Zitat von Harmakhis
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(...)Du hast gesagt, Homosexuelle seien deshalb stärker von HIV betroffen, weil schwuler Sex (Analverkehr) risikoreicher sei als heterosexueller. Zwar ist ungeschützter Analverkehr tatsächlich risikoreicher als ungeschützter Vaginalverkehr, aber dennoch ist das als Erklärung ungeeignet.
Warum Schwule in den westlichen Industrienationen nun eine Hauptrisikogruppe darstellen, muss historisch-soziologisch beantwortet werden und nicht medizinisch. Ich versuche mal, das kurz zusammenzufassen, wobei ich mich auf Deutschland konzentiere. In den anderen Ländern ist es aber ähnlich:
Schwule gehörten seit eh her zu einer verfolgten Minderheit. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Emanzipationserscheinungen, die 1897 in Deutschland festere Formen annahmen. Im Alltagsleben mussten Schwule/Homosexuelle ihre Sexualität verbergen und konnten diese daher nur kurz und im Verborgenen ausleben, denn mit der Entdeckung drohte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Existenzvernichtung. Spitzel und Erpresser taten das ihrige, um den Druck noch zu erhöhen. Schwule trafen sich an heimlichen Treffpunkten, wie öffentlichen Bedürfnisanstalten (sog. Klappen) oder in Parks. Der Verfolgungsdruck war hoch. Auch wenn er zwischenzeitlich in Großstädten und besonders zwischen 1919 und 1933 geringer war, ist die Angst vor Entdeckung nicht zu unterschätzen. 1933 stieg der Druck freilich und blieb bis weit in die Bundesrepublik hinein hoch. Viele Schwule heirateten deshalb, um so der gesellschaftlichen Erwartungshaltung zu entsprechen und ihre Homosexualität zu verbergen. Erst Anfang der 70er Jahre kam es zu einer neuen Emanzipationsbewegung, u.a. ausgelöst durch Rosa von Praunheim.
Diese ganze Lebenssituation führte also zu Anonymität, zu "schnellem Sex" und zu Eile. Während Mutti also brav zuhause war, fuhr Vati nachts heimlich in den Park oder sonstwohin und traf sich mit anderen Männern. HIER ist der Grund zu suchen, weswegen sich HIV bei Schwulen rasch verbreitete: weil Schwule ihre Sexualität nur in der Anonymität und Heimlichkeit ausleben konnten. Ein anderer Grund ist, dass andere Schwule, die ja nicht an gesellschaftliche Zwänge gebunden sind, ihre Sexualität freier ausleben als es Heterosexuelle tun.
Das ganze machte dann die Arbeit für die AIDS-Hilfen nicht einfach: Wie sollte man solche Personen, die sich nicht als schwul definierten und "damit" nichts zu tun haben wollten, dazu bringen, ein Kondom zu benutzen?
Das ist es mal ganz grob. Ich könnte noch fünf Seiten dazu schreiben, aber lasse es mal.
Warum Schwule in den westlichen Industrienationen nun eine Hauptrisikogruppe darstellen, muss historisch-soziologisch beantwortet werden und nicht medizinisch. Ich versuche mal, das kurz zusammenzufassen, wobei ich mich auf Deutschland konzentiere. In den anderen Ländern ist es aber ähnlich:
Schwule gehörten seit eh her zu einer verfolgten Minderheit. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Emanzipationserscheinungen, die 1897 in Deutschland festere Formen annahmen. Im Alltagsleben mussten Schwule/Homosexuelle ihre Sexualität verbergen und konnten diese daher nur kurz und im Verborgenen ausleben, denn mit der Entdeckung drohte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Existenzvernichtung. Spitzel und Erpresser taten das ihrige, um den Druck noch zu erhöhen. Schwule trafen sich an heimlichen Treffpunkten, wie öffentlichen Bedürfnisanstalten (sog. Klappen) oder in Parks. Der Verfolgungsdruck war hoch. Auch wenn er zwischenzeitlich in Großstädten und besonders zwischen 1919 und 1933 geringer war, ist die Angst vor Entdeckung nicht zu unterschätzen. 1933 stieg der Druck freilich und blieb bis weit in die Bundesrepublik hinein hoch. Viele Schwule heirateten deshalb, um so der gesellschaftlichen Erwartungshaltung zu entsprechen und ihre Homosexualität zu verbergen. Erst Anfang der 70er Jahre kam es zu einer neuen Emanzipationsbewegung, u.a. ausgelöst durch Rosa von Praunheim.
Diese ganze Lebenssituation führte also zu Anonymität, zu "schnellem Sex" und zu Eile. Während Mutti also brav zuhause war, fuhr Vati nachts heimlich in den Park oder sonstwohin und traf sich mit anderen Männern. HIER ist der Grund zu suchen, weswegen sich HIV bei Schwulen rasch verbreitete: weil Schwule ihre Sexualität nur in der Anonymität und Heimlichkeit ausleben konnten. Ein anderer Grund ist, dass andere Schwule, die ja nicht an gesellschaftliche Zwänge gebunden sind, ihre Sexualität freier ausleben als es Heterosexuelle tun.
Das ganze machte dann die Arbeit für die AIDS-Hilfen nicht einfach: Wie sollte man solche Personen, die sich nicht als schwul definierten und "damit" nichts zu tun haben wollten, dazu bringen, ein Kondom zu benutzen?
Das ist es mal ganz grob. Ich könnte noch fünf Seiten dazu schreiben, aber lasse es mal.
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