Oktoberfest 1900 (ARD, Netflix - 2020) - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Oktoberfest 1900 (ARD, Netflix - 2020)

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • NewNemo
    antwortet
    Die Serie war soweit Ok. Auch die Ausstattung war sehr ansprechend. Wir haben das an einem Tag bzw. Abend/Nacht so durchgeschaut.

    Einen Kommentar schreiben:


  • SecretGalaxy
    antwortet
    fand die serie ganz gut. Die Hadlung hat mich nicht immer hundertprozent abgeholt, vielleicht auch weil das Thema mich jetzt nicht so stark interessiert, aber ich mochte die Kulisse und die Kostüme sehr gern. Find die Zeit um die Jahrhundertwende immer irgendwie spannend

    Einen Kommentar schreiben:


  • Holger58
    antwortet
    Ein absolutes Sittengemäde der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, aber auch über die Leichenmoral des Kapitalismus. Betrug, Erpressung, Einheirat, Hochschlafen, Seilschaften, Doppelmoral - Mafia eben. Edel war die Wiesen nie. (Ist sie das heute?)..

    Einen Kommentar schreiben:


  • Souvreign
    hat ein Thema erstellt Oktoberfest 1900 (ARD, Netflix - 2020).

    Oktoberfest 1900 (ARD, Netflix - 2020)

    Zuerst in der Mediathek und anschließend im Free TV der ARD konnte man die 6 teilige Miniserie „Oktoberfest 1900“ bereits anschauen. Ab dem 01. Oktober 2020 wird die Serie auch auf Netflix unter dem reißerischeren Namen „Oktoberfest - Beer & Blood“ veröffentlicht. Ich habe mir die Serie in der TV Ausstrahlung angesehen und will hier mal etwas darüber schreiben:


    Die Handlung:

    Im Jahr 1900 will der erfolgreiche Nürnberger Großbrauer Curt Prank das Münchner Oktoberfest aufmischen. Dieses wird bisher von kleinen, von den Münchner Brauereien betriebenen Bierbuden mit einigen hundert Sitzplätzen geprägt. Prank will nun als erster ein großes Festzelt mit einigen tausend Sitzplätzen errichten lassen. Da er als Nicht-Münchener keinen Zugriff auf die Wiesen hat, lässt er über Strohmänner die Lizenzen von 5 nebeneinander liegenden Bierbuden aufkaufen, die er für seine „Bierburg“ benötigt. Außerdem erpresst er den für das Oktoberfest zuständigen Münchner Stadtrat mit seinem unehelichen Sohn, damit er das Großzelt anschließend auch als „Saupreiß“ betreiben kann. Zum Erreichen seiner Ziele geht Prank sprichwörtlich über Leichen. Dies bekommt vor allem die Familie Hoflinger zu spüren - Besitzer der traditionsreiche Deibel Brauerei und Betreiber der letzten Bierbude, die Prank noch benötigt. Dieser lässt daraufhin das Hoflinger Familienoberhaupt Ingnatz durch einen dubiosen Österreicher ermorden, da mit dessen Tod die Budenlizenz wieder in die Versteigerung gerät, die Prank dann für eine utopische Summe aufkaufen lässt.

    Prank will darüber hinaus seine junge Tochter Carla in die Münchener Oberschicht verheiraten. Da käme der einflussreiche Anatol Stifter, Mitglied des Münchener Bierkartells und Mehrheitseigner der Capital Bräu Aktiengesellschaft gerade recht. Dumm nur, dass sich Töchterchen Carla an einem ihrer ersten Abende in der Stadt auf einer Feier bereits in den schneidigen Hoflinger Erben Roman verliebt hat - Schäferstündchen und Schwangerschaft inklusive. Da diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, geraten Pranks Pläne ein einigen Fronten folgerichtig ins Wanken.

    In zwei weiteren Nebenhandlungen erleben wir Romans jüngeren Bruder Ludwig Hoflinger, der in der Münchner Künstlerszene seine Homosexualität entdeckt - damals ein Kapitalverbrechen. Außerdem folgen wir dem Werdegang der ehemaligen Prostituierten Colina, die sich erst eine Anstellung als Hausmädchen in Pranks Haushalt erschleicht und schließlich auf dem Oktoberfest auf Grund ihres Gesangstalents zur Oberkellnerin aufsteigt.


    Mein Fazit:

    In den ersten 5 Episoden habe ich die Serie tatsächlich mit großen Interesse verfolgt. Die Ausstattung und die Sets wirken sehr realistisch und der Produktionswert ist für eine deutsche Serie ziemlich hoch. Allerdings wirkt es schon so, als wollte man den aktuell angesagten Stil von Babylon Berlin kopieren, denn zumindest thematisch schlägt die Serie in eine ähnliche Kerbe, in dem ein Sittengemälde der damaligen Zeit - also München um das Jahr 1900 - gemalt wird.

    Man darf sich aber nicht von dem vor jeder Folge gebetsmühlenartig eingeblendeten Satz täuschen lassen, nach dem dies alles auf einer wahren Begebenheit beruhe. Diese Serie ist eine reine Fiktion und hat mit der Realität so viel zu tun wie Inglorious Basterds oder Jo jo Rabbit mit einer realistischen Darstellung des 2. Weltkriegs. Überliefert ist lediglich, dass im Jahre 1898 ein fränkischer Brauer auf dem Oktoberfest das erste Großzelt errichten ließ und dafür im Vorfeld die für das Zelt benötigten 5 Pachtlizenzen der Münchener Kleinbrauereien erworben hat. Der Erfolg sorgte schließlich dafür, dass auch weitere Großzelte auf der Wiesn entstanden, wodurch das Oktoberfest seine heutige Form erhielt. Von größeren Streitereien oder gar Mord und Totschlag ist nichts bekannt.

    Wie schon gesagt - genießt man die Serie als Fiktion, kann man schon damit seine Freude haben. Die meisten Schauspieler machen einen guten Job, so dass man deren Geschichte auch weiter folgen will. So bleibt Prank trotz alle seiner Brutalität doch immer noch eine Figur, der man weiter zusehen will- Und der eigentlich weitgehend harmlose Anatol Stifter wird mit seiner Glattheit zu einem größeren Unsympath, als er eigentlich ist.

    Einzig mit dem Finale und der Auflösung der Serie bin ich unzufrieden, und hierfür muss ich dann eine Spoilerwarnung aussprechen - denn um dies im folgenden Absatz zu diskutieren, muss ich das Ende der Miniserie verraten.

    Dass sich der in den ersten fünf Episoden als aufrecht charakterisierte Roman Hoflinger in der letzten Folge zu einem richtigen Arschloch entwickelt, hat mir nicht wirklich gefallen. So lässt er seine Mutter in die Irrenanstalt einweisen und entmündigen, damit er die väterliche Brauerei übernehmen kann. Dann bootet er Stifter im Bierkartell aus und übernimmt dessen Platz, während er sich per Erpressung für das kommende Oktoberfest einen Platz für sein eigenes Großzelt sichert. Er kann damit sogar fast schon Prank das Wasser reichen, mit dem er anschließend gemeinsame Sache macht, damit er mit dessen Segen seine Tochter heiraten kann. Und das, wo er in der fünften Episode erst noch plante, mit Carla in die USA auszuwandern, um alles hinter sich zu lassen. Der Selbstmord seines Bruders, der sich im Finale der 5. Folge das Leben nimmt, um dem Gefängnis und der anschließenden öffentlichen Ächtung nach Bekanntwerden seiner Homosexualität droht, ist für mich kein ausreichendes Motiv für diesen radikalen Sinneswandel.

    Unterm Strich würde ich der Miniserie im Gesamtpaket 4 von 6 Sternen und 7 von 10 Punkten geben. Mehr war da nicht drin, meiner Meinung nach.
Lädt...
X