Hi, hierbei handelt es sich um eine Fortsetzung zu meiner hier schon geposteten Geschichte "Der dunkle Berg". Ich würde auch ganz klar empfehlen, diese zu lesen, bevor ihr euch an "Nur ein kleiner Schritt" macht. Dafür gibt es eine Menge guter Gründe. Mal davon abgesehen, dass es immer sinnvoll ist, den ersten Teil vor dem zweiten zu lesen.

Aber ansonsten wünsche ich allen die sich rantrauen, viel Spass damit. Die Geschichte wird in etwa so lang werden, wie der 1. Teil.
Nur ein kleiner Schritt
1
Sie waren ihm dicht auf den Fersen, sehr dicht. Sein Atem ging unregelmäßig und jeder Muskel seines Körpers schmerzte. Lange würde er dieses Tempo nicht mehr durchhalten können.
Ein Rascheln im Dickicht direkt neben ihm ließ ihn aufhorchen. Blitzschnell drehte er sich und blickte in die entsprechende Richtung. Direkt vor ihm leuchteten zwei gelblich schimmernde Augen in der Dunkelheit und ein leises Knurren drang an sein Ohr.
Erleichtert atmete er tief durch und sein Körper entkrampfte sich.
"Pandor, du bist es!" Ein schwarzer Kater trat aus dem Gebüsch und schmiegte sich mit erhobenem Schwanz an sein rechtes Bein. "Schleich, dich nicht immer so ran, mein Kleiner!"
Liebevoll kraulte er ihn hinter den Ohren, was der Kater mit einem wohligen Schnurren zur Kenntnis nahm.
Das es sich bei Pandor um keinen normalen Vertreter seiner Art handelte, war relativ offensichtlich. Er wies einige, sagen wir mal, Besonderheiten auf, die ihn schon auf den ersten Blick von anderen Katzen unterschieden.
Zum einen war er größer, als ein Durchschnittskater. Es war kein größer im Sinne von stattlich, sondern eher im Sinne von wirklich groß, geradezu beängstigend groß.
Diejenigen, die ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, registrierten seine schon als absurd zu bezeichnende Größe im Normalfall mit leicht überraschten Ausrufen wie, "gütiger Gott!", "potzblitz!" oder auch "heiliger Bimbam!".
Einhergehend damit waren in fast jedem Fall spontanes Erbleichen und um etwa Null Komma Fünf Zentimeter aus den Höhlen hervortretende Augäpfel.
Aber beinahe ebenso auffällig wie seine abnorme Größe, waren seine Augen.
Es lag eine unglaubliche Intelligenz in diesen Augen, in diesem Blick.
Pandor war sich seiner Wirkung auf Fremde offensichtlich bewusst und mit seinem Blick, machte er es ihnen auch ziemlich deutlich klar.
Woher er stammte, wusste Malin nicht. Vor etwa sechs Jahren war er ihm zugelaufen. Allerdings dachte Malin damals noch, es mit einem normalen Kater zu tun zu haben. Zwar war er auch zu diesem Zeitpunkt schon ungewöhnlich groß und kräftig, aber wenn man ein Auge zudrückte und das andere gar nicht erst öffnete, ging er durchaus noch als normale Katze durch.
Doch dies änderte sich schon recht bald. Es gab sicherlich viele denkbare und logische Erklärungen für die Existenz einer Katze wie Pandor. Allerdings war Malin bisher noch keine eingefallen. Doch da die beiden sich von Anfang an verstanden und der Kater ihm auf Schritt und Tritt folgte, nahm er ihn einfach als gegeben hin und interessierte sich nicht für seine Herkunft. Pandor war einfach da, er war unglaublich treu und hatte ihm schon aus so mancher Notlage geholfen.
Das wunderschöne Tier mit seinem glänzend schwarzen Fell reichte ihm mittlerweile bis an seine Hüften und Malin war sich nicht sicher, ob er schon ausgewachsen war.
Ab und zu verließ der Kater ihn für einige Zeit. Malin vermutete, dass er dann umherstreifte um Wölfe zu erschrecken oder Bären zu jagen. Wenn er sich aber wieder auf den Weg machte, um seine Reisen quer über den Kontinent fortzusetzen, war er wieder da und begleitete ihn.
Wie alle angehenden Mönche seiner Bruderschaft, befand auch er sich in den Wanderjahren, in denen sie den Kontinent durchreisten und sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen Jobs verdienten. Diese Zeit diente zur Festigung ihres Glaubens und der Erweiterung ihres Wissens über das Leben auf dem Kontinent.
Es gab keine Vorschriften die Dauer dieser Lehrjahre betreffend. Es konnten zwei, fünf oder auch zehn Jahre sein.
Nach dieser Zeit war man entweder in seinem Glauben derart gefestigt, dass man den Rest seines Lebens in einem der quer über den Kontinent verteilten Klöster des Ordens verbrachte oder schwor diesem aufgrund der vielen von Entbehrungen geprägten Jahre komplett ab und kehrte der Bruderschaft den Rücken.
Nicht selten kam es vor, dass die sogenannten Wandermönche von ihren Wander- und Lehrjahren gar nicht oder als gebrochene Männer zurückkehrten. Die Gefahren, denen man auf diesen Reisen begegnete, waren verschiedenster Art. Da gab es Räuber und Banditen, mythische anscheinend auf die Tötung junger Priester spezialisierte Wesen und die alltäglichen Probleme wie Hunger, Durst und übellaunige, angriffslustige Raubtiere.
Malin befand sich nun schon im dritten Jahr seiner Wanderschaft und ein Ende dieser, war für ihn noch nicht absehbar.
Schon einige Male war er in brenzlige Situationen gekommen, hatte diese aber zumeist mit Hilfe Pandors immer wieder beeindruckender Überzeugungskraft schnell auflösen können.
Zwischen ihnen schien es eine ganz besondere Verbindung zu geben. Er konnte es sich selber nicht richtig erklären, aber sein schwarzer Freund, schien oftmals zu spüren, was in ihm vorging. Als würde er seine Gedanken lesen können.
Natürlich war es nicht möglich und der Mönch wusste dies auch. Genauso fühlte er aber auch, dass etwas zwischen ihnen existierte, was über das normale Verhältnis zwischen Mensch und Tier hinausging.
Auch dieses Mal war es Pandor gewesen, der als erster die Gefahr gespürt und ihn auf ihre Verfolger aufmerksam gemacht hatte.
Dies war vor drei Tagen gewesen und seitdem befanden sie sich auf der Flucht. Vor etwas oder jemandem, den er noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Doch allein Pandors alarmierendes Verhalten war für ihn Grund genug gewesen, schnellstmöglich seinen Weg Richtung Tessheim fortzusetzen. Bis zur großen Stadt inmitten der Kassam Ebene war es von hier aus etwa noch ein Marsch von drei, vielleicht vier Tagen.
Momentan befanden sie sich im Herzen des Ergol Waldes, eines weitestgehend noch unerforschten Waldgebietes südlich der Kassam Ebene.
Auch wenn es einen Umweg von mehreren Tagen bedeutete, umritten die meisten Reisenden den beinahe undurchdringlichen Wald weiträumig. Menschliche Ansiedlungen fanden sich nur in den Randgebieten dieser ursprünglichen Region.
Sollten sie hier in einen Hinterhalt geraten, würde es wahrscheinlich nie jemand erfahren. Malin wusste, dass ihre einzige Chance darin bestand, den Ergol Wald schnellstmöglich zu durchqueren und den Schutz der Mauern Tessheims zu erreichen.
Da es keine brauchbaren Karten dieser Region gab, würde sich dies aber als schwierig erweisen.
Sämtliche Versuche den Wald zu kartographieren, waren bislang gescheitert.
Eine relative exakte Karte soll allerdings existieren. Jedoch lässt sich dies leider nicht überprüfen, da der vermeintliche Besitzer, ein Zwerg namens Gibral Steinaxt, sie im Zentrum des Waldes in einem Anfall von Wahnsinn unter einem Baum vergraben haben soll und sich daraufhin folgerichtig verlief.
Alle paar Jahre tauchte er an den Rändern des Waldes auf und erzählte jedem, der es nicht hören wollte, seine Geschichte, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden.
Warum er dies tat, war unbekannt.
Bei jemandem, der von seinem eigenen Stamm den Beinamen "verwirrter Idiot" erhalten hatte, sollte man aber auch nicht unbedingt eine tiefschürfende Erklärung erwarten.
Wäre nicht Pandor an Malins Seite gewesen, hätte er sich nie in dieses Gebiet gewagt. Doch im angeborenen Orientierungssinn seines vierbeinigen Freundes, hatte er die Möglichkeit gesehen, ihren Verfolgern zu entkommen.
Auch wenn sein Plan ihm anfangs recht ausgeklügelt erschien, so hatte er doch eine kleine Schwachstelle. Denn er hatte nicht bedacht, dass wer immer sie auch verfolgte, nur ihren Spuren zu folgen brauchte. Aber das war nun nicht mehr zu ändern.
Wenn er das nächste Mal von Unbekannten verfolgt werden würde, sollte er es aber berücksichtigen und eine diesbezügliche Überarbeitung seines allgemeinen Fluchtverhaltens in Betracht ziehen.
Doch wer konnte etwas von ihm wollen und vor allem was?
Er war nur ein einfacher Wandermönch ohne jegliche besondere Begabung, was man ihm in seinem Orden auch oft genug unter die Nase gerieben hatte.
Ein ungewöhnliches Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es klang, als bewegte sich nicht weit entfernt etwas durch das dichte Unterholz des Waldes.
Pandor legte seine Ohren an und knurrte in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien.
Jemand oder etwas näherte sich. Aber er hatte nicht die Absicht abzuwarten, bis er wusste, wer oder was es war.
Die große schwarze Katze machte ein paar Schritte, drehte sich um und blickte ihn auffordernd an.
"Ist ja gut, ich komme schon." Mit schnellen Schritten folgte er Pandor durch das Buschwerk.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als er die Katze plötzlich aus den Augen verlor. Pandor hatte ihn im Angesicht der Gefahr, noch nie im Stich gelassen. Irgend etwas stimmte hier nicht. Malin hielt in der Bewegung inne und lauschte, nichts absolut nichts. Die plötzliche Stille dröhnte in seinen Ohren und die Schläge seines Herzens klangen für ihn wie gewaltige Glockenschläge.
Vorsichtig und darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen, suchte er hinter einer großen Eiche Deckung.
Gerade als er einen weiteren vorsichtigen Schritt machen wollte, hörte er das Knacken.
Der Laut führte in seinem Kopf zu mehreren zeitgleichen Gedankengängen. In jedem von diesem nahm das Wort "verdammt" eine zentrale Rolle ein.
Man hatte ihn entdeckt. Langsam und mit einem Ausdruck der Resignation im Gesicht drehte er sich herum.
2
Vorsichtig und völlig lautlos bewegte er sich auf das Tier zu. Dabei nutzte er jede sich bietende Deckung aus. Nur noch ein paar Meter, dann war er in Schussreichweite.
Behutsam und unendlich langsam zog er einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn auf die Sehne.
Der große Rehbock schien seine Anwesenheit nicht bemerkt zu haben. Was schon eine enorme Leistung war, da sie sich in einer steppenähnlichen Landschaft befanden, die kaum Möglichkeiten bot, sich an ein solch scheues Tier heranzuschleichen.
Du hast es also noch nicht verlernt, dachte er und klopfte sich gedanklich auf die Schulter.
Wieder robbte er, die Nase kaum zwei Zentimeter über dem sandigen Boden, ein kleines Stück in Richtung seines Mittagessens.
DU SOLLTEST DICH BEEILEN, DER WIND DREHT SICH. Danke für den Hinweis, aber ich mache schon so schnell es geht und jetzt sei ruhig ich muss mich konzentrieren. ENTSCHULDIGUNG, ICH WOLLTE NUR BEHILFLICH SEIN. Halt die Klappe.
Tordal hatte sich gedanklich schon die nächste nicht mehr so freundliche Erwiderung zurechtgelegt, aber in seinem Kopf blieb es tatsächlich ruhig.
Wieder ein paar Zentimeter näher. Jetzt trennten ihn vielleicht noch sechs oder sieben Meter von dem arglos grasenden Tier.
Ruhig und bedächtig spannte er im Liegen den Bogen und ließ den Bock dabei keine Sekunde aus den Augen.
Dann sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Es war eine kleine Eidechse, nicht mehr als einen halben Meter von seinem Kopf entfernt.
Nur nicht ablenken lassen, ging es ihm durch den Kopf. Das kleine braungeschuppte Tier näherte sich ihm weiter und blieb direkt vor seinem Gesicht stehen.
Verschwinde, mach das du wegkommst. Noch immer ausgestreckt auf dem Boden liegend und den gespannten Bogen in der Hand, versuchte er den kleinen Nerver mit seinen Blicken zum Rückzug aufzufordern.
INTERESSANT EINE BARGAECHSE, SEHR SELTENE TIERE. Das interessiert mich momentan herzlich wenig. Kannst du nicht dafür sorgen, das sie verschwindet? WIESO SOLLTE ICH DAS TUN? Weil sie nervt und mich in meiner Konzentration stört. DAS TUE ICH NACH DEINER AUSSAGE AUCH UND TROTZDEM WOLLTEST DU MICH BISHER NOCH NICHT LOSWERDEN. Du bist in meinem Kopf, um dich loszuwerden, müsste ich ihn mir schon abschlagen.SIEHST DU UND DU HAST ES BISHER NOCH NICHT GETAN.
Genervt rollte Tordal mit den Augen.
Egal, ich lasse mir doch von einer Eidechse nicht mein Essen versauen, also Konzentration.
Der Rehbock graste noch immer ahnungslos nur wenige Meter von ihm entfernt. Plötzlich sprang die Eidechse direkt auf seinen Bogen.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Am liebsten hätte Tordal laut aufgeschrieen.
Mit bedächtigen Schritten näherte sich das Reptil seinem Gesicht bis auf wenige Zentimeter.
Durch seine gespitzten Lippen blies der Kopfgeldjäger ihm seinen Atem entgegen und versuchte so das Tier zu verscheuchen.
Als ob dies alles noch nicht reichte, begann nun tatsächlich wie vorausgesagt, auch noch der Wind sich zu drehen.
Entweder jetzt oder nie dachte Tordal. Seine Muskel waren zum zerreißen gespannt und er zielte genau auf den Nackenbereich des Rotwildes vor ihm.
Die miese kleine Echse, wie er sie in Gedanken nannte, saß nun direkt vor seinem Gesicht und sah ihn aus im Verhältnis zum Kopf unproportional großen Augen an.
"Sei gegrüßt, Tordal." Dieser verriss erschrocken den Bogen. Der Pfeil löste sich von der Sehne und verfehlte den Rehbock um gut einen Meter.
Das nun alarmierte Tiere entfernte sich mit einigen für seine Art typischen Sprüngen und legte so innerhalb weniger Sekunden eine beachtliche Strecke zurück. Das war es also mit seinem Essen. Noch immer geschockt und verwirrt, sah Tordal zu der vor ihm auf dem Boden sitzenden Echse.
DAS IST ÄUSSERST UNGEWÖHNLICH. IM NORMALLFALL SPRECHEN DIESE TIERE EINEN NICHT AN, SCHON GAR NICHT MIT DEM NAMEN.
"Was zum..." Weiter kam er nicht, denn das kleine Reptil kletterte behend an seinem Bein hoch und saß nur kurz darauf schon auf seiner Schulter. Diese Augen, es hätte ihm gleich auffallen müssen. Etwas stimmte nicht mit diesen Augen. Sie waren so, so untypisch. Ein passenderer Begriff fiel ihm momentan nicht ein. Nicht das er bisher großartig Erfahrungen mit Eidechsen und ihren Augen im Speziellen gesammelt hatte, aber sie waren ihm tatsächlich sofort aufgefallen.
Nun blickte ihn das Tier von seiner Schulter aus direkt in sein Gesicht.
Der kleine geschuppte Körper hob und senkte sich bei jedem Atemzug. "Hör mir zu Tordal!" Wieder diese Stimme, sie erklang direkt in seinem Kopf. Was wollten alle immer nur in seinem Kopf? Seine KI, Genesis und nun auch noch eine kleine... .
Nein, das konnte doch nicht sein. Oder etwa doch? "Genesis?"
"Ja" Erstaunt verzog er sein Gesicht. "Aber wie und warum ausgerechnet eine Eidechse?"
"Weil ich es kann und weil gerade nichts anderes da war." Die altbekannte monotone Stimme der Super-KI erscholl in seinem Kopf.
Da er ahnte, dass ihn weitergehende Ausführungen von Genesis überfordern würden, sparte er sich weitere Fragen. Die Möglichkeiten dieser KI waren praktisch unbegrenzt, niemand wusste dies besser als er.
"Warum hast du dich nicht einfach in meinen Kopf eingeklinkt, wie du es damals im Berg getan hast?" "Weil es auf diese Entfernung auch für mich nicht einfach ist. Deshalb habe ich auch das Reptil und nicht den Rehbock gewählt. Je größer die Entfernung und je komplexer das Gehirn, desto schwieriger ist es für mich darauf Einfluss zu nehmen."
Die Eidechse saß weiterhin beinahe regungslos auf seiner Schulter und nur die rhythmischen Atembewegungen ließen Leben erkennen.
"Wie schaffst du es eigentlich immer, meine KI zum Schweigen zu bringen und kannst du es nicht auch auf Dauer? Damit würdest du mir wirklich einen großen Gefallen tun."
"Das hängt mit der Überlagerung der Frequenzen zusammen und nein, ich kann es nicht auf Dauer. Dafür müsste ich ständig den Kontakt zu dir aufrechterhalten."
"Aber du könntest doch wenigstens für ein paar Stunden jeden Tag... ." "Nein, du wirst ihre Fähigkeiten noch brauchen, glaube mir und jetzt höre mir zu, wir haben nicht viel Zeit." "Na da bin ich ja mal gespannt."
"Leider kann ich dir nicht alles erzählen." Was mich nicht sonderlich überrascht, dachte Tordal.
"Ich kann dich hören." "Upps, naja es ist nicht immer einfach, praktisch nur Kontakt mit Entitäten zu haben, die im eigenen Kopf umherspuken. Auf die Dauer ist es schon ziemlich anstrengend."
Genesis ging nicht weiter darauf ein. "Du musst dich auf schnellstem Wege nach Tessheim begeben." "Aha und warum?" "Das war es eigentlich schon." "Das ist nicht dein Ernst, oder? Nur weil du mir sagst, geh mal nach Tessheim, lasse ich hier doch nicht alles stehen und liegen." Aufgebracht sprang er auf und lief wild gestikulierend umher. "Wo kommen wir denn da hin, wenn jede dahergelaufene KI mich ohne Begründung quer über den Kontinent schickt?" "Wie viele kennst du denn noch?" "Was?"
"Wie viele andere KI´s du noch kennst. Das würde mich wirklich interessieren."
In diesem Augenblick brach seine innere Abwehrhaltung zusammen. "Ist ja schon gut, du hast ja Recht. Aber könntest du mir zumindest sagen, weshalb ich nach Tessheim soll?" "Sobald ich es weiß, bist du der erste, der es erfahren wird. Etwas außergewöhnliches geht vor sich. Mehr kann ich dir noch nicht sagen. Du wirst dort auf jemanden treffen, alles weitere erfährst du, wenn es soweit ist."
Die kleine Eidechse sprang von seiner Schulter und lief davon. "Aber wie soll ich diesen Jemand erkennen? Ein wenig genauer könntest du schon sein." "Du wirst ihn erkennen, vertrau mir. Du wirst ihn erkennen."
Dann war das Reptil verschwunden und er war wieder allein. "Du wirst ihn erkennen", äffte er die Stimme der KI nach. "Immer diese metaphorische Kacke!" Wütend trat er mit dem rechten Fuß in den sandigen Boden. "Warum heißt es nie, der Mann hat schwarze Haare und trägt eine Augenklappe oder er stinkt wie ein Iltis. Aber nein, so etwas würde einem ja tatsächlich helfen. Stattdessen immer dieses, wenn du ihn oder es siehst, wirst du es wissen. Das ist doch lächerlich."
ERWARTEST DU JETZT IRGENDEINE REAKTION VON MIR DARAUF? Du hast mir gerade noch gefehlt.Schon kurze Zeit später, war ein noch immer fluchender Tordal auf dem Weg nach Tessheim um dort jemanden zu treffen, von dem er wissen würde, dass er es war, wenn er ihn denn sah. Mal abgesehen davon, dass er nicht einmal wusste, weshalb er ihn überhaupt suchen sollte, nur dass es unheimlich wichtig war und wahrscheinlich mal wieder das Schicksal der Welt davon abhing. Alles war also so wie es sein sollte und irgendwie hatte ihm dies in den letzten Monaten gefehlt. Natürlich würde er es niemals zugeben, schon gar nicht sich selber gegenüber.
Fortsetzung folgt...


Aber ansonsten wünsche ich allen die sich rantrauen, viel Spass damit. Die Geschichte wird in etwa so lang werden, wie der 1. Teil.
Nur ein kleiner Schritt
1
Sie waren ihm dicht auf den Fersen, sehr dicht. Sein Atem ging unregelmäßig und jeder Muskel seines Körpers schmerzte. Lange würde er dieses Tempo nicht mehr durchhalten können.
Ein Rascheln im Dickicht direkt neben ihm ließ ihn aufhorchen. Blitzschnell drehte er sich und blickte in die entsprechende Richtung. Direkt vor ihm leuchteten zwei gelblich schimmernde Augen in der Dunkelheit und ein leises Knurren drang an sein Ohr.
Erleichtert atmete er tief durch und sein Körper entkrampfte sich.
"Pandor, du bist es!" Ein schwarzer Kater trat aus dem Gebüsch und schmiegte sich mit erhobenem Schwanz an sein rechtes Bein. "Schleich, dich nicht immer so ran, mein Kleiner!"
Liebevoll kraulte er ihn hinter den Ohren, was der Kater mit einem wohligen Schnurren zur Kenntnis nahm.
Das es sich bei Pandor um keinen normalen Vertreter seiner Art handelte, war relativ offensichtlich. Er wies einige, sagen wir mal, Besonderheiten auf, die ihn schon auf den ersten Blick von anderen Katzen unterschieden.
Zum einen war er größer, als ein Durchschnittskater. Es war kein größer im Sinne von stattlich, sondern eher im Sinne von wirklich groß, geradezu beängstigend groß.
Diejenigen, die ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, registrierten seine schon als absurd zu bezeichnende Größe im Normalfall mit leicht überraschten Ausrufen wie, "gütiger Gott!", "potzblitz!" oder auch "heiliger Bimbam!".
Einhergehend damit waren in fast jedem Fall spontanes Erbleichen und um etwa Null Komma Fünf Zentimeter aus den Höhlen hervortretende Augäpfel.
Aber beinahe ebenso auffällig wie seine abnorme Größe, waren seine Augen.
Es lag eine unglaubliche Intelligenz in diesen Augen, in diesem Blick.
Pandor war sich seiner Wirkung auf Fremde offensichtlich bewusst und mit seinem Blick, machte er es ihnen auch ziemlich deutlich klar.
Woher er stammte, wusste Malin nicht. Vor etwa sechs Jahren war er ihm zugelaufen. Allerdings dachte Malin damals noch, es mit einem normalen Kater zu tun zu haben. Zwar war er auch zu diesem Zeitpunkt schon ungewöhnlich groß und kräftig, aber wenn man ein Auge zudrückte und das andere gar nicht erst öffnete, ging er durchaus noch als normale Katze durch.
Doch dies änderte sich schon recht bald. Es gab sicherlich viele denkbare und logische Erklärungen für die Existenz einer Katze wie Pandor. Allerdings war Malin bisher noch keine eingefallen. Doch da die beiden sich von Anfang an verstanden und der Kater ihm auf Schritt und Tritt folgte, nahm er ihn einfach als gegeben hin und interessierte sich nicht für seine Herkunft. Pandor war einfach da, er war unglaublich treu und hatte ihm schon aus so mancher Notlage geholfen.
Das wunderschöne Tier mit seinem glänzend schwarzen Fell reichte ihm mittlerweile bis an seine Hüften und Malin war sich nicht sicher, ob er schon ausgewachsen war.
Ab und zu verließ der Kater ihn für einige Zeit. Malin vermutete, dass er dann umherstreifte um Wölfe zu erschrecken oder Bären zu jagen. Wenn er sich aber wieder auf den Weg machte, um seine Reisen quer über den Kontinent fortzusetzen, war er wieder da und begleitete ihn.
Wie alle angehenden Mönche seiner Bruderschaft, befand auch er sich in den Wanderjahren, in denen sie den Kontinent durchreisten und sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen Jobs verdienten. Diese Zeit diente zur Festigung ihres Glaubens und der Erweiterung ihres Wissens über das Leben auf dem Kontinent.
Es gab keine Vorschriften die Dauer dieser Lehrjahre betreffend. Es konnten zwei, fünf oder auch zehn Jahre sein.
Nach dieser Zeit war man entweder in seinem Glauben derart gefestigt, dass man den Rest seines Lebens in einem der quer über den Kontinent verteilten Klöster des Ordens verbrachte oder schwor diesem aufgrund der vielen von Entbehrungen geprägten Jahre komplett ab und kehrte der Bruderschaft den Rücken.
Nicht selten kam es vor, dass die sogenannten Wandermönche von ihren Wander- und Lehrjahren gar nicht oder als gebrochene Männer zurückkehrten. Die Gefahren, denen man auf diesen Reisen begegnete, waren verschiedenster Art. Da gab es Räuber und Banditen, mythische anscheinend auf die Tötung junger Priester spezialisierte Wesen und die alltäglichen Probleme wie Hunger, Durst und übellaunige, angriffslustige Raubtiere.
Malin befand sich nun schon im dritten Jahr seiner Wanderschaft und ein Ende dieser, war für ihn noch nicht absehbar.
Schon einige Male war er in brenzlige Situationen gekommen, hatte diese aber zumeist mit Hilfe Pandors immer wieder beeindruckender Überzeugungskraft schnell auflösen können.
Zwischen ihnen schien es eine ganz besondere Verbindung zu geben. Er konnte es sich selber nicht richtig erklären, aber sein schwarzer Freund, schien oftmals zu spüren, was in ihm vorging. Als würde er seine Gedanken lesen können.
Natürlich war es nicht möglich und der Mönch wusste dies auch. Genauso fühlte er aber auch, dass etwas zwischen ihnen existierte, was über das normale Verhältnis zwischen Mensch und Tier hinausging.
Auch dieses Mal war es Pandor gewesen, der als erster die Gefahr gespürt und ihn auf ihre Verfolger aufmerksam gemacht hatte.
Dies war vor drei Tagen gewesen und seitdem befanden sie sich auf der Flucht. Vor etwas oder jemandem, den er noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Doch allein Pandors alarmierendes Verhalten war für ihn Grund genug gewesen, schnellstmöglich seinen Weg Richtung Tessheim fortzusetzen. Bis zur großen Stadt inmitten der Kassam Ebene war es von hier aus etwa noch ein Marsch von drei, vielleicht vier Tagen.
Momentan befanden sie sich im Herzen des Ergol Waldes, eines weitestgehend noch unerforschten Waldgebietes südlich der Kassam Ebene.
Auch wenn es einen Umweg von mehreren Tagen bedeutete, umritten die meisten Reisenden den beinahe undurchdringlichen Wald weiträumig. Menschliche Ansiedlungen fanden sich nur in den Randgebieten dieser ursprünglichen Region.
Sollten sie hier in einen Hinterhalt geraten, würde es wahrscheinlich nie jemand erfahren. Malin wusste, dass ihre einzige Chance darin bestand, den Ergol Wald schnellstmöglich zu durchqueren und den Schutz der Mauern Tessheims zu erreichen.
Da es keine brauchbaren Karten dieser Region gab, würde sich dies aber als schwierig erweisen.
Sämtliche Versuche den Wald zu kartographieren, waren bislang gescheitert.
Eine relative exakte Karte soll allerdings existieren. Jedoch lässt sich dies leider nicht überprüfen, da der vermeintliche Besitzer, ein Zwerg namens Gibral Steinaxt, sie im Zentrum des Waldes in einem Anfall von Wahnsinn unter einem Baum vergraben haben soll und sich daraufhin folgerichtig verlief.
Alle paar Jahre tauchte er an den Rändern des Waldes auf und erzählte jedem, der es nicht hören wollte, seine Geschichte, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden.
Warum er dies tat, war unbekannt.
Bei jemandem, der von seinem eigenen Stamm den Beinamen "verwirrter Idiot" erhalten hatte, sollte man aber auch nicht unbedingt eine tiefschürfende Erklärung erwarten.
Wäre nicht Pandor an Malins Seite gewesen, hätte er sich nie in dieses Gebiet gewagt. Doch im angeborenen Orientierungssinn seines vierbeinigen Freundes, hatte er die Möglichkeit gesehen, ihren Verfolgern zu entkommen.
Auch wenn sein Plan ihm anfangs recht ausgeklügelt erschien, so hatte er doch eine kleine Schwachstelle. Denn er hatte nicht bedacht, dass wer immer sie auch verfolgte, nur ihren Spuren zu folgen brauchte. Aber das war nun nicht mehr zu ändern.
Wenn er das nächste Mal von Unbekannten verfolgt werden würde, sollte er es aber berücksichtigen und eine diesbezügliche Überarbeitung seines allgemeinen Fluchtverhaltens in Betracht ziehen.
Doch wer konnte etwas von ihm wollen und vor allem was?
Er war nur ein einfacher Wandermönch ohne jegliche besondere Begabung, was man ihm in seinem Orden auch oft genug unter die Nase gerieben hatte.
Ein ungewöhnliches Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es klang, als bewegte sich nicht weit entfernt etwas durch das dichte Unterholz des Waldes.
Pandor legte seine Ohren an und knurrte in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien.
Jemand oder etwas näherte sich. Aber er hatte nicht die Absicht abzuwarten, bis er wusste, wer oder was es war.
Die große schwarze Katze machte ein paar Schritte, drehte sich um und blickte ihn auffordernd an.
"Ist ja gut, ich komme schon." Mit schnellen Schritten folgte er Pandor durch das Buschwerk.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als er die Katze plötzlich aus den Augen verlor. Pandor hatte ihn im Angesicht der Gefahr, noch nie im Stich gelassen. Irgend etwas stimmte hier nicht. Malin hielt in der Bewegung inne und lauschte, nichts absolut nichts. Die plötzliche Stille dröhnte in seinen Ohren und die Schläge seines Herzens klangen für ihn wie gewaltige Glockenschläge.
Vorsichtig und darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen, suchte er hinter einer großen Eiche Deckung.
Gerade als er einen weiteren vorsichtigen Schritt machen wollte, hörte er das Knacken.
Der Laut führte in seinem Kopf zu mehreren zeitgleichen Gedankengängen. In jedem von diesem nahm das Wort "verdammt" eine zentrale Rolle ein.
Man hatte ihn entdeckt. Langsam und mit einem Ausdruck der Resignation im Gesicht drehte er sich herum.
2
Vorsichtig und völlig lautlos bewegte er sich auf das Tier zu. Dabei nutzte er jede sich bietende Deckung aus. Nur noch ein paar Meter, dann war er in Schussreichweite.
Behutsam und unendlich langsam zog er einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn auf die Sehne.
Der große Rehbock schien seine Anwesenheit nicht bemerkt zu haben. Was schon eine enorme Leistung war, da sie sich in einer steppenähnlichen Landschaft befanden, die kaum Möglichkeiten bot, sich an ein solch scheues Tier heranzuschleichen.
Du hast es also noch nicht verlernt, dachte er und klopfte sich gedanklich auf die Schulter.
Wieder robbte er, die Nase kaum zwei Zentimeter über dem sandigen Boden, ein kleines Stück in Richtung seines Mittagessens.
DU SOLLTEST DICH BEEILEN, DER WIND DREHT SICH. Danke für den Hinweis, aber ich mache schon so schnell es geht und jetzt sei ruhig ich muss mich konzentrieren. ENTSCHULDIGUNG, ICH WOLLTE NUR BEHILFLICH SEIN. Halt die Klappe.
Tordal hatte sich gedanklich schon die nächste nicht mehr so freundliche Erwiderung zurechtgelegt, aber in seinem Kopf blieb es tatsächlich ruhig.
Wieder ein paar Zentimeter näher. Jetzt trennten ihn vielleicht noch sechs oder sieben Meter von dem arglos grasenden Tier.
Ruhig und bedächtig spannte er im Liegen den Bogen und ließ den Bock dabei keine Sekunde aus den Augen.
Dann sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Es war eine kleine Eidechse, nicht mehr als einen halben Meter von seinem Kopf entfernt.
Nur nicht ablenken lassen, ging es ihm durch den Kopf. Das kleine braungeschuppte Tier näherte sich ihm weiter und blieb direkt vor seinem Gesicht stehen.
Verschwinde, mach das du wegkommst. Noch immer ausgestreckt auf dem Boden liegend und den gespannten Bogen in der Hand, versuchte er den kleinen Nerver mit seinen Blicken zum Rückzug aufzufordern.
INTERESSANT EINE BARGAECHSE, SEHR SELTENE TIERE. Das interessiert mich momentan herzlich wenig. Kannst du nicht dafür sorgen, das sie verschwindet? WIESO SOLLTE ICH DAS TUN? Weil sie nervt und mich in meiner Konzentration stört. DAS TUE ICH NACH DEINER AUSSAGE AUCH UND TROTZDEM WOLLTEST DU MICH BISHER NOCH NICHT LOSWERDEN. Du bist in meinem Kopf, um dich loszuwerden, müsste ich ihn mir schon abschlagen.SIEHST DU UND DU HAST ES BISHER NOCH NICHT GETAN.
Genervt rollte Tordal mit den Augen.
Egal, ich lasse mir doch von einer Eidechse nicht mein Essen versauen, also Konzentration.
Der Rehbock graste noch immer ahnungslos nur wenige Meter von ihm entfernt. Plötzlich sprang die Eidechse direkt auf seinen Bogen.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Am liebsten hätte Tordal laut aufgeschrieen.
Mit bedächtigen Schritten näherte sich das Reptil seinem Gesicht bis auf wenige Zentimeter.
Durch seine gespitzten Lippen blies der Kopfgeldjäger ihm seinen Atem entgegen und versuchte so das Tier zu verscheuchen.
Als ob dies alles noch nicht reichte, begann nun tatsächlich wie vorausgesagt, auch noch der Wind sich zu drehen.
Entweder jetzt oder nie dachte Tordal. Seine Muskel waren zum zerreißen gespannt und er zielte genau auf den Nackenbereich des Rotwildes vor ihm.
Die miese kleine Echse, wie er sie in Gedanken nannte, saß nun direkt vor seinem Gesicht und sah ihn aus im Verhältnis zum Kopf unproportional großen Augen an.
"Sei gegrüßt, Tordal." Dieser verriss erschrocken den Bogen. Der Pfeil löste sich von der Sehne und verfehlte den Rehbock um gut einen Meter.
Das nun alarmierte Tiere entfernte sich mit einigen für seine Art typischen Sprüngen und legte so innerhalb weniger Sekunden eine beachtliche Strecke zurück. Das war es also mit seinem Essen. Noch immer geschockt und verwirrt, sah Tordal zu der vor ihm auf dem Boden sitzenden Echse.
DAS IST ÄUSSERST UNGEWÖHNLICH. IM NORMALLFALL SPRECHEN DIESE TIERE EINEN NICHT AN, SCHON GAR NICHT MIT DEM NAMEN.
"Was zum..." Weiter kam er nicht, denn das kleine Reptil kletterte behend an seinem Bein hoch und saß nur kurz darauf schon auf seiner Schulter. Diese Augen, es hätte ihm gleich auffallen müssen. Etwas stimmte nicht mit diesen Augen. Sie waren so, so untypisch. Ein passenderer Begriff fiel ihm momentan nicht ein. Nicht das er bisher großartig Erfahrungen mit Eidechsen und ihren Augen im Speziellen gesammelt hatte, aber sie waren ihm tatsächlich sofort aufgefallen.
Nun blickte ihn das Tier von seiner Schulter aus direkt in sein Gesicht.
Der kleine geschuppte Körper hob und senkte sich bei jedem Atemzug. "Hör mir zu Tordal!" Wieder diese Stimme, sie erklang direkt in seinem Kopf. Was wollten alle immer nur in seinem Kopf? Seine KI, Genesis und nun auch noch eine kleine... .
Nein, das konnte doch nicht sein. Oder etwa doch? "Genesis?"
"Ja" Erstaunt verzog er sein Gesicht. "Aber wie und warum ausgerechnet eine Eidechse?"
"Weil ich es kann und weil gerade nichts anderes da war." Die altbekannte monotone Stimme der Super-KI erscholl in seinem Kopf.
Da er ahnte, dass ihn weitergehende Ausführungen von Genesis überfordern würden, sparte er sich weitere Fragen. Die Möglichkeiten dieser KI waren praktisch unbegrenzt, niemand wusste dies besser als er.
"Warum hast du dich nicht einfach in meinen Kopf eingeklinkt, wie du es damals im Berg getan hast?" "Weil es auf diese Entfernung auch für mich nicht einfach ist. Deshalb habe ich auch das Reptil und nicht den Rehbock gewählt. Je größer die Entfernung und je komplexer das Gehirn, desto schwieriger ist es für mich darauf Einfluss zu nehmen."
Die Eidechse saß weiterhin beinahe regungslos auf seiner Schulter und nur die rhythmischen Atembewegungen ließen Leben erkennen.
"Wie schaffst du es eigentlich immer, meine KI zum Schweigen zu bringen und kannst du es nicht auch auf Dauer? Damit würdest du mir wirklich einen großen Gefallen tun."
"Das hängt mit der Überlagerung der Frequenzen zusammen und nein, ich kann es nicht auf Dauer. Dafür müsste ich ständig den Kontakt zu dir aufrechterhalten."
"Aber du könntest doch wenigstens für ein paar Stunden jeden Tag... ." "Nein, du wirst ihre Fähigkeiten noch brauchen, glaube mir und jetzt höre mir zu, wir haben nicht viel Zeit." "Na da bin ich ja mal gespannt."
"Leider kann ich dir nicht alles erzählen." Was mich nicht sonderlich überrascht, dachte Tordal.
"Ich kann dich hören." "Upps, naja es ist nicht immer einfach, praktisch nur Kontakt mit Entitäten zu haben, die im eigenen Kopf umherspuken. Auf die Dauer ist es schon ziemlich anstrengend."
Genesis ging nicht weiter darauf ein. "Du musst dich auf schnellstem Wege nach Tessheim begeben." "Aha und warum?" "Das war es eigentlich schon." "Das ist nicht dein Ernst, oder? Nur weil du mir sagst, geh mal nach Tessheim, lasse ich hier doch nicht alles stehen und liegen." Aufgebracht sprang er auf und lief wild gestikulierend umher. "Wo kommen wir denn da hin, wenn jede dahergelaufene KI mich ohne Begründung quer über den Kontinent schickt?" "Wie viele kennst du denn noch?" "Was?"
"Wie viele andere KI´s du noch kennst. Das würde mich wirklich interessieren."
In diesem Augenblick brach seine innere Abwehrhaltung zusammen. "Ist ja schon gut, du hast ja Recht. Aber könntest du mir zumindest sagen, weshalb ich nach Tessheim soll?" "Sobald ich es weiß, bist du der erste, der es erfahren wird. Etwas außergewöhnliches geht vor sich. Mehr kann ich dir noch nicht sagen. Du wirst dort auf jemanden treffen, alles weitere erfährst du, wenn es soweit ist."
Die kleine Eidechse sprang von seiner Schulter und lief davon. "Aber wie soll ich diesen Jemand erkennen? Ein wenig genauer könntest du schon sein." "Du wirst ihn erkennen, vertrau mir. Du wirst ihn erkennen."
Dann war das Reptil verschwunden und er war wieder allein. "Du wirst ihn erkennen", äffte er die Stimme der KI nach. "Immer diese metaphorische Kacke!" Wütend trat er mit dem rechten Fuß in den sandigen Boden. "Warum heißt es nie, der Mann hat schwarze Haare und trägt eine Augenklappe oder er stinkt wie ein Iltis. Aber nein, so etwas würde einem ja tatsächlich helfen. Stattdessen immer dieses, wenn du ihn oder es siehst, wirst du es wissen. Das ist doch lächerlich."
ERWARTEST DU JETZT IRGENDEINE REAKTION VON MIR DARAUF? Du hast mir gerade noch gefehlt.Schon kurze Zeit später, war ein noch immer fluchender Tordal auf dem Weg nach Tessheim um dort jemanden zu treffen, von dem er wissen würde, dass er es war, wenn er ihn denn sah. Mal abgesehen davon, dass er nicht einmal wusste, weshalb er ihn überhaupt suchen sollte, nur dass es unheimlich wichtig war und wahrscheinlich mal wieder das Schicksal der Welt davon abhing. Alles war also so wie es sein sollte und irgendwie hatte ihm dies in den letzten Monaten gefehlt. Natürlich würde er es niemals zugeben, schon gar nicht sich selber gegenüber.
Fortsetzung folgt...
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