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    [Buchbesprechung] DS9 - "Walhalla"

    „Walhalla“ ist die nächste Etappe auf meiner Lesereise durch jene „Deep Space Nine“-Romane, die ich einst in den 90er-Jahren nicht gelesen habe. Obwohl … Also ganz ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob ich „Walhalla“ nicht doch damals gelesen habe. Einige Stellen kamen mir bekannt vor, während die Geschichte in ihrer Gesamtheit keine Erinnerung weckte.

    Handlung: Ein Schiffswrack unbekannter Bauart schwebt durch das bajoranische Wurmloch und wird mittels Traktorstrahl von der Raumstation Deep Space 9 eingefangen. Ein Außenteam stellt den Tod der Besatzung – nicht-humanoide krebsähnliche Wesen – fest und dass das Schiff nicht besonders hochentwickelt ist … mit Ausnahme des Hauptcomputers. Diese Technologie ist bedeutend fortschrittlicher, aber bevor Chefingenieur O’Brien Gelegenheit erhält, sie sich genauer anzusehen, taucht ein cardassianisches Kriegsschiff mit dem ehemaligen Präfekten Bajors – Gul Dukat – an Bord auf. Mit der fadenscheinigen Argumentation, das Schiffswrack wäre in Richtung cardassianischer Grenze geschwebt, ehe es von Deep Space 9 gestoppt wurde, erhebt Dukat Anspruch auf das Wrack. Überraschenderweise taucht noch ein zweites Cardassianer-Schiff auf, kommandiert von Gul Kaidan, der unabhängig von Dukat ebenfalls das Schiff haben will. In dieser kuriosen Situation einigt man sich darauf, dass vorübergehend gar niemand Zutritt zum Wrack erhält und im vertraulichen Gespräch mit Kaidan erfährt Commander Sisko, was es mit dem Streit der Cardassianer auf sich hat.

    Während Kaidan treu der amtierenden cardassianischen Regierung ergeben ist, ist Dukat einer von vier aussichtsreichen Kandidaten, der die Führung der Oppositionspartei „D’ja Bajora Karass“ übernehmen könnte. Sollte es dieser Partei gelingen, die Macht an sich zu reißen, könnte dies zur Zurückeroberung Bajors führen. Gul Dukat als Anführer der Partei wäre allerdings noch ein kleineres Übel, da er als ehemaliger Präfekt Bajors genau weiß, dass es dort keine wertvollen Rohstoffe mehr zu holen gibt. Sein Fokus gilt mehr einem uneingeschränkten Zugang zum Wurmloch und dem dahinter liegenden Gamma-Quadranten – daher sein Interesse an dem Wrack. Andere Kandidaten für die Parteiführung sind aber auf den Planeten Bajor selbst fixiert, weshalb sich Sisko auf eine ungewöhnliche Allianz einlässt und verspricht, zusammen mit Major Kira und dem bajoranischen Geheimdienst für Kaidan Material aufzutreiben, das die vier Kandidaten in Misskredit bringt.

    In der Zwischenzeit häufen sich seltsame Fehlfunktionen auf der Raumstation. Bildschirme und Holoprojektoren zeigen immer wieder Abbilder der fremden Außerirdischen vom Schiffswrack. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um Kommunikationsversuche, denn der Computer des Wracks hat vor geraumer Zeit ein Bewusstsein entwickelt – was die Besatzung gar nicht toll fand, weshalb das Computerbewusstsein – Enak – beschloss, die „abzuschalten“. In seiner Naivität erkannte Enak nicht, dass diese Tat unumkehrbar war, was dazu führte, dass nun ein Schiff an Deep Space 9 dockt, dessen Computer mehr über das „Sterben“ herausfinden will, um seine Crew wiederzufinden, und der bei seinen Recherchen keine moralischen Grenzen kennt …

    Fazit: Ein Computer, der sich gegen seine Erschaffer wendet, ist natürlich kein ganz originelles Konzept und auch Wesen, die den Tod erforschen wollen und dabei über Leichen gehen, sind in „Star Trek“ nicht ganz neu.

    Das allein ist aber nicht der Grund, warum mir dieser Roman irgendwie doch sehr bekannt vorkam. Einerseits gibt es eine recht amüsante Szene, in der einer von Quarks Holosuite-Gästen von einer Nachbildung eines Krebswesens bei seinem erotischen Zeitvertreib gestört wird. Und ebenfalls sehr bekannt kam mir der Umstand vor, dass Chief O’Brien vorübergehend Enak ablenken kann, indem er eine andere außerirdische Computerintelligenz auf ihn hetzt, die seit der DS9-Folge „Persönlichkeiten“ in einem unabhängigen Segment des Stationscomputers haust.

    Im Roman wird die Parallele zwischen „Pup“ (in der deutschen Fassung „Mops“, den O’Brien als verspielten Hund charakterisiert) und Enak früh erwähnt, weshalb es keine Überraschung ist, dass O’Brien die beiden schlussendlich aufeinander hetzt. Aber der Gedanke ist sehr witzig, wenn man sich mal vorstellt, dass ein soziopathisches Programm gestoppt wird, indem man einen aufmerksamkeitssüchtigen Hund auf ihn ansetzt. Außerdem gefiel es mir, dass „Pup“ etwas zu tun bekam. Ich fand es immer schon faszinierend, dass da von Staffel 1 an etwas Fremdartiges im Computer der Raumstation steckt, das aber nie mehr erwähnt wurde. Autor Nathan Archer macht in „Walhalla“ guten Gebrauch von ihm.

    Während dieser Teil der Geschichte vertraut wirkte, war der Plot über die Cardassianer völlig neu für mich und ich finde es durchaus interessant, wie hier Sisko und ausgerechnet Major Kira daran arbeiten, die amtierende cardassianische Regierung gegen die Opposition zu unterstützen. Aber es macht tatsächlich Sinn, denn auch die Bajoraner haben ein vernünftiges Interesse an einem möglichst schwachen Führer der „D’ja Bajora Karass“. Und glaubt man der Vorbemerkung, dass „Walhalla“ eine Vorgeschichte zu Lois Tiltons „Verrat“ sein soll, dann kam die „D’ja Bajora Karass“ tatsächlich nicht an die Macht.

    Ich habe aber meine Zweifel, ob Nathan Archer seinen Roman wirklich mit diesem Gedanken im Hinterkopf geschrieben hat. Denn keiner der Oppositionskandidaten kommt in „Verrat“ vor und die statt der „D’ja Bajora Karass“ erfolgreiche „Revanchisten-Partei“, die in „Verrat“ an die Macht gekommen ist, wird nur zweimal erwähnt und in einer Art, die wie nachträglich wirkt. Ich glaube, da hat Nathan Archer einfach einen Roman über einen möglichen cardassianischen Putsch geschrieben und jemandem im Verlag fiel ein, dass ein Jahr vorher ein Roman zu einem erfolgreichen Putsch erschienen war.

    Auf jeden Fall nachträglich muss die Erwähnung der U.S.S. Defiant sein. Kira erwähnt nur kurz, die Defiant sei gerade irgendwohin unterwegs, um die Abwesenheit des Schiffes zu erklären. Aber hier wollte man wohl einfach nur das zum Erscheinen des Romans neu in die Serie eingeführte Schiff zumindest erwähnen. Allerdings muss ich sagen, dass „Walhalla“ und noch mehr „Verrat“ sich sehr typisch für die 1. oder vielleicht noch frühe 2. Staffel der Serie lesen, was sich am besten am nicht gerade friktionsfreien Zusammenspiel von Sisko und Kira verdeutlicht. Sollte diese Geschichte wirklich in der 3. Staffel angesiedelt sein, würde ich ihr Verhalten als etwas „out-of-character“ bezeichnen. Auf Sisko trifft das im Besonderen zu, weil er ziemlich genervt auf Enak reagiert, er zufrieden ist, dass die (zu dem Zeitpunkt harmlosen) Fehlfunktionen aufhören und die weitere Kommunikation mit Enak seinen Untergebenen überlässt. Natürlich hat Sisko immer besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der bajoranisch-cardassianischen Beziehungen gelegt, aber bedenkt man, dass in der Hinsicht gar kein allzu großer Zeitdruck vorhanden ist, erstaunt es mich doch, wie kalt ihn die Entdeckung einer von selbst entstandenen künstlichen Intelligenz lässt.

    Bewertung: „Verrat“ war ein toller Roman und „Walhalla“ wird kein Dienst damit erwiesen, ihn als Prequel davon zu verkaufen. „Walhalla“ ist im Vergleich schwächer, hat aber eigene Stärken, vor allem wenn Enak gegen Ende „Soziologie“-Experimente durchführt und damit das Gefahrenpotenzial mächtig gesteigert wird und zugleich die Situation mit den Cardassianern eskaliert, als es zu einem Zwischenfall bei einem bajoranischen Mond kommt. Die ersten beiden Drittel des Roman sind aber etwas behäbig erzählt. Ich gebe daher schwache 4 Sterne.


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