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Captain Future - Tachyonenpunk

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    Captain Future - Tachyonenpunk

    Kapitel 1

    Stellen Sie sich vor, ein Borg-Kollektiv konstruiert eine Pausenbrotbüchse. Unten dran kommen vier spreizfüßige Elefantenbeine mit integrierten Schwebe- und Landedüsen. Ein zufällig herumliegender Wespenkopf wird als Kanzel vorne angeschraubt. Und am Ende läuft ein volltrunkener Fuzzi aus der Werbeabteilung vorbei und klebt das Etikett »Adler-Klasse« auf. Jetzt wissen Sie, wie seltsam das Raumschiff aussah, das mich von Tripel-G7 abholte.
    Eigentlich hätte der Weg kürzer sein sollen, denn ursprünglich war mein Reiseziel als Mondbasis im Krater Tycho gedacht gewesen. Aber Herr Newton senior war damals etwas schneller gewesen und hatte dieses exklusive Gelände von dem Mondgrundstücksmakler Dennis Hope erworben. Und nach dem Scheitern von Victor Corvos Versuch, das Kataster wieder freizuschießen, war die Mondbasis der Not gehorchend zu einem Weltraumhabitat im Librationspunkt L5 des Erde-Mond-Systems umgewidmet worden. Eigentlich ist es klassifiziert als Space Place 1999, die Medien jedoch kennen es eher unter seinem Funkcode Grünfried Alpha 1.
    Dem Ehrenvorsitzenden der Umweltschutzorganisation, Commander Hans König, war ich bisher nicht selbst begegnet. Dennoch kam mir sein Gesicht bekannt vor, als ich den volldurchsichtigen Raumanzug im Hangar der Alpha 1 zur Schau stellte. Seine Augen quollen erwartungsgemäß aus den Höhlen. Aber noch bevor ich andeuten konnte, dass ich bereit sein mochte, der dienstlichen Konferenz eine private folgen zu lassen, wandte er sich ebenso betreten von mir ab wie das ganze Hangarpersonal, und er würgte vernehmlich.
    »Ich hoffe, dass das nicht echt ist, Ms. N'rala?«
    Das war doch wirklich die Höhe! Bildeten sich diese Erdkröten ein, eine reinblütige Marsianerin habe es nötig, ihre Ausstattung nacharbeiten zu lassen wie diese schlecht unterfütterten Schnepfen bei ihnen daheim?
    Aber bevor ich explodieren konnte, dämmerte es mir. Verflucht - die tigergestreifte Thermounterwäsche! Ich hatte vergessen, dass Grünfried e. V. sich rühmte, das einzige vegane Habitat des Sonnensystems zu betreiben: Eher schoss man da ein Fremdraumschiff im Anflug schon ab, als dass man es ein Moskito an Bord bringen ließe, bei dem man in die Verlegenheit kommen würde, es nächtens zu erschlagen. Nein, das Muster war eingewebt, da konnte ich den Commander beruhigen.
    Das bedeutete aber auch, dass ich mir mit dem Mieder aus originalem alpinen Gemsenleder keine Freunde machen würde. Und andere Wechselkleidung hatte ich nicht dabei.
    Zum Glück hatte Commander König Verständnis. Er hüllte mich mit Raumanzug und allem Drum und Drin in eine diskrete Baumwolldecke und wies mich darauf hin, dass Alpha 1 auch eine vegane Boutique betreibe, in der sich Besucher ethisch einkleiden können. Kurz entschlossen, also nur eineinhalb Stunden, nachdem ich den Laden betreten hatte, fand ich mich in Pullover und Falthose aus Tentakelbrennnesselflachs in dezentem Crèmeweiß und Beige wieder bei ihm ein. Für mich waren das ungewohnte Farben, aber in Alpha 1 bekommt man keine anderen.
    Commander König erwartete mich in Begleitung eines Postdocs, einer Venusierin, die sich als D'r H'len Ar-Ass'l vorstellte. Was er davon hat, wird er schon sehen. Ich kenne nämlich diese venusischen Hotties: Wo immer sie auftauchen, spielt irgendwann der Treibhauseffekt verrückt. Außerdem finde ich Tussen, die sich den Alienapostroph sogar in ihren Doktortitel hineinschreiben, einfach nur affektiert. Ich versuchte darum, mich in möglichst herausfordernd aufreizender Haltung in den Besuchersessel zu fläzen und stellte fest, dass das in Tentakelbrennnesselflachs ziemlich sinnlos ist. Das ist ein Stoff, aus dem Nichtveganer Unfalldecken schneiden. Nur Commander König schien es kleidsam zu finden: Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und faltete die Hände so würdevoll auf ihm, als trage er Nadelstreifen.
    »Sie sind alleine gekommen, Ms. N'rala? Wir hatten gehofft, auch Dr. Quorn würde uns beehren.«
    Im Weltraumzirkus habe ich gelernt, bei solchen Fragen ein Pokerface beizubehalten. Ul Quorn hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, die technischen Errungenschaften des Sternenkaisers aufzubereiten, und darin hatte er beachtliche Anfangserfolge vorzuweisen. Zurzeit lief er als Pinseläffchen umher und bemühte sich um ein nachhaltiges Verfahren zur Menschwerdung.
    »Unser Herr Schulrektor ist an einer Experimentreihe beteiligt, die nicht unterbrochen werden kann. Ich bin jedoch mit den Rahmenrichtlinien vertraut und habe alle exekutiven Vollmachten.« Arglos lächelte ich dem Commander ins Gesicht und dachte erneut darüber nach, wo ich ihn schon gesehen haben mochte. War er mal im Mission-Impossible-Team von Jim Phelps gewesen?
    König verkrampfte die gefalteten Hände. Ich sah sehr scharf hin, aber es wurde keine Merkelraute daraus. »Vollmachten alleine werden unserer Sache nicht genügen, fürchte ich. Wir benötigen Unterstützung von überragender Kompetenz. Denn es geht nicht alleine um die Frage, ob der Nachwuchs auf Alpha 1 in den Zuständigkeitsbereich von Tripel-G7 fällt, auch wenn wir das angegeben haben, um Ihren Besuch bei uns vor den Medien zu rechtfertigen. Darüber hinaus möchte Grünfried jedoch um die Unterstützung seiner Sponsoren im Kampf gegen eine ökologische Katastrophe werben ...«
    Ich schlug ermutigend die Beine übereinander. »Über welche Kaliber reden wir?«
    Commander König bekam einen Hustenanfall. Sein Postdoc reichte mir erläuterungshalber ein Headset mit Googlegoggles herüber, und ich setzte Kopfhörer und Brille gehorsam auf. Über dem Schreibtisch zwischen uns schien ein Globus mit vertrauten Strukturen aufzutauchen. Ich nickte bestätigend.
    »Der Erdmond! Ist der ökologisch nicht völlig uninteressant? Nirgends gibt es so wenig Schützenswertes wie dort.«
    »Mutter Natur ist schützenswert, immer und überall!« schnarrte die Venusierin mit dem Tonfall eines Erzbischofs vor einer fliegenden Antibabypillenhändlerin.
    »Gütiger Himmel, wenn Sie da ein Problem haben, dann sagen Sie eben Captain Future Bescheid. Das ist sein Mond und sein ...« Verantwortungsbereich, wollte ich sagen. Dabei fiel mir wieder ein, dass das Mondkalb gerade auf Vaterschaftsurlaub mit unbekanntem Ziel unterwegs war. Und ohne ihn war das lunare Opa-Trio noch weniger zu gebrauchen als mit ihm. Blieb Joan Future geborene Randall. Aber wenn wir die involvierten, konnten wir das innere Sonnensystem abschreiben. Als einzige Person mit dem Captain vergleichbarer intellektueller Kompetenz galt in der Tat der werte Uli, das sah Commander König völlig richtig. Der Commander hätte jedoch schön dreingeschaut, wenn ich ihm das Pinseläffchen vorgestellt hätte.
    Dr. Ar-Ass'l beugte sich über mich, lüpfte die Googlegoggles und sah mir kalt in die Augen. »Captain Future hat mit Ökologie so viel am Hut wie Gazprom mit Occupy. Meine Dissertation untersuchte all die Umweltkatastrophen und -sünden, die er während seiner Einsätze verschuldet hat. Als Partner für Grünfried e. V. haben sich die Futuremen disqualifiziert
    »Immerhin haben sie den Erdmond sehr naturnah gehalten. Nationalparkgerecht, würde ich sagen!« Unverändert lächelnd hob ich der Dame eine Schuhsohle zwischen die Beine und trat sie diskret auf größeren Abstand zurück.
    Commander König schmunzelte verständnisvoll. »Gerade die Naturnähe ist Teil unserer Sorge. Sie macht den Mond zu geeignet als Endlagerstätte für gefährlichen Abfall.«
    »Biomüll, Altmetall und herrenlose Körperteile, ich kenne mich aus. Im Krater Tycho liegt in der Tat einiges davon herum.«
    »Das meinte ich nicht. Könnten Sie bitte die Goggles wieder aufsetzen, Ms. N'rala?« Halt, jetzt wusste ich endlich, an wen mich der Commander erinnerte: an Bela Lugosi, den Stammschauspieler von Ed Wood, dem schlechtesten Regisseur Hollywoods. Den Film hatte ich sogar gesehen.
    Eine Falschfarbendarstellung wurde über den virtuellen Mondglobus gelegt. Mit Erstaunen begutachtete ich eine schwach hellgelb leuchtende Zone im Krater Tycho und eine weitaus stärkere auf der Mondrückseite - wenn ich die Karte richtig im Kopf hatte, ungefähr beim Krater Gorleben.
    »Holla! Mit was haben wir es denn hier zu tun? Hat da jemand einen Zug mit CASTOR-Behältern abgestellt?«
    »Was Sie sehen, ist eine sensorische Erfassung der Tachyonenstrahlung auf der Mondoberfläche. Haben Sie schon einmal von Tachymüll gehört?« Auf mein Kopfschütteln hin erklärte der Postdoc, Tachymüll sei das Abfallprodukt der modernen Energiegewinnung aus überlichtschnellen Teilchen und tausend Mal gefährlicher als Atommüll. Wie dieser habe auch Tachymüll eine kritische Masse, jenseits derer er zu einer Kettenreaktion veranlasst wird. Wenn ein Tachymülllager hochgeht, wird umgebende Tardyonenmaterie, also all das Zeugs, das Chemieschüler in ihrem Periodensystem vorfinden, spontan auf das Tachyonenlevel angehoben. Es verwandelt sich in weiteren Tachymüll und wird überlichtschnell abgestrahlt.
    Alpha 1 beobachtete nun schon seit geraumer Zeit, wie unidentifizierte Lieferanten ihren tachyonischen Abfall auf dem Erdmond deponierten – große Mengen davon. Nach Dr. Ar-Ass'ls Meinung war die kritische Masse beinahe erreicht.
    »Und wenn sie überschritten wird, dann wird der ganze Mond in einer Tachyonenwolke verpuffen? Mitsamt den Futuremen darauf?« Ich klickte begeistert den Like-Button am Brillenbügel des Headsets. Woher konnte ich nur eine Ladung Tachymüll beschaffen, um den Vorgang anzuheizen?
    »Und mit Triple-G7 darauf, vergessen Sie das bitte nicht«, mahnte Commander König.
    Ich winkte großzügig ab. »Ein kleines Opfer für das größere Ganze.«
    Der Postdoc verkündete steif: »Ganz so weit geht es nicht, aber mit der Verpuffung haben Sie Recht. Es wird so viel an Tardyonenmasse umgewandelt, wie an Tachyonenmasse verfügbar ist. Dadurch erhält der Mond einen lateralen Schub, der ihn auf seiner Bahn beschleunigt. Der Rest ist Newtonsche Mechanik.«
    Der Blickwinkel der Simulation fuhr zurück, so dass auch die Erde ins Feld kam. Ein Blitz flammte auf der Mondrückseite auf, gefolgt von einem grellen Strahl. Und der gute alte Erdsatellit wurde auf seinen Mutterkörper zugetrieben, gewann Fahrt in einem Swingby-Manöver und zog auf einer eleganten Hyperbelbahn ins Sonnensystem hinaus.
    »Mitsamt den Futuremen darauf.« Ich drückte den Like-Button noch viermal. »Werden andere Planeten von diesem Vorfall gefährdet?«
    »Das kommt darauf an, wann die Verpuffung genau eintreten wird. Aber es ist so gut wie ausgeschlossen. Bevor der Mond ihnen nahe kommen könnte, wird er von der Tachyoneneruption auf Warpgeschwindigkeit beschleunigt und aus dem Sonnensystem austreten.«
    »Mitsamt den Futuremen darauf!« Die Zahl der Likes stieg rasch auf 102.
    »Und mit Alpha 1«, ergänzte Bela Lugosi bzw. Commander König bitter. »Unser Verbleib in L5 hängt vom intakten Schwerkraftgefüge des Erde-Mond-Systems ab. Ohne den Mond sind die mehr als 300 Einwohner des Space Place 1999 einem unbekannten Schicksal ausgeliefert.«
    »Daher also Ihre Sorge. Betrachten wir es als noch ein kleines Opfer zugunsten des größeren Ganzen!« Ich lächelte ermutigend und betätigte noch einmal den Like-Button.
    »Wir haben die Folgen für die Erde noch nicht besprochen. Erlauben Sie mir, dass ich auf meine Teilnahme an der Simulation verzichte? Ich habe sie schon gesehen.« Der Commander klickte eine Fernbedienung.
    Abrupt wähnte ich mich in einem Liegestuhl an der Copacabana. Über mir schwebten vereinzelte Wolken an einem wunderbaren Sternenhimmel, der hinter der Wolkenschicht zweigeteilt wurde von einer hellen und nicht ganz vollständigen Linie. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass das Ezra Gurneys neuer Erdring war, wie er von der Erdoberfläche aus erschien – dort, wo der Erdschatten auf ihn fiel, war er dunkel und unsichtbar. Die Simulation war um einen Faktor 100 beschleunigt und nicht ganz perfekt: die Linie schien nämlich rhythmisch heller und schwächer zu werden.
    Dann wurde mir klar, dass das kein Programmfehler war: Gurneys Ring eierte.
    »Die wachsende Nähe des Mondes«, hörte ich Königs Stimme hinter der Simulation, »versetzt den Erdring auf eine Exzenterbahn. Da die Schwerkraft, der er ausgesetzt ist, mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, entsteht auf diese Weise eine sich selbst verstärkende Gezeitenwirkung: sein Drehzentrum wandert unumkehrbar aus dem Erdmittelpunkt hinaus.«
    Der Ringbogen wurde nun tatsächlich sichtbar größer und breiter. Er zog sich trügerisch beruhigend wieder in einen Faden zusammen, als mein virtueller Standort unter seinem erdfernen Abschnitt hinwegrotierte, und wuchs sodann erneut. Nun schaltete die Simulation auf Echtzeit zurück, und der bedrohlich schwellende Erdring glühte erst rot, dann gelb und schließlich blendend weiß auf. Jetzt war da ein Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte: ein im tiefen Bass gelegenes Grollen und Rumpeln, als liefe ein Vulkanausbruch droben im Himmel ab, während eine Meteorstaffel oder ein Luftschiffgeschwader abstürzte. Und der Ring kam sichtbar und unaufhaltsam tiefer!
    »Er wird doch verglühen, oder?« Meine Stimme klang kläglicher, als mir recht war.
    »Der Erdring besteht aus radiumverstärktem Neutrinogitterpolymer mit einem zwanzigprozentigen Anteil Dunkler Materie. Er könnte kurzzeitig in die Sonnenatmosphäre eintauchen, ohne zu schmelzen«, versetzte die kalte Stimme der Venusierin.
    Es war, als ob der Ringbogen mir auf den Kopf fallen würde. Die Wolken zerteilte er, indem die Lufthülle seine Umlaufgeschwindigkeit tödlich bremste, und er wandelte sich zu einer herniederfahrenden Götterpeitsche. Ein Chor aus hunderttausend Drachen fauchte durch den Himmel. Flammender Sturmwind fegte die See beiseite wie vor den ausziehenden Israeliten. Ich war in Panik aufgesprungen, ohne meine Augen abwenden zu können, während ich hoffte, dass dieses brennende Gebilde sich endlich in heiße Schmelztropfen zerlegen und abregnen würde.
    Aber der Ring zerlegte sich nicht. Er setzte auf. Über Hunderte von Kilometern Länge schnitt dieser erdumrundende Weltenknacker hinein in Land und Meer, in Rio de Janeiro, in den Zuckerhut, in Wald und Steppe, und zwei schwarze Flutwellen aus Gestein und kochendem Wasser, Erde, brennendem Holz, verglimmenden Leichen und Kadavern sowie einigen Fußbällen brandeten kilometerhoch auf und eilten nordwärts und südwärts.
    Ich glaube, dass ich schrie, als ich mir das Headset vom Kopf riss.
    »Verstehen Sie jetzt«, fragte Commander Hans König mit schweißnasser Stirn und unerwartetem Vorwurf in der Stimme, »warum ich mir manchmal den Nordpolturm zurückwünsche, Ms. N'rala?«

    (Fortsetzung folgt)





    (Falls Ihnen eine frühere Folge meiner Autobiographie entgangen sein sollte:
    1: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...-captains.html
    2: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...ml#post2888405
    3: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...ml#post2891498
    4: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...ml#post2895563
    5: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...l#post2899941l
    6: http://www.scifi-forum.de/off-topic/...slehrerin.html )
    Zuletzt geändert von Dessler; 24.06.2014, 17:24.
    Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

    #2
    Zitat von Dessler Beitrag anzeigen
    Zum Glück hatte Commander König Verständnis. Er hüllte mich mit Raumanzug und allem Drum und Drin in eine diskrete Baumwolldecke
    Ähm... mit der Thermounterwäsche und allem drum und dran AUCH noch eine Baumwolldecke? Die arme N'rala... das könnte ein wenig warm werden auf Dauer.

    Zitat von Dessler Beitrag anzeigen
    (...) Zurzeit lief er als Pinseläffchen umher und bemühte sich um ein nachhaltiges Verfahren zur Menschwerdung.
    »Unser Herr Schulrektor ist an einer Experimentreihe beteiligt, die nicht unterbrochen werden kann. (...)
    Uli das Pinseläffchen - tschuldigung aber Grööööhllll!
    Ich kann nicht mehr... Gnade...


    (...)

    Zitat von Dessler Beitrag anzeigen
    »Captain Future hat mit Ökologie so viel am Hut wie Gazprom mit Occupy. (...)«
    Stimmt. Und mit Tierschutz sogar noch weniger! Bitte, ich habe es selbst gelesen und sobald ich die alten Ausgaben wieder mein eigen nennen kann, werde ich alle Verfehlungen auf diesem Gebiet schwarz auf weiß vorlegen! Und in der Zwischenzeit werde ich Mitglied bei Grünfried. Gegen diesen Menschen MUSS man was tun! Wo kann ich unterzeichnen?

    Zitat von Dessler Beitrag anzeigen
    »Und wenn sie überschritten wird, dann wird der ganze Mond in einer Tachyonenwolke verpuffen? Mitsamt den Futuremen darauf?« Ich klickte begeistert den Like-Button am Brillenbügel des Headsets.
    Tja, ich glaube, die Likes werden in astronomischer Anzahl in die Höhe schnellen, wenn sich das erstmal bis zum Cerberus herumspricht. Von allen anderen Gelegenheitsganoven oder größeren Fischen, die noch in Freiheit sind mal ganz abgesehen

    Zitat von Dessler Beitrag anzeigen
    Aber der Ring zerlegte sich nicht. Er setzte auf. Über Hunderte von Kilometern Länge schnitt dieser erdumrundende Weltenknacker hinein in Land und Meer, in Rio de Janeiro, in den Zuckerhut, in Wald und Steppe, und zwei schwarze Flutwellen aus Gestein und kochendem Wasser, Erde, brennendem Holz, verglimmenden Leichen und Kadavern sowie einigen Fußbällen brandeten kilometerhoch auf und eilten nordwärts und südwärts.
    Oh in der Zukunft wird noch Fußball gespielt? So richtig mit "der Hand am Arm" ähem... "mit dem Fuß am Bein"? Sehr löblich. Nicht dass ich Fußballfan bin aber es hat so was Vertrautes


    @ Dessler: Großartig wie immer! Freue mich schon auf die Fortsetzung
    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
    Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
    Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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      #3
      Keine Sorge, Raumfahrerunterwäsche isoliert selbstredend auch gegen Überhitzung. Die Baumwolldecke diente nur dazu, das unzüchtige Outfit zu verhüllen.

      Natürlich wird in der Zukunft noch Fußball gespielt! Vorzugsweise mit dem Gebiss an der Schulter. Frag mal Otho, das ist sein Hobby.
      Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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        #4
        Die LIKE-Zahl hat sich soeben um 1 erhöht.

        ZUKUNFT -
        das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
        Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
        Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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          #5
          Kapitel 2

          »Ich habe das Gefühl, Sie wollen mir da etwas anhängen!« Mit beiden Händen lehnte ich schwer am Isofenster des Besprechungssaals und starrte auf das aus meiner Sicht auf dem Kopf stehende Hangarfeld von Alpha 1 hinaus. Gerade schwebte ein weiterer dieser unhandlichen Transporter ein, die mit einem Adler so viel gemeinsam hatten wie mit einem Ankylosaurus. Der Blick auf die Sicheln von Mond und Erde darunter hätte friedfertig gewirkt, hätte das Profil von Gurneys Ring nicht wie ein eingelegter Todespfeil Richtung Sonne gewiesen. »Schließlich haben Sie, hat Grünfried, alle anderen Projekte blockiert, die einen Ersatz für den Nordpolturm abgegeben hätten. Und ich darf daran erinnern, dass Grünfried auch das Bekennerschreiben verfasst hat, mit dem Ihre Organisation die Verantwortung für dessen Versenkung übernimmt!«
          »Welche mit zweckgebundener Drittmittelförderung erfolgte.« Commander König zeigte bisweilen eine unangenehme Neigung zur Lakonik.
          »Was wollen Sie denn damit unterstellen? Wenden Sie sich lieber an Marshall Gurney! Dieser Ring ist schließlich sein Projekt!« Ich holte tief Atem, um mich zu beruhigen. Das war ja bemerkenswert: Aus dem gelandeten Adler stiegen drei Frauen in Burkas und ein Mann mit Tagelmust, dem Gesichtsschleier der Tuareg-Männer. Welch vielseitiges Personal Grünfried doch aufbieten konnte!
          Der Commander hinter meinem Rücken nahm einen nachsichtigen Tonfall an, den er sonst für seinen Postdoc bereit hielt. »Das war natürlich auch mein erster Gedanke. Allerdings zeigt der Marshall bedauerlicherweise derzeit recht wenig Bereitschaft, auf uns zuzugehen oder uns anzuhören.«
          »Und dafür wollen Sie sich an mir schadlos halten?« Ich wirbelte herum und blitzte die Verantwortlichen an, die vor mir saßen. Hans König hatte nämlich nicht nur mit seinem hündischen Postdoc aufgewartet, sondern auch ein paar der wichtigsten Sponsoren des Umweltschutzverbandes Grünfried e.V. eingeladen. Da saßen Magister Zarro Bumsfeld, CEO des auf dem roten Planeten angesiedelten Rüstungskonzerns Mars Macht Mobil, Herr Audi, der seit seinem Ausscheiden aus meinem Institut für den Bloodaxe-Standard wirbt und eine Art Fünfte Kolonne von mir beim Patentinhaber darstellt, weil dessen Erbengemeinschaft mich aus gewissen Gründen nicht leiden kann, sowie Michael Rawsoft, Vermarkter des Neuronal Interface Operating Systems MS-Fensterl, mit dem ich aber nicht zu rechnen brauchte, da sein Hirnimplantat einen Bluescreen hatte und er schon die ganze Zeit mit Maulsperre in der Ecke hockte. Lauter bekannte Gesichter also. (Rawsoft kenne ich, seit er Ul Quorn die Lizenz für das NIOS abgekauft hat. Der von seiner Verbreitung bewirkte interglobalwirtschaftliche Schaden hat Uli seine erste Haftstrafe auf dem Kerberos sowie eine Golden-Gates-Trophäe für das meistverfluchte Betriebssystem aller Zeiten eingehandelt.)
          Ich pflanzte mich demonstrativ auf den Boden nieder, lehnte den Rücken an das Fenster und zog die Knie an, um mein Unbeteiligtsein zusätzlich zu unterstreichen. Sehr wirkungsvoll war es nicht. In diesen beigeweißen Fummeln von Alpha 1 sieht jede theatralische Geste aus, als sei sie auf einer Grundschulbühne einstudiert worden. »Sie sind schlimmer als der Weltklimarat. Erst entwerfen Sie ein abstruses Schreckensszenario und dann suchen Sie jemanden, dem Sie es in die Schuhe schieben können. Wer hat diese Simulation für Sie gefahren: Ed Wood?«
          Das war mir so herausgeschlüpft. Commander Königs Miene verzog sich jedoch kein bisschen. »Roland Emmerich. Allerdings gestützt auf die harten Fakten, die Dr. Ar-Ass'l ermittelt hat.« Er nickte väterlich zu seiner venusischen Kellerassel hinüber.
          Diese stand auf und schnurrte mit einer Stimme, die Stephen Hawking an Betonungslosigkeit überbot: »Laut unseren Berechnungen wird der Aufschlag des Erdrings sechzig bis achtzig Prozent aller ansässigen Tier- und Pflanzenarten vernichten. Das gleiche Ergebnis erhalten wir unter der Annahme, dass der Ring zum Zeitpunkt seines Absturzes auf der polaren Umlaufbahn rotiert. Allerdings reduziert sich dann die Überlebenswahrscheinlichkeit der Spezies Ursus Maritimus von 0,037 auf 1,2x10^-4 Prozent.«
          Herr Audi, unser Lateiner vom Dienst, fächelte sich mit den eigenen Ohren die Vokabeln zu. »Ursus – der Bär. Maritimus – an der See. Wieso denn Seebären?«
          »Das wäre die erste angemessene Frage heute.« Ich nickte dem Neptunier pikiert zu. »Denn davon haben Sie bisher noch überhaupt nicht gesprochen: Wie viele Opfer wird Gurneys Ring eigentlich den Homo sapiens kosten?«
          »Solche Berechnungen tätige ich nicht.« Dr. Ar-Ass'l sah drein, als sei ihr gerade ein halbrohes Steak aufgetischt worden. »Es ist ein Merkmal unverantwortlichsten Speziesismus, das Wohl von Individuen über das von Arten zu stellen.«
          »Wie bin ich froh, dass Sie das so sehen.« Ich zückte lächelnd mein Lieblingsspielzeug aus der Handtasche. »Dann nimmt Ihr Weltbild wenigstens keinen Schaden, wenn ich Ihnen hiermit durch die Brustwarze schieße.«
          »Mit einem nicht als vegan zertifizierten Laserpointer. Wie überaus abgeschmackt!« Die Kellerassel drehte sich naserümpfend um und stolzierte zur Tür. Im Vorbeigehen verpasste sie Rawsoft eine krachende Maulschelle, die ihm den Kiefer schloss, aber nicht das Hirninterface rebootete (offenkundig benötigte sein MS-Fensterl wieder die allmonatlich anfallende Neuinstallation). Schade, dachte ich. Diese Hilfestellung hätte ich ihm selbst gerne gegeben und damit das Wohlwollen von Milliarden frustrierter User an mich gezogen.
          Bumsfeld hatte sich bisher ganz diskret herausgehalten und mit einem Kajalstift ein Tattoo auf die gewachste Supergangsterglatze gemalt. Jetzt klappte er den Handspiegel weg und sah sehr nachdenklich zu Commander König auf. »Was erwartest du nun von unserem Unternehmen, Hans? Eine vegane Atomrakete, um dieses Tachymüll-Endlager aufzulösen? Oder lieber unseren eigenen Tachymüll, um die Zündung kontrollierter einzuleiten? Versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte nur über eure Ziele im Bilde sein. Unsere Aktienwerte könnten in den Keller gehen, falls MMM in den Verdacht geraten sollte, einen zweiten Ökokrieg zu unterstützen.«
          Das brachte Hans König in die Bredouille. Als Ehrenvorsitzender von Grünfried musste er von dem marsianischen Ökokrieg gehört haben. Damals hatte sich LGM - Little Green Men, die wichtigste Grünenpartei unseres Planeten - in zwei Fraktionen zerstritten, die sich nicht einigen konnten, ob das feuchtkalte Klima der Noachischen Periode vor 3 542 260 170 Jahren schützenswerter sei als das trockenkalte Klima der Frühamazonischen Periode vor 1 428 365 024 Jahren. Einig waren sie sich lediglich darin gewesen, dass die Erstbesiedlung durch die denebianische Urzivilisation ein Verbrechen an einer bis dahin unberührten Umwelt gewesen sei, die dringend rückgängig gemacht gehörte. Der Konflikt hatte uns das Hellas-Basin eingetragen und den größten Teil unserer Atmosphäre gekostet. Seitdem genießen Klimaschützer bei uns kein hohes Ansehen mehr. Eine paramilitärische Aktion auf dem Mond konnte Grünfried sich daher auch nicht gerade erlauben. Sah schlecht aus für meine Naturburschenfreunde.
          Ich steckte achselzuckend den Laserpointer weg und stand betont gelassen vom Fußboden auf. »Dazu kann ich nun wirklich nichts beitragen: Ich bin nur eine Gesamtschullehrerin. Bevor Sie in die Einzelheiten gehen, möchte ich mich darum empfehlen.«
          Commander König sah mich an wie Rollin Hand, wenn er darauf wartet, dass sein Gegner sich selbst erledigt. »Ist das der definitive Ausdruck Ihres Willens, unser aller Natur und Umwelt zu verraten?«
          Das entriss mir ein lautes Lachen. »Anlässlich der Solar Invasion habe ich für Ul Quorn unsere ganze Dimension verraten! Ich bin vom Mars/mein Herz ist schwars/ Herr Commander, und das Schicksal der Erde geht mich nichts an, so lange Sie Ihren Mond nicht aus Versehen in unsere Richtung schießen. Wer seinen Planeten nach dem Dreck in seinem Blumenpott benennt, der darf ruhig auch selber sehen, wie er ihn zusammenhält!«
          Sagen Sie selbst: Das war doch ein Abgang, oder? Zufrieden, so elegant vom Haken gehüpft zu sein, zog ich Rawsoft im Vorbeigehen das Hirnimplantat aus der Buchse. »Offline lebt es sich angenehmer, Mike.« Und während sein eigenes, nicht Fensterl-gesteuertes Hirn blinzelnd rebootete, zog ich mich in meine Gästesuite zurück und begann etwas fahrig, mein Gepäck zur Abreise vorzubereiten. Fahrig deshalb, weil mir dabei das Bild des auf Rio de Janeiro stürzenden Erdrings immer wieder in die Quere kam.
          Ach was, Gurney würde das Mondkalb aus dem Vaterschaftsurlaub zurückrufen, und Captain Future würde es schon richten, wie immer. Ich suchte vergebens nach einer Minibar, um meine etwas zu sehr zitternden Finger zu beruhigen. Diese Alphaner sind nicht nur vegan, die sind auch noch abstinent. Am Ende ließ ich mich genervt auf dem Sofa nieder und rief Ul Quorn an.
          Heutzutage, da Gott, Gurney und die Galaxis hyperskypen, was die Tachyonengeneratoren hergeben, sind Radiowellen so abhörsicher wie eine Buschtrommel. Herr Audi hatte mir erst am Morgen eine unauffällige Richtschüssel im Außenbereich installiert, und da Alpha 1 nur anderthalb Lichtsekunden von der Mondoberfläche entfernt steht, sind die Verzögerungen in der Funkverbindung auch tolerierbar. Ohnehin antwortete Uli in seiner derzeitigen Erscheinung nicht direkt ins Mikrofon.
          - Keine Ahnung, wer da eine illegale Müllkippe aufgemacht hat. Ich hab nichts mitbekommen. - lief es am unteren Bildrand des Televisors durch die Textzeile. - Kann auch nicht weg von hier. Ich wage nicht, den Atavismuswandler abzubauen, so lange ich nicht weiß, warum ich mich mit ihm selbst zum Affen gemacht habe. -
          »Hast du es mal mit dem marsianischen Wachstumsbeschleuniger versucht, den du im Weltraumzirkus benutzt hast?«
          - Mit was? Hat Curtis dir das aufgetischt? Herrschaftszeiten, das war ein ZAUBERTRICK und keine Supertechnik! - Ul Quorn war ein begnadeter Chatter geworden. Das Pinseläffchen wuselte flink auf der Tastatur umher und hackte mit sechzehn Fingern und Zehen zugleich auf die Buchstaben ein.
          Ich versuchte, mich einigermaßen auf dem veganen Sofabezug zu räkeln; es war ein Gefühl, als würde ich auf verschütteten Reiskörnern herumrutschen. »Einen Schwachpunkt hat Grünfrieds Szenario doch, oder? Wenn Gurney den Erdring auf eine Polarbahn und zurück schwenken kann, dann muss er doch auch eine Lagekorrektur vornehmen können, um ihn am Absturz zu hindern!«
          - Muss er nicht. Meine Fernortungen zeigen, dass der Ring einfach magnetisch polarisiert wird. Er richtet sich dann selbst an den Linien des Erdmagnetfelds aus. Lagekorrekturen lassen sich mit diesem Verfahren nicht hinkriegen. -
          Ich runzelte beeindruckt die Brauen und ignorierte das Zirpen des Türmelders. »An dir ist wirklich ein Lehrer verloren gegangen. Etwas in der Art hat mir auch die Kellerassel zu erklären versucht, aber ich habe ihren Technokratenschwall nicht verstanden. Ich empfehle sie dir als Chefideologin, sollte ich dieser Ökoamazone nicht doch noch eine Brust wegschießen. Ein schwarzes Herz kann man ja haben, das habe ich schließlich selbst, aber schwarzes Herz gepaart mit grüner Ideologie ist mehr Farbenspielerei, als meine rote Marsianerseele verkraften kann. Ach, übrigens, hat der Atavismuswandler dich wenigstens von der Brandnarbe befreit?«
          Das Pinseläffchen kratzte sich missmutig am Brustfell. - Hab mich nie besser gefühlt. -
          »Dann sorg schleunigst dafür, dass du deinen Fehler lokalisierst und rückgängig machst! Du weißt doch: Je länger du in dieser Gestalt bleibst, um so mehr gewöhnst du dich an sie. Am Ende willst du sie gar nicht mehr aufgeben wollen, sondern sitzt als fünfter Freak auf dem Mond und kannst nur noch bei den Futuremen anheuern. Eek, Oog und ein nobelpreisverdächtiger Primat mit antirassistischer Gutmenschenneurose - ich glaube, Simon Mückenhirn ist noch ohne Haustier?«
          Ul Quorn begann, zu toben und Bananenschalen auf die Webcam zu werfen. Ich nutzte die Gelegenheit, auf das hartnäckige Zirpen zu reagieren und schaltete den Türspion in ein verkleinertes Fenster auf dem Televisor auf.
          »Du wirst es nicht glauben! Vor meiner Tür stehen die drei vollverschleierten Frauen, die heute zugestiegen sind, und wollen mir das Wort des Propheten nahebringen!«
          - Seit wann missionieren Schiiten an der Haustür? - chattete das Pinseläffchen zurück.
          »Sei doch nicht immer so misstrauisch!« Ich kicherte in Vorfreude. »Mit den Zeugen Jehovas habe ich auch meinen Spaß, wenn ich ihnen meine marsianische Ahnentafel vorlege, die sechzehntausend Jahre weiter zurückreicht als ihre Weltschöpfung nach Bischof Usher. Lass uns doch mal sehen, was diese drei zu bieten haben.«
          Ab da fehlt ein Stück meiner Erinnerung. Ich kann nur durch Rückschluss rekonstruieren, dass ich tatsächlich aufgestanden und zur Tür gegangen sein muss. Es hinterlässt nämlich immer eine Gedächtnislücke, wenn der Prophet aus der Mündung eines Neuronenschockers spricht. Und den hatte mindestens eine unter der Burka bereitgehalten, um mir das Licht auszublasen, bevor ich überhaupt zu Wort gekommen war.

          (Fortsetzung folgt)
          Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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            #6
            Oah.... WIE KANNST du JETZT aufhören???

            Ich hasse Cliffhanger.

            Aber herrlich, das mit Herrn Emmerich! Ja, DER wäre der richtige für so 'nen Katastrophenfilm mit einem außer Kontrolle geratenen Erdring. Und Uli als Pinseläffchen ist wirklich goldig. SO kann er gerne bleiben *fg*.

            Und was sagt man zu den Zeugen Jehovas (etc.)? Na klar: "Ich habe auf euch gewartet!"
            Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
            Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
            Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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              #7
              Keine Sorge: Das Pinseläffchen wird uns noch ein Weilchen erhalten bleiben. Einstweilen dürft ihr raten, wer ein Interesse haben könnte, N'rala zu diesem Zeitpunkt mit Handtaschenkanonen zu beharken.
              Zuletzt geändert von Dessler; 07.07.2014, 08:53.
              Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                #8
                Kapitel 3

                Das Ekelhafte an so einem Neuronenschocker ist das Aufwachen. Diese hinterhältige Handtaschenkanone induziert nämlich so etwas wie einen epileptischen Anfall in Ihrem Gehirn. Das haut Sie erst mal prächtig aus den Latschen. Und wenn Sie wieder zu sich kommen, ist Ihnen so zum Kotzen, dass Sie auch nicht ruhig bleiben und sich weiter ausgeknockt stellen können.
                Also Sie nicht. Ich bin ja schließlich Weltraumzirkusartistin gewesen und habe dabei gelernt, was wegzustecken. Deswegen sortierte ich erst mal meine Sinne, als das Licht in meinem Kopf wieder anging. Vorsorglich rührte ich mich möglichst nicht, auch wenn ich mich mit einem satten Brummschädel wiederfand, nachdem ich in meiner eigenen Erinnerung gerade noch nett mit Ul Quorn gechattet hatte. Was immer da passiert war, ich musste jeden noch so kleinen Vorteil nutzen.
                Aha, unter mir fühlte ich das Alpha-1-typische vegane Sofapolstermaterial. Ich war also weder verschleppt noch an der Tür liegengelassen worden, an der man mich niedergeknallt hatte. Nach den Geräuschen um mich herum zu schließen waren zwei bis drei Personen im Raum. Das ließ an die Schleierschwestern denken, die mir das Wort des Propheten hatten nahebringen wollen.
                Na schön: Erst mal würden wir unsere Ausgangsposition ein klein wenig verbessern. Ganz langsam und unauffällig bewegte ich den Daumen, um lautlos den Giftnadelring zu entsichern.
                »Sie ist wieder da, Herr Marschel.« Eine gedämpfte Frauenstimme mit starkem deutschem Akzent.
                »Ich hab's mitbekommen.« Eine ebenso hingenuschelte Männerstimme.
                Wenn wir also schon so weit waren, dann konnte ich mir auch einen deftigen Fluch erlauben. Ich schlug unverrichteter Dinge die Augen auf.
                Wie ich es befürchtet hatte: Diese Schiitentruppe war über mich hergefallen. Islamistische Ökofundis – was es nicht alles gab! Durch meinen Brummschädel drängte sich das hässliche Bild einer Gotteskriegerinnenarmee auf, die gerade Alpha 1 überrannt hatte und jetzt das Habitat aus seinem Ruhepunkt lenkte, um den gesamten Klotz mit dem Erdring zusammenstoßen zu lassen.
                Die drei Burkas hatten sich gekonnt strategisch in meinem Gästezimmer verteilt, damit ich sie ja nicht mit einem Überraschungsangriff fertigmachen konnte. Nur eine von ihnen stand so nahe, dass ich sie ohne Weitsprung hätte erreichen können. Und das war nicht die, die den verdammten Neuronenschocker im Anschlag hielt, die hielt nämlich die Ausgangstür unter Bewachung. Jetzt war mir endlich auch klar, weshalb mir dermaßen der Schädel schwirrte.
                Der Berberkönig persönlich war auch dabei: der Verschleierte mit dem Tagelmust nämlich, den ich auf dem Landefeld hatte aussteigen sehen. Er hockte vor dem Televisor, welcher nichts als die Innenseite einer leergefressenen Bananenschale zeigte, und mühte sich vergebens, das Bild zu deuten. »Versuchen'S sich nicht an Heldentaten, Ms. N'rala«, nuschelte er, ohne mich anzusehen. »Wir haben Sie gestrippt, während'S weg waren.«
                Das machte meinen Kopf schlagartig klar. Ich tastete betroffen an mir herunter. Dabei war der beigeweiße Alphanerfummel noch an seinem Platz, und ich war nicht sicher, ob das die bessere Nachricht war.
                »Nicht, was Sie denken«, schnaubte die Ökoislamistin mit der Neuronenknarre. »Gestrippt ist unsere Fachsprache für gefilzt! Wir haben Ihren Nadelring, den Atomgranatenohrclip und alle weiteren Kostbarkeiten entschärft, damit Sie keinen Unsinn mit uns treiben können.«
                »Auch die Giftdüsenzahnplombe? Ich bin nämlich eine ganz falsche Schlange, müssen Sie wissen.« Ich zwinkerte ihr zu, während ich mich unauffällig anspannte, um sie anzuspringen, zu entwaffnen und k.o. zu schlagen. Bei Joan Randall war das ja auch nie ein Problem gewesen. Und in den anderthalb Jahren, die ich am Ostende des Vallis Marineris als Schülerin der gefürchteten How-Tsu-Nonnen zugebracht habe, habe ich gelernt, das zunächst ganz wie ein lässiges Räkeln aussehen zu lassen, um sodann mit der Schnellkraft eines Gepardenweibchens abzuspringen ...
                Etwas hielt meinen Fuß dort, wo er war. Ich krachte bäuchlings auf den Teppich und das Sofa kippte mit Gepolter auf meine Unterschenkel.
                Hatten diese Zimtzicken doch mein Fußgelenk mit einer Handschelle an die Lehne geschnallt! Hilflos wie ein gefangener Chulat musste ich über mich ergehen lassen, dass die Deutsche und ihre unbewaffnete Kollegin das Sofa wieder aufrichteten und mich dabei bedenkenlos über den Boden schleiften, bis sie mich kopfunter über die Sofakante hängen ließen. Und einer weniger gewandten Marskatze als mir hätten sie dabei auch noch ordentlich den Knöchel verdreht.
                Der Berberkönig hatte sich endlich mit dem Drehstuhl umgedreht und sah kopfschüttelnd auf mich herunter. »Ich hab'S doch grad eben noch gewarnt, Ms. N'rala. 'S fügen sich nur selber Schaden zu. Ihre Entwaffnung war 'ne reine Vorsichtsmaßnahme zum Besten unserer Gesundheit.« Auf dem Televisor hinter ihm grapschte eine riesengroße Pinseläffchenhand die Bananenschale von der Webcam und rieb sogleich mit einem fussel- wie fuselfreien Lappen auf dem Objektiv herum.
                Nun kam es darauf an, auf Zeit zu spielen. Irgendwann mussten die Alphaner doch merken, was hier vorging, und ihr Sicherheitspersonal vorbeischicken! Ich reckte die Arme und stützte mich lächelnd kopfunter mit den Handflächen am Boden ab. »Und die Fußschelle ist auch so eine Vorsichtsmaßnahme, Herr Marschel? Was immer Sie gegen mich haben, ich gebe hiermit vorsorglich meine Unschuld zu Protokoll.«
                »Vorsicht, jawohl.« An den Perlchen in seinen Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sehr ihm der Anblick meiner höchst vorteilhaft figurbetonenden Körperhaltung zu schaffen machte. »Es ist uns schließlich nicht entgangen, dass'S 'nen Blauen Nasenring in der Kampfkunst des How-Tsu erworben haben, und das ausgerechnet im Kloster Lang-hin, neben dem das Shao-lin aussieht wie eine Benediktinerabtei! Auch wenn'S den Ring nicht tragen, weil'S ihn nicht genügend kleidsam finden mögen.«
                Ich klimperte frech mit den Wimpern, die wirklich nur meine eigenen waren und nicht angeklebt. Ich hatte keine veganen auftreiben können. »Woher haben Sie das denn erfahren? Mr. Hamilton hat diesen Teil meiner Biographie nämlich nie öffentlich gemacht.«
                »Fragen'S den Snowden, der sagt's Ihnen genau.« Der Berberkönig beugte sich seufzend vor und verschränkte die Hände zwischen den Knien, um eine detailerfassendere Abnahme meiner Außenarchitektur vornehmen zu können. »Und wenn'S sich jetzt beruhigen und ordentlich hinsetzen könnten, dann können wir auch über Ihre bevorstehende Rekrutierung reden.« Aus dem Televisor starrten ihm zwei riesengroße Pinseläffchenäuglein in den Nacken, dann wurde abrupt der Bildschirm dunkel.

                (Danke, Uli! Hättest du danach wenigstens Commander König angerufen, dann hätte ich zwei Wochen später nicht SPOILERdiesen grandiosen 3D-Sensoround-Ausblick auf 2000 Militärraumschiffe gehabt, die alle mit den Geschützbatterien auf mich zielten, während ich nichts als die COMET unter meinen Füßen hatte und meine einzige Überlebenschance darin bestand, Mrs. Clever&Smart beizeiten auf die Bordtoilette zu verfrachten. In meinen Augen hast du dich erst in dieser Minute richtig zum Affen gemacht.)

                Ordentliches Hinsetzen konnte er haben. Ich stieß mich mit den Handflächen ab und warf mich mit einem Klappmesserschwung auf das Sofa zurück, was der Type mit dem Neuronenschocker ein ängstliches Zusammenzucken entlockte. Ich sortierte meine Glieder so ordentlich, wie es möglich war. Der seitwärts angekettete Fuß ließ mich nämlich sehr spreizbeinig dasitzen, was den Berberkönig nicht minder außer Fassung brachte. Was die Schiitendrillinge von dieser erzwungenen dekadent-freizügigen Körpersprache hielten, konnte ich hingegen nicht ergründen. Die standen nämlich nur dabei wie drei untalentierte Sternenkaiser-Imitatoren und sagten gar nichts dazu.
                »Das mit der Rekrutierung für den Propheten können Sie vergessen. Mein Planet hat zwei Monde und nicht nur einen wie Ihrer, deswegen ist der Monotheismus bei uns nie so richtig auf die Füße gekommen.« Wo blieben denn nur die Alphaner? Gab es wirklich keine Überwachungskamera in diesem Gästetrakt, so dass sie gar nicht mitbekamen, was abging?
                Berberkönig Marschel sprang von dem Drehstuhl auf und starrte mich mit beeindruckend blitzenden Augen an. »Jetzt vergessen'S doch mal Ihre Vergangenheit als Beinahenonne! Wir sind hier im Auftrag der Regierung, um Ihre Pflichten als unbescholtene Bürgerin in Anspruch zu nehmen!«
                Oha, jetzt kamen wir zur Sache! Nun konnte ich auch einen Schauer nicht mehr unterdrücken. Zeit schinden, N'rala!
                Mein Lächeln wurde so anschmiegsam wie das eines ganz kleinen süßen Kätzchens. »Wenn Sie Ihre Sorgen bei mir abladen möchten, dann stehe ich Ihnen ganz privat zur Verfügung, sofern Sie vorher diese drei Tussen rausschicken. Wenn Sie wünschen, auch weiterhin mit Fesselspielen.«
                »Meine Sorgen sind grundsätzlich auch Ihre Sorgen, Ms. N'rala.«
                »Das glaube ich nicht. Das Wort unbescholten habe ich jedenfalls im gleichen Atemzug mit meinem Namen noch nie gehört.«
                Damit war ich anscheinend der Deutschen auf die Füße getreten, denn die mischte sich ziemlich rüde ein. »Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat, werte Dame! Da Sie niemals rechtskräftig verurteilt worden sind, gilt auch für Sie die Unschuldsvermutung. Deshalb können Sie gemäß geltender Notstandsgesetze für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben herangezogen werden, insbesondere zu Informations- und Aufklärungstätigkeiten im Rahmen Informeller Mitarbeit!«
                »Im Klartext«, fügte der Herr Marschel hinzu, »'S werden diskret den Urheber des Tachymüll-Endlagers auf dem Mond ausfindig machen und am Aufbau der kritischen Masse hindern, damit die Erde vor dem Absturz ihres Ringes retten, wie Commander Königs Simulation Sie Ihnen vorgeführt hat.«
                »A... Augenblick mal, Sie … Für solche Späße haben'S aber schon das Mondkalb und seine Gummitruppe auf Abruf, nicht wahr? Ist Ihr Präsident denn so verzweifelt wegen Futures Vaterschaftsurlaub, dass'S schon auf das Niveau runtersteigen, schwache kleine Mädchen vom Mars zu terrorisieren?«
                Der Berberkönig fuhr prompt wieder aus dem Stuhl auf, als er seinen niedlichen Dialekt parodiert hörte. Zum ersten Mal ließ auch eine der Schleierschwestern, nämlich die Deutsche, eine menschliche Regung erkennen. Es irrlichterte hinter ihrer Burka, so sehr blitzten ihr die Augen. »Anscheinend sind Ihnen auf Ihrem Relativflug ein paar Nachrichten entgangen. Unter anderem, dass wir seit vier Monaten eine Präsidentin haben.«
                »Präsidentin, haben Sie gesagt?!? Nein! Sie wollen doch nicht sagen, dass Angie …?« Fast wären meine Hände zur Merkelraute zusammengeflogen.
                »Nicht doch! Staatspräsidentin Büyüktürk hat per Stichwahl das Amt des seligen Karsjuh übernommen!«
                Sie meinte wohl Carthew. Dieser Teutonenakzent war wirklich gewöhnungsbedürftig. »Und hat sie vielleicht eine Generalamnestie erlassen? Was ist denn mit Skal Kar, dem saturnischen Wissenschaftler, dessen Verscheiden man mir nachsagt? Wer hat dem Chef von Bloodaxe dieselbige als Logovorschlag in den Schädel gesteckt? Was ist mit dem Nordpolturm ...«
                Der Berberkönig setzte sich wieder und drehte mir den Rücken zu. »Ich will jetzt gar keine erfundenen Geständnisse von Ihnen hören, Ms. N'rala. Außerdem habe ich drei Zeugen dafür, dass Sie das nie zu mir gesagt haben.«
                Er drückte den Ein-/Ausschalter des Televisors, was am Zustand seiner Dunkelheit jedoch nichts änderte. Ich atmete erleichtert auf im Hinblick darauf, dass Ul Quorn bisher noch nichts an geistiger Regsamkeit eingebüßt hatte. In diesem Zustand war er nun mal wirklich nicht vorzeigbar. Die Dame mit dem Neuronenschocker schlüpfte zwei Schritte auf Herrn Marschel zu und wisperte: »Der Wiederaufruf der letzten Verbindung geht über F4.« Der Berberkönig drückte die bezeichnete Taste.
                27 Wege, Bananeneis ins Lateinische zu übersetzen. Ich kicherte sehr leise. Vergessen Sie nicht, dass Herr Audi mir die Verbindung eingerichtet hatte – manchmal könnte ich sein Töchterlein für dessen Schulbildung knutschen!
                »Und was werden Sie tun, wenn ich nicht kooperiere, Herr Marschel?«
                Des Berberkönigs Interesse für lateinische Eissorten erlahmte und er rotierte abermals mit dem Stuhl im Halbkreis. Das schien ihm wirklich Spaß zu machen. »Dann werden wir selbst die Zündung des Tachymülls einleiten zu einem von uns gewählten Zeitpunkt. Und er wird garantieren, dass der Mond auf seinem Weg ins äußere Sonnensystem den Mars in einen Doppelplaneten spalten wird.«
                Mein schwarzes Herz in Ehren, aber Marsianerinnen haben auch einen naturgegebenen Patriotismus! Wenige Minuten später hatte die Deutsche mir die Dokumente zur Unterschrift vorgelegt, mit denen ich mich zur freiwilligen informellen Mitarbeit verpflichtete, um das ökologisch-physikalische Gleichgewicht des Inneren Sonnensystems zu garantieren. Gauck-aktenkundig unter dem Decknamen: IM Nurara!
                Der Berberkönig nickte zufrieden und führte mich zur Tür. »Wir begleiten'S jetzt zum Briefing. Und zwar zügig. Was bin ich froh, wenn ich dieses vegane Zeugs endlich ablegen kann!« Prustend zog er seinen Tagelmust unter das Kinn hinunter, und mir ging ein Licht auf. Dabei hätte ich ihn längst an seinem onkelhaften Auftreten und dem Dialekt erkennen sollen - wenn er mir aber auch mit so einem fürchterlichen deutschen Akzent vorgestellt wird! Lieber Commander König, da haben Sie gedacht, er hätte Ihnen nicht zugehört, als Sie mit Ihren Warnungen zu ihm kamen? Der hat doch nur darauf gewartet, dass er seine eigene Verantwortung bei jemand anderem ins Mieder stecken kann!
                Ich gewährte ihm einen militärischen Salut. »Zu Befehl, Herr Reichsgeneralfeldmarschall.«
                Ezra Gurney schnaubte: »Herr Marshall genügt«, und schob den Schleier wieder über seinen Hercule-Poirot-Schnurrbart hinauf.

                (Fortsetzung folgt)
                Zuletzt geändert von Dessler; 15.07.2014, 21:16.
                Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                  #9
                  Gröööhll! Made my Day!
                  Ich dachte echt die ganze Zeit dass das nur der Ezra sein konnte! Dialekt hin oder her (okay beim Hamilton nuschelt er auch) - aber Herr Marschel, hihi... das weckt Assoziationen.

                  Atomgranatenohrclip - ähm ja. Die Frau ist doch echt ein wandelnder Waffenladen. Hm... noch 'ne Geschäftsidee. Und Waffenläden sind in der Zukunft ganz bestimmt legal!

                  P.S.: Schade, dass Angie nicht System-Präsi wurde...
                  Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                  Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                  Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                    #10
                    Den anderen Ohrclip hatte sie ja schon nach Chamäleon II geworfen und das Auditorium von Tripel-G7 damit umgestaltet. Dabei sind das alles Doktorchens eigene Entwicklungen. Nicht nur Simon Wright ist genial! (Die Giftdüsenzahnplombe war aber reine Angeberei von N'rala.)

                    Hoffen wir mal, dass Ezra sich nicht so angezogen hat, weil er auf Safari gehen will - im Tycho-Krater ...
                    Zuletzt geändert von Dessler; 16.07.2014, 08:58.
                    Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                      #11
                      Kapitel 4

                      Es war sicher nicht übertrieben, zu sagen, dass ich das übellaunigste Mitglied der Kolonne war, die aus dem gelandeten »Adler« stieg und durch den Hangar stiefelte, um sich zum Briefing auf der Tychobasis einzufinden.
                      »Ich trage einen volldurchsichtigen Raumanzug. Und einen tigergestreiften Nanoröhren-Thermoanzug darunter! Wieso muss ich dann auch noch eine schwarze Burka darüberziehen?«
                      »Weil wir alle eine haben. Außer dem Herrn Marshall natürlich,« befand Dr. Ar-Ass'l hinter mir. Die Kellerassel war mir zur Unterstützung meiner Informellen Mitarbeit von Commander König zugeteilt worden. Also falls mir einfallen sollte, zu desertieren oder sowas. Entsprechend groß war die Arschkarte geschnitten, die ich mir in die Montur geschoben hatte.
                      Ganz am Ende der Kolonne nuschelte der Herr Marshall: »Schlapphut und Trenchcoat sind out, Miss N'rala. Agenten von Welt tragen heut den Schleier. Oder können'S sich 'ne Uniform denken, die noch furchteinflößender aussieht?«
                      Konnte ich nicht, das musste ich zugeben. Ich nahm mir aber vor, mir wenigstens bei irgendeinem schiitischen Motorradclub eine Burka aus schwarzem Naturleder zu beschaffen. Von diesem Anblick würde zumindest die Kellerassel einen Herzkasperl kriegen und ich hätte schon mal ein Problem weniger.
                      »Also ich find diese Reform klasse. Endlich muss ich nicht mehr als Zielscheibe des ganzen Universums herumlaufen,« kam es aus der gummibootroten Burka vor mir.
                      Das war mein anderes Problem. Gurney hatte mir meine liebste Todfeindin als Partnerin zugeteilt! Also falls mir … Sie verstehen mich? Mir will einfach niemand trauen! Und als ich ihn voller Entsetzen gefragt hatte, ob er seine Welt retten oder einen Doppelmord zu begehen gedenke, hatte er geantwortet: »Ekkon chultavi ph taulejseravis echorah. So heißt's doch in Ihrer Sprache, oder? Drei Chulats mit einem Laser erlegen?«
                      »Und warum muss der da keinen tragen?« Ich wies auf Herrn Audi, der unbekümmert und in voller Pracht neben mir herhoppelte.
                      »Zum Beispiel, weil'S ihn selber von seinem Job abgezogen haben und nicht ich.« Gurney hob eine Fernsteuerung und öffnete das Schleusentor für uns. »Und sagen'S im Ernst: Wie wollen'S denn einen Tagelmust um diese Ohren wickeln?«
                      »Das habe ich gehört,« maulte Herr Audi im Tonfall eines US-Präsidenten, zu dem jemand »Neger« gesagt hat.
                      Auf der anderen Seite konnte ich froh sein, dass mich die Burka auch vor Identifizierung schützte. Sonst hätte Grag mich wahrscheinlich ohne Aufhebens erlegt. Ich machte mich ganz unwillkürlich kleiner, als seine photoelektrischen Sichtzellen uns alle musterten, während wir im Gänsemarsch in die Basis des noch immer abwesenden Mondkalbs spazierten. Nicht so meine Freundin von Alpha 1: die spazierte unbekümmert auf den Blechkameraden zu und pochte ihm mit dem Fingerknöchel auf den Brustpanzer.
                      »Sie, Herr Stahlknecht! Ich hoffe doch sehr, dass Sie mit erneuerbaren Energien betrieben werden? Eine Radiumnuklearbatterie wäre menschlich und ökologisch vollkommen unzumutbar!«
                      »Darf ich um Aufladung bitten, Gnädige Frau?« Grag öffnete eine Seitenklappe in seinem Rumpf und holte ein handtellergroßes Windrädchen zum Anpusten hervor.
                      Warum Gurney darauf bestanden hatte, das Briefing in der Basis des Mondkalbs durchzuführen, wurde mir klar, als wir endlich das Labor betraten. Es hatte sich nämlich immens verändert, seit ich damals mit dem volldurchsichtigen Raumanzug aus ihm entwischt war. Insbesondere hatte der verfügbare Raum stark abgenommen – und ich meine: stark! Gurney zog seinen Tagelmust herunter und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Noch begeisterter war Herr Audi. Er sprang geradezu aus seinem Raumanzug und bewunderte verzückt die sich über mehrere Ebenen erstreckenden und mit einem gewaltigen Kabelsalat elektrifizierten Spanplattenträger.
                      »Das ist die größte und schönste Modelleisenbahn, die ich je gesehen habe!«
                      »Curtis hat die Anlage unserem kleinen Vullie zu Weihnachten geschenkt.« Joan nahm Tschador und Kopftuch ab und schüttelte die Frisur aus.
                      Ich ließ meine eigene Burka elegant um mich herum auf den Boden gleiten. »Wozu bitte? Es dauert noch mindestens zehn Jahre, bis Captain Vulture mit diesem Kram spielen kann!«
                      Zwischen zwei Pappmachébergen erhob sich der Flugkörper des Mückenhirns, das damit beschäftigt gewesen war, einen entgleisten Zug wieder auf Strecke zu bringen. »Sie verstehen Männer nicht, Miss N'rala. Von alters her schenken Väter ihren Babysöhnen Modelleisenbahnen – nicht auf deren Wunsch natürlich, sondern auf ihren eigenen.«
                      Plötzlich hatte ich die beunruhigende Vision, solch ein Geleise würde sich durch die Räume von Tripel-G7 ziehen. Aber nein – Uli machte derzeit sowieso eher einen Affenstall daraus. Ich betrachtete misstrauisch die überall im künstlichen Gelände herumstehenden Plastikfiguren. »Welcher von denen ist Otho?«
                      »Gar keiner.« Grag öffnete eine Brustklappe, holte einen mit Cappuccino gefüllten Pappbecher hervor und reichte ihn Dr. Ar-Ass'l. »Otho hat sich gelangweilt und auf die Venus abgesetzt, um ein paar Mädchen zu jagen. Der Herr Professor und ich halten derzeit alleine die Stellung.«
                      Inzwischen hockten die Herren Gurney und Audi mit feucht glänzenden Augen bzw. Ohren an der Steuerkonsole der Eisenbahnanlage und verfolgten einen beleuchteten ICE auf dem Weg von einer historischen Altstadt durch ein rotes Canyongebiet. »Wie schade, dass ich nur eine Tochter habe!«, rief der Neptunier mit allem Machodünkel aus. »Sowas hätte ich auch meinem Sohn schenken mögen! Sehe ich recht, dass in den einzelnen Abschnitten Landschaften des ganzen Sonnensystems abgebildet sind? Ist das nicht die Venus dort drüben?«
                      »So ist es.« Auch Joan war es nach einigen Verstrickungen endlich gelungen, sich aus ihrer Burka zu befreien, was an ihrer Farbenpracht jedoch nichts änderte. »Komm mal hier herüber, N'rala. Dieser Teil dort ist für dich gemacht.«
                      »Vorsicht, Schätzchen! Dass ich als Informelle Mitarbeiterin shanghait wurde, heißt nicht, dass ich meine Gewohnheit aufgegeben habe, Formellere Mitarbeiterinnen zu vermöbeln.« Ich starrte ziemlich angesäuert auf eine H0-formatige Nachbildung des Gefangenenlagers auf dem Cerberus. Konnte es sein, dass …? Wahrhaftig: Neben einer Lorenbahn stand da ein kleiner Ul Quorn in Sträflingskleidung und machte die Merkelraute! Vorsichtshalber fragte ich Joan nicht, ob es auch N'rala als Plastikfigürchen gäbe. Der Verdacht drängte sich nämlich auf, dass dieses sich in ziemlich unziemlicher Weise in den Venusmarschen aufhielt.
                      Ich stieg auch aus dem Raumanzug, Grag schloss seine Klappe, öffnete sie wieder und reichte mir ebenfalls einen Cappuccino – wie machte er das eigentlich? Ich hockte mich diskret schlürfend auf eine noch unfertige, an der Decke aufgehängte Spanplatte, über die erst ein einsames Nebengleis verlief, und winkte das Mückenhirn herbei.
                      »Nur interessehalber: Was haben Sie eigentlich bisher über das Tachymüll-Endlager in Erfahrung gebracht?«
                      Simon Wright ließ verwundert die Greifarme hängen. »Wie sollten wir denn etwas in Erfahrung bringen?«
                      Ich grinste kätzisch über die Kante des Kaffeebechers hinweg. »Mit Nachforschungen vor Ort zum Beispiel. Tragen die Müllcontainer Aufschriften? Gibt es Signaturen, die auf den Urheber deuten?«
                      Professor Mückenhirn blieb völlig unerschütterlich. »Das können wir doch nicht wissen, Mädel. Grag und ich sind zu wenige, um die COMET zu fliegen und nachzusehen.«
                      »Ach du liebe Zeit.« Die Kellerassel hätte sich fast an ihrem Becher verschluckt. »Ihr überzüchteter Äppelkahn ist doch nicht alles! Was ist mit Spionagesatelliten, Aufklärungsdrohnen, Landersonden?«
                      Und als das Mückenhirn unbewegt in der Luft schweben blieb, offenkundig ahnungslos, wovon die Alphanerin sprach, schüttelte ich nachsichtig den Kopf. »Ein Genie darf man ja sein, Herr Professor. Aber wenn Sie sich nicht informieren, was die Kollegen tun, dann verlieren Sie trotzdem irgendwann den Anschluss.«
                      Während Herr Audi einen Dieselzug durch die Geländeszenarien von Ganymed, Callisto und Titan in meine Richtung lenkte, beschloss ich endgültig, mich für das Briefing, sollte es je an diesem Tag dazu kommen, möglichst unsichtbar zu machen. Dabei hätte ich schon gewusst, was zu tun gewesen wäre: Wenn ich Marshall Gurneys Vorgesetzte gewesen wäre, dann hätte ich ihn zum Beispiel veranlasst, den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen durch eine Auflistung aller Unternehmen, die überhaupt Tachymüll in größerem Umfang produzierten: Energieversorger, Werften, Rüstungskonzerne und so weiter. Aber mich fragte ja niemand um meine Meinung. Der Herr Reichsgeneralfeldmarschall bevorzugte sowieso seine Standardlösung, Captain Future drauflos zu schicken, um den relevanten Schurken zu finden, Joan aus dem Klo zu befreien, sich beim Gegner einzuschleichen, wahlweise Grag, Otho oder Simon zu vermissen, Joan aus dem Klo des Schurken zu befreien, Grag, Otho oder Simon wieder einzupacken, verloren zu gehen, wieder gefunden zu werden, Joan aus dem Klo zu befreien und den Gegner mit aller Macht ins Jenseits, die Korona oder die Dimension X zu blasen. Worauf Joan sich aufs Klo zurückzieht. Und wenn das nicht funktioniert, weil das Mondkalb gerade Windeln wechselt, dann sucht der liebe Onkel Ezra sich eben einen anderen Dussel. Kapitänsfrau N'rala zum Beispiel. Den Teufel würde ich tun, Ezra Gurney auch noch Ratschläge zu erteilen, wie er seinen Dienst versehen solle!
                      Die Spanplatte unter mir begann zu schaukeln. Ich staunte, wie viel Energie doch so ein H0-Dieselzug aufbringen konnte, als er über die Modellgleise schnurrte, um mich in einem halben Meter Abstand zu passieren, und fragte mich, welche Supergangster zurzeit eigentlich aktiv waren im Sonnensystem. Von meinem Pinseläffchen mal abgesehen, das sicher nichts mit dem Tachymüll zu tun hatte. Wrecker? Dr. Zarro? Meines Wissens waren die alle vom Mondkalb zur Strecke gebracht worden; aber was wusste ich denn, was in dem Jahr meines Relativflugs im Sonnensystem so alles geschehen war? Na schön, Gurney würde irgendwann doch schon mit einem Verdacht herausrücken, wenn ihm wirklich daran lag, die Schuld am Absturz seines hübschen Erdrings von sich abzulenken. Ich musste lediglich darauf achten, dass am Ende nicht der Name N'rala übrigbliebe – wozu ich dank dem Herrn Reichsgeneralfeldmarschall ja nun die beste aller denkbaren Voraussetzungen hatte.
                      Rundherum fiel das Licht aus.
                      Unter Protestgeschrei von Gurney und Herrn Audi und einem schrillen Quieken von Joan sah ich nur noch ihre Schemen durch das trübe blaue Glimmen huschen, das von Grags Elektroaugen und dem Behälter des Mückenhirns ausging. Einen Augenblick später erhielt die Spanplatte unter mir einen Stoß, der mich beinahe abwarf; ich konnte mich gerade noch an einer Kette halten, der Cappuccino spritzte in einer Fontäne davon. Die ganze Modellanlage krachte, als sich ihre Komponenten in einem Beben gegeneinander verschoben, wie es der Mond gewiss nur bei sehr großen Einschlägen erlebte. Nägel wurden aus den Löchern gezogen, Schienen verbogen und zerrissen; der kleine Dieselzug wurde vom Gleis geworfen und kullerte auf den Boden.
                      Noch weitaus beängstigender aber war das anschwellende mechanische Kreischen, das sich auf die Tychobasis senkte wie die Motoren einer Bomberstaffel.
                      Da verkroch ich mich unter der Steuerkonsole, traf dort Herrn Audi, der sich verzweifelt die Ohren um die Wangen zu wickeln versuchte, um den akustischen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen, und schlug mir den Kopf an, als eine neue Bebenwelle den Boden unter mir anhob. Mit überschlagender Stimme schrie ich den Neptunier an: »Was ist denn das für ein Blödsinn? Der Mond ist von einem Hochvakuum umgeben! Wie kann etwas von weit draußen mit solchem Lärm auf uns herabstürzen?«

                      (Fortsetzung folgt)
                      Zuletzt geändert von Dessler; 25.07.2014, 20:31.
                      Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                        #12
                        Geil!!!! Und jetzt muss ich erst mal meinen Monitor von Cappuccino-Flecken befreien...
                        Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                        Mission accomplished.

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                          #13
                          Mrs. Redshirt in einer roten Burka? Ähm, bisschen auffällig
                          Und... ich beantrage Windeln für sie! Das kann ja wohl nicht angehen, dass die ständig aufm Klo hockt und dann nicht weiß, wie sie da wieder raus kommt!

                          Übrgens: Nicht nur Jungs spielen gerne mit Eisenbahnen! Als ich mir als Kind eine gewünscht habe (JAWOHL - ICH, ein Mädchen!), war mein Paps aber auch begeistert. Und die Spanplatte wurde von Weihnacht zu Weihnacht größer und größer. Am Ende nahm sie das halbe Wohnzimmer ein - sehr zur Freude meiner Ma.
                          Als mein Pa gestorben ist, hat man sie aufgelöst. Es war schade, aber mir fehlte der Platz dafür - die Loks und Züge, die habe ich aber heute noch. Und die gebe ich auch nicht her.
                          Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                          Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                          Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                            #14
                            Die Windeln lassen wir Captain Vulture. Denn Joans sehr spezielles Verhältnis zu Toilettentüren wird in dieser Geschichte noch handlungsrelevant.
                            Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                              #15
                              Kapitel 5

                              Ich denke, mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich zugebe, dass mich das Mondbeben in eine tierhafte Panik trieb, wie sie noch nie in meinem Leben vorgekommen war. Zumal mich dieses Geräusch, das es gar nicht hätte geben dürfen, so sehr an das Reibungsschleifen des Erdrings in der Lufthülle von Commander Königs Simulation erinnerte.
                              Wie ein verängstigter Chulatwelpe kroch ich darum unter die Platten der Modelleisenbahn auf der Suche nach einer sicheren Deckung. Dummerweise hatten einige andere dieselbe Idee. Während mich mein Wildkatzeninstinkt zur solide aussehenden Marslandschaft robben ließ und um mich herum Callisto, Titan und Uranus aus ihren Verankerungen krachten und zu Boden stürzten, bekam ich darum Gurneys Stiefel vor die Stirn, weil er gerade auf dem Kriechgang zum Merkur war. Während ich noch Sternchen sah, patschte meine Hand auf Herrn Audis linken Ohrlappen, was ihm ein Schmerzensgeheul entlockte. Beim Versuch, ihm auszuweichen, verhedderte ich mich in einem Kabelgeflecht, und als ich daran zog, brachte ich den Ganymed zum Kippen. Die sich aufrichtende Spanplatte hatte auf Simon Wright die Wirkung einer Fliegenpatsche, die das Mückenhirn mitsamt Gefährt in unidentifizierte Rohbauten der zusammenstürzenden Modelleisenbahn davonschleuderte.
                              Dann wurde es so abrupt still, als hätte jemand den Fernseher abgestellt. Vorsichtig blieb ich flach unter dem Kabel- und Mikroschaltergestrüpp des Marsmodells liegen, hielt den Atem an und nutzte mein im Lang-Hin-Kloster erlerntes Autogenes Training, um meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als der Schweißausbruch endlich abtrocknete, holte ich das Cleverphone heraus und begann, zu chatten.
                              »Was kann das Mondvakuum zum Klingen bringen, als wären wir einem Luftangriff ausgesetzt?«
                              - Hab nichts gehört, – moserte Ul Quorn drüben in Tripel-G7. - Bin gerade beim Auffegen. Das Mondbeben hat mir meine Staude umgeworfen. -
                              Was für eine Staude? Ich lauschte den aufgeregten Debatten in den Tiefen des Labors. Professor Wright suchte nach dem Lichtschalter, Grag wollte eine Erklärung haben, warum eigentlich alle so jammerten, und Gurney verlangte, zu erfahren, wohin die verdammte Rothaut sich verdrückt habe. Genau deswegen zog ich es vor, mir einen Berlichingen zu denken und mich tot zu stellen. »Grag hat auch nichts wahrgenommen. Aber alle anderen von uns,« flüsterte ich dicht am Mikro.
                              - Dann betraf der Effekt wohl nur Menschenhirne – las ich vom Textlaufband ab. - So wie bei Meteoren, bei denen die Beobachter ein Zischen hören wollen, obwohl der Körper in vielen Km Höhe verglüht. Man führt das auf elektromagnetische Spannungen zurück, die dumme menschliche Neuronen zu Schallwellen umdeuten. Der Sternenkaiser wusste eben schon um die Vorzüge eines Affenhirns. -
                              »Fühl dich mal nicht zu wohl damit. Das ist ein Alarmzeichen. Ich hoffe doch, dass der Atavismuswandler nicht noch zusätzlichen Schaden genommen hat?«
                              - Kann ich noch nicht sagen. Das Beben hat mir den CRC-Selbstcheck zu Hausnummern geraten lassen. Muss ich wieder von vorne anfangen. Wie gefällt dir übrigens mein Kimono? Selber gemacht! -
                              »Aus Bananenschalenfasern womöglich? Er sieht mehr wie ein Südwester aus, Matrose. Hast du vielleicht etwas angestellt mit deinen Testläufen, was solche Auswirkungen auf den Mond haben könnte? Hier drüben wurde jedenfalls keine feindliche Flotte in Schussweite gemeldet.«
                              - Das war auch keine. Das Mondgestein hat auf eine rapide Erhöhung der Tachymüllmasse reagiert. Das wird jetzt immer schlimmer, bis die kritische Masse erreicht ist. Und vielleicht reagieren Menschenhirne auch auf Tachyfelder ähnlich wie auf elektromagnetische. Mein Vater hat einmal ein Paper dazu veröffentlichen wollen, aber Science hat es nicht angenommen. -
                              »Dann waren das Mülltransporter, die über uns weggezogen sind?«
                              - Getarnte offenbar. Ein grandioser Plan! Wenn ich ausschauen würde wie gewohnt, dann würde ich hingehen und dem raffinierten Hund, der sich das ausgedacht hat, meine Unterstützung anbieten. -
                              »Danke, ich nicht. Könntest du denn rauskriegen, wer da illegal seinen Schutt ablädt? Ich meine, ohne dass wir in das Lager eindringen und die Container einzeln auf Absenderhinweise umwälzen?«
                              - Na, über die Backtür natürlich! Wer ist eigentlich Wir? -
                              »Herr Audi, die Tycho-Freaks und eine Handvoll Kopftücher.«
                              - Aber Schwarzherzchen! Du wirst doch nicht zu den Futuremen übergelaufen sein? -
                              »Ich versuche nur, hier meine rote Haut zu retten, du Pavian!«
                              Denken Sie nicht, das sei unser normaler Umgangston. Die äffischen Unterstellungen hatten mich einfach über Gebühr gereizt. Ich sah nun aber doch, dass Ulis Verstand von dem Hirn, in das er gepresst worden war, zunehmend angegriffen wurde. Denn von jeher kannte ich ihn als Großmeister des rhetorisch gepflegten Fluchens; was ich nun aber zu lesen bekam, war lediglich:
                              - opdrjbhm , -
                              Das aber mit affenartiger Geschwindigkeit. Der ursprüngliche Doktor Quorn war nie über Tipparbeit mit zwei Fingern herausgekommen, in seiner derzeitigen Form hüpfte er sichtlich wieder mit allen Vieren auf der Tastatur herum. Und erfolgreich. Nur die letzte Handvoll Zeichen war dadurch zustande gekommen, dass das Pinseläffchen sich in seinem Kimono verheddert hatte und über die Tasten weg vom Schreibtisch gepurzelt war.
                              »Ich höre Mrs. N'rala atmen,« meldete Herr Audi vergnügt. »Position: Vier Meter zwanzig auf Zehn Uhr von meiner Blickrichtung. Unter dem Olympus Mons. Sic transit gloria mundi, würde meine Tochter sagen.«
                              Vielen Dank für Ihre schrankenlose Kooperation, Herr Lateiner! Könnten Sie mal wieder Ihre Superlauscher zuklappen? Ich schaffte es gerade noch, die Verbindung zu kappen, bevor Grag meine Fußknöchel zu fassen bekam, mich aus den Trümmern der Modelleisenbahn schleifte und kopfunter vor Marshall Gurney präsentierte. »Und ich habe schon gedacht, ich hätte jetzt meine ewige Ruhe vor Ihnen,« feixte ich spitz.
                              »Stellen'S das Mädel doch auf seine Füße, Grag. Was haben'S denn für Manieren, mein Gott?« Gurney zerrte vergebens an seinem Tagelmust, der sich infolge des Mondbebens so verknotet hatte, dass er kaum Luft bekam. Simon kam herbeigeschwebt und leistete lebensrettende Hilfestellung mit einer Nagelschere, während Grag mich umdrehte und Sohlen voran wieder auf dem Boden absetzte, wie es sich gehörte. Gurney schnaufte, zog sich erleichtert den Stoff von der Nase und sah sich im Trümmerfeld um. »Schön, jetzt sind alle beisammen außer Mrs. Future. Joan, wo stecken'S denn schon wieder?«
                              »Ich glaube, ich habe sie dort drüben hinlaufen sehen.« Unsere Grünfriedlerin vom Dienst, Dr. Ar-Ass'l, wies in Richtung Toilettentür, von der ein leicht hysterisch anmutendes Wimmern kam. Der Prof schwebte pflichtbewusst zu Hilfe, und die Kellerassel musterte das massive Gerätchen, das ich mir auf den Handrücken geschnallt hatte. »Was ist denn das? Eine Armbanduhr aus der Klitschko-Edition?«
                              »Importiert ihr auf Alpha 1 denn kleine Cleverphones? Aber Sie haben schon Recht. Das hier ist die limitierte Sonderausgabe zum Abschied von How-Tsu-Sportlerinnen. Solche Gimmicks bekommen Sie bei einem Eierfon nicht.« Ich ballte die Linke zur Faust und spannte den Handrücken kurz an, so dass aus der Schmalseite des Cleverphones die gekrümmte Messerklinge schnappte und wie eine Dinosaurierkralle etwa 5 cm über meine Fingerknöchel hinausragte. Die Kellerassel machte entgeistert einen Satz zurück und trat sich einen hinter ihr liegenden Rungenwagen in den Fuß.
                              Gurney schüttelte säuerlich den Kopf. »Ich hab meinen Agentinnen gesagt: Nehmt ihr auch dieses Dings ab. Nein, Herr Marschel, das ist harmlos, bloß'n Händie. Ich hab's noch im Ohr!«
                              Grinsend faltete ich meinen Mini-Sarazenensäbel in seine Scheide zurück. »Was soll's? Nützt mir ja doch nichts, wenn ich hier anfange, Lieferungen für die Victor-Corvo-Stiftung, Pathologische Abteilung zuzuschneiden. Und was haben Sie jetzt vor, Herr Reichsgeneralfeldmarschall? Die Eisenbahn wieder zusammenbauen?«
                              »Das übernehme ich!« Herrn Audis Ohren glühten vor Begeisterung.
                              Und das war auch schon der intelligenteste Beitrag der folgenden Stunde gewesen. Im Ganzen setzte dieser Haufen unter Beweis, dass er ohne den Ansporn durch den zugegebenermaßen genialen Geist Captain Futures nichts auf die Beine stellen kann. Dr. Ar-Ass'l setzte sich per Eierfon mit Alpha 1 in Verbindung und erfuhr, die Menge des Tachymülls habe sich von 89 auf 93% der kritischen Masse erhöht. Noch zwei solcher Lieferungen, und der Mond würde unwiderruflich aus seinem Orbit getragen. Faszinierend! Darauf wollte Grag unbedingt das Endlager mit einem Nukleararsenal belegen, wogegen die Kellerassel wegen der moralischen Ächtung des Atoms als solchem vehementen Einspruch erhob. Gurney strebte den Dienstweg an, Professor Mückenhirn rechnete aber aufgrund vergangener Erfahrungen nicht mit einem ausreichend schnellen Gerichtsbeschluss für einen Durchsuchungsbefehl. Joan hielt diesen sowieso für überflüssig: Man müsse doch nur am Haupteingang die Polizeimarke zeigen und ein Gespräch mit dem zuständigen Chef erbitten. Worauf Gurney bewies, dass Schleiertragen in mancher Weise nützlich sein kann, denn wenn man auf die Knie fällt und wiederholt die Stirn auf den Boden schlägt, kann man es hinterher immer noch als eine Runde Beten deklarieren. Der Prof brachte den Vorschlag ein, den Tachymüll mit den Adler-Transportern einzusammeln und auf Alpha 1 umzuschichten, aber freilich wollte Grünfried auch nicht auf dem Zeugs sitzen, Dr. Ar-Ass'ls Gegenvorschlag, die Container in den Erdring zu stopfen, kam aber wieder bei Gurney nicht an. Ein Patt stellte sich ein: Allenfalls Otho hätte womöglich noch einen sinnvollen Einfall beisteuern können, aber der lief bekanntlich auf der Venus den Röcken nach. Somit blieb auch die Frage, wer denn überhaupt diesen ganzen Schlamassel auf dem Mond abgelegt habe und wie man den verantwortlichen Umweltsünder dingfest machen könne, unbeantwortet. Und falls Sie mich dabei vermissen: Ich hatte mich auf passiven Widerstand zurückgezogen und trug überhaupt nichts dazu bei, bis Gurney entnervt eine Pause ausrief und Grag aus einer seiner Brustklappen Cornettoeis verteilte.
                              Mit der Waffel in der Hand schlenderte Marshall Gurney scheinbar beiläufig zu mir, wie ich da brav auf der Kante eines Labortischs hockte, und lehnte sich gegen ebendiesen, als sei er nur zu einem Plausch aufgelegt. »Nun sagen'S auch mal was, Ms. N'rala! Ich kann Ihnen doch an der Nasenspitze ansehen, dass Ihnen was im hübschen Wildkatzenköpfchen rumgeht. Aber die ganze Zeit hocken'S nur da, daddeln auf Ihrem Cleverphone und schicken SMS im Sonnensystem herum!«
                              Aha, jetzt kam er auf seine Lieber-Onkel-Tour zurück, von der er mir bisher so wenig hatte angedeihen lassen. Aber das konnte er mit mir nicht machen. »Ich bin ja auch keine Entscheidungsträgerin. Sie haben mich zwangsrekrutiert, also geben Sie mir die Befehle. Ihre liebe kleine wildcat beauty ist zu allem bereit und willens.« Um dem die richtige Zwiedeutigkeit zu verleihen, sah ich ihm tief in die Augen und schleckte verheißungsvoll über mein Cornetto.
                              Gurney wandte den Blick ab und räusperte sich nachhaltig. »Aber insgeheim wissen'S schon, dass Ihr Herr und Meister Ul Quorn da zufällig dahinterstecken tut?«
                              »He, noch so eine Suggestivfrage und ich stecke Ihnen die Waffel als Pinocchionase auf!« Ich knabberte abweisend an den Nussstreuseln auf meiner Eiskugel, aber Gurney blieb mit Engelsgeduld neben mir stehen und wartete darauf, dass ich noch etwas anderes sagen würde.
                              »Na schön.« Ich seufzte ergeben. »Nein, Doktor Quorn produziert zwar manchen Müll, aber zurzeit nur bio. Wer Ihnen das Endlager vor die Nasen gesetzt hat, lässt sich jedoch ganz leicht feststellen, wenn Sie mal darüber nachdenken. Sie haben doch Erfahrung mit MS-Fensterl?«
                              »Leider! Und wenn ich die Macht hätte, würde ich auch noch Michael Rawsoft dafür auf den Kerberos verfrachten!«
                              »Ihre Meinung teilen viele. Trotzdem ist das System milliardenfach verbreitet, es findet sich sicher auch irgendwo an den Mitarbeitern unserer Tachymüllabfuhr. Nun gibt es da die Backtür, wie Uli sie nennt, also eigentlich eine Backdoor: eine unveröffentlichte Sicherheitslücke, die er seinerzeit im Quellcode implantiert hat. Über die kann jeder, auch ein vermeintlich gesicherter, Datentransfer über die neuronalen Schnittstellen überwacht und aufgezeichnet werden. Uli dachte mal daran, aus diesen illegal erhobenen Vorratsdaten Steuersünder-CDs zu erstellen, relevante Auszüge an die NSA, den Spiegel oder an Julian Assange zu verkaufen, aber dann kam ihm halt der Kerberos dazwischen und Mike Rawsoft übernahm und verwurstete das Betriebssystem, ohne es wirklich zu durchschauen. Die Backdoor aber gibt es noch. Und wenn es irgendwo Aufschluss über den Ursprung des Tachymülls gibt, dann dort. Hinfliegen und Abrufen, das wäre mein Vorschlag gewesen. Aber sicher haben Sie inzwischen einen viel besseren – Sie mit Ihrer langjährigen Polizeidiensterfahrung!« Ich schob mir den letzten Rest des Cornettos in den Mund und leckte katzenhaft träge die eisbeschmierten Finger ab.
                              Gurney war immer nachdenklicher geworden, und seiner Nasenspitze wiederum hätte ich selbst durch den Tagelmust hindurch ansehen können, wie sehr es ihn lockte, seiner Polizeiabteilung unbeschränkten Zugriff auf diese Server zu verschaffen.
                              »Ach ja, und was das Herumdaddeln angeht -«, ich drehte das Cleverphone in seine Richtung und hielt es ihm unter die Augen, »- so habe ich eine Schutzflotte herbeigesimst, damit so was, wie wir es vorhin erlebt haben, nicht noch mal passiert. In diesen Minuten setzen sich zweitausend Kriegsschiffe verschiedener Kategorien aus dem Warenlager des Rüstungskonzerns Mars Macht Mobil in Bewegung, um den Mond abzuriegeln und den Neukunden mal einen werbewirksamen Kampfeinsatz zu demonstrieren. Einen Eisernen Vorhang gewissermaßen: Sobald die Flotte ihren Standort bezogen hat, wird niemand mehr auch nur einen Gelben Sack hier fallen lassen können!«
                              Die Nachdenklichkeit war überwältigender Verblüffung gewichen. »Sie überraschen mich, Ms. N'rala!«
                              »Weil Sie selbst nicht darauf gekommen sind? Oder weil Sie solche Beziehungen nicht spielen lassen können? Es macht sich halt bezahlt, ab und an mal mit den Mächtigen dieses Universums ins Bett zu steigen. Da können Sie nicht mitreden, Herr Reichsgeneralfeldmarschall.«
                              Darauf bekam Gurney einen Hustenanfall, und er zog sich zurück, um meine Vorschläge zur Abstimmung zu unterbreiten. Sie fanden keine ungeteilte Zustimmung; ich hatte zwar die versammelte Polizeigewalt nebst Grünfried geschlossen auf meiner Seite und Simon war unentschlossen wie immer, aber Grag strikt dagegen – aus rein persönlichen Vorbehalten:
                              »Ich rate, dieser Marszicke nicht über den Weg zu trauen. Wir kennen sie doch! Die will uns nur ablenken und bei der ersten Gelegenheit in die Falle laufen lassen.«
                              »Gurney, dieser Ritter Rost da vorverurteilt mich! Sagen Sie ihm, dass ich aus rechtsstaatlicher Sicht eine saubere und unbescholtene Bürgerin bin!«
                              Der Marshall hob ergeben die Arme und flehte stumm zu Allah. Oder so sah es aus. »Grag, wir werden alle gehen. Zusammen sind wir zu viele, als dass Ms. N'rala irgendetwas gegen uns versuchen könnte. Vor allem, so lange ich ihr den Handgranatenohrclip nicht zurückgebe. Wir nehmen die COMET und steuern den Standort der Serverbatterie an, denn wenn sie Recht haben sollte, ist das der schnellste und sicherste Weg, an die nötigen Informationen zu kommen.« Sein Blick blieb auf Herrn Audi hängen, dessen einzige Passion es derzeit war, den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße wieder zusammenzukleben. »Obwohl ich vielleicht hierbleiben sollte. Ich lasse Ul Quorn nicht gerne unbeaufsichtigt auf dem Mond zurück.«
                              »Och, schicken Sie dem eine Bananenkiste, dann machen Sie den Mann schon richtig glücklich,« wiegelte ich hastig ab.
                              Grags Körperhaltung geriet zu einer ziemlich düsteren Version des Denkers. »Ich werde N'rala jedenfalls in der Photozelle behalten, wohin auch immer sie geht. Und wenn jemand sie abschießen wollen sollte, dann werde ich ihn nicht aufhalten.«
                              »Das beruhigt mich! Denn Protonenautomatiken werden wir sicherlich brauchen, und nehmen Sie auch Gummistiefel mit. Die Backdoor-Server befinden sich in einer Weltgegend, die nicht zivilisierter geworden ist, seit Karl May seinen Roman über sie geschrieben hat.«
                              »Welchen denn?« Joan furchte die Stirn beim Versuch, Ordnung in ihre geistige Bibliothek zu bringen. »Durchs wilde Kurdistan
                              »Nein, den anderen. Unter Bayern.«

                              (Fortsetzung folgt)
                              Zuletzt geändert von Dessler; 17.08.2014, 19:23.
                              Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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