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Weltmacht USA. Ein Nachruf

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    Weltmacht USA. Ein Nachruf

    Hat jemand 'Weltmacht USA. Ein Nachruf' von Emmanuel Todd gelesen? Neben 'Stupid White Man' ist dies eins der meistverkauftesten Bücher der letzten Zeit und zeigt damit übrigens auch, dass es hier sehr viele politisch interessierte gibt.
    Hier eine Rezension:
    Aggressiv und unberechenbar -? so verhalten sich die USA derzeit nach Ansicht des französischen Sozialwissenschaftlers Emmanuel Todd. Sind also die Amerikaner als einzig verbliebene Supermacht der Erde zu stark geworden? Im Gegenteil, meint Todd in dieser Streitschrift. Denn: "Die USA beherrschen längst nicht mehr die Welt, sie sind dabei, die Kontrolle zu verlieren." Genau darin sieht er den Grund, warum Washington vom "internationalen Ordnungsfaktor" zum "Unruhestifter" geworden sei.
    Seine provokante These vom Niedergang der "Weltmacht USA" unterfüttert der Autor mit einigen, teils durchaus überzeugenden Beobachtungen. Der Franzose verweist beispielsweise auf das immense Defizit in der amerikanischen Handelsbilanz: Die Vereinigten Staaten importieren ein Vielfaches von dem, was sie exportieren. Sie sind, mit anderen Worten, wirtschaftlich stark vom Ausland abhängig -- und damit verwundbar. Auch politisch würden die USA nach dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr als Schutzmacht gegen den Kommunismus gebraucht. Aus dieser tiefen Verunsicherung heraus resultiert nach Ansicht Todds der "theatralische Militarismus" der USA: Mit Angriffen auf schwache Gegner wie Afghanistan oder den Irak wolle Washington eine Stärke demonstrieren, die es de facto längst verloren habe.

    Todd betont immer wieder, dass er sich nicht zum Lager der Antiamerikaner zählt. Und er gibt sich alle Mühe, seine Argumente wissenschaftlich zu begründen, oft mit recht ausufernden Theoriegebäuden. Gleichwohl sind Todds Thesen zuweilen holzschnittartig. In der Zeit zwischen 1950 und 1990 stilisiert er die USA zum "gütigen Hegemon", ja sogar zum "Reich des Guten". Umgekehrt hätten die Vereinigten Staaten heute das "Lager der Gerechten" verlassen. Beide Zuschreibungen sind sprachlich wie inhaltlich platt. Und die "Rede vom weltweiten Terrorismus" mag den USA zwar gelegen kommen -- eine Erfindung Washingtons, wie von Todd unterstellt, ist die Terrorgefahr aber ganz sicher nicht.

    Fazit: Streitschriften dürfen überspitzen und provozieren. Und deshalb ist Todds Buch ein lesenswerter und zur Diskussion herausfordernder Beitrag zu einer wichtigen Debatte, die uns alle angeht. --Christoph Peerenboom
    Quelle: www.amazon.de
    Was haltet ihr von Todds Thesen?
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    #2
    IMHO verlieren die USA ihre moralische Wertigkeit als Weltordnungsfaktoer.

    Keinesweges aber ihre militärische (obwohl man diese Rolle aktuell vielleicht auch aus Weltdestabilisierungsfaktor bezeichen könnte...)

    Jedenfalls haben die USA ihre moralische Instanz verspielt.

    Aber es hat sich ja gezeigt, dass die USA gar nicht mehr moralisch handeln müssen.

    Früher war das möglicherweise zumindest im Ansatz der Fall, weil man ja nicht nur einen militärischen, sondern auch einen ideologischen Gegenpol zum Ostblock darstellen wollte.

    Diese Notwendigkeit entfällt nun. Der Kapitalismus hat gesiegt - und nun soll sich der Rest der Welt gefälligst den USA, dem Staat gewordenen Kapitalismus, unterordnen!

    Wir erleben hier eine nue Form des Kolonialismus. Nur mit dem Unterschied, dass die USA nicht einmal behauptem, sie wollten anderen den wahren Glauben näher bringen...

    Der Krieg im Irak wurde nicht begründet mit der dortigen Diktatur (denn dann müsste man ja auch Saudi-Arabien angreifen...), sondern mit dem Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen.

    Ich gebe zu, ich war fest davon überzeugt, dass Hussein welche hat.

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit habe ich mich geirrt.

    Was mir wirklich Übelkeit bereitet hat, war die Tatsache, dass die USA dann eigene Inspektoren zur Suche von Massenvernichtungswaffen losschicken wollten, die UN-Waffeninspektoren aber draßen halten wollten.

    Das stinkt doch 10 Meilen gegen den WInd, Beweise fingieren zu wolen.

    Jedenfallls war der Krieg gegen den Irak im Nachhinein nicht mal für die USA legitim, denn es wurde nix gefunden.

    Wo bleinbt der empörte Aufschrei der Völkergemeinschaft?

    Den gibt es nicht. Die USA haben gewonnen, und keiner will sich mit ihnen anlegen.

    Die USA sind einfach zu mächtig.

    Mächtiger als die UNO.

    Sie sind so mächtig, dass sie keine moralische Legitimation für ihr Handeln mehr benötigen, sondern einfach tun können, was sie wollen.

    Todds Thesen halte ich für Unfug.
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      #3
      Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Das sollte ich vielleicht noch mal tun.

      Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass die USA nicht die Kontrolle der Welt haben. Das sieht man doch gerade auch wieder jetzt. Seit sie den Krieg gegen den Terror begonnen haben, nehmen Anschläge von islamistischen Terroristen zu. Damit haben sie gerade das Gegenteil dessen erreicht, was sie eigentlich wollten. So verlieren sie nur noch von ihrer Glaubwürdigkeit, die sie spätestens dadurch, dass sie im Irak immer noch keine Massenvernichtungswaffen gefunden haben, sowieso schon verloren haben.
      Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
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        #4
        Ich kenne bisher weder dieses Buch noch SWM, aber finde die Beschreibungen ziemlich interessant...
        Dazu habe ich von einem Arbeitskollegen den Tipp bekommen dochmal Streiflichter Amerika anzulesen, das wäre auch ziemlich interessant, wenn auch nicht besonders politisch, mehr auf private Skurilitäten begrenzt.

        btw.: Irgendein Mod möge das doch bitte ins schöne Bücherforum holen, so OT ist es nun wirklich nicht!
        »We do sincerely hope you'll all enjoy the show, and please remember people, that no matter who you are, and what you do to live, thrive and survive, there are still some things that make us all the same. You, me, them, everybody!«

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          #5
          gesagt - getan

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            #6
            @LuckyGuy: Warum hälst du Todds Thesen für Unfug?

            Mein Hauptproblem mit dem Buch ist, dass er seine Thesen meist mit demographischen Daten, der Familienstruktur und einem Art "Charakter" der jeweiligen Nationen/Kulturen begründet. Eine ökonomische Analyse fehlt meist vollkommen, abgesehen davon, dass Todd die wirtschaftliche Schwäche der USA, das grösser werdende Aussenhandelsdefizit und damit die wirtschaftliche Abhängigkeit der USA von den restlichen Staaten bemerkt. Auf die generellen Probleme in der Weltwirtschaft (ich meine nicht nur die aktuelle Krise) seit den 70ern geht Todd überhaupt nicht ein. Dabei war das Ende des langen Nachkriegsbooms und die Wachstumsschwäche und Rezessionen seit dem für die politische Entwicklung entscheidend. Dies hat nicht nur zum Ende der staatskapitalitischen Regime im Ostblock geführt, sondern auch zu krassen Änderungen in den westlichen Industriestaaten. In diesen hat sich der Neoliberalismus durchgesetzt und gleichzeitig sinkt der Lebensstandard. Immerhin erwähnt Todd den relativen wirtschaftlichen Niedergang der USA im Vergleich zur EU und Japan. Das Ignorieren der ökonomischen Entwicklung führt dazu, dass Todd die Rolle der USA vor 1990 zu positiv darstellt.

            Dass Russland heute immer noch der Hauptgegner der USA ist, wie sie Todd behauptet, finde ich seltsam. Auch wenn der Kosovo-Krieg und der Afghanistan-Krieg u.a. den Zweck hatten, den russischen Einfluss zu verringern. Diese Kriege waren genauso eine Machtdemonstration gegenüber den anderen westlichen Staaten.

            Sehr richtig an Todds Thesen finde ich, dass die USA nicht aus einer Position der Stärke heraus handeln, sondern aus einer Position der Schwäche. Sie versuchen zwar das Fehlen einer militärisch ebenbürtigen Macht auszunutzen, sind aber nicht einmal in der Lage die ärmsten Staaten der Welt ohne Unterstützung anderer Staaten zu besiegen. Davon diese Länder in ihrem Sinne zu "befrieden" sind sie sehr weit entfernt. Die USA haben diesen Ländern nichts zu bieten, während sie z.B. in den 40ern und 50ern z.B. die BRD real unterstützten. Dies geschah damals natürlich auch nicht aus uneigennützigen Motiven heraus, sondern weil die BRD als Frontstaat gegen die UdSSR gebraucht wurde.
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              #7
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