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1917 (Sam Mendes 2019)

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    1917 (Sam Mendes 2019)

    Noch gar kein Thread zum heurigen Golden-Globe-Gewinner, welcher vermutlich auch bei den Oscars kräftig abräumen wird?

    Hab den Film am Wochenende gesehen und hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Optisch ist er auf alle Fälle ne Wucht. Der Film besteht im Grunde nur aus 2 eeewig langen Einstellungen. Mir ist schon klar, dass es ziemlich sicher versteckte Schnitte gegeben hat (das alles auf einmal drehen dürfte unmöglich sein), aber diese erkennt man echt nicht. Von dem her versteh ich die Nominierung für die Beste Kamera voll und ganz. Warum der Film nicht auch noch für den Besten Schnitt nominiert wurde, ist mir ein Rätsel (weil man diese nicht erkennt?). Auf alle Fälle wird dadurch ne einzigartige Atmosphäre geschaffen, so dass der Zuseher selbst das Gefühl hat mitten drinnen zu sein.

    Ebenfalls sehr gut finde ich die Musik. Hatte tlw. etwas Episches an sich und hat die opulenten Bilder sehr gut unterstützt. Dazu trug sie zur tlw. massiven Spannung bei.

    Der Smalltalk zwischen den beiden Hauptcharakteren (der Rest wie Benedict Cumberbatch, Andrew Scott oder Colin Firth haben allesamt nur Minirollen) war ebenfalls recht gelungen und hat im besten Tarantino-Stil nicht gelangweilt. "Tommen Baratheon" hat aber seit GoT ziemlich zugelegt .

    Einzige Länge war IMO, gegen Schluss als der Melder eeewig lange zum singenden Lager maschiert und sich dann auch noch dort das Lied gemütlich zu Ende anhört. Auch hätte ich am Ende gerne noch ne wirkliche Schlacht statt nur Leute hineinlaufen gesehen, aber das wäre mit einem Schnitt wohl nur sehr schwer umzusetzen gewesen.

    Ein weiterer Minuspunkt ist, dass die Deutschen schon sehr pöhse dargestellt werden. Auch wenn es in deren Baracken Familienfotos und Frauennamen gibt, die den Feind etwas menschlicher erscheinen lassen, sind im Grunde alle deutschen "Charaktere" Schurken. Hab letztens erst "Im Westen nichts Neues" gesehen, welcher weitaus unparteiischer ist.

    Alles in allem, wie gesagt, aber trotzdem ein beeindruckendes Kinoerlebnis und ich hab meinen Favoriten für den heurigen "Best Picture"-Oscar gefunden. Schade, dass "Knives Out" dafür nicht nominiert wurde, denn diesen finde ich noch einen Deut besser (mag aber generell Agatha-Christie-Krimis lieber denn Kriegsfilme):

    Gute
    5 Sterne!
    3
    ****** - einer der besten Filme aller Zeiten
    0%
    0
    ***** - sehr guter Film, hat alles was einen Blockbuster ausmacht
    33,33%
    1
    **** - guter Film mit unterhaltsamer Story
    66,67%
    2
    *** - komplett durchschnittlicher Film
    0%
    0
    ** - realtiv schwacher Film, nicht weiter erwähnenswert
    0%
    0
    * - einer der schlechtesten Filme aller Zeiten
    0%
    0

    #2
    Ohne Frage ein guter Film, aber er hat mich nicht ganz so gepackt, wie ich es erwartet hatte. Auch wenn es bisher nicht sehr viele Filme über den ersten Weltkrieg gibt, habe ich nicht viel Neues erfahren. Krieg ist schlimm, Kameradschaft ist wichtig, Zuhause ist am schönsten … das alles wusste man schon vorher. Der einzige inhaltlich neue Aspekt war die Idee, dass es manchmal besser ist, nicht zu kämpfen, als zu kämpfen.

    Relevant ist der Film tatsächlich vor allem wegen seiner technischen Umsetzung. Auch wenn es sich nicht wirklich um einen One-Shot handelt, gewinnt der Zuschauer die Perspektive eines involvierten Beobachters. Ein Teilnehmer kann eben nicht so einfach plötzlich den Standpunkt und die Perspektive wechseln, wie es ihm gerade gefällt. Wenn z.B. irgendwo ein Schuss fällt, kann man nicht einfach so die Perspektive des Schützen einnehmen, um zu erfahren wo der Schuss herkommt. Der Zuschauer hat somit denselben Wissensvorsprung wie diejenigen, die unter Beschuss stehen. Dadurch entsteht eine besondere Immersion, d.h. ein Involviertsein.

    Edit: Ich war nach "1917" unmittelbar in "Knives Out" und es war tatsächlich eine Umgewöhnung, wieder einen Film mit Schnitten zu sehen.

    Was ich vielleicht etwas unrealistisch fand: Der Film geht knapp zwei Stunden. Davon wird vielleicht nur etwa in knapp einer Stunde tatsächlich eine Wegstrecke zurückgelegt, teilweise kriechend und zu einem kleinen Teil in einem Fahrzeug und schwimmend in einem Fluss. Wenn man das großzügig zusammenrechnet, kommt man auf eine Wegstrecke von gefühlt etwa 5 km (Luftlinie sogar noch weniger). Dass sich das ganze Geschehen auf einem so engen Raum abspielt, ist nur schwer nachvollziehbar. Man hätte das befreundete Heer ja fast durch Zurufen warnen können.
    Zuletzt geändert von Largo; 25.01.2020, 12:25.
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    Kommentar


      #3
      Also ich fand ihn gut, allein weil es ein ordentlich produzierter WK1-Film ist, von denen es imho viel zu wenige gibt relativ gesehen zu WK2-Filmen. In Erinerung wird er sicherlich wegen der Kamerarbeit bleiben, da aber auch zurecht. Ist schon echt gut gemacht. Allerdings schränkt das auch die Handlung ein. Schlußendlich hat man hier „nur“ einen kleinen road movie. Die zwei Protagonisten gehen auf eine kurze Reise und erleben an den verschiedensten Stationen verschiedendste Sachen. Naja …

      Aber halt visuell doch stark gemacht. Sowohl die Schützengräben als auch dieser kleine verlassene Bauernhof fand ich toll anzusehen. Auch dieser große Bombenkrater war optisch mit der Kameraarbeit dazu echt gelungen. Das Schlachtfeld hätte ich mir dagegen noch mehr ekelhaft gewünscht, das sah mir doch etwas zu nett noch aus. Da hätte man schon mehr schockieren dürfen. Etwas schade fand ich, dass einer der beiden schon relativ früh sterben musste. Auch hat man auf Schlacchten verzichtet und nur sie entweder angedeutet oder nur kleine Gefechte gezeigt. Schön gemacht fand ich auch den Hauptdarsteller. Er hat super einen einfach leeren Soldaten gespielt. Gegen Ende hab ich mir sogar auch gedacht, dass er eigentlich auch einen neuen James Bond spielen könnte. ^^

      Weniger gut fand ich die Dimensionen. Sicherlich ist das alles der Filmlänge und Aufnahmetechnik geschuldet, aber es hat leider deutlich so ausgesehen, dass die Strecke, die die einzelnen hot spots auseinander lagen, durch einen kleinen Spaziergang zu erledigen gewesen sein können. Beispielsweise hatte man noch die gilmmende Glut gesehen bei den verlassenen Kanonenstellungen, aber wenige Dekameter entfernt war niemand von den Feinden. Rund um den Bauernhof wr niemand zu sehen und alles frei. Wo waren die Feinde, wenn die eben erst noch ein Feuerchen an hatten? Auch die Fahrt mit den LKW war ziemlich sinnlos. Die dei Meter Fahrt hätte man auch laufen können. Und gleich hinter dem Bauernhof kam die Stadt, gleich hinter der eigentlich von Deutschen noch belagerten Stadt ein paar Meter Flußabwärts hocken zig Briten in einem Wäldchen und singen … Das fand ich dann alles etwas inkonsistent. Auch etwas dumm: Kein Deutscher scheint nachts das Feuer der Frau mit ihrem Kind gesehen zu haben. Wie man auch noch mit einem Säugling in einem Stellungskrieg so lange dort in einem Keller ausharren kann, wollte mir auch nicht in den Kopf. Also solche Sachen hätte man alle etwas realistischer zusammenbauen können, vlt. einfach den Film etwas länger machen sollen.

      Tja, ansonsten aber insgesamt ein guter Film. Würde 0,78 als Zahlenbewertung anführen. War schon toll gemacht, ging auch grundsätzlich in die richtige Richtung, wie ich Kriegsfilme gerne sehen würde (nicht so wie Midway aus dem gleichen Jahr …), hätte aber noch besser sein können. Ich fand „Dunkirk“ zuletzt insgesamt etwas beeindruckender.

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        #4
        Ein sehenswerter Film, welcher mit ein paar brauchbaren Autoren ein kleines Meisterwerk hätte werden können.

        Von der optischen Seite ist der Film Klasse geworden. Gerade die ersten 30 Minuten in den Schützengräben waren gut inszeniert, und zeigen das traurige Gesicht so eines Krieges.

        Jetzt werde ich spoilern !

        Das Drehbuch selbst hätte ich so nie abgesegnet. Da werden zwei Soldaten ausgewählt um sich in Feindesland zu begeben, um eine Division von über 1600 Mann vor einer Falle zu warnen. Warum nur zwei Soldaten ? Es standen über 1600 Leben auf dem Spiel und da werden nur zwei Mann losgeschickt ? Es ist doch nur logisch, dass mehr Männer eine grössere Überlebenschance hätten also nur zwei.
        Für mich war es eine Fehlentscheidung des Vorgesetzten, welchen ich danach sofort degradiert hätte.

        Die beiden Soldaten haben dann das verlassende Deutsche Lager erreicht, und eine Miene ist hochgegangen. Ich bin keine Sprengstoffexperte, aber so eine Explosion aus solcher Nähe hätte man sicherlich nicht unbeschadet überlebt. Nach so einem Knall wäre das Gehör für längere Zeit weg.

        Als einer der beiden vom deutschem Piloten umgebracht wurde, hat man weit und breit nichts gehört. Es herrschte Stille, aber in dieser Zeit haben sich mehrere Fahrzeuge und viele Soldaten dem Haus genährt. Auch wenn die Scheune im Hintergrund gebrannt hat, hätte man die Laster schon vom weitem hören sollen.

        Schofield hat von der Division, welche ihn aufgegabelt hat, keine Hilfe bekommen. Er hat nicht einmal einen zweiten Mann zugestellt bekommen, obwohl 1600 Leben auf dem Spiel standen, und die Falle vielleicht den Kriegsverlauf verändert hätte.

        Ich habe auch die Szene nicht verstanden, als Schofield vom Deutschen Scharfschützen beschossen wurde. Der deutsche war sicher im Haus, aber warum hat er denn nicht geschossen, als der Schofield aus der Deckung raus ist, um ins Haus zu rennen ? Hat er gepennt ?

        Als Schofied den Ort endlich erreicht, wurde er von mehreren Mann beschossen, aber treffen konnte ihn niemand. Das war so typische Hollywood.
        Schofiled sprang in den Fluss und wurde gerade ausgerechnet dort angespült, wo sich die Division aufhielt. Die hatten auch nichts besseres zu tun, als einer lauten Singeinlage zu zuzuhören. Hallo, die Deutschen waren in der Gegend, und da ist man Still !
        Die Soldaten waren so hin und weg vom Gesang, dass es nicht einmal aufgefallen ist, dass Schofield sich denen genährt hat.

        Das sind so Punkte, welche aus einem anspruchsvollem Film einen typischen Hollywood Mainstream Film machen, sehr schade.
        Mir hat der Film dennoch gut gefallen, auch wenn sicherlich mehr drin gewesen wäre.

        4*
        (7/10)

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          #5
          Ich habe den Film letztens gesehen - leider "nur" auf Deutsch, hätte natürlich lieber O-Ton gehabt, aber sei's drum. Das war ein sehr gutes Kinoerlebnis.

          Kann mich den positiven Rückmeldungen nur anschließen. Durch die "single shot" Inszenierung und dem Konsequenten Fokus auf die beiden Hauptcharaktere gelingt es dem Film den Zuschauer einzufangen.

          Nur eine Kritik finde ich ja schon sehr seltsam, nämlich die, dass angeblich alles zu nah beieinander liegen würde. Äh, Leute, ihr habt mitbekommen, dass der Film über einen Zeitraum von mehr als 24 Stunden spielt? Es wird mal Nacht und wieder Tag und am Ende sitzt Schofield in der Abendsonne. Erzählte Zeit und Erzählzeit weichen trotz "single shot" offensichtlich voneinander ab. Der "single shot" ist nur ein Stilmittel und der Film in Sachen "Echtzeit" nicht "wörtlich" zu nehmen. Man kann es sich vielleicht so vorstellen, dass der Film Schofields gedankliche Rekapitulation der Ereignisse abbildet. Er denkt hinterher nochmal drüber nach was wir sehen ist das, was sich vor seinem inneren Auge abspielt, also ein "stream of consciousness". So bekommt man die Geschichte in einem Go ohne Schnitt, aber natürlich gestrafft, denn niemand von uns kann sich jede Sekunde eines zweitägigen Zeitraums exakt merken.

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            #6
            Zitat von human8 Beitrag anzeigen

            Ich habe auch die Szene nicht verstanden, als Schofield vom Deutschen Scharfschützen beschossen wurde. Der deutsche war sicher im Haus, aber warum hat er denn nicht geschossen, als der Schofield aus der Deckung raus ist, um ins Haus zu rennen ? Hat er gepennt ?
            Schau dir den Schusswechsel nochmal an. Der hat nicht mehr geschossen weil Scofield ihn mit dem zweiten oder dritten Schuss getroffen hatte. Man kann sehen wie er vom Treffer umgerissen wird. Deswegen sitzt er dann ja angeschossen da als Scofield zu ihm hochkommt.

            Gast Ich würde nicht sagen, dass erzählte Zeit und Echtzeit voneinander abweichen. Der "Single Shot" wird ja am Ende der Szene mit dem Scharfschützen unterbrochen weil Scofield k.o. geht. Da ist noch Tageslicht. Als er wieder aufwacht ist es noch dunkel aber kurz vor Morgengrauen. Hier ist einfach nur ein Zeitsprung drin aufgrund des Blackouts.

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              #7
              Insgesamt hat er mir gut gefallen,die Bilder sind eine Wucht und Musik ebenso. Ich teile aber die Kritik, dass die Deutschen sehr einseitig dargestellt werden. Das hat man bei Dunkirk viel unspektakulärer gelöst und tut eigentlich nicht viel zur Sache da es die Story überhaupt nicht braucht. Ich gebe ihm trotzdem noch 8 von 10, da die Kulissen und Kamera wirklich grandios waren.
              "Unveräußerliche... Menschenrechte … Schon allein das Wort ist rassistisch!"
              Azetbur

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                #8
                Also wenn ich ehrlich sein soll, dann hat mich der Film eher Enttäuscht. Denn durch die Trailer die ich gesehen hatte, hatte ich eine ganz andere Erwartungshaltung und fieberte insgeheim den Schlachtenszenen hernach - die aber, wollten einfach nie kommen.

                Bildgewaltig und Wuchtig in der Erzählung, war der Film dennoch. Man fieberte mit Schofield einfach mit und fühlte sich manchmal auch mittendrin statt nur dabei. Auch die Soundkulisse tat ihr übriges, um den Zuschauer mit in die Reise zu nehmen.

                Alles in allem ein Film den ich weiter Empfehlen würde und gebe somit 5 von 6 Punkten/Sterne.

                @human8

                Warum nur 2 Soldaten? Das war zu der damaligen Kriegsführung ganz normal - meistens wurden Meldegänger sogar alleine losgeschickt, weil man einzelne Soldaten schwerer entdecken konnte und somit die Nachrichtenübermittlung eher von Erfolg gekrönt war.
                Der Verlust von 1600 Mann hätte den Kriegsverlauf nicht wirklich verändert, wenn Schofield es nicht geschafft hätte. Es hätte lediglich das Kriegsende verzögert und den Frontverlauf etwas verändert, mehr aber auch nicht.
                Die fehlende Unterstützung der Einheit die Schofield aufgegabelt hat, ist auch mit der damaligen Kriegsführung und dem denken der Offiziere (Stur nach Befehl / Eigeninitiative wurde verpönt usw.) konform. Es war einfach eine ganz andere Zeit und die Waffen damals, liessen auch noch keine grossen taktische Spielchen zu, wie es 20 Jahre später der Fall war.

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