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Krieg gegen Palästina/Nah-Ost-Konflikt

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    #91
    Alle Juden raus aus den autonomen Palästinensergebieten? Wir sprechen hier nicht von den Deutschen Ostgebieten... da ging das, Deutschland hatte immerhin einen selbstverschuldeten Krieg verloren.

    Aber das ist eine ganz andere Schiene. Israel existiert zu lange, als dass man solche Lösungen durchziehen kann. Denn eine komplette Zwangsräumung wäre "undemokratisch" und "falsch". Man würde da weitermachen wo man mit der Gründung Israels anfing, nur dass man jetzt auch den Israelis vor den Kopf stößt. Es gibt Menschen die da geboren sind, die kannst du nicht einfach der ethnischen (ja, simpler... der religiösen) Herkunft wegen aussiedeln.
    Die müssen lernen zusammen zu leben.

    Und die Regierung in Jerusalem absetzen und ein UNO-Protektorat Palästina? Unterstütz vom Westen? Klappt nicht. Auch wenn das nicht so wirkt: Israel ist eine Demokratie, da kann man nicht nach Lust und Laune die Regierung absetzen. Vorallem bräuchte man eine Entscheidung des Weltsicherheitsrates.
    Sprich: die USA müssten zustimmen, was eher unwahrscheinlich ist, ne'est ce pas?
    Die westliche Unterstützung Palästinas hingegen würde der arabischen Liga das Futter geben, dass sie brauchen um radikale Positionen zu vertreten. Der Westen will Palästina an sich reißen. Täuschung zugunsten des Schattenstaates in den okkupierten Gebieten und und und...

    Aufklärung und Annäherungsversuche bei den Kindern allerdings sind eine gute Idee... vielleicht die einzigen die noch nicht vom Hass zerfressen sind. Kommt im Fernsehen immer sehr schön wenn man die Folgen der Gewalt sieht und ehemalige Pazifisten (beider Seiten) nach dem sie Verwandte bei einem Anschlag und/oder einer Militäraktion verloren haben, betonen, dass Gewalt die einzige Sprache ist, die die Juden/Muslime verstehen.

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      #92
      Ein wirklich empfehlenswerter Artikel zu diesem Thema:
      Auf der Suche nach Palästina

      (und es lohnt es sich ihn ganz durchzulesen und sich nicht schon nach zwei Sätzen eine Meinung zu bilden)
      Resistance is fertile
      Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
      The only general I like is called strike

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        #93
        Tja, wirklich ein interessanter Artikel.
        Da fragt man sich was getan werden kann.
        Wenn ich die Lage betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass die größte Gefahr derzeit die Radikalisierung der Palästinenser ist. Hier züchtet sich Israel seine nächste Intifada und möglicherweise die USA ihren nächsten 9/11.
        Was also könnte man dagegen tun? Die Antwort ist: spass. Die Moslemischen Radikalen verbieten ihren Jüngern (gerade den Jugendlichen und Frauen) ja jede Art von moderner Spassgesellschaft. Dies ist die einzige Schwachstelle. Also: Wie teuer kann es sein, 1000 Nachtclubs hochzuziehen, Alk und Popmusik auszuteilen? Das wäre IMHO ein erster Schritt, den Terrorismus zu bekämpfen.
        Sicherlich folgen daraus noch mehr wirtschaftlche Möglichkeiten. Wenn die Palästinenser erst Geld verdienen können wie die Israelis, werden sie auch ihre Sprengstoffgürtel an den Haken hängen, bildlich gesprochen. Die dafür notwendigen Kosten können sich die Israelis ja bei den USA pumpen, die suchen schließlich schon lange nach neuen Absatzmärkten!
        können wir nicht?

        macht nix! wir tun einfach so als ob!

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          #94
          Ich bin immer wieder erstaunt, dass oft angenommen wird, dass die Palästinenser nur Moslem seien. Es hat sehr viele Christen unter den Palästinensern und die möchten sehr gerne einfach nur Frieden... Diese Kräfte sollte man unterstützen.
          Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts. Elias Canetti
          Take it easy, but take it. Nothing Comes to you, when you waite to long.

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            #95
            Zitat von Nerrys G.
            Ich bin immer wieder erstaunt, dass oft angenommen wird, dass die Palästinenser nur Moslem seien. Es hat sehr viele Christen unter den Palästinensern und die möchten sehr gerne einfach nur Frieden... Diese Kräfte sollte man unterstützen.
            Schon mal davon gehört, dass sehr lange (bis zur ersten Intifada) im palästinensichen Widerstand säkulare Gruppen dominiert hatten? Und die Religion eines Palästinensers nichts daran ändert, ob er/sie unterdrückt wird?
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              #96
              Klar habe ich davon gehört. Aber es gehen immer so viele davon aus, dass alle Moslem sind und man darum eine arabische Lösung suchen muss. Die Palästinenser sind aber ein sehr vielschichtiges Volk. Nicht nur durch den Glauben auch durch die Lebensweise. Dass Israel der eigentliche Agressor ist, steht ja nicht unbedingt ausser Frage, das sehen ja viele so. Und unterstützt werden sie von wem? Von den USA, die es sich seit dem letzten Weltkrieg zur Aufgabe gemacht haben, den Juden wieder eine (künstlich geschaffene) Heimat zu geben. (In erster Linie, weil sie nicht wieder überrollt werden wollten wie in dieser Zeit). Da in Ägypten sehr viele Juden leben, ist dort die Haltung zu Israel auch sehr viel diplomatischer. In moslemdominierten Ländern steht natürlich Palästina im Vordergrund. Und wir Christlichdominierten Länder? halten wir zu den christlichen Brüdern in Palästina? Nein, dafür sind wir schon viel zu weit von unserer eigentlichen Religion entfernt. Was da unten aber abgeht ist ein eigentlicher Glaubenskrieg. Oder wieso wollen die Juden da unten einen reinen Judenstaat? Wieso darf es da keine Moslem oder Christen geben in dem Staat?
              Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts. Elias Canetti
              Take it easy, but take it. Nothing Comes to you, when you waite to long.

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                #97
                Zitat von Nerrys G.
                Was da unten aber abgeht ist ein eigentlicher Glaubenskrieg.
                Ja, mehr oder weniger stimmt das so.

                Zitat von Nerrys G.
                Oder wieso wollen die Juden da unten einen reinen Judenstaat? Wieso darf es da keine Moslem oder Christen geben in dem Staat?
                Kann man so nicht stehen lassen. Es ist absolut falsch zu sagen, die Juden wollen dort unten nur einen reinen Judenstaat. Es "darf" in diesen Staat sehr wohl Moslems und Christen geben. Einzige Vorraussetzung ist, das sie mit den Juden in Frieden leben.
                Gewisse radiklae mögen vielleicht (früher) anders gesprochen haben, aber die wirklich große Mehrheit ist da unten schon lange darüber hinweg.
                Von den knapp 7 Millionen im Staat Israel lebenden Menschen sind 5,5 Millionen Juden. Das macht einen Anteil von 81% der seit der Staatsgrüdnugn in etwa so geblieben ist.
                Der "Rest" verteilt sich auf muslimische und cristliche Araber (ca. 18 %), Drusen, Armenier usw.

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                  #98
                  Zitat von Cmdr. Ch`ReI
                  Ja, mehr oder weniger stimmt das so.


                  Kann man so nicht stehen lassen. Es ist absolut falsch zu sagen, die Juden wollen dort unten nur einen reinen Judenstaat. Es "darf" in diesen Staat sehr wohl Moslems und Christen geben. Einzige Vorraussetzung ist, das sie mit den Juden in Frieden leben.
                  Nicht ganz, es muß nach zionistischer Lesart sichergestellt sein, dass die Juden die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Die Ansicht teilen wohl auch die meisten israelis und das dürfte auch einer der Gründe für den Gaza Rückzug sein.
                  LANG LEBE DER ARCHON

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                    #99
                    Zitat von Nerrys G.
                    Was da unten aber abgeht ist ein eigentlicher Glaubenskrieg.
                    Nein, es gibt in Palästina keinen Glaubenskrieg, sondern Widerstand gegen eine koloniale Besatzung. Du dagegen forderst einen Glaubenskrieg, wenn du meinst, dass die "christlich dominierten Staaten" den Christen helfen sollten.

                    Der Zionismus ist keine religiöse Idee, sondern ein nationalistisches Projekt. Die klare Mehrheit der Gründer Israels waren Atheisten oder andere säkulare politische Gruppen - und keine jüdischen Fundamentalisten. Die Idee eines eigenen jüdischen Staats war eine Reaktion auf den Antisemitismus und den Holocaust in Europa und der Versuch sich mit Hilfe eines eigenen Nationalstaats zu schützen. Das Problem dabei war nur, dass es keine unbewohnte Region gab, wo dieser Nationalstaat hätte errichtet werden können, weshalb Teile von Palästina erobert wurden, wobei man sich auf Grossmächte stützen musste, von diesen abhängig wurde und zudem dieser Staat auf Vertreibungen beruhte. Der Nationalstaat war - wie meist bei nationalistischen Ideen - keine Lösung für den Frieden und Sicherheit, sondern die Ursache für Unterdrückung und neue Kriege.
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                      Zitat von max
                      Nein, es gibt in Palästina keinen Glaubenskrieg, sondern Widerstand gegen eine koloniale Besatzung.
                      Diese Phrase, die man für gewöhnlich nur von linksradikaler Seite vernimmt, ist inzwischen genauso ausgefranst wie die Mär vom antiimperialistischen Befreiungskampf. Die Nutzung solches Vokabulars zeugt allenfalls davon, wie sehr der eigene Standpunkt ideologisch eingefärbt ist oder gar zwangsweise aus einer Ideologie resultiert, die nicht hinterfragt wird.
                      Andersherum gilt diese Schwarz-Weiß-Malerei natürlich auch, wenn man beispielsweise generell den Standpunkt vertritt, Israel sei ausschließlich Opfer beständiger antisemitischer Aggressionen und würde sich auch ausschließlich gegen diese verteidigen.

                      Israel ist kein koloniales Projekt, ebenso wenig war es das je. Israel ist ein souveräner Staat der seine eigenen Interessen vertritt.
                      Selbstverständlich ist Israel wie praktisch jeder Industriestaat gleichfalls von Grossmächten abhängig.

                      Und nicht nur das, auch in Riad ist man erfreut über jene Petrodollars, die nicht nur aus den USA zufliegt, sondern auch über diese vom europäischen Festland, zumal sie ja auch Ausdruck gemeinsamer Freundschaft sind.

                      Schon die Ölkrisen von 1973 und 1979 haben gezeigt, wie sehr alle westlichen Nationen von einigen undemokratischen Staaten rund um den persischen Golf.

                      Um aber in Deinem Jargon zu bleiben: Hat man eigentlich die gelungene "Märtyreroperation" vor einem Monat in Netanja al-Dschihad al-Islami zu gratulieren?
                      Es starben bisher außerordentlich viele Israelis in Westjerusalem, Tel Aviv, Beerscheba. Hauptsächlich auf Märkten, in Cafés, in Bussen, in Einkaufspassagen oder auch in Diskotheken. Verschanzen sich dort nun besonders viele unterdrückende Kolonisten?
                      Oder sind Selbstmordanschläge, die darauf abzielen möglichst viele Zivilisten in den Tod zu reißen, nicht völlig zu Recht international als Terrorismus geächtet und völkerrechtlich illegal?

                      Palästinensische Selbstmordattentate sind keine Verzweiflungstaten, sondern sie haben einen äußerst genau kalkulierten politischen Hintergrund. Umso abscheulicher ist es, dass dazu häufig Jugendliche angeworben werden.
                      Die Anschlagserien Mitte der 90er Jahre dienten dem Zweck den Friedensprozess zu sabotieren. Bedauerlicherweise erreichten sie ihren Zweck auch als 1996 Netanjahu zum israelischen Premierminister gewählt wurde.

                      Und auch die al-Aqsa-Intifada war kein spontaner Volksaufstand die erste Intifada. Wie der palästinensische Kommunikationsminister al-Faludschi später gestand, war sie im Vorhinein von oben her geplant Natürlich wollte Arafat damit nach dem Scheitern von Camp David II nach dem Vorbild der libanesischen Hisbollah Zugeständnisse erzwingen, Israel auf die gleiche Augenhöhe bringen, gar selbst Bedingungen stellen. Es geschah aber das Gegenteil, in der Weltöffentlichkeit und dramatischer noch in Israel verloren die Palästinenser damit ihre wichtigsten Verbündeten.

                      Die Nachverhandlungen von Taba im Januar 2001 konnten kein Erfolg mehr werden, so optimistisch die gemachten Fortschritte auch stimmen konnten. Es war schon während der Verhandlungen klar, dass Barak in den kommenden Wahlen abgewählt würde. Scharon siegte folglich im Februar 2001 bei diesen. Es war schlichtweg die Reaktion der Israelis auf den anhaltenden Terror.
                      Mit der zweiten Intifada verspielte er nicht nur seinen Traum einen palästinensischen Staat zu schaffen, die innerpolitische, islamistische Opposition erstarkte wie schon während der ersten Intifada deutlich, zudem musste er die starken Einschränkungen akzeptieren, die Israel nun auferlegte.

                      Realistisch betrachtet ist gerade im Gazastreifen gehört die Hamas zu den einflussreichsten Massenorganisationen. Sie ist maßgeblich mit an der Organisationen des von Dir genanten Widerstands beteiligt. Der politische Flügel steht derzeit vor dem Problem, zunehmend weniger Kontrolle über den bedeutend radikaleren militärischen Arm ausüben zu können. Dort ist eine indirekte Anerkennung, in dem Sinne zunächst einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 anzuerkennen, noch in weiter Ferne. Zumal die Hamas damit die Unterstützung einer Vielzahl der in den Flüchtlingslagern lebenden Palästinenser verlöre.

                      Nun noch einmal zum Islamischen Dschihad. Dass al-Dschihad al-Islami den Anschlag in Netanja als Widerstand gegen die Besatzungsmacht bezeichnet, bedeutet nicht, dass es dies auch ist. Die Hamas beteuert auch immer wieder ihre Nähe zu den Muslimbrüdern, pflegt dennoch aber einen extremen Nationalismus und Kontakte zur Hisbollah, nach Syrien und zum Iran. Ebenso wie sie an schiitischen Bräuchen und Traditionen fest hält. Der Islamische Dschihad versucht eben aus der aktuellen Hudna politisches Kapital zu schlagen, indem er die Waffenruhe nicht einhält. Militärisch war der Anschlag sinnlos, ebenso wie alle anderen Selbstmordattentate, die auf die israelische Öffentlichkeit zielten. Die Tatsache dass man an jedem öffentlichem Platz Opfer werden könnte, schürt natürlich Angst. Sie verunsichern, sie verängstigen, sie schocken und zudem stärken sie die innerpolitischen Positionen der Organisation, die sie ausführt.

                      Und ich denke mit einer gewissen Berechtigung kann man durchaus auch von einem Glaubenskrieg sprechen. Aus dem Sechstagekrieg und der sich für Israel anschließende, zumindest politische Niederlage im Jom-Kippur-Krieg ging das nationalreligiöse Lager um den Gusch Emunim hervor. Die Notwendigkeit der Besiedlung der neu besetzten Gebiete wurde religiös untermauert. Bei dem Westjordanland handle es sich um das historische Eretz Jisrael, dass auf keinen Fall wieder zurückgegeben werden dürfe. Gerade im Umfeld der rechtsextremen Siedler, indem z.B. auch noch die verbotene Kach agiert, wird mit Verweis auf die Religion die Deportation der Palästinenser gefordert.
                      In den Palästinensergebieten kann man zu Recht Behaupten, dass es die Hamas ist, die mit der Intifada die Deutungshoheit über den Islam erlangte. Sie beruft sich beim Kampf gegen Israel auf den Islam, ebenso nutzt sie ihn um zum Mord an Juden aufzurufen und diesen mit der Religion zu legitimieren. Es sei die individuelle Pflicht jedes Muslims sich am Dschihad gegen Israel zu beteiligen, so die Botschaft der Hamas. In weiten Teilen Gazas hat sie beispielsweise auch wieder die Verschleierung eingeführt. Die Ziele von religiösen Siedlern und palästinensischen Islamisten mögen politisch sein, sie werden jedoch religiös begründet.

                      Zitat von max
                      Die Idee eines eigenen jüdischen Staats war eine Reaktion auf den Antisemitismus und den Holocaust in Europa und der Versuch sich mit Hilfe eines eigenen Nationalstaats zu schützen. Das Problem dabei war nur, dass es keine unbewohnte Region gab, wo dieser Nationalstaat hätte errichtet werden können, weshalb Teile von Palästina erobert wurden, wobei man sich auf Grossmächte stützen musste, von diesen abhängig wurde und zudem dieser Staat auf Vertreibungen beruhte.
                      Du lässt z.B. die Tatsache aus, dass das bis 1947 durch Juden besiedelte Land nahezu komplett durch Juden käuflich erworben wurde. Ebenso war die Mehrheit der sozialostschen Zionisten durchaus gewillt an einer Seite mit der arabischen Bevölkerung zu leben. Viele Kibbuzim und Moschawim unterhielten tatsächlich ein enges Verhältnis mit benachbarten arabischen Dörfern. Jabotinsky repräsentierte nur einen kleinen Teil der palästinensischen Zionisten. Die Mehrzahl der in Palästina eingewanderten Juden wollten die Einheimischen Araber mit Sicherheit nicht vertreiben.
                      Ebenso wenig erwähnst Du aber, dass die Arabische Legion praktisch alle Juden aus dem Westjordanland vertrieben, auch orthodoxe Familien, die dort seit Jahrhunderten ansässig waren. Während des ersten israelisch-arabischen Krieges flüchteten Juden aus fast allen arabischen Staaten. Insgesamt ist die Zahl der 1947 bis 1949 vertriebenen Juden fast genauso groß, wie die der vertriebenen Palästinenser.
                      Auch die UN-Resolution 181, welche die Aufteilung des britischen Mandatsgebiets in einen jüdischen und einen palästinensischen Staat festlegte, die von arabischer Seite allerdings komplett abgelehnt wurde, erwähnst Du nicht. Die Gründung Israels war völkerrechtlich untermauert. Als der jüdische Teil der Bevölkerung Palästinas sein Recht auf einen eigenen Staat am 14. Mai in Anspruch nahm, erklärten die arabischen Anrainerstaaten der jungen Nation umgehend den Krieg. Keineswegs aus Sorge um das Schicksal der Palästinenser, sondern weil sie keinen jüdischen Staat in ihrer Mitte akzeptieren wollten.

                      Gab es denn eine Möglichkeit den Krieg zu vermeiden? Die Formulierung, Israel beruhe auf Vertreibung, schließt unbedingt auch ein, dass die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung selbst Flüchtlinge aus Europa und arabischen Ländern waren.

                      Zitat von max
                      Der Nationalstaat war - wie meist bei nationalistischen Ideen - keine Lösung für den Frieden und Sicherheit, sondern die Ursache für Unterdrückung und neue Kriege.
                      Und trotzdem unterstützt Du den palästinensischen Widerstand, der selbst in erster Linie auf Nationalismus beruht, egal ob er sich selbst als islamisch oder meinetwegen sozialistisch bezeichnet?
                      Und ehrlich gesagt war der arabische Nationalismus im mindestens ebenso großen Maße Grund für den ersten israelisch-arabischen Krieg wie der jüdische, das sollte man nicht vergessen. Allein Schuld allein auf Israel zu schieben, entbehrt jeder historischen Grundlage.

                      //Edit: Was ich noch nachtragen möchte, der Zionismus war ebenso eine nationale Befreiungsbewegung, wie heute der Kampf der Palästinenser.
                      Mi sche`mezil haim, keilu hezil olam u`melo`lo. (hebr.: Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.)

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                        Zitat von upuaut
                        Israel ist kein koloniales Projekt, ebenso wenig war es das je. Israel ist ein souveräner Staat der seine eigenen Interessen vertritt.
                        Das koloniale Projekt ist Israel selbst. Israel wurde durch Vertriebene und Flüchtlinge gegründet, die aber nur einen Nationalstaat gründen konnten, in dem sie wiederum andere vertrieben. Meine Aussage war nicht, dass Israel die Kolonie einer Grossmacht wäre, auch wenn es heute vollständig von den USA abhängig ist (aber z.B. anfangs mit Waffen in erster Linie von der UdSSR unterstützt wurde). Der Kolonialismus drückt sich dadurch aus, dass hier ein Gebiet im Nahen Osten durch Europäer besiedelt wurde und die dortige Bevölkerung unterdrückt wird.
                        Zitat von upuaut
                        Um aber in Deinem Jargon zu bleiben: Hat man eigentlich die gelungene "Märtyreroperation" vor einem Monat in Netanja al-Dschihad al-Islami zu gratulieren?
                        Es starben bisher außerordentlich viele Israelis in Westjerusalem, Tel Aviv, Beerscheba. Hauptsächlich auf Märkten, in Cafés, in Bussen, in Einkaufspassagen oder auch in Diskotheken. Verschanzen sich dort nun besonders viele unterdrückende Kolonisten?
                        Oder sind Selbstmordanschläge, die darauf abzielen möglichst viele Zivilisten in den Tod zu reißen, nicht völlig zu Recht international als Terrorismus geächtet und völkerrechtlich illegal?
                        Das ist ein Beispiel für dein schwarz-weißes Denken, wenn du einfach einen unterstellst, man würde derartige Aktionen unterstützen. Solche Terroranschläge sind natürlich zu ächten. Solche Aktionen zeugen davon, dass die Ausführenden nur in der Lage sind in nationalistischen Denkmuster zu handeln - ihre Aktionen richten sich eben gegen alle Israelis, obwohl es Israel selbst starke politische Gruppen gibt, die für ein Ende der Besatzung sind.
                        Zitat von upuaut
                        Palästinensische Selbstmordattentate sind keine Verzweiflungstaten, sondern sie haben einen äußerst genau kalkulierten politischen Hintergrund. Umso abscheulicher ist es, dass dazu häufig Jugendliche angeworben werden.
                        Dir ist es noch nie aufgefallen, dass Jugendliche politisch eher besonders aktiv sind?
                        Zitat von upuaut
                        Die Anschlagserien Mitte der 90er Jahre dienten dem Zweck den Friedensprozess zu sabotieren. Bedauerlicherweise erreichten sie ihren Zweck auch als 1996 Netanjahu zum israelischen Premierminister gewählt wurde.
                        Das Problem ist, dass sich hier die palästinensischen Gruppen mit der israelischen bürgerlichen und extremen Rechten einig sind und durch ihre Aktionen gegenseitig rechtfertigen.
                        Zitat von upuaut
                        Natürlich wollte Arafat damit nach dem Scheitern von Camp David II nach dem Vorbild der libanesischen Hisbollah Zugeständnisse erzwingen, Israel auf die gleiche Augenhöhe bringen, gar selbst Bedingungen stellen.
                        "Gar selbst Bedinungen" stellen? Du meinst, dass die Palästinenser kein Recht haben Bedingungen zu stellen, sondern lieber um ihre Freiheit betteln sollen? Die Aktion war damals von Barak und Clinton alleine für den Zweck zu veranstaltet, Arafat die Schuld für das Scheitern des Friedensprozess in die Schuhe zu schieben. Barak hat doch selbst den Friedensprozess durch eine Intensivierung der Siedlungspolitik sabotiert.
                        Zitat von upuaut
                        Du lässt z.B. die Tatsache aus, dass das bis 1947 durch Juden besiedelte Land nahezu komplett durch Juden käuflich erworben wurde. Ebenso war die Mehrheit der sozialostschen Zionisten durchaus gewillt an einer Seite mit der arabischen Bevölkerung zu leben. Viele Kibbuzim und Moschawim unterhielten tatsächlich ein enges Verhältnis mit benachbarten arabischen Dörfern. Jabotinsky repräsentierte nur einen kleinen Teil der palästinensischen Zionisten. Die Mehrzahl der in Palästina eingewanderten Juden wollten die Einheimischen Araber mit Sicherheit nicht vertreiben.
                        Ebenso wenig erwähnst Du aber, dass die Arabische Legion praktisch alle Juden aus dem Westjordanland vertrieben, auch orthodoxe Familien, die dort seit Jahrhunderten ansässig waren. Während des ersten israelisch-arabischen Krieges flüchteten Juden aus fast allen arabischen Staaten. Insgesamt ist die Zahl der 1947 bis 1949 vertriebenen Juden fast genauso groß, wie die der vertriebenen Palästinenser.
                        Und was willst du hier sagen? Was haben die Siedlungsgebiete von 1947, die schon damals massive Probleme verursacht haben, mit den Eroberungen von 1948 zu tun? Und was willst du mit den Vertreibungen der Juden ausdrücken? Gegen ein schwarz-weiß-Bild ein anders stellen? Du solltest dich vielleicht daran gewöhnen, dass es Leute gibt, die nicht davon ausgehen, dass es in jedem Konflikt ein "gutes" und ein "böses" Lager gibt und die dann die Verbrechen des "guten" Lagers begeistern feiern oder zumindest rechtfertigen.
                        Zitat von upuaut
                        Auch die UN-Resolution 181, welche die Aufteilung des britischen Mandatsgebiets in einen jüdischen und einen palästinensischen Staat festlegte, die von arabischer Seite allerdings komplett abgelehnt wurde, erwähnst Du nicht. Die Gründung Israels war völkerrechtlich untermauert. Als der jüdische Teil der Bevölkerung Palästinas sein Recht auf einen eigenen Staat am 14. Mai in Anspruch nahm, erklärten die arabischen Anrainerstaaten der jungen Nation umgehend den Krieg. Keineswegs aus Sorge um das Schicksal der Palästinenser, sondern weil sie keinen jüdischen Staat in ihrer Mitte akzeptieren wollten.
                        Was haben die Aktionen der arabischen Regime, in denen die Palästinenser ebenfalls unterdrückt wurden, mit der Unterdrückung der Palästinenser durch Israel zu tun?
                        Zitat von upuaut
                        Die Formulierung, Israel beruhe auf Vertreibung, schließt unbedingt auch ein, dass die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung selbst Flüchtlinge aus Europa und arabischen Ländern waren.
                        Ja (s.o.)
                        Zitat von upuaut
                        Und trotzdem unterstützt Du den palästinensischen Widerstand, der selbst in erster Linie auf Nationalismus beruht, egal ob er sich selbst als islamisch oder meinetwegen sozialistisch bezeichnet?
                        Das Problem ist einfach, dass die Palästinenser heute insgesamt unterdrückt werden und gegen diese Unterdrückung mit Nationalismus reagieren. Nationalismus ist hier keine Lösung, da eine Zwei-Staaten-Regelung (wie man übrigens an der Geschichte seit dem UN-Plan sieht) nicht dazu führen wird, dass wirtschaftlich überlebensfähige Staaten entstehen. Diesen Nationalismus wird aber nicht überwunden werden, wenn die Unterdrückung aufrechterhalten wird. Ich selbst sehe nur eine Lösung, wenn die Nationalstaaten überwunden werden. Also ist erst die Beendigung der Unterdrückung notwendig.
                        Zitat von upuaut
                        //Edit: Was ich noch nachtragen möchte, der Zionismus war ebenso eine nationale Befreiungsbewegung, wie heute der Kampf der Palästinenser.
                        Ja (s.o. und meinen letzten Beitrag). Das Problem des Zionismus war aber, dass es nicht um eine unterdrückte Bevölkerung in einem Gebiet ging, was dann seine Unabhängigkeit erkämpfen konnte, sondern die Juden (oder besser die Anhänger des Zionismus, da viele Juden nie nach Israel gingen) über ganz Europa verstreut waren und für die Gründung eines eigenen Nationalstaats irgendwo ein Gebiet erobert werden musste. Und letzteres hatte dann automatisch Unterdrückung zur Folge und dagegen wieder eine nationale Befreiungsbewegung.
                        Resistance is fertile
                        Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                        The only general I like is called strike

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                          Etwas zu "menschlichen Schutzschilden":
                          Zitat von taz
                          Israel: Justiz verurteilt Armee

                          JERUSALEM ap Israels Armee darf bei Razzien in Palästinensergebieten Zivilisten nicht als "menschliche Schutzschilde" missbrauchen. Der Oberste Gerichtshof verurteilte die Praxis gestern als Verstoß gegen Völkerrecht und ordnete den sofortigen Stopp an. Die Richter folgten Eingaben von Menschenrechtlern, die monierten, dass die Truppen das Urteil des Obersten Gerichts von 2002 wiederholt ignorierten. Danach zwangen Soldaten Palästinenser, zuerst auf Verstecke von Extremisten zuzugehen. Dabei gerieten sie ins Kreuzfeuer und wurden verletzt oder getötet.

                          taz Nr. 7787 vom 7.10.2005, Seite 2, 21 Zeilen (Agentur)
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