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    [Buchreihe] Starfleet Academy

    Während es inzwischen schon einige Comics gibt, die Geschichten rund um die „neue alte“ Crew der Enterprise erzählen, müssen Romanleser leider noch auf weitere Abenteuer die zeitlich nach dem 11. Kinofilm angesiedelt sind warten. Vier Romane wurden zwar schon verfasst, aber deren Erscheinungstermin von PocketBooks auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben. Vermutlich um nicht zu viele Inkonsistenzen zum kommenden 12. Film aufzustellen. Romane – die ja nicht zum Canon zählen – und während einer laufenden Serie oder Spielfilmreihe verfasst werden, sind gerne mal schon nach kurzer Zeit nicht mehr auf dem neuesten Stand oder werden sogar gänzlich widerlegt. (Beispiel TOS "Die Föderation", der gänzlich durch den 8. Kinofilm widerlegt wurde, aber trotzdem für sich ein toller Roman ist.)

    Dennoch gibt es einen kleinen Kompromiss: Die „Starfleet Academy“-Reihe. Unter diesem Namen sind in den USA inzwischen schon mehrere Jugendromane erschienen, die Geschichten rund um Kirk, McCoy, Spock, Uhura und Co. auf der Sternenflottenakademie erzählen. Diese Bücher haben aber nichts zu tun mit den auf noch jüngere Leser zugeschnittenen gleichnamigen Reihe aus den 80ern und 90er (bei Heyne unter dem Namen „Starfleet Kadetten“ erschienen) und auch nicht mit William Shatners höchst empfehlenswerten Roman „Academy: Collision Course“, die alle noch auf dem alten Star Trek-Universum basieren. Im deutschsprachigen Raum bringt nun der Verlag Cross Cult diese Romane heraus, beginnend mit „Die Delta-Anomalie“.


    Die Erde ist vergleichsweise selten Schauplatz in Star Trek-Romanen und wenn, dann liest man meist nur vom Sternenflottenhauptquartier oder ähnlichen Einrichtungen. Wie der Name der Buchreihe schon verrät, spielt natürlich auch hier die Sternenflottenakademie eine wichtige Rolle, aber gleich am Beginn der Geschichte verlassen wir den Campus zusammen mit Kirk, McCoy und dem Tellariten Glorak um des Nachts durch die Straßen San Franciscos zu streifen um in einem Lokal weitere bekannte Gesichter anzutreffen: Uhura und Gaila. Diese vertrauten Charaktere in einer „realen“ Umgebung (sofern man das San Francisco des 23. Jahrhunderts so nennen kann) gibt dem Buch einen besonderen Charakter, der selten bei Star Trek-Romanen ist und erinnert durchaus auch an William Shatners Ansatz in „Collision Course“.

    Die Geschichte selbst dreht sich darum, dass sowohl Gaila, als auch mehrere andere Personen von einem unheimlichen, im Nebel zuschlagenden Mörder attackiert werden. Kirk gelingt es gerade noch, den Angriff auf Gaila zu vereiteln, doch andere Opfer hatten weniger Glück und ihre Leichen werden mit dem besonderen Merkmal dieses unheimlichen Mörders zurückgelassen: Ihnen allen fehlt eines ihrer Organe, das mit erstaunlicher Präzision und ohne Operationsspuren entnommen wurde. Die einzigen Spuren, die auf den Täter hinweisen: eine schwarze, pulverartige Substanz, die unter Doktor McCoys Mikroskop ein seltsames Eigenleben entwickelt, sowie ein paar wenige verzerrte Wortfetzen in einer unbekannten Sprache, mit deren Entschlüsselung Uhura betraut wird.

    „Die Delta-Anomalie“ erzählt eine typische Krimi-Geschichte, die es sehr gut schafft, die Fähigkeiten der Hauptprotagonisten Uhura und McCoy sinnvoll einzusetzen. Kirk fungiert im Grunde nur als „Bindeglied“ zwischen den beiden Untersuchungen, während der Leser über ihn hauptsächlich mehr über die Kommandoausbildung an der Akademie erfährt. Dennoch gelingt es Autor Rick Barba gut, diesen anfänglich unabhängig verlaufenden Handlungsstrang gut in die „Auflösung“ der Geschichte einzubauen.

    Das Wort „Auflösung“ stelle ich bewusst unter Anführungszeichen, denn was auch sehr interessant ist: Der Leser hat gegenüber den ermittelnden Kadetten und Polizisten bis zum Ende des Romans einen Wissensvorsprung. Als Trekkie, der mit dem weiteren Geschichtsverlauf des alten Universum vertraut ist, hat man schnell eine Ahnung, wer oder was wirklich hinter dem geheimnisvollen Mörder steckt. Trotz dieses Wissensvorsprungs ist die Geschichte allerdings keineswegs langweilig, denn Rick Barba ergänz das Bekannte mit einem völlig neuen Aspekt, der einige Überraschungen bereit hält. Hinzu kommt, dass auch gezielt Fragen offen bleiben. So zum Beispiel warum der Mörder einen besonderen Bezug zu James T. Kirk zu haben scheint. Ich kann mir gut vorstellen, dass spätere Romane der Reihe hier ansetzen können, vor allem da Rick Barba wohl ein regelmäßiger Autor der Reihe sein dürfte.

    Allgemein kann man dem Autor attestieren, seine Hausaufgaben sehr gut gemacht zu haben, was Inhalt und Verwendung von Star Trek-Terminologie betrifft. Rick Barba ist eigentlich ein unbeschriebenes Blatt, sucht man nach seinem Namen im Internet findet man von ihm hauptsächlich Strategie-Guides zu Computerspielen. Doch „Die Delta-Anomalie“ strotz nur so vor kleinen und größeren Anspielungen auf das bekannte Star Trek-Universum, vor allem natürlich auf TOS. Und der ganze Krimi-Plot an sich ist ja schon eine große Anspielung auf Begebenheiten des 24. Jahrhunderts. Da diese den Protagonisten weitgehend mysteriös bleiben, sehe ich hier auch keine Unvereinbarkeit mit eventuell späteren „kanonischen“ Geschichten zu selben Thema. Bei anderen Anspielungen auf z.B. „The Next Generation“ bin ich jedoch etwas unsicherer. Die Erwähnung des Holodecks oder ziemlich spezifischen Hintergrundwissens zu den Ferengi (bzw. zu deren hupyrianischen Dienern) hätte ich besser weggelassen. (Wenngleich „The Animated Series“ in Form des „Rec Rooms“ bereits einen Holodeck-Vorgänger eingeführt hat. Mich stört vielleicht mehr der Name als die angedeutete Technologie, zumal es im entsprechenden Absatz auch gereicht hätte, von einem „Simulationsraum“ zu sprechen.)

    Ansonsten sind die Anspielungen aber wirklich gelungen, man trifft viele bekannte Spezies, findet viele Insider-Gags und orientiert sich an Beschreibungen aus dem 11. Kinofilm. Und vor allem hat Barba die Charaktere sehr gut getroffen. Vor allem McCoy sei hier wieder hervorzuheben, den Karl Urban ja auch im Film sehr gut getroffen hat. Aber allgemein hatte ich bei den Dialogen immer wieder auch die „alte“ TOS-Besatzung vor Augen.

    Jetzt allerdings auch zum Negativen: Ich weiß nicht genau, welche Parameter der US-Verlag für das Schreiben seiner „Jugendbücher“ im Vergleich mit „Erwachsenenbücher“ aufstellt. Der Schreibtstil von Barba ist weitgehend absolut in Ordnung, aber immer wiedermal tauchen zwischendurch stark vereinfachte Sätze auf, die man ruhig hätte etwas verschachteln sollen. Dies fällt vor allem in den ruhigen Passagen auf. Hingegen bei den handlungsorientierten Stellen ist dies ja allgemein ein beliebter und meiner Meinung nach vernünftiger Stil, um Spannung zu erzeugen und dem Leser die Hektik und den Zeitdruck zu vermitteln. Was jedoch sehr seltsam anmutet: Hin und wieder sind längere Absätze eingefügt, die allgemeine Erklärungen nachliefern und eine laufende Handlung für ein oder zwei Seiten unterbrechen. Normalerweise würden man diese Erklärungen und Erläuterungen in die Handlung einbauen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass diese Passagen für den Neuling im Star Trek-Universum nicht unpraktisch sind, um Hintergründe zu verstehen. Dennoch sind sie ziemlich ungeschickt eingebaut.

    Auch erwähnt werden soll die Kürze des Romans. Bereits die Academy-Romane der 80er und 90er waren relativ kurz, wenngleich „Die Delta-Anomalie“ doch noch ein Stück umfangreicher sein dürfte. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass es sich hierbei nur um eine Novelle oder gar eine Kurzgeschichte handelt. Die Story ist durchaus wie ein vollwertiger Roman aufgezogen und ist immerhin um ein Drittel länger als die reinen ebook-Geschichten „Distant early Warning“ oder die 5. „Typhon Pact“-Geschichte „The Struggle within“.

    Fazit: Solide Krimi/Ermittlungs-Geschichte in einem interessanten Star Trek-Setting und mit einem – ich denke bewussten – offenem Ende. Ich hoffe, Rick Barba liefert uns noch ein wenig mehr zu den offengebliebenen Fragen, für sich allein gebe ich der Delta-Anomalie aber auch gute 4 von 6 Sternen. Ich habe schon viele „Star Trek-Romane für Erwachsene“ die einen geringeren Unterhaltungswert hatten und schlechter geschrieben waren. Wenngleich als Jugendbuch ausgewiesen braucht sich „Die Delta-Anomalie“ nicht zu verstecken.



    Anmerkungen:

    Ein paar der Andeutungen zum Star Trek-Universum seien hier noch gesondert erwähnt. Wie erwähnt gibt es vertraute Spezies, die man im 11. Kinofilm nicht gesehen hat, die aber natürlich auch im neuen Star Trek-Universum fixer Bestandteil der Zeitlinie sein müssen. So wie die Tellariten oder die Andorianer. Die Hupyrianier und ihre Arbeitgeber natürlich auch. Neben andorianischen Ale ist natürlich auch ein „grünes Getränk“ ohne weiteren bekannten Namen eine Erwähnung wert, das übrigens vom „grünen Mädchen“ Gaila geordert wird. Und auch die Zahl 47 finden wir im Roman neben einer anderen Vierstelligen Zahl, die ich jedoch an dieser Stelle nicht nennen möchte, da sie vielleicht eine Überraschung vorweg nehmen könnte.

    Cross Cult verwendet für die deutsche Veröffentlichung des Romans das Original-Coverbild aus den USA. Grundsätzlich ist es absolut in Ordnung und mit einem schönen Schriftzug versehen, lediglich der sehr offensichtliche Malfilter, der über die Personenfotos gelegt worden ist, sieht nicht besonders hübsch aus. Hier wollte Cross Cult entgegenwirken und schlug einen alternativen Entwurf vor, der – trotz großer Ähnlichkeit zum Original – leider vom US-Lizenzgeber abgelehnt wurde.



    Dieser Entwurf hatte auch den Vorteil, dass der Name des Autors auf dem Titel aufscheint, was im Original nicht der Fall ist. (Dies dürfte auch eine Eigenheit des amerikanischen Verlags aufgrund der Klassifizierung als “Jugendbuch” sein.)

    P.S.:
    Diese und weitere Rezensionen (u.a. seit Kurzem auch von zwei 4400-Romanen) findet ihr auf meinem BLOG: | Rumschreiber
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    Zuletzt geändert von MFB; 08.04.2012, 12:08.
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    #2
    Starfleet Academy Band 2: Die Grenze


    Der zweite Roman der neuen „Starfleet Academy“-Reihe (Originaltitel „The Edge“) war vom amerikanischen Verlag „Simon Spotlight“ ursprünglich als erster geplant, ist jedoch schon früh zurückgereiht worden. Allerdings ist ziemlich eindeutig, dass „Die Grenze“ eine Geschichte erzählt, die vor den Ereignissen aus „Die Delta-Anomalie“ angesiedelt ist bzw. zumindest früher ansetzt.

    Denn „Die Grenze“ erzählt von Geschehnissen, die sich über zumindest zwei Monate verteilet ereignen und setzt direkt am Beginn der Ausbildung von Kirk, McCoy und Uhura an, die eben erst in die Akademie eingetreten sind und gleich am Beginn einen Wüsten-Hindernis-Parcours meistern müssen und auch akademisch ziemlich unter Druck stehen.

    Hier setzt auch die Hauptthematik des Romans an: Die Frage, wie manche Leute mit diesem Leistungsdruck umgehen. Denn wie sich bald herausstellt, haben sich einige Kommilitonen von Kirk, McCoy und Uhura illegaler medizinischer Methoden bedient, um die Akademie zu meistern. So hat sich ein Kadett namens Jackson einer schwerwiegenden Operation unterzogen, um schmerzbefreit die physischen Herausforderungen zu bestehen. Dies wird allerdings erst bei seiner Obduktion entdeckt! Denn völlig schmerzresistent hat Jackson keine Symptome seiner schweren inneren Verletzungen wahrgenommen und erlag ihnen schließlich. Dass es hierbei um keinen angeborenen sondern um einen künstlich herbeigeführten Zustand handelt, wird erst dank Dr. McCoy entdeckt, was dem Arzt jedoch Schwierigkeiten einbringen sollte.

    Jim Kirk hingegen ist zwischenzeitlich damit beschäftigt, neue (weibliche) Bekanntschaften zu schließen, vor allem mit einer Kadettin namens Monica Lynne, der derselbe Draufgängertyp zu sein scheint, wie er selbst. Und Uhura muss sich den ungewünschten Avancen eines extrem arroganten und unsympathischen Andorianers erwehren, den sie allerdings näher kennenlernen muss, als Mister Spock sie darum bittet, an den Ermittlungen zum Fall Jackson teilzunehmen. Denn der Andorianer war der Stubengenosse von Jackson und zeigt sich über dessen Ableben alles andere als betrübt.

    Fazit: Die „Starfleet Academy“-Romane werden ja als Jugendromane bezeichnet, aber auch dieses zweite Buch der Reihe kann sich absolut sehen lassen. Habe ich bei „Die Delta-Anomalie“ vielleicht an zwei, drei Stellen noch ein paar kleine „inhaltliche Abkürzungen“ entdeckt, unterscheidet sich „Die Grenze“ vom Stil her eigentlich gar nicht von anderen „Romanen für Erwachsene“. Absolut solide erzählt. Was aber auf jeden Fall sicher speziell für Jugendliche (aber nicht nur) an diesem Buch interessant sein wird, ist das Thema „Leistungsdruck“ und der Umgang damit. Eigentlich ein wirklich klassisches Thema, das auch sehr gut zu einem Roman über die Sternenflottenakademie passt und so ziemlich alle Handlungsstränge des Romans berührt. Kirk, McCoy und Uhura haben hier jeweils ihre eigenen Stränge, die sich teils berühren, aber nicht immer kreuzen. Denn was recht amüsant ist: Wenn die Autoren der Academy-Reihe eine inhaltliche Vorgabe haben, dann jene, dass sich Kirk und Spock in diesen Romanen nie begegnen dürfen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist deren Beinahe-Aufeinandertreffen in diesem Roman von Rudy Josephs doch ziemlich unterhaltsam.

    „Die Grenze“ ist ein guter Roman. Mir persönlich hat er zwar nicht ganz so gut gefallen wie „Die Delta-Anomalie“, aber definitiv sind diese beiden Romane sehr unterschiedlich. Denn wo „Die Delta-Anomalie“ mehr auf Handlung, Mystery und Spannung setzt, legt „Die Grenze“ den Schwerpunkt mehr auf das persönliche Dilemma der Charaktere. Glücklicherweise ohne dabei zu sehr ins Philosophische abzugleiten.

    Abzüge gibt es aber trotzdem. Denn zwar war „Die Grenze“ stets gut und flüssig zu lesen, aber so wirklich Spannung kam nicht auf. Und auch der Science-Fiction-Anteil war recht gering, aber sicher auch deshalb, um den Leser von der ernsten Thematik des Romans nicht zu stark zu distanzieren. Leistungsdruck ist sicher etwas, mit dem jeder schon konfrontiert war und ich kann die Intention des Autors schon nachvollziehen, dass er den Leser durch die bodenständige Erzählart stärker dazu animiert, sich in die Geschichte und die Prämisse hineinzudenken.

    Im Vergleich zum Vorgängerroman gibt es in „Die Grenze“ weniger Interaktion zwischen den vertrauten Charakteren. Kirk und McCoy haben recht wenige Szenen zusammen, Lynne kann hier trotz großer Präsenz in der Geschichte keinen ausreichenden Ausgleich liefern. Allerdings fand ich die Szenen, die Spock und Uhura miteinander hatten, sehr gelungen. Aber beim Lesen der Dialoge empfand ich die Charaktere im Vorgängerroman doch als besser getroffen. Unterm Strich verdient sich der zweite Roman allerdings auch 4 Sterne, also die gleiche Bewertung wie „Die Delta-Anomalie“, wenngleich die Romane nur schwer direkt miteinander vergleichbar sind. Der eine Roman hat durchaus seine Stärken dort, wo der andere seine Schwächen hat und umgekehrt.

    Anmerkung:

    Wie in „Die Delta-Anomalie“ gibt es auch in diesem Buch wieder Erwähnungen einiger bekannter Spezies, wie Betazoiden, Klingonen oder Denobulaner. Und mit Thanas steht natürlich ein Andorianer im Mittelpunkt der Handlung. Allerdings – auch wenn es jeweils nur indirekt angedeutet wurde – scheint Thanas mehr mit den wärme-liebenden und emotional zurückhaltenden „Roman-Andorianern“ des DS9-Relaunch gemein zu haben als mit den kälte-liebenden und aufbrausenden Andorianern aus „The Original Series“ und „Enterprise“. Allerdings wiederlegt Thanas selbst mit seinem Verhalten (wie übrigens auch häufig Shar im DS9-Relaunch) den Ruf, das Andorianer zurückhaltend wären. Dass ein Andorianer aber einen Wüstenlauf gewinnen kann, wirkt etwas sonderbar, wenngleich sich die Andorianer aus TOS/ETP allerdings auch nie über wärmeres Klima beschwert hätten (bzw. Menschen an Bord andorianischer Schiffe auch nie gefröstelt hätten).

    Was Anspielungen auf das Star Trek-Universum angeht scheint sich „Die Grenze“ in Summe allerdings doch im Vergleich zum Vorgängerroman zurückzuhalten.

    PS: Diese Rezension zusammen mit vielen weiteren findet ihr natürlich auch auf meinem Blog: | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr

    Als nächstes folgt die Rezension zum Band Nr. 3 der Academy-Reihe, "The Gemini Agent". Das Buch hat schon mal einen sehr vielversprechenden Beginn.
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      #3
      Starfleet Academy Band 3: The Gemini Agent


      Nachdem sich der zweite Roman „Die Grenze“ auf interne Ereignisse an der Akademie konzentriert hat, wird im dritten Roman wieder eine Bedrohung von außerhalb der Föderation behandelt. Und zwar die Romulaner! Bereits im ersten Roman von Rick Barba, „Die Delta-Anomalie“, hat sich Kadett Uhura mit der romulanischen Sprache auseinandergesetzt. Darauf aufbauend bekommt Uhura nun in „The Gemini Agent“ den Auftrag, abgefangene Funkaufzeichnungen aus dem irdisch-romulanischen Krieg neu zu übersetzen. Gleichzeitig erfährt der Leser, dass hinter der Neutralen Zone an der Ingangsetzung eines Projekts gearbeitet wird, das den Romulanern in einem potenziellen zukünftigen Krieg die Oberhand zusichern soll.

      Der Roman erzählt von Ereignissen gegen Ende des ersten Akademiejahres von Kirk, McCoy, Uhura und – erstmals in einem Academy-Roman – Chekov. Der junge Kadett, dem der Ruf des 14jährigen Wunderkinds anhängt, bereitet sich gewissenhaft sowohl auf eine großes Flottenmanöver vor, als auch auf den Akademie-Marathon, den er unbedingt gewinnen möchte. Unterbrochen wird seine Vorbereitung darauf jedoch dadurch, dass seine Unterkunft versucht, ihn mittels Feuerlöschanlage zu ertränken. ;-) (Klingt komisch, liest sich aber recht amüsant.) In der sogenannten „Dead Week“ (eine ruhige Woche vor den Abschlussprüfungen) sind Streiche unter Kadetten zwar recht üblich, aber da dieser Zwischenfall beinahe tödlich für Chekov ausgegangen wäre, tritt der Sternenflottengeheimdienst auf den Plan.

      Die Ermittlungen des Geheimdienstes bringen recht Sonderbares zu Tage. Alles schein auf Jim Kirk als „Attentäter“ hinzudeuten, doch Kirk selbst leidet an Amnesie verursacht durch eine Virusinfektion, die selbst Dr. McCoy ein Rätsel ist. Gleichzeitig scheint irgendjemand großangelegt alle möglichen Datenbanken der Föderation anzuzapfen, um alles über das Leben von James T. Kirk zu erfahren.

      Fazit: „The Gemini Agent“ ist das zweite Werk von Rick Barba und wie schon bei dessen Erstlingswerk präsentiert er uns wieder eine spannende, weitgehend mysteriöse Story, baut jede Menge Verweise auf das Star Trek-Universum ein und trifft die Charaktere Kirk und McCoy wieder perfekt. Auch die Uhura/Spock-Passagen können sich absolut sehen lassen (wenngleich Spock doch ein bisschen zu emotional rüberkommt) und wie sich Kirk und Chekov schließlich anfreunden ist auch sehr nett geschrieben. Rick Barba zeigt also wieder sehr gutes Gespür für den richtigen Ton bei der Interaktion der Hauptcharaktere, was ich auch schon bei „Die Delta-Anomalie“ sehr zu schätzen wusste.

      Was im Vergleich zu Barbas erstem Roman aber bedeutend anders ist: Die Mystery-Handlung bleibt nicht so mysteriös. Tatsächlich bekommt man jede Menge vom Plan der Romulaner mit. Der Leser wird fast schon bombardiert mit Teilen des Plans, allerdings fehlt bis zum Finale noch das entscheidende Puzzlestück. So spekuliert man als Leser allerdings schon früh und wird wahrscheinlich bei den zwei, drei Theorien, die einem kommen, vermutlich mit einer davon auch am Ende richtig liegen. Das nimmt zwar ein bisschen die Spannung gegen Ende, allerdings gibt es am Schluss noch einen tollen Twist, der doch noch zu überraschen weiß. Und zusammen damit gibt es interessanterweise auch eine Anspielung auf den 8. Star Trek-Roman von William Shatner, „Sternennacht“.

      Insgesamt wieder ein gutes Buch der „Starfleet Academy“-Reihe, solide und unterhaltsam geschrieben. Allerdings einen großen Mangel gibt es: Er ist zu kurz! Auch die beiden Vorgängerromane waren nicht wirklich sonderlich umfangreich, aber bei „The Gemini Agent“ finde ich zum ersten Mal, dass dieser Roman zu kurz ausgefallen ist. Die zweite Hälfte des Romans hätte ruhig doppelt so ausführlich sein dürfen. So endet die „romulanische Verschwörung“ am Schluss doch einfach zu schnell und simpel und jeder – sowohl auf romulanischer Seite als auch auf Föderationsseite – scheint sich mit den Geschehnissen widerstandslos abzufinden. Außerdem gibt es ein paar Nebenhandlungen, die plötzlich verschwinden. Was aus Chekovs Marathon wurde wird nicht erwähnt und auch Uhura sieht man letztmals nur dienstlich während des Manövers. Eine echte Schlussszene bekommt sie nicht, was auch für Spock gilt.

      Hauptsächlich wegen diesen Versäumnissen bekommt „The Gemini Agent“ von mir nur 4 von 6 Sternen. Das ist zwar die gleiche Wertung wie bei den anderen beiden Academy-Romanen, aber „The Gemini Agent“ muss sich schon zumindest hinter „Die Delta-Anomalie“ einreihen.

      Anmerkungen:

      „Der Romulanische Krieg“ wurde ja zumindest schon zweimal in der Star Trek-Literatur ausgeführt. Einmal in „Year One“ und dann im Enterprise-Relaunch. Obwohl wir in beiden Fällen keine lückenlose Kriegschronik vorgelegt bekommen, scheint Rick Barba hier wieder eine eigene Ableitung der Geschehnisse vorauszusetzen, in der 2159 London von den Romulanern bombardiert worden ist. Im Enterprise-Relaunch gab es keinen direkten Angriff auf die Erde und in „Year One“ wird nur einer erwähnt, der am Anfang des Krieges, also 2156, stattgefunden hat. Wer übrigens an meiner eigenen Interpretation des Krieges interessiert ist, dem empfehle ich meine Fan-Ficiton-Trilogie „The Romulan War“.

      Interessant ist auch, dass die Romulaner im Jahr 2256 nicht sofort daran denken, in einen Krieg gegen die Föderation zu ziehen, sondern sich erst in rund 10 Jahren dafür ausreichend vorbereitet sehen. Macht also 2266 und das ist genau jenes Jahr, in dem die Romulaner in der alten Zeitlinie erstmals nach dem Krieg offensiv gegen die Föderation vorgegangen sind (siehe dazu TOS „Spock unter Verdacht“/“Balance of Terror“)

      Allgemein präsentiert Rick Barba seinen Lesern wieder jede Menge Anspielungen auf das Star Trek-Universum, aber einmal liegt er doch etwas daneben: In einem Gespräch zwischen Spock und Uhura erwähnt Spock einen100jährigen Krieg zwischen Vulkaniern und Romulanern, den er auf das 20. Jahrhundert datiert. In der „Voyager“-Folge „Death Wish“ wird ein solcher Krieg zwar erwähnt, aber nie datiert. Da in der Serie „Enterprise“ („Minefield“) zudem gesagt wird, dass die Vulkanier noch im Jahr 2152 lediglich durch Gerüchte von den Romulanern wissen, ist eher anzunehmen, dass mit dem 100jährigen Krieg jener rund um die Zeit des Erwachens auf Vulkan gemeint war.

      Etwas ungünstig gewählt ist außerdem der Name „Farragut“ für ein Raumschiff der Constitution-Klasse in diesem Roman. Zwar wird auch darauf hingewiesen, dass die erst in zwei Jahren fertiggestellte Enterprise anders als die bisherigen Schiffe dieser Klasse sein wird, aber im 11. Kinofilm – wo die Farragut zur Flotte gehörte, die nach Vulkan flog – sah man kein Schiff, dass auch nur eine annähernd ähnliche Konfiguration wie die Enterprise aufwies. Allerdings ist es schön, dass Rick Barba so viele bekannte Schiffsklassen während des Flottenmanövers erwähnt, wie die Saladin-Klasse, die Hermes-Klasse oder Frachter der Antares-Klasse.

      In diesem Roman gibt es übrigens eine Situation, in der ein Sicherheitsbeamter auf die „Sektion 31“ hinweist. Allerdings nicht in Form der geheimnisvollen Organisation, sondern ganz normal als Möglichkeit, im Falle eines dringenden Notfalls andere Regelungen (im konkreten Fall die ärztliche Schweigepflicht) aufzuheben. Es scheint also zumindest in der neuen Zeitlinie auch Mitte des 23. Jahrhunderts noch diesen Paragraphen zu geben.

      PS: Diese Rezension zusammen mit vielen weiteren findet ihr natürlich auch auf meinem Blog: | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr

      Als nächstes folgt die Rezension zum Band Nr. 4 der Academy-Reihe, "The Assassination Game", der der bislang umfangreichste Academy-Roman sein dürfte.
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        #4
        Sag mal, kann ich irgendwo nachlesen wann die deutschen Verionen erscheinen? Also in dem Fall halt ab Nr.3. Den Rest gibts ja schon.


        Übrigends sehr schöne Rezensionen von dir, danke dafür.
        Zuletzt geändert von Dr.McKay; 27.07.2012, 21:49.
        my props

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          #5
          Zitat von Dr.McKay Beitrag anzeigen
          Sag mal, kann ich irgendwo nachlesen wann die deutschen Verionen erscheinen? Also in dem Fall halt ab Nr.3. Den Rest gibts ja schon.
          Cross Cult hatte vorerst nur die Veröffentlichung von den ersten beiden Romanen geplant. Die anderen beiden könnten aber eventuell rund um den Kinostart von ST12 erscheinen.

          Auch in den USA ist bisher kein fünfter Roman angekündigt, allerdings ist Nr. 4 ja auch gerade erst erschienen. Würde mich freuen, wenn es mit der Reihe weitergeht. Bisher auf einem guten und konstanten Niveau.

          EDIT vom 29.7.2012: Jetzt wurde in den USA doch Buch Nr. 5 angekündigt, das im August 2013 erscheinen soll. Noch kein Titel oder Autor bekannt.

          Übrigends sehr schöne Rezensionen von dir, danke dafür.
          Gern geschehen.
          Zuletzt geändert von MFB; 29.07.2012, 08:13.
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            #6
            Wow, so schöne ausführliche Reviews hab ich nicht geschrieben. Aber hier mal meine Meinung. Ich habe die eBooks gekauft.

            Die Delta-Anomalie
            Grundsätzlich ein gutes Buch. Wäre da nicht a) mal wieder das scheinbar einzige Thema, das neuerdings die Grundlage für JEDES verdammte Star Trek Buch zu sein scheint, nämlich die Borg! (ich kann sie langsam nicht mehr sehen) und b) die Kürze des Romans an sich! Es gibt Fanfictions, die sind drölf mal so lang. Ich war etwas enttäuscht, dass ich das Buch an einem Tag durch hatte. Zum Glück kosten eBooks nicht so viel wie die Printausgaben! Sonst wäre ich echt sauer.
            Die Charaktere kommen grundsätzlich gut rüber. Besonders Pille hat mir sehr gut gefallen. Die zarte Bande, die sich zwischen Uhura und Spock entwickelt und Kirk, der mit Hannah einen wirklich guten Fang gemacht hat. Ein OC der mir wirklich mal gefällt und ich würde mich freuen, sie im nächsten Roman wieder zu 'sehen'.

            An sich war ich aber doch enttäuscht, dass Gaila irgendwann in Vergessenheit geriet. Dass 'Der Doktor', der mysteriöse Serienkiller am Ende nur ein Borg-Naniten-Schwarm war? WTF? Ein richtiger Serienkiller, vielleicht mit einer ausgeprägten Xenophobie hätte mir da besser gefallen und wäre letztlich vielleicht gruseliger gewesen. Schade, dass mal wieder auf die Borg zurückgegriffen wurde.

            Außerdem sollte sich der Lektor entweder mehr Zeit nehmen und dadurch gründlicher arbeiten, oder schlichtweg besser bezahlt werden. Manche Tippfehler müssen echt NICHT sein. *kopfschüttel*
            Die Grenze
            Nicht direkt besser als Band 1, aber auch nicht schlechter. Zum Glück aber keine Borg. Dafür der imense Druck der Starfleet Academy, dem nicht jeder Kadett standhält, ein neues Babe für Kirk (wie könnte es auch anders sein?) und McCoy, der einen unglaublichen Fund macht. Genmanipulation an Kadetten, damit sie den hohen – wie Kirk meint zu hohen – Ansprüchen der Academy standhalten können.
            Es kommt zu einem ersten Toten und einem weiteren schweren medizinischen Notfall und eine halbwegs spannende Ermittlung beginnt, zu welcher Spock natürlich auch Uhura hinzuzieht.^^
            Der Roman (kaum länger als der erste) ist nette Unterhaltung für zwischendurch. Richtige Spannung kommt jedoch nur an wenigen Stellen und auch nur ganz kurz auf. Die Charaktere entwickeln sich nicht signifikant weiter. Uhura stellt ihre Zuneigung zu Spock fest, dieser ist weiterhin zurückhaltend (alles andere wäre auch unglaubwürdig), Kirk hat eine neue Liebelei (Hannah aus dem ersten Band schon vergessen?!?) und McCoy darf den nur allzu oft vergessenen Freund des ‚Helden’ darstellen.
            In diesem Roman wird mehrfach die Freundschaft zwischen Kirk und McCoy erwähnt, ihre gemeinsamen Szenen/Unternehmungen sind jedoch kaum der Rede wert.
            Der Zeitraum ist noch ziemlich am Anfang der Academy-Zeit. Müsste sich ihre Freundschaft nicht noch entwickeln? Sie kommen aber so vertraut herüber, als würden sie sich schon ewig kennen. Kein Unterschied zu TOS zu erkennen an dieser Stelle, was ich schade finde, da ich mir gewünscht hätte die Entwicklung ihrer Beziehung erleben zu dürfen. Ebenso wie jene zwischen Spock und Uhura.
            Es scheint beinahe so, dass die Autoren sich untereinander nicht absprechen, was eine fortlaufende Charakterentwicklung und Kontinuität der Zeitlinie im Allgemeinen anbelangt. Echt ein Jammer.
            Auch war ich enttäuscht nichts von der Freundschaft zwischen Gaila und Uhura zu sehen. Die ominöse Zimmergenossin war nie da, wenn Uhura in ihr gemeinsames Quartier kam. *seufz*
            Und wo zur Hölle ist eigentlich Pike? Wieso taucht der in den Romanen überhaupt nicht auf?

            Immerhin gab es diesmal keine gravierenden Rechtschreibfehler zu finden, wie im ersten Band. Das ist ja schon mal was.
            Nadia

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              #7
              Schöne Rezensionen.

              Das mit der mangelnden Absprache unter den Autoren dürfte bei den ersten beiden Bänden wohl wirklich daran gelegen haben, dass sie gleichzeitig entstanden und es mit der Fertigstellung von "Die Grenze" wohl damals auch Schwierigkeiten gegeben hat, da er offenbar Ereignisse vor "Die Delta-Anomalie" erzählt.

              Ich lese momentan ja schon den 4. Roman und kann auch bestätigen, dass innerhalb der Romane "Die Delta-Anomalie", "The Gemini Agent" und "The Assassination Game" stärkere Kontinuität besteht, vor allem was die wiederkehrenden Charaktere angeht. Was mir da noch auffällt ist, dass oft in einem Roman ein Charkater nur mal nebenbei erwähnt wird um dann in einem der kommenden Romane erstmals prominent vorzukommen. Reiht man "Die Grenze" an den Anfang, dann wird dort ja Uhuras Zimmergenossin, als auch das russische Wunderkind nur erwähnt, während Gaila dann in "Die Delta Anomalie" und Chekov in "The Gemini Agent" prominente Rollen haben. In "The Gemini Agent" wird genauso auch Sulu nur kurz erwähnt, der dann in "The Assassination Game" erstmals wirklich auftritt. Insofern eigentlich ein schöner Aufbau, was die Charaktereinführung betrifft. Aber

              "Die Grenze" als 2. Roman stört da schon, der hätte wirklich als Nummer 1 der Reihe erscheinen sollen.
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                #8
                Starfleet Academy Band 4: The Assassination Game


                Junge Leute, die nur mit Pfeil und Bogen ausgestattet durch die Wälder streifen mit nichts anderem im Sinn, als sich gegenseitig aufzulauern und zur Strecke zu bringen. Wer beim Titel „The Assassination Game“ daran denkt, der liegt komplett falsch. Dieser Roman ist keine Star Trek-Adaption von „The Hunger Games“ („Die Tribute von Panem“), einen Roman, den ich auch demnächst lesen werde. Tatsächlich läuft das „Assassination Game“ ganz anders und weit harmloser ab. Was aber nicht bedeutet, dass die Teilnehmer – unter ihnen auch Kirk und McCoy – mit weniger Eifer bei der Sache wären.

                Aber auch wenn der Roman nach dieser kleinen Kadetten-Spielerei benannt ist, kommt die Story so richtig in Fahrt, als eine wahrhaftige „Assassination“ versucht wird: Ein Anschlag auf die Präsidentin der Föderation. Dabei hat alles so harmlos begonnen. Die der Föderation eher feindlich gesinnte Spezies der Varkolak schickt eine Delegation zu einer medizinischen Konferenz, die in den Instituten der Sternenflottenakademie stattfinden soll. Das ungehobelte Verhalten der Varkolak – vor allem gegenüber Uhura – resultiert in einer kleinen Schlägerei, bei der Jim Kirk natürlich nicht gerade unbeteiligt bleibt, weshalb er zur Strafe als ständiger Begleiter von Dr. Lartal – dem Anführer der Varkolak-Delegation – eingeteilt wird. (Diese Zuteilung erfolgt übrigens im Rahmen einer gelungenen Hommage an die Standpauke, die Captain Kirk in „Kennen Sie Tribbles?“ hält. Nur diesmal übernimmt Kirk die Rolle von Scotty und Admiral Barnett die Rolle des Fragenstellers.) Zu Kirks Pech wird Dr. Lartal gleich nach der explosiven Eröffnung der Konferenz – bei der es zum Glück keine Toten gab – zum Hauptverdächtigen und nicht nur Kirk hat seine Zweifel, ob Lartal wirklich nur Arzt ist.

                Zur selben Zeit tritt eine Organisation namens „Graviton Society“ an Uhura und Sulu heran, die sehr interessiert daran ist, mehr über die Varkolak – und auch deren Technologie – in Erfahrung zu bringen. Auch mit illegalen Mitteln wie Diebstahl von deren Equipment. Die „Graviton Society“ wirkt sozusagen wie die Nachwuchsorganisation der Sektion 31 und besonders interessant ist, dass Sulu nicht nur in diesem Roman die Mitgliedschaft in einer solch zwielichtigen Organisation angeboten wird, sondern auch kurz vor seinem Abschluss an der Akademie, wie wir im Ongoing-Comic „The Return of the Archons“ erfahren.

                Während Uhura mit dem Diebstahl eines fortschrittlichen Varkolak-Tricorders betraut wird, erhält Sulu jedoch einen ganz anderen Auftrag: Er soll sich auf die Suche nach einem Verräter in der „Graviton Society“ machen. Zu den Hauptverdächtigen gehört mit Uhura das andere neue Mitglied der Society und das nicht unbegründet. Denn Uhura erkennt, dass der Diebstahl des Tricorders eine Art Test für sie ist, um ihre Loyalität zur Society zu beweisen. Trotz Bedenken führt sie den Diebstahl durch. Und das sollte ungeahnte – und tödliche – Konsequenzen haben.

                Fazit: „The Assassination Game“ ist ganz eindeutig der beste bisher erschienene Roman der „Starfleet Academy“-Reihe. Autor Alan Gratz erzählt hier eine ähnlich handlungsorientierte Geschichte wie auch schon Rick Barba in seinen beiden Academy-Romanen „Die Delta-Anomalie“ und „The Gemini Agent“. Das Spannungsniveau ist durchgängig sehr hoch und da „The Assassination Game“ ungefähr doppelt so lang ist wie die bisherigen Academy-Romane, kann der Roman eine wirklich große Geschichte erzählen, die auch von der Bedeutsamkeit die Vorgängerromane locker schlägt. Denn „The Assassination Game“ geht wahrlich über Leichen.

                Geschickt werden die Charaktere in Zwickmühlen manövriert und man zittert wirklich mit, wenn man erst im selben Moment wie die Charaktere begreift, dass diese eben zuvor eine sehr schlechte Entscheidung getroffen haben. Meist auf Basis von falschem Vertrauen oder durch mangelnden Informationsaustausch. Und diese Entscheidungen bedrohen nicht nur im weiteren Verlauf der Handlung die Karrieren der uns bekannten Kadetten, sondern auch die gesamte Föderation.

                Man merkt, die Story ist schon von einem ganz anderen Kaliber als jene der ersten drei Academy-Romane, deren Bedrohungspotenzial eher aus Andeutungen für die ferne Zukunft entstand. In „The Assassination Game“ befinden sich unsere Helden aber mitten in einem sich immer weiter ausdehnenden Konflikt. Und erst nach und nach wird ihnen klar, dass sie von Anfang an benutzt wurden, um den Konflikt eskalieren zu lassen.
                Trotz der sehr düster klingenden Haupthandlung versteht sich Alan Gratz aber auch darauf, die typische Leichtigkeit und Lockerheit, die den Academy-Romanen bislang eigen ist, fortzusetzen. Es gibt wieder sehr viele schöne Kirk/McCoy-Szenen, in denen Gratz die Charaktere sehr gut trifft, und meine persönlichen Highlights sind die genialen Cameo-Auftritte von Gaila und Chekov. Aber auch die Uhura/Spock-Szenen sind sehr stark. Einerseits weil sie am direktesten mit der Haupthandlung verbunden sind. Anderseits weil sowohl ein düsterer Schatten auf die aufkeimende Beziehung fällt, gleichzeitig aber auch direkt auf den Status Quo des 11. Kinofilms hingearbeitet wird. Allgemein strotzt der Roman nur so vor Andeutungen auf den Kinofilm und ist eine perfekte Vorbereitung auf das, was Kirk & Co. noch erleben sollten.

                Ebenfalls auffällig ist, dass Gratz neben Anspielungen auf den Kinofilm und auf die Vorgängerromane genauso wie Rick Barba keinen Moment auslässt, um bekannte Star Trek-Spezies und Charaktere auftreten zu lassen. Für einen Trekkie ist das natürlich toll, wenn alle paar Absätze vertraute Namen auftauchen. Da auf diese aber inhaltlich kaum eingegangen wird, sondern sie meistens einfach nur da sind, geht ihre Bedeutung kaum über Fan-Service hinaus. So intensiv genutzt könnte ich mir sogar vorstellen, dass die vielen Anspielungen einige Leser, die das Star Trek-Universum vielleicht nicht in- und auswendig kennen, sogar verwirren könnten. Wenn ein Professor Gill oder ein Kadett namens Leslie auftauchen, dann schmunzelt natürlich der Kenner der „Original Series“, zur Handlung selbst tragen diese Erwähnungen aber genauswenig bei wie die in den Raum geworfenen Spezies-Namen wie J’naii oder Mazariten oder historische Vergleiche à la „wie Archer und die Xindi“ oder „wie die Vulkanier auf P’Jem“, die nur von Kennern begriffen werden können. Daher gilt für diesen Roman eindeutig: Geschrieben von einem Trekkie, für Trekkies. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn die Geschichte ist wie gesagt wirklich spannend und könnte etwas neutraler verfasst sicher auch Nicht-Trekkies gefallen.

                Ein Nebencharakter der „Original Series“, der in diesem Roman aber auch inhaltlich Sinn macht und genügend Beschreibung erhält, ist Kadett Finnegan. Und dieser ist auch im neuen Universum ganz der Alte. Und dank ihm erleben wir auch die Geburtsstunde des Corbomite-Manövers. (Zugegeben: Auch diese Anspielung ist wieder nur was für Trekkies, aber zumindest in diesem Fall wird jedem nichteingeweihten Leser der Passage auch erklärt, dass es sich hierbei um einen Bluff handelt.)

                Bewertung: Ich werde hier tatsächlich die Höchstwertung auspacken. Die Geschichte ist gut, die Charaktere sind toll getroffen und der Roman fängt hervorragend die Stimmung des Kinofilms ein und endet mit einem grandiosen letzten Viertel. Der Roman hat einen extrem hohen Unterhaltungswert und auch wenn er sicher nicht ganz perfekt ist, gehen sich knapp 6 Sterne doch aus. Wer den Kinofilm mochte, wird auch dieses Buch mögen.

                Bewertung zur Academy-Reihe: Für August 2013 wurde vor ein paar Tagen zwar ein fünfter Academy-Roman angekündigt, aber ich möchte dennoch mal ein kurzes Zwischenfazit zur Reihe allgemein abgeben und dieses fällt wirklich sehr positiv aus. Die drei ersten Romane haben von mir ja alle 4 Sterne als Bewertung erhalten, wobei die beiden Romane von Rick Barba sich doch recht ähnlich waren, sehr handlungsorientiert und vor allem bemüht, die richtige Stimmung zu vermitteln und die bekannten Charaktere aus TOS gut zu treffen. Aufgrund der Kürze der Romane werden die Geschichten aber sehr schnörkellos erzählt und beide haben eine Art offenes Ende, die den Leser mit Star Trek-Vorkenntnissen eigentlich besser informiert dastehen lassen als die Protagonisten.

                Rudy Josephs Roman „The Edge“ („Die Grenze“) ist wiederum thematisch stärker und kaum mit den beiden Romanen von Rick Barba zu vergleichen. Von der Handlung her nicht so spannend, aber stilistisch besser und von der Thematik her auch deutlich ernster und auf die Akademie selbst fokussiert. Der Roman hätte inhaltlich sehr gut an den Beginn der Reihe gepasst, anderseits unterscheidet er sich von der Erzählweise her doch recht deutlich von den anderen drei Romanen.

                Alan Gratz schließt deutlich stärker an Rick Barbas handlungsorientierte Erzählweise an und fängt daher auch besser die Lockerheit der Kinofilm-Vorlage ein, als bei „Die Grenze“ thematisch möglich gewesen wäre. Interessant auch, dass der vierte Roman sich auch inhaltlich stärker auf die Barba-Romane bezieht und mal abgesehen von einem Schauplatz eigentlich nicht auf „Die Grenze“ eingeht. Rudy Josephs Roman also mal ausgenommen bieten die Academy-Romane auch sehr viel Kontinuität, die eindeutig im 4. Roman ihren bisherigen Höhepunkt findet. In Summe also eine absolut empfehlenswerte Reihe vor allem für Fans des 11. Kinofilms und von der „Original Series“. Dass die Romane offiziell als „Jugendromane“ eingestuft sind, sollte wirklich niemanden abhalten, mal abgesehen von der Kürze der ersten drei Romane (die meiner Meinung nach auch nur bei „The Gemini Agent“ ein Nachteil ist) gehören eindeutig Trekkies zur Zielgruppe und nicht Jugendliche im Allgemeinen.

                Anmerkungen zu „The Assassination Game“:
                • Der Name „Varkolak“ für eine außerirdische Spezies ist übrigens etwas sonderbar gewählt. Es ist auch der Name für Werwölfe in bulgarischen Legenden und das Aussehen der außerirdischen Spezies wird auch im Roman ganz direkt als Werwolf-artig beschrieben.
                • Admiral Archers Beagle ist noch wohlauf.
                • Angesichts der anstehenden Bedrohung durch die Varkolak spekuliert Kirk in diesem Roman mit einer Mobilmachung der Kadetten. Das letzte Mal sei dies angeblich vor 100 Jahren passiert, als die Tholianer ins Föderationsgebiet eindrangen. Eine etwas seltsame Zeitangabe, da es 100 Jahre zuvor einerseits die Föderation noch gar nicht gab bzw. zu diesem Zeitpunkt Krieg mit den Romulanern herrschte.
                • Geografisch ist hier auch etwas seltsam: Im 23. Jahrhundert ist die Sternenflottenakademie in San Francisco. Doch Gratz‘ Ortsangaben passen viel besser zur Akademie im 24. Jahrhundert, die in Marina County südlich von Sausalito auf der anderen Seite der Bucht liegt. Zuerst war mir das nicht aufgefallen, denn wann immer Gratz von „Marina“ schrieb, dachte ich an das Marina District bzw. den Marina Boulevard, die sehr wohl in San Francisco liegen und den Bilder vom 11. Kinofilm nach jener Bereich der Stadt ist, wo die Akademie im 23. Jahrhundert liegen dürfte. Aber im Laufe des Romans gab es ständig Hinweise darauf, dass Chinatown oder das Presidio (beides in San Francisco) von der Akademie aus gesehen auf der anderen Seite der Bucht liegen, weshalb ich glaube, dass Gratz hier das falsche Akademiegelände vor Augen hatte. Vielleicht war er aber auch irritiert vom 4. Kinofilm, wo Kirk und Spock im Jahr 1986 meinen, nach San Francisco zurückkehren zu müssen, während man anhand der Bucht im Hintergrund ganz klar erkennt, dass sie bereits in San Francisco sind.


                Obwohl sie glauben nicht in San Francisco zu sein, schlendern hier Kirk und Spock ganz entspannt dort umher, wo im 23. Jahrhundert die Starfleet Academy stehen wird. Wo die Academy im 24. Jahrhundert ungefähr steht sieht man am rechten Bildrand auf der anderen Seite der Bucht.
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                  #9
                  Super Rezensionen, Markus. The Assassination Game muss ich noch lesen. Zurzeit bin ich kurz davor Gemini fertig zu bekommen. Aber dann will ich eigentlich erstmal wieder ein Kapitel deiner Kelvin Serie lesen.^^
                  Nadia

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                    #10
                    Zitat von Nadia Beitrag anzeigen
                    Super Rezensionen, Markus.
                    Dankeschön!

                    The Assassination Game muss ich noch lesen. Zurzeit bin ich kurz davor Gemini fertig zu bekommen.
                    "The Gemini Agent" war auch ganz okay, habe ich vielleicht jetzt rückwirkend etwas zu hoch bewertet (4/6), vor allem da in der Reihe danach mit "The Assassination Game" ein wirklich extrem starker Roman erschienen ist, der nicht nur Gemini, sondern so ziemlich jeden anderen Roman von 2012 alt aussehen ließ.

                    Aber dann will ich eigentlich erstmal wieder ein Kapitel deiner Kelvin Serie lesen.^^
                    Das ist natürlich nie ein Fehler!
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