Dimensional Prophecy of Zohar Redux the Novelization Layer 01: Essence - SciFi-Forum

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Dimensional Prophecy of Zohar Redux the Novelization Layer 01: Essence

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    Dimensional Prophecy of Zohar Redux the Novelization Layer 01: Essence

    Meine Horror/Cyberpunk Serie.

    Der erste Teil der Geschichte:

    Oh fortuna, velut luna, semper dissolubilis.

    Es war finsterste Nacht in Kyoto. Am fast komplett schwarzen Himmel hing der weiße Vollmond bedrohlich über der Stadt, wie ein Vorbote des Unheils, das noch kommen drohte.
    Am Himmel kreisten einige Raben.

    Die automatischen Roboterfabriken in Shin-tama Distrikt in der Südstadt waren wie immer um diese Uhrzeit noch am Arbeiten. Die Maschinengeräusche waren selbst außerhalb der hohen, metallischen Fabriktürme noch zu hören. Es war ein scheinbar chaotisches Gewirr von verschiedensten Industrietönen und Computersignalen, das für jeden, der das Pech hatte mit einem menschlichen Gehör ausgestattet zu sein wie die reinste akustische Hölle wirken musste, wie ein Teil der Alptraumvisionen einer Maschinenherrschaft aus alten Groschenromanen, die zum Glück nicht wahr wurde.

    Die riesigen Fabriktürme waren von außen ein Gebilde aus Rohren, Platten, Bändern, Eisen und Stahl. Für die meisten Leute musste dies wie das blanke Chaos gewirkt haben, ein Labyrinth aus Rohren und anderen Leitungssystemen, was sich scheinbar der menschlichen Logik und dem menschlichen Verstand überhaupt für alle Zeit zu verschließen schien.
    Jedoch war der glänzende Knoten aus Leitungen genauso wie das infernalische Geräusch der Maschinen einer strikten Sprache der Vernunft und Logik unterworfen. Das Chaos und die Unklarheit würden nach Gebrauch des menschlichen Verstands einer klaren, logischen Ordnung weichen. Die meisten Passanten in der Gegend hatten aber nie die Zeit, zu versuchen, die Ordnung hinter dem vermeintlichen mechanischen Chaos zu erkennen, was trotz der seltsamen Struktur der reinen Mathematik folgte.

    Die Zahl kontrollierte alles. Alles war Zahl.

    Optisch herrschte im Gebiet eine kalte, endmenschlichte Atmosphäre vor im Distrikt.

    Die Gebäude hatten nur wenige Fenster. In einem Fenster konnte man einen kleinen Raum erkennen, der scheinbar ein Pausenraum für menschliche Wartungstrupps war. Im Inneren des Raums stand ein kleiner TFT Monitor, auf dem gerade Nachrichten liefen. Das Bild hatte ab und zu einige Störungen, scheinbar weil irgendwie die elektromagnetische Hintergrundstrahlung der Fabrikmaschinen mit dem WLAN Netzknotenpunkt in dem Teil der Anlagen interferierte. Die Nachrichtensprecherin hatte blonde Haare und trug eine gelbe Jacke. Im Hintergrund wurden einige Bilder von den Marskolonien einiger Großkonzerne gezeigt.
    Unten am Bild lief irgendein Ticker durch.

    Die Nachrichtensprecherin verlas die aktuellen Nachrichten:
    „Willkommen zur Nachtsausgabe der Nachrichten von CPD News Network. Heute ist der 19. Jahrestag des Terroranschlags auf die Marskolonie Grover’s Mill der Takasama Zaibatsu.
    Obwohl der Anschlag vor 19 Jahren passierte sind die genauen Umstände des Ereignisses bis heute ungeklärt. Selbst die Regierungsversion eines Terroranschlags ist nicht hundertprozentig sicher. Die Gebäude wurden angegriffen von einer unbekannten Entität, die laut Analysen der Wissenschaftler extraterrestrischen Ursprungs war. Nach diesem Vorfall folgten weitere Vorfälle mit ähnlichen Wesen.

    Rätselhafter Weise schien das Wesen die selbe DNS wie Menschen aufzuweisen in einigen Proben, die gesammelt werden konnten. Dies kann noch nicht genau erklärt werden, wieso, denn paradoxer Weise haben diese Wesen eine fundamental unterschiedliche Gestalt. Ihre wahre Gestalt ist unverständlich durch den menschlichen Geist, genauso wie ihre Intentionen. Sie können überall auftauchen, selbst in geschlossenen Räumen. Selbst wenn sie nichts tun und nur ruhig verharren strahlen sie eine für Menschen tödliche Menge an elektromagnetischer Strahlung aus. Es ist unbekannt ob die berichteten Angriffe von mehreren Angreifern ausgeführt wurden, oder ob die Erscheinungen Teile eines einzigen, größeren Wesens waren, was zu großen Teilen nicht sichtbar ist.

    Es existiert auch keine Möglichkeit, mit den Fremden zu kommunizieren. Einzig ein seltsames Tonsample, was beim ersten Angriff registriert wurde hörte sich seltsamer Weise wie menschliche Sprache an, und zwar wie der Satz, Ich bin das Alpha und das Omega, der erste und der letzte, der Angang und das Ende.

    Dies ist ein weiteres der vielen Rätsel um die Wesen, die nicht geklärt werden konnten.

    Niemand weiß, ob diese Aliens wirklich feindselig sind oder ob sie ohne es zu merken Schaden anrichten. Trotzdem haben diese Wesen schon einigen Menschen das Leben gekostet. Wegen diesem töten ihrer menschlichen Brüder und weil dies die einzige sichere Information über sie ist wurde den Wesen der Name Caine gegeben.

    Es existiert ein mathematischer Algorithmus, Riemann, Szabo, Rosenberg Algorithmus genannt der wiederum aus unbekannten Gründen die Aktionen der Caine vorausberechnen kann. Dieser Algorithmus wird von einer speziellen Regierungsorganisation angewendet sein Ergebnis, Gnosis genannt ist der einzige Grund, warum dieser Kampf gegen den Terror nicht noch mehr Opfer gefordert hatte.

    Vielleicht lernen wir nie, wer die Caine wirklich sind, oder aber die Vollendung dieses Puzzle wird der Menschheit so grauenhafte Wahrheiten über den Kos Mos enthüllen, dass sie sich in kollektiven Wahnsinn davor flüchten wird. Egal, was es sein wird, die Caine zeigen uns dass es neben unserer gewohnten, zivilisierten Welt noch Teile des Universums gibt, die Angsteinflößend aber doch real sind, obwohl der Mensch versucht davor zu fliehen in seine artifizielle Realität und Lebensumgebung bestehend aus Beton und Stahl. Trotz unserer Flucht in unsere zivilisierte Maske wird dieser dunkle Teil der Welt weiter existieren.“


    Die Reporterin wirkte etwas verstört, als sie über das Thema sprach. Diese seltsame Bedrohung durch die Caine schwebte schon seit fast 2 Jahrzehnten über der Menschheit wie ein Damoklesschwert und veränderte alles. Dadurch erlangten die Menschen auch politische Einheit. Kriege unter den Völkern gab es nicht mehr.

    Doch waren diese Wesen überhaupt eine Bedrohung? Wollten sie wirklich der Menschheit etwas antun, oder ihr vielleicht sogar helfen? Was wollten diese Wesen überhaupt?
    Wie die Fabrikgebäude wiesen sie eine Fassade des Absurden, Chaotischen auf, welche es außenstehenden erschwerte, einen Zusammenhang hinter den Paradoxien zu erkennen. Lag hinter ihnen auch eine logische Struktur verborgen, die durch Vernunft und Wissenschaft aufgedeckt werden musste? Was würde sich Offenbaren, wenn die Menschheit ihren Geist dem Unglaublichen öffnen würde?

    Durch das Shin Tama Industriegebiet fuhr gerade auf einer Hochbahn ein Monorail Zug auf einer Schiene Richtung Bahnhof. Der Monorailzug hatte eine weiße Farbe und an den Seiten große, blaue Streifen.

    Der Zug erreichte schnell den Hauptbahnhof von Kyoto. Die Bahnhofsgegend sah von Weitem sehr modern aus mit dem Bahnhof als einer waghalsigen architektonischen Konstruktion, die von einer Wand an der Seite gehalten wurde aber sonst bis auf ein paar wenige metallische Stützpfeiler eine fast frei schwebende Plattform war.
    Hinter dem Bahnhof standen 3 riesige Hochhäuser und vor dem Bahnhof ein paar kleinere Gebäude. Selbst unter den Schienen der Monorail Bahnen befanden sich kleinere Gebäude wie Lagerhallen.

    Obwohl der Bahnhof von außen ziemlich modern aussah war er wie viele Bahnhöfe im Inneren leicht verkommen. Allerhand sozial aussätzige lungerte momentan in der Bahnhofsgegend. Fixer, Prostituierte etc. Selbst die sozialen Verbesserungen im Verlauf der Gründung der Weltregierung hatten an dieser Situation nichts geändert. Selbst das Verbrechen war nur fast verschwunden. In verlorenen Winkeln wie diesen nistete es sich weiter ein, von der Polizei weitestgehend unbehelligt.
    Kurz um, es war eine üble, dreckige Gegend, was selbst der Schein der Neonreklametafeln der Gebäude nicht wirklich überdecken konnte.
    Die meisten Gegenstände hatten lange Schatten in der Dunkelheit.

    Nach kurzer Zeit hielt die Bahn und Massen anonymer Pendler und Touristen stiegen hastig aus.
    Unter ihnen war ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Stiefel. Ihre Haare waren so dunkel wie ihr Gemüt. Ihr Name war Karala Yagiyu. Sie schaute sich kurz um in der dunklen Gegend und dachte nach:

    „Ich bin heute nach Kyoto gekommen, den Ort meiner Bestimmung.
    Die geordneten Arbeiterströme, die die Straßen tagsüber beherrschen sind verschwunden und die Stadt ist langsam wieder in dem Chaos versunken, das so elementar für die Menschliche Natur ist wie das Streben nach Essen oder Glück.
    In diesen Stunden ist die totale Freiheit, aber auch die totale Verlassenheit der menschlichen Existenz am deutlichsten. Dieses Chaos ist auf der einen Seite erschreckend aber auf der anderen Seite auch ungemein Anziehend.
    All das Chaos wird überwacht durch unsere wissenschaftlich kontrollierte Technologie, dem Symbol der kollektiven Vernunft der Menschheit.
    Ich soll diesem Institut helfen, aber warum?
    Um die Menschheit zu retten?
    Die ist mir eigentlich egal. Egal was man tut, Leid und Schmerz werden immer bestehen bleiben, selbst in einem Utopia.
    Ich bin den Leuten ja auch egal, also warum sollte ich mich dann für die Rettung der Menschheit interessieren? Falls die Menschheit gerettet wird durch das, was ich tu, schön, aber ist mir auch egal. Ich will nur meinen Spaß.“

    Karala ging weiter durch den dunklen Weg durch den Bahnhof. Während dessen guckte sie auf ihr Handy in eine Karte, um zu sehen, wo sie sich mit denen treffen sollte, die sie in die Stadt bestellt hatten.

    20 Minuten später, in irgendeinem unbedeutenden Apartmenthaus auf der anderen Seite der Stadt:
    Im kleinen Raum des Apartments sah es aus, wie in einem Wahrgewordenen Alptraum. Im Ganzen Raum waren Blutflecken und in der Mitte lag eine ekelhaft zugerichtete Leiche. Überall waren Blutflecken, ausgerissene Körperteile, Innereien und sogar Knochen verstreut. Ein Schrecklicher Anblick wurde durch den fahlen Lichtschein, der schräg durch das Fenster in den Raum kam enthüllt, ein Anblick, wie er nicht mal den kränksten Gehirnen unter den Menschen einfallen konnte. Ein Zeichen archaischster, bestialischer, unmenschlichster Brutalität. Wie ein Weckruf aus dunklen, barbarischen Zeiten, die der Mensch eigentlich durch die Zivilisation schon überwunden glaubte.

    Was war wohl passiert?

    Wer konnte nur so etwas tun?

    Warum tut man so etwas? War es überhaupt jemand, der so etwas tat, oder war es ein Etwas?

    Lauerte dieser Täter noch irgendwo und wartete auf sein nächstes Opfer?

    Über der Leiche, im fahlen Licht, das durch die Fenster kam schwebte etwas, was es so eigentlich nicht geben konnte oder durfte, eine Perversion gegen alle Gesetze der bekannten Natur und Logik. Eine Abscheulichkeit gegen den logischen Verstand.

    Es war eine Art schmale Hauttasche zu einem langen, senkrechten Schlitz geformt. Die Hautlappen dieser Tasche öffneten sich zur Seite und gaben den Blick auf das Innerste der Kreatur frei, ein von Schleim bedecktes Auge. Auf dem Reptilien artig wirkenden Auge verliefen viele dicke, rote Adern. Ab und zu tropfte grüner Schleim vom Auge.
    Was war das?

    Wo kam es her?

    Was wollte es? War es verantwortlich für das entsetzliche Blutbad, was geschah?

    Beobachtete es alles? Was beobachtete es?

    Das Wesen verharrte ruhig und verschwand danach wieder. Es war einfach weg.

    Einige Zeit später fuhr ein schwarzer Van vor das Haus, in dem die Leiche lag. Einige Leute stiegen aus und begannen schwere Schutzanzüge und Gasmasken anzuziehen, unter Anderem eine junge Frau.

    Sie hasste eigentlich den gelben Schutzanzug, der nicht nur unbequem war sondern auch dem Träger fast die Luft zum Atmen zu rauben schien. Sie wusste aber auch, dieser Schutzanzug war ihr einziger Schutz gegen dies, was auf sie wartete einige Stockwerke höher. Dieser Schutzanzug mit seinen schwarzen Kreuzsymbolen auf gelbem Grund, welcher dafür sorgte, dass sie sobald sie ihn an hatte aussah wie irgendein Mitglied einer bizarren Sekte war schon mehrfach ihre Lebensversicherung, der beste Schutz, den die Wissenschaft und die Zivilisation hervorbringen konnte gegen die erbarmungslosen Gefahren der Natur, die ihr bevor standen.

    Sie ging zusammen mit den anderen Wissenschaftlern ins Gebäude, Richtung Treppenhaus und von dort aus den langen Gang hinauf, der führte zur unausweichlichen Auseinandersetzung mit dem sicheren Verderben. Die graue, kalte, schlecht beleuchtete Treppe, die zur Gefahr führte erschien fast endlos und beschwerlich für sie.
    Mit jedem Schritt wurde das ohrenbetäubende Ticken der Strahlungsmessgeräte lauter und schneller, wie ein Vorbote des Schreckens, der auf sie lauerte. „
    Musste dies eigentlich so laut sein?“, dachten sich alle. Es war ja schon eh klar, dass selbst wenn die Aliens verschwunden waren sie alle am Tatort in absoluter Todesgefahr schwebten, wegen den Hinterlassenschaften, die diese Kreaturen an den Orten ihres Wütens liegen ließen. Man brauchte sie deshalb auch nicht ständig daran zu erinnern, dass ihr Leben am seidenen Faden hing und jede kleinste Fehlfunktion ihrer Schutzanzüge für sie das sichere Ende bedeuten könnte.

    Die Gruppe kam langsam zur Wohnung, die der Tatort war. Da die Tür nicht auf ging nahmen sie einen kleinen Rammbock, den einer von ihnen Trug und brachen damit die Tür unter einem lauten Krachen in mehrere Teile.

    Im Raum schien es relativ Sicher zu sein. Das seltsame Etwas war nirgendwo zu sehen. Diese Sicherheit war aber nur trügerisch, da es jederzeit wieder auftauchen und sich ein weiteres Opfer aussuchen konnte. Dies war allen klar, weshalb sie unter höchster Anspannung arbeiteten, um das Verhalten des Wesens wissenschaftlich zu untersuchen im verzweifelten Versuch der Menschheit, irgendeine Möglichkeit zu finden, der Höllenkreatur beizukommen.

    Die Einsatzleiterin rief laut:
    „Aha, schon wieder ein Caine Angriff. Beeilt euch mit der Untersuchung, Leute. Vermutlich wird dies nicht der letzte Angriff dieser Art heute werden.
    Sammelt so viele Proben wie möglich und tätigt alle notwendigen Messungen. Danach brennen wir wie Vorschriftsgemäß mit unseren Flammenwerfern alles im Raum nieder. Nicht mal eine kleine Zelle darf hier noch übrig bleiben.“

    Sie hasste diese Vorschrift, da es die Untersuchung der Caine erschwerte, aber die Regierung hatte panische Angst vor biologischer Kontamination durch die Caine, weshalb einige unvernünftige Vorschriften erlassen wurden, die eigentlich für die meisten Leute mit gesundem Menschenverstand reiner Irrsinn waren. Aber Vorschrift war halt eben Vorschrift, weshalb sie das auch Ordnungsgemäß ausführen wollte, egal wie hirnrissig es war.

    Nach kurzer Zeit rief ihr ein Wissenschaftler zu, das man beim bedauernswerten Opfer etwas seltsames Gefunden hatte, und im Reagenzglas war tatsächlich eine rätselhafte Substanz, die von selbst eine Art Netz zu bauen Schien.

    Niemand wusste, was dies war, aber dies war bei den meisten früheren Fällen von Caine Angriffen ebenfalls registriert wurden. Deshalb sagte die Einsatzleiterin, man sollte diese komische Substanz ins Labor bringen zur weiteren Untersuchung.

    Konnte dies vielleicht die erhoffte Lösung dieses verwirrenden Rätsels über die Caine liefern? So recht wollte dies keiner glauben, denn man hatte schon genug Spuren von denen gesammelt, genügend Theorien aufgestellt. Alles erwies sich als Sackgasse. Das Rätsel um die mysteriösen Fremden schien sich förmlich einer Lösung durch den menschlichen Verstand zu verschließen.

    Nach einiger Zeit verabschiedete sich die Einsatzleiterin aus dem Raum mit den Worten:
    „Obwohl der Algorithmus heute nur einen Vorfall gemeldet hatte kann dies Falsch sein, wegen den Problemen mit der Maschinengenauigkeit des Algorithmus. Ich will das deshalb den Algorithmus nochmal Checken. Außerdem muss ich nochmal mit Hilal telefonieren.“

    Genau in dem Moment, als die Gruppe von Wissenschaftlern den Tatort untersuchte fuhr Hilal mit ihrem schwarzen Sportwagen durch ein Gebiet am Stadtrand.
    Überall wo sie hinblickte sah sie nur riesige, schier endlose Reihen von Strommasten, welche wie künstliche Metallbäume den Himmel zu zerteilen schienen. Sie fuhr langsam durch diesen schier endlos erscheinenden technischen Metallwald, der die Natur im Gebiet fast vollständig zu verdrängen schien. Mit bloßem Auge war das Gewirr aus Draht und Kabeln kaum zu entziffern. Es verwirrte eher noch alles.

    Er war fast ein Symbol für den unbändigen Stromhunger des modernen Menschen, aber er zeigte auch genau auf, wie verloren und verwirrt Menschen im modernen Leben werden können. Der Mensch beherrschte die Technik, aber genau so beherrschte diese den Menschen und schloss ihn förmlich ein in ihren Systemen, die alles zu verschlingen schienen.

    Nach kurzer Zeit klingelte Hilals Autotelefon. Am Apparat war die Kommissarin, welche den Einsatz beim letzten Caine Vorfall leitete. Sie erklärte:
    „Hilal, vor noch nicht mal einer Stunde gab es einen Weiteren Zwischenfall. Wir denken, mehr werden bald kommen. Komm bitte so schnell es geht zum Hauptquartier.“
    Hilal schüttelte nur mit dem Kopf. Sie wusste zwar, dass sie es tun sollte, aber sie konnte es gerade nicht, weil sie auf dem Weg war, um eine neue Kandidatin für die mathematische Abteilung des Instituts abzuholen, die vielleicht bald mit Anderen an der Verbesserung des Algorithmus arbeiten sollte.

    Der Name dieser Kandidatin war Karala Yagiyu.

    Sie musste sie leider telefonisch etwas vertrösten vor gut 4 Stunden, da man im Institut noch was zu tun hatte und Hilal deshalb nicht in der Lage war, Karala abzuholen vom Bahnhof. Jetzt konnte sie sich nicht auf der Stelle umdrehen, um zum Institut zurückzufahren. Nein. Das ging einfach nicht.

    Deshalb sagte sie der Kommissarin, sie würde vielleicht ein wenig später zum Institut kommen.

    Während dessen ging Karala weiter, über eine kleine Brücke, welche an einem Highway vorbeiführte. Von Weitem sah sie die hellen Lichter der Häuser, Symbole einer falschen Sicherheit, in der sich die Bewohner dieser Stadt wiegten, ohne zu wissen, welche Kreaturen gerade dabei waren, in der Stadt ihr Unheil zu stiften. Es störte scheinbar niemand ihr Zusammenleben und ihre trügerische Ruhe, noch.

    Nach kurzer Zeit kam sie zu einer Geschäftsstraße. Obwohl es schon so spät war herrschte hier noch Betrieb in den Geschäften und an den vielen Automaten. Dies waren also die Errungenschaften der Moderne. Die eigene Sicherheit konnte nicht immer garantiert werden, aber es war jederzeit überall möglich, irgendwelchen Nippes zu kaufen, welchen man eh nicht wirklich brauchte.

    Karala lehnte sich an die gekachelte Wand eines Gebäudes und wartete auf Hilal, die bald hier auftauchen sollte, hatte sie zumindest so gesagt. Während der Wartezeit spielte Karala, wie es Mädchen in ihrem Alter häufig taten irgendwelche Games auf ihrem Smartphone. Die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen.

    Nach einer Viertelstunde kam Hilal endlich. Sie redete kurz mit Karala und dann fuhren beide los in ihrem Auto. Sie fuhren durch verschiedenste Stadtteile, Industriegebiete, Geschäftsstraßen, Wohngebiete etc.

    Hilal sah Karala. Sie sah schon etwas besser aus als bei den Voruntersuchungen der Kandidaten, aber sie konnte Karala immer noch nicht einschätzen. Sie wirkte immer noch extrem in sich selbst versunken und eher mit sich selbst, als mit der Außenwelt beschäftigt. Aber auf der anderen Seite passte diese Beschreibung auch zu fast allen Mathematikern am Institut.
    Karala dachte selbst nicht groß über Hilal nach. Sie war nur froh, aus der Kälte raus zu sein.

    Überall war ein scheinbar chaotisches Gewirr aus Lichtern von Leuchtschildern, Videowänden, Hausfenstern, Straßenlaternen etc. Eine künstliche Welt erschaffen aus Licht. Eine irreale Welt die die Menschen umgab. Sie komplett verschluckte und von der eigentlichen Realität optisch trennte.

    Nach einer Weile fragte Karala:
    „Hilal Sama, was ist dieser Algorithmus, den sie eben erwähnten eigentlich genau?“

    Hilal überlegte kurz und antwortete dann:
    „OK. Erstmal lass den Höflichkeitsquatsch. Wir werden wahrscheinlich Kolleginnen, da kannst du mich auch duzen. Und lass dieses „Sama“ weg. Ich bin keine so hochgestellte Persönlichkeit und will auch nicht so wichtig sein, dass ich diesen Grad der Ehrerbietung verdiene.

    Der RSR Algorithmus ist ein mathematischer Algorithmus der entdeckt wurde vom deutschen Mathematikprofessor Friedrich Wilhelm Riemann und seinen Assistenten Alex Szabo und C.G.Rosenberg. Aus einem unbekannten Grund war dieser Algorithmus in der Lage, die Aktivitäten der Caine vorauszuberechnen.

    Dies funktionierte relativ gut, aber eines Tages kam es zu mehr und mehr falschen Vorhersagen durch den Algorithmus. Wissenschaftler begannen daraufhin, genauere Untersuchungen am Algorithmus vorzunehmen und stellten fest, in der derzeitigen Form des Algorithmus wies er einen hohen relativen Fehler auf.

    Nur zur Info, der relative Fehler ist eine Ungenauigkeit, die bei der Darstellung von Kommazahlen in Computersystemen entsteht und falls ein Algorithmus schlecht definiert wurde, sich durch die Bearbeitung der Eingabewerte durch das Programm verschlimmern kann.

    Dies war bei dem RSR Algorithmus in extremer Weise der Fall. Genauergesagt lief der Algorithmus schon fast an der Grenze der Maschinengenauigkeit der besten Computer.
    Um das Problem mit dem Algorithmus zu lösen und die Verteidigung gegen die Caine zu koordinieren wurden von der Regierung einige Institute zu dem neuen Carl Friedrich Gauß Institut zusammengeschlossen und ist Kooperationen mit einigen führenden IT und Rüstungsfirmen eingegangen zum Aufbau des Instituts.
    Alex Szabo wurde zum Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Instituts ernannt. “


    Karala hörte gebannt zu. Die Ausführungen verwirrten sie zwar ein wenig, aber sie fand alles auch ungemein interessant. Irgendwie warf diese Erklärung mehr Fragen auf als das sie Antworten gab.

    Wie war das überhaupt möglich, dass dieser Algorithmus wirklich funktionieren konnte?
    War alles wirklich berechenbar?
    Auch der Mensch selbst?
    Was war dann mit dem freien Willen?
    War dies alles nur reinste Mathematik, auf die man keinen Einfluss hatte, aber durch die alles gesteuert wurde?

    Deshalb fragte Karala noch einmal nach:

    „Bedeutet die Möglichkeit der Funktion dieses Algorithmus, der Mensch ist ebenfalls nur eine Maschine, welche durch Mathematik und Logik kontrolliert wird, ohne dass sowas wie ein freier Wille exisiert?“

    Hilal erwiderte:
    „Solche Ansichten gab es häufig bei großen Denkern. Beispielsweise nahm der Mathematiker Alan Turing an, der menschliche Geist sei funktional äquivalent zu einer Maschine mit einem Speicher in Form eines Bands und das menschliche Denken bestünde in Etwa aus den Vorgängen das Band zu Bewegen, um einen bestimmten Teil des Gedächtnisses abzurufen, diesen Teil auszulesen, abhängig vom Inhalt etwas Neues an diese Stelle zu schreiben etc. Dabei sei der Mensch grob aus 3 Teilen bestehend, wovon einer durch Gene und Triebe bestimmt wird, einer durch Erfahrung und einer durch Erziehung. In der Psychoanalyse existieren teilweise auch Theorien in ähnlicher Richtung.

    Außerdem schau mal die Cybertechnologie und Forschungen in diese Richtung an. Dies läuft auch sehr stark darauf hinaus, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der Mensch eine Form von biologischer Maschine ist. “

    Für Karala war dies zwar ein interessantes Thema, da es Philosophie und Technik vereinte, 2 Sachen die Karala eigentlich liebte. Sie kam zwar mit anderen Menschen nicht besonders gut zurecht, aber mit Digitaltechnik und komplizierten philosophischen Theorien umso mehr.

    Trotzdem interessierte sie das alles momentan allerdings relativ wenig. Sie wollte eigentlich nur wissen, was sie zu tun hatte und ob sie das eigentlich überhaupt tun wollte. Und dies würde sich erst später zeigen.

    Sie fragte sich nur eines. Konnte es nicht sein, dass diese Vorstellung einer Berechenbarkeit der Welt nur eine Schutzbehauptung sein, ein Verlangen, um sich in falscher Sicherheit zu wiegen, in einer Illusion der falschen Idylle. Genauso wie diese Lichter der Neonreklametafeln auch nur eine künstliche Illusion waren, eine Illusion einer kontrollierbaren Welt erschaffen aus der menschlichen Zivilisation, um das Grauen zu verbergen, was dahinter lauerte.

    Was würde passieren, wenn diese Illusion zusammenbrechen würde? Wenn all die Technologie der menschlichen Zivilisation nicht mehr funktionieren würde? Wäre dann der Mensch wieder eine Bestie, ein Raubtier, verloren und verlassen in einer chaotischen Welt ohne Sinn und Ordnung? Erzeugte die Zivilisation die Illusion einer sicheren Welt oder war der Mensch nur zivilisiert, weil er in der Illusion einer sicheren Welt lebte?

    Nach kurzer Zeit kam Hilal in ein Wohngebiet. Überall standen riesige Betonkomplexe, wie Legebatterien für Menschen. Kalte, unförmige Ungetüme aus Stahlbeton, die alles in ein vorgegebenes System pressten, von schwindelerregender Höhe. Auf der einen Seite höchst modern, auf der anderen Seite von außen aber verfallen, wie so vieles in dieser Stadt.

    Nach kurzer Zeit sagte Hilal zu Karala:
    „Entschuldigung, ich hab hier noch was vergessen. Ich muss noch mal kurz zu meinem Apartment, denn ich sollte Unterlagen deiner vielleicht baldigen Kollegin Madoka Michael abholen. Die Liegen noch bei mir zu Hause.“

    Karala antwortete leise: „Kein Problem. Ich kann mit ihnen kommen, Hilal Sama.“

    Daraufhin entgegnete Hilal leicht genervt: „Karala, über was haben wir uns eben unterhalten?“

    Hilal parkte kurz danach ihr Auto in einer automatischen Tiefgarage und beide gingen los in Richtung des Apartments.

    Nach kurzer Zeit betraten sie die Wohnung. Karala sah sich gut um. Sie sah den Kasten mit dem Hausserver und der Hausanlage als auch den kleinen Tisch mit dem Ikebanagesteck. Ein kleines Stück Natur in der von Beton, Stahl und Technik beherrschten Welt.

    Ihr Blick schweifte ab über die Kaligrafien an der Wand zum Spiegel, quer durch den Korridor, der trotz des aktivierten Lichts noch relativ Dunkel war und nur Schräg von Unten einen kalten Lichtstrahl von Weitem aufwies.

    Nach kurzer Zeit sah Karala eine andere Person in einem Nebenraum an der Wand stehen. Sie wich daraufhin erschreckt zurück und blickte aber weiter auf die mysteriöse Frau mit einem weißen Kleid und der Lilienblüte in ihrem langen, wallenden, schwarzen Haar.

    Die Frau verströmte ein Gefühl von großer, innerlicher Leere, wie eine Puppe oder ein Geist, ein Wesen, was nicht zu leben schien sondern einfach nur da zu sein schien, eine absolut leere Hülle ohne Geist, Ziele, Wünsche oder Hoffnungen. Etwas das einfach da war.

    Was war dies für ein Mensch?

    War sie überhaupt ein Mensch?

    Was bedeutete ihre Existenz, wenn man dies so nennen könnte?

    Hilal guckte in Karalas Richtung, sah ihr fragendes Gesicht und erklärte zumindest einige dieser Fragen:
    „Keine Panik Karala. Dies ist Kisaria, eine Gynoide, ein weiblicher Roboter gebaut von einem Wahnsinnigen. Sie funktioniert nicht. Eine Existenz ohne Essenz, komplett Leer. Eine Sinnlose Existenz die eigentlich nur darauf wartet, mit der Zeit zu zerfallen. Ich habe sie zu mir genommen, denn irgendwie hatte ich auch Mitleid mit ihr. “

    Nach einer Weile ging Hilal in Richtung Wohnzimmer, um dort ihren Mantel abzulegen. Sie ging langsam durch das fast komplett dunkle Wohnzimmer, das nur von außen durch einen dünnen Lichtstrahl beleuchtet wurde in Richtung des Fensters und bewegte dort die Jalousien ein wenig höher um ein wenig mehr Licht von außen in den Raum zu lassen.
    Draußen konnte man in dem Moment sehen, wie einige Forschungsflugzeuge und Roboter am Himmel flogen.

    Karala blieb aber noch fast Regungslos vor Kisaria stehen. Sie schaute traurig nach unten und sagte leise zu sich: „Ich bin doch genau so nutzlos. Wenigstens ist sie nicht auch noch so fett und hässlich wie ich.“

    Niemand hörte dies. Wenn man Karala so sah viel auf, diese hatte eher ein gewisses Untergewicht, obwohl sie sich selbst für zu dick hielt.

    Auf einmal klingelte Hilals Kommunikator. Sie ging sofort an den Apparat. Am Anderen Ende war eine Wissenschaftlerin. Sie sprach in einem sehr aufgeregten, geradezu gehetzten Ton. In ihrer Stimme spürte man förmlich die Eskalation der Lage, die Ungewissheit, was bevor stand.

    Die Wissenschaftlerin erzählte Hilal die Situation und sagte ihr nochmal eindringlich, sie müsste möglichst schnell ins Institut.

    Hilal antwortete mit leicht genervtem Unterton: „Ja Ja. Ok. Ich komme direkt. Du hättest mich dafür nicht anrufen müssen. Ich hab nur was zu Hause vergessen und bin deshalb ein wenig später. Ihr habt die Lage auch ohne Mich relativ gut kontrollieren können. “

    Da Hilal nicht zu sehen war rief Hilal nach Karala, mehrmals, aber sie reagierte irgendwie nicht. Hilal hatte irgendwie keine Zeit und Lust, nach ihr zu suchen und sich nochmal zu wiederholen. Und eigentlich war es ja Karalas eigene Schuld, wenn sie nicht hörte und kam. Hilal könnte sie auch später abholen und jetzt allein losfahren.

    Sie überlegte kurz und dachte, in der Lage wäre dies jetzt wohl das Beste. Deshalb ging Hilal zu ihrem Auto, klappte die linke Tür nach Oben, setzte sich wieder rein, schloss die Tür wieder und fuhr los.

    Sie kam an mehreren Lagerhallen vorbei, die alle in ihrem Inneren in ein giftgrünes Licht getaucht waren. Von den Fensterscheiben der Hallen aus konnte Hilal in die Gebäude sehen, die vollen Regale mit Kisten, Fässern und anderen Behältnissen. Es war eine unheimliche Atmosphäre.

    In ihrem Auto hörte man ein leises Ticken von Umweltmessgeräten, was lauter zu werden schien. Ansonsten herrschte aber fast eine beunruhigende Totenstille.
    Da hörte Hilal auf einmal ein Geräusch. Es kam irgendwie von den hinteren Sitzen. Es hörte sich an, als ob irgendein rostiges Metallschanier bewegt wurde.
    Was war das? War Karala doch irgendwie mit im Auto, ohne dass sie es sah?

    Sie schaute sich um, aber da war absolut gar nichts. Das mysteriöse Geräusch war auch wieder verschwunden und es herrschte wieder fast Stille. Jetzt zeigte der Bildschirm im Auto aber an, dass in der Nähe eine starke Magnetquelle geortet wurde, angeblich.

    Was könnte dies bedeuten? War dies eine Fehlfunktion des schon älteren Wagens? Dies war irgendwie wahrscheinlich. Die Geräte hatten ja schon früher Fehlfunktionen, dachte sich Hilal. Also ignorierte sie sowohl das Geräusch als auch die Hinweise. Dieses Geräusch war ja auch schon weg. Wird wohl nichts gewesen sein.

    Nach kurzer Zeit hatte sie das Gefühl, jemand sei hinter ihr. Sie schaute sich um, aber da war wieder nichts. Sie spürte eine Gänsehaut am gesamten Körper. Ihre Atmung war beschleunigt und ihre Augen weiter aufgerissen als normal. Hier stimmte doch was nicht.

    Trotzdem fuhr Hilal erst mal weiter und konzentrierte sich auf die Straße und die ihr entgegenkommenden LKWs. Sie guckte genau auf die Steuerelemente der scheinbar computergesteuerten Fahrzeuge, die am oberen Rand der Fahrerkabine angebracht waren und sehr stark blinkten.

    Der Gedanke, dass sich hier irgendjemand oder irgendetwas im Auto verbarg ließ sie aber irgendwie nicht mehr los. Ein Unheimliches Gefühl. Irgendwas war da.
    War es gut oder schlecht?

    War alles wirklich nur eine Störung der Computersysteme des Autos oder was ganz Anderes? Was ging hier vor?

    Genau in dem Moment schlugen die Messgeräte richtig aus. Es gab einen Ohrenbetäubenden Warnton.

    Hilal schaute schnell in Richtung der Bildschirme, um zu sehen, was jetzt passiert war.

    Im gleichen Moment kam unter dem Fahrersitz, zwischen ihren Beinen etwas hervor. Es sah aus wie eine verknöcherte Hand, dünn von grünlich/bläulicher Haut überzogen. Auf dem Körper dieses Dings wuchsen viele Geschwulste, die in der Form an Schädel erinnerten. Selbst auf einigen Geschwulsten wuchsen weitere Geschwulste.

    Das ganze Ding sah tot aus, einfach nur tot. Wie ein unheilvoller Bote aus dem Jenseits. Sein fauliger Gestank löste Übelkeit aus. Ein Symbol für Vergänglichkeit, Krankheit und Tod.

    Was war es? Was wollte es?

    Hilal war ihre Panik ins Gesicht geschrieben. Sie bewegte ihre Beine wild, nur um dieses abscheuliche, abstoßende Etwas loszuwerden. Ihre Haare standen ihr sprichwörtlich zu Berge. Ihre Augen bewegten sich wild umher. Ihr Herz raste.

    Alles nutzte nichts, das Ding kam ihr unaufhaltsam näher. Selbst mit ihren Händen konnte sie es nicht aufhalten. Es erreichte schnell ihren Hals und drückte langsam immer fester und fester zu. Ihre Halsschlagader begann schon, blau anzulaufen.

    Der Wagen geriet immer mehr ins Trudeln und fuhr schon Schlangenlinien auf der Autobahn. Er näherte sich immer mehr einem Fenster einer Lagerhalle. Die Geräusche der Reifen wurden immer lauter.
    Hilals Wagen raste genau auf die Lagerhalle zu. Sie versuchte gleichzeitig, mehr schlecht als Recht das Monster davon abzuhalten, sie zu erwürgen und den Wagen doch noch irgendwie abzubremsen.

    Dies funktionierte aber nicht wirklich.

    Der Wagen raste mit voller Geschwindigkeit durch die Fensterscheibe der Lagerhalle, die sofort unter einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarst. Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Glassplitter in alle Richtungen geschleudert. Der Wagen riss noch mehrere Regale um, deren Ladung an Kisten auf das Auto vielen, ehe er vor einer Palette mit Baumaterial zum Stehen kam.

    Durch den Ruck des Aufpralls wurde auch die unheimliche Caine Hand von Hilals Hals losgerissen. Hilal nutzte diese Chance um schnell aus dem Wagen zu laufen.

    30 Minuten später, im Carl Friedrich Gauß Institut:
    Im Besprechungsraum A der mathematisch/technischen Abteilung des Instituts war es mal wieder richtig voll. Überall an den Wänden hingen komplizierte mathematische Formeln, auf Bildschirmen im ganzen Raum liefen Simulationen von Fraktalen und anderen mathematischen Gebilden und der Raum war voll mit Computerteilen und technischen Geräten. Man sah, im Raum wurde gearbeitet und zwar an ziemlich komplizierten Themen.

    Der ganze Raum war eingehüllt in die grünlich bis bläulichen Lichter der Bildschirme, was dem Raum eine surrealistische, technische Atmosphäre verlieh, als ob der Raum selbst auch nur Teil einer Computersimulation gewesen sei und nie wirklich existierte.
    Alles war eine technische, kalte Atmosphäre, durchzogen von Maschinengeräuschen.

    Im Raum standen viele Mathematiker, unter Anderem der Professor Szabo. Er blickte auf das schier unendliche Meer von Daten, was vielleicht die einzige Rettung bedeuten könnte und zog mit der linken Hand seinen schwarzen Rollkragenpullover ein wenig zu Recht.

    Nach einer Weile erklärte er:
    „Wie vorausberechnet kam es heute zu Angriffen der Caine. Es waren aber deutlich mehr als erwartet.“

    Eine Wissenschaftlerin unterbrach Szabo daraufhin und warf ein:
    „Stimmt. Da wir herausgefunden haben, die Caine lassen sich mit Potassium Hydroxid während einer Erscheinung verlangsamen habe ich alle Ermittler angewiesen, einige Sprays davon zur Sicherheit mitzutragen.“
    Dies war eigentlich auch nicht klar, warum dies so ist, aber wenn es half hat man halt eben alles eingesetzt.

    Die Wissenschaftlerin fuhr fort mit ihrer Erklärung:
    „Es kam auch wieder zu Fällen von Halluzinationen und Wahnvorstellungen ausgelöst durch Kontakte mit den Caine. Es wurden mehrere Personen in städtische psychiatrische Kliniken eingewiesen. “

    In dem Moment unterbrach die Wissenschaftlerin Reika Ichiyouji, strich mit ihrer linken Hand durch ihr schulterlanges, blondes Haar und sagte mit sorgenvoller Mine:
    „Dies ist nicht einmal unser größtes Problem. 20 Minuten vor dem ersten Angriff brachen die meisten Kommunikationsverbindungen nach draußen, aus der Stadt hinaus zusammen. Wir können also weder Regierung noch Ministerien kontaktieren.

    Der Caine Angriff ist den zuständigen Stellen aber durchaus bekannt, was uns vor ein gewaltiges Problem stellt. Wir haben 10 Stunden Zeit, die Caine Angriffe zu stoppen. Sollten wir das nicht schaffen treten die Direktiven zur Verhinderung der Kontamination der Erde in Kraft und es werden Dekontaminationsmaßnahmen eingeleitet falls zuständige Stellen durch das Satellitennetz der Erde im Gebiet nach 10 Stunden den Magnetismus in dieser Dosis noch messen.

    Und Dekontaminationsmaßnahmen heißt in dem Fall, die Stadt wird mit den stärksten Waffen der Menschheit eingeäschert und die Bereiche mit dem Magnetismus über eine kritische Dosis X werden mit einer Betonhülle versiegelt. Die gesamte Stadt wird für Jahrzehnte zum Sperrgebiet erklärt. “

    Dies war eine schreckliche Vorstellung, aber so weit war der Leviathanstaat bereit zu gehen um eine mögliche Kontamination mit außerirdischem Leben zu verhindern. Dies war für alle Politiker eine schlimmere Vorstellung als der Tod tausender Menschen. So groß war die Angst der Menschheit vor den Caine, dass man bereit war jede noch so übertriebene Verzweiflungstat auszuführen, wenn es nur die Möglichkeit mit sich brachte, wenigstens ein wenig die Illusion von Sicherheit zu schaffen.
    Dies war aber eigentlich eine immer währende Flucht vor dem Schrecken. Sie zerstörten große Gebiete und die Menschheit wich immer zurück. Die Caine kamen trotzdem immer wieder und man wich weiter zurück. Dies war eigentlich absolut sinnlos und brachte gar nichts. Jeder beteiligte hasste dies eigentlich.

    Deshalb war es jedem anwesenden klar. Diesmal nicht. Dies musste unbedingt verhindert werden, koste es, was es wolle. Die Stadt und die Menschen mussten unbedingt gerettet werden. Dieser Ort durfte nicht auch noch geopfert werden.

    Diesmal nicht.

    Deshalb sprach Szabo: „Zusammen mit Reika werde ich nochmal den Zentralcomputer checken, genau wie die Magnetdaten der Kyoto Magnetanomalie. Ihr Anderen müsst nochmal die Zeugen verhören. “

    Sofort machten sich die beiden auf den Weg zum Zentralcomputer. Sie sahen die Riesige und unheimlich tiefe Vorhalle des Raums mit dem riesigen Wust aus Rohren und Kühlleitungen, Klimaanlagen und Kabeln. Eine Mächtige Anlage die schon im Ansatz erahnen ließ, wie viel Energie dieser Computer verbrauchen würde und wie Mächtig dieses Gerät nun sein müsste.
    Ein Wunderwerk der Technik von den besten Ingenieuren der Menschheit. Ein Symbol der Hoffnung und der Zukunft.

    Das Gerät wurde nie Müde .

    Das Gerät schlief nie ein.

    Es rechnete einfach weiter, für die Zukunft der Menschheit. Die einzige Chance.

    Nach kurzer Zeit fragte Reika Szabo:
    „Vielleicht ist doch alles Sinnlos, was wir machen.
    Vielleicht haben wir keine Chance.
    Vielleicht wäre es vernünftiger, diese Stadt zu Opfern.
    Die Aliens können uns überall angreifen und wieder verschwinden. Mit Leichtigkeit. Haben wir gegen so einen Gegner überhaupt eine Chance?“

    Genau in dem Moment wurde sie von Szabo sehr unsanft in einem lauten, aufbrausenden Ton unterbrochen:
    „Wir werden nicht aufgeben. Wir tun alles in unserer Macht stehende um die Stadt diesmal zu retten. Dies sind wir den Menschen dort schuldig.“
    Reika antwortete schnippisch: „Die Menschen? Die sind dir doch eigentlich egal. Du willst dich mit der ganzen Sache doch nur beweisen, dass du die Planung von Professor Riemann und sein ganzes Projekt zu Ende führen kannst, dass du noch nicht zum alten Eisen gehörst.

    Eigentlich solltest du ja auch schon pensioniert werden vor einem Jahr, aber du hast deine Beziehungen spielen lassen um den Job hier zu bekommen. “


    Während dessen ging die andere Wissenschaftlerin durch den Regen im Ostviertel, zum hohen Hochhaus der Polizeiwache. Sie sah das blaue Leuchten der Räume durch die Fenster des Hochhauses.

    Sie ging schnell am Eingang mit seinen riesigen, grünen Säulen die Momentan lange Schatten warfen vorbei in Richtung des Verhörzimmers, in Richtung der Fenster, um einen der aufgegriffenen Zeugen zu befragen, obwohl sie wusste, die Begegnung mit den Caine hatte schwere Schäden an seiner Psyche hinterlassen. Diese Zeugen waren aber möglicherweise eine gute Quelle für Informationen und in dieser Situation sollte man besser nichts Unversucht lassen.
    Im Raum drehten sich laut mehrere Ventilatoren. Durch grüne Trennwände waren im Raum mehrere Bereiche abgetrennt.

    Die Wissenschaftlerin stand am Fenster und rauchte eine Zigarette. Sie sah gegenüber am anderen Ende des Tischs einen Mann sitzen, der wild umher guckte und scheinbar in seiner Mimik einige Ticks aufwies.

    Er konnte zwar nichts dafür und es war relativ ungefährlich, auch weil der Fremde sich nicht wirklich viel bewegen konnte wegen der Handschellen an seinen Fußgelenken, aber trotzdem war es ein unheimlicher Anblick, auch dank der Wunden an seinem Gesicht und seinen Händen, die er sich scheinbar selbst zugefügt hatte.
    Seine Augen hatten einen gespenstischen, stechenden Blick von Zeit zu Zeit und sonst schien ihm förmlich der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben zu sein.

    Es war unheimlich aber gleichzeitig auch Mitleid erregend, diese Person so zu sehen. Das Schlimme war, man hätte seinen Zustand ja über gängige Neuroleptika lindern können, er wäre aber dann nicht mehr Vernehmungsfähig gewesen, weshalb man diese nicht nutzen konnte, zwangsläufig. So waren halt eben leider die medizinischen Notwendigkeiten.

    Was mag wohl passiert sein?

    Welchen Schrecken mag er wohl ausgesetzt gewesen sein?

    Können diese Schrecken auch weitere Opfer fordern?

    Die Wissenschaftlerin erklärte dem Verhörten mit ruhiger, gelassener Stimme:
    „Es tut uns leid, sie vernehmen zu müssen. Wir sind in Kenntnis über die traumatische Natur der Ereignisse, die sie erleben mussten. Trotzdem bitten wir höflich um ihre Mithilfe, nicht nur ihretwegen.“

    Genau in dem Moment brach der Zeuge in ein manisches Gelächter aus. Ein Unheimliches, höllisches Gelächter was gleichzeitig sowohl dämonisch als auch ängstlich klang.

    Was passierte gerade?

    Was ging in dieser Person vor?

    Was würde sie tun? Sie war eigentlich komplett ruhig, nur, wird das auch so bleiben? Könnte sie vielleicht gleich was Unüberlegtes tun?
    Genau jetzt gab es ein lautes Geräusch.

    Der Zeuge war irgendwie gegen das Tischbein gestoßen mit seinen Beinen. Ansonsten blieb er aber völlig ruhig. Trotzdem war die Situation mehr als Angespannt. Jeden Moment könnte irgendwas passieren.

    Der Wissenschaftlerin war die Anspannung förmlich ins Gesicht geschrieben. Ihre Augenbewegungen waren langsam beinahe genau so chaotisch, angstvoll wie die des Zeugen. Ihre Hände machten unwillkürlich einige kleine Bewegungen.

    Da passierte es, der Zeuge stand von seinem Stuhl auf, bewegte seinen Kopf nach oben und hielt seine Hände vor das Gesicht.

    Er begann auf einmal laut und hastig zu rufen:
    „Sie werden kommen.
    Sie werden kommen.
    Es ist überall.
    Ich kann es nicht tun. Ich kann es nicht.
    Ich will doch nur, dass sie mich in Ruhe lassen.
    Ihr werdet alle Sterben.
    Es kommt.
    Es kommt.
    Ich höre die Stimme.
    Ich höre Stimme.
    Band Lesen. Null Schreiben. Band bewegen nach links. Gehe zu Teil 20. Band Lesen. Eins Schreiben.“

    Was hatte dies zu bedeuten? War dies nur sinnloses Gestammel eines Wahnsinnigen, oder steckte mehr dahinter? Was meinte er mit seinen unheilvollen Prophezeiungen. Was wird noch passieren?

    Während die Ermittlerin erfolglos die Zeugen verhörte arbeiteten Szabo und Reika an der Technologie des Algorithmus. Sie betraten den Zentralen Computerraum durch einen Aufzug von Unten durch einen Schacht in der Mitte. Sie sahen die komplizierten Schattenverläufe am Boden, die durch die Rohrsysteme an der Decke erzeugt wurden.

    Im Raum war es eiskalt. Als einzige Geräusche hörte man das Arbeiten der Klimaanlagen und einige Geräusche der Computer.
    Reika ging langsam zu einem Rack von Chipboards und kontrollierte diese. Gleichzeitig las Szabo ein paar Anzeigen ab.

    Nach einer Weile fluchte er: „Schon wieder. Diese Berechnungen können einfach nicht stimmen. Das kann nicht sein. Es liegt auch wieder an diesem Malkuth Teil des Algorithmus. Egal was, wir müssen irgendwie ein Weg finden, diese Kreatur zu verjagen oder zu vernichten. “

    Genau in dem Moment unterbrach ihn Reika:
    „Vernichten? Ist dies wirklich richtig? Ich bin mir ehrlichgesagt unsicher. Einerseits will ich die Stadt retten und diese Wesen sind eine Gefahr, aber woher wissen wir, dass diese Wesen überhaupt Feindselig sind? Sie richten zwar unfassbare Schäden an, aber eigentlich wissen wir doch fast gar nichts über sie. Vielleicht sind sie nur selbst irgendwie verwirrt und verursachen versehentlich diese Zerstörungen? Oder die wollen uns sogar helfen, aber wir können dies nicht bemerken, da wir sie weder verstehen, noch mit ihnen kommunizieren können…“

    Szabo versuchte sich zu erklären und antwortete hastig: „Reika, sie müssen verstehen, das Monster …“

    Da unterbrach Reika ihn laut: „Wieso ist alles, was wir nicht direkt verstehen gleich ein Monster? Dies ist dieselbe Logik wie die Argumente unserer Regierung. Die nennen die Fremden Terroristen und sprechen andauernd von einem Krieg gegen den Terror, in dessen Namen fast mehr Schaden angerichtet wurde als die Caine jemals verursacht hatten.
    Bürgerrechte werden eingeschränkt angeblich für mehr Sicherheit, aber was hat dies erbracht? Rein gar nichts. Es ist auch für jeden, der ein wenig klar bei Verstand ist klar, dass dies nichts bringt gegen die Caine.

    Oder schauen sie sich mal dieses Dekontaminationsgesetz an. Um diese Wesen zu bekämpfen sind wir bereit ohne Rücksicht auf Verluste oder Opfer auf unserer Seite ganze Städte Niederzubomben und sie auf Jahrzehnte zu Sperrzonen zu deklarieren.

    Wir zerstören lieber alles, als zu versuchen, mit den Fremden zu kommunizieren.

    Durch unseren Kampf gegen die Ungeheuer zerstören wir Menschen mindestens genauso viele unschuldige Leben wie sie. Unsere Angst vor den Monstern hat uns schon fast zu schlimmeren Ungeheuern gemacht.“

    Szabo entgegnete darauf:
    „Nun ja, die Caine töten Menschen und es ist mir relativ egal, ob absichtlich oder nicht. Deshalb sollten wir schon alles einsetzen, was uns bleibt um uns zu schützen.
    Ich würde sagen, unsere eigene Arbeit, diese Frucht vom Baum der menschlichen Erkenntnis kann uns wahrscheinlich momentan am besten schützen. Deshalb sollten wir uns erst mal darauf konzentrieren und eventuelle andere Möglichkeiten erstmal ignorieren.“

    Reika beantwortete dies gehässig:
    „Dieser Glaube an die Wissenschaft ist doch nichts weiter als reine menschliche Arroganz. Dies hat uns auch nur Schwierigkeiten gebracht. Denken sie nur mal an die Experimente auf den Asteroidenkolonien Sodom und Gomorra im Saturn Orbit. Sie hatten ja sogar mit gewissen Sachen dort zu tun gehabt.
    Oder auch die Reaktionsexperimente vor 30 Jahren. Im Nachhinein muss man wohl sagen, diese haben im wahrsten Sinn des Wortes die Büchse der Pandora geöffnet. Egal was ist, Wissenschaftler hängen immer der Illusion nach, sie hätten alles unter Kontrolle, selbst wenn sie diese Kontrolle schon lange verloren haben. Wenn das keine Arroganz und Blauäugigkeit ist....“


    Genau in dem Moment in Hilals Apartment:
    Karala war immer noch im Apartment und schaute sich den Hausserver an, weil sie interessant fand, wie die einzelnen Systeme im Haus gesteuert wurden durch die Computeranlagen. Irgendwie „liebte“ sie regelrecht die Technologie. Dies war ein überschaubares System, nur von Logik bestimmt im Gegensatz zu der von Gefühlen und verdeckten Absichten geprägten Menschenwelt, die für sie nichts weiter als ein unüberblickbares Chaos darstellte.

    Auf einmal passierte etwas seltsames, mehrere Warnlichter blinkten auf am Gerät. Karala nahm sofort ihr Smartphone und aktivierte eine Anzeige. Die Anzeige gab an:
    „Fehler A-20-B4 – In der näheren Umgebung wurden erhöhte Messwerte von elektromagnetischen Feldern registriert.“

    Karala schaute verwundert auf das Gerät. Sie dachte sich aber, das Ganze wird wohl unwichtig sein und ignorierte dies.

    Nach 12 Sekunden ging aber vom Gerät ein Alarmton los, der immer schneller wurde.

    War dies doch nicht unwichtig? Was passierte hier? Ist hier irgendwas passiert?

    Ihre Atmung und ihr Herzschlag wurden schneller. Sie war verwundert und etwas erschrocken. Hastig schloss sie über das USB 5 Kabel ihr Handy wieder an und schaute sich eine Karte an, wo die Messwerte auftauchten.

    Laut der Karte kamen die Messwerte nicht von Innerhalb der Wohnung, sondern von Außerhalb. Also keine Gefahr? Jedenfalls keine Unmittelbare. Irgendwo musste dieses Problem aber lauern, sonst gäbe es nicht so ein nerv tötendes Signal als Warnung.

    Also am besten raus gehen und gucken, ob da was ist? Oder wäre dies keine besonders gute Idee? Vielleicht lauerte draußen ja irgendwas.
    So langsam entwickelte Karala doch eine gewisse Angst. Am ganzen Körper hatte sie eine leichte Gänsehaut und sie schwitzte auch ein wenig.

    Nach kurzer Zeit dachte sie aber, es wäre doch besser, draußen nachzusehen.

    Also ging sie langsam aus der Wohnung. Dort war aber gar nichts. Totenstille. Nichts passierte. Sie sah nicht mal irgendwelche Autos auf den Straßen oder Verkehr.

    Alles war ruhig und friedlich.

    War dies also doch nur ein Fehlalarm?

    Irgendwas stimmte hier doch nicht.

    Irgendwas war hier nicht in Ordnung.

    Karala atmete trotzdem erst einmal erleichtert auf. Es schien alles ruhig und friedlich zu sein.

    Genau in dem Moment hörte sie einen lauten Stoß gegen die Tür vom Nachbarapartment, der immer stärker wurde. Sie sah in die Richtung der Tür, die sich scheinbar immer mehr nach außen zu wölben schien. Nach kurzer Zeit begannen sich Risse an der Tür zu zeigen, die zuerst relativ hell waren, aber zusehends tiefer, dunkler und größer wurden. Sie breiteten sich langsam über die gesamte Tür aus unter einem lauten Knarzen.
    Was geschah dort bloß?

    Nach kurzer Zeit passierte es, einige der Risse barsten und Blut wurde raus geschleudert, zusammen mit Splittern der Tür. Dies ging schnell so weiter. Die Tür platzte regelrecht auf.
    Karala sah diesen Anblick mit Schrecken. Ihre Atmung war extrem laut.
    Ihr Herz pochte regelrecht.
    Ihre weit aufgerissenen Augen waren auf den schrecklichen Anblick fixiert.

    Was lauerte bloß dahinter?

    Die Tür zerbarst und eine riesige Blutfontäne schoss aus dem Raum und ergoss sich das Haus hinunter auf die Straße.

    Karala wollte eigentlich laut anfangen zu schreien, aber irgendwie bekam sie keinen Ton raus. Ihre Stimme war wie blockiert von dem schrecklichen Anblick.
    Alles, was sie tun konnte war sich vor der Fontäne zu ducken, welche daraufhin die linke Seite ihres Kleids traf, ängstlich am Boden zu kauern und Ängstlich ihre Hände vor ihr Gesicht zu halten.

    Was passierte da? Und wann würde dies bloß endlich aufhören?

    Das nasse, stinkende Blut, was von ihrer Kleidung aufgesogen wurde fühlte sich ekelhaft auf ihrer Haut an. Einige Tränen rannten von ihren Wangen und tropften auf ihren Rock. Durch die Tränen wurde auch ihr Maskara etwas verwischt nach unten.

    Sie fühlte sich allein und hilflos. War jetzt ihr Ende gekommen? Wer oder was lauerte auf sie? Was für Schmerzen würden gleich auf sie zu kommen?
    Gott sei Dank war die Fontäne schnell wieder vorbei und es herrschte wieder diese grässliche Totenstille. War sie jetzt in Sicherheit?

    Karala schaute sich angsterfüllt um. Sie sah einige Reste von der Fontäne. Da packte sie wieder die nackte Angst und diesmal konnte sie schreien. Sie schrie so laut sie konnte aber niemand war da, der sie hören konnte.
    Ihr Herz pochte unaufhörlich. Sie spürte auch, ihr war extrem übel.

    Sie wollte eigentlich weg, so schnell sie konnte. Weg von alledem, weg von dem Job der sie in Kontakt mit solchem Grauen bringen konnte.

    Weg von der Angst.

    Sie wollte einfach nur weglaufen. Weglaufen und nie wieder kehren. Nur um irgendwie diese Angst loszuwerden.

    Auf der anderen Seite dachte sie, dies wäre schon wieder eine Flucht. Sie feige Sau würde immer davon laufen bei den ersten Schwierigkeiten. Wenn sie jetzt wieder abhauen würde, dann würde sie wieder einmal ein für alle mal bestätigen, dass sie wirklich zu nichts taugt.

    Außerdem dachte sie, andere Leute stellen sich gerade der Gefahr, riskieren ihr Leben, nehmen sogar fast ihren sicheren Strahlentod in Kauf nur um diese Stadt zu retten und um solche Leute wie sie zu beschützen. Sie könnte vielleicht durch die Arbeiten am Algorithmus dabei helfen, diese Gefahr zu beseitigen, doch was würde sie machen? Einfach davon laufen und alle Leute die sie kennen würde, nein sogar einfach alles ihrem Schicksal überlassen. Streng genommen war sie ja noch nicht einmal direkt an den meisten Konfrontationen mit den Fremden beteiligt, sondern in relativer Sicherheit, wollte aber trotzdem alles aufgeben und einfach davon laufen. Alles im Stich lassen.

    Eigentlich war ihr die Menschheit aber irgendwie sowieso relativ egal.

    Sie interessierte sich nicht wirklich dafür, ob irgendjemand oder sie selbst in nächster Zeit sterben würde.

    Dies war ihr eigentlich alles egal.

    Trotzdem spürte sie tief in ihrem Inneren Gewissensbisse, jetzt zu fliehen.

    War dies aber wirklich echt oder dachte sie das nur, um sich selbst zu vergewissern was für ein schlechter Mensch sie doch eigentlich sei? Einfach nur eine Bestätigung für den Hass, den sie gegen sich selbst empfand?

    Sie dachte immer, wie furchtbar und böse sie eigentlich sei und war gleichsam ihr eigener erbarmungsloser ethischer Richter.

    War es nicht eigentlich doch verständlich, angesichts eines solchen Grauens zu fliehen? Alles zu tun um sich vor so einem Alptraum zu schützen und damit nicht mehr konfrontiert zu werden?

    Sie wusste eigentlich gar nicht so recht, was sie wollte. Sich der Gefahr stellen oder fliehen und für alle Zeiten eine dumme, feige Sau sein, ohne Hoffnung, dass sich je was ändert? Die eigene Existenz in vermeintliche Sicherheit bringen um dann mit dem Gefühl weiterzuleben, diese Sicherheit erst gar nicht zu verdienen, die gesamte Menschheit im Stich lassen, die einem aber sowieso nichts bedeutete? Oder hierbleiben, aber wozu, aus anerzogenem Pflichtgefühl was auch nichts mehr als eine reine Worthülse war.

    Karala wusste nicht mehr Ein und Aus. Sie war einfach nur verzweifelt.

    Sie beugte sich deshalb nach vorn und begann laut zu weinen.
    Niemand hörte sie dabei, sie war total allein mit ihrer Verzweiflung, ihrer Ratlosigkeit. Sie war total auf sich selbst zurück geworfen.

    Sie schrie andauernd: „Ich darf nicht wieder wegrennen. Ich darf es nicht.“

    Niemand konnte ihr sagen, was richtig oder falsch war. Sie war komplett auf sich allein gestellt mit der furchtbaren Entscheidung.
    Ganz allein.



    Nach einer Weile richtete sie sich schleppend auf und ging langsam in die kalte, schwarze , einsame Nacht.
    Mit verheulter Stimme sagte sie leise zu sich: „Ich bin wirklich nur Dreck. Ein Feigling, der es auch nicht verdient hat, irgendwie gemocht zu werden. “

    Karala ging langsam durch eine Allee. Sie sah überall die kahlen, toten Bäume, ihr dichtes Netz von Ästen. Es herrschte eine Atmosphäre von Tod und Zerstörung.
    Am blutroten Himmel flogen gerade riesige Schwärme von Krähen.

    Karala ignorierte diese und ging mit gesenktem Kopf weiter. Aus dem Augenwinkel sah sie, viele Krähen saßen ebenfalls auf den Ästen.

    Ein unheimlicher Anblick, als ob sie darauf warteten, dass irgendeine unvorsichtige Beute zwischen sie kam, die sie dann genüsslich alle auf einmal angreifen und zerfleischen konnten. Die Krähen schienen alles im Blick zu haben, selbst das kleinste Blatt, was sich bewegte. Nichts schien ihnen zu entgehen. Niemand schien vor ihren stechenden Blicken sicher zu sein.
    Der Wind pfiff unermüdlich durch die kahle Gegend. Die Luft war eiskalt.

    Auf einmal hörte man ein lautes Krähen vieler Vögel.

    Karala erschrak kurz und wich zurück. Es war zwar nur das Geräusch von Vögeln, aber nach dem, was sie sah war Karala teilweise so angespannt, dass kleinste Geräusche sie in Panik versetzen konnten.

    Sie sah sich erschreckt um. Genau in dem Moment saß direkt vor ihr auf einem Ast ein Rabe. Dieser Rabe spreizte seine Flügel, bewegte sich nach vorne und krächzte Karala laut an.

    Karala erschrak wieder. Jetzt hörte sie auch deutlich ihren Herzschlag. Sie umklammerte fest ihre Tasche, schaute nach unten und lief so schnell sie konnte durch die schier endlose Allee.

    Einfach nur weg. Einfach nur ruhe.
    Das dachte sie momentan. Was wird noch passieren?

    Nach kurzer Zeit kam Karala zu einem Eingang einer U Bahn Station. Sie las kurz die elektronischen Hinweisschilder. Da die Bahnlinie dort scheinbar zum Hauptbahnhof führen würde ging sie schnell in die Haltestelle.

    Sie fuhr mit der langen Rolltreppe in Richtung der Station, durch den Stockfinsteren Schacht der Rolltreppen. Die einzigen Lampen im Bereich der Rolltreppen waren kaputt und sprühten Funken, weshalb das einzige Licht im Bereich vom Bahnsteig selbst und von draußen kam.

    Karala war noch sehr stark in Gedanken versunken. Deshalb bemerkte sie es nicht, dass hinter ihr aus der Wand 3 Arme kamen. Diese sahen skelettartig aus und waren übersät mit Geschwülsten. Diese kamen langsam aus der Wand, ohne ein Geräusch zu machen und bewegten sich wie Wild hin und her.

    Nach kurzer Zeit aber bewegten sie sich konkret in eine Richtung, in die Richtung von Karala. Sie kamen langsam näher. Niemand bemerkte sie aber.
    Genau, als sie knapp vor Karalas Kleid waren verschwanden die Arme wieder, genau so plötzlich und spurlos wie sie gekommen waren.

    Sie waren einfach weg.


    Karala bemerkte davon rein gar nichts. Sie ging einfach weiter und sah, wegen Störungen kamen noch keine Züge.
    Auf dem Bahnsteig waren an den Seiten viele Säulen, die Schatten zur Mitte hin warfen. Nur wenige Leute waren im Raum.

    Diejenigen, die da waren beschwerten sich teilweise laut über die Zugausfälle.

    Karala war dies alles egal. Sie setzte sich einfach auf den Boden, beugte sich nach Vorne, senkte ihren Kopf und guckte nach unten.

    In der U Bahn Station herrschte normaler Betrieb, trotz des Angriffs. Passanten kamen und gingen, aber dies interessierte sie eigentlich nicht mehr. Sie nahm es auch fast gar nicht mehr war. Es war nur eine endlose Leere und Einsamkeit.
    Sie wollte stark sein, wenigstens dieses eine Mal, aber sie lief wieder davon. Damit hatte sie eigentlich in ihren Augen ein für alle Mal bewiesen, was für ein Nichtsnutz sie war.

    Sie fühlte nichts als Schmerz dachte aber auch, sie hätte auch nichts Anderes verdient, nach dem, was sie verbrochen hatte. Es rückgängig machen ginge aber auch nicht. Nach dem, was sie getan hatte würde sie nie wieder die Chance haben, zu ihnen zurück zu kehren. Durch ihre Dummheit hätte sie einfach alles kaputt gemacht, endgültig.

    Alles war nur ihre Schuld.

    Nach einer Weile senkte sie ihren Kopf, hielt ihre Hände vor ihre Beine und fing leicht an zu weinen.
    Sie sagte leise zu sich:

    „Verdammt. Dies war meine letzte Chance. Meine Einzige.
    Und nur weil ich so eine verdammte feige Sau bin habe ich sie weggeworfen.
    Nur wegen meiner verdammten Feigheit.
    Jetzt ist alles aus.
    Alles.
    Es wird nur noch schlimmer werden. Ich werde immer nur Schmerz empfinden müssen.
    So jemand wie ich hat es aber auch nicht besser verdient.“

    In dem Moment viel ihr aus der Tasche ein altes Foto. Es zeigte einen früheren Klassenkameraden von ihr, ihre erste große Liebe, die natürlich, wie so vieles Erfolglos war.
    Als sie das Bild sah fing sie lauter an zu weinen, heftiger und verkrampfter.
    Sie sagte weiter hastig:

    „Alles genau wie in der Liebe. Da kann ich auch keine Hoffnung haben. Jeder Funken Hoffnung ist Sinnlos und führt nur dazu, dass ich weiter verletzt werde. Niemand kann so ein hässliches, dummes, fettes, Stück Dreck wie mich lieben.
    Das muss mir immer völlig klar sein, eigentlich.
    Trotzdem versuche ich es immer wieder, dass es klappen könnte, dass sich für mich was Ändert. Obwohl alles nur noch schlimmer wird. Immer wenn es scheint, ich hätte Erfolg muss ich immer wieder ganz von Vorne anfangen.
    Mein Leben ist wie die Aufgabe von jemandem, der einen Felsbrocken einen Berg hinauf rollen muss, welcher immer kurz vor der Spitze wieder ins Tal rast. Eigentlich eine völlig sinnlose Aufgabe, die dafür sorgt, dass das ganze Leben seinen Sinn verliert.
    Mir ist es eigentlich völlig klar, dass es so ist. Besonders wenn ich wieder mal aufgegeben habe.
    Trotzdem probiere ich immer wieder, obwohl ich genau weiß, es gibt nicht einmal einen kleinen Funken Hoffnung. Ich bin sowas von dämlich.
    Vielleicht ist dies aber auch bei jedem Menschen so.
    Vielleicht ist dies die eigentliche Tragödie der menschlichen Existenz.
    Ein jeder hechtet etwas nach, was er nie erreichen kann und macht einfach weiter, obwohl er immer nur enttäuscht wird. Vielleicht ist dies aber auch die einzige Möglichkeit, das Ganze zu ertragen.
    Die einzige Möglichkeit, sich vorzugaukeln, es bestünde wenigstens in ferner Zukunft irgendeine Chance, das Ziel zu erreichen. Einfach um nicht realisieren zu müssen, wie Sinnlos die eigene Existenz doch eigentlich ist und das man keine Chance hat.

    Vielleicht ist mein Handeln auch die einzige Möglichkeit, meine Seele vor dem Abrutschen in die ewige Dunkelheit zu retten.

    Während ich wartete in diesem Tal des Schattens des Todes, realisierte ich eigentlich, wie ausgeliefert ich dieser inneren Dunkelheit eigentlich in Wahrheit doch immer noch war.“




    Nach einer Weile stand Karala auf, doch sie sah etwas auf dem Boden. Es war ein Raabe, der irgendwie in die Haltestelle geriet und dort scheinbar qualvoll verreckt war.
    Verreckt war wirklich das einzige Wort, was auf den Anblick passte.

    Der Vogel lag mit gebrochenem Flügel in einer rötlich, bräunlich, schwarzen Pampe, in der mehrere abgefallene Federn festklebten.
    Ein widerwärtiger Anblick, der in Karala Erinnerungen wachrief. Erinnerungen schrecklicher Natur, die sie eigentlich loswerden wollte. Die sie verdrängen wollte um dies nie wieder erleben zu müssen.

    Dies funktionierte aber nicht, stattdessen wurde sie förmlich Tag Ein Tag aus von ihnen Verfolgt, ohne ihnen entrinnen zu können. Bei der kleinsten Ursache, bei der kleinsten Ähnlichkeit zu dem Ereignis kamen sie mit Macht wieder hoch und hielten Karala in ihrem Würgegriff.

    Sie konnte nichts sagen, obwohl sie eigentlich schreien wollte. Sie blieb einfach stehen und ging langsam, angstvoll nach Hinten.
    Auf einmal sackten ihre Beine zusammen, ihr Oberkörper fiel nach Vorne und ihr wurde Schwarz vor Augen.
    Ihre Atmung war nur noch ganz langsam.

    Sie sah einen tiefschwarzen Raum ohne Grenzen oder Inhalt. Nach kurzer Zeit sah sie weiße Kritzeleien im Schwarz.

    Es ist alles deine Schuld.

    Alles passierte nur wegen dir.

    Mörderin

    Nur wegen dir sind sie tot.

    Die Wahrheit ist nicht auslöschbar.

    Du bist schuld.

    Du bist böse.

    Einige Zeit später sah sie ein altes Foto. Es zeigte sie bei ihrem ersten Schultag, zusammen mit ihrer Mutter. Es war scheinbar ein heller Tag. Überall blühten die Kirschbäume üppig. Sie stand vorne und lächelte.
    Ihre Mutter Anima stand hinter ihr und umarmte sie mit einer Hand.
    Der Wind wehte einige Kirschblüten von den Bäumen, wie ein Symbol, dass diese schöne Zeit schon Bald vorbei sein würde. Als ob das Glück schnellstens den Weg des Vergänglichen gehen würde und genau so weggeweht werden würde vom Leid, wie die Kirschblüten vom Wind.

    Plötzlich fing das Bild, was Karala sah mitten drin an zu brennen. Während es immer mehr verkohlte hörte Karala eine Lautsprecherdurchsage, wie in einem Krankenhaus:
    „…. Die Kleine Karala Yagiyu soll bitte in das Sprechzimmer 3 dieser Etage gehen.“

    Danach wurde wieder alles Schwarz.

    Ein Mann kam langsam in Richtung von Karala. Sein Gesicht konnte nicht erkannt werden, weil es so dunkel war. Einzig die Brille funkelte in einem bedrohlichen Weiß. Der Arztkittel des Fremden wurde von Unten in ein bedrohliches, rotes Licht getaucht.

    Der Fremde kam schnell näher. Bei jedem Schritt schien die Erde zu beben. Die Lauten Geräusche machten Karala Angst. Sie Atmete schneller. Ihr Pulsschlag war laut und deutlich zu hören.

    Nach einer Weile fing der Fremde an zu sprechen. Seine Stimme hatte einen riesigen Nachhall. Sie klang dunkel, laut und angsteinflößend.
    Er sprach langsam:
    „Na meine kleine, bist du Karala?“
    Karala schaute sich verängstigt um. Leise und Schüchtern bejahte sie das.
    Was wollte der Fremde von ihr?
    Was hatte er vor?
    Warum war er da?

    Karala war diese Person mehr als Unheimlich. Sie wollte sofort weglaufen, aber ihre Beine bewegten sich nicht.
    Sie versuchte alles, aber sie bewegten sich einfach nicht.
    Egal was sie machte, sie blieb einfach stehen.

    Der Fremde fing wieder an zu sprechen:
    „Du bist also Karala, die Tochter von Anima und Aralak Yagiyu.
    Es tut uns leid, aber wir müssen dir es sagen. Die Tests haben positive Ergebnisse gehabt. Deine beiden Eltern sind tödlich krank und ohne Behandlung werden sie in den nächsten 6 Monaten Sterben.“
    Da, in genau diesem Moment Begann der Arzt laut zu lachen. Es war eine unheimliche, wahnsinnige Lache.
    Karala war der Panik nahe, wie man ihr anmerken konnte.
    Der Fremde sagte auf einmal hämisch, laut:
    „Tja meine Kleine, das ist alles nur deine Schuld. Merke dir es. Du bist Schuld am Tod deiner Eltern. Nur du allein. Alle haben ja gesagt, du sollst ein braves, artiges Kind sein, aber du warst ja immer Böse und Unmoralisch. Deshalb musst du jetzt deine gerechte Strafe empfangen. Im Namen der Gerechtigkeit muss deine Bosheit gesühnt werden. Kapiert? Wärest du ein guter Mensch, dann müssen deine Eltern nicht diese Höllenqualen durchleiden.
    Du bist Schuld. Du bringst allen nur Schmerz, vor allem deinen Eltern.“
    Karala fing in dem Moment laut an zu schreien. Sie rief immer wieder:
    „Was habe ich getan, um das zu verdienen?“

    Der Arzt antwortete nur: „Alles. Niemand kann dir sagen, warum du Böse bist. Alles an dir ist einfach schlecht. Deine ganze Existenz. Und deshalb hast du es nicht besser verdient, als deine Eltern Sterben zu sehen. Es ist alles nur deine Schuld. Nur deine Schuld. Du bist eine Sündhafte Existenz. Das siehst du ja auch daran, dass seine Eltern jetzt sterben. Das dir sowas widerfährt ist jawohl der beste Beweis, dass du Böse bist.“

    Trennungsangst.

    Auf einmal wurde der Fremde aber ganz ruhig und sagte: „Es gibt aber noch eine Möglichkeit, sie zu retten. Uns bleibt keine andere Wahl. “
    In diesem Moment hörte man ein Maschinengeräusch, was immer lauter wurde.
    Was war das?
    Der Arzt sprach weiter: „Wir müssen…“
    In diesem Moment lief der Arzt etwas zurück, nahm Anlauf und zückte eine Motorsäge.
    Die Motorsäge glänzte stark. Man konnte genau die schnelle Bewegung der Zacken sehen, die sich zu diesem infernalischen Geräusch der Maschine bewegten.
    Was passierte da bloß?

    Der Arzt hielt sich die Säge vor den Kopf und lief unaufhaltsam in Richtung Karala.
    Dabei schrie er laut:
    „AMPUTIEREN“
    Karala Schrie laut: „AAAAAAAAAAAAAAAAH. Hilfe.
    Bitte.
    Bitte tut das nicht.
    Ich habe diese Krankheit nicht. Mir muss nichts amputiert werden.
    Bitte nein. Ich sterbe auch lieber als das mir etwas amputiert wird.
    Aufhören, Bitte.“
    Genau in dem Moment machte sie in der Realität wieder ihre Augen auf. Der ganze Flashback schien vorbei zu sein. Die Halluzinationen waren verschwunden.
    Keine Kettensäge weit und breit.
    Trotzdem fühlte sich Übel. Die Gedanken an den Tod ihrer Eltern gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie konnte nicht anders als darüber zu grübeln. Egal wie weh ihr das tat.

    Oh fortuna, mecum omnes plangite.


    Während dessen war die Situation mit den Caine vollends eskaliert. Mehr und mehr Vorfälle passierten. Immer mehr Menschen wurden auch in den Wahnsinn getrieben, durch die Abscheulichkeit, welche die Stadt schon seit Stunden heimsuchte und dabei war, ein existentieller Alptraum für die Menschheit zu werden.
    Verzweiflung und Blut sprossen wie eine apokalyptische Flut, die dabei war, den Geist der gesamten Menschheit zu zerbrechen und zu verschlingen.
    Man fand sich in einem von dunklen Schatten gesäumten Wald aus Angst, Blut und Verzweiflung wieder, bei dem man den klaren Weg nach Draußen schon lange Verloren hatte.
    Es war nur noch 6 Stunden bis die Dekontaminierung der Stadt beginnen sollte.

    Viele Techniker in Strahlenschutzanzügen bestiegen LKWs um zu weiteren Einsatzorten zu fahren, in der verzweifelten Hoffnung, doch noch irgendwas zu finden, was man gegen die Bedrohung nutzen konnte.

    Sie fuhren durch die schier endlose, regnerische Nacht. Ihre Autos spritzten das Wasser weit von sich weg.

    Alle Autos kamen durch ein zerstörtes Gebiet. Die Ruinen der Gebäude waren eingezäunt. Überall ragten riesige Trümmer in der Gegend.

    Einige Trümmer wirkten fast wie riesige Kreuze eines zukünftigen Friedhofs der Menschheit.
    Am Rand sahen die Wissenschaftler große, blaue, kastenförmige Gebäude, deren Dächer nur noch ausgebrannte Stahlgerüste waren, die bedrohlich in der Landschaft standen, wie Mahnmale und Vorahnungen an einen möglichen Untergang der menschlichen Technik.
    An einigen dieser Kästen waren Menschen mit Strahlenschutzanzügen dabei, Trümmer zu untersuchen.

    Im stockfinsteren Gebiet wurden Teile von mehreren grellen Lichtkegeln von Scheinwerfern erhellt.

    Das ganze Areal war eine unheimliche Gegend geprägt vom Verfall. Nirgendwo sonst war das Damoklesschwert der menschlichen Zivilisation so sichtbar wie in diesem Gebiet.

    Oh Fortuna, mecum omnes plangite.

    Während dessen:
    Hilal stand auf dem Dach eines hohen Gebäudes. Sie war umgeben von einem Stahlgerüst des Gebäudes, an dem die Fenster und Dachluken befestigt waren.
    Hilal ging langsam nach Vorne und telefonierte dabei mit ihrem Handy:
    „Reika, ich habe ein Problem. Ich wurde während der Fahrt von einem Caine angegriffen und hatte einen Autounfall. Kannst du mich Abholen zum Institut? “
    Reika antwortete schnell: „Klar kann ich das tun. Eine Frage, ist Karala bei dir?“
    Hilal zögerte kurz und erwiderte dann: „Hmm. Nein.“
    Daraufhin antwortete Reika verwundert: „Sie ist nicht bei dir? Wo ist sie? Warte mal, ich guck mal in die Daten deiner Haustür. …“

    Ja, das war mittlerweile Alltag. Alle Haustüren von Regierungsangestellten speicherten über RFID Chips, wer rein oder raus ging. Eine Folge der Sicherheitsgesetze im Zuge der Caine Angriffe.

    Nach kurzer Zeit des Suchens erklärte Reika: „Hmm. Nach den Daten hier zu Urteilen hat sie das Apartment alleine verlassen. Kannst du bitte nach ihr Suchen, ich hab gerade noch was Anderes zu tun, von dem ich nicht weg kann.“

    Hilal antwortete leicht genervt: „OK. Kann ich machen. Dann kämme ich mal das halbe Areal nach ihr ab. Ist ja auch nichts weiter dabei mal eben ein Areal von über 20 Kilometern zu durchsuchen.“

    Reika erwiderte: „Bitte nicht in so einem Ton. Du weißt doch, was auf dem Spiel steht.“

    Hilal bemerkte nicht, wie hinter ihr aus dem Boden wieder die unheimliche Hand des Caine zum Vorschein kam. Diese näherte sich langsam Hilals linkem Bein und war gerade dabei zuzuschnappen, als Hilal eine Ebene hinunter auf ein Geländer sprang, sodass der Griff sein Ziel verfehlte. Unbemerkt von Hilal verschwand der Arm dann auch gleich wieder.

    Zu der Zeit ging 3 Straßen Weiter eine junge Frau durch eine schmale Seitengasse. Sie hatte lange, weiße Haare und eine sehr blasse Haut, weshalb sie wirkte wie ein Gespenst oder wie ein Orakel oder etwas Anderes aus. Über ihrem linken Ohr blitzte eine Interfaceverbindung für Cyberware Implantate auf.

    Während des Gehens führte sie mit ihren Fingern immer bestimmte Zeichen aus. Dies hatte eigentlich überhaupt keine logische Bedeutung. Sie wiederholte sie nur immer und immer wieder, der Wiederholung halber.

    Dies war eine seltsame Angewohnheit, aber bei Weitem nicht das Einzige, was Seltsam an ihr war. Wenn man genau wusste, wer sie war, wusste man sie war mitunter eine der ungewöhnlichsten Personen, die jemals auf diesem Planeten gelebt hatten.

    Ihr Name war Madoka Michael und sie war der lebende Beweis, dass außergewöhnliche Segnungen und Flüche nah beieinander liegen können.
    Madoka ging langsam durch die Gasse, die von den Lichtern einer angrenzenden Spielhalle in ein buntes Farbenmeer gehüllt wurde. Sie sah wie viele Jugendliche in ihrem Alter oder Jünger an den bunten Maschinen standen und irgendwelche Augmented Reality Games spielten, die mit halbtransparenten Projektionstechniken Objekte darstellten, was fast wie ein Hologramm aus einer alten Sci Fi Serie Wirkte.

    Madoka wusste, das Spiel, was man meistens Spielte in solchen Etablissements war momentan irgendein Sci Fi Tisch Strategiespiel wo man für irgendeinen Marineadmiral mit Flecken am Körper gegen außerirdische Echsen, Kristalle und Fledermäuse kämpfen sollte.

    Sie kannte das Spiel gut und gewann fast jede Runde, teilweise auch wegen ihrer Besonderheit.

    Trotzdem hatte sie jetzt weder Zeit noch Kleingeld um das zu spielen. Deshalb ging sie weiter und kam nach einer Weile zu einem großen Komplex, an dem viele Treppen hingen. Dies sah sehr seltsam aus und man musste sich unweigerlich fragen, führen diese Treppen irgendwo hin oder war dies nur irgendein abstraktes Kunstwerk? Ein Symbol für einen Weg, der nie zu einem Ziel führen konnte?

    Madoka ging schnell in das Gebäude, in Richtung eines Schilds mit der Aufschrift „Bionik Klinikum“.
    Vor dem Schild standen schon viele Leute. Diese gehörten aber alle offensichtlich der Oberschicht an. Es war nicht so wie in den vielen kleineren, halblegalen Schwarzmarktkliniken, wo Zuhälter und Mafiaschläger sich ihre Körper hochrüsten ließen.

    Nein. Hier war alles ganz Sauber und gesittet, aber auch extrem elitär. Es schien schon so, als ob gesetzlich Versicherte hier nicht mal ein Pflaster bekommen könnten.
    Viele Wartenden hatten Kinder dabei. Einige dieser Kinder waren wie versunken in irgendwelche Rechenaufgaben oder malten irgendwelche abstrakten Formen. Diese Formen waren immer wieder Wiederholungen von ein oder 2 Grundmustern, ähnlich wie Madokas Handbewegungen sich auch ständig wiederholten.
    Andere Kinder aber standen oder saßen nur teilnahmslos da und wippten nur mit ihren Köpfen vor und zurück. Sie schienen absolut leer zu sein. Fast wie Maschinen mit einer Fehlfunktion.

    Auf einmal rannte ein Junge zu Madoka, hielt ihr einen selbst gemalten Schaltplan vor die Nase und sprach : „Ich hab es gefunden. Siehst du Tante?“
    Die Eltern des Jungen kamen sofort zu ihrem Kind, zerrten es leicht zurück und sprachen laut: „Toshiro, belästige die Leute nicht schon wieder. Kapiert.“

    Daraufhin drehten sie sich zu Madoka und sprachen leicht verschämt: „Es tut uns schrecklich leid, junge Dame. Sie müssen das verstehen. Es ist nicht seine Schuld.“
    Man konnte in ihren Augen richtig sehen, wie Peinlich ihnen das forsche Verhalten ihres Sohnes war.

    Madoka entgegnete aber nur Sanft und Leise: „Toshiro. Der Schaltplan ist Falsch. Ohne zusätzlichen 32 Bit Puffer wird das System abstürzen.“
    Der Sohn wirkte auf einmal mehr als zufrieden und die Eltern setzten sich beruhigt wieder hin.

    10 Minuten später bat eine Sprechstundenhilfe Madoka ins Untersuchungszimmer. Dort kam sie nach 20 Minuten wieder hinaus, zusammen mit einer dunkelhäutigen Ärztin.
    Beide gingen an ein naheliegendes Fenster, von dem aus man mehrere Äste von Kirschbäumen sehen konnte.

    Die Ärztin erklärte: „Madoka chan, nach diesen Messwerten funktionieren deine Implantate ohne Probleme. Ich habe dir nur eben die 20 Firmwareaktualisierungen installiert, welche vor 2 Stunden von der Herstellerfirma zur Verfügung gestellt wurden. Damit dürfte alles weiter gut laufen.“

    Madoka bedankte sich daraufhin mehr als Freundlich und verließ danach schnell die Einrichtung.

    Genau in dem Moment fragte die Sprechstundenhilfe:
    „Frau Dr. Calligari, wer war das eigentlich?“

    Dr.Calligari überlegte langsam und erklärte dann:
    „Sie ist eine Patientin, die ich schon lange habe. Ihr Name ist Madoka Michael. Sie ist die Tochter von 2 Wissenschaftlern von irgendeinem Konzern. Du kennst ja diese Effekte die seit der Caine Invasion auftauchen, die auch als Takasura Cuckoo Phänomen berzeichnet werden.
    Seit dem ersten Vorfall werden immer weniger Kinder geboren und immer mehr Familien können aus unbekannter Ursache auch keine Kinder mehr Zeugen. Die Kinder, die noch geboren werden haben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit aus einem uns nicht bekannten Grund neurologische Störungen unterschiedlicher Schwere.
    Es ist unklar, aber es gibt die Vermutung, diese Entwicklung würde eine Auswirkung der Caine sein.
    Madoka ist eine betroffene und war geboren worden mit einer schweren tiefgreifenden Entwicklungsstörung, welche nicht näher klassifiziert werden konnte.
    Deshalb konnte sie erst sprechen Lernen, nachdem die Ärzte in ihr Gehirn eine experimentelle Headware Implantation installierten. Du weißt ja, man kann in etwa sagen, Kommunikationsfähigkeit ist das, was uns erst zu Menschen macht. Deshalb kann man sich vorstellen, wie schwerwiegend diese Störung war.
    Gleichzeitig mit den Problemen trat aber noch was Anderes auf. Madoka weißt deshalb in einigen Bereichen überdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten auf, besonders im mathematisch-/technischen Bereich. Durch diese Savant Fähigkeiten ist sie eines von 7 größten mathematischen Genies der Welt.
    Dies war auch den Wissenschaftlern aufgefallen, die sie in der speziellen Einrichtung für Betroffene dieses Phänomens in Australien betreut und erforscht hatten. Dieser eine Mathematikprofessor, der hier dieses Institut zur Abwehr der Caine leitet, Szabo wurde durch die wissenschaftlichen Berichte über sie in Medizinzeitschriften auf sie aufmerksam und holte sie deshalb zum Institut. Sie wurde gleichzeitig von der Nobelpreisträgerin Reika Ichiyouji quasi Adoptiert und lebt seitdem bei ihr. “

    Die Helferin antwortete nur: „Wow, das hätte ich jetzt echt nicht gedacht.“

    Calligari konterte: „Na ja, vom Verhalten ist Madoka etwas seltsam und sie kann andere Menschen nicht besonders gut verstehen. Deshalb flüchtet sie davor auch regelrecht in die Wissenschaft und die Arbeit an diesem Algorithmus. Sie nutzt die moderne Technologie um ihr selbst die Illusion zu geben, sie würde in einer Sicheren und Verständlichen Umgebung leben.“

    Da fragte die Helferin nach: „Irgendwie erinnert mich das daran, dass wir Menschen diesen Algorithmus nutzen um uns vor dem eigentlich Unvorhersagbaren in Form der Caine zu schützen und uns in falscher Sicherheit zu wiegen.“
    Doktor Calligari schaute Richtung Fenster, wo von den großen Kirschbäumen gerade einige Blühten weggeweht wurden und dachte nach. Nach einer Weile sagte sie:
    „Wissen sie, eigentlich sind die meisten Leute, die sich als geistig Gesund bezeichnen exakt genau so wie sie. Schau dir doch nur mal den RSR Algorithmus an. Wir können diese Caine nicht verstehen und nutzen Logik und Mathematik, um hinter all dem einen Sinn zu erkennen. Aber wenn wir ehrlich sind ist unsere ganze Welt verwirrend und gefährlich. In Wahrheit ist Angst die Emotion, welche fundamental für unsere menschliche Existenz ist.
    Obwohl diese Wahrheit nicht zu leugnen ist mögen wir sie nicht. Und so setzt der Mensch alles dran, eine Illusion zu schaffen, sein Leben sei Sicher. Vieles dient dieser Illusion. Gesellschaftliche Regeln, Religion, Wissenschaft und Technik. Selbst gefährliche medizinische Operationen die tödlich enden können oder der Bau von Atomkraftwerken dienen ultimativ dazu, uns Menschen das falsche Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Doch dieses Gefühl wird niemals etwas Anderes sein als eine Illusion, die jederzeit enden kann.
    Manche Leute sind sogar bereit für dieses Gefühl von Sicherheit sich selbst aufzugeben und zum gedankenlosen Anhängsel einer Masse zu werden. Diese Gruppe kann auch die gesamte Gesellschaft sein.

    Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum die Menschheit sich vereinte, als sie mit den Caine konfrontiert wurde.
    Wenn die Angst aber zu groß ist funktioniert so ein Zusammenschluss aber nicht. Bei großer Angst vereinzelt die Angst den Menschen und isoliert ihn von Anderen. Sie können keine Beziehung mehr zu anderen Menschen eingehen.
    Teilweise kann man Madoka so beschreiben. Natürlich sind das bei ihr auch neurologische Gründe, aber dies erklärt ihr Verhalten relativ gut.
    Während andere Menschen in der Masse untergehen sind sie dazu verdammt ein Leben bestimmt von Angst, Einsamkeit und eigener Verantwortung allein zu leben. Niemand kann ihnen helfen, das zu finden, was für sie richtig ist. Da sind sie ganz auf sich allein gestellt mit den Konsequenzen ihres eigenen Handelns.
    Viele der Kinder wie Madoka sind mit außergewöhnlichen geistigen Fähigkeiten geboren wurden, aber so ein Leben ist für sie der Preis dieses Geschenks.
    Eigentlich sind wir alle aber ein bisschen so wie sie. Wir verdecken dies nur durch Illusionen.“

    Während der Unterhaltung ging Madoka durch eine kleine Gasse, in der Massen von Menschen gingen. Sie standen alle so dicht gedrängt, dass keiner sich mehr allein bewegen konnte. Alle waren gezwungen dem Strom zu folgen, ob sie das wollten oder nicht. Sie erkannte keinen Anderen. Alle schienen anonym, unscheinbar und leer.
    Von weit Oben wurden alle Menschen zu einem einzigen, riesigen Farbenmeer, wo der einzelne Mensch nicht mehr wirklich abgegrenzt zu erkennen war. Alles wurde von der Masse verschluckt und erdrückt.

    Nach einer Weile ging Madoka in eine nahe U Bahn Station.

    #2
    Ein sehr interessanter Ansatz.
    Besonders das düstere Ambiente fängst du hier sehr gut ein.

    Was vielleicht noch der Überarbeitung bedarf sind die Beschreibungen: Ein Beispiel aus dieser Geschichte:

    --> Die Nachrichtensprecherin hatte blonde Haare und trug eine gelbe Jacke. Im Hintergrund wurden einige Bilder von den Marskolonien einiger Großkonzerne gezeigt.
    Unten am Bild lief irgendein Ticker durch.

    --> Ich selbst würde es so formulieren:
    Die langen, goldblonden Haare der Nachrichtensprecherin, die in einer weichen Welle über ihre rechte Schulter fielen, harmonierten farblich mit ihrer gelben Jacke. Hinter ihr erkannte XY einige Bilder von den Großkonzernen der Marskolonie. Während er (sie) auf den Bildschirm blickte achtete XY kaum (nicht) auf die durchlaufenden Textnachrichten des Tickers am unteren Bildrand.

    Durch diese etwas andere Formulierung wirkt die Beschreibung weniger steif IMO. Besonders solche Sätze wie: "Die Person HATTE..." sollte man IMO vermeiden. Wenn es sein muss, dann wirkt hier: "Die Person besaß..." nach meiner Ansicht, etwas besser...
    Ich mag Menschen... wenn es nicht zu viele sind. Laut dürfen sie auch nicht sein. Kleine Friedhöfe sind schön.

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    Kommentar


      #3
      Danke für den Kommentar.

      Der nächste Teil:

      In dieser U-Bahn Station guckte sich Madoka langsam um. Sie sah ein Mädchen, was zusammengekauert an einer Säule saß. Man hörte, dieses Mädchen war leise am Weinen.

      Madoka wollte Sie zuerst ignorieren, da sie dachte, dieses Mädchen war wahrscheinlich eh nur wieder ein Drogenopfer, was jetzt durch die ganzen Pillen Wahnvorstellungen hatte.
      Die weinende Frau war auch vollkommen in sich selbst versunken und interessierte sich gar nicht für ihre Außenwelt, geschweige denn für Madoka.
      Deshalb versuchte Madoka langsam an Ihr vorbei zu gehen, aber als sie genau vor ihr stand, bewegte die Fremde kurz ihren Fuß nach Vorne und berührte Madoka somit leicht.

      Obwohl dies nur eine winzige Berührung war, zuckte Madoka sofort zusammen und sagte scheu und leise :
      „noli me tangere.“

      Daraufhin erschrak die sitzende Frau und sprach entsetzt und hastig: „Sorry, bitte, … bitte verzeih mir. Das war nur so ein blöder Reflex von mir. Ich wollte Ihnen nichts. Verdammt. Ich kann wirklich nichts richtig machen. Ich bin wirklich nur wertloser Dreck. “
      Madoka war dies jetzt extrem unangenehm. Die Antwort dieser Frau klang fast, wie ein Vorwurf. Sie verstand es jetzt auch nicht. Ihr war es schon immer extrem unangenehm, von anderen Menschen berührt zu werden. Und deshalb hatte Sie etwas gesagt.
      Sie wollte nur sich selber vor einer unangenehmen Situation bewahren und hatte deshalb jemand Anderem weh getan. Dies konnte Sie gerade nicht verstehen. Gleichzeitig fühlte Sie sich aber schlecht und schuldig, weil Sie sowas getan hatte.
      Genau deshalb hasste Madoka eigentlich soziale Interaktion mit Fremden. Obwohl Sie es nicht wollte, trat Sie ständig in irgendwelche Fettnäpfchen, was zu unangenehmen Situationen führte. (Sie bemerkte nicht, dass es dieser Frau vor ihr gerade relativ ähnlich ging und sie momentan fast dieselben Gedanken wie Madoka hatte. Beide machten sich gegenseitig keine Vorwürfe und waren auch in keinster Weise dem Anderen feindselig eingestellt, aber beide konnten es nicht erkennen, weil sie nicht in der Lage waren, richtig miteinander zu kommunizieren. Deshalb hatten die beiden Frauen eine gewisse soziale Angst voreinander. Diese Angst war aber auch eine Angst vor dem Versuch, mit dem Gegenüber zu kommunizieren.)
      Madoka war deshalb mehr als nervös. Sie atmete sehr schnell und führte gerade wieder extrem schnell ihre stereotypischen Handbewegungen aus.

      Nach einiger Zeit beruhigte sich Madoka aber wieder und um diese unangenehme Situation endlich zu beenden fragte sie das Mädchen auf dem Boden: „Was haben Sie? Was ist los?“

      Das Mädchen auf dem Boden überlegte kurz und antwortete: „Ich bin so entsetzlich. Einfach ekelhaft. Ich war hier in diese Stadt gekommen, weil ich Teil von so einem Wissenschaftsprojekt werden sollte, was dazu diente, so einen mathematischen Algorithmus zu verbessern, mit dem man was gegen diese Caine Aliens tun konnte. Doch ich bin einfach so feige davon gelaufen und habe Alle im Stich gelassen.“

      Da wurde Madoka hellhörig. Diese Projektbeschreibung hörte sich ja an wie das C.F. Gauß Institut, bei dem sie selbst an einem solchen Algorithmus arbeitete. Und Reika Ichiyouji, bei der Madoka momentan lebte, erzählte ihr vor 2 Wochen, sie würde bald eine Kollegin bekommen, die etwa in ihrem Alter wäre. War dieses Mädchen am Boden etwa genau diese Kollegin?
      Deshalb antwortete Madoka dem Mädchen mit kühler, ruhiger Stimme: „Ich glaube, ich weiß, wovon Sie reden. Ich gehöre selbst wahrscheinlich zum gleichen Institut wie Sie. Es war wirklich ein Fehler, einfach so wegzurennen. Ich denke aber, die Leute dort werden auch Ihnen eine zweite Chance geben. Glauben Sie mir, die Leute dort sind mehr als Hilfreich und zuvorkommend. Denen kann man vertrauen.“
      Madoka erinnerte sich dabei an ihre eigene schwierige Anfangszeit. Wie Sie extrem viel Angst hatte in ihrer neuen Umgebung und ihrem Zusammenleben mit Reika, die in gewisser Weise schon ihre zweite neue Familie wurde.

      Die Frau am Boden wartete kurz und antwortete dann leise: „Ich habe aber keine zweite Chance verdient. Ich bin nur ein Haufen Müll.“

      Madoka reagierte darauf: „Na ja, selbst wenn das stimmt, willst du nicht die Chance ergreifen, irgendwie deine Probleme jemals in den Griff zu bekommen?“
      Daraufhin stand die Frau auf. Sie sprach langsam, aber mit einem glücklicheren Unterton: „Danke, ich glaube, du hast recht. Ich komme doch zurück.“

      Madoka schaute sich um und erwiderte dann: „Richtige Entscheidung. Manchmal kann ein kleiner Schritt die gesamte Zukunft verändern. Ich glaube, niemand ist vom Schicksal zum persönlichen Verderben verurteilt. Jeder sollte die Möglichkeit haben, das zu werden, was er will, und sein Leben nicht in existentieller Verzweiflung leben müssen. Lebe dein Leben. Habe Freude daran.

      Das Leben ist einfach zu kurz, um es in Verzweiflung zu verbringen.

      Ach ja, mein Name ist Madoka, Madoka Michael. Wie heißt Du eigentlich?“

      Karala sagte schnell: „Karala Yagiyu.“

      Karala war wirklich erleichtert über dieses Gespräch. Ihre Angst und Verzweiflung wich langsam einer geringen Hoffnung. So konnten ihre Probleme temporär gelöst werden, indem jemand richtig mit ihr kommunizierte.

      Da die Bahn zum Hauptquartier Verspätung hatte, unterhielten sich die Beiden weiter angeregt über technische Dinge. Irgendwie war es bei jedem so, dass man nicht mit sozialen Dingen
      zu Recht kam, aber sobald es um Technologie, Wissenschaft und Logik ging, blühten beide richtig auf.

      Karala und Madoka sahen sich beide gegenseitig nicht in die Augen und redeten in einer extrem distanzierten Sprache, aber trotzdem verstanden sich beide untereinander besser als mit anderen, normaleren Menschen.
      Das lag auch daran, dass beide das Gefühl hatten, ein Gegenüber zu finden, was ihnen in solchen Dingen endlich mal zu hörte, und nicht von zu vielen technologischen Details genervt war, wie viele andere Frauen in ihrem Alter.
      Im Allgemeinen wirkte Karala wie eine nicht ganz so extreme Form von Madoka.

      Nach 20 Minuten tauchte oben an der Rolltreppe Hilal auf und lief zu den beiden. Sie rief: „Endlich habe ich dich gefunden, Karala. Und Madoka ist auch bei dir. Gut.

      Karala, willst du wirklich bei der Organisation bleiben, oder willst du lieber gehen.“

      Da brauchte Karala nicht lange zu überlegen. Sie antwortete schnell: „Natürlich. Ich will nicht noch mal davon laufen.“
      Hilal antwortete erleichtert: „Es freut mich, das zu hören, aber wir müssen jetzt auch schnell los. Die Regierung hat schon mit den Vorbereitungen begonnen, um das Gebiet in eine Sperrzone zu verwandeln. Die betreffenden Dekontaminationsflugzeuge fliegen schon über der Stadt. In 4 Stunden wird die Stadt versiegelt. Wir sind die einzigen, die das noch aufhalten können. “

      Deshalb rannten die 3 schnell nach draußen, wo Reika in einem schwarzen Militärhubschrauber schon auf sie wartete. Die 3 stiegen schnell ein und flogen los. Der Hubschrauber flog schräg nach oben, an einigen Hochhäusern vorbei.

      Nach einer halben Stunde erreichte der Hubschrauber das C.F.G. Institut. Das große Gebäude erinnerte Optisch an eine Pyramide, an deren Ecken allerdings mehrere Plattformen hervorstanden.
      Der Helikopter landete auf einer dieser Plattformen und die 4 stiegen aus, um mit dem Aufzug in das 23. Untergeschoss zu fahren.
      Dort stiegen sie aus und landeten in einem langen, dunklen Korridor. Das einzige Licht im Raum kam schien hinter der linken Wand des Raums durch die dort angebrachten Ventilatoren. Am Boden war ein leichter Nebel, der durch Kondensation entstanden war.

      Die 4 gingen langsam durch den Gang. Reika, Hilal und Madoka gingen ohne Rührung durch den Gang, aber Karala fürchtete sich extrem vor dem Gang. Besonders weil sie sah, dass neben ihr augenartige Gebilde aus der Wand wuchsen, welche sich bewegten, war ihr mehr als unheimlich. Genauso wie die großen, weißen Schleimklumpen, die sie unterhalb des Stegs erblickte, auf dem sie gerade stand.
      Diese waren ebenfalls mit Augen besetzt, welche Karala und die Anderen zu beobachten schienen. Man konnte nicht erkennen, ob die Augen mit einem Nervensystem verbunden waren, weil der Schleim dafür zu dick war. Aber man sah die ranzige Kruste des Schleims, an der viele gräuliche, abgestorbene Zellpartikel hingen, von denen ab und zu immer wieder einige abrissen und auf den Boden fielen.
      Es war ein Anblick, der zum Fürchten war. Was war dies? Waren die Caine schon in das Institut eingedrungen? Aber diese Gebilde waren friedlich und strahlten keine Radioaktivität aus. War dies vielleicht doch etwas Anderes?
      Waren diese Gebilde etwa ein Teil des Hauptquartiers selbst? War dieses Hauptquartier etwa mehr als totes Gestein?
      War dieses Hauptquartier möglicherweise eine Art außerirdische Lebensform, die aber aus unerfindlichen Gründen in einer Art katatonischen Starre verblieb? Warum tat diese Lebensform nichts?

      Wovon ernährt sich dieses Wesen? Hinter dem Hauptquartier standen alte Giftmüllbecken, die Überbleibsel von einer Fabrik waren, welche früher auf diesem Grundstück stand, und nicht abgebaut werden konnten. Ernährt sich diese Lebensform etwa von diesem Giftmüll?
      Oder kann es möglich sein, dass diese Kreatur keine eigenständige Lebensform mehr ist? Wäre es möglich, dass sie in das Hauptquartier integriert wurde, und somit das Hauptquartier zu einer Art von Cyborg wurde?
      Welchem Zweck diente das alles dann?
      Hat das alles etwas mit den Caine zu tun?

      Karala dachte schnell, es sei wohl besser, diese Fragen erst mal zu ignorieren, wie es die Anderen scheinbar taten. Diese Fragen brachten momentan eh nichts. Sie beunruhigten nur.
      Nach kurzer Zeit kam die Gruppe zu einer riesigen Wendeltreppe aus Beton. Der ganze Treppenraum war extrem unheimlich. Das einzige Licht im Raum war ein helles, pfahles, bläuliches Licht, was von technischen Anlagen produziert wurde, die hinter einem Gitter angebracht waren.
      Das Licht ging schräg in den Raum und beleuchtete die Treppe zumindest ausreichend, obwohl es dem Raum eine extrem gruselige Atmosphäre verlieh.
      An mehreren Etagen konnte man auch kleinere, flackernde, blaue Lichter sehen, die von Lampen an den Wänden ausgingen.
      Jeder aus der Gruppe ging langsam und vorsichtig die Treppe hinunter, um ja nicht hinzufallen.
      Die Geräusche der technischen Geräte und Lampen war relativ laut und unangenehm.
      Als man circa ein Drittel der Treppe überwunden hatte, kam unbemerkt von den Vieren etwas aus der linken Wand. Es erinnerte zuerst an mehrere Tintenfische mit langen Tentakeln.
      Es kam langsam nach vorne. Mit jedem Zentimeter, den es mehr aus der Wand ragte, wurde deutlicher, es waren die skelettartigen Arme der Caine. Diese wurden auch zusehend schneller.
      Nach kurzer Zeit griffen sie nach Karala, die unter einem lauten Geräusch zu Boden stürzte. Trotzdem hielten die Arme weiter an ihr fest und zogen sie langsam nach oben.
      Erschrocken vom Geräusch drehten sich Reika und Hilal um.
      Hilal schrie entsetzt: „Oh nein. Die sind jetzt sogar schon hier. Madoka, zur Seite!“

      Im selben Moment, als Madoka zur Seite wich, griffen Hilal und Reika zu ihren Pistolen und schossen auf die Arme.
      Die Arme reagierten auf den Beschuss allerdings nicht und die Projektile drangen nicht einmal in sie ein. Auf sie zu schießen war also vollkommen zwecklos.
      Sowohl Reika als auch Hilal wussten dies eigentlich, aber das war auch das Einzige, was sie tun konnten, um Karala zu helfen.
      Karala schrie laut um Hilfe. Die Panik stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

      Dann geschah, was keiner der Anwesenden erwartet hatte, die Caine Arme verschwanden genau so spurlos, wie sie gekommen waren. Sie waren einfach weg.

      Karala stand langsam auf, etwas wackelig auf den Beinen. Danach ging sie langsam hinunter zu den Anderen. Sie atmete tief und schwer. Als sie unten ankam, sprach sie hastig:
      „Danke, ihr habt mich wohl vor diesen bizarren Dingern gerettet.“

      Nach kurzer Verschnaufpause lief die Gruppe in den nächsten Raum, ein unterirdisches Laboratorium mit extrem vielen Leitungen. Als sie mitten im Raum standen ertönte es aus den Lautsprechern:

      „Dies ist eine Meldung des automatischen Sicherheitssystems. In diesem Sektor wurde von Sensoren eine Kontamination entdeckt. Um eine Ausbreitung der Kontamination zu verhindern, wurden die Notfalltore aktiviert und dieser Sektor abgeriegelt.

      Bitte bleiben Sie an Ihrer momentanen Position und warten Sie auf die Rettungsmannschaften.“

      Es war klar, dies konnte nur eins bedeuten, sie waren im Bereich gefangen.
      Reika überlegte kurz und sagte: „Mist, wir haben keine Zeit. Es existiert hier aber ein Computerraum mit einem Aufzug. Wenn ich mein Passwort nutze, können wir mit dem Aufzug aus dem abgesperrten Bereich kommen und fast direkt zum Besprechungsraum kommen. “

      Die Gruppe stimmte zu und man lief zum Computerraum.

      Dort fanden sie den zuständigen Mitarbeiter vor. Er lag am Boden, geköpft. Man hatte ihm scheinbar auch Teile seiner Wirbelsäule rausgerissen.
      Reika wollte sofort wissen, was passiert war, und lief zu einem der 4 Computerterminals des Raums. Auf dem Terminal stand eine Notiz:



      „Sie sind überall. Diese Ekelhaften Hände, die aus den Wänden wachsen. Alles begann vor 2 Stunden. Das Kühlsystem unserer Computeranlagen machte seltsame Geräusche. Also schickte ich 2 Mitarbeiter, um nachzusehen. Sie kamen nicht zurück. Also bin ich ebenfalls losgegangen, um nachzusehen. Doch dann kamen diese verdammten Skeletthände. Sie tauchten überall auf. Selbst wenn wir auf sie geschossen haben, gingen sie einfach nicht weg. Also bin ich davongelaufen.

      Oh mein Gott, sie, sie sind alle tot.

      Alle meine Kollegen. Und jetzt kommen die Hände, um mich zu holen. Sie werden mich kriegen. Diese wiederlichen Händeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeedfghttjzikobuppppppppppppppppp8ßhz “

      Die Nachricht war scheinbar vom Geköpften kurz vor seinem Tod verfasst wurden. Die Nachricht zeigte, scheinbar, gerade, als Reika mit dem Hubschrauber los flog, muss es in diesem unteren Stockwerk zu einem Angriff der Caine gekommen sein. Bei diesem Angriff hinterließen die Caine aber so wenige Abfallstoffe, dass die Alarmsysteme erst gerade eben aktiviert wurden. Deshalb waren die Mitarbeiter dieses Sektors den Caine auch schutzlos ausgeliefert und wurden nacheinander Einer nach dem Anderen von ihnen auf brutale Art getötet.
      Reika war eines klar, egal, was noch passierte, die Gruppe musste schnell weg. Deshalb beeilte sie sich damit, den Aufzug zu aktivieren.
      Auf einmal fasste sich Karala an den Bauch, krümmte sich etwas und rief: „Aah, mein Magen.“
      Hilal drehte sich sofort zu ihr um und sagte: „Oh nein. Es kann sein, dass das Feld der Caine dir jetzt auf den Körper geschlagen ist. Setz dich bitte mal kurz dort auf die Krankentrage. Ich habe immer ein paar Pillen Notfallmedizin dabei, für solche Fälle.“
      Karala tat dies, aber nach einer Weile sprach sie: „Ich glaube, es wäre dann wahrscheinlich besser, wenn ihr Drei mich hier zurücklässt und allein weiter geht. Ich bin so wahrscheinlich nur ein Klotz am Bein für euch.“
      Reika hörte dies und erwiderte laut und schroff: „Das kommt gar nicht in Frage. Wir lassen keinen zurück. Das ist klar. Ach übrigens, der Aufzug läuft jetzt.“
      Nach kurzer Zeit stieg die Gruppe in den Aufzug. Kurz vor dem Ziel hielt der Aufzug allerdings an und durch den Lautsprecher kam die Durchsage:

      „Zugang zum Hauptsektor erreicht. Da der Aufzug aus einem kontaminierten Sektor startete, wurde ein Dekontaminationsbad bereitgestellt. Alles Personal ist angewiesen, die Prozedur durchzuführen.“
      Die Gruppe stieg aus und kam in einen kleinen Raum mit einem Becken voller roter, schleimiger, stinkender Flüssigkeit. Vor dem Bad war eine Klappe, in die man Kleidung einwerfen konnte.
      Die 4 Frauen zogen sich schnell aus, warfen ihre Kleidung in die Klappe und tauchten unter. Die Flüssigkeit fühlte sich klebrig auf der Haut an und verursachte einen Juckreiz.
      Deshalb wollte jeder möglichst schnell wieder auftauchen. Reika tauchte als Erstes wieder auf. Als ihr Körper die Oberfläche der Flüssigkeit verließ, tropften die Flüssigkeitsreste von ihrem nackten Körper.
      Das Abtropfen der Chemikalienreste fühlte sich noch einmal besonders eklig an.

      Nach dem Abduschen der letzten Chemikalienreste zogen die 4 bereitgestellte Laborkleidung an und gingen damit weiter in Richtung Besprechungsraum.

      20 Minuten später saßen die Vier zusammen mit den anderen Wissenschaftlern des Instituts und Professor Szabo im Besprechungsraum und versuchten, die bisher gesammelten Informationen über die Caine zu analysieren, um irgendwie einen Weg zu finden, die Caine zumindest kurzfristig aus der Stadt zu vertreiben, um damit zumindest die Dekontamination abwenden zu können.
      Der Raum war ein kleiner Besprechungsraum, in dessen Mitte ein großer Tisch mit einer Art holographischen Bildschirm. Der Bildschirm zeigte momentan ein Sierpinski Fraktal in einer extrem hohen Stufe, was die Umgebung in eine psychedelische Atmosphäre aus Licht, Farben und Schattenverläufen.
      Es war eine ruhige, vergeistigte Atmosphäre, welche die reine Vernunft verkörperte, abgeschnitten vom Chaos und der Irrationalität der Außenwelt. Ein abgeschotteter Schutzraum des Verstands. Es wirkte beinahe körperlos und grenzenlos, als ob der Besprechungsraum Teil eines ideellen Cyberspace aus Logik und Information.
      Szabo stand an einer Videotafel und erklärte die bisherigen Forschungsergebnisse. Er erklärte:
      „Auf den Bildschirmen sehen Sie die bisher von unseren Ermittlern gefundenen Daten über die Kyoto Magnetic Anomaly Entität, auch Caine genannt. Wir müssen einen Weg finden, sie irgendwie aus der Stadt zu locken oder zu zerstören.“
      Nach kurzer Zeit zog Karala ihre Datenbrille aus und guckte hinunter. Madoka bemerkte dies, guckte auf sie und sagte: „Keine Panik Karala, irgendwie werden wir schon was finden.“
      Karala zeigte daraufhin mit der Hand auf einen der beiden LCD Bildschirme der Brille und erklärte:
      „Madoka, warte mal. Siehst du hier den Teil des Magnetfelds der Caine? Der ist extrem seltsam.“
      Als Reika das hörte, wählte sie diese Daten auf ihrem Laptop aus, las sie und antwortete erstaunt:
      „Ja, du hast recht, Karala. Die Magnetfelder haben teilweise Ähnlichkeiten mit den Theta Wellen des menschlichen Gehirns. Seltsam. “
      Szabo klinkte sich daraufhin in die Diskussion ein: „Interessant. Vielleicht können wir irgendein Signal als eine Art Gegenwelle einwenden und dies als Aversiv nutzen, um diese Caine wegzuscheuchen. Wir müssen das aber vorher testen. Ich starte eine Simulation auf unserem Zentralcomputer und schalte noch den RSR Algorithmus hinzu. Computer, starte das Programm.“
      Genau in diesem Moment verschwand das Sierpinski Fraktal vom Tisch und es erschien ein Gebilde aus mehreren Bändern mit roten und weißen Feldern. Diese Bänder, die in dieser Form an mehrere ineinander verbundene Kreuze erinnerten, wurden ständig vor oder zurück gespult und an manchen Stellen ersetzte der Algorithmus das vorhandene Feld durch ein rotes oder weißes Feld.
      Als alle Bänder anhielten, las Szabo das Ergebnis und erklärte erleichtert:
      „So, wie es aussieht, wird dies höchstwahrscheinlich funktionieren. Allerdings werden die Caine nur ein einziges Mal darauf reagieren. Nach dem ersten Mal werden sie es als unecht erkannt haben und ignorieren. Deshalb haben wir nur einen einzigen Versuch, um Erfolg haben zu können.
      Wenn wir diese Chance vertun, dann ist es endgültig aus. Außerdem müssen wir die Welle direkt vor einer Caine Erscheinung wie den Augen und den Armen auslösen. Wir brauchen dazu also eine Art Falle, um es auszulösen.“

      Deshalb griff Szabo neben die Videotafel zum Telefon und beauftragte, das Equipment mit Transportfahrzeugen zu einem Sammelpunkt zu transportieren. Danach drehte Szabo sich um und erklärte den Wissenschaftlern, dass sie ebenfalls jetzt zu den LKWs gehen mussten, um den Plan auszuführen.

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        #4
        Auch dieser Teil der Geschichte liest sich interessant. Die Atmosphäre wird gut eingefangen.

        Allerdings stachen mir gleich die ersten drei Sätze stilistisch ins Auge:

        In dieser U-Bahn Station guckte sich Madoka langsam um.
        Man kann gucken schreiben. Allerdings findet man dies in kommerziellen Geschichten so gut wie nie.
        Das Wort sah ist die etwas bessere Lösung. Um nicht zweimal hintereinander sah zu schreiben, kann man den Anfang des zweiten Satzes so formulieren: Sie erkannte ein Mädchen... oder: Sie erblickte ein Mädchen...

        Sie sah ein Mädchen, was zusammengekauert an einer Säule saß.


        Die korrekte Form wäre:
        Sie sah ein Mädchen, das zusammengekauert an einer Säule saß.

        Man hörte, dieses Mädchen war leise am Weinen.


        Bei dieser ...war...am... Formulierung hätte mich meine frühere Deutschlehrerin mit der Tafelkreide beworfen (ziemlich fest sogar...) Sie bezeichnete diese Wortwahl stets als: "Ur-Westfälisch mit Kohlenpott-Anschluss"

        Von mir käme hier noch dazu, dass Man hörte viel von der eigentlich beabsichtigten atmosphärischen Dichte zerstört. hier sollte der Leser durch die Augen und Ohren der Protagonistin sehen und hören, etwa so:

        Erst nach einigen Augenblicken identifizierte Madoka die leisen Geräusche, die sie hörte, als ein verzweifeltes Weinen des Mädchens.

        An der eigentlichen Geschichte gibt es nichts auszusetzen und man darf gespannt auf den nächsten Teil sein.
        Ich mag Menschen... wenn es nicht zu viele sind. Laut dürfen sie auch nicht sein. Kleine Friedhöfe sind schön.

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          #5
          Ich habe seit gut einem Jahr an einer animierten Verfilmung meiner Geschichte gearbeitet. Ich habe dazu Realflow, After Effects, Autodesk Maya und eine Software benutzt, mit deren Hilfe Ich eine Kinect zum Anfertigen von Motion Capture Aufnahmen nutzen kann.

          (Musste den Film leider in 3 Teile spalten, weil der Youtube Uploader rumgezickt hatte.)

          (Die Bewegungsabtastung der Motion Capture Ausrüstung war ein wenig zu genau, weshalb die Figuren ein wenig zittern. Außerdem ist das mit den Gesichtsausdrücken leider etwas schief gelaufen und ich konnte es nicht mit After Effects retten.)

          Leider hat das mit der Mimik nicht richtig geklappt. Das sieht deshalb leider ziemlich seltsam aus. Ich hab das versucht, hinterher in AfterEffects zu reparieren. Dadurch wurde es aber teilweise eher schlimmer.

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            #6
            Dies hier ist die zweite Episode meines Computeranimierten Films. Da ich bei Youtube Probleme mit dem Upload von Videos über 30 Minuten habe, und eine kontin...


            Hab letzte Woche die zweite Episode fertiggestellt und hochgeladen.

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