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Alfred Hitchcock - Umfrage und Diskussion

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    #16
    Tv-Tipp:

    Am Samstag, den 23.02.2008 zeigt die ARD ab 22:55 Uhr Hitchcocks Thriller "Frenzy".

    Gruß,

    Frank
    "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
    "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
    (George Orwell)

    Kommentar


      #17
      Zwei weitere TV-Tips:

      - Am Sonntag, den 24.02.2008 läuft direkt im Anschluss an "Frenzy" in der ARD Hitchcocks skurrile, schwarze Komödie "Immer Ärger mit Harry"

      - Am Montag, dem 03.03.2008 läuft um 21:00 auf ARTE einer der größten Hitchcock-Klassiker "Der unsichtbare Dritte", der als Vorläufer des modernen Actionthrillers gilt.

      Gruß,

      Frank
      "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
      "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
      (George Orwell)

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        #18
        @An die lieben Mods oder Admin:
        Bitte setzt den Link in dieses Thema, da wir das Thema sonst zweimal da haben. Danke im voraus
        Liebe Grüsse, Oerni

        Kommentar


          #19
          Seltsam, ich hatte vorher gesucht aber noch kein existierendes Thema dieser Art gefunden.

          Gruß,

          Frank
          "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
          "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
          (George Orwell)

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            #20
            Macht ja auch nichts, passiert mir manchmal auch

            Aber in diesen Fall habe ich mich an den ersten Thread erinnert und dachte, ich verweis mal drauf hin.^^
            Liebe Grüsse, Oerni

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              #21
              Ich habe letztens mal wieder "Notorious" ("Berüchtigt") von 1946 angeschaut, einer der besten Hitchcock-Filme.

              Hier eine kurze Zusammenfassung der Handlung:

              Als Alicia Huberman (Ingrid Bergman) kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, dass ihr Vater ein Nazi-Spion war, beginnt sie zu trinken, um nicht dauernd an seinen Verrat denken zu müssen. Huberman wird verhaftet und verurteilt. In der Gefängniszelle tötet er sich selbst.

              Der Agent T.R. Devlin (Cary Grant) macht sich auf einer Party mit Alicia Huberman bekannt. Sie soll Informationen über das Zentrum eines Nazi-Rings in Rio de Janeiro beschaffen und sich zu diesem Zweck in das Vertrauen von Alexander ("Alex") Sebastian (Claude Rains) einschleichen, den sie durch ihren Vater kennen gelernt aber lange nicht mehr gesehen hat.

              Alicia und Devlin verlieben sich, doch vergeblich wartet Alicia darauf, dass Devlin sie davon abhält, sich an Alexander Sebastian heranzumachen. Sie fliegt mit ihm nach Brasilien, und die beiden richten es so ein, dass Sebastian ihnen beim Reiten begegnet. Weil Sebastian argwöhnt, dass Alicia und Devlin sich heimlich lieben, stellt er Alicia auf die Probe und macht ihr einen Heiratsantrag. Devlin überlässt Alicia die Entscheidung, und um ihren Auftrag nicht zu gefährden, heiratet sie Alexander Sebastian.

              Zimmer für Zimmer durchsucht sie die Villa, die er mit ihr, seiner Mutter Anna Sebastian (Leopoldine Konstantin) und den Hausangestellten bewohnt. Den Schlüssel für die stets versperrte Türe zum Weinkeller trägt Sebastian selbst bei sich. Um Devlin die Gelegenheit zu geben, sich in dem Gewölbe umzusehen, überredet Alicia ihren Ehemann, eine Gesellschaft zu geben und auch Devlin einzuladen. Rechtzeitig gelingt es ihr, den Schlüssel an sich zu nehmen unbd Devlin heimlich zuzustecken.

              Als Devlin im Weinkeller eine Flasche zerbricht, merkt er, dass sie keinen Wein, sondern ein dunkles Pulver enthält. Eilig säubert er den Boden. Dann gehen er und Alicia die Treppe hinauf. Im nächsten Augenblick erscheint Sebastian. Um ihn abzulenken, küsst Devlin Alicia. Doch bald darauf merkt Sebastian, dass jemand eine Flasche mit dunklem Pulver zerbrochen hat. Da begreift er, dass Devlin ein Agent ist und Alicia mit ihm zusammenarbeitet.

              Anna Sebastian, die Alicia von Anfang an nicht ausstehen konnte, rät ihrem Sohn zur Vorsicht. Seine Partner dürfen nicht merken, dass er auf eine Agentin hereingefallen ist. Gerade erst wurde einer aus der Bande ermordet, weil ihn die anderen für ein Sicherheitsrisiko hielten!

              Um Alicia aus dem Weg zu räumen und dabei nicht aufzufallen, träufelt ihr die Schwiegermutter in jede Tasse Kaffee ein paar Tropfen Gift. Alicia erkrankt und kann bald nicht mehr aufstehen.

              Erst als Alicia zu mehreren vereinbarten konspirativen Treffen nicht erscheint, beginnt Devlin zu ahnen, dass sie in Gefahr ist. Er fährt zu der Villa und lässt sich bei Alexander Sebastian melden. Der sitzt in einer Besprechung mit seinen Kumpanen und lässt den Besucher warten. Devlin nützt die Gelegenheit, sich in Alicias Schlafzimmer zu schleichen. Er zwingt die Kranke, aufzustehen und sich auf ihn zu stützen.

              Als die beiden aus der Tür treten, treffen sie auf Sebastian und dessen Mutter. Anna Sebastian begreift schneller als ihr Sohn, dass Devlin und Alicia nicht aufgehalten werden dürfen, weil die anderen Mitglieder des Nazi-Rings sonst von deren Agententätigkeit erfahren und nicht nur die beiden, sondern auch ihren Sohn töten würden. Devlin habe während des Wartens Alicia stöhnen gehört und werde sie jetzt ins Krankenhaus fahren, heißt es. Sebastian möchte mitfahren, aber Devlin wehrt ihn ab. Argwöhnisch beobachten seine Kumpane die Szene ...

              Soweit zur Handlung.

              "Notorious" ist einer von Hitchcocks komplexesten Filmen. Ich möchte hier aus Platz- und Zeitgründen nur einen Aspekt dieses Films aufgreifen, den ich aber sehr faszinierend finde, nämlich die durchdachte Struktur und Symmetrie des Films, die sich vor allem im Vergleich zwischen dem Anfang und dem Ende äußert.

              Das Hauptthema von "Notorious" ist die gegenseitige Erlösung der beiden Hauptpersonen aus einem jeweils unbefriedigenden Leben (dieses ganze Agenten-Heckmeck ist nur der Rahmen für dieses Hauptthema). Aus diesem Grund wird der Anfang am Ende des Films in sowohl inhaltlicher, als auch filmtechnisch umgekehrter Reihenfolge wiederholt.

              Zur Verdeutlichung:

              A. Der Anfang (chronologisch):

              - Die Kamera schaut durch eine geöffnete Tür in einen Gerichtssaal mit drei Männern, die mit dem Rücken zur Kamera vor einem Richter stehen.


              - Anschließend verlässt Ingrid Bergman einsam und schweigend das Gerichtsgebäude. Sie ist allein, fühlt sich schuldbeladen und niemand steht ihr bei.


              - Nach der Party (auf der Cary Grant nur als schwarze Silhouette mit dem Rücken zur Kamera zu sehen ist) führt die betrunkene und daher schwankende Ingrid Bergman Cary Grant aus dem Haus zu ihrem Auto, um mit ihm eine Spritztour zu machen. Er legt ihr einen Schal als Schutz vor Kälte um den Bauch.
              Bei einer anschließenden Polizeikontrolle rettet er sie (vor der Verhaftung wegen Trunkenheit am Steuer), indem er seine Identität als Agent preisgibt.


              - Am Morgen danach liegt Ingrid Bergman verkatert in ihrem Bett. Sie schaut auf und sieht die dunkle Silhouette von Cary Grant in der Tür, der dann langsam ins Licht tritt und sich über sie beugt. Die Kamera zeigt die Szene aus ihrem Blickwinkel. Sie ist wütend auf ihn und überhaupt nicht erfreut, ihn zu sehen.


              B. Das Ende (chronologisch):

              - Ingrid Bergman liegt krank in ihrem Bett, weil sie langsam vergiftet wird. Sie schaut auf und sieht Cary Grant als dunkle Silhouette, bevor er ins Licht tritt und sich über sie beugt. Die Kamera zeigt das Ganze diesmal aus seinem Blickwinkel. Diesmal ist sie froh und erleichtert, ihn zu sehen.


              - Cary Grant führt die unter Vergiftung leidende, schwankende Ingrid Bergman aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, um im Auto mit ihr wegzufahren. Vorher hat er einen Mantel aus Schutz gegen die Kälte um sie gelegt.
              Er rettet sie dabei vor den sie misstrauisch beäugenden Bösewichtern, indem er seine Identität als Agent vor ihnen verbirgt.


              - Ingrid Bergmann verlässt das Haus in Begleitung von Cary Crant und Claude Rains, also nicht allein und einsam und auch nicht schweigend, weil sie erleichtert mit Cary Grant flüstert.


              - Claude Rains steht anschließend mit dem Rücken allein zur Kamera, die auf eine geöffnete Tür schaut, hinter der drei "Richter" warten, nämlich seine drei Kumpane (zwei sind nur sichtbar, es ist jedoch klar, dass es drei sind), die ihn zur Rechenschaft ziehen wollen.



              Mit dieser spiegelverkehrten Symmetrie zwischen Filmanfang und Filmende wird die gegenseitige Erlösung der beiden Protagonisten filmtechnisch thematisiert. Und wieder zeigt sich, dass es sich lohnt, bei Hitchcock immer wieder mal in die Tiefe zu schauen, um zu erkennen, wie raffiniert seine Filme strukturiert und durchgeplant sind.

              Natürlich spielt sich da noch viel mehr ab und man könnte sicher eine zig Seiten umfassende Abhandlung über "Notorious" schreiben aber ich finde, jeder sollte das Ganze auch ein wenig selber für sich entdecken, anstatt alles vorgebetet zu bekommen.

              Zum Schluss noch eine typische Hitchcock-Kameraeinstellung als Bild. Die Tasse Kaffee enthält Gift. Ingrid Bergman weiß es nicht aber Hitchcock macht durch die Kameraposition dem Publikum eindeutig klar, dass Gift in der Tasse ist und bereitet damit auf die anschließende Verwechslung eines der Protagonisten vor, der versehentlich zur falschen Tasse greift.
              Die Szene repräsentiert einen immer wiederkehrenden Trick von Hitch, indem er Spannung dadurch erzeugt, dass er dem Publikum Informationen gibt, die die Hauptdarsteller nicht haben.



              Heute arbeiten natürlich viele Regisseure mit solchen Techniken. Aber "Notorious" ist von 1946 und es gab bis in die 70er Jahre hinein außer Hitchcock niemanden, der solche Dinge rein visuell darstellen konnte.

              Gruß,

              Frank
              Zuletzt geändert von Laserfrankie; 25.05.2008, 14:45.
              "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
              "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
              (George Orwell)

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                #22
                Oh man ich könnte mich glaube ich schon allein Stundenlang über das geile Truffaut Buch unterhalten. Köstliches Gespräch.

                Über die "Vögel" ging für mich nie was drüber.
                Als Fan von Horrorfilmen hat Hitchcock natürlich ne riesen Bedeutung für mich.

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                  #23
                  Mein absoluter Lieblingsfilm vin Alfred Hitchcock ist ganz klar "Rebecca" und dementsprechend habe ich auch abgestimmt.

                  Mir hat vor allem Joan Fontaine in der Rolle der 2. Lady de Winter gut gefallen, die zartbesaitet anfangs einem "Drachen" als Gesellschaftsdame diente und später das Geheimnis um den Tod der 1. Lady de Winter mitlüftete.

                  Der Film ist spannend gemacht, mit einem psychologischen Einschlag.

                  IMHO sehr gute Unterhaltung.
                  Als Gott die Welt erschuf, schickte er drei Lichter. Ein kleines für die Nacht, ein großes für den Tag, aber das schönste Licht legte er in Biancas Augen! - Als Sarah geboren wurde, war es ein regnerischer Tag, doch es regnete nicht wirklich, es war der Himmel, der weinte, weil er seinen schönsten Stern verloren hatte! - Als Emily geboren wurde, kamen alle Engel zusammen und streuten Mondstaub in ihr Haar und das Licht der Sterne in ihre wunderschönen Augen! Leonies Augen spiegeln das Blau des Meeres wieder und funkeln wie die Sterne am Nachthimmel!

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                    #24
                    Zitat von VincentVega Beitrag anzeigen
                    Oh man ich könnte mich glaube ich schon allein Stundenlang über das geile Truffaut Buch unterhalten. Köstliches Gespräch.
                    Wobei man recht schnell spürt, dass Hitchcock ausweicht, wenn es ans Eingemachte geht. Er will auf keinen Fall zu viel von sich preisgeben.

                    Interessant ist ja, dass die französischen Regisseure der Nouvelle Vague, vor allem Francois Truffaut und Claude Chabrol, Hitchcock als Künstler quasi entdeckten und der Welt bekannt machten. Vorher galt Hitchcock ja nur als Macher von unterhaltsamen Kassenknüllern.

                    Zitat von peterpan Beitrag anzeigen
                    Mein absoluter Lieblingsfilm vin Alfred Hitchcock ist ganz klar "Rebecca" und dementsprechend habe ich auch abgestimmt.

                    Mir hat vor allem Joan Fontaine in der Rolle der 2. Lady de Winter gut gefallen, die zartbesaitet anfangs einem "Drachen" als Gesellschaftsdame diente und später das Geheimnis um den Tod der 1. Lady de Winter mitlüftete.

                    Der Film ist spannend gemacht, mit einem psychologischen Einschlag.

                    IMHO sehr gute Unterhaltung.
                    "Rebecca" wird allerdings allgemein nicht als wirklicher Hitchcock-Film eingeordnet, da hier Produzent David O. Selznick seine Hand maßgeblich im Spiel hatte und Hitchcock nur ein angeheuerter Regisseur war, der nicht all zu viel Einfluss auf den Film ausüben konnte.

                    Es gibt bei "Rebecca" nur wenige Dinge, die eindeutig auf Hitchcock hindeuten, ein Indiz dafür, dass ihm zu der Zeit noch die unbestrittene Autorität fehlte, seine Visionen durchzusetzen.

                    Die Crew bestand ausschließlich aus Selznick-Mitarbeitern, das Casting hatte ebenfalls Selznick übernommen, der sich zu der Zeit dank des monumentalen Erfolges von "Vom Winde verweht" selber als Filmgenie betrachtete.

                    So hat David O. Selznick dafür gesorgt, dass der Film in einer musikalischen Klangsoße a la "Vom Winde verweht" untergeht an Stellen, an denen man besser die Gestik und Mimik der Schauspieler für sich allein hätte sprechen lassen sollen.

                    Auch ansonsten wird nur wenig von Hitchcocks Handschrift sichtbar. Die Anfangseinstellung mit der langen, fließenden Kamerafahrt gehört dazu. Auch einige gezielte Spots auf Joan Fontaine oder wie Gladys Cooper plötzlich verschwunden ist, während sich Joan Fontaine ins Profil dreht, deuten auf Hitchcocks Genie hin.

                    Außerdem sorgte Hichcock mit sparsamen, minimalistischen Einstellungen dafür, dass der Cutter (und der sich ständig einmischende Selznick) nur das Material zur Verfügung hatte, das Hitchcock selber für die Szene wollte

                    "Rebecca" ist ein unterhaltsamer, zeitweise durchaus spannender Film mit guten Schauspielern, der aber ziemlich oberflächlich bleibt und nicht die Tiefe und nicht die komplexen Bedeutungsebenen hat, die ansonsten für gute Hitchcock-Filme typisch sind. Es ist ein guter Film im Allgemeinen aber kein wirklich guter Hitchcock im Besonderen.

                    Das Grundthema - Einfluss der Toten auf die Lebenden - hat Hitchcock später um ein Vielfaches besser in Filmen wie "Vertigo" oder "Psycho" bearbeitet.
                    Zuletzt geändert von Laserfrankie; 28.05.2008, 21:09.
                    "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
                    "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
                    (George Orwell)

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                      #25
                      Zitat von Laserfrankie Beitrag anzeigen
                      Wobei man recht schnell spürt, dass Hitchcock ausweicht, wenn es ans Eingemachte geht. Er will auf keinen Fall zu viel von sich preisgeben.

                      Interessant ist ja, dass die französischen Regisseure der Nouvelle Vague, vor allem Francois Truffaut und Claude Chabrol, Hitchcock als Künstler quasi entdeckten und der Welt bekannt machten. Vorher galt Hitchcock ja nur als Macher von unterhaltsamen Kassenknüllern.


                      Ja das stimmt, ein weiteres Gespräch zum Ende seiner lebzeiten hin wäre wohl sehr viel interessanter gewesen. Ich habe mal gelesen das der Titel "Mr. Hitchcock, wie haben sie das gemacht?" damals für Irritationen sorgte, da es bis dahin vielen Menschen gar nicht aufgefallen war das er was besonderes geleistet hat.

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                        #26
                        Hier ist ein sehr schönes Interview mit dem Meister:

                        Teil 1:

                        YouTube Video

                        Teil 2:

                        YouTube Video

                        Hier noch ein Interview, in dem er ein wenig über seine Techniken aus dem Nähkästchen plaudert (leider in nicht so guter Tonqualität):

                        YouTube Video
                        Zuletzt geändert von Laserfrankie; 28.05.2008, 21:33.
                        "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
                        "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
                        (George Orwell)

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                          #27
                          Zitat von Laserfrankie Beitrag anzeigen

                          "Rebecca" wird allerdings allgemein nicht als wirklicher Hitchcock-Film eingeordnet, da hier Produzent David O. Selznick seine Hand maßgeblich im Spiel hatte und Hitchcock nur ein angeheuerter Regisseur war, der nicht all zu viel Einfluss auf den Film ausüben konnte.

                          Es gibt bei "Rebecca" nur wenige Dinge, die eindeutig auf Hitchcock hindeuten, ein Indiz dafür, dass ihm zu der Zeit noch die unbestrittene Autorität fehlte, seine Visionen durchzusetzen.

                          Die Crew bestand ausschließlich aus Selznick-Mitarbeitern, das Casting hatte ebenfalls Selznick übernommen, der sich zu der Zeit dank des monumentalen Erfolges von "Vom Winde verweht" selber als Filmgenie betrachtete.

                          So hat David O. Selznick dafür gesorgt, dass der Film in einer musikalischen Klangsoße a la "Vom Winde verweht" untergeht an Stellen, an denen man besser die Gestik und Mimik der Schauspieler für sich allein hätte sprechen lassen sollen.

                          Auch ansonsten wird nur wenig von Hitchcocks Handschrift sichtbar. Die Anfangseinstellung mit der langen, fließenden Kamerafahrt gehört dazu. Auch einige gezielte Spots auf Joan Fontaine oder wie Gladys Cooper plötzlich verschwunden ist, während sich Joan Fontaine ins Profil dreht, deuten auf Hitchcocks Genie hin.

                          Außerdem sorgte Hichcock mit sparsamen, minimalistischen Einstellungen dafür, dass der Cutter (und der sich ständig einmischende Selznick) nur das Material zur Verfügung hatte, das Hitchcock selber für die Szene wollte

                          "Rebecca" ist ein unterhaltsamer, zeitweise durchaus spannender Film mit guten Schauspielern, der aber ziemlich oberflächlich bleibt und nicht die Tiefe und nicht die komplexen Bedeutungsebenen hat, die ansonsten für gute Hitchcock-Filme typisch sind. Es ist ein guter Film im Allgemeinen aber kein wirklich guter Hitchcock im Besonderen.

                          Das Grundthema - Einfluss der Toten auf die Lebenden - hat Hitchcock später um ein Vielfaches besser in Filmen wie "Vertigo" oder "Psycho" bearbeitet.

                          Danke für die ausführliche Aufklärung. Das habe ich jetzt echt nicht gewusst. Dennoch bleibe ich bei meinem Vote. Mior gefällt der Film Rebecca sehr gut. Vertigo, Psycho oder Die Vögel sind natürlich auch schon klasse Filme von Alfred Hitchcock, keine Frage.
                          Als Gott die Welt erschuf, schickte er drei Lichter. Ein kleines für die Nacht, ein großes für den Tag, aber das schönste Licht legte er in Biancas Augen! - Als Sarah geboren wurde, war es ein regnerischer Tag, doch es regnete nicht wirklich, es war der Himmel, der weinte, weil er seinen schönsten Stern verloren hatte! - Als Emily geboren wurde, kamen alle Engel zusammen und streuten Mondstaub in ihr Haar und das Licht der Sterne in ihre wunderschönen Augen! Leonies Augen spiegeln das Blau des Meeres wieder und funkeln wie die Sterne am Nachthimmel!

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                            #28
                            Tjoa, "Immer Ärger mit Harry" ist nicht in der Liste, allerdings ist eine schwarze Komödie ja auch nicht typisch für das Wirken Hitchcocks. Von denen auf der Liste geht meine Stimme an "Der Fremde im Zug".
                            Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                            "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                            Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

                            Kommentar


                              #29
                              Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                              Tjoa, "Immer Ärger mit Harry" ist nicht in der Liste, allerdings ist eine schwarze Komödie ja auch nicht typisch für das Wirken Hitchcocks. Von denen auf der Liste geht meine Stimme an "Der Fremde im Zug".
                              Irgendwo muss ich ja den Schnitt machen, also habe ich mich nur auf die Filme konzentriert, die herausragend sind.

                              "The Trouble with Harry" ist eine bizarre Komödie, deren schräger Humor nicht jedermanns Fall ist. Ich habe mich auch anfangs schwer damit getan, weil wirkliche Gags oder Brüller fehlen, sondern der Witz allein auf der Absurdität der Handlungen der Personen beruht, aber heute kann ich sehr gut darüber lachen.

                              Was mir allerdings am meisten an dem Film gefällt, ist die wunderschöne Kameraarbeit, die den "Indian Summer" in Neu England exzellent eingefangen hat. In so einer idyllischen Gegend möchte man seinen Lebensabend verbringen - allerdings ohne das pausenlose Ein- und Ausbuddeln von Leichen


                              "Strangers on a Train" ist natürlich eines der großen Meisterwerke von Hitchcock. Darin zeigte er nach ein paar flaueren Filmen wieder sein ganzes Genie: Ein Hitchcock braucht keine Dialoge und keine Gewalt, um dem Publikum die Bosheit einer Person zu vermitteln - es reicht, wenn diese auf einem Jahrmarkt genüsslich den Luftballon eines kleinen Jungen zum Platzen bingt...

                              Gruß,

                              Frank
                              "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
                              "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
                              (George Orwell)

                              Kommentar


                                #30
                                Die geringe Anzahl derjenigen, die oben abgestimmt haben, lässt mich vermuten, dass viele vielleicht gar nicht wissen, was sich hinter den genannten Filmen verbirgt. Daher hier zu jedem der Kandidaten eine kurze Inhaltsangabe, sowie meine persönliche Meinung, warum der Film zu den Pflichtfilmen aus Hitchcocks Schaffenswerk gehört. Vielleicht motiviert das den einen oder anderen ja dazu, sich den oder die Filme anzuschauen, bzw. wiederzuentdecken.

                                Da ich nicht die Zeit habe, alle Filme auf einmal abzuhandeln, werde ich das nach und nach immer nur für ein paar auf einmal tun.


                                1. The Lodger: A Story of the London fog (1927) - Stummfilm

                                Ein Serienkiller treibt in London sein Unwesen und verbreitet Angst und Schrecken. Alle seine Opfer sind junge, blonde Frauen und er tötet nur dienstags. Am Tatort lässt er eine Visitenkarte zurück mit der Aufschrift "Der Rächer". Der junge Polizist Joe Betts (Malcolm Keen) soll den Serienkiller fassen. Begeistert berichtet er seiner Verlobten Daisy Bunting (June Tripp) von derAufgabe, die es ihm im Erfolgsfalle ermöglichen würde, sie zu heiraten. Daisy ist eine hübsche Blondine, die als Mannequin arbeitet und bei ihren nicht sehr wohlhabenden Eltern wohnt. Um finanziell über die Runden zu kommen, haben Daisys Eltern beschlossen, ein Zimmer des Hauses zu vermieten. Der Untermieter (Ivor Novello), des das Zimmer schließlich bezieht, macht jedoch von Anfang an einen seltsamen und verdächtigen Eindruck: Er lässt Gemälde aus seinem Zimmer entfernen, auf denen blonde Frauen zu sehen sind. Außerdem läuft er ständig in seinem Zimmer im ersten Stock hin und her, was Daisys Eltern im Erdgeschoss mächtigt auf die Nerven geht. Gleichzeitig verbreitet sich das Gerücht, dass der Serienkiller in der Gegend gesehen worden sein soll, in der auch das Haus der Buntings steht. Daisys Mutter wird gegenüber dem Untermieter misstrauisch und berichtet Joe von dessen Verhalten. In der Zwischenzeit kommen sich Daisy und der Untermieter persönlich näher. Joe bemerkt dies und beginnt, getrieben von Eifersucht und Ehrgeiz, in dem Untermieter den potentiellen Killer zu sehen. Alle Indizien sprechen dafür, dass der Untermieter tatsächlich der gesuchte "Dienstagsmörder" ist. Daisy glaubt ihrem eifersüchtigen Verlobten jedoch nicht und nimm das Angebot des Untermieters (der den ganzen Film über namenlos bleibt) an, am nächsten Dienstag mit ihm auszugehen.

                                "The Lodger" war Hitchcocks erster rein englischer Film (die vorangegangenen Filme waren deutsch/englische Koproduktionen und Hitchcock drehte sie in Berlin, München und an Originalschauplätzen Europas). Es war ebenfalls der erste Film, der das enthielt, was man später als typische Hitchcock-Merkmale bezeichnen würde: Düstere Sets, Spiegeleffekte, kantige Schatten, schwindelerregende Treppenaufnahmen - Dinge, die er vor allem den deutschen Stummfilmmachen der damaligen Zeit abgeschaut hatte. Der Film strotzt vor für die damalige Zeit genialen visuellen Einfällen - angefangen von der Anfangssequenz, die zeigt, wie sich eine Nachricht über einen neuen Mord vom Tatort aus über die Medien verbreitet, bis hin zur Zimmerdecke aus Plexiglas, um das ruhelose Auf- und Abgehen des Mieters in seinem Zimmer zu zeigen. "The Lodger" kommt mit sehr wenigen Zwischentiteln aus, so dass er fast allein durch seine Bilder die Handlung vermittelt. Der Film hat etwas Expressionistisches an sich und erinnert auf Grund der vielen stummen Schreie teilweise an Edward Munchs Gemälde "Der Schrei". Mit "The Lodger" ließ der junge Alfred Hitchcock das erste Mal die britische Filmszene aufhorchen.


                                2. Blackmail/Erpressung (1929)

                                Der Film erzählt die Geschichte der jungen Alice White (Anny Ondra), die in einem Restaurant mit ihrem Verlobten Frank Weber (John Longden), einem aufstrebenden Polizisten, in Streit gerät und sich anschließend aus Wut und Trotz von einem gutaussehenden, gut gekleideten Fremden abschleppen lässt. Der Fremde, der sich als Portraitmaler entpuppt, möchte sie gerne malen. Als Alice sich jedoch dagegen wehrt, in aufreizender Wäsche zu posieren, wird der Maler zudringlich und sie ersticht ihn mit einem Brotmesser. Unter Schock stehend verwischt sie die Spuren und schleicht nach Hause.
                                Nun wird ausgerechnet ihr Verlobter Frank damit beauftragt, diesen Mord aufzuklären. Sein Verdacht fällt auch bald auf Alice, er verschweigt dies jedoch seinen Vorgesetzten. Gleichzeitig wird Alice von einem Mann erpresst, der sie beim Betreten der Wohnung des Malers beobachtet hatte. Frank versucht daraufhin, den Erpresser als den Mörder hinzustellen, um seine Verlobte zu schützen.

                                "Blackmail" war Hitchcocks erster Tonfilm. Er wurde allerdings noch als Stummfilm gedreht. Als er fertig war, hatte gerade der Siegeszug des Tonfilms begonnen und Hitchcock fertigte auf Bitte des Produzenten eine zweite Fassung an, für die er einige Szenen mit Dialog und Toneffekten neu drehte. Auf Grund der Tatsache, dass noch nicht alle Kinos der damaligen Zeit über die Tontechnik verfügten, wurde er dann sowohl in der Ton-, als auch in der Stummfilmfassung aufgeführt.
                                Obwohl die Tontechnik im Jahre 1929 noch brandneu und unerprobt war, fällt bei "Blackmail" auf, dass Hitchcock die neuen Möglichkeiten umgehend für kreative Soundeffekte einzusetzen wusste. So wird beispielsweise eine Unterhaltung bei Tisch, bei der es um den nächtlichen Mord geht, tonal nach und nach so verfremdet, dass am Ende nur noch das Wort "knife" deutlich heraushörbar ist. Dabei schwenkt die Kamera auf die abwesend wirkende Alice, die schließlich zusammenschreckt, als ihr Vater ihr das Brotmesser gibt, um das Brot anzuschneiden, und es prompt fallen lässt.
                                Außerdem feiert in diesem Film eine der am häufigsten in Hitchcock-Filmen auftretenden Metaphern Premiere: Vögel als Boten des Unheils und des Chaos. Als Alice am Morgen nach dem Mord voll bekleidet in ihrem Bett aufwacht und um Fassung ringt ob der nächtlichen Ereignisse, zwitschern die Vögel in ihrem Vogelkäfig penetrant laut vor sich hin.


                                3. The Man who knew too much/Der Mann, der zuviel wusste (erste Fassung von 1934)

                                Die Handlung ist rasch erzählt: Die Tochter eines englischen Ehepaares, das sich in der Schweiz im Urlaub aufhält, wird gekidnapped, weil die Eltern zufällig mitbekommen haben, dass ein Attentat auf einen ausländischen Staatsmann in London verübt werden soll. Das Kind soll so lange in der Gewalt der Verschwörer bleiben, bis das Attentat verübt wurde. Den Eltern wird bei Androhung der Ermordung ihrer Tochter untersagt, mit der Polizei oder sonstigen Behörden über das zu sprechen, was sie erfahren haben. Den verzweifelten Eltern bleibt also nur der Ausweg, sich selber auf die Suche nach ihrer Tochter zu begeben und gleichzeitig zu versuchen, das Attentat zu verhindern. Höhepunkt des Films ist ein Konzert in der Royal Albert Hall, bei der das Attentat erfolgen soll - und zwar in dem Moment, wo das Orchester einen Tusch spielt und die Becken zusammengeschlagen werden.

                                "The Man who knew too much" war Hitchcocks erster wirklich großer Erfolg bei Kritikern und Publikum. Es ist auch der erste von fünf außergewöhnlich erfolgreichen, englischen Filmen Hitchcocks in den 30er Jahren, die ihm schließlich den Weg nach Hollywood ebnen sollten. Die Mischung aus pikantem, teils ernsthaftem, teils komischem Thriller mit seiner dichten Struktur und einer Mischung aus Spannung, Humor und emotionaler Tiefe sollte von da an schnell zu Hitchcocks Markenzeichen werden. Hervorzuheben ist die Rolle von Peter Lorre, der als kultivierter Entführer auftritt und in dieser Rolle wie üblich brilliert.

                                Im Jahr 1955 drehte Hitchcock ein Remake dieses Films, da er der Ansicht war, dass die Urfassung trotz allen Erfolges nur das "Werk eines talentierten Amateurs" war. Eine Meinung, der ich mich persönlich anschließe, denn 1934 war Hitchcock in der Tat noch weit davon entfernt, filmische Meisterwerke am laufenden Band zu produzieren. Tatsächlich zeichnet sich diese Phase seiner Karriere durch wenig Licht und viel Schatten aus und die eher mäßigen Filme seiner englischen Schaffensperiode überwiegen die wenigen, brillianten Streifen leider bei weitem. Hitchcock war zu dieser Zeit offensichtlich noch nicht in der Lage zu erkennen, welche Stoffe ihm liegen und von was er besser die Finger lassen sollte. Der guten Handvoll gelungener Werke seiner englischen Schaffenszeit stehen 15 Filme gegenüber, die man sich wirklich sparen kann.
                                "The Man who knew too much" von 1934 muss man als Auftakt einer außergewöhnlichen, künstlerischen Karriere betrachten, die noch einige Irrungen und Wirrungen vollführte, bis sie schließlich in den 50er Jahren zu ihrem Höhepunkt kam.
                                "Wenn das deutsche Fernsehen ein Pferd wäre, hätte man es schon längst erschossen" (Oliver Kalkofe)
                                "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann ist es das Recht Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen"
                                (George Orwell)

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