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Deutsche Sprache Opfer der Globalisierung?

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Gibt's hier eigentlich überhaupt niemanden, der mit dem Aussterben der deutschen Sprache über die nächsten 5-6 Generationen hinweg uneingeschränkt einverstanden wäre? Würde das Leben für nachfolgende Generationen einfacher machen.

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  • ZayneCarrick
    antwortet
    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
    Irgendwer hat in einem Post weiter oben schon auf die Wikipedia-Liste gelinkt, in der deutschstaemmige Begriffe in der englischen Sprache gelistet sind. Die Liste ist lange nicht vollstaendig, ich kenne noch mehr.
    Ich sehe sie als nur ein Beispiel fuer den gigantischen *melting pot*, den die amerikanische Kultur repraesentiert. Speziell die englische Sprache ist aus sehr vielen Sprachen entstanden, auf das amerikanische Englisch hatten nicht nur europaeische Sprachen signifikanten Einfluss.
    Definiere "signifikant". Eine Untersuchung von 1.400 "grundsätzlichen Begriffen" ergab folgendes Bild:

    - Französisch: 25,2%
    - Lateinisch: 8,0%
    - Alt-Nordisch: 3,5%
    - Niederdeutsch und Mittelniederdeutsch: 1,3%
    - Griechisch: 0,1%
    - andere Sprachen: 3,0%
    - Erbwortschatz: 59,0%

    Deine Aussage lässt sich also so nicht halten.

    Wenn man sich die englische Sprachgeschichte anschaut, wird man allerdings folgendes feststellen:

    - der Kontakt zu Sprechern des Altnordischen vor der Eroberung durch die Normannen war sehr intensiv. Bis in die Grammatik hat sich das ausgewirkt, so wurden z.B. die Pronomen für die 3.P.Pl. entlehnt, they-them, und die Pluralform Präsens von "be", are (vgl. schwedisch är, isl. er). Und viele Wörter des Grundwortschatzes.
    - die Normannenherschaft führte zu einem großen Einfluss von frz. Vokabular. Es machte das Englische auch um einiges empfänglicher für die Integration von lateinischen Wörtern, denn als die Entwicklung einsetzte, Wissenschaft nicht mehr auf Latein zu betreiben, wurde es notwendig, die europäischen Einzelsprachen entsprechend auszubauen. Im Englischen hat man hier dann oft das lateinische Wort direkt (wenn auch oft in einer normandisierten Form) genommen, während in den Schwestersprachen Deutsch und Niederländisch germanische Elemente verwandt wurden.

    Beispiel: con-scientia: engl. con-science, dt. Ge-wissen, nl. ge-weten

    Deine Annahme, Englisch sei ein Produkt Sprachen aus aller Welt, ist also sprachwissenschaftlich wenig haltbar. Viele europäische Sprachen haben Lehnwörter aus verschiedensten Sprachen, aber das führt mitnichten zu einer Mischsprache.

    Als Resultat ist eine Sprache mit einer vergleichsweise einfachen Grammatik entstanden, die einfach zu lernen ist. Dies wiederum fuehrte dazu, dass Englisch die Sprache ist, mit der man in der Welt am ehesten weiterkommt.
    Auch diese beiden Annahmen stimmen nur teilweise.

    - es gibt tatsächlich Linguisten, die annehmen, dass intensiver Sprachkontakt zu einer Vereinfachung der englischen Grammatik geführt habe. Aber da geht es vor allem um die Kontakte zum Altnordischen. Aber nicht, was Du als Grund anführst. Man darf auch nicht vergessen, dass alle germanischen Sprachen, bis auf Isländisch und Faröisch, ihre Grammatik erheblich vereinfacht haben. Dies gilt auch fürs Deutsche.
    - einfach zu lernen: das ist immer abhängig von Deiner Muttersprache. Für Sprecher nicht-europäischer Sprachen ist Englisch durchaus schwierig, und die Grammatik auch nicht unbedingt leicht (hängt aber auch von der Sprache ab). Außerdem ist nicht nur die Grammatik wichtig, sondern auch der Wortschatz. Wie oben dargelegt, stammen 60% des englischen Grundwortschatzes aus dem germanischen Erbwortschatz und 25% aus dem Französischen. Sprecher von Sprachen, die weder germanisch noch romanisch sind, werden schon hiermit große Probleme haben.
    - es hat sich gezeigt, dass Weltsprachen zumeist ihre Stellung durch die politische Macht der hinter ihnen stehenden Imperien erlangt haben. Griechisch, Lateinisch, Chinesisch, Deutsch (in Nord- und Osteuropa), Arabisch, Französisch, Russisch, Englisch. Englisch hatte zudem das Glück, dass nach dem Niedergang des britischen Weltreichs nahtlos die Vereinigten Staaten zur Supermacht aufstiegen. Aber jede Verkehrssprache ist bis jetzt gelernt worden, aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Notwendigkeiten, nicht weil sie besonders leicht zu erlernen gewesen wäre. Sonst wäre die Weltsprache heutzutage Esperanto.

    Ich selbst bin Naturwissenschaftler. Ich publiziere in englisch (was mich freut, weil mehr Leute meine Sachen lesen) und in Instituten ist englisch allgegenwaertig. Wenn ich mit anderen Deutschen Fachliches diskuttiere, ist das tatsaechlich oft ein Mix aus englischen und deutschen Begriffen, einfach, weil sich manche Worte nicht direkt uebersetzen lassen. Man kann sie hoechstens mit mehreren anderen deutschen Worten umschreiben - und das klingt dann wirklich fuerchterlich und ist umstaendlich (zumindest fuer meine Ohren).
    Jargon lässt sich in den meisten Berufsfeldern nicht vermeiden. Gerade in Forschungsfeldern, wo sich viel tut, und das Forschungsvolumen der Naturwissenschaften ist ja sehr groß, denke ich, dass eine Übersetzung der ganzen Begriffe ins Deutsche doch sehr kommunikationsstörend wäre.

    Doch wie es klingt, darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, dass man sich versteht. Und fuer die Gesellschaft es nur wichtig, dass sie den Anschluss nicht verliert, dass die Aenderungen nach und nach eintreten und niemand (von der Geschwindigkeit) ueberfordert wird - eben eine normale Entwicklung (Gegenbeispiel: Rechtschreibreform - das ging zu schnell)
    Naja, bei der Wissenschaftsvermittlung kommt es schon darauf an, wie es klingt.

    Und die Schrift ist noch einmal etwas anderes, sie ist sekundär im Vergleich zur gesprochenen Sprache und unterliegt anderen Regeln. Ich würde das trennen.

    Zum Schluss noch eine Spekulation: Gegeben, Goethe und Schiller haetten nie existiert und HEUTE wuerde jemand genau diese Texte herausbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses *veraltete* Deutsch heute die Massen begeistern wuerden. In diesem Sinne: ein klares Nein an die selbsternannten Schuetzer der deutschen Sprache. Sie hat es nicht noetig!
    Na das weiß ich nicht. Sprachgewaltig waren sie schon.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    ZayneCarrick schrieb nach 1 Minute und 54 Sekunden:

    Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
    Besonders diese Stelle hier finde ich ziemlich Lustig. Nur komisch, dass sich niemand über die ganzen Latin- und Gallizismen aufregt? Warum haben es alle gegen die Anglizismen? Weil zur Abwechslung nicht nur Wissenschaftler, sondern der ganz normale Bürger Fremdwörter einführt?

    Da dieser Punkt in der Öffentlichkeit oft diskutiert wird, wollte ich darauf eingehen. Den Rest von Knörfs Beitrag lasse ich mal unkommentiert, denn bei dem ist alles schon zu spät. Erleuchten kann man sich nur selbst.
    Ja, es ist ja nicht das erste Mal, dass sich Sprachpuristen zur Rettung der deutschen Sprache erwählt führen. Beim letzten Mal führte dies zu so tollen Vorschlägen wie

    - Meuchelpuffer für Pistole

    und

    - Gesichtserker für Nase. (Nase wurde in völliger Verkennung der Sprachgeschichte als Entlehnung vom lateinischen nasus angesehen)
    Zuletzt geändert von ZayneCarrick; 27.11.2011, 22:29. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Marschall Q
    antwortet
    Zumal es das Wort Handy nur im Deutschen gibt. Im Englichem heisst es Mobile oder Phone.

    Also ich finde dass die deutsche Sprache nicht in Gefahr ist. Es mag zwar viele Anglizismen geben und selbst wenn das nicht bloß eine Mode ist, wird die englische Sprache die deutsche in den nächsten Jahrzehnten/Jahrhunderten wohl nicht "übernehmen".

    Auch ist das Deutsche eine sehr lebendige Sprache, die nicht so leicht aussterben wird, da braucht man keine Angst zu haben.

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    -Englisch setzt sich immer mehr durch in unserer Sprache und da sind nicht mehr englische Begriffe wie Handy gemeint sondern es geht schon soweit, dass man statt "Ich gehe in die Stadt" - "Ich gehe in die city" sagt. Redet so ein Franzose oder Spanier oder Pole in seiner Sprache? Nein eben. Ein Professor an der Uni meinte irgendwann können wir gleich ganz Englisch im umseren Land reden wenns so weiter geht.
    Besonders diese Stelle hier finde ich ziemlich Lustig. Nur komisch, dass sich niemand über die ganzen Latin- und Gallizismen aufregt? Warum haben es alle gegen die Anglizismen? Weil zur Abwechslung nicht nur Wissenschaftler, sondern der ganz normale Bürger Fremdwörter einführt?

    Da dieser Punkt in der Öffentlichkeit oft diskutiert wird, wollte ich darauf eingehen. Den Rest von Knörfs Beitrag lasse ich mal unkommentiert, denn bei dem ist alles schon zu spät. Erleuchten kann man sich nur selbst.

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  • Eye-Q
    antwortet
    Deutsche Sprache als Opfer der Globalisierung? Mit nichten, davon zeugen doch Wörter wie:
    Fu(h)rer
    Blitzkri(e)g
    Panzer
    und
    (Sauer)Kraut

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  • xanrof
    antwortet
    Irgendwer hat in einem Post weiter oben schon auf die Wikipedia-Liste gelinkt, in der deutschstaemmige Begriffe in der englischen Sprache gelistet sind. Die Liste ist lange nicht vollstaendig, ich kenne noch mehr.
    Ich sehe sie als nur ein Beispiel fuer den gigantischen *melting pot*, den die amerikanische Kultur repraesentiert. Speziell die englische Sprache ist aus sehr vielen Sprachen entstanden, auf das amerikanische Englisch hatten nicht nur europaeische Sprachen signifikanten Einfluss. Als Resultat ist eine Sprache mit einer vergleichsweise einfachen Grammatik entstanden, die einfach zu lernen ist. Dies wiederum fuehrte dazu, dass Englisch die Sprache ist, mit der man in der Welt am ehesten weiterkommt.

    Sprache ist etwas Lebendiges, deren Entwicklung von den Kontakten der Menschen untereinander gepraegt ist. Diese Entwicklung wird noch sehr viel weiter gehen und diese Entwicklung darf man nicht behindern.
    Ich persoenlich lese gerne auch alte deutsche Texte, nicht nur die in solchen Diskussionen gerne zitierten Goethe und Schiller, auch Adalbert Stifter, Heinrich Heine u.a.m. Ich mag diese Kuenstler fuer ihre Sprachfertigkeit, ich geniesse ihre Sprache. Ich weiss aber auch, dass sie eine Episode der Geschichte repraesentieren und dass man heute anders spricht - weil die Sprache sich entwickelt hat.
    Ich selbst bin Naturwissenschaftler. Ich publiziere in englisch (was mich freut, weil mehr Leute meine Sachen lesen) und in Instituten ist englisch allgegenwaertig. Wenn ich mit anderen Deutschen Fachliches diskuttiere, ist das tatsaechlich oft ein Mix aus englischen und deutschen Begriffen, einfach, weil sich manche Worte nicht direkt uebersetzen lassen. Man kann sie hoechstens mit mehreren anderen deutschen Worten umschreiben - und das klingt dann wirklich fuerchterlich und ist umstaendlich (zumindest fuer meine Ohren).
    Doch wie es klingt, darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, dass man sich versteht. Und fuer die Gesellschaft es nur wichtig, dass sie den Anschluss nicht verliert, dass die Aenderungen nach und nach eintreten und niemand (von der Geschwindigkeit) ueberfordert wird - eben eine normale Entwicklung (Gegenbeispiel: Rechtschreibreform - das ging zu schnell)

    Zum Schluss noch eine Spekulation: Gegeben, Goethe und Schiller haetten nie existiert und HEUTE wuerde jemand genau diese Texte herausbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses *veraltete* Deutsch heute die Massen begeistern wuerden. In diesem Sinne: ein klares Nein an die selbsternannten Schuetzer der deutschen Sprache. Sie hat es nicht noetig!

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  • ZayneCarrick
    antwortet
    Zitat von caesar_andy Beitrag anzeigen
    Trennen will ich gar nichts, das ist einfach eine Beobachtung. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal von jemandem gehört habe, der ein jahr im Ausland verbringen wollte, und dies in einem Land getan hätte, in dem nicht englisch - oder ggf. Französisch - die Verkehrssprache war.
    Und für genau solche Fälle wurde der Leitsatz erfunden: Anekdoten sind keine Daten. Ich kenne nämlich sehr viele Leute, die dies getan haben.

    Aber Du verschiebst hier ein wenig die Zielpfosten ("moving the goalposts", ja auch die Internetdiskussionskultur ist englisch geprägt). Es ging erstmal darum, wo Globalisierung stattfindet, und da brachtest Du das Uganda-Beispiel. Es ging erstmal nicht um die Sprache.

    Sicher finden viele Kontakte in Verkehrssprachen statt, im Zweifelsfall Englisch, aber darum ging es ja auch nicht. Sprachenlernen ist auch eine Talentfrage und eine der Einstellung: manche leben Jahrzehnte im Ausland ohne ein Wort der Landessprache zu sprechen, manche eignen sich die Sprache an. Aber schau dann auf die nächste Generation in binationalen Ehen, die dann durchaus zweisprachig, dreisprachig aufwachsen können. In vielen Teilen der Welt ist Mehrsprachigkeit die Norm.

    Will ich heute im Internet jemanden aus einem anderen land kennenlernen, ist zu 95% eine englischsprachige community dazwischen geschaltet. Genau so wie hier im Board englischsspracher in der Minderheit sind, wird sich auch kaum jemand aus deutschland einfach so in einem italieneischen Forum anmelden und dort mitreden, ohne italienisch zu können.
    Kommt drauf an, wo Du suchst. Es gibt Deutschlernende überall, wenn Du auf den entsprechenden Seiten suchst, wirst Du auch jemanden finden, der Deutsch lernt. Das zweite Beispiel verstehe ich nicht. Wenn ein Forum eine bestimmte Sprache als Umgangssprache hat, dann ist der Gebrauch dieser ja Voraussetzung für die Teilnahme am Forumsverkehr, liegt das nicht auf der Hand?

    Internationale Kommunikation kann immer nur dann stattfinden, wenn AUF BEIDEN SEITEN eine Sprache genutzt wird, die BEIDE SEITEN Verstehen. Und in Muttersprachler-Communities wie dieser hier, ist das nicht der fall. Zwar können Östereicher und Sweizer hier mitreden, Inder, Russen und Chinesen aber eher nicht...die MÜSSEN ein Forum suchen, in dem englisch gesprochen wird.
    Ich kenne Foren, in denen Chinesen auf deutsch mitreden. Soll es auch geben.
    Inder und Russen soll es auch schon mal gegeben haben, die Deutsch gelernt haben.

    Aber nicht im selben Maße wie in den englischsprachigen raum. Um mal ganz banal zu bleiben:
    Welche Chance betrachtest du als wahrscheinlicher?
    Das eine amerikanischen band in Europa zu Bekanntheit gelangt, oder dass eine koreanische Band in Europa zu Bekanntheit gelangt?
    Darum ging es bei Deinem Post aber nicht. Du hast behauptet, dass fast alles nach Deutschland nur über die USA kommen würde. Da habe ich Dir entgegengehalten, dass Globalisierung für Deutsche überall auf der Welt stattfindet. Und dass sie ohne Vermittlung der USA stattfindet.

    Dass die amerikanische Kultur den größten Einfluss weltweit ausübt, ist klar. Und dass teilweise Trends aus den USA nach Deutschland kommen, die ursprünglich woanders herkamen auch. Aber unterschätze die Netzwerke nicht, in denen Deutschland sich befindet.
    Ein banales Gegenbeispiel: diese Eurovision-Songs. Davon haben die Amis gar keine Ahnung, und der kulturelle Austausch findet komplett ohne sie statt. Oder auch die globale Fußball-Kultur. Ich sitze irgendwo in einem abgelegenen Dorf in Südostasien und die Leute diskutieren deutsche Bundesligaaufstellungen mit mir.

    Und Anime hast Du ja schon genannt. Als ich Japanisch in der VHS unterrichtete, kamen einmal zwei meiner Schülerinnen an und wollten, dass ich ihnen ein Anime-Titelsong übersetze. Jetzt nicht Koreanisch, sondern Japanisch. Aber wer weiß, vielleicht setzen koreanische Seifenopern demnächst ihren Siegeszug über Asien hinaus fort und kommen auch bei uns an, und die Titelsongs werden dann auch berühmt...

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  • caesar_andy
    antwortet
    Zitat von ZayneCarrick Beitrag anzeigen
    caesar_andy,
    wie willst Du denn politisch-wirtschaftlich von privat-familiär trennen?
    Trennen will ich gar nichts, das ist einfach eine Beobachtung. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal von jemandem gehört habe, der ein jahr im Ausland verbringen wollte, und dies in einem Land getan hätte, in dem nicht englisch - oder ggf. Französisch - die Verkehrssprache war.
    Will ich heute im Internet jemanden aus einem anderen land kennenlernen, ist zu 95% eine englischsprachige community dazwischen geschaltet. Genau so wie hier im Board englischsspracher in der Minderheit sind, wird sich auch kaum jemand aus deutschland einfach so in einem italieneischen Forum anmelden und dort mitreden, ohne italienisch zu können.
    Internationale Kommunikation kann immer nur dann stattfinden, wenn AUF BEIDEN SEITEN eine Sprache genutzt wird, die BEIDE SEITEN Verstehen. Und in Muttersprachler-Communities wie dieser hier, ist das nicht der fall. Zwar können Östereicher und Sweizer hier mitreden, Inder, Russen und Chinesen aber eher nicht...die MÜSSEN ein Forum suchen, in dem englisch gesprochen wird.

    Natürlich gibt es solche Kontakte auch nach Uganda oder Burundi:
    Aber nicht im selben Maße wie in den englischsprachigen raum. Um mal ganz banal zu bleiben:
    Welche Chance betrachtest du als wahrscheinlicher?
    Das eine amerikanischen band in Europa zu Bekanntheit gelangt, oder dass eine koreanische Band in Europa zu Bekanntheit gelangt?

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  • ZayneCarrick
    antwortet
    caesar_andy,

    wie willst Du denn politisch-wirtschaftlich von privat-familiär trennen?

    Natürlich gibt es solche Kontakte auch nach Uganda oder Burundi:

    afrikanische Studenten kommen nach Deutschland zum Studieren, deutsche Ingenieure werden von deutschen Organisationen nach Afrika geschickt. Genauso führt das Geschäftliche Europäer nach Afrika und Afrikaner nach Europa. Deutsche Firmen exportieren in alle Welt, in der Regel ohne amerikanische Vermittlung, also kommt es zu Kontakten zwischen Deutschen und Angehörigen anderer Kulturkreise überall auf der Welt.

    Aus solchen Kontakten entstehen Freundschaften und aus Liebesbeziehungen entstehen dann auch Familien. Habe ich selbst in einem Entwicklungsland erlebt.

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  • caesar_andy
    antwortet
    Ich glaube nicht, das die Globalisierung die deutsche Sprache tötet. Das eine "Weltsprache" die einzelnen Kultursprachen verdrängen wird, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Daher bin ich auch eher der Ansicht, dass das Eindringen von englichen Vokabeln in die deutsche Sprache kein Resultat der Globalisierung ist, sondern ein Resultat einer fehlenden Globalisierung.
    Ein Großteil der Fremdwörter, die in eine Sprache eindringen, tun das über Fach-. oder Szenesprachen. Niemand fängt einfach so an, sein Auto als "Car" zu bezeichnen. "Tastatur" durch "Keybord" zu ersetzen ist aber weit verbreitet, weil Keybord ein akzeptierter "Fachterminus" aus der PC-Szene ist.

    Globalisierung mag auf politischer und wirtschaftlicher Ebene bestehen, nicht aber auf privater und fammiliärer. Ich kenne viele Leute, die Kontakte in den englischsprachigen Raum haben. Leute mit Kontakten im europäischen, nicht-englissprachigen, Ausland sind da schon sehr viel seltener. Und Kontakte irgendwo nach Uganda-Burundi hat praktisch keiner. Eine echte Globalisierung existiert damit nicht ... man kann das ganze eher als Netzwerk betrachten, bei dem der englischsprachige Raum als Server fungiert.
    Die Folge ist: Entwickelt sich irgendwo auf der Welt ein neuer Trend, wandert dieser zu 95% zuerst in den englissprachigen Raum - zumeist die USA - und wird dann von dort in den Rest der Welt exportiert. Da für die mehrheit der menschen auf diesem Planeten damit Englisch zur ursprungssprache der "Szene" wird, gelangen durch diese fachsprache wiederum weitere englische Vokabeln in die lokalen Sprachen.

    Ein tolles Gegenbeispiel dafür ist der Anime und Manga-Kult aus Japan. Hier ist die USA tatsächlich NICHT das Zentrum der Szene, sondern Japan. Daher dominieren im entsprechenden Szenen-Vokabular auch japanische lehnwörter, keine englischen.

    Würde die Globalisierung auch auf familiärer und persönlicher ebene wirklich existieren, würden sich neue trends verstärkt von ihrem Ursprungsland aus in die Welt verbreiten. So lange sie aber in 95% der Fälle den Umweg über die USA nehmen müssen, weil die Internationale Vernetzung mangelhaft ist, so lange wird jeder neue Trend auch immer von englischen lehnwörtern begleitet werden.

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  • endar
    antwortet
    Zitat von ZayneCarrick Beitrag anzeigen
    Leider wurde der entsprechende Thread viel zu schnell geschlossen, bevor ich darauf antworten konnte. Als Sprachwissenschaftler fühlte ich mich hier natürlich besonders angesprochen, denn das meiste bezog sich auf die Situation, in der sich das Deutsche angeblich befinden soll.
    Der Thread wurde geschlossen, weil dasselbe Thema und zwei anderen Threads besprochen wurde. Dann wird das Forum doch so unübersichtlich, wenn überall dasselbe drinsteht. Und du hast ja auch einen Thread gefunden, der passt.

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  • ZayneCarrick
    antwortet
    Leider wurde der entsprechende Thread viel zu schnell geschlossen, bevor ich darauf antworten konnte. Als Sprachwissenschaftler fühlte ich mich hier natürlich besonders angesprochen, denn das meiste bezog sich auf die Situation, in der sich das Deutsche angeblich befinden soll.




    Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
    Ich habe mir jetzt schon viele Gedanken darüber gemacht und irgendwie finde ich passt alles so gut zusammen und deswegen wollte ich eure Meinung dazu hören. Nun ich fange mal an.

    -Deutschland und Österreich lassen viel zu viele Ausländer ins Land, weil sie sonst Angst haben als Nazis betitelt zu werden. Dadurch entstehen Parallelgesellschaften, die nichtmal gewillt sind uns anpassen und Deutsch zu lernen. Und das sind heute schon Millionen an Ausländern.
    Bevor Du so einen Unsinn postest, mach Dich erst mal mit den Grundzügen der Gesichte der deutschen Ausländerpolitik vertraut. Verglichen mit anderen Ländern fährt Deutschland eine ziemlich restriktive Einwanderungspolitik.

    Deswegen gibts auch den Verzweiflungsspot auf RTL mit "Lern Deutsch". Soweit ist es also schon gekommen. Irgendwann könnten die Ausländer unsere Sprache auslöschen, wenn es eh nicht schon der englische Einfluss macht.
    In den nächsten Jahrzehnten wird der Großteil der 6000-8000 Sprachen auf dieser Welt aussterben, aber Deutsch gehört ganz bestimmt nicht dazu.

    -In der Zeit vom 19. bis 21. Jahrhundert verlor Deutsch immer mehr an Bedeutung was auch teilweise an den zwei Weltkriegen lag. Deutsch wurde als Wissenschaftssprache aberkannt.
    Von wem? Von einer anthropomorphisierten Entität, die Du "Welt" nennst? Es gibt durchaus noch Gelehrte, die auf Deutsch publizieren, es wird ihnen nicht verboten. Aber um weltweit gelesen zu werden, müssen die Forschungsergebnisse nun einmal auf englisch publiziert werden, da das Englische die am weitesten verbreitete Zweitsprache auf der Welt ist.

    Die afrikanischen Kolonien wurden nacheinander uns weggenommen und die Sprache ebenfalls (Letzteres Beispiel Namibia) und wer jetzt kommt, dass Englisch sich besser eignet der redet blödsinn weil sonst würden nicht bei anderen afrikanischen Kolonien auch Französisch, Spanisch, Portugisisch oder Arabisch als Amtssprache herrschen.
    Wie bitte? Du weinst ernsthaft den deutschen Kolonien hinterher? Mit welcher Begründung? Weil die ach so überlegenen Europäer alle ihren Platz an der Sonne verdient hatten?

    Übrigens ist Deine Kenntnis von Amtssprachen auch von Unwissenheit geprägt: nach der Unabhängigkeit waren viele Länder gezwungen eine Sprache zu nehmen, die innerhalb des Landes verbindend wirkte, weil nämlich viele Länder multiethnisch und daher mehrsprachig waren - teilweise auch als Ergebnis der europäischen Kolonialpolitik.
    Wenn man sich aber die postkolonialen Amtssprachen anschaut, dann hat die große Mehrheit Englisch oder Französisch verwendet, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Kleine Sprachen sind auf den Rückzug (Spanisch mit Lateinamerika hat ja eine andere Geschichte). Indonesien hat sich bewusst nicht für das Niederländische entschieden, es hat ja keinen wirtschaftlichen Nutzen, Niederländisch zu sprechen. Ruanda stellt zur Zeit sein Erziehungssystem von Französisch auf Englisch um, auch mit der Begründung, dass Englisch wirtschaftlich sinnvoller ist.

    Und zur Zeit ist das so: Englisch ist die weitverbreiteste Zweitsprache der Welt.

    D.h. ende des 20sten Jahrhunderts war Deutsch nur noch in Europa vertreten. (ganz davon abgesehen, dass die Deutschen Minderheiten im Ausland auch bald "erloschen" sind).
    Quatsch. Es gibt Pennsylvania-Dutch bei den Amish, Texas German etc. Millionen Deutsche leben im Ausland.

    Belgien ist wahrscheinlich schon dabei in ihrem Land auch Deutsch als Amtssprache abzuerkennen.
    Quelle?
    Luxemburg distanzierte sich von Anfang an der deutschen Sprache und für sie ist nur Französisch die Sprache Nr.1.
    Beschäftige Dich mal ein wenig mit Luxemburg, vor allem, was während der Nazizeit geschah. Eine sprachliche Distanzierung ist hier wenig verwunderlich.
    In letzter Zeit wird z.B. eher Lëtzebuergesch ausgebaut. Ich habe eine Nachrichten-App von RTL (das L steht ja für Luxemburg ), und dort sind die Nachrichten auf Lëtzebuergesch, ich finde das faszinierend:

    "7,6 Millioune Bierger ginn an engem Referendzn gefrot, ob si fir eng Sortie vu Baden-Württemberg aus de Finanzéierungsvertreeg mat det Deutsche Bahn sinn oder net".

    Soweit ich weiß, ist Französisch Universitätssprache, während Deutsch in den Schulen vermittelt wird. Kann sein, dass Lëtzebuergesch mehr und mehr eine prominentere Rolle im Schulsystem annimmt, aber wo ist das Problem? Geht Deutsch daran zugrunde, dass 600.000 Luxemburger statt Hochdeutsch lieber ihre Muttersprache sprechen wollen?

    -Deutsch wird auch in der EU nicht als Hauptsprache anerkannt, obwohl Deutsch die meistgesprochene Sprache Europas ist.
    das ist ein wenig komplizierter. Englisch und Französisch sind nun mal die Hauptsprachen der internationalen Diplomatie. Seit dem Beitritt der ganzen ehemaligen Ostblockstaaten jedoch ist die Unterstützung für Französisch kontinuierlich gesunken. Ich denke, die Chancen für die Anerkennung des Deutschen als dritte Arbeitssprache stehen gut.
    (wobei ich denke, dass es vielleicht sinnvoller wäre, gleich sich nur auf Englisch zu verständigen, aber das würden die Franzosen nicht wollen. Also Deutsch mit reinnehmen, als Kompromiss. Aber Englisch ist auch heute schon Relay-Sprache bei Übersetzungen, denn die Anzahl der Estnisch-Slowenisch-Übersetzer dürfte sich doch sehr in Grenzen halten...)

    -Englisch setzt sich immer mehr durch in unserer Sprache und da sind nicht mehr englische Begriffe wie Handy gemeint sondern es geht schon soweit, dass man statt "Ich gehe in die Stadt" - "Ich gehe in die city" sagt. Redet so ein Franzose oder Spanier oder Pole in seiner Sprache? Nein eben. Ein Professor an der Uni meinte irgendwann können wir gleich ganz Englisch im umseren Land reden wenns so weiter geht.
    Quatsch. Der Professor ist bestimmt nicht Linguistikprof gewesen . Der Vorsitzende dieses unseligen Vereins zur Rettung der deutschen Sprache (heißt anders ich weiß) ist ja auch Statistikprof.

    Deutsch stirbt ganz bestimmt nicht aus. Englisch, oder eher die amerikanische Kultur übt eine ungeheure Anziehung überall auf der Welt aus. Ich garantiere Dir, dass Du in jeder der von Dir genannten Sprachen Einflüsse finden wirst.

    Deine Beispiele zeigen übrigens, dass sich das Deutsche diese Wörter schon zueigen gemacht hat. Weder Handy noch City werden im Englischen auf diese Weise verwendet (also "city" i.S.v. "Innenstadt")

    Diese Denglisch-Diskussion wurde im aktuellen Thread ja schon zigmal durchgekaut, aber ich möchte es jetzt dabei bewenden lassen, dass ich hier die Meinung von Anatol Stefanowitsch, dessen Blog hier schon angeführt wurde, voll teile. Falls nötig, können wir das gern vertiefen.


    -Deutschland muss selbst nach 70 Jahren Kriegsende Reparationszahlungen an Israel leisten.
    -Deutschland muss für den Eurorettungsschirm am meisten aufkommen obwohl schon die Armut in Deutschland bald Standard ist (Stichwort Hartz 4 und keine Arbeit) und Deutschland eines der meistverschuldeten Länder der Welt ist. (Ein Kumpel erzählte mir er muss in einem fremden Büro die Uni Vorlesung ansehen weil kein Geld für Unis da ist)
    Was diese Punkte mit dem Zustand der deutschen Sprache zu tun haben sollen, bleibt mir schleierhaft.

    -Wenn man in einem internationen Onlinespiel oder bei Urlauben Deutsch spricht wird man sofort als Nazi betitelt.
    Anekdoten sind keine Daten. Studien bitte.
    Was Urlaube angeht, habe ich auch ganz andere Anekdoten zu bieten.

    -Man kann kein Patriot unseres Landes sein weil man dann sofort als Nazi gilt. Anders als z.B. die USA oder Frankreich.
    Schlag mal ein Geschichtsbuch auf, da sollte Dir vielleicht eine Ahnung kommen, warum das so sein könnte.

    -Wir können keine Problemausländer abschieben anders als z.B. Frankreich die die Roma einfach so abschieben konnte und es wurde nicht nach Rassismus geschriehen. Das wäre bei uns undenkbar.
    Ich wollte mich aufs Sprachliche beschränken, aber das ist ja auch wieder Quatsch. Lies mal die französischen Zeitungen von der Zeit, wo das aktuell war. Das wurde heiß hoch diskutiert. Die betreffenden Personen sind EU-Bürger und können nur nach ganz bestimmten stringenten Richtlinien abgeschoben werden. Es gab da auch einen Streit zwischen Sarkozy und der EU-Kommission.
    Deutschland schiebt im übrigen auch ab.


    -In Amerika wird zwar Deutsch an Schulen angeboten aber es nimmt eh fast keiner im Gegensatz zu Spanisch oder Französisch oder Russisch.
    Ja, und? Willst Du die zwingen, Deutsch zu lernen?

    Aber Du hast wieder mal unrecht. Statisken zufolge ist Deutsch seit Jahren stabil auf Platz 3, hinter Spanisch und Französisch. Russisch ist weit hinten.

    Quellen:

    Most Studied Foreign Languages in the U.S. — Infoplease.com
    By The Numbers: Most Popular Foreign Languages - Forbes.com

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
    Deutsch ist schon die meinstgesprochene Sprache Europas
    Ja.

    Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
    und zählt zu den Weltsprachen
    Jein.

    Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
    desweiteren ist Englisch auch aus Deutsch entstanden.
    Nein.

    Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
    Was will man mehr
    Esperanto als Weltsprache...

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  • Knörf
    antwortet
    Zitat von V-o-l-k-e-r Beitrag anzeigen

    Also ich finde Ramsauers Engagement in dieser Sache super . Leider gibt es nicht mehr Leute von dieser Sorte.

    Wenn es die gäbe, hätte Deutsch durchaus die Chance die dominierende Sprache auf diesem Kontinent zu werden.
    Ich finde Ramsauer auch Klasse . Ihr kennt ja meine Meinung aus meinen ersten Beitrag in diesem Thema. Aber ich spreche Deutsch, Englisch, Französisch und bisschen Russisch und trotzdem bin ich für eine strikte Trennung.

    Deutsch ist schon die meinstgesprochene Sprache Europas und zählt zu den Weltsprachen, desweiteren ist Englisch auch aus Deutsch entstanden. Was will man mehr

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    @Nequorta: Zum 180.000 mal - wegen der Verständlichkeit. Denglisch wird nicht verstanden. So einfach ist das. Die Sprache ist nun einmal das hauptsächliche Mittel der Kommunikation und da sollte man schon darauf achten, dass man auch verstanden wird, wenn man sich mitteilt. Und wer sich selbst so ausdrückt, dass er nicht mehr verstanden wird, fliegt auf die Schnauze.
    Absolut! Es gab ja schon genug Studien die z.B. bekannte Werbesprüche von Firmen unter die Lupe genommen haben. Resultat: Vieles wird von den Kunden einfach nicht verstanden, z.B. das berüchtigte "Come in and find out" von Douglas. ... Die haben übrigens ihren Werbespruch seitdem geändert.

    Also ich finde Ramsauers Engagement in dieser Sache super . Leider gibt es nicht mehr Leute von dieser Sorte.

    Wenn es die gäbe, hätte Deutsch durchaus die Chance die dominierende Sprache auf diesem Kontinent zu werden.

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