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    Traffic

    Also, ich komme grade aus dem Lichtbildtheater meines Vertrauens (okay, eigentlich vertraue ich ihm nicht... haben es wieder geschafft kurz vor dem Abspann den Projektor zu bomben... Betonung auf: mal wieder) und habe mir den neuen Soderbergh Film Traffic angesehen.

    Also, ich muss diesen Film wirklich loben. Er ist schon alleine vom Knozept her interessant, da klar gemacht wird, dass man hier keinen "normalen" Handlungsbogen verfolgt, sondern eher eine Momentaufnahme der "Wirklichkeit" darstellen will.

    Und das gelingt, indem man vier Handlungsstränge nimmt und diese sehr gelungen mischt. Da ist der eine Handlungsstrang um den neuen US-Minister im Kampf gegen die Drogen, dessen eigene Tochter immer tiefer in die Sucht abrutscht (Michael Douglas ). Dann sind da die mexikanischen Polizisten, die mit der mexikanischen Armee zusammenarbeiten um eines der beiden führenden Kartelle auszuheben (einer der Cops wird von Benitio del Toro gespielt, der dafür auch den Oscar als Nebendarsteller erhielt und als Anwalt Dr. Gonzo in 'Fear and Loathing in Las Vegas' bekannt wurde). Die dritte Handlung beschäftigt sich mit zwei Cops, die den lokalen Drogenverteiler für die USA stellen wollen und auf einen Kronzeugen achten müssen. Der vierte und letzte Handlungsstrang beschäftigt sich mit der Frau dieses angeklagten Drogenverteilers, die ihren Lebenstil nicht ändern will und nun alles daran setzt den Kronzeugen zu beseitigen und weier im Vertrieb zu bleiben (gespielt von Catherine Zeta Jones ).

    Diese Stränge werden geschickt verknüpft und laufen nachher wieder zusammen und ergeben so ein sehr gutes Gesamtbild. Der Film hat, bis auf eine Festnahmezene am Anfang, kaum Action zu bieten sondern ist eher eine Charakterstudie. Und als solche lebt sie von den, sehr guten Darstellern. Besonders Douglas, der in einem persönlichen Konflikt steht weil er den Drogenhandel im großen bekämpfen soll, aber schon im kleinen scheitert, da seine Tochter immer mehr in die Sucht abrutscht und del Toro als ehrlicher Polizist der aber mehr und mehr zur Marionette der Drogenhändler und deren Bekämpfer wird wissen zu überzeugen.
    Die Szenen sind bewegend, immer wieder konzentriert sich Sodernbergh nur auf das Minenspiel seiner Charaktere anstatt auf Dialoge zu setzen, was mit dieser Starbesetzung auch durchaus möglich ist. Die Dialoge sind allerdings auch positiv zu erwähnen, sie treiben die Handlung voran und schaffen Spannung ohne gestellt zu wirken. Die Handlung entwickelt sich schnell weiter und reißt mit, wobei sie geschickt Wendepunkte und schockierende Szenen aufweist (wem ist im Krieg gegen das übermächtige Kartell zu trauen und sind alle Maßnahmen gegen das Kartell gerechtfertigt [besonders die Folterszenenen in Mexiko sind sehr schockierend, obwohl auf explizite Gewalt verzichtet wird]).
    Außerdem ist das Ende (ohne zuviel zu verraten) sehr offen. Der Film entlässt weder mit einem Happy-End, noch intendiert er, dass der Krieg gegen die Drogen nicht zu gewinnen ist. Der Krieg ist eben nie vorbei...

    Filmisch ist zu sagen, dass Soderbergh einen "Dokumentarstil" verwendet, der sehr gut zur Handlung passt. Man bewertet nicht durch das Script, sondern durch die Kamera die [primär Steady-Cam] den Zuschauer wirklich zum Zuschauer macht wertet man nach eigenem Gewissen. Der Stil hilft eine kritische Distanz zum geschehen zu wahren. Der Dokumentarstil nimmt dabei aber nie überhand sondern trägt die Handlung ohne davon abzulenken.
    Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden zudem durch besondere Farbfilter bearbeitet, so sind die Szenen in Mexiko in Sonnengelb gehalten, während die Szenen um Douglas in einem eisigen blau gehalten sind. Außerdem ist auffällig, dass die Mexikaner wirklich den ganzen Film durch mexikanisch (mit Untertiteln) sprechen. Also ist fast ein viertel bis die hälfte des Films
    untertitelt.

    Meiner Meinung nach ein kleines filmtechnisches Juwel, dass realistische Charakterentwicklung bietet, gute Akteuere die dies unterstützen, eine spannende Handlung die zum nachdenken anregt und einen Stil der interessant und innovativ wirkt.

    4,5 von 5 Sternen.

    So, wer hat den Film noch gesehen? Und was haltet ihr davon? Ich hoffe von euch zu hören.

    #2
    Ich habe mir den Film auf DVD gekauft und kann mich nur anschließen. Der Film presst einem derart die Drogenrealitiät in den Schädel, dass man Drogen nicht nur abstoßend findet, sondern auch richtig verteufelt. Welche schlimmen Dinge dieses Zeug hervorrufen kann, wird spitzenmäßig rübergebracht. Die Leistungen der Schauspieler sind nicht zu verachten. Diese Farbspiele wie zum Beispiel das Gelb in Mexiko machen den Film noch um einiges atmosphärisch dichter.

    Insgesamt gesehen ist dies ein wirklich wertvoller Film über Drogen, der unglaublich nah an die Wahrheit herankommt.

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      #3
      Habe mir den Film erst gestern auf DVD angesehen und kann deshalb erst jetzt eine Stellungnahme abgeben.

      Der Film hat mir insgesamt hervorragend gefallen. Sehr gut fand ich, dass das Drogen-Thema von vielen verschiedenen Perspektiven angegangen wird. Der Film wird aus Sicht des USA-Drogenbeauftragten, von Polizisten in USA und Mexiko, Drogenhändlern und unmittelbar Betroffenen (Drogenabhängigen) erzählt. Der Film bleibt dabei in seiner Erzählweise relativ linear, so dass es relativ leicht fällt, dem Geschehen zu folgen - trotz des Wechsels der unterschiedlichen Handlungsebenen.
      Gut gefallen hat mir auch der sparsame Einsatz der Musik. Weniger ist manchmal eben mehr.

      Leider ist der Film trotz seiner 4 Oscars etwas untergegangen, was wohl unter anderem daran liegt, dass es relativ wenig Action gibt. Trotzdem ist der Film alles andere als langweilig.
      Mein Profil bei Last-FM:
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