Linke Parteien mit rechtsextremer Anhängerschaft / Mitte im Umbruch - SciFi-Forum

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Linke Parteien mit rechtsextremer Anhängerschaft / Mitte im Umbruch

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    Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
    Könnte daran liegen. Auf jedenfall aber auch an der wesentlich höheren Selbstmordrate in der DDR.
    Dann muss die Selbstmordrate aber um ein mehrfaches höher gewesen sein. Ansonsten macht sich das bei 18 Millionen Menschen nicht in Jahren an durchschnittlicher Lebenserwartung bemerkbar. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass ein generell schlechteres Gesundheitsniveau verantwortlich war. Ständiges Leben im Nebel von Zweitakterabgasen und asbestverseuchten Plattenbauten trägt auch nicht zur Erhöhung der Lebenserwartung bei.

    Noch zum Armutsbegriff. Möglicherweise hat in dem besagten Forum ("kein Kind lebte in Armut") jemand das Konzept der relativen Armut nicht verstanden. Wenn die ganze Gesellschaft auf Hartz IV-Niveau oder darunter lebt, dann lebt auch niemand in Armut. Relative Armut gibt es nur, wenn es nennenswerte Ungleichheit gibt. Der absolute Lebensstandard hat damit nichts zu tun. In manchen Entwicklungsländern ist die absolute Armut deutlich höher als die relative, selbst wenn man als absolute Armutsgrenze 1,25 Dollar pro Tag zugrunde legt. Selbst in Indien ist das nach den letzten Zahlen noch so, dass die relative Armut niedriger ist als in Deutschland, obwohl gleichzeitig 40 Prozent von weniger als 1,25 $ PPP täglich leben.

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      Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
      Noch zum Armutsbegriff. Möglicherweise hat in dem besagten Forum ("kein Kind lebte in Armut") jemand das Konzept der relativen Armut nicht verstanden. Wenn die ganze Gesellschaft auf Hartz IV-Niveau oder darunter lebt, dann lebt auch niemand in Armut. Relative Armut gibt es nur, wenn es nennenswerte Ungleichheit gibt. Der absolute Lebensstandard hat damit nichts zu tun. In manchen Entwicklungsländern ist die absolute Armut deutlich höher als die relative, selbst wenn man als absolute Armutsgrenze 1,25 Dollar pro Tag zugrunde legt. Selbst in Indien ist das nach den letzten Zahlen noch so, dass die relative Armut niedriger ist als in Deutschland, obwohl gleichzeitig 40 Prozent von weniger als 1,25 $ PPP täglich leben.
      Absolut richtig!

      Noch etwas zum Thema Obdachlosigkeit, das es angeblich in der DDR nicht gab. Jemand hat in einem der vorherigen Kommentare aus einem anderen Forum zitiert:
      Wie kann es denn sein, dass es in der so genannten Mangelwirtschaft keine Armut, keine Arbeitslosigkeit, keine Gebühren für Kindergarten und Studium, keine Kosten für Arzt- und Krankenhausbesuche gab. Das niemand obdachlos war
      Das drueckt es ja mehr als nur beschoenigend aus!

      Natuerlich sah man keine Obdachlosen, weil jeder verhaftet wurde, weil „asoziale Lebensweise”, d.h. auch die Wohnsitzlosigkeit, unter Strafe stand.
      Als „asozial“ galt, „wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung“ dadurch gefährdete, „dass er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit“ entzog, „obwohl er arbeitsfähig“ war (§ 249 StGB der DDR, Strafmaß bis zu 2 Jahre).

      „Arbeitsbummelei“ und „Arbeitsscheu“ trafen die Diktatur der SED im Kern ihres Selbstverständnisses. Jemand, der nicht arbeitete, wurde als Parasit denunziert. Argumentiert wurde mit den hohen Kosten, die diese Personen der Gesellschaft verursachen würden. Aber auch ein anderer Grund spielte eine Rolle: Wer nicht in ein Arbeitskollektiv eingebunden war, entzog sich der gesellschaftlichen Kontrolle, die das Regime durchsetzen wollte.
      (http://www.strassenfeger.org/news/48...nd-Tafeln.html) => uebrigens ein lesenswerter Artikel.

      In der DDR wurde der Umgang mit „Asozialität“ bzw. „krimineller asozialer Lebensweise“ 1968 in § 249 des Strafgesetzbuchs geregelt. Als Begründung wurde angegeben, dass Asozialität eine Quelle der Kriminalität wäre. Nichtarbeit wurde als "Parasitentum" und "permanente Entwendung von Volksvermögen" eingestuft. Darüber hinaus existierten etliche Dienstanweisungen zum Umgang mit „Asozialen“. Gefährdet waren Menschen, welche die „Entwicklungsgesetze der sozialistischen Gesellschaft unvollständig oder gar nicht widerspiegeln, […] indem sie bummeln, kränkeln, aktiv den Prozess der Tätigkeit stören.“
      (https://de.wikipedia.org/wiki/Obdach...sen_in_der_DDR)
      Zuletzt geändert von xanrof; 21.11.2012, 20:49.
      .

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        Hm, ob man Herrn Hartz da ein Plagiat unterjubeln kann...

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          Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
          Natuerlich sah man keine Obdachlosen, weil jeder verhaftet wurde, weil „asoziale Lebensweise”, d.h. auch die Wohnsitzlosigkeit, unter Strafe stand.
          Als „asozial“ galt, „wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung“ dadurch gefährdete, „dass er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit“ entzog, „obwohl er arbeitsfähig“ war (§ 249 StGB der DDR, Strafmaß bis zu 2 Jahre).
          Natürlich kann es auch an den extrem niederen Mieten gelegen haben.

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            Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
            Natürlich kann es auch an den extrem niederen Mieten gelegen haben.
            Kaum. Da du den Artikel wohl nicht gelesen hast, zitiere ich halt daraus.

            mob e.V. obdachlose machen mobil & strassenfeger - mob e.V.

            Den zwischen 1972 bis 1990 zwei Millionen neu gebauten Wohnungen stand eine Verringerung der Anzahl bewohnbarer Altbauwohnungen um eine Million gegenüber. Zahlreiche bewohnte Wohnungen befanden sich zudem in einem grundlegend sanierungsbedürftigen Zustand... Die Wohnraumlenkung, zunächst nur eine Notstandsmaßnahme der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde zum Dauerrecht. Entscheidend waren politische, ökonomische und soziale Kriterien. Nicht verheiratete, kinderlose junge Menschen hatten dabei so gut wie keine Chance, eine Wohnungszuweisung zu bekommen... Zunehmend eigneten sie sich unerlaubt leerstehende Wohnungen an...
            und:

            Hinter Stichworten wie niedrige Mieten und sichere Arbeitsplätze verblasst der Fakt, dass es der SED-Sozialpolitik vor allem um die Menschen ging, die als Arbeitskräfte wichtig und nützlich waren. Rentner, Kranke und Behinderte wurden dagegen mit geringsten Zuwendungen abgespeist, sozial Auffällige und eigentlich therapiebedürftige Menschen weggesperrt.
            Noch ein bisschen Licht auf den fürsorglichen Arbeiter- und Bauernstaat:

            Geschichte: Strafarbeit im Silbersee - mz-web.de

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              Das kann natürlich alles der Wahrheit entsprechen.

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                Ich empfehle dir einen ausgedehnten Besuch in der Abteilung "Geschichte" einer Universitätsbibliothek.

                In der DDR konnte man ganz gut leben, solange man dem genormten sozialistischen Arbeiter entsprach, nichts Unerwünschtes redete, nichts Unerwünschtes lesen oder hören wollte, und am besten auch nichts Unerwünschtes dachte. Solange man reibungslos im Getriebe funktionierte. Aber wehe, man tat das nicht.

                Was erwartest du von einem Regime, das seine Bürger abknallte, wenn sie ausreisen wollten, das kilometerbreite "Todesstreifen" zwischen sich und dem westlichen Nachbarstaat installierte, das westliche Schülergruppen nur nach monatelangen Vorprüfungen ins Land ließ, und ihnen auch dann jeden Aufenthalt vorschrieb und sie auf Schritt und Tritt nicht aus den Augen ließ?

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                  Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
                  Das klingt aber nicht nach dem Marx, der den Historischen Materialismus begrünndet hat.
                  In seinen Annahmen zur Ausbeutung ist ja irgendwo implizit unterstellt, dass diese das Kriterium ist, nach dem wir Menschen unsere Lebenssituation einzuschätzen haben. Viel entscheidender für reales menschliches Verhalten als die Frage wie groß der Anteil an einem wie auch immer berechneten Arbeitsmehrwert ist, den sich ein Kapitalist aneignet, ist aber die Frage wie ich relativ zu denen stehe, mit denen ich mich subjektiv vergleiche.


                  Außerdem ist Gier nicht unbedingt eine der Grundeigenschaften des Menschen, man sehe sich die Einheit Familie an. Sie wird vielmehr produziert.
                  Gier ist denke ich gar nicht soo sehr die treibende Kraft.
                  Die Sache ist einfach die, man passt sich an sein Umfeld an, in dem man lebt. Und verschiedene Schichten leben in verschiedenen sozialen Umfeldern. Ist es in dem Umfeld normal gewisse Status Symbole zu besitzen und bestimmte Aktivitäten auszuüben, dann ist das Streben nach ihnen nicht Gier sondern der Wunsch nach Anerkennung und Integration in die Gesellschaft, in der man sich tagtäglich aufhält.
                  Das beschränkt sich auch gar nicht nur auf soziale Schichten. In linken Milieus ist das Kriterium dann halt nicht der dicke Mercedes Benz, die Villa und dass man min. fünf Mal im Jahr im Ausland gewesen ist sondern der Haarschnitt oder eine bestimmte Art sich zu kleiden.
                  Und letztlich wird kaum einer eingestehen, dass er seinen Verdienst nicht verdiene.
                  Was aus passieren kann: Man gewöhnt sich ganz einfach an Wohlstand, kurbelt seine Ausgaben hoch und kann es sich bald aus Gewohnheit gar nicht mehr vorstellen mit weniger auszukommen. Man erkennt in seinem tiefsten Inneren irgendwann gar nicht mehr, dass diese Lebensweise für viele auf der Welt nicht Normalität ist.

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