschieden und getrennte Wege gehen … vorläufig.

    5 von 6 Sternen!

    Anmerkungen:

    An einer Stelle ist eine erwähnte Jahreszahl definitiv falsch, verlegt irgendein Babel-Abkommen in ein Jahr im 24. Jahrhundert, während die Handlung von „Academy“ natürlich vollständig im 23. Jahrhundert angesiedelt ist.

    Die Phaser-Technologie wird hier als Kombination aus der Technologie von Phasen-Waffen (bzw. deren Betäubungsfunktion) und Laser-Waffen (bzw. deren Zerstörungspotenzial) bezeichnet. Hm, eigentlich naheliegend, wenn man sich das Wort „Phaser“ so ansieht.

    Die Ausbildung im Sternenflotten-Trainingszentrum (wo die Grundausbildung der Anwärter als Rekruten stattfindet) kommt ungewohnt militärisch rüber. Entspricht einem Boot Camp, so wie man es heutzutage kennt (zumindest aus Filmen). Der Rang „Kadett“ auf der Akademie selbst wurde ersetzt durch den Rang „Midshipman“. In TOS wurden noch beide Ränge verwendet, mir gefällt aber „Midshipman“ sogar besser, stellt die Sternenflotte doch – auch was die Offiziersränge angeht – eine Art Navy des Weltraums dar.
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