93. Tour de France

[Spooky Mulder]

Indizien sollten nicht ausreichen, um derart drastische Maßnahmen zu ergreifen. Hätte man Armstrong bei jedem Verdacht ausgeschlossen, hätte der wohl nur die Tour 1999 gewonnen, um es mal bewusst überspitzt auszudrücken.

Gegen Armstrong liefen allerdings zu den Tourzeitpunkten niemals offizielle Ermittlungen. Des EPO-Dopings überführt wurde er erst im letzten Jahr. Eine Sperre hat er nur wegen eines Verfahrensfehlers nie erhalten.
Es waren jetzt ja auch die Teams, die ihre Fahrer aus dem Kader genommen haben und nicht die Tourleitung.

Mittlerweile glaube aber selbst ich nicht mehr an die Unschuld von Jan Ullrich. Es spricht einfach zu viel gegen ihn. Er hätte ja mit einem DNA-Test zu 100% ausschließen können, dass das mit seinem Namen gekennzeichnete Blut ihm gehört. Die Tatsache, dass er es nicht getan hat, stellt seine Unschuldsbeteuerung noch weiter in Frage.

Interessant finde ich auch die Aussage von Oscar Sevilla aus dem letzten Jahr: "Wenn sie mich kriegen, kriegen sie auch Ullrich". Ergibt jetzt natürlich einen Sinn.

Was den Toursieg angeht, ist nun Valverde für mich ein ganz heißer Kandidat, da der Prolog erahnen lässt, dass er auch im Zeitfahren einen Schritt nach vorne gemacht hat.

Aus diesem Prolog, der wohl noch anspruchsloser war, als die in den letzten Jahren (ausnahme das längere Zeitfahren zum letztjährigen Tourstart), hat wohl keinerlei Aussagekraft in Hinblick auf die Zeitfahrqualitäten der Fahrer.
Das verdeutlicht schon, dass die ganzen Sprinter (O'Grady, Boonen, Hushovdt) vorne gelandet sind. Und auch Valverde hat durchaus hervorragende Sprintqualitäten, was er schon oft unter Beweis gestellt hat.

Für die richtigen Zeitfahrer wie Rogers, Cancellara, oder Zabriskie war die Strecke einfach zu kurz.

[Nicolas Hazen]

Aus diesem Prolog, der wohl noch anspruchsloser war, als die in den letzten Jahren (ausnahme das längere Zeitfahren zum letztjährigen Tourstart), hat wohl keinerlei Aussagekraft in Hinblick auf die Zeitfahrqualitäten der Fahrer.
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Sicher nicht ganz falsch, aber einem Sprinter sollte tendenziell ein sehr einfaches Zeitfahren immer noch mehr liegen als einem reinen Bergfahrer, als der Valverde eigentlich immer angesehen wurde.

Ich bin wirklich gespannt, ob er auch im ersten "richtigen" Zeitfahren eine solide Leistung abliefern kann, soll heißen, ein Platz zwischen 10 und 25 - mehr wäre wohl in der Tat utopisch. Fraglich ist bei ihm freilich auch, ob er konstant stark über mehrere Tage in den Bergen fahren kann - letztes Jahr wurde er ja nach seinem tollen Auftritt von seiner Gesundheit ausgebremst.

[Sandswind]

Was den Doping-Skandal angeht, muss ich sagen, dass ich diese Umkehr der Beweislast im Radsport unerträglich finde - IMO müsste allen Fahrern der Start erlaubt sein, solange bis knallhart bewiesen ist, dass gedopt wurde. Indizien sollten nicht ausreichen, um derart drastische Maßnahmen zu ergreifen.

Zumindest im Fall Jan Ullrichs liegt das ein wenig anders. Er wurde ja vom eigenen Team suspendiert, und zwar aufgrund seines Vertrags. Danach reicht schon der Verdacht des Dopings für solche Maßnahmen aus, und im Fall der Bestätigung der Indizien wird er gefeuert. Das Team will schon den "bösen Schein" verhindern, während Ullrich den Vertrag ja aus freien Stücken unterschrieben hat und ggf. wußte, auf was er sich einläßt...

[Spooky Mulder]

Weiß eigentlich jemand, was mit Herbert Watterott los ist? Sowie ich mich erinnere, sollte das doch seine 41. und letzte Tour als ARD-Kommentator werden. Hab ihn noch nicht gehört...

Zumindest im Fall Jan Ullrichs liegt das ein wenig anders. Er wurde ja vom eigenen Team suspendiert, und zwar aufgrund seines Vertrags. Danach reicht schon der Verdacht des Dopings für solche Maßnahmen aus, und im Fall der Bestätigung der Indizien wird er gefeuert. Das Team will schon den "bösen Schein" verhindern, während Ullrich den Vertrag ja aus freien Stücken unterschrieben hat und ggf. wußte, auf was er sich einläßt...

Dem Team kann man so eine Klausel im Vertrag ja auch nicht vorwerfen, schließlich ist Ullrich schon "vorbestraft".

[Nighthawk_]

Weiß eigentlich jemand, was mit Herbert Watterott los ist? Sowie ich mich erinnere, sollte das doch seine 41. und letzte Tour als ARD-Kommentator werden. Hab ihn noch nicht gehört...

Ohne Gewähr - ich hab von dritter Seite gehört das er irgendwelche Gesundheitlichen Probleme hatte, deshalb ja auch Marcel Wüst (?) bei der ersten Etappe eingesprungen ist. Er soll aber in bei den nächsten Etappen wieder zur Verfügung stehen.

Zur heutigen Etappe:
Konnte leider nur die letzten 20 Minuten sehen.
Finde es aber echt schade, dass es die Sprintermannschaften mal wieder auf den Millimeter hingekriegt haben. Kessler hätte ich einen Erfolg gleich doppelt gegönnt.
Zum anderen geht mir das ständige in Spiel bringen von Erik Zabel seitens der Kommentatoren mittlerweile schon ziemlich auf die Nerven. Es ist doch so was von offensichtlich, dass ihm mittlerweile schlicht die Entgeschwindigkeit fehlt und nur noch mit sehr sehr viel Glück eine Etappe gewinnen kann.

[Spooky Mulder]

Argh, das ist bitter. Nun ist mit Valverde (wahrscheinlich Schlüsselbeinbruch) der nächste große Favorit draußen. Dabei hat er bisher eine so starke Saison hingelegt...

[Sandswind]

Argh, das ist bitter. Nun ist mit Valverde (wahrscheinlich Schlüsselbeinbruch) der nächste große Favorit draußen. Dabei hat er bisher eine so starke Saison hingelegt...

Ach, ich weiß nicht... Wer immer die diesjährige Tour gewinnen wird, wird sowieso den Makel mit sich herumtragen, daß er nur aufgrund der Abwesenheit der Dopingsünder gewonnen hat. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, sei mal dahingestellt - aber das wird in der Presse sicher so dargestellt werden.

[Spooky Mulder]

Naja, zumindest wurde es ein überraschender Doppelsieg von T-Mobile. Kessler hätte ich den Sieg schon gestern gegönnt, diesmal hat der kleine Hügel vor der Zielgeraden wohl geholfen. Klasse!

Und Michael Rogers ist nun nur noch eine Sekunde hinter Spitzenreiter Boonen in der Gesamtwertung. Da könnte am Freitag (?) beim Zeitfahren durchaus das Maillot Jaune bei rausspringen. Ich denke mal, T-Mobile wird ihn jetzt ohne Ullrich und Sevilla zum Kapitän machen. In den Bergen ist er ja auch nicht gerade der Schwächste und Klöden ist sowieso angeschlagen.

[Nicolas Hazen]

Argh, das ist bitter. Nun ist mit Valverde (wahrscheinlich Schlüsselbeinbruch) der nächste große Favorit draußen. Dabei hat er bisher eine so starke Saison hingelegt...

Ja, wirklich eine Schande, und dass bei einer so unwichtigen Etappe für das Gesamtklassement. Valverde war IMO der Favorit nach dem Aus von Basso und Ullrich.

Der Toursieg dieses Jahr wird, wenn Ullrich und Basso doch noch freigesprochen werden sollten, ohnehin der wertloseste der Geschichte sein.

[matrix089]

Ganz ehrlich - wer schaut denn diese "Tour de Dope" noch? Mann könnte es damit vergleichen, dass die komplette 1ste Italienische Liga beschissen hat.

Ich glaube nicht das von den Fahrern jemand nicht dopt.

[Dr.Bock]

Ganz ehrlich - wer schaut denn diese "Tour de Dope" noch? Mann könnte es damit vergleichen, dass die komplette 1ste Italienische Liga beschissen hat.

Ich glaube nicht das von den Fahrern jemand nicht dopt.

sehe ich genau so. Im Prinzip dopt aber auch wirklich jeder Fahrer. Nur mit dem Unterschied, dass das eine leistungsfördernde Mittel auf der Dopingliste steht und das andere nicht.

Das ist jetzt übrigens auch die erste Tour seiit Jahren, die ich nicht sehe. Ich könnt mich höchstens noch dazu hinreißen lassen einige Bergetappen zu schauen, wenn ein deutscher Fahrer (z.B. Klöden) um Gelb mitfahren kann.

[amblin]

So, jetzt hab ich endlich Zeit ein bisschen Tour zu schauen und was zu schreiben.
Die Tour ist seit Jahren ein ganz klarer Favorit für meinen Sommerurlaub
Die anderen Rundfahrten und Klassiker schaue ich mir aber auch an.

@ die letzten drei

Das Thema Doping beim Radsport ist so alt wie der Sport selber. Ich hätte es auch gerne anders (In erster Linie wegen der gesundheitlichen Gefahren, denen sich die Fahrer aussetzen), aber ich werde da jetzt erst mal nichts zu sagen.

Was aber die Attraktivität der Tour angeht, bin in vollkommen anderer Meinung.
Ich sehe durch das Ausscheiden der (mittlerweile) vier größten Favoriten (mit Valverde) viele sehr gute Fahrer aus der zweiten Reihe, die starke Chancen haben, einmal den großen Erfolg erleben zu können.
Fast immer hat es einzelne Dominatoren bei der Tour gegeben, die alle weiteren Topfahrer immer im Schatten gehalten haben. Aber manchmal hat der eine oder andere zwischendurch mal seinen Kopf rausstrecken können.
(Stephen Roche, Marco Pantani, Bjiarne Riis, ...)
Ich habe diese Touren sehr genossen, da die Karten in solchen Jahren neu gemischt werden. Dagegen waren manche Jahre unter Armstrong, Hinault, Indurain direkt langweilig.

Diesse Tour macht zugegebenermaßen mehr vergnügen, wenn man die Fahrer kennt

Mein Tipp und ein paar Infos über die aussichtsreichsten Fahrer für die, die es interessiert:

Die meissten Chancen hat für mich Floyd Landis (PHO).
Ein kompletter Fahrer mit viel Erfahrung und mentaler Stärke. Er ist sehr stark am Berg und auch im Zeitfahren hat er letzte Woche einen beachtlichen zweiten Platz erzielt. Im letzten Jahr hat er sich bereits gut gezeigt. Es war für den großen Schritt aber sicher noch zu früh. Als ehemaliger Helfer von Armstrong, sich als Kapitän einer neuer Mannschaft zu etablieren, braucht ein bisschen Zeit.
(Die brauchte Ivan Basso auch.)

Vom Papier her stärkster Konkurent könnte Andreas Klöden (TMO) werden, wenn er zu mentaler Stärke findet. Leider hat sich Klöden in den letzten Jahren sehr unstet gezeigt und ist leider auch durch einige Allüren aufgefallen, die sich in abfälligen Äußerungen gegenüber Mannschaftskameraden geäussert haben.

Allerdings gibt es noch zwei junge Störer, die die Tour sicher noch würzen werden. Cadel Evans (DVL) war letztes Jahr sehr angriffslustig, wenn leider auch etwas unfair (wenn ich das noch richtig im Kopf habe)
Vladimir Karpets (CEI) hat durch den bedauerswerten Ausfall seines Kapitäns Alejandro Valverde jetzt freie Hand und ist ebenfalls gereift und sicher in der Lage, vorne mitzumischen. (2004 hat er es mit einem starken Zeitfahren geschafft, den lange im gelben Trikot gefahrenen Thomas Voeckler am Ende noch in der Wertung des besten Jungprofis zu verdrängen.) Sehr vielversprechender Fahrer.

Etwas Sorgen mache ich mir um Discovery und CSC, welche zu meinen Favoriten gehören. Leider ist Jose Azevedo (DSC) schon weit zurück im Klassement. (Yaroslav Popovych und Paolo Savoldello sind jetzt schon deutlich besser und können beide noch für Bewegung sorgen. Leider war von Savoldelli seit seinem Sieg beim letztjährigen Giro d'Italia nicht mehr viel zu sehen)

Durch den Wegfall von Ivan Basso und jetzt dann auch nocht Bobby Julich ist CSC herrenlos und ich sehe außer Carlos Sastre (CSC) keinen weiteren Anwärter auf die ersten zehn Plätze. (Sastre hatte sein bestes Jahr 2004 mit dem 8. Platz als Helfer von Basso und hat schon sehr gute Platzierungen bei der Vuelta d'Espana erziehlt.)
Hat aber auch den Vorteil, dass sich Jens Voigt (CSC) ohne Helferaufgaben noch so richtig austoben kann.
Ein ganz klarer Anwärter auf einen Ausriss-Sieg. Ich tippe mal auf die 14. Etappe Montélimar - Gap

Leider liegen die beiden Topfahrer von Gerolsteiner: Levi Leipheimer (GST) und Georg Totschnig (GST) schon weit zurück, ich würde mich aber übermenschlich für Totschnig freuen, wenn er wieder das Kunststück eines Etappensieges in den Bergen fertig bringen würde.


Uppps ! Ist ziemlich viel geworden, aber naja, war ja auch noch nicht im Thread bis jetzt

Viele Fahrer, viele Chancen. Ich bin sehr gespannt, wie es ausgehen wird.

[amblin]

Jawollllll !!!

Jens Voigt hat's gemacht heute !
Da freu ich mich schon seit Jahren wieder drauf.

Ein grandioser Ausreißer mit vier anderen Fahrer hat nach perfekter Taktik zum Etappenerfolg geführt. Ich hätte nicht gedacht, dass Jens im Finish gegen Chavanel und Quinziato bestehen könnte. Aber er hat sich idealerweise an das Hinterrad von Pereiro, der erwartungsgemäß nur auf Gesamtklassement gefahren ist, festbeissen können und gewonnen.

Jeeeeeeeens !!!!!!
Du bist die coolste Sau im Feld !

[Ford Prefect]

Da geht heute die wohl überraschungsreichste Tour de France der letzten Jahre zu Ende. Es gibt einem Sieger Floyd Landis, der zu Beginn sicherlich auf vielen Favoritenlisten auftauchte, dessen Name nach der Etappe nach La Toussuire bereits durchgestrichen war, nur um einen Tag später wieder raufgeschrieben zu werden. Irre Leistung.

Nach dem Ullrich-Schock im Vorfeld der Tour darf mit dem Abschneiden der Deutschen hochzufrieden sein. Zwei Etappensiege (Kessler und Voigt) von Deutschen Fahrern, drei von T-Mobil, dazu Klöden auf dem Podium, das kann sich sehen lassen. Gratulation und Dank an Klödi, der die Deutsche Fahne auf den Bergetappen hochhielt und gestern ein sensationelles Zeitfahren auf die Straße gebracht hat. Man kann das hätte, wäre, wenn Spiel spielen und Überlegungen anstellen, dass sowohl Landis als auch Pereiro eigentlich schon nicht mehr im Rennen ums gelbe Trikot waren und damit für Klöden auch der Gesamtsieg im Bereich des Möglichen gewesen wäre, aber so richtig brächte das wohl nichts.

Schade, dass es für Fothen nicht zum Sieg in der Nachwuchswertung gereicht hat, aber Cunego war in der letzten Woche einfach zu stark.

Es ist sicher illusorisch zu glauben, dass alle Leistungen bei dieser Rundfahrt ohne zu Hilfenahme illegaler Mittel erreicht wurden, was traurig stimmt. Ein so schöner Sport mit so einer dunklen Seite.


Noch ein Wort zu den Kommentatoren. Ich war ja immer großer Freund der eurosport Übertragungen, aber das Trio Miegels, Heppner, Jansch gehört nicht hinter ein Mikrofon. Vor Allem Jansch war absolut grausam. Seinen Reiseführer sollte der Mann besser zu Hause lassen und ein wenig mehr Konzentration auf das Renngeschehen wäre bei allen Drei angebracht. Dennoch macht die eurosport Übertragung mehr Laune als die der Öffentlich Rechtlichen, die sich gegenseitig in ihrer Langweiligkeit überbieten. Herbert Watterott soll endlich in Rente gehen und am besten seinen Co-Kommentar Florian Naß und Peter Leisel vom zdf gleich mitnehmen.
Auch wenn das dsf bei seinen Radsportübertragungen mit Dauerwerbung zu Handy- und Gewinnspielen nervt, an Peter Kohl kommt in Sachen Kommentatorqualität und Fachwissen niemand vorbei. eurosport sollte demnächst versuchen, sich den Mann für Giro, Tour und Vuelta auszuleihen.

[Spooky Mulder]

Ich ziehe meinen Hut vor Landis und vor allem vor Perreiro. Beide hatte man beide schon aufgrund ihres riesigen Rückstandes abgeschrieben, Perreiro hatten nur ganz kühne Optimisten überhaupt auf der Favoritenliste, da er selbst Teamintern hinter Valverde und Karpets nur dritte Reihe war.

Sastre hätte ich es auch gegönnt, wo er doch immer im Schatten des Ivan Basso oder Joseba Beloki stand. Vielleicht wird es diesmal ja zumindest etwas mit dem Vuelta-Sieg.

Klöden hat - vielleicht im Gegensatz zu Landis - noch die eine oder andere Tour vor sich, auch wenn er nur alle zwei Jahre wirklich stark ist.
Allerdings habe ich es so im Gefühl, dass Ullrich erstmal für lange Zeit der einzige deutsche Toursieger bleiben wird - trotz Klöden, trotz Fothen, trotz Sinkewitz.