Die Rassismus-Debatte

[T`Shek]

Im März 1980 schrieb ein Rezensent der ZEIT über das angebliche Naheverhältnis Tolkiens zur NS-Ideologie:

Diese Recken und Elben, wie gleichen sie doch den reinen Toren der SS, die unwertes Leben vernichten, diese Elbenfrauen...blond und noch blauäugig wie die Ideale des BDM...

Tolkien selber hat jedoch klar gemacht, dass seine Liebe zur nordischen Kultur nichts mit nationalsozialistischem Gedankengut zu tun hatte:

Ich hege...einen heißen, persönlichen Groll gegen Adolf Hitler, diesen fechen kleinen Ignoranten, der jenen edlen nordischen Geist, den ich immer geliebt und in seinem wahren Licht zu zeigen versucht habe, ruiniert, verdorben und missbraucht hat, sodass er nun für immer verflucht ist.

[Sternengucker]

Naja, mir gehen diese LotR - Rassismus Debatten schon gewaltig auf die Nerven. Zugegeben, es finden sich bestimmt rassistische Grundelemente im Buch, vieles ist Schwarz-Weiß Malerei (was aber ein klassisches Stilmittel ist, deswegen Rassismus vorwürfe? Lächerlich).

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Diesen Artikeln, die ja immer wieder auftauchen, wird viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Es gibt halt immer noch Leute die wissen, daß man mit solchen Vorwürfen "berühmt" werden kann, ohne daß man selbst etwas geleistet haben muss, man sucht einfach in zehn Minuten Arbeit eine Handvoll Stellen heraus, die grob in ein gewisses Raster (meist NS-Gedankengut) passen udn geht dann an die Presse.

Weil das oftmals leider auch Leute sind, die lieber Sensationen übernehmen als selbst harte Recherche durchzuführen und fundiertes Wissen zu vermitteln, wird das schon von jemandem gedruckt oder isn Fernsehen gebracht. Das funktioniert mit naherzu jeder Geschichte (wobei man schon aufpassen sollte nicht gerade die jüngst verstorbene Astrid Lindgren oder ähnlich populäre Autoren zu nehmen, Tolkien als relative Randgruppenlektüre ist aber ideal und er hat auch keinen Todesbonus mehr weil es schon lange lange Zeit verstorben ist.


Warum funktionieren solche einfachen pawlowschen Tricks immer noch in unserer Medienlandschaft? Ist doch zum Weinen....!

[Gene]

Es ist mehrmals von Tolkien schriftlich festgehalten worden, daß er überhaupt keine Sympathien für das NAZI Regime hegt. Immerhin hätte sein Sohn Christopher, der bei der Royal Air Force war, jederzeit abgeschossen werden können.

Außerdem ist es Unsinn die Elben als "arisch" zu bezeichnen. Die meisten Elben Mittelerdes hatten dunkle (schwarze) und lange Haare (vermutlich genau das Gegenteil des nationalsozialistischen Schönheitsideals). Diesem Autor kann man wirklich mangelnde Recherche vorwerfen.

Das einzige was alle Elben haben, sind helle Augen (blau oder grau) aber das ist nur auf Tolkiens Frau Edith zurückzuführen, die übrigens auch dunkelhaarig war. Er hat sie so sehr geliebt, daß er die schönsten Wesen seiner Werke nach ihrem Äußeren erschuf.

Und eine Stelle zitiere ich immer wieder sehr gerne, in der unmißverständlich klar gestellt wird, daß Tolkien weder Rassist noch Antisemit war:

30. To Rütten & Loening Verlag

[Ein deutscher Verlag setzte voraus, daß Tolkien arischer Abstammung sein müsse, bevor der Hobbit in Deutschland veröffentlicht wird. Nach diesem Brief wurde der Hobbit dort vorläufig *nicht* veröffentlicht.]

25 July 1938 - 20 Northmoor Road, Oxford

Dear Sirs,

Thank you for your letter. I regret that I am not clear as to what you intend by arisch. I am not of Aryan extraction: that is Indo-iranian; as far as I am aware none of my ancestors spoke Flindustani, Persian, Gypsy, or any related dialects. But if I am to understand that you are enquiring whether I am of Jewish origin, I can only reply that I regret that I appear to have no ancestors of that gifted people.

Da sieht man auch recht schön, was "arisch" wirklich bedeutet und was Tolkien als Sprachwissenschaftler dazu zu sagen hat.

Gene

[Fermat Sim]

Hallo!

Jedem, der es sich so einfach macht und von Kombinationen wie Haradrim = Schwarz + böse zu schließen, Tolkien meinte schwarz = böse, dem lege ich das Vorwort des HdR ans Herzen, wo Tolkien ganz klar schreibt, dass er Allegorien verabscheut und dass der HdR ganz klar nicht allegorisch gemeint ist. Der HdR hat keinen tieferen Sinn, der einzige "Sinn", ihn zu schreiben, lag darin, dass sich der Autor einmal an einer wirklich langen Geschichte versuchen & den nötigen Background für seine elbischen Sprachen schaffen wollte.

MfG,
Fermat Sim

[Gene]

Ich hake mal nach:

Original geschrieben von Sternengucker
die ersten (die mit den goldglitzernden Rüstungen am Schwarzen Tor) sahen ein bisschen mediterran aus, olivbrauner Teint, dunkle Augen/Haare.... die zweite Gruppe (die mit dem Murmadil/Oliphant) waren noch dunkler...

Da muß ich Dir widersprechen.

Die ersten am Schwarzen Tor waren nämlich Ostlinge und nicht Haradrim. Während mich die Ostlinge vom Rüstungsdesign tatsächlich an fernöstliche Rüstungen und spitzen Helmen erinnert haben, sind die Haradrim mit ihren Turbanen eindeutig arabisch angehaucht.

Gene

[Edain]

Nicht nur an den Rüstungen, habe ich mir nur eingebildet oder hatten die Ostlinge vor dem Schwarzen Tor tatsächlich asiatische Gesichtszüge?

Die Haradrim waren natürlich ziemlich eindeutig einzuordnen, aber mich wurmt es immer noch, dass die nicht einfach schwarz sind. Aber da hätte PJ vermutlich Morddrohunge bekommen. Black Power.

Achja, zum Thema: Die Uruk-Hai erinnern an Aborigines? Liegt das vermutlich daran, dass man in der Annonce für Statisten kräftig gebaute Neuseeländer mit maorischer (sp?) Herkunft gesucht hat?

[Nicolas Hazen]

Original geschrieben von Supernic
Nicht nur an den Rüstungen, habe ich mir nur eingebildet oder hatten die Ostlinge vor dem Schwarzen Tor tatsächlich asiatische Gesichtszüge?

Ja, diesen Eindruck hatte ich auch !
Wobei man sich angesichts der Rüstungen da nicht komplett sicher sein kann ...

Die bösen, arabischen Haradrim sind ja auch zur Zeit, wo vor allem in den USA eine regelrechte "Arabophobie" herrscht sehr treffend !

[Sternengucker]

Die ersten am Schwarzen Tor waren nämlich Ostlinge und nicht Haradrim. Während mich die Ostlinge vom Rüstungsdesign tatsächlich an fernöstliche Rüstungen und spitzen Helmen erinnert haben, sind die Haradrim mit ihren Turbanen eindeutig arabisch angehaucht.

Sorry, ich hab einfach Faramirs Satz "täglich kommen tausende aus dem Süden" auf diese zwei unterschiedlichen Gruppen bezogen.

Wenn es Ostlinge waren ist das ja umso schlimmer für Teil 3, weil diese Worte dann wohl analog auch für diese Himmelsrichtung anzuwenden sind....

[Fermat Sim]

Hallo!

Die Ostlinge in ihren schimmernden Rüstungen sehen zwar ganz imposant aus (viel besser als die lumpigen Rohirrim ), passen aber (eben deshalb!) nicht ganz zu dem Bild, das ich mir von den Ostlingen gemacht habe...
... eher ein wildes, nomadisches Reitervolk und nicht mit derartiger Panzerung und Ordnung. Ein unberechenbarer Haufen und nicht ein geordnetes Regiment...
... aber es hat den Filmgenuß nicht sonderlich gestört (im Gegensatz zu anderen Dingen )

MfG,
Fermat Sim

[Edain]

Er hat eigentlich nicht gesagt, dass täglich tausende kommen - er hat gesagt, dass sich schon tausende gesammelt haben und es täglich mehr werden. Da ist ein Unterschied.

Achja - warum habt ihr Angst, dass PJ die Ostlinge nicht aus dem Osten kommen lassen wird? Ich meine, nur weil dieser eine kleine Trupp da scheinbar aus dem Süden/Westen kommt? Vielleicht haben die auch eine Patroullienschleife gezogen oder haben einen Felssturz oder sonstwas umgehen müssen. Und wenn ein Volk schon als "Ostlinge" bezeichnet wird, sollte man PJ es schon zutrauen, diese aus dem Osten kommen zu lassen.

Edit @Fermat
Die Ostlinge sind keineswegs ein Reitervolk, im Gegenteil. Sie werden im HdR als klein und stämmig, fast wie Zwerge anmutend, beschrieben und mit Äxten ausgerüstet. *g* Naja, ich schätze mal, dass es in Rhûn auch ein paar besser ausgerüstete Trupps gibt, die von Fürsten und Königen usw,

[Sternengucker]

Kann es an den Totensümpfen liegen, daß sie sich von der anderen Seite her nähern? Ich meine Gollum macht sich ja darüber lustig daß s Leute Riesenumwege gehen würden

zu der Zahl ... irgendeine Zahl pro Tag nennt der Gondorianer aber.... und wenn es hunderte sind... macht auch nix, in zwei Wochen sinds dann tausende

[Edain]

Naja, aber wenn man mal auf die Karte schaut, sieht man deutlich, dass die Totensümpfe ein schönes Stück nordwestlich von Dagorlad liegen, also die dürften für die Ostlinge kein Hindernis sein. Saurons Diener werden sie halt, wenn sie auf dem Weg nach Norden (zB richtung Düsterwald) sind, umgehen (müssen).

[Sternengucker]

Ich habe ja vorsichtig angefragt weil ich mir der Karte bewußt war Naja, vielleicht ist die Karte auch schlicht ungenau und es ist schon bis an das nördliche Mordorgebirge herangewandert und wird in ein paar Hundert Jahren die "Schwarze Pforte" verschlungen haben

[Nicolas Hazen]

Naja, ich denke mal die Karte sollte man auf alle Fälle mal als canon ansehen und auch ihre Genauigkeit nicht derart anzweifeln !

Vielleicht meinte Gollum auch garnicht die Ostlinge mit seiner Aussage ...

[Nicolas Hazen]

Ein altes Thema zwar, aber ich habe heute mal einige der Briefe Tolkiens gelesen , unter anderem auch einen der zu diesem Thema passt.

1938 war eine deutsche Version des Hobbit im Gespräch, aber Bedingung zur Veröffentlichung war die Versicherung Tolkiens an den deutschen Verlag auch "arisch" zu sein.
In seinem Antwortbrief geht klar hervor, dass Tolkien die Rassenideologie der Nazis zutiefst ablehnte und die Juden z.B. für ein großartiges war das Wort IIRC Volk hält.

Wenn man diese Stellungnahme Tolkiens in diese ganze Diskussion mit einbezieht, denke ich, wird klar, dass die Tendenz, dass die Helden dem "nordischen" Ideal in Teilen entsprechen keineswegs ihre Ursache in einem Weltbild Tolkiens hat, welches in einer Weise mit dem Rassenwahn der Nazis zu vergleichen wäre.