Hallo!
Ich habe mal angefangen, eine Fortsetzungsgeschichte über Willow zu schreiben, die mit der Crew beider Serien zusammen treffen wird. Begonnen habe ich mit einen besonders persönlichen Moment von Willow (Wicked Willow dürfte bekannt sein) und einem kurzen, geschichtlichen Abriss der Staffel 7 der Serie Buffy. Danach kommt meine mögliche Version der weiteren Ereignisse, die eigentliche Fortsetzungsgeschichte.
Bitte beachten: Man sollte die Serien Buffy und Angel bis zum Ende gesehen haben, denn ich baue auch auf das etwas "lose Ende" der Angel-Serie auf. Außerdem werden einige Anspielungen auf die charakterlichen Entwicklungen der Personen gemacht, die im Verlauf einiger Episoden zu sehen waren (z. B. die böse Willow).
Viel Spaß beim lesen. Und für konstruktive Kritik oder weitere Anregungen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

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Willow Danielle Rosenberg, oder besser gesagt ihr Körper, der nur noch eine viel zu kleine Hülle voller schwarzer Magie und beinahe gottgleicher Macht war, ließ ihre Macht pulsierend in dem Pool der Energien des schwarzen Tempels auf Kingman´s Bluff einhämmern, den sie Stück für Stück aus dem Erdreich hervor holte, und stärkte so die destruktiven Kräfte der satanistischen Stätte um die Welt mit deren Hilfe endlich still zu bekommen. Es war zu viel, die Stimmen in ihrem Kopf. Stimmen von verzweifelten und jammernden Menschen. Menschen die ihren Partner, ihren Job, ihre Behausungen oder gar ihre Familie verloren hatten. Weinende, klagende Stimmen voller Unheil, Unschuld und Unglück. Darunter waren auch Stimmen, die vor Willow Angst hatten oder um die „gute, alte Willow Rosenberg“ trauerten, als sie noch nicht eine mächtige Schwarzmagierin war, besessen von dem Gedanken sich für Taras Tod zu rächen.
Tara, oh geliebte Tara. Für einen kleinen Moment stach der Schmerz des Verlustes unendlich peinigend erneut in Willows Herz. Doch da gewann der Hass erneut die Überhand. Drei Einwohner Sunnydales hatten sich falsch entschieden und die Scoobie-Gang um Buffy vor Monaten zum Gegner gemacht. Großer Fehler. Und dann waren sie noch am Mord von Tara und am versuchten Mord an Buffy beteiligt. Willow konnte Buffy noch retten, aber dabei bediente sie sich schwarzer Magie, die aus ihrem Zorn über den schnellen und brutalen Mord an Tara entwuchs. Derjenige, der es wagte Willow und Tara durch den Tod Taras für immer zu trennen, war bereits von der Hexe getötet worden. Gehäutet bei lebendigem Leibe und danach verbrannt, durch eine einfache Handbewegung und der damit verbundenen magischen Kraft Willows. Doch sie wollte alle drei dieser Gegner Buffys beseitigen. Wenn auch nicht für die Jägerin, sondern allein aus Rache. Wären sie nicht gewesen, hätte Willow wohl jetzt bereits wieder in den Armen ihrer Geliebten liegen können, mit ihr schmusend den Sonnenaufgang begrüßen können. Endlich hatte Tara der Hexe wieder vertraut, ihr vertraut dass sie Magie nicht mehr zum Selbstzweck benutzte und nicht mehr davon abhängig war. Endlich konnten sie beide wieder zusammen sein, doch dann kam der Schuss und die geliebte Blonde fiel im Zimmer der Hexe tot zu Boden, ihr Herz durchrissen von einem kleinen Stück Metal.
Willow war voller Angst, Verzweiflung und einer Reihe anderer Emotionen durchflutet, als die tote Geliebte in ihren Armen lag. Heulend und schluchzend rief sie Osiris zu sich und bat ihn inbrünstig um seine Hilfe, damit Tara wiederbelebt werden konnte. Nun, sie bat nicht, sie befahl es. Doch er meinte, dass es bereits geschehen sei. Der Tod eines Menschen ausgelöst durch einen Menschen mit einem Todeswerkzeug der Menschen. Keine Dämonen, keine Magie und keine unglücklichen Raum-/Zeitphänomene waren dafür verantwortlich. Somit war es ein endgültiger Tod und Osiris verweigerte die Hilfe. Willow verfluchte ihn und durch einen verzweifelten Schrei unendlicher Wut und Enttäuschung vermochte sie es sogar ihn für seinen engstirnigen Widerstand umgehend von der Welt zu verbannen. Von da an trieben sie nur noch die negativen Gefühle und der Schmerz voran. Die schwarze Magie, die sie aus Büchern und aus dem Schwarzmagier Rack saugte, ein übler Zeitgeselle, ließen sie weiterhin im Meer der negativen Gefühle baden.
Daraufhin stellten sich ihr all ihre Freunde in den Weg und wollten Willow vernichten. Ohja, angeblich wollten sie nur die alte Willow zurück, aber sie war nun eine andere Willow. Die dunkle, die schwarze, beinahe eine Halbgöttin. Keiner konnte sie aufhalten. Sie lachte über die amüsanten Versuche der Scoobie-Gang, was jedoch ein verhöhnendes Lachen voller Hass und Zorn über all die negativen Dinge war, die sie innerhalb der letzten Jahre mit und bei diesen Menschen hatte erleiden müssen. Dann kam sogar Giles mit geborgter Kraft aus England zurück um sie zu stoppen.
Doch stattdessen gewann sie bald schon die Oberhand und saugte die Energie aus ihm in sich auf. Leider war diese mit weißer Magie „verschmutzt“ und zusammen mit der bereits erlangten schwarzen Macht konnte Willow nun alle Emotionen aller Menschen spüren. Durch die Konzentration ihrer Empfindungen auf den Verlust ihrer geliebten Tara spürte sie jedoch nur Schmerzen und Kummer der Menschen, ganz so als sei es ihr eigener Schmerz. Sie musste dem ein Ende bereiten, sie konnte nicht länger fühlen. Sie wollte nicht länger fühlen. Es zerriss ihr Herz in tausend Stücke, immer und immer wieder. Es war zu viel. Zu viel für sie und für die Welt. Dieser Erdball voller Verluste, Qual und Schmerz. Die Pein der armen Bastarde, die sich Menschen nannten, musste beendet werden.
Alle hatten ein Recht darauf in Frieden zu ruhen. Ergo war sie hier, auf Kingmans Bluff. Hier sollte alles enden. Willow steigerte den Fluss der schwarzen Energien in die Tempelanlage, damit es schnellstmöglich beendet werden würde. Ein Teil von ihr schrie verzweifelt es nicht zu tun, doch für diesen Teil war es fast zu spät. Eine überwältigende Mehrheit von anderen Stimmen brüllte in einem Crescendo einstimmig der Hexe in Gedanken zu, es zu beenden, die Welt zu erlösen. Die steinerne Götzenfigur von Proserpexa, bestehend aus einer nackten Frau mit Schlangen an der Tempelspitze befestigt, begann zu glühen. Ihre Macht war es, die Willow fehlte. Durch sie konnte sie das Wunder vollbringen und alles beenden. Alles.
Für einen kurzen Moment spürte sie die Verzweiflung von Buffy, die mit ihrer Schwester Dawn in einer Erdgrube festsaß. Buffy Summers, die Jägerin, wollte gegen irgendetwas ankämpfen? Nun, einen Kampf sollte sie bekommen. Just in dem Augenblick, als Willow in Buffys Gedanken zu hören war und sich mit ihr darüber unterhielt dass die Erde nur durch vollständige Vernichtung von aller Qual für immer erlöst werden konnte, bekamen die Jägerin und Dawn Besuch. Begleitet von Willows Worten „Ich war es, die dich aus der Erde holte. Nun will dich die Erde zurück!“ ballte sich die Natur selbst aus Wurzeln und Erde zu dämonischen Wesen zusammen. Die Jägerin wollte kämpfen, also sollte sie ihren letzten, finalen Kampf bekommen. Sie sollte kriegerisch sterben wenn die Welt untergehen würde. Doch warum tat Willow dies? Aus Mitgefühl? Damit die Jägerin nicht aus Langeweile verzweifelte und etwas hatte gegen das sie ankämpfen konnte? Ein letztes Geschenk beim Untergang der Erde? Die Hexe stutzte für einen kleinen Augenblick.
Doch dann wischte sie die Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf das Götzenabbild. Mehr Energie musste in den Tempel. „Proserpexa, lass die reinigenden Feuer aus den Tiefen die gepeinigten Seelen niederbrennen und so den süßen Tod bringen!“ verlangte die Hexe. Blitze erschienen und formten sich zwischen Willow Rosenberg und dem Tempel. Die Luft knisterte, bereit sich magisch zu entladen auf Geheiß der Hexe. Ein Wirbel entstand um sie herum als sie abermals ihre destruktiven Energien pulsierend in den Tempel schickte. Die Götzenfigur begann heller zu leuchten. Lächelte sie? Die durch Energie überladene Luft entlud sich in gewaltigen Funken und Blitzen, in deren Zentrum die Hexe stand und ihr nichts mehr anhaben konnte. Sie könnte nach dieser Tat zur Göttin werden, wenn sie sich nicht bereits dazu entschlossen hätte, mit der Welt unter zu gehen.
Doch was war das? Der Energiefluss wurde durchbrochen, ein Hindernis stand im Weg. Willow betrachtete ungläubig Xander.
„Hey schwarzäugiges Mädchen. Was tust du?“ fragte er mit seiner Art von Humor, die manchmal recht unpassend auf die Situation wirkte. Zumindest war es in diesem Moment für Willow unpassend und es ärgerte sie, dass er nun genau zwischen ihr und dem Tempel stand.
„Verschwinde!“ forderte sie von ihm. Hass stieg in ihr auf.
„Oh nein. Du bist nicht die einzige mit Kräften, weißt du?“ meinte er leicht lächelnd.
Willow war verunsichert. Was wollte er? Was faselte er da von Kräften? Sollte er etwa Kräfte besitzen? Geborgte etwa, ähnlich wie Giles? Lächerlich, sie würde diesen Störenfried, denn nichts weiter war er momentan, einfach davon fegen und weitermachen.
„Ich mache keine Witze, Xander. Geht mir aus dem Weg. JETZT!“ rief sie als sie ihren Arm auf ihn zu bewegte und ein Schwall aus schwarzer Energie und Blitzen auf Xander zuflog. „Nein“ schien etwas in ihr auf zu schreien, doch sie ignorierte es. Wollte es zumindest. Sie sah Xander hart gegen den Tempel krachen, als sie aus einem ihr unerfindlichen Grund den magischen Angriff abbrach. Sein schmerzverzerrtes Gesicht regte etwas in ihr. Schmerz, eine andere Form von Schmerz. Sie hatte doch schon genug von Schmerzen. Nein, sie wollte es nicht erneut fühlen. Sie begann erneut den Tempel mit Energien auf zu laden.
Plötzlich trat der doch schwer angeschlagene Xander erneut zwischen ihr und dem Tempel. Abermals blockierte er damit ihre Bemühungen und Wut stieg in ihr hervor. Aber gleichzeitig auch Ver- und Bewunderung . Dieser Xander, der nie etwas richtig machte, zu nichts nutze war, stellte sich ihr nun in den Weg? Warum?
„Du kannst es nicht aufhalten!“ warnte sie eindringlich. Warum tötete sie ihn nicht einfach?
„Ja, das habe ich verstanden. Aber ich weiß nicht wohin ich sonst gehen soll!“ antwortete er. Sie konnte seine Verzweiflung spüren. Nein, weg da, weg mit den Gefühlen. Sie hatte bereits zu viel gefühlt.
„Du warst der beste Freund mein ganzes Leben lang. Die Welt wird jetzt enden, also wo sollte ich denn sonst sein?“ fragte Xander weiter.
Willow, die ihre Gefühle nun blockierte, musste lachen.
„Ist das der Meisterplan? Du stoppst mich in dem du sagst, dass du mich liebst?“ sie verzog die Miene in verhöhnender Verachtung. Wie einfältig dieser Mensch doch war.
„Nun ich wollte mit dir eigentlich fortgehen und dich überraschenderweise von der Klippe stürzen, aber das finde ich zu comichaft.“ scherzte er trocken.
„Immer noch am witzeln!“ meinte sie tadelnd.
„Ich mach keine Witze. Ich weiß du bist in Pein…“ führte er weiter. Er wusste es? Hah, lachhaft. Was wusste er schon, dachte Willow.
„Ich kann mir nicht vorstellen welche unsagbaren Schmerzen du empfindest.“ Moment, fühlte sie jetzt gerade sein Mitgefühl? Ja, aufrichtiges, tiefes Mitgefühl und die Trauer um eine Freundin, die er unendlich liebte, mit der er früher sogar mal eine Familie gründen wollte, wenn Oz nicht gewesen wäre.
„Und ich weiß dass du gerade dabei bist etwas apokalyptisch Böses und dummes zu tun.“ Er schaute kurz auf den Tempel „Und hey… ich will immer noch dabei sein!“ Mist, was war er für ein Idiot, was wollte er erreichen?
„Du bist Willow!“
„Nenn mich nicht so!“ sagte sie ärgerlich.
„Am ersten Tag im Kindergarten weintest du, weil du den gelben Kran zerbrochen hast. Und du warst zu ängstlich es jemandem zu erzählen.“
Sie erinnerte sich. Er war da, die einzige Person die dieses Geheimnis mit ihr behütete und sie verstand.
„Du bist ziemlich weit gekommen. Ok, die Welt zu zerstören ist jetzt kein besonders gutes Ergebnis, aber die Sache ist: ja, ich liebe dich.“ Die Gefühle in ihr begannen sich zu verselbstständigen. Vielleicht war die Dosis an weißer Magie doch zu stark, die sie von Giles raubte?
„Ich liebe Kranbrechende Willow und …“ er machte eine Pause und versuchte sie ein zu schätzen. „… erschreckende, von schwarzen Venen durchzogene Willow. So wenn ich jetzt sterben sollte, soll es hier sein.“ Fuhr er fast schon schluchzend fort. Irrte sich Willow, oder versagte ihm gerade beinahe die Stimme? Sie war verzweifelt. Empfindungen, von denen sie nicht mehr wusste ob es seine oder ihre waren, schienen sie übermannen, übernehmen zu wollen.
Er sagte „Wenn du die Welt beenden willst, dann fang mit mir an!“
Nein, das konnte er nicht verlangen. Ein Schrecken durchfuhr sie. Doch dann fragte sie sich warum denn? Sie würde die Zweifel loswerden, wenn er tot war, zusammen mit seinen verstörenden Gefühlen. Oder waren es ihre?
„Ich habe es verdient!“ meinte er. Ohja, das hatte er, musste sie innerlich lachen.
„Du denkst ich würde es nicht?“ bedrohte sie ihn. Etwas in ihr wurde lauter, wollte ihn in tausend Stücke reißen.
Er schüttelte den Kopf. „Es ist egal.“
Sie begriff es nicht. Keinem war egal ob er lebte oder nicht. Aber er sprach die Wahrheit, das konnte sie fühlen. Drecks Gefühle.
Er ergänzte „Ich liebe dich dann noch immer…“.Das war zu viel.
„Halts Maul!“ meinte sie zornig und wollte sein Gesicht häuten. Doch… sie riss ihm nur ein paar blutige Wunden auf seiner linken Wange. Was war mit ihrer Kraft los? Hatte sie zu viel davon bereits verschwendet? Oder zuviel in den Tempel gepumpt? Nein, das konnte nicht sein, sie steckte noch voller Energien und der Tempel war erst zu etwas mehr als der Hälfte wieder mit magischen Energien beseelt. Sie hasste ihn, da sie versagte.
„Ich liebe dich!“.
Wütend versuchte sie es erneut, diesmal an seinem Oberkörper. Er hielt sich die Brust und brach zusammen, jedoch nur um wieder auf zu stehen und sie an zu schauen. Sie konnte seinen Schmerz fühlen, warum gab er nicht einfach auf? Eine große Wunde zierte seine Brust.
„Ich… liebe dich!“
„HALTS MAUL!“ verlangte sie. Vielleicht würde ein Strahl tödlicher Blitze und Magie direkt ins Herz zum schweigen bringen. Doch als sie ihren Arm bewegte und genau das ihn zusammen zucken ließ, bedauerte es sie. Wieso? Bedauern? Es sollte kein Bedauern geben. Nun konnte sie die verzweifelten Rufe von Proserpexa in ihren Gedanken hören. Worauf wartest du noch, Schwarzmagierin? Mach ihn fertig.
Ungläubig, durchströmt von Tausend Gedanken und Gefühlen sah Willow ihren rechten Arm an, der vor versiegender Energie zeugte. Es gelang ihr nicht so recht Xander offensiv an zu greifen. Was war nur los? Sie verzweifelte. Denk nach, schallte sie sich. „Nicht denken, töten.“ verlangte Proserpexa in ihren Gedanken. Xander keuchte und kam ihr entgegen.
„Ich liebe dich Willow!“
„STOPP“ verlangte sie erneut und bewegte nun beide Arme auf ihn zu. Doch die Luft knisterte nur aufgrund falscher magischer Entladungen. Xander selbst wurde von Blitzen kurz eingehüllt und er zuckte instinktiv zusammen. Doch wurde er durch nichts beeinflusst.
Sie versuchte es noch mal. Und noch mal. Blitze knisterten an ihren Armen, doch keiner verließ sie und drang in Xanders Körper tötend ein. Warum? Ich will töten. „Ja, Hexe, töte“. Nein, doch nicht Xander. Alles in ihr geriet durcheinander. Tränen der Verzweiflung, der Scham und der Wut brannten in ihren Augen. Sie schluchzte sogar.
„Ich liebe dich!“ meinte Xander nun auch langsam weinend.
„Stopp“ kam es aus Willows Mund, doch sie beobachtete sich hilflos, wie sie die Arme vorstreckte und nichts passierte. Sie brach vollends in Tränen aus. Warum wollte sie ihn töten, der einzige der Scoobie-Gang, der sie nicht unschädlich machte, sondern einfach nur bei ihr sein wollte. Sie liebte. Und sie damit doch unschädlich machte. Er war nun ganz nahe und wütend klopfte sie ihre Fäuste auf seine Brust. Tränen kullerten scharenweise aus ihren Augen. Sie sah dass er auch weinte und die Schmerzen der Wunden ignorierte. Sie starrte auf seine Brustwunde. „Ogott, habe ich das getan?“ dachte sie. „Ich wollte ihn töten, warum?“
Verzweifelt stoppte sie ihre Schläge. Ein Meer von Gefühlen schwappte über ihre innere Blockade und sie ließ einfach los. Sie konnte nicht anders. Es war zu viel. Die Anstrengungen der letzten Tage, die innere Zerrissenheit und der Wahnsinn der sie anheim fiel. Sie ließ los.
Als sie drohte vornüber zu kippen, fing sie Xander zärtlich auf und bettete ihren Kopf an seine Schulter. Er musste knien, da Willows Beine versagten. Sie war nur noch ein heulendes Häufchen Elend. Er musste nun auch stärker mitheulen. Beinahe hätte er sie verloren, hätte sie ihn umgebracht. Doch das war egal, er wollte nur an ihrer Seite sein. Willow spürte auch das.
Ihre schwarzen Haare wurden wieder rot, ihre Augen wieder normal und die geschwärzten Adern auf ihrem Körper verschwanden. Sie wollte um Verzeihung bitten, wollte dass er sie dafür tötete für all das was sie verbrochen hatte. Für all die Gedanken, die sie zu all den dunklen Taten trieben. Sie wollte nicht mehr leben. Wie konnte sie mit der Schande leben, beinahe im Selbsthass alles zerstört zu haben? Doch sie brachte kein Wort über ihre Lippen, sie konnte sich nicht mal zu ihm umdrehen. Zu schwer war die erdrückende Last die sie festhielt und sie schluchzte nur. Sie ließ alles raus und heulte sich richtig aus. Innerlich schrie eine fast erstickte Stimme ein letztes Mal auf. Doch es war unwichtig, es war sowieso nicht ihre. Nur ein Wesen voller Hass. Sie hatte genug von Hass und Zerstörung. Sie wollte Frieden. Mit sich selbst und mit Xander. Mit allen.
„Ich liebe dich!“ meinte Xander noch ein weiteres Mal. Diese Worte schmerzten und beglückten sie zugleich. Gemeinsam saßen sie einfach da, Arm im Arm, als der Morgengrauen die Welt erstrahlen ließ.
Die Welt schien auf zu atmen. Ein Fluch war genommen. Die magischen Energien waren wieder im Gleichgewicht und die Natur konnte aufleben. Wie zum Trotz und zur Feier eines Sieges strahlten Blumen und Pflanzen überall auf. Die Sonne schien freundlicher zu strahlen und goldenes Licht umspielte alles, ließ alles freundlicher, positiver und hoffnungsvoller erscheinen. Die Erde schüttelte die letzten Reste der schwarzmagischen Zwänge ab und erholte sich im Nu, als hätte es nie eine Bedrohung gegeben.
An einem anderen Ort atmeten eine handvoll Leute auf. Die einzigen, die wirklich wussten, was beinahe passiert wäre. Giles erzählte Anya, dass Xander es war, der Willow zur Vernunft bringen konnte. „Xander?“ fragte sie. Einen Namen, den sie eigentlich liebte, doch sich fest vorgenommen hatte aus ihrem Vokabular zu streichen. Doch er hat die Welt gerettet?
„Er war es, der Willow im richtigen Zeitpunkt erreichen konnte. Er rettete uns alle!“ fügte Giles hinzu und lächelte eine verdutzte Anya an.
Buffy weinte und kurz danach realisierte sie, dass Dawn meinte sie weinte nur weil die Welt doch nicht zerstört wurde. Schockiert wegen dieser Erkenntnis entschuldigte sich Buffy bei Dawn aus tiefsten Herzen. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war und vieles falsch gemacht hatte. Das würde sie nun ändern. Sie würde die zweite Chance der Welt nutzen um Dawn alles Schöne auf der Welt zu zeigen. Es gab so viel für was es lohnte zu leben, doch Dawn bekam immer nur das bittere und schlechte von Buffy mit. Doch von nun an nicht mehr. Sie umarmte Dawn schluchzend.
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Tief in einer Höhle unterhalb eines afrikanischen Landes lag ein erschöpfter blonder Vampir mit dem Rücken auf dem Boden. Sein Oberkörper hatte einige hässliche Narben und Brandflecken durch einige Stunden andauernde Kämpfe mit seltsamen Kreaturen abbekommen. Es war alles Teil von Prüfungen. Seine schwarze Lederhose und seine ebenfalls schwarzen Lederboots waren schon ganz zerfleddert. Da kam etwas näher. Ein mächtiger Dämon, der dem Vampir diese Prüfungen auferlegte, die dieser mit höchster Anstrengung überstand.
„Du hast die Prozedur erfolgreich hinter dich gebracht.“ meinte der Dämon.
„Verdammt richtig, habe ich.“ meinte der erschöpfte Vampir von sich selbst überzeugt. Mit Müh und Not konnte er sich langsam drehen und blickte, sich aufrichtende mit den Händen auf den Boden gestützt, zum Dämon auf.
„So wirst du mir endlich geben, wofür ich kam? Mich zu dem machen was ich war, damit Buffy bekommt was sie verdient?“ fragte er mit einem bitteren Ton in der Stimme. Er wollte endlich wieder ein richtiger Vampir sein. Der Chip in seinem Kopf machte ihn zu einem schwanzlosem Lurch, der verzweifelt war und meinte nur noch Liebe für seine ehemalige Gegnerin, Buffy die Jägerin, zu empfinden. Er erhob sich und sah den Dämon hoffnungsvoll an.
„Ganz recht. Wir werden dir was zurückgeben…“ meinte der Dämon. Dann legte er die Hand auf die Brust des blonden Vampirs und fuhr fort „… deine SEELE!“
Der blonde Vampir Spike schrie vor Schmerz auf, während seine Augen und seine Brust intensiv weiß zu glühen anfingen…
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Ein Jahr zog ins Land. Ein Jahr voller Zweifel, Schmerzen, Tod, Pein, aber auch Hoffnung, Glück, Lebenslust und Liebe. Ein Jahr in dem Willow vieles über sich, die Welt, Freunde und Gut und Böse lernte. Sie zweifelte zunächst, dass sie wieder dem Bösen anheim fiel, grausam Menschen töten oder häuten würde und schwarze Magie sie zu übernehmen drohte. Ein Teil, wenn auch mittlerweile nur noch ein geringer, zweifelt noch immer daran, dass sie immun gegenüber dem Dunklen war. Doch sie wurde stärker. Stärker in ihrem Glauben, stärker in ihrer Art und stärker in den Dingen, die sie tat. Sie wuchs erneut über sich hinaus.
Ohne ihre Freunde wäre sie nie so weit gekommen. Zunächst nahm sie Giles mit nach England. Bestimmt um sie zu bestrafen, zu peinigen oder für immer weg zu schließen, dachte sie. Hoffte sie. Doch dem war nicht so. Stattdessen lernte sie. Über die Welt, über die Natur, über Mutter Erde und Gaia. Sie lernte andere mächtige Hexen kennen. Hexen eines Hexenzirkels, einer mächtigen Vereinigung. Diese waren es, die Giles die weiße Magie gaben um Willow aufzuhalten. Die weiße Magie, die die ehemals rothaarige und in der Zeit schwarzhaarige Rosenberg fühlen ließ. Willow dachte, dass sie sich vor ihnen fürchten musste, da sie sie bestimmt verbannen würden. Doch obwohl sie teilweise Angst und teilweise großen Respekt vor ihr hatten (oder doch nur Angst?), lehrten sie die rothaarige Hexe wie man richtig mit Magie umging und warum es wichtig war die Magie nicht zu unterschätzen und sie nur so oft einzusetzen wie es wirklich notwendig war.
Giles meinte dann, sie müsse ihre Ausbildung abbrechen und wieder zu Sunnydale. Dort kam das Ureigene Böse zum Vorschein. Der Höllenschlund öffnete sich wieder. Doch zunächst hatte sich Willow vor lauter Selbstzweifel selbst mit einem Fluch belegt Ihre Freunde konnten sie nicht sehen und sie auch nicht ihre Freunde. Das hätte sie beinahe ihr Leben gekostet. Aber auch das schaffte sie zusammen mit ihren Freunden. Und wären ihre Freunde nicht gewesen, hätte sie sich wohl auch selbst zerstört. Teilweise um Tara im Tode wieder zu sehen und teilweise weil sie nicht glaubte, dass sie es verdiente zu Leben. Immerhin hatte sie die gesamte Erde vernichten wollen.
Als dann jedoch das Urböse in Form von Carrie sie zu überzeugen versuchte, dass sie sich umbringen sollte, spätestens dann realisierte sie, dass sie immer noch Buffy und der Gang helfen konnte. Sie half und war auch öfter Ziel des Urbösen. Sie wurde für einen Moment zu Warren, zumindest sah sie zunächst nur so aus. Dann wurde ihre Persönlichkeit mehr und mehr zu ihm. Warren/Willow schlug Amy bei dem Versuch es rückgängig zu machen. Nach einigen Irrungen und nach einem Kuss von Kennedy wurde sie jedoch wieder sie selbst. Sie verliebte sich in Kennedy und die beiden wurden ein Paar.
Als Willow gegen Ende aller Kämpfe in Sunnydale es schaffte, allen potentiellen Jägerinnen genug innere und äußere Stärke durch ihre Magie und einem magischen Artefakt in Form einer uralten Jägerinnen-Axt zu geben, nannte Kennedy sie sogar eine Göttin. In diesem Moment, durch die immense Kraft der weißen Magie, sah Willow auch so aus. Sie bekam weiße Haare, war umgeben und durchdrungen von einem weißen Leuchten und sackte nach dem Zauber erschöpft aber glücklich zusammen. Buffy kämpfte währenddessen zusammen mit der Crew und einigen potentiellen Jägerinnen den finalen Kampf gegen das Ürböse und die monströsen Übervampiren in den Katakomben unterhalt der Highschool Anya wurde im Verlauf der Ereignisse getötet, wie auch einige Anwärterinnen. Spike aktivierte ein Amulett, welches nur von einem mächtigen Wesen mit einer Seele, wie er es war, benutzt werden konnte. Daraufhin fielen die Supervampire zu Staub und die Katakomben stürzten ein. Die Truppe verließ fluchtartig Sunnydale in einem Schulbus, während die Stadt einstürzte und nur noch ein riesiger Krater übrig blieb.
Doch für Willow war es nicht zu Ende. Sie widmete ihre Kraft der Heilung und ihren Freunden, heilte alle Verletzte des letzten großen Kampfs in ihrer ehemaligen Heimat So schenkte sie Xander auch ein neues Auge. Er hatte sein linkes Auge durch den bösen „Priester“ Caleb, der für das Urböse kämpfte, in Sunnydale verloren. Die Hexe studierte wieder fleißig Magie, mit neuem Selbstbewusstsein und Unterstützung in Form ihrer Freundin Kennedy, die ziemlich vorlaut, intelligent und wagemutig war. Sie war es, die Willow auch öfter positiv sinnbildlich vor den Kopf schlug, damit sie aufwachte und sich weder selbst bemitleidete noch ängstigte.
Willow besuchte viele Länder und Völker und vertiefte dort „vor Ort“ sowohl ihr Allgemeinwissen wie auch ihr magisches Wissen und das Wissen um Kulte und magische Bräuche. So besuchte sie auch den Himalaja, währenddessen Buffy weiterhin ihren Urlaub in Europa genoss.
Es gab eine Zeit, in der es so aussah, als wäre mit der Highschool auch das Böse im Krater der Ereignisse begraben worden, doch das Böse gab es auch an anderen Orten, in anderen Formen. So spürte sie eine überwältigende Aura dunkler Macht in Los Angeles. Sie hatte keine Zeit die anderen zu warnen und sagte selbst Kennedy nichts. Schließlich wollte sie ihre neue Liebe nicht ebenso verlieren wie ihre alte. Also verfasste sie schweren Herzens einen Abschiedsbrief und steckte ihn in einen Zustellungsbriefkasten auf dem Weg nach L. A.. Sollte sie am nächsten Tag nicht mehr Leben, was sie natürlich vermeiden wollte, würden Kennedy und damit Buffy und all die anderen bescheid wissen. Falls sie jedoch überlebte, konnte sie noch rechtzeitig den Brief am Hausbriefkasten abfangen.
In L. A. angekommen, spürte sie die heftigen Turbulenzen dämonischer Aktivitäten und lokalisierte deren Ursprung. So schnell wie möglich gelangte sie dorthin und stieß auf Angel und sein Team, bestehend aus Spike, Gunn und einer veränderten Fred. Schnell heilte sie den verletzten Gunn zu voller Stärke, wobei sie erfuhr dass diese Blauhaarige eine Dämonin namens Illyria sei. Doch mehr konnte sie nicht erfahren, da der Kampf bereits begonnen hatte. Sie hielt sich im Hintergrund auf, schaffte es die Hälfte der Dämonen in einer Energiebarriere zu halten und stärkte das Team mit immenser Kraft zum Kampf.
Als sie spürte, dass hinter ihr ein Dämon auftauchte, schaffte sie es noch gerade rechtzeitig ihm einen weißen Energiestrahl entgegen zu schicken, was ihn vernichtete. Dann drehte sie sich um und sah, dass Angel sich um einen herumfliegenden Drachen kümmern wollte. Dazu stieg er halb springend und halb kletternd an einem Haus hoch. Die anderen kämpften ziemlich erfolgreich am Boden gegen die noch außerhalb der Barriere übrig gebliebenen Gegner. Illyria fegt dabei schneller durch die Gegner, als Spike und Gunn es in Erinnerung haben. Sie staunen einen kurzen Moment, doch kämpfen sie weiter da, wie Spike meinte, jeder Dämon den Arsch von ihnen getreten haben wolle.
Die Hexe konnte spüren, dass der Drache an sich weder Gut noch Böse war, jedoch war er von Wolfram & Hart jahrelang gefangen gehalten worden und nun entsprechend wütend. Er war verunsichert, wer seine wirklichen Feinde waren und griff Angel nur deshalb an, weil dieser sich ihm entgegen stellte. Da sie nicht schnell genug bei Angel sein konnte, um ihn davon abzuhalten gegen den Drachen zu kämpfen, ließ sie den Drachen ihre Hoffnung und ihre Furcht gegen die anderen Dämonen spüren. Dabei versuchte sie ihn zu beschwichtigen und brachte ihn sogar soweit, dass er die Gegner des Teams am Boden mit seinem Feueratem bekämpfte. Der erstaunte und verdutzte Angel wusste in der ersten Sekunde nicht so recht, was er daraus machen sollte. Also sagte sie ihm etwas, was danach offensichtlich wurde. „Angel, der Drache kämpft auf unserer Seite!“ schrie sie ihm entgegen und schickte es ihm auch mittels Gedanken. Sofort verstand Angel und sprang auf den Riesen, der gerade das Haus, auf dem Angel stand, zu zerstören drohte. Willow war gleichzeitig fasziniert und verwundert, als Angel es doch tatsächlich schaffte, dem Riesen den Kopf halb ab zu schlagen und halb ab zu reißen. Laut krachend knallte der Kopf zu Boden und überrollte noch ein Fahrzeug, bevor er in Feuer aufging.
Da brach die Barriere, die Willow errichtet hatte und der Rest der Dämonen griff ins Geschehen mit ein. Willow benutzte all ihre Überzeugungskraft um den Drachen zu ihr zu bitten. Sie bat in Gedanken darum den Drachen reiten zu können, um sich ein Bild des Ausmaßes zu machen. Häuser waren ebenfalls wie Autos und Straßen zerstört und Willow benutzte die Wut des Drachen, um die Horde der Gegner mittels Drachenodem anzugreifen. Sie brauchte fast ihre ganze Energie um weiterhin dem Team Kraft zu geben und den Drachen auf ihrer Seite zu halten. Als Gunn tödlich von einem drei Meter hohen Dämon, ein Berg an Muskeln und Stärke, von hinten getroffen wurde, war sie einen kurzen Moment abgelenkt. Das reichte dem Drachen, um sie wütend ab zu schütteln. Während sie zu Boden stürzte und im allerletzten Moment eine Art Schwebezauber vollbringen konnte um mehr oder minder sanft zu landen, wurden Gunns Innereien von dessen Angreifer ausgerissen und Gunn fiel tot zusammen.
Am Boden konnte sich Willow gerade aufrappeln, doch hatte sie keine Chance sich ein Bild von der Situation zu machen, da sie von zugleich drei Gegnern angegriffen wurde. Einem schleuderte sie einen großen Feuerball entgegen und zwei andere tötete sie mit Blitzen aus ihrer Rechten. Sie bediente sich dann offensichtlich von weißer und schwarzer Magie gleichzeitig, bestrebt darin die Gegner zu dezimieren, die um sie herum waren. Von einer Schockwelle, hervorgerufen durch einen dämonischen Warlock, wurde sie über die Köpfe von Freund und Feind hinweg gegen eine Hauswand geschleudert. Verzweifelt und voller Angst berührte sie noch im Flug die Gedanken des Drachens. Dieser wollte vom Kampf nichts mehr wissen und war bereits dabei Los Angeles zu verlassen, auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Er verschloss seine Gedanken vor ihr. Sie blieb ohnmächtig am Boden liegen, nachdem sie hart gegen die Mauer prallte und herabfiel.
Spike meinte gerade „Gegen Warlocks haben sich Zähne schon immer bewährt!“, als er sich auf ihn stürzte. Doch der schleuderte ihn hoch in die Luft. „Tja, dann muss ich wohl auf den Kopf von diesem…. Hässlichen Ding landen“ meinte Spike weiter, als er auf einen anderen Gegner zuflog und ihn den Kopf verdrehte. Sprichwörtlich. „Wie sagte der Highlander immer? Pass auf deinen Kopf auf!“ witzelte er und wurde von einem Blitzstrahl des Warlocks zu Boden geschleudert, der ihn eigentlich hätte töten sollen. Doch es war wohl die Kraft Willows, die ihn immer noch schützte. „Du weißt auch nie, wann du eigentlich sterbend zu Staub zergehen solltest! Ständig lebst du irgendwie weiter!“ spottete Angel über Spike, gerade als der Warlock nahe genug kam um Angel mit einem Fußtritt von einem auf fünf Meter verlängerten Bein hart zu treffen. Angel landete unsanft auf dem Rücken. Spike lachte als er aufstand und meinte „Und du weißt nie wann es besser ist die Fresse zu halten. Oh…“ machte er noch, als er sich drehte und der Warlock ihn gerade ebenfalls treten wollte. Doch da durchtrennte Gunns Axt das lächerlich lang gezogene Bein des Warlocks, das von Illyria mit übermenschlicher Schnelligkeit rotierend geworfen wurde.
Willow wachte auf und sah einen Warlock, der gerade sein Bein verloren hatte und auf dem anderen balancierte, während er versuchte sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Aus ihren Augen schoss die Essenz weißer Magie direkt in seine. Er begann in Bruchteilen einer Sekunde zu glühen und zu explodieren. Seine Körperteile und Körperflüssigkeiten verteilten sich um ihn herum. Angel, der dastand und von Kopf bis Fuß mit einer ekelhaften Masse dämonischer Überreste verschmiert war, meinte „Warum bekomm ich immer das ekelhafte Zeug im Kampf ab?“ Spike antwortete prompt „Weil du schon immer der sülzende, liebäugelnde Vampir gewesen bist. Schleim zu Schleim.“
„… Und Staub zu Staub, Spike. Vergiss das nicht.“ konterte Angel, als er gerade ein spitzes Holzstück anhob.
Spike meinte beleidigt „Ein Holzpflock? Jetzt bist du gerade genauso eine Schlampe wie die Jägerin… „ überlegte und meinte leicht lachend „nun, eigentlich sieht sie besser aus, ist besser im Bett und ich würde sie normalerweise nie Schlampe nennen… dich dagegen schon!“ und zeigte nickend mit einen Finger auf Angel.
Angel drohte wütend mit dem Holzpflock „Noch ein Wort über die Jägerin und ich schwöre dir, ich beende es hier und jetzt.“
„Okok, verrückt gewordener, beseelter Vampir mit einem Vampir-Tötungswerkzeug in der Hand.“ Er blickte sich um und fragte „Gibt es für dich nicht irgendwo noch einen Dämon? Dann kannst du dich weiterhin abreagieren!“
Das Team sah sich um, alle waren ziemlich erschöpft, aber sie hatten es fast geschafft. In einer weiteren Viertelstunde jagten sie den Rest der mittlerweile fliehenden Dämonen und töteten sie. Danach gaben sie sich das Versprechen sich in der nächsten Nacht um 22.00 Uhr wieder zu treffen und flohen vor der Ankunft von Polizeitruppen und Helikoptern. Zum Glück wurde keiner von ihnen gesehen als sie sich vom Kampfgeschehen entfernten. Spike gelang zu seiner Wohnung, Willow und Illyria in ein Hotel in der Nähe (die Hexe ließ den Mann am Empfang ihre Müdigkeit spüren, woraufhin er einfach einschlief und sie sich den Schlüssel zu einer Suite nahm) und Angel… nun, er verriet nicht, wohin er gehen wollte.
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Am nächsten Morgen wachte Willow erschöpft aber gut geschlafen auf. Die Nacht war anstrengend und die Kämpfe waren hart gewesen. Doch sie hatte überlebt. Sie sah zur Decke und wunderte sich. Dort oben war ein etwa zwei Meter breiter und ebenso langer Spiegel angebracht. Sie sah sich selbst. Die Decke und das Bett waren in Rot gehalten, es sah etwas schimmernd aus. Ja, es war so was wie Satin, jetzt konnte sie auch ein wenig Kühle spüren, als sie ihr Bein bewegte. Sie sah wie sich leicht die Kurven ihres Körpers unter der Decke abzeichneten. Ihre Haare waren durchwühlt. Sie hatte Ringe unter den Augen und sah völlig fertig aus. Sie spürte auch, dass sie nicht nur körperlich erschöpft war. Ihre magischen Kräfte waren dabei sich „neu auf zu laden“. Sie hatte fast alle Zauber und Magie in der Nacht gewirkt, die sie kannte. Sie hatte sogar wieder schwarze Magie benutzt um effektiver und schneller die Gegner bewältigen zu können. Um besser zu töten.
Sie schallte sich in Gedanken eine Närrin. Hatte sie wirklich geglaubt, sie könnte alles, was sie über die schwarze Magie lernte, alles darüber was nun ein Teil von ihr war, dass sie das alles vergessen könnte? Wegschließen? Nun, vielleicht. Doch spätestens seit dieser Nacht wusste sie, dass die schwarze Magie genauso wie die weiße Magie immer ein Teil von ihr sein würde. Etwas auf das sie zurückgreifen könnte, etwas das in ihr schlief um im richtigen Moment zu erwachen. Sie musste deshalb ihre Gefühle beherrschen lernen. Sie wusste auch, dass es nur zum Teil ihre Schuld war, dass sie bei Taras Tod damals Amok lief. Der andere Teil waren die Verlockungen der schwarzen Magie und ihre Einflüsterungen, denen sie in diesem Moment nicht widerstehen konnte. Genauso wie es letzte Nacht kurz so gewesen war. Doch sie beherrschte sich und ließ weiße Magie ebenso aus sich heraus. Das machte die schwarze Magie nicht überwiegend. Aber auch die weiße Magie wurde von ihr nicht überwiegend genutzt. Es war mehr ein Grau. Hatte sie eine gesunde Mitte gefunden? Gab es das überhaupt?
Sie sah weiter in den Spiegel, jedoch was jenseits des Bettes war. Dann erschrak sie, als sie eine leicht blaue Gestalt zur Hälfte im Spiegel sehen konnte und richtete sich abrupt auf. Der Schmerz. Das hätte sie nicht tun sollen. Sie bemerkte erst jetzt ihre Kopfschmerzen und schloss noch während ihrer Bewegung fast automatisch die Augen. Sie atmete tief ein und zwang sich die Augen zu öffnen. Immerhin war sie momentan für die andere Gestalt angreifbar. Sie öffnete und schaute wer mit ihr im Raum war.
Illyria, dachte sie. Stimmt, jetzt fiel es ihr wieder ein. Illyria und Willow haben sich ja in der Nacht mit letzter Kraft in ein Hotel geschafft und sind in der Suite unter gekommen, dank Willows Schlafzauber. Sie sah zur Tür. Ja, der Schlüssel steckte noch von innen. Illyria dagegen schlief nicht im anderen Bett des kleinen Raumes zur linken, sondern saß an einem Mahagoniholztisch auf einem Baststuhl und sah zu Willow. Kein Lächeln, keine traurige Miene und auch keine sonstige Art von Emotion in Illyrias Gesicht. Nur ein kalter, berechnender Ausdruck. Jenen Ausdruck hatte sie auch schon die Nacht während der Kämpfe gehabt.
„Du brauchst länger als ich um deinen Körper auf einen erholten Zustand zu bringen!“ sagte Illyria fast tonlos.
„Ich.. .was?“ Willow versuchte zu verstehen und durch den Kopfschmerz hindurch sickerte ihr die Bedeutung der Worte und sie verstand den Satz dann doch.
„Oh… ja!“ waren die einzigen Worte, die sie entgegnen konnte. Sie lächelte ein wenig und sah Illyria an. Blauschwarzer Kampfanzug, das Blut der nächtlichen Kämpfe war abgewaschen, blaue Lippen, blaue Pupillen und die vorderen Strähnen ihres Haares sowie ihre obere Stirn waren ebenfalls blau. Die Haut war nicht ganz so, wie sie sein sollte. Jedenfalls nicht wie die Haut von Fred war. Ein graublauer Schimmer und eine gewisse Blässe schienen mal hier und mal dort über der Haut zu liegen. Die Nackenpartie dagegen war dunkel verfärbt. Eine eigenartige Gestalt, fand Willow. Exotisch und faszinierend. Der Kampfanzug war sehr eng und Figurbetont. Er schien aus Latex zu bestehen. Willow konnte sogar einen Brustnippel von Illyria sehen. Sie zwang sich woanders hin zu schauen und entschied fast im gleichen Moment erst mal auf zu stehen. Sie wollte nur weg vom Bett, weg von Illyrias starrenden Augen.
Aber warum starrte Illyria? Willow, die sich gerade vom Bett erhoben hatte, sah zurück zu Illyria und wollte etwas sagen, als Illyria, die den Kopf irgendwie schief gelegt hatte und den Körper der Hexe betrachtete, den Mund öffnete.
„Warum scheinst du dich unsicher zu fühlen?“ sagte Illyria und sah Willow wieder in die Augen.
„Ich…“ begann Willow. Das war doch lächerlich, das ganze Gespräch. Willow hastete zum Bad und gab noch ein „.. muss aufs Klo!“ von sich. Tür auf, rein, Tür zu.
Illyria sah zur Badtür. Diese Hexe war eine faszinierende Gestalt. Und die Wunder die sie in den Kämpfen vollbrachte. Beinahe so mächtig wie Illyria zu ihren Glanzzeiten, als sie als Dämon über die Welt herrschte. Wenn diese Hexe nicht gewesen wäre, wäre die Nacht ihr Untergang gewesen, spürte Illyria. Und nicht nur ihrer, sondern der der ganzen Gruppe.
Warum nur spürte Illyria diese ganzen Emotionen, die sie früher nicht mal kannte? Dankbarkeit, Schmerz, Kummer, Freude und andere, deren Ursprung oder Art sie noch nicht so recht einordnen konnte. Dies verspürte sie alleine in diesem Moment.
Gunn und Wesley waren tot, dachte sie immer wieder. Sie wusste nicht, warum sie diese simple Tatsache alle paar Minuten bis Sekunden erneut feststellte. Vielleicht weil Fred, in deren Körper sie steckte, einst diese Menschen liebte? Schließlich hatte sie Freds Erinnerungen übernommen. Erneut spürte sie ein Schmerz in ihrer Brust. Wesley war tot. Gunn war tot. Sie würde nie wieder ihre Stimmen hören.
Die Tür zum Bad flog plötzlich auf, als Willow, immer noch nur in ihrer Unterwäsche, heraus stürmte, dem Telefon entgegen. „Ich muss dringend wen anrufen!“ sagte sie noch, als sie bereits abhob und hastig wählte. Dann kreisten ihre Finger kurz über den Tasten, als sie fluchend wieder auflegte und erneut begann zu wählen. Sie richtete sich auf und sah kurz zu Illyria rüber, wobei sie ein kurzes, beinahe verzweifeltes Lächeln zeigte. Dann sah sie wieder weg, zuerst zur Wand, dann zum Telefon.
Mist, dachte Willow. Sie hatte den Brief fast völlig vergessen. Die Post musste bald da sein. Hoffentlich erreichte sie Kennedy noch. Dann hörte sie Kennedy „Hallo“ sagen.
„Hi, warst du schon am Brief…“ sagte sie und stoppte als sie weiter lauschte. Mist, Anrufbeantworter. Sie wollte schon wieder auflegen, als ihr ein Gedanke kam. Besser Anrufbeantworter als überhaupt keine Nachricht. Es piepste am anderen Ende der Leitung.
„Ja, hallo. Es tut mir Leid dass ich mich nicht früher meldete. Aber ich musste dringend nach L. A.! Ich sage dir warum, wenn ich wieder zurück bin. Leider wird das erst morgen sein. Ich vermisse dich, meine Auserwählte. Ach und noch was. Wenn du einen Brief von mir heute in den Kasten geworfen bekommst, mach ihn bitte nicht auf, hörst du? Warte, bis ich zurück bin. Bis dann.“ Dann schmatzte sie einen Kuss ins Telefon und legte auf.
Illyria sah sie immer noch an, stellte Willow fest. „ähm… also ich gehe erstmal duschen und so. Du kannst ruhig weiter vor dich hin starren wenn es dich glücklich macht… oder bestell dir doch was vom Zimmerservice oder so. Aber ich muss mich dringend fertig machen. Oder musst du auch auf Toilette?“ sagte sie etwas hastiger als beabsichtigt. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Illyria, die wieder den Kopf schräg stellte, antwortete.
„Die Bedürfnisse des Körpers befriedigte ich bereits heute Morgen, als du schliefst. Ich habe momentan keinen Bedarf daran Flüssigkeiten ab zu lassen.“ sagte sie ausdruckslos.
Flüssigkeiten? Ohgott, redete sie von Sex auch auf diese kalte Art und Weise? Und Willow wollte erst gar nicht darüber nachdenken welche Bedürfnisse Illyria heute Morgen bereits befriedigte. Sie drehte sich um, stoppte jedoch als Illyria erneut etwas sagte.
„Wo willst du eigentlich hin? Wir treffen uns erst um 22.00 Uhr diese Nacht wieder. Angel und Spike können bei Tag auch nicht raus und schlafen wohl noch. Der Rest von uns…“ war das ein trauriger Ausdruck in ihrem Gesicht? „… ist tot. Ich spüre immer noch große Trauer. Um beide, Wesley und Gunn…“
Willow stutzte, ein Schmerz durchzuckte sie. Verdammt, Gunn und Wesley. Ja, sie hatten es nicht geschafft. Sie waren tot. Für immer. Obwohl, für immer? Nicht, wenn sie etwas dagegen unternehmen konnte. Sie musste sich beeilen….
Gerade, als Willow erneut Richtung Bad gehen wollte, schrie Illyria
„Warum? Wie könnt ihr Menschen mit diesen Schmerzen leben? Diese Gefühle, die den Körper auseinander reißen zu drohen, doch der Körper trotzdem erhalten bleibt?“
Weinte Illyria etwa? Ja, ihre Augen waren wässrig und feine Linien waren dabei über ihre Wangen zu gleiten. „ Ich habe so was noch nie gespürt. Ich will das nicht.“ sagte sie nun wieder im für sie normalen Ton.
Willow war verunsichert und sah die Dämonin namens Illyria, die in Freds Körper steckte, einfach nur an. Sollte sie sie trösten? Ein Versuch konnte nicht Schaden, doch was sollte sie sagen? Wie tröste man einen Dämon, der das erste Mal im Leben den Verlust eines Menschen spürte? Spürte Illyria vielleicht eine ähnliche Wut, wie Willow damals, als Tara in ihren Armen starb? Vorsichtig ging Willow auf Illyria zu. Sie meinte „Ich… spüre auch diese Schmerzen. Sie sind leider normal, unter den Umständen jedenfalls.“ Umstände, schallte sie sich. Beinahe genauso gefühlskalt wie Illyrias Sätze. Sie ging zu Illyria und blieb neben ihr stehen, unsicher was sie tun sollte.
Die Dämonin sah die Hexe an. „Wann hört es auf? Es hörte nicht einmal auf, als ich kämpfte oder schlief. Diese Gefühle verfolgen mich. Wann hört es auf?“ wollte sie wissen und heulte schließlich wirklich. Unsicher berührte Willow fast zaghaft die Schulter der Dämonin. Plötzlich richtete sie sich auf. Willow erschrak und zuckte zurück, doch Illyria achtete nicht darauf, sondern hielt Willows Oberarme fest und zog sie leicht heran. „Du bist doch eine Hexe, kannst du nichts tun? Ich hatte einst die Kraft, die Zeit zu manipulieren und Tote zurück zu holen, aber jetzt nicht mehr. Kannst du das tun?“ fragte die Dämonin verzweifelt und schnell.
Willows Kopf pochte wieder als sie versuchte ihre Überraschung ab zu schütteln und ihre Gedanken zu ordnen. Sie bewegte ihren Kopf leicht verneinend hin und her als sie sagte „Ich weiß es nicht… nicht genau jedenfalls. Ich könnte, vielleicht.“
„Dann sollten wir gehen. Jetzt!“ verlangte Illyria fast drohend.
„Ja, ja schon. Ich…“ Illyria drehte sich und ging zur Tür, wobei sie Willow mit dem Griff an einem Arm mitzog.
„Aber so doch nicht!“ protestierte Willow und riss sich los. Illyria stutze und sah sie an. „Ich muss mich erst waschen und so was. Außerdem bin ich doch noch in Unterwäsche.“ meinte die Hexe. Illyria sah sie an und sagte „Ich kann nicht sagen, dass das für mich von Belang ist. Irgendwie scheine ich euch so sogar lieber zu sehen.“
Willow rätselte einen kurzen Moment entsetzt. Was sagte sie da? Sie will mich lieber in Unterwäsche sehen? Sagt sie das, weil sie sich auch von Frauen, von mir angezogen fühlt? Oder nur, weil sie denkt sie müsste das sagen, weil sie weiß ich bin lesbisch und sie… Ja was eigentlich? Willow schüttelte den Kopf. „Ich… muss mich beeilen…“ sagte sie, sammelte ihre Sachen und ging zur Badezimmertür. Zurück blieb eine von ihren Gefühlen überrumpelte, verwirrte Illyria.
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Die schlanke, braunäugige und dunkelhaarige Kennedy kam gerade vom Einkaufen zurück und schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Nun, eigentlich war es ja ihre und Willows Wohnung. Doch seit gestern war Willow weg. Mal wieder. Kennedy machte sich Gedanken, was denn nun schon wieder mit ihr los sei. Willow konnte manchmal recht eigensinnig sein. Klar liebte Kennedy sie, doch hatte sie öfter das Gefühl, als wolle sie Willow nicht so recht in ihre Gefühlswelt einweihen. Sie schien nie ganz alles mit Kennedy zu teilen. Etwas behielt sie immer für sich. Natürlich hatte sie das Recht darauf und sicherlich wollte sie Kennedy dadurch nur schützen. Doch Kennedy machte sich trotzdem Sorgen. Sie hoffte, dass ihre geliebte Hexe noch heute wieder zurückkommen würde.
Sie ging zum Briefkasten und schaute nach der Post. Mal wieder Werbung. Oh, ich habe 10.000 Dollar gewonnen, ich brauche nur noch mein Gewinner-Los für 230 Dollar zu kaufen? Nett. Sie schmiss den Bauernfänger-Brief in den Müll. Noch ein Werbebrief, ein Prospekt und ein… oh. Ein Brief von Willow. Hastig öffnete sie den Brief in freudiger Erwartung. Endlich eine Nachricht von Willow. Sie las.
Kennedy schüttelte fassungslos den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Nein. Neinneinnein. Sie wollte es nicht glauben. Tränen rannten ihr über die Wangen als sie den Brief erneut las. Dumme Willow, arme Willow, tote Willow. Warum hatte sie Kennedy nicht eingeweiht? Warum war sie nun tot? War sie wirklich tot? Das konnte nicht wahr sein. Sicherlich lebte sie noch. Sie war doch eine Hexe, so ein Kampf würde sie doch nicht töten. Sie hatte doch schon schlimmeres überstanden, oder nicht?
Von Zweifeln geplagt ließ Kennedy den Brief fallen, als sie sich abwandte und zum Telefon rannte. Sie wählte die Nummer von Willows Handy. Es klingelte. Und dann hörte sie auch, dass Willows Handy hier noch im Haus war. Ist Willow wieder zurück? Kennedy legte den Hörer beiseite, ließ es weiterhin klingeln und rannte zur Quelle des Klingeltons. „Willow?“ rief sie, rannte zum Schlafzimmer, wo das Klingeln her kam und blieb abrupt stehen. Nein, Willow hatte ihr Handy auf der Kommode liegen lassen. Willow war gar nicht da, nur ihr Handy. Verdammt, Kennedy hat es ihr extra geschenkt, damit sie immer erreichbar war und jederzeit anrufen konnte.
Frustriert und geschockt zugleich rannte sie zurück zum Telefon. Sie legte auf und wählte eine andere Nummer. Jemand musste ihr helfen Willow auf zu spüren, vielleicht war es noch nicht zu spät. Tränen rannten wie Rinnsale aus einer sprudelnden Quelle über ihr Gesicht, als sie verzweifelt versuchte jemanden zu erreichen. „Ogott, lass sie noch leben.“ bat sie.
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Wes lag tot am Boden, als Willow und Illyria den Raum betraten. Es war ziemlich dunkel, aber ein rötliches Licht lag in diesem Raum und einige Fackeln brannten in Wandhalterungen und stehenden Leuchtern. In der Nähe von Wesleys leblosem Körper lag der ebenso tote Dämonen-Warlock Cyrus Vail, dessen Kopf fehlte. Wäre er nicht bereits gestorben, hätte die Hexe ihn augenblicklich erledigt. Doch dann besann sie sich. Das waren die falschen Emotionen, die sie benutzen sollte um ihre Magie zu wirken. Sie musste versuchen Wes wieder zu beleben.
Illyria meinte „Ich fühle immer noch schmerzvolle Emotionen in mir, wenn ich diese Leiche sehe…“. Diesmal war ihre Stimme nicht ganz so tonlos wie sonst. Willow entgegnete „Ja, ich weiß was du meinst. Wir sollten uns beeilen, wenn wir ihn noch was tun wollen!“, ging in die Hocke und beugte sich zu Wesley herab.
„Wird es klappen? Wird er wieder das Leben erlangen?“ wollte Illyria wissen.
„Ich weiß es nicht, ich kann versuchen Osiris zu bitten ihn wieder zum Leben zu erwecken.“ Immerhin war es nicht wie damals bei Tara, sondern ein Dämon hat ihn umgebracht. Das entsprach nicht den normalen Gesetzen über den "Tod von Menschen durch Krankheiten" oder "Mord durch andere Menschen".
„Osiris? Wo ist dieser zu finden?“ wollte Illyria wissen. Die Hexe lächelte und nahm Wesleys Hand, als sie antwortete „Eigentlich muss man ihn rufen.“ Sie starrte zur Decke und rief „Osiris, zeige dich! Ich benötige deine Hilfe! Ich bitte um dein Erscheinen!“
Nach ein paar Sekunden wurden Schwaden von grauweißem Nebel an der Decke sichtbar. Diese flossen ineinander über und verhüllte die Decke zu allen Seiten wie ein wollener Teppich. „Osiris, ich bitte dich, erscheine!“ rief die rothaarige Hexe erneut. Kurz darauf formte sich ein Gesicht im Nebel an der Decke und starrte sie an. Illyria staunte für einen kurzen Moment, sagte jedoch nichts.
„Nun, wenn das mal nicht die irre gewordene Hexe ist, die mich damals wütend von der Welt verbannte. Willst du noch einmal jemanden von mir wieder belebt haben?“ wollte Osiris wissen. Spott lag in seiner Stimme. „Osiris, es tut mir Leid, was damals geschah. Es waren andere Umstände als diese und ich erlag aus Wut und Zorn den dunklen Mächten. Diesmal bitte ich dich nur darum, einen Menschen, getötet durch die Hand eines Dämons, zurück zu holen.“ sagte Willow ehrfürchtig und hoffte, dass Osiris ihr helfen konnte.
„Oh, also ist es diesmal etwas anderes? Und wenn ich mich erneut weigere?“ meinte er kalt. Mit einem Mal sank die Hoffnung in Willow. Er hatte Recht. Warum sollte er ihr helfen, wo sie ihn doch damals verfluchte? Dann hörte sie die blaue Schönheit sagen „Osiris, wenn ihr wirklich die Kraft habt, ihn zurück zu holen, dann befehle ICH, Illyria, es euch.“. Die Hexe schaute erstaunt zu Illyria hoch.
„Oh, du BEFEHLST es mir? Interessant. Und warum sollte ich auf eine Dämonin hören; ihr gehorchen? Noch dazu in Begleitung der Hexe, die nun so unschuldig tut und mich glauben lassen will, dass sie von schwarzer Magie befreit ist?“. Willow schaute verzweifelt wieder nach oben. „Nein, ich … war es nicht, die Illyria wieder erweckte, falls ihr das meint. Es ist viel komplizierter, aber sie ist auf meiner Seite. Auf der Seite der Guten.“ versuchte sie es.
Osiris antworte „Oh, die „Seite der Guten“! Ich verstehe. Diese Dämonin, die älter ist, als das Zeitalter der Menschen, kämpft also auf der Seite der Guten?“. Er lachte laut. Illyria meinte „Was ich einst war, ist nicht was ich nun bin. Was ich geworden bin. Dieser Körper und auch die Erinnerung des Wesens, das vorher in ihm steckte, wurden mir vererbt. Ich weiß vielleicht nicht ganz um die Bedeutung von Gut und Böse, jedoch weiß ich, dass ich auf der Seite, wo ich mich jetzt befinde, kämpfen werde. Ich spüre, dass ich sonst mich und meine… Emotionen verraten würde.“
Das Wesen an der Decke stutzte. „Oh… Emotionen sagst du? Nun, das ist eigenartig. Zumindest für dich. Scheint so, als würdest du tatsächlich nicht mehr nur Hass empfinden können.“ Willow fragte sich, ob er die Gefühle anderer wahrnehmen konnte, als er das sagte. „Ich sag dir was, Hexe. Ich werde dir diesmal den Gefallen tun und eine Person, eben diesen Wesley, wieder beleben. Doch dafür schuldest du mir einen Gefallen.“. Willows Herz schien beinahe einen Luftsprung zu machen, doch bekümmert fragte sie ihn: „Was für einen Gefallen? Ich meine, ja gerne. Ich würde alles für Wesley tun!“
„Oh, sag das nicht, Hexe!“ lachte Osiris. „Doch ich weiß, was du meint! Irgendwann werde ich um diesen Gefallen bitten, den du mir dann erweisen musst. Ich bin mir noch nicht im Klaren, was es sein wird. Aber ich möchte mir diese Option bis zu diesem Zeitpunkt offen halten“ erklärte er. Illyria schaute unsicher und unterbrach ihn. „Was ist mit Gunn? Auch ihn möchten wir zurück haben!“. Er lachte erneut. „Ah, ja. Immer noch so energisch, liebe Illyria? Nun, Wesley kann und werde ich euch wiederbeleben. Aber für Gunn ist es bereits zu spät.“. Die Hexe stutzte. Zu spät? Warum?
Osiris sprach weiter: „Verlasse den Raum, Hexe. Nur Illyria und ich dürfen hier sein. Illyria muss mir etwas geben, um zu beweisen dass sie es ernst meint. Du aber sollst draußen warten. Und wage es nicht, uns zu belauschen!“. Willow verstand nicht. Sie sollte die beiden alleine lassen? Außerdem, was sollte Illyria ihm geben? Die blaue Dämonin kuckte unsicher, sagte jedoch nichts. Scheinbar wollte auch sie ihren Teil dazu beitragen, damit Wes wieder leben konnte. Komme was wolle.
Plötzlich drängte eine unsichtbare Kraft Willow um ein paar Meter zurück zum Eingang. „Geh!“ verlangte Osiris noch einmal. Sie nickte, erhob sich und meinte: „Wie du wünschst.“. Dann drehte sie sich um und ging verwirrt hinaus. Sie schloss die Tür von außen, und entfernte sich einige Schritte von der Tür, um nicht in Versuchung zu geraten, doch noch zu lauschen. Sie hoffte sehr, dass Wesley gleich mit Illyria zusammen aus dem Zimmer hinaus kommen würde.
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Nachdem zehn Minuten verstrichen waren, kam die blaue Dämonin endlich hinaus. Willow war aufgeregt, sah jedoch eine verärgerte Illyria vor sich. Und das war seltsam, war sie doch sonst gefühlskalt. Willow konnte jedoch nicht länger ihre Neugier zurückhalten und fragte Illyria, die wütend stapfend an ihr vorbei ging, was denn nun mit Wesley sei. Die Dämonin drehte sich plötzlich heftig herum und schrie die Hexe wütend an. „Ich weiß es nicht! Dieser Osiris meinte, er würde in einigen Stunden wieder auftauchen. Er nahm mir einen Teil meiner Kraft.“.
Erschrocken zuckte Willow zurück und stotterte: „Kr… Kraft? Von… von dir? Warum… warum w-“. Die Dämonin unterbrach sie, schrie jedoch nicht mehr, als sie sagte: „Er wollte es als Beweis haben, dass ich wirklich zu Opfern bereit bin und mir wirklich was an Wes liegt. Ich fühle mich schwach, noch schwächer als zuvor. Seit ich mein Dasein in diesem Körper verbringe, scheine ich täglich weniger Macht zu besitzen.“ Sie stoppte und schaute zu Boden. „Vielleicht sollte ich diese Farce des Lebens beenden. Meine Macht und mein Wille schwinden dahin.“
„Was? Nein!“ meinte Willow verunsichert. „Du darfst jetzt nicht aufgeben!“ verlangte sie, als sie einen Schritt auf die Dämonin zukam. „Warum? Warum nicht?“ wollte diese wissen. „Weil... weil…“ Willow überlegte. „Weil sonst viele Menschen so empfinden würden, wie du für Gunn und Wesley empfunden hast!“ versuchte sie es. Illyria dachte kurz nach und sah die Hexe an. „Ich… empfinde scheinbar noch immer so. Es zerreißt mich förmlich von innen!“ Willow spürte neue Hoffnung in sich aufkeimen. Sie wollte nicht, dass sich diese Dämonin am Ende noch ihr Leben nehmen würde. Warum, wusste sie nicht. Aber sie fuhr fort, auf sie ein zu reden „Siehst du? Das würden viele Menschen auch deinetwegen spüren, wenn du sterben würdest. Selbst zwei Vampire, denke ich, würden genauso empfinden!“ sie dachte dabei an Angel und Spike. Dann sah sie die unsicher dreinblickende Illyria tief in die Augen und meinte: „ICH würde so empfinden. Ich würde dich vermissen, obwohl ich dich erst seit kurzem kenne….“. Diese Empfindung entsprach sogar der Wahrheit, spürte Willow in diesem Moment.
Illyria rann eine einsame Träne über die linke Wange. Sie schaute Willow an. „Ich habe ein seltsames Verlangen, dich für das Gesagte zu umarmen….“. „Umarmen? Äh… ja, ja natürlich, gerne!“ sagte Willow verunsichert und legte ihre Hände leicht auf Illyrias Schultern. Plötzlich sprang die Dämonin sie an, legte ihren Kopf auf Willows linke Schulter und umarmte sie völlig. Ein wenig zu kräftig. „Hoppla, ich.. ich bekomm gleich keine Luft mehr…“ meinte Willow. Der Griff wurde von Illyria gelockert, doch sie löste die Umarmung nicht vollends. Willow konnte hören, wie die Dämonin anfing zu weinen. Ihr Körper bebte förmlich unter dem Weinkrampf. Willow umarmte Illyria nun ebenso, als sie ihr leise zuraunte „Pscht, ist schon gut, ist schon gut. Lass es raus.“ Sie streichelte den Hinterkopf Illyrias und musste selbst die Tränen zurückhalten. Wann hatte sie das letzte Mal einen Dämon weinen sehen? Hatte sie das überhaupt einmal?
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Nach beinahe einer Minute, in der Illyria sich ganz hatte gehen lassen und in Willows Armen weinte, ruckte sie zurück und befreite sich damit auch aus der Umarmung. Ihr Gesicht war verheult, hatte jedoch wieder den für sie typischen kalten Gesichtsausdruck angenommen. "Mein Anfall ist vorüber!" meinte sie schlicht und tonlos, wobei sie Willow in die Augen schaute. Illyrias Anblick strafte ihrer Worte Lügen, denn noch immer schien sie zu weinen oder zumindest gleich wieder los legen zu können.
"Äh... Anfall? Ich..."
"Wir sollten gehen. Gibt es noch etwas zu erledigen?"
"Oh, gehen sollen wir? Ja sicher, zuerst die Tränen schnell los werden und dann wieder gehen. Klar, so macht ihr Dämonen das bestimmt immer..." meinte Willow verunsichert und leicht verärgert.
"Wohin wollen wir eigentlich noch? Osiris meinte doch, dass wir Gunn nicht mehr helfen können." gab die Hexe zu bedenken.
"Also müssen wir Gunn tot lassen?" fragte Illyria in einem seltsamen Ton. Willow wunderte sich über die Formulierung. "Tot lassen? Naja... ich wüsste nicht was ich sonst tun könnte."
"Aber du bist doch eine Hexe, lass ihn doch auferstehen!"
"Wenn ich das so einfach gekonnt hätte, hätte ich auch nicht Osiris rufen müssen." lächelte Willow leicht gezwungen.
Illyria stutzte. "Osiris ist unsere letzte Hilfe?"
"Nunja... schon. Ich könnte auch ein dunkles Ritual abhalten, wobei ich ein armes, unschuldiges Tier opfern müsste, und könnte Gunn so zurückholen. Doch das hat unter Umständen unangenehme Folgen. Außerdem habe ich dadurch bereits schon einmal eine Person… ähm… natürlich ungewollt… aus dem Paradies hinaus gezerrt. Für sie war danach diese Welt die Hölle..." Willow dachte dabei an Buffy, sie konnte es immer noch nicht vergessen.
"Bedeutet das bei Wesley, dass wir Gefahr laufen..."
"Nein, nein. Das ist was anderes. Es... es ist die Art der Magie. Außerdem müsste ich das Ritual vorbeireiten und es mitternachts abhalten. Auf dem Friedhof, nachdem Gunn beerdigt wurde. Bis dann würde er außerdem ja schon in Frieden Ruhen, wie man sagt." meinte Willow hastig. Eine Spur von Unsicherheit lag in ihrer Stimme. Sollte sie vielleicht doch das Ritual vollziehen um Gunn zurück zu holen? Aber es könnte Tage dauern, bis er beerdigt werden würde und außerdem schwor sie sich seit der Sache mit Buffy, dass sie nie wieder jemand so von den Toten zurück ins Leben riss. Nein, sie konnte es nicht. Es hätte höchstwahrscheinlich sehr unangenehme Konsequenzen. "In Frieden ruhen..." Illyria legte den Kopf schief und schien über die Worte nachzudenken.
"Dann müssen wir also warten, bis Wesley kommt?" fragte die blaue Dämonin tonlos. Willow war sich nicht sicher, ob es eine Frage oder eine Feststellung war, weshalb sie antwortete: "Ja, sieht wohl ganz danach aus... ". Sie schaute betrübt zu Boden und hing ihren Gedanken nach.
"Warum ist die Hälfte eures Daseins stets mit Warten verbunden?" fragte Illyria in ihrer gewohnt tonlosen Art.
Willow überlegte und zuckte die Achseln. Ja, warum? Interessante Frage, darüber habe ich noch nicht besonders nachgedacht!" meinte sie schlicht. Dann fuhr sie mit der Rechten abwinkend fort: "Egal! Wir können jedenfalls nur warten, bis Wes wieder auftaucht... ähm... hat Osiris eigentlich gesagt, wo das genau wäre?" fragte Willow.
„Es ist anzunehmen, da Wesley da drin von uns ging, dass er da auch wieder zu uns kommt.“ meinte die blaue Dämonin. Die Hexe stutzte. Obwohl Illyria meist kalt und simpel war, hörte sie sich nun ein wenig an wie Giles. Er war nie kalt und schon gar nicht simpel, aber er hatte die Eigenschaft etwas geradezu emotionslos logisch auf den Tisch zu bringen und dann von der Gruppe entsprechende Maßnahmen zu erwarten. Illyria hatte ihn mit diesem Satz wohl gerade gut vertreten.
Giles, dachte sie. Stimmt ja, sie könnte Giles anrufen. Er ist zwar in London, mal wieder, aber gerade deshalb könnte es sich lohnen. Vielleicht würde sie durch ihn den Hexenzirkel erreichen können. Willow hätte es auch mit Magie versuchen können, doch gäbe es so viele verschiedene Möglichkeiten – aber alle würden sie am Ende vor dem Hexenzirkel so aussehen lassen, als wenn sie sich immerzu ihrer Magie bedienen würde und gerade bei dem Zirkel wollte Willow auf keinen Fall diesen Eindruck nicht erwecken. Aber die Hexen könnten ihr einen Tipp geben. Obwohl, vielleicht würden sie Willow auch raten, Tote einfach tot zu lassen, weil alles andere gegen das Gleichgewicht verstoßen würde. Also doch nicht anrufen?
Anrufen? Da war doch was… „Oh Mist!“ meinte die Hexe. Illyria schaute sie an. „Was ist denn?“ fragte sie. Willow verneinte langsam mit den Kopf als sie begann, auf die Tür zu zu laufen. „Ich muss noch Kennedy anrufen. Ich Trottel… hoffentlich ist da ein Telefon irgendwo… „ meinte sie, als sie bereits die Tür öffnete. Dann drehte sie sich um und fragte die Dämonin: „Hilfst du mit suchen? Bitte?“
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Es gab zwar ein Telefon, welches Willow und Illyria auch nach einer Weile fanden, doch erreichte die Hexe Kennedy nicht. Es klingelte, aber niemand hob ab. „Mist. Hoffentlich hat sie den Anrufbeantworter abgehört.“ meinte Willow laut. Illyria sah sie an, sagte jedoch nichts.
„Ok….“ beruhigte sich Willow mit leicht von sich gestreckten Händen. „Ok… Wenn ich Kennedy wäre… und mich vermissen würde… und den Anrufbeantworter nicht abgehört hätte… was würde ich tun nachdem ich den Brief gelesen habe?“ versuchte die Hexe heraus zu finden. „Ich würde Buffy rufen, wie ich es im Brief schon angedeutet habe.“ überlegte sie. Buffy war höchstwahrscheinlich noch in Europa, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Das hieße, dass Kennedy sich nur an andere Jägerinnen gewendet haben könnte. Und mit ihnen würde sie wohl bereits auf den Weg nach L. A. sein. „Klasse.“ meinte Willow. „Ich hab’s versaut.“
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Giles saß gerade bei einer Tasse Tee zu Tisch, vor sich ein interessantes Buch über eine Prophezeiung. Da klingelte das Telefon. Gerade jetzt, wo er es sich so gemütlich gemacht hatte. Er nahm den Hörer ab. „Giles. Hello?“ meldete er sich und er hob die Augenbrauen, als Willow antwortete. „Giles, zum Glück erreiche ich wenigstens sie. Kennedy ist nicht zu Hause und… kurz gesagt, ich brauche ihre Hilfe. Sie sagten doch, ich solle sie auf dieser Nummer in London anrufen, falls etwas passiert!“ sprudelte es aus ihr heraus. „Ja, in der Tat. Oh Lord, ich freue mich von dir zu hören. Kennedy ist ganz durcheinander. Noch eine Stunde und ich hätte den Zirkel eingeschaltet.“
Willow stutzte: „Sie haben schon mit Kennedy gesprochen? Wo ist sie? Was macht sie? Ich muss sie erreichen!“ „Langsam, Willow. Es geht ihr gut, sie macht sich Sorgen um dich. Sie wollte Buffy erreichen und ich habe Faith nach L. A. geschickt. Schließlich kennt sie sich in Los Angeles aus und kann auch Kontakt zu Angel aufnehmen.“ antwortete er. „Faith? Faith kommt nach L. A.?“ staunte Willow. Giles putzte seine Brille und meinte „Ja, es ist jetzt wohl nicht mehr nötig, aber sie ist bestimmt bereits dort. Zusammen mit ein paar Jägerinnen. Ich habe ihr da freie Hand gelassen, also weiß ich nicht, wen sie mitgenommen hat. Andrew befindet sich zurzeit in New York und bildet noch einige Jägerinnen aus. Deswegen kam nur Faith in Frage. Buffy dagegen ist zwar in Europa, wollte jedoch unbedingt auch bald wieder zurückkommen. Morgen müsste sie auch bei euch sein!“
„Ich habe da wohl einiges breit getreten, was?“ fragte Willow erstaunt. „Nunja… Willow, was ist eigentlich los?“ wollte Giles wissen. Die Hexe stutzte und wollte zuerst alles etwas herunter spielen, dann jedoch spürte sie, dass sie dem Wächter gegenüber mit allem heraus rücken sollte. Also fing sie an zu erzählen: „Nun, es gab die Nacht sozusagen ein Massenauflauf an Dämonen in L. A.! Freigelassen von dieser Wolfram & Hart Agentur. Das Haus der Agentur ist übrigens eingestürzt!“ „Oh Lord.“ Hörte sie den Zwischenkommentar des Wächters. „Ja, und in den Ereignissen half ich dem Team um Angel und Spike. Ich hörte auch, dass Wesley starb und Gunn wurde in meinem Beiseins leider von Dämonen auseinander gerissen.“ Die Hexe rang um Selbstbeherrschung, als sie so in komprimierter Form die Geschehnisse wiedergab. Giles seufzte tief und meinte „Oh Schreck, Wesley ist tot? Und Gunn? Ohje, ich sollte auch zu euch rüber kommen!“
Jetzt musste Willow doch etwas entschärfen: „Ähm… naja, ich habe alles im Griff. Größtenteils. Wesley befindet sich… auf dem Weg der Rückkehr. Er wurde von Osiris wieder zurückgeholt und ein Teil von Illyrias Kraft steckt nun auch in ihm. Er sollte in den nächsten Stunden auferstehen, wir sind an seinem Sterbeort und behüten die …“ das Wort Leiche kam ihr nicht über die Lippen. „Den Körper meine ich. Also wir sind bei Wesley und warten, bis er sozusagen aufwacht.“ „Oh.“ äußerte sich Giles ganz einfach. Diesmal ohne Schreck, Lord oder sonst was dahinter. Willow fuhr fort: „Ja, und für Gunn, so meinte Osiris, könnte nichts mehr getan werden. Und ich machte mir Sorgen wegen Kennedy, da sie nicht zu Hause erreichbar war. Aber wenn sie ja auch unterwegs zu uns ist…“
„Willow, warum hast du den anderen eigentlich nicht bescheid gesagt, dass du zur Westküste zu einem großen Kampf aufbrichst?“ wollte Giles nun wissen. Die Hexe antwortete prompt: „Weil es zu spät gewesen wäre. Ich hab noch nicht mal ein Flugzeug genommen, weil ich dazu auch keine Zeit hatte. Ich musste schnellstmöglich dahin, da ich die immense Energie von den Ereignissen an der Westküste, wie sie sagen, gespürt habe. Es blieb keine Zeit!“ Er hakte nach: „Auch nicht für den Zirkel?“. „Auch nicht für den Zirkel!“ bestätigte Willow. Da kam ihr ein Gedanke: „Sie sagten, sie wollten in einer Stunde den Zirkel einschalten. Warum? Um mich zu suchen?“ Er antwortete zunächst mit einem Seufzer und meinte dann: „Ja, das auch. Ich muss mir doch Sorgen machen, wenn die mächtigste Hexe der Welt zu einer Bedrohung aufbricht und nicht mehr zurückkommt!“ „Die mächtigste Hexe…?“ meinte Willow fragend und lächelte. Das war eben ein englisches Kompliment. Der Wächter meinte: „Ja, Willow. Das bist du, ob es dir nun gefällt oder nicht! Mir gefällt es, solange du deine Kräfte beherrschst, was du ja zur Genüge bewiesen hast, wenn ich das anmerken darf!“ „Oh, danke Giles!“ Willow war beeindruckt. Sie rang um Worte, doch war sie momentan unfähig dazu, die richtigen zu finden.
Giles dachte über einen Namen nach, den er soeben von Willow aufschnappte, und er erinnerte sich daran, was er gelesen hatte. „Ich packe meine Sachen und komme rüber.“ meinte Giles. Willow riss sich aus ihren Gedanken und antwortete: „Was? Wieso? Also, nicht dass ich sie nicht sehen möchte, aber… das brauchen sie nicht!“. „Illyria ist ein Dämon, ein Dämon in einem Frauenkörper, oder?“ „Was? Ähm… ja!“ sie sah die Dämonin an. „Aber was…“ wollte sie gerade eine Frage stellen, wurde aber von Giles erneut unterbrochen: „Pass auf sie auf. Auch wenn sie menschliche Züge annimmt, ist sie jedoch immer noch eine Dämonin. Ich packe jetzt meine Sachen und wenn alles gut läuft, sollte ich morgen kurz nach Buffy eintreffen. Halt die Ohren steif Willow!“. Und damit legte er auf.
„Giles?“ rief Willow in die Sprechmuschel, doch sie hatte keine Antwort erwartet, da sie das typische Geräusch hörte, wenn jemand auflegte. Sie legte den Hörer auf die Gabel, verdutzt und verunsichert. Sie drehte sich zu dem Platz um, an dem Illyria vorher noch stand, doch nun war sie weg. Panik überfiel sie, als sie verwirrt herum schaute und in ihren Gedanken die warnenden Worte von Giles nachhallten. Doch sie fand die Dämonin am Boden hockend, mit dem Rücken zu ihr. Sie hielt Wes in ihren Armen. Willow konnte beide Gesichter nicht sehen und rief: „Illyria? Was…“, doch wurde sie von der emotionslosen Stimme der blauen Dämonin unterbrochen. Sie sagte tonlos: „Er kommt zu sich…“.
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Schmerz. Blut, das aus dem Körper rann. Der letzte Hauch von Worten der Liebe, tief empfundener, aufrichtiger Liebe. Eine weinende Frau, die trauerte und ebenfalls Liebe gestand. Ein Gefühl des Bedauerns. Bedauern, nicht tief genug geliebt und sein Leben nicht richtig gelebt zu haben. Die bittere Erkenntnis, dass alles vorbei ist. Dann umfangende Schwärze der Erlösung.
Dunkelheit. Verwirrung. Abstrakte Gedanken. „Hat er mich getötet? Bin ich tot?“. Heller werdende Schwärze, die von einem kranken grau in ein heilendes weiß überging. Ein Weiß verheißungsvoller Süße und wärmender Strahlung. Ist das der Weg zum Himmel? Die letzte Reise?
Doch dann… das Gefühl schweren Atmens, eine Ahnung eines Gedankens. Oder einer Stimme? „Ich bin Osiris. Und du wurdest von mir auserwählt. Auserwählt zu leben. Mir zu dienen. Mit einer Stärke, die du erst noch erfahren wirst. Deine Zeit des Sterbens ist noch nicht gekommen. Du wirst noch eine Weile unter den Lebenden sein. Warte auf meine Befehle… und LEBE!“
Helles, gleißendes Licht, dass in den Augen schmerzte. Der Körper begann zu zittern. Eine Woge elektrisierender Energie jagte durch den zuckenden Körper. Das Herz schlug erneut. Empfindungen. Stimmen. Der warme Körper eines anderen Wesens, das den eigenen in den Armen hielt. Eine kalte Stimme, die sagt: „Er kommt zu sich…“
Wes öffnete langsam die Augen. Er musste sich erst an das diffuse Licht in den Schatten gewöhnen. Über sich gebeugt war eine bekannte Frau. Oder doch nicht so bekannt? Sie hatte ein Blau in ihren Haaren, im Gesicht und am Körper. Dahinter, stehend, eine unsicher wirkende Rothaarige, die ihren Mund öffnete um etwas zu sagen. Zitternd fragte sie: „Wesley?“.
Er drehte sich langsam. Sein Körper war noch ein wenig geschwächt, wie als würde er langsam aus einem Schlaf erwachen. Er glitt aus dem Griff der blauen Dämonin, als er sich auf die Hände stützte und alsbald auf allen vieren stand. Die Schönheit mit dem kalten Blick zu seiner Seite war… Illyria. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Sie war einst Fred, doch nun war sie in ihrem Körper. Die andere war…. Buffy? Nein…. Willow. Ja, die Hexe. Er richtete sich langsam auf. Sein Mund und Hals fühlte sich trocken an.
„Du lebst?“ wollte Willow wissen. Eine dumme Frage, wie sie selbst fand, doch sie war noch zu erstaunt und fragte sich, wie er sich nun fühlen musste. Illyria stand einfach nur da und sah den gerade eben noch Toten in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Emotion. Hatte sie welche? „Ich… ich lebe? Ja, ich… bin lebendig!“ meinte er.
Die Hexe wollte die peinliche Berührtheit dieser Situation bewältigen, in dem sie einfach Wesley ansprang und ihn umarmte. Sie dankte allen Göttern, ganz besonders Osiris, für die Reanimation. Wesley war noch zu verblüfft und verwirrt um sich gegen ihre Umarmung zu wehren. Er wollte es auch nicht. Es fühlte sich… lebendig an. Ja, er weilte wieder unter den Lebenden. Doch irgendwas war anders. Und war die Dämonin nicht gerade noch dabei, für ihn Fred „zu spielen“ und seinen Tod zu beweinen? Nun stand sie einfach nur da und legte den Kopf schief.
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„Wie rührend!“ sprach eine dunkle, blubbernde Stimme von einer Ecke des Raumes. Die Anwesenden sahen sich um. Ein schwarzes, schleimiges, ekelhaftes, grob menschenähnliches Etwas stand in einer Ecke des Raumes und musste sie beobachtet haben. Zweifelsohne ein Dämon. Und er reagierte. Er fixierte seinen Blick auf diesen Wesley, da er ihn kraft der Gedanken gegen die Wand werfen wollte. Doch irgendwas stimmte nicht. Es klappte nicht. Dieser Mensch stand einfach nur da und sah ihn an.
Illyria rannte auf den Dämon zu, doch der benutzte all seine Kraft und eine Handbewegung, um sie gegen die Wand zu schleudern. Mit dem Mehraufwand an Kraft gelang es ihm schließlich auch und die blaue Dämonin knallte heftig seitlich gegen die Wand. „Fred!“ rief Wesley, der sich jedoch vergegenwärtigen musste, dass die blaue Schönheit eine Dämonin namens Illyria war, nicht Fred.
Das fremde Wesen lächelte und war für einen kurzen Moment zufrieden mit seiner Arbeit. Doch da war etwas anderes, eine Kraft, die ihn gefangen hielt. Er drehte sich um und sah die Rothaarige, nun mit schwarzen Augen, die ihre Rechte so hielt, als würde sie etwas festhalten. Ja klar, sie hielt ihn. Wohl eine verfluchte Magierin?
„Ich werde nicht zulassen, dass du uns tötest! Nicht mal einen von uns!“ meinte Willow mit einer nun etwas dunkleren, unheilvollen Stimme. Sie war zornig, fast rasend vor Wut. Gerade eben ist Wesley erst wieder von den Toten auferstanden, da muss wieder einmal ein Dämon kommen und alles zerstören? Nein, sie würde ihn zerstören.
Der Dämon bewegte sich. Aber er wurde doch festgehalten? Langsam ging das Wesen auf Willow zu, dabei kämpfte er sichtbar gegen unsichtbare, magische Kräfte an. Willow konzentrierte sich und wollte ihn zum stoppen bringen, doch er war stärker, nur ein wenig aber immerhin. Schweißperlen entstanden nun langsam auf Willows Stirn. Da rannte Wesley dem Wesen entgegen, holte noch im Lauf aus und rammte seine Faust in dessen Gesicht. Unfähig, sich zu verteidigen, da es immer noch von der Hexe festgehalten wurde und sich kaum bewegen konnte, nahm der Dämon den Schmerz hin, als sich sein Kopf etwas zurück bog.
Willow war für einen kurzen Moment verunsichert. Woher nahm Wesley diese Kraft? Doch dieser kurze Moment reichte dem Dämon. Er fegte die Hexe mit einem Gedanken und einer Handbewegung gegen die Wand, wo sie bewusstlos zusammen sackte. Doch Wesley schien nichts davon mitbekommen zu haben, als er immer wieder auf das Wesen einprügelte. Es schrie vor Schmerzen und hämmerte beide Fäuste gegen die Brust des Menschen. Die Luft wurde brutal aus Wes´ Lungen gepresst und die schiere Wucht ließ ihn einige Meter nach hinten fliegen, gegen die Wand.
Zorn stieg in Wes auf. Der Dämon machte eine seltsame Handbewegung, doch Wes ließ sich nicht davon beirren und rannte erneut auf ihn zu, nahm all seine Wut, bündelte sie in Gedanken in seiner Faust zusammen und schlug mit aller Härte auf seine Brust. Das Wesen starrte Wesley entgegen. War da Erstaunen in dem fremdartigen Gesicht? Wes zog seine Hand zurück und starrte in das klaffende Loch, das nun in der Brust des Wesens war. Man konnte glatt hindurch schauen. Dann plumpste das Ding auf den Boden, wie ein Sack Kartoffeln, wo es tot liegen blieb. Verwundert sah Wesley seine Faust an. Sie war voller schwarzer, zähflüssiger Substanz. Angewidert schüttelte er sie und rieb sie an der Wand etwas sauber, so gut er konnte.
Illyria stand auf. Sie traute ihren Augen nicht. „Wie hast du…?“ fragte sie, unfähig den Satz zu Ende zu sprechen. Er lächelte leicht nervös und meinte: „Naja, ist doch egal. Hauptsache das Ding ist tot!“. Er rief sich die Worte von Osiris ins Gedächtnis. War das die Stärke, die Wes erlangen sollte?
Die blaue Schönheit legte den Kopf schief und betrachtete ihn. „Woher kam dieses Ding? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr es hier her gebracht habt, oder?“ wollte der ehemalige Wächter wissen. Illyria starrte auf den leblosen Körper des Wesens und antwortete: „Nein… es muss wohl von einem anderen Raum hier her gelangt sein…“. Langsam ging sie zu einer offen stehenden Tür.
Wesley dagegen sah die am Boden liegende Willow. Er rannte zu ihr, besorgt, sie könnte verletzt sein. Vorsichtig nahm er sie in beide Arme und schaute nach ihr. Eine kleine Wunde am Kopf blutete etwas. Gerade als er diese Wunde genauer Untersuchen wollte und eine Hand ausstreckte, kam Willow langsam zu sich.
„Was…?“ fragte sie und sah ihn an. Dann sah sie sich um und stand auf. Er wollte sie zunächst stützen, doch bemerkte er, dass sie von alleine stehen konnte. „Geht es dir gut?“ wollte er wissen. Sie lächelte und entgegnete ihm: „Eigentlich sollte ich dich das fragen! Immerhin bist du vor ein paar Augenblicken von den Toten zurückgekehrt!“. Sie strich sich langsam über die Kopfwunde und die Wunde verschwand innerhalb von Augenblicken. „Das ist besser!“ meinte sie nur. Dann ging sie ein paar Schritte auf das tote Ding zu.
„Ich glaube das war ein…“ setzte die Rothaarige an, als Illyria sie unterbrach mit den Worten: „Ein Sokkuro-Dämon, ja! Jetzt erinnere ich mich. Sie sind größtenteils immun gegen Magie und können, wenn auch stark beschränkt, ebenso ein wenig zaubern.“. Willow starrte sie an. „Woher weißt du das? Ich meine, woher weißt du, dass es ein solcher Dämon war?“ fragte sie. Illyria entgegnete: „Weil ich selbst einmal solche Dämonen als Untertanen hatte. Sie sind sehr eigenwillig. Ich tötete sie.“. Willow sah erstaunt auf und fragte: „Du hast sie getötet?“. Die blaue Dämonin schaute sie an und meinte schlicht: „Ja. Ich musste es tun. Sie wurden lästig. Aber das war damals. Dass du den Dämon gerade eben fast festgehalten hast, zeigt nur, wie mächtig du bist. Normalerweise kann man sie nicht festhalten, auch nicht mit Magie!“.
Wes schaute nun auch auf den toten Dämon. „Aber woher kam er? Er war doch bestimmt nicht der Beschützer des Warlocks Cyrus Vail. Zumindest war er gestern noch nicht hier, als ich gegen Cyrus kämpfte!“ schlussfolgerte er und sah die anderen an. Illyria antwortete: „Vielleicht war er ein Mitbewohner dieser Einrichtung.“. Willow lächelte und meinte spöttisch: „Ja, klar. Ein Untermieter, der sich jetzt erst zeigte und uns zum Mittagessen wollte….“. Abrupt wich das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie verzog, leicht entsetzt, angewidert die Miene. „Vergessen wir, was ich gerade gesagt habe!“ meinte sie und winkte ab.
„Wir sollten uns hier umsehen! Es gibt bestimmt einen Keller. Nicht das da noch andere Wesen auf uns warten.“ warnte Wesley und ging zur offen stehenden Tür, die kurz zuvor von Illyria angesteuert wurde. Die anderen folgten ihm unsicher aber vereint, fest entschlossen die Umgebung von allem zu „säubern“, was in irgendeiner Weise dämonisch sein konnte.
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Der Nachthimmel hing voller dunkler Wolken, aber wenigstens regnete es nicht, als Spike die Straßen entlang marschierte. Sein Ziel war der vereinte Treffpunkt und gleich war er dort. Er hoffte nur, dass Angel nicht wieder einen Auftrag für das Team oder ihn hatte. Die Nacht saß ihm noch in den Knochen. Die langen Kämpfe. Doch ein gutes hatte es gehabt: er war so geschafft, dass er sogar wieder von einer Flasche Whiskey betrunken wurde und fast den ganzen Tag schlief.
Er ging um eine Ecke, die letzte auf seinem Weg, und war am Ziel. Angel sah ihn als erstes. „Ah, Mr. Blondie ist auch da! Die anderen sind gerade angekommen.“ meinte dieser und Spike konnte sehen, wie auf der anderen Seite Illyria, Willow und Wesley standen.
Moment, Wesley? „Hey, ich dachte du wärst tot!“ sagte Spike zu Wes schauend. Der antwortete: „Tut mir Leid dich zu enttäuschen. Aber ich lebe wieder!“. „Wieder? Heißt das, du warst tot?“ wollte Spike wissen. „Ja, wenn du es genau wissen willst!“ antwortete Wes und Illyria fügte an: „Ich sagte gestern, dass er gestorben ist. Vergessen?“. Spike lächelte leicht spöttisch und meinte darauf: „Nein, deswegen ja auch meine Frage: Ich dachte du wärst tot. Hallo? Spreche ich so undeutlich?“ wollte er wissen. Doch ohne das Thema weiter zu vertiefen, fragte er weiter: „Was ist passiert? Wie hast du es geschafft?“.
„Das hätte ich auch gerne gewusst!“ sagte Angel und schaute Willow an als er hinzufügte „Zauberei?“. Diese zuckte mit den Achseln. „Tja, sozusagen!“ entgegnete sie. „Osiris hat ihn wieder zum Leben erweckt!“ fügte Illyria an. „Osiris?“ kam es wie aus einem Mund aus Angel und Spike geschossen. Sie blickten sich kurz an und dann wieder zu Illyria. „Ja.“ meinte sie schlicht, ohne noch etwas zu sagen.
Willow erklärte: „Ich….“. Sie schaute zur blauen Dämonin und verbesserte sich: „wir riefen Osiris um Hilfe und er... erweckte Wes!“. „Achso, nun denn! Alles klar!“ meinte Spike lächelnd. Gott, wie er es hasste, wenn Magie einfach so benutzt wurde. Das gab bestimmt wieder Konsequenzen, dachte er. Es gab immer welche.
Angel zog seine Stirn in Falten und fragte: „Was ist mit Gunn? Er ist nicht hier, also besteht keine Hoffnung für ihn?“. Doch bevor jemand anderes antworten konnte, entgegnete Spike schlicht: „Er wurde untersucht. Im Leichenhaus meine ich. Und morgen ist seine Beerdigung.“. Plötzlich sahen alle erstaunt den blonden Vampir an. Er bemerkte die Blicke und schaute leicht verärgert, als er fragte: „Was denn? Ich höre auch Sachen, wisst ihr?“. „Schon mal mit einem Arzt darüber geredet?“ witzelte Angel. Spike funkelte ihn an. „Nein, oh hochstirniger, dunkelhaariger Anführer. Ich brauchte nicht einmal einen Arzt, als ich verrückt war! Aber ich denke, dass du einen besuchen solltest. Einen Psychiater, genauer gesagt. Obwohl, der kann dir bestimmt eh nicht mehr helfen…“ meinte Spike belustigt, woraufhin Angel die Miene verzog.
„Ähm… wir haben außerdem noch einen Sokkuro-Dämon in der Stätte des Warlocks besiegt!“ warf Willow ein, und beendete damit das Zwiegespräch zwischen Angel und Spike. „Wirklich?“ fragte Spike mit einem anerkennenden Nicken. Angel sah die Hexe an und fragte: „Was für einen Dämon?“. „Schwarz, schleimig, stark und beinahe immun gegenüber Magie.“ meinte Wes. Willow fügte an „Und tot nicht zu vergessen…“. Wes lächelte sie an. „Richtig!“.
Angel schaute in die Runde, als nun jeder seinen Gedanken nachhing. „Tja… was für ein Tag!“ fasste er sarkastisch zusammen. Spike antwortete unverzüglich „Und er wird gerade noch interessanter!“. Dabei schaute er zu einer Häuserecke, um die gerade Faith und drei weitere Jägerinnen kamen. Eine davon war Kennedy.
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Kennedy rannte augenblicklich zu Willow, wobei sie noch ein „Gott sei Dank. Geht’s dir gut?“ rief und im nächsten Moment bereits um ihren Hals fiel und sie leidenschaftlich küsste. „Ist das…?“ fragte Wes und deutete auf Kennedy, wurde von Angel jedoch unterbrochen, als dieser schlicht entgegnete: „Willows neue Flamme, ja!“. „Oh!“ entfuhr es Wes, dann räusperte er sich.
„So, was gibt’s Neues?“ meinte Faith, die in ihrer gewohnten schwarzen und figurbetonten Kampfmontur steckte, zur Begrüßung schlicht. Die anderen beiden Jägerinnen, bestehend aus der afroamerikanischen Rona und der rothaarigen Vi, standen an ihrer Seite und sahen die anwesenden Personen neugierig an. Aus den Mündern von Angel, Wesley und Spike kamen nur Laute wie „Tja…“, „Also…“, „Nunja…“ und dergleichen, während sie sich am Kopf kratzten oder unsicher umher schauten. „Hey, nicht alle auf einmal!“ lachte Faith kurz auf.
„Warum hast du mir nicht gesagt, was du vorhattest? Ich dachte schon, dir sei was Schlimmes geschehen, als ich den Brief las!“ wollte Kennedy von Willow wissen. Diese fragte: „Du hast den Brief gelesen? Oh, Liebling. Es tut mir Leid. Er sollte dich eigentlich nur erreichen, wenn…“. Sie verbesserte sich: „Nun, er sollte dich eigentlich gar nicht erreichen. Ich wollte dich anrufen, aber nur der Anrufbeantworter war an!“. „Oh“ entfuhr es Kennedy. „Mist, den habe ich gar nicht abgehört. Aber ich habe dein Handy…“ sagte sie lächelnd und gab es Willow. Die Hexe konnte erkennen, dass Kennedy weinte. Wohl vor Glück, dachte sie. Augenblicklich bekam auch Willow feuchte Augen. Es tat gut, jemanden um sich zu wissen, der einen so sehr liebte und sich so sorgte. Sie schmiegte sich in Kennedys Arme.
„Ok, wird sonst noch jemand heute kommen? Langsam geht es hier zu wie im Taubenschlag! Nicht, dass ich mich beschweren will.“ meinte Angel an Faith gewandt. Sie schüttelte den Kopf und meinte: „Nein, heute nicht!“. Spike schaute verwundert und wollte wissen: „Heute nicht? Heißt das etwa, morgen wird noch jemand kommen?“. „Ja, B wird wohl morgen ankommen.“ antwortete Faith. „B?“ fragte Wes. Kennedy schaute sich um und sagte: „Sie meint Buffy!“.
„Buffy?“ kam es sowohl aus Spike wie auch aus Angel geschossen. Sie sahen sich an. „Wisst ihr, ihr solltet wohl daran arbeiten, dass ihr nicht immer das gleiche sagt!“ spottete Wes und zeigte abwechselnd auf beide. Faith lächelte nur und sah Illyria an. „Hey, Fred. Cooler neuer Look. Ein wenig unterkühlt, aber… es hat was!” meinte sie. „Fred ist tot!“ entgegnete die blaue Dämonin. Die dunkelhaarige Jägerin fragte stutzend: „Wie? Und wer bist du?“. „Illyria!“ antwortete die Dämonin schlicht. „Oh, ok.“ meinte Faith. „Lange Geschichte!“ entgegnete Wes und trat instinktiv an die Seite der blauen Schönheit.
„Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich würde sagen wir suchen uns ein nettes Plätzchen und setzen uns für ein kleines Schwätzchen zusammen!“ meinte Spike an alle gewandt, während er ein sympathisches Lächeln zeigte. Willow bestätigte: „Ja, es gibt viel zu bereden!“ und schaute zuerst in die Runde und dann in die Augen ihrer Freundin. Kennedy lächelte, von Gefühlen derart überrumpelt, dass sie nichts entgegnete sondern einfach nur ihre Hexe ansah. Gott, wie sehr hatte sie sich um sie geängstigt.
„Ok, dann gehen wir am besten in ein nettes, kleines Lokal. Da werden auch keine Fragen gestellt und es ist preiswert!“ sagte Spike und ging dabei ein paar Schritte rückwärts. Faith begann ihn bereits augenblicklich zu folgen, als Angel die Stirn in Falten zog und meinte: „Spike, nimm es mir nicht übel, aber… heute mal kein Whiskey oder dergleichen. Es gibt viel zu bereden.“. „Ach, bloody hell, Angel. Wir haben einiges zu feiern, Apokalypse gestoppt und so weiter. Außerdem kann ich eh nicht zu viel trinken, das Zeug wirkt nicht mehr so. Und du weißt das genau, Mr. Im-Flugzeug-die-Minibar-Leersäufer.“ blaffte Spike ihn an. Angel schaute verärgert und erwiderte „Hey, das war noch nicht einmal eine halbe Whiskey-Flasche, was da drin war. Du säufst weitaus mehr, normalerweise!“. Faith schüttelte belustigt den Kopf und fragte „Männer… werden die nie erwachsen? Nicht mal als Vampire?“. „Wie in guten, alten Zeiten!“ kommentierte Wesley schlicht.
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Im Lokal ließen sie sich in einem extra vom Rest abgetrennten Raum nieder, um ungestört reden zu können. Spike rauchte wie ein Schlot und hielt sich an Bier, das er reichlich trank. Immerhin war es seiner Meinung ja genau das, was Angel wollte: kein Whiskey oder dergleichen. Aber es schmeckte trotzdem, auch wenn Spike befürchtete, zehn Liter trinken zu müssen, bis er voll war. Aber es gab Tage, da musste man Opfer bringen, schlussfolgerte er in Gedanken. Faith leistete ihm beim Biertrinken nach einer Weile Gesellschaft. Witzig, dachte er, wo sie sich doch vor einem Jahr gegenseitig umbringen wollten, als Faith kurzzeitig die Anführerin der potentiellen Jägerinnen war.
Sie tauchten alle Neuigkeiten aus, dass Illyria z. B. eine Dämonin war, die letztendlich den Körper von der bereits toten Fred übernahm und dass sie und Willow Wesley zurück holten und dabei erfuhren, dass Gunn nicht mehr zu retten war. Sie verschwiegen jedoch beide, dass Osiris einen Teil von der Kraft der blauen Dämonin für die Wiedererweckung von Wes wollte.
Faith und die Jägerinnen Rona und Vi berichteten zusammen mit Willow einige Neuigkeiten über den Verbleib der anderen Jägerinnen und über Andrew, Giles und einigen mehr. Spike und Angel verzichteten darauf zu erwähnen, dass sie Buffy vor ein paar Wochen beinahe in Italien getroffen hatten. Auch dass sie Andrew gesehen hatten, behielten sie für sich.
Angel erzählte über die Geheimorganisation Black Thorn, sozusagen die rechte Hand der Senior-Partner von Wolfram & Hart, zumindest auf der Erde. Er erzählte auch, wie diese von der Angel-Crew besiegt wurde. Dabei kam Willow wieder ins Spiel, die von dem gestrigen, finalen und gewaltigen Kampf berichtete, eine Art Apokalypse, die sie gerade so abwenden konnten, wobei Gunn ums Leben kam. Auch sie verheimlichte etwas, nämlich dass ein Drache ebenfalls zugegen war und nun irgendwo frei in der Welt umher flog. Willow fragte sich, wo er nun sein könnte. Sie wollte ihn jedoch nicht auf magischem Wege suchen. Zumindest noch nicht.
Dann erzählte Faith von dem Anruf von Giles, der wiederum von Kennedys Sorgen erfuhr, als sie Willows Brief las. Kennedy und Faith erzählten dann abwechselnd, wie sie nach L. A. gelangten. Sie fanden die anderen durch einen einfachen Lokalisationszauber, der sie dennoch einiges an Zeit kostete, weil er zunächst nicht richtig funktionierte. Kennedy witzelte, dass sie ja kaum so begabt sein konnten wie Willow.
Die ganze Zeit über hörte Illyria nur aufmerksam zu, ohne selbst all zu viel zu sagen. Man konnte die Wörter, die sie an dem Abend sprach, an beiden Händen abzählen. Es waren meist auch nur kurze Kommentarwörter. Wesley beobachtete sie insgeheim. Auf irgendeiner für ihn selbst unbekannte Art und Weise, fühlte er sich ihr verbunden. Es war anders als das Gefühl der Liebe, die er für Fred empfand. Es war, als sei sie ein Teil von ihm geworden. Oder er von ihr. Familie? Er wusste es nicht.
Spät nachts wollte die Gruppe aufbrechen, mehr oder minder benommen von all der Informationsflut und alle mit eigenen Gedanken beschäftigt, als Angel ihnen ein Ort der Bleibe offerierte. Es war das alte und von der Angel-Crew jahrelang bewohnte Hotel Hyperion. Angel hatte es stets als eine Art Rückendeckung gesehen und in seiner Zeit bei Wolfram & Hart für dessen Erhaltung und Sanierung gesorgt. Die Crew war überrascht, schließlich birgte dieser Ort jede Menge Erinnerungen. Der dunkelhaarige Vampir gestand, dass er es beinahe vergessen hatte. Allerdings habe er gestern Nacht, nach dem großen Kampf, sich dort umgesehen und es untersucht, ob es sicher sei. Und es war sicher. Alle Personen bezogen, relativ geschafft, je ein Zimmer in dem Hotel. Außer Kennedy und Willow, die sich ein Zimmer teilten.
Angel jedoch saß bis in die frühen Morgenstunden wach in Foyer und dachte noch immer über all die Dinge nach, die im letzten Jahr passierten. Seit Sunnydale zerstört wurde und seine Crew die Niederlassung von Wolfram & Hart in L. A. übernahm.
Ich habe mal angefangen, eine Fortsetzungsgeschichte über Willow zu schreiben, die mit der Crew beider Serien zusammen treffen wird. Begonnen habe ich mit einen besonders persönlichen Moment von Willow (Wicked Willow dürfte bekannt sein) und einem kurzen, geschichtlichen Abriss der Staffel 7 der Serie Buffy. Danach kommt meine mögliche Version der weiteren Ereignisse, die eigentliche Fortsetzungsgeschichte.
Bitte beachten: Man sollte die Serien Buffy und Angel bis zum Ende gesehen haben, denn ich baue auch auf das etwas "lose Ende" der Angel-Serie auf. Außerdem werden einige Anspielungen auf die charakterlichen Entwicklungen der Personen gemacht, die im Verlauf einiger Episoden zu sehen waren (z. B. die böse Willow).
Viel Spaß beim lesen. Und für konstruktive Kritik oder weitere Anregungen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

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Willow Danielle Rosenberg, oder besser gesagt ihr Körper, der nur noch eine viel zu kleine Hülle voller schwarzer Magie und beinahe gottgleicher Macht war, ließ ihre Macht pulsierend in dem Pool der Energien des schwarzen Tempels auf Kingman´s Bluff einhämmern, den sie Stück für Stück aus dem Erdreich hervor holte, und stärkte so die destruktiven Kräfte der satanistischen Stätte um die Welt mit deren Hilfe endlich still zu bekommen. Es war zu viel, die Stimmen in ihrem Kopf. Stimmen von verzweifelten und jammernden Menschen. Menschen die ihren Partner, ihren Job, ihre Behausungen oder gar ihre Familie verloren hatten. Weinende, klagende Stimmen voller Unheil, Unschuld und Unglück. Darunter waren auch Stimmen, die vor Willow Angst hatten oder um die „gute, alte Willow Rosenberg“ trauerten, als sie noch nicht eine mächtige Schwarzmagierin war, besessen von dem Gedanken sich für Taras Tod zu rächen.
Tara, oh geliebte Tara. Für einen kleinen Moment stach der Schmerz des Verlustes unendlich peinigend erneut in Willows Herz. Doch da gewann der Hass erneut die Überhand. Drei Einwohner Sunnydales hatten sich falsch entschieden und die Scoobie-Gang um Buffy vor Monaten zum Gegner gemacht. Großer Fehler. Und dann waren sie noch am Mord von Tara und am versuchten Mord an Buffy beteiligt. Willow konnte Buffy noch retten, aber dabei bediente sie sich schwarzer Magie, die aus ihrem Zorn über den schnellen und brutalen Mord an Tara entwuchs. Derjenige, der es wagte Willow und Tara durch den Tod Taras für immer zu trennen, war bereits von der Hexe getötet worden. Gehäutet bei lebendigem Leibe und danach verbrannt, durch eine einfache Handbewegung und der damit verbundenen magischen Kraft Willows. Doch sie wollte alle drei dieser Gegner Buffys beseitigen. Wenn auch nicht für die Jägerin, sondern allein aus Rache. Wären sie nicht gewesen, hätte Willow wohl jetzt bereits wieder in den Armen ihrer Geliebten liegen können, mit ihr schmusend den Sonnenaufgang begrüßen können. Endlich hatte Tara der Hexe wieder vertraut, ihr vertraut dass sie Magie nicht mehr zum Selbstzweck benutzte und nicht mehr davon abhängig war. Endlich konnten sie beide wieder zusammen sein, doch dann kam der Schuss und die geliebte Blonde fiel im Zimmer der Hexe tot zu Boden, ihr Herz durchrissen von einem kleinen Stück Metal.
Willow war voller Angst, Verzweiflung und einer Reihe anderer Emotionen durchflutet, als die tote Geliebte in ihren Armen lag. Heulend und schluchzend rief sie Osiris zu sich und bat ihn inbrünstig um seine Hilfe, damit Tara wiederbelebt werden konnte. Nun, sie bat nicht, sie befahl es. Doch er meinte, dass es bereits geschehen sei. Der Tod eines Menschen ausgelöst durch einen Menschen mit einem Todeswerkzeug der Menschen. Keine Dämonen, keine Magie und keine unglücklichen Raum-/Zeitphänomene waren dafür verantwortlich. Somit war es ein endgültiger Tod und Osiris verweigerte die Hilfe. Willow verfluchte ihn und durch einen verzweifelten Schrei unendlicher Wut und Enttäuschung vermochte sie es sogar ihn für seinen engstirnigen Widerstand umgehend von der Welt zu verbannen. Von da an trieben sie nur noch die negativen Gefühle und der Schmerz voran. Die schwarze Magie, die sie aus Büchern und aus dem Schwarzmagier Rack saugte, ein übler Zeitgeselle, ließen sie weiterhin im Meer der negativen Gefühle baden.
Daraufhin stellten sich ihr all ihre Freunde in den Weg und wollten Willow vernichten. Ohja, angeblich wollten sie nur die alte Willow zurück, aber sie war nun eine andere Willow. Die dunkle, die schwarze, beinahe eine Halbgöttin. Keiner konnte sie aufhalten. Sie lachte über die amüsanten Versuche der Scoobie-Gang, was jedoch ein verhöhnendes Lachen voller Hass und Zorn über all die negativen Dinge war, die sie innerhalb der letzten Jahre mit und bei diesen Menschen hatte erleiden müssen. Dann kam sogar Giles mit geborgter Kraft aus England zurück um sie zu stoppen.
Doch stattdessen gewann sie bald schon die Oberhand und saugte die Energie aus ihm in sich auf. Leider war diese mit weißer Magie „verschmutzt“ und zusammen mit der bereits erlangten schwarzen Macht konnte Willow nun alle Emotionen aller Menschen spüren. Durch die Konzentration ihrer Empfindungen auf den Verlust ihrer geliebten Tara spürte sie jedoch nur Schmerzen und Kummer der Menschen, ganz so als sei es ihr eigener Schmerz. Sie musste dem ein Ende bereiten, sie konnte nicht länger fühlen. Sie wollte nicht länger fühlen. Es zerriss ihr Herz in tausend Stücke, immer und immer wieder. Es war zu viel. Zu viel für sie und für die Welt. Dieser Erdball voller Verluste, Qual und Schmerz. Die Pein der armen Bastarde, die sich Menschen nannten, musste beendet werden.
Alle hatten ein Recht darauf in Frieden zu ruhen. Ergo war sie hier, auf Kingmans Bluff. Hier sollte alles enden. Willow steigerte den Fluss der schwarzen Energien in die Tempelanlage, damit es schnellstmöglich beendet werden würde. Ein Teil von ihr schrie verzweifelt es nicht zu tun, doch für diesen Teil war es fast zu spät. Eine überwältigende Mehrheit von anderen Stimmen brüllte in einem Crescendo einstimmig der Hexe in Gedanken zu, es zu beenden, die Welt zu erlösen. Die steinerne Götzenfigur von Proserpexa, bestehend aus einer nackten Frau mit Schlangen an der Tempelspitze befestigt, begann zu glühen. Ihre Macht war es, die Willow fehlte. Durch sie konnte sie das Wunder vollbringen und alles beenden. Alles.
Für einen kurzen Moment spürte sie die Verzweiflung von Buffy, die mit ihrer Schwester Dawn in einer Erdgrube festsaß. Buffy Summers, die Jägerin, wollte gegen irgendetwas ankämpfen? Nun, einen Kampf sollte sie bekommen. Just in dem Augenblick, als Willow in Buffys Gedanken zu hören war und sich mit ihr darüber unterhielt dass die Erde nur durch vollständige Vernichtung von aller Qual für immer erlöst werden konnte, bekamen die Jägerin und Dawn Besuch. Begleitet von Willows Worten „Ich war es, die dich aus der Erde holte. Nun will dich die Erde zurück!“ ballte sich die Natur selbst aus Wurzeln und Erde zu dämonischen Wesen zusammen. Die Jägerin wollte kämpfen, also sollte sie ihren letzten, finalen Kampf bekommen. Sie sollte kriegerisch sterben wenn die Welt untergehen würde. Doch warum tat Willow dies? Aus Mitgefühl? Damit die Jägerin nicht aus Langeweile verzweifelte und etwas hatte gegen das sie ankämpfen konnte? Ein letztes Geschenk beim Untergang der Erde? Die Hexe stutzte für einen kleinen Augenblick.
Doch dann wischte sie die Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf das Götzenabbild. Mehr Energie musste in den Tempel. „Proserpexa, lass die reinigenden Feuer aus den Tiefen die gepeinigten Seelen niederbrennen und so den süßen Tod bringen!“ verlangte die Hexe. Blitze erschienen und formten sich zwischen Willow Rosenberg und dem Tempel. Die Luft knisterte, bereit sich magisch zu entladen auf Geheiß der Hexe. Ein Wirbel entstand um sie herum als sie abermals ihre destruktiven Energien pulsierend in den Tempel schickte. Die Götzenfigur begann heller zu leuchten. Lächelte sie? Die durch Energie überladene Luft entlud sich in gewaltigen Funken und Blitzen, in deren Zentrum die Hexe stand und ihr nichts mehr anhaben konnte. Sie könnte nach dieser Tat zur Göttin werden, wenn sie sich nicht bereits dazu entschlossen hätte, mit der Welt unter zu gehen.
Doch was war das? Der Energiefluss wurde durchbrochen, ein Hindernis stand im Weg. Willow betrachtete ungläubig Xander.
„Hey schwarzäugiges Mädchen. Was tust du?“ fragte er mit seiner Art von Humor, die manchmal recht unpassend auf die Situation wirkte. Zumindest war es in diesem Moment für Willow unpassend und es ärgerte sie, dass er nun genau zwischen ihr und dem Tempel stand.
„Verschwinde!“ forderte sie von ihm. Hass stieg in ihr auf.
„Oh nein. Du bist nicht die einzige mit Kräften, weißt du?“ meinte er leicht lächelnd.
Willow war verunsichert. Was wollte er? Was faselte er da von Kräften? Sollte er etwa Kräfte besitzen? Geborgte etwa, ähnlich wie Giles? Lächerlich, sie würde diesen Störenfried, denn nichts weiter war er momentan, einfach davon fegen und weitermachen.
„Ich mache keine Witze, Xander. Geht mir aus dem Weg. JETZT!“ rief sie als sie ihren Arm auf ihn zu bewegte und ein Schwall aus schwarzer Energie und Blitzen auf Xander zuflog. „Nein“ schien etwas in ihr auf zu schreien, doch sie ignorierte es. Wollte es zumindest. Sie sah Xander hart gegen den Tempel krachen, als sie aus einem ihr unerfindlichen Grund den magischen Angriff abbrach. Sein schmerzverzerrtes Gesicht regte etwas in ihr. Schmerz, eine andere Form von Schmerz. Sie hatte doch schon genug von Schmerzen. Nein, sie wollte es nicht erneut fühlen. Sie begann erneut den Tempel mit Energien auf zu laden.
Plötzlich trat der doch schwer angeschlagene Xander erneut zwischen ihr und dem Tempel. Abermals blockierte er damit ihre Bemühungen und Wut stieg in ihr hervor. Aber gleichzeitig auch Ver- und Bewunderung . Dieser Xander, der nie etwas richtig machte, zu nichts nutze war, stellte sich ihr nun in den Weg? Warum?
„Du kannst es nicht aufhalten!“ warnte sie eindringlich. Warum tötete sie ihn nicht einfach?
„Ja, das habe ich verstanden. Aber ich weiß nicht wohin ich sonst gehen soll!“ antwortete er. Sie konnte seine Verzweiflung spüren. Nein, weg da, weg mit den Gefühlen. Sie hatte bereits zu viel gefühlt.
„Du warst der beste Freund mein ganzes Leben lang. Die Welt wird jetzt enden, also wo sollte ich denn sonst sein?“ fragte Xander weiter.
Willow, die ihre Gefühle nun blockierte, musste lachen.
„Ist das der Meisterplan? Du stoppst mich in dem du sagst, dass du mich liebst?“ sie verzog die Miene in verhöhnender Verachtung. Wie einfältig dieser Mensch doch war.
„Nun ich wollte mit dir eigentlich fortgehen und dich überraschenderweise von der Klippe stürzen, aber das finde ich zu comichaft.“ scherzte er trocken.
„Immer noch am witzeln!“ meinte sie tadelnd.
„Ich mach keine Witze. Ich weiß du bist in Pein…“ führte er weiter. Er wusste es? Hah, lachhaft. Was wusste er schon, dachte Willow.
„Ich kann mir nicht vorstellen welche unsagbaren Schmerzen du empfindest.“ Moment, fühlte sie jetzt gerade sein Mitgefühl? Ja, aufrichtiges, tiefes Mitgefühl und die Trauer um eine Freundin, die er unendlich liebte, mit der er früher sogar mal eine Familie gründen wollte, wenn Oz nicht gewesen wäre.
„Und ich weiß dass du gerade dabei bist etwas apokalyptisch Böses und dummes zu tun.“ Er schaute kurz auf den Tempel „Und hey… ich will immer noch dabei sein!“ Mist, was war er für ein Idiot, was wollte er erreichen?
„Du bist Willow!“
„Nenn mich nicht so!“ sagte sie ärgerlich.
„Am ersten Tag im Kindergarten weintest du, weil du den gelben Kran zerbrochen hast. Und du warst zu ängstlich es jemandem zu erzählen.“
Sie erinnerte sich. Er war da, die einzige Person die dieses Geheimnis mit ihr behütete und sie verstand.
„Du bist ziemlich weit gekommen. Ok, die Welt zu zerstören ist jetzt kein besonders gutes Ergebnis, aber die Sache ist: ja, ich liebe dich.“ Die Gefühle in ihr begannen sich zu verselbstständigen. Vielleicht war die Dosis an weißer Magie doch zu stark, die sie von Giles raubte?
„Ich liebe Kranbrechende Willow und …“ er machte eine Pause und versuchte sie ein zu schätzen. „… erschreckende, von schwarzen Venen durchzogene Willow. So wenn ich jetzt sterben sollte, soll es hier sein.“ Fuhr er fast schon schluchzend fort. Irrte sich Willow, oder versagte ihm gerade beinahe die Stimme? Sie war verzweifelt. Empfindungen, von denen sie nicht mehr wusste ob es seine oder ihre waren, schienen sie übermannen, übernehmen zu wollen.
Er sagte „Wenn du die Welt beenden willst, dann fang mit mir an!“
Nein, das konnte er nicht verlangen. Ein Schrecken durchfuhr sie. Doch dann fragte sie sich warum denn? Sie würde die Zweifel loswerden, wenn er tot war, zusammen mit seinen verstörenden Gefühlen. Oder waren es ihre?
„Ich habe es verdient!“ meinte er. Ohja, das hatte er, musste sie innerlich lachen.
„Du denkst ich würde es nicht?“ bedrohte sie ihn. Etwas in ihr wurde lauter, wollte ihn in tausend Stücke reißen.
Er schüttelte den Kopf. „Es ist egal.“
Sie begriff es nicht. Keinem war egal ob er lebte oder nicht. Aber er sprach die Wahrheit, das konnte sie fühlen. Drecks Gefühle.
Er ergänzte „Ich liebe dich dann noch immer…“.Das war zu viel.
„Halts Maul!“ meinte sie zornig und wollte sein Gesicht häuten. Doch… sie riss ihm nur ein paar blutige Wunden auf seiner linken Wange. Was war mit ihrer Kraft los? Hatte sie zu viel davon bereits verschwendet? Oder zuviel in den Tempel gepumpt? Nein, das konnte nicht sein, sie steckte noch voller Energien und der Tempel war erst zu etwas mehr als der Hälfte wieder mit magischen Energien beseelt. Sie hasste ihn, da sie versagte.
„Ich liebe dich!“.
Wütend versuchte sie es erneut, diesmal an seinem Oberkörper. Er hielt sich die Brust und brach zusammen, jedoch nur um wieder auf zu stehen und sie an zu schauen. Sie konnte seinen Schmerz fühlen, warum gab er nicht einfach auf? Eine große Wunde zierte seine Brust.
„Ich… liebe dich!“
„HALTS MAUL!“ verlangte sie. Vielleicht würde ein Strahl tödlicher Blitze und Magie direkt ins Herz zum schweigen bringen. Doch als sie ihren Arm bewegte und genau das ihn zusammen zucken ließ, bedauerte es sie. Wieso? Bedauern? Es sollte kein Bedauern geben. Nun konnte sie die verzweifelten Rufe von Proserpexa in ihren Gedanken hören. Worauf wartest du noch, Schwarzmagierin? Mach ihn fertig.
Ungläubig, durchströmt von Tausend Gedanken und Gefühlen sah Willow ihren rechten Arm an, der vor versiegender Energie zeugte. Es gelang ihr nicht so recht Xander offensiv an zu greifen. Was war nur los? Sie verzweifelte. Denk nach, schallte sie sich. „Nicht denken, töten.“ verlangte Proserpexa in ihren Gedanken. Xander keuchte und kam ihr entgegen.
„Ich liebe dich Willow!“
„STOPP“ verlangte sie erneut und bewegte nun beide Arme auf ihn zu. Doch die Luft knisterte nur aufgrund falscher magischer Entladungen. Xander selbst wurde von Blitzen kurz eingehüllt und er zuckte instinktiv zusammen. Doch wurde er durch nichts beeinflusst.
Sie versuchte es noch mal. Und noch mal. Blitze knisterten an ihren Armen, doch keiner verließ sie und drang in Xanders Körper tötend ein. Warum? Ich will töten. „Ja, Hexe, töte“. Nein, doch nicht Xander. Alles in ihr geriet durcheinander. Tränen der Verzweiflung, der Scham und der Wut brannten in ihren Augen. Sie schluchzte sogar.
„Ich liebe dich!“ meinte Xander nun auch langsam weinend.
„Stopp“ kam es aus Willows Mund, doch sie beobachtete sich hilflos, wie sie die Arme vorstreckte und nichts passierte. Sie brach vollends in Tränen aus. Warum wollte sie ihn töten, der einzige der Scoobie-Gang, der sie nicht unschädlich machte, sondern einfach nur bei ihr sein wollte. Sie liebte. Und sie damit doch unschädlich machte. Er war nun ganz nahe und wütend klopfte sie ihre Fäuste auf seine Brust. Tränen kullerten scharenweise aus ihren Augen. Sie sah dass er auch weinte und die Schmerzen der Wunden ignorierte. Sie starrte auf seine Brustwunde. „Ogott, habe ich das getan?“ dachte sie. „Ich wollte ihn töten, warum?“
Verzweifelt stoppte sie ihre Schläge. Ein Meer von Gefühlen schwappte über ihre innere Blockade und sie ließ einfach los. Sie konnte nicht anders. Es war zu viel. Die Anstrengungen der letzten Tage, die innere Zerrissenheit und der Wahnsinn der sie anheim fiel. Sie ließ los.
Als sie drohte vornüber zu kippen, fing sie Xander zärtlich auf und bettete ihren Kopf an seine Schulter. Er musste knien, da Willows Beine versagten. Sie war nur noch ein heulendes Häufchen Elend. Er musste nun auch stärker mitheulen. Beinahe hätte er sie verloren, hätte sie ihn umgebracht. Doch das war egal, er wollte nur an ihrer Seite sein. Willow spürte auch das.
Ihre schwarzen Haare wurden wieder rot, ihre Augen wieder normal und die geschwärzten Adern auf ihrem Körper verschwanden. Sie wollte um Verzeihung bitten, wollte dass er sie dafür tötete für all das was sie verbrochen hatte. Für all die Gedanken, die sie zu all den dunklen Taten trieben. Sie wollte nicht mehr leben. Wie konnte sie mit der Schande leben, beinahe im Selbsthass alles zerstört zu haben? Doch sie brachte kein Wort über ihre Lippen, sie konnte sich nicht mal zu ihm umdrehen. Zu schwer war die erdrückende Last die sie festhielt und sie schluchzte nur. Sie ließ alles raus und heulte sich richtig aus. Innerlich schrie eine fast erstickte Stimme ein letztes Mal auf. Doch es war unwichtig, es war sowieso nicht ihre. Nur ein Wesen voller Hass. Sie hatte genug von Hass und Zerstörung. Sie wollte Frieden. Mit sich selbst und mit Xander. Mit allen.
„Ich liebe dich!“ meinte Xander noch ein weiteres Mal. Diese Worte schmerzten und beglückten sie zugleich. Gemeinsam saßen sie einfach da, Arm im Arm, als der Morgengrauen die Welt erstrahlen ließ.
Die Welt schien auf zu atmen. Ein Fluch war genommen. Die magischen Energien waren wieder im Gleichgewicht und die Natur konnte aufleben. Wie zum Trotz und zur Feier eines Sieges strahlten Blumen und Pflanzen überall auf. Die Sonne schien freundlicher zu strahlen und goldenes Licht umspielte alles, ließ alles freundlicher, positiver und hoffnungsvoller erscheinen. Die Erde schüttelte die letzten Reste der schwarzmagischen Zwänge ab und erholte sich im Nu, als hätte es nie eine Bedrohung gegeben.
An einem anderen Ort atmeten eine handvoll Leute auf. Die einzigen, die wirklich wussten, was beinahe passiert wäre. Giles erzählte Anya, dass Xander es war, der Willow zur Vernunft bringen konnte. „Xander?“ fragte sie. Einen Namen, den sie eigentlich liebte, doch sich fest vorgenommen hatte aus ihrem Vokabular zu streichen. Doch er hat die Welt gerettet?
„Er war es, der Willow im richtigen Zeitpunkt erreichen konnte. Er rettete uns alle!“ fügte Giles hinzu und lächelte eine verdutzte Anya an.
Buffy weinte und kurz danach realisierte sie, dass Dawn meinte sie weinte nur weil die Welt doch nicht zerstört wurde. Schockiert wegen dieser Erkenntnis entschuldigte sich Buffy bei Dawn aus tiefsten Herzen. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war und vieles falsch gemacht hatte. Das würde sie nun ändern. Sie würde die zweite Chance der Welt nutzen um Dawn alles Schöne auf der Welt zu zeigen. Es gab so viel für was es lohnte zu leben, doch Dawn bekam immer nur das bittere und schlechte von Buffy mit. Doch von nun an nicht mehr. Sie umarmte Dawn schluchzend.
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Tief in einer Höhle unterhalb eines afrikanischen Landes lag ein erschöpfter blonder Vampir mit dem Rücken auf dem Boden. Sein Oberkörper hatte einige hässliche Narben und Brandflecken durch einige Stunden andauernde Kämpfe mit seltsamen Kreaturen abbekommen. Es war alles Teil von Prüfungen. Seine schwarze Lederhose und seine ebenfalls schwarzen Lederboots waren schon ganz zerfleddert. Da kam etwas näher. Ein mächtiger Dämon, der dem Vampir diese Prüfungen auferlegte, die dieser mit höchster Anstrengung überstand.
„Du hast die Prozedur erfolgreich hinter dich gebracht.“ meinte der Dämon.
„Verdammt richtig, habe ich.“ meinte der erschöpfte Vampir von sich selbst überzeugt. Mit Müh und Not konnte er sich langsam drehen und blickte, sich aufrichtende mit den Händen auf den Boden gestützt, zum Dämon auf.
„So wirst du mir endlich geben, wofür ich kam? Mich zu dem machen was ich war, damit Buffy bekommt was sie verdient?“ fragte er mit einem bitteren Ton in der Stimme. Er wollte endlich wieder ein richtiger Vampir sein. Der Chip in seinem Kopf machte ihn zu einem schwanzlosem Lurch, der verzweifelt war und meinte nur noch Liebe für seine ehemalige Gegnerin, Buffy die Jägerin, zu empfinden. Er erhob sich und sah den Dämon hoffnungsvoll an.
„Ganz recht. Wir werden dir was zurückgeben…“ meinte der Dämon. Dann legte er die Hand auf die Brust des blonden Vampirs und fuhr fort „… deine SEELE!“
Der blonde Vampir Spike schrie vor Schmerz auf, während seine Augen und seine Brust intensiv weiß zu glühen anfingen…
+ + +
Ein Jahr zog ins Land. Ein Jahr voller Zweifel, Schmerzen, Tod, Pein, aber auch Hoffnung, Glück, Lebenslust und Liebe. Ein Jahr in dem Willow vieles über sich, die Welt, Freunde und Gut und Böse lernte. Sie zweifelte zunächst, dass sie wieder dem Bösen anheim fiel, grausam Menschen töten oder häuten würde und schwarze Magie sie zu übernehmen drohte. Ein Teil, wenn auch mittlerweile nur noch ein geringer, zweifelt noch immer daran, dass sie immun gegenüber dem Dunklen war. Doch sie wurde stärker. Stärker in ihrem Glauben, stärker in ihrer Art und stärker in den Dingen, die sie tat. Sie wuchs erneut über sich hinaus.
Ohne ihre Freunde wäre sie nie so weit gekommen. Zunächst nahm sie Giles mit nach England. Bestimmt um sie zu bestrafen, zu peinigen oder für immer weg zu schließen, dachte sie. Hoffte sie. Doch dem war nicht so. Stattdessen lernte sie. Über die Welt, über die Natur, über Mutter Erde und Gaia. Sie lernte andere mächtige Hexen kennen. Hexen eines Hexenzirkels, einer mächtigen Vereinigung. Diese waren es, die Giles die weiße Magie gaben um Willow aufzuhalten. Die weiße Magie, die die ehemals rothaarige und in der Zeit schwarzhaarige Rosenberg fühlen ließ. Willow dachte, dass sie sich vor ihnen fürchten musste, da sie sie bestimmt verbannen würden. Doch obwohl sie teilweise Angst und teilweise großen Respekt vor ihr hatten (oder doch nur Angst?), lehrten sie die rothaarige Hexe wie man richtig mit Magie umging und warum es wichtig war die Magie nicht zu unterschätzen und sie nur so oft einzusetzen wie es wirklich notwendig war.
Giles meinte dann, sie müsse ihre Ausbildung abbrechen und wieder zu Sunnydale. Dort kam das Ureigene Böse zum Vorschein. Der Höllenschlund öffnete sich wieder. Doch zunächst hatte sich Willow vor lauter Selbstzweifel selbst mit einem Fluch belegt Ihre Freunde konnten sie nicht sehen und sie auch nicht ihre Freunde. Das hätte sie beinahe ihr Leben gekostet. Aber auch das schaffte sie zusammen mit ihren Freunden. Und wären ihre Freunde nicht gewesen, hätte sie sich wohl auch selbst zerstört. Teilweise um Tara im Tode wieder zu sehen und teilweise weil sie nicht glaubte, dass sie es verdiente zu Leben. Immerhin hatte sie die gesamte Erde vernichten wollen.
Als dann jedoch das Urböse in Form von Carrie sie zu überzeugen versuchte, dass sie sich umbringen sollte, spätestens dann realisierte sie, dass sie immer noch Buffy und der Gang helfen konnte. Sie half und war auch öfter Ziel des Urbösen. Sie wurde für einen Moment zu Warren, zumindest sah sie zunächst nur so aus. Dann wurde ihre Persönlichkeit mehr und mehr zu ihm. Warren/Willow schlug Amy bei dem Versuch es rückgängig zu machen. Nach einigen Irrungen und nach einem Kuss von Kennedy wurde sie jedoch wieder sie selbst. Sie verliebte sich in Kennedy und die beiden wurden ein Paar.
Als Willow gegen Ende aller Kämpfe in Sunnydale es schaffte, allen potentiellen Jägerinnen genug innere und äußere Stärke durch ihre Magie und einem magischen Artefakt in Form einer uralten Jägerinnen-Axt zu geben, nannte Kennedy sie sogar eine Göttin. In diesem Moment, durch die immense Kraft der weißen Magie, sah Willow auch so aus. Sie bekam weiße Haare, war umgeben und durchdrungen von einem weißen Leuchten und sackte nach dem Zauber erschöpft aber glücklich zusammen. Buffy kämpfte währenddessen zusammen mit der Crew und einigen potentiellen Jägerinnen den finalen Kampf gegen das Ürböse und die monströsen Übervampiren in den Katakomben unterhalt der Highschool Anya wurde im Verlauf der Ereignisse getötet, wie auch einige Anwärterinnen. Spike aktivierte ein Amulett, welches nur von einem mächtigen Wesen mit einer Seele, wie er es war, benutzt werden konnte. Daraufhin fielen die Supervampire zu Staub und die Katakomben stürzten ein. Die Truppe verließ fluchtartig Sunnydale in einem Schulbus, während die Stadt einstürzte und nur noch ein riesiger Krater übrig blieb.
Doch für Willow war es nicht zu Ende. Sie widmete ihre Kraft der Heilung und ihren Freunden, heilte alle Verletzte des letzten großen Kampfs in ihrer ehemaligen Heimat So schenkte sie Xander auch ein neues Auge. Er hatte sein linkes Auge durch den bösen „Priester“ Caleb, der für das Urböse kämpfte, in Sunnydale verloren. Die Hexe studierte wieder fleißig Magie, mit neuem Selbstbewusstsein und Unterstützung in Form ihrer Freundin Kennedy, die ziemlich vorlaut, intelligent und wagemutig war. Sie war es, die Willow auch öfter positiv sinnbildlich vor den Kopf schlug, damit sie aufwachte und sich weder selbst bemitleidete noch ängstigte.
Willow besuchte viele Länder und Völker und vertiefte dort „vor Ort“ sowohl ihr Allgemeinwissen wie auch ihr magisches Wissen und das Wissen um Kulte und magische Bräuche. So besuchte sie auch den Himalaja, währenddessen Buffy weiterhin ihren Urlaub in Europa genoss.
Es gab eine Zeit, in der es so aussah, als wäre mit der Highschool auch das Böse im Krater der Ereignisse begraben worden, doch das Böse gab es auch an anderen Orten, in anderen Formen. So spürte sie eine überwältigende Aura dunkler Macht in Los Angeles. Sie hatte keine Zeit die anderen zu warnen und sagte selbst Kennedy nichts. Schließlich wollte sie ihre neue Liebe nicht ebenso verlieren wie ihre alte. Also verfasste sie schweren Herzens einen Abschiedsbrief und steckte ihn in einen Zustellungsbriefkasten auf dem Weg nach L. A.. Sollte sie am nächsten Tag nicht mehr Leben, was sie natürlich vermeiden wollte, würden Kennedy und damit Buffy und all die anderen bescheid wissen. Falls sie jedoch überlebte, konnte sie noch rechtzeitig den Brief am Hausbriefkasten abfangen.
In L. A. angekommen, spürte sie die heftigen Turbulenzen dämonischer Aktivitäten und lokalisierte deren Ursprung. So schnell wie möglich gelangte sie dorthin und stieß auf Angel und sein Team, bestehend aus Spike, Gunn und einer veränderten Fred. Schnell heilte sie den verletzten Gunn zu voller Stärke, wobei sie erfuhr dass diese Blauhaarige eine Dämonin namens Illyria sei. Doch mehr konnte sie nicht erfahren, da der Kampf bereits begonnen hatte. Sie hielt sich im Hintergrund auf, schaffte es die Hälfte der Dämonen in einer Energiebarriere zu halten und stärkte das Team mit immenser Kraft zum Kampf.
Als sie spürte, dass hinter ihr ein Dämon auftauchte, schaffte sie es noch gerade rechtzeitig ihm einen weißen Energiestrahl entgegen zu schicken, was ihn vernichtete. Dann drehte sie sich um und sah, dass Angel sich um einen herumfliegenden Drachen kümmern wollte. Dazu stieg er halb springend und halb kletternd an einem Haus hoch. Die anderen kämpften ziemlich erfolgreich am Boden gegen die noch außerhalb der Barriere übrig gebliebenen Gegner. Illyria fegt dabei schneller durch die Gegner, als Spike und Gunn es in Erinnerung haben. Sie staunen einen kurzen Moment, doch kämpfen sie weiter da, wie Spike meinte, jeder Dämon den Arsch von ihnen getreten haben wolle.
Die Hexe konnte spüren, dass der Drache an sich weder Gut noch Böse war, jedoch war er von Wolfram & Hart jahrelang gefangen gehalten worden und nun entsprechend wütend. Er war verunsichert, wer seine wirklichen Feinde waren und griff Angel nur deshalb an, weil dieser sich ihm entgegen stellte. Da sie nicht schnell genug bei Angel sein konnte, um ihn davon abzuhalten gegen den Drachen zu kämpfen, ließ sie den Drachen ihre Hoffnung und ihre Furcht gegen die anderen Dämonen spüren. Dabei versuchte sie ihn zu beschwichtigen und brachte ihn sogar soweit, dass er die Gegner des Teams am Boden mit seinem Feueratem bekämpfte. Der erstaunte und verdutzte Angel wusste in der ersten Sekunde nicht so recht, was er daraus machen sollte. Also sagte sie ihm etwas, was danach offensichtlich wurde. „Angel, der Drache kämpft auf unserer Seite!“ schrie sie ihm entgegen und schickte es ihm auch mittels Gedanken. Sofort verstand Angel und sprang auf den Riesen, der gerade das Haus, auf dem Angel stand, zu zerstören drohte. Willow war gleichzeitig fasziniert und verwundert, als Angel es doch tatsächlich schaffte, dem Riesen den Kopf halb ab zu schlagen und halb ab zu reißen. Laut krachend knallte der Kopf zu Boden und überrollte noch ein Fahrzeug, bevor er in Feuer aufging.
Da brach die Barriere, die Willow errichtet hatte und der Rest der Dämonen griff ins Geschehen mit ein. Willow benutzte all ihre Überzeugungskraft um den Drachen zu ihr zu bitten. Sie bat in Gedanken darum den Drachen reiten zu können, um sich ein Bild des Ausmaßes zu machen. Häuser waren ebenfalls wie Autos und Straßen zerstört und Willow benutzte die Wut des Drachen, um die Horde der Gegner mittels Drachenodem anzugreifen. Sie brauchte fast ihre ganze Energie um weiterhin dem Team Kraft zu geben und den Drachen auf ihrer Seite zu halten. Als Gunn tödlich von einem drei Meter hohen Dämon, ein Berg an Muskeln und Stärke, von hinten getroffen wurde, war sie einen kurzen Moment abgelenkt. Das reichte dem Drachen, um sie wütend ab zu schütteln. Während sie zu Boden stürzte und im allerletzten Moment eine Art Schwebezauber vollbringen konnte um mehr oder minder sanft zu landen, wurden Gunns Innereien von dessen Angreifer ausgerissen und Gunn fiel tot zusammen.
Am Boden konnte sich Willow gerade aufrappeln, doch hatte sie keine Chance sich ein Bild von der Situation zu machen, da sie von zugleich drei Gegnern angegriffen wurde. Einem schleuderte sie einen großen Feuerball entgegen und zwei andere tötete sie mit Blitzen aus ihrer Rechten. Sie bediente sich dann offensichtlich von weißer und schwarzer Magie gleichzeitig, bestrebt darin die Gegner zu dezimieren, die um sie herum waren. Von einer Schockwelle, hervorgerufen durch einen dämonischen Warlock, wurde sie über die Köpfe von Freund und Feind hinweg gegen eine Hauswand geschleudert. Verzweifelt und voller Angst berührte sie noch im Flug die Gedanken des Drachens. Dieser wollte vom Kampf nichts mehr wissen und war bereits dabei Los Angeles zu verlassen, auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Er verschloss seine Gedanken vor ihr. Sie blieb ohnmächtig am Boden liegen, nachdem sie hart gegen die Mauer prallte und herabfiel.
Spike meinte gerade „Gegen Warlocks haben sich Zähne schon immer bewährt!“, als er sich auf ihn stürzte. Doch der schleuderte ihn hoch in die Luft. „Tja, dann muss ich wohl auf den Kopf von diesem…. Hässlichen Ding landen“ meinte Spike weiter, als er auf einen anderen Gegner zuflog und ihn den Kopf verdrehte. Sprichwörtlich. „Wie sagte der Highlander immer? Pass auf deinen Kopf auf!“ witzelte er und wurde von einem Blitzstrahl des Warlocks zu Boden geschleudert, der ihn eigentlich hätte töten sollen. Doch es war wohl die Kraft Willows, die ihn immer noch schützte. „Du weißt auch nie, wann du eigentlich sterbend zu Staub zergehen solltest! Ständig lebst du irgendwie weiter!“ spottete Angel über Spike, gerade als der Warlock nahe genug kam um Angel mit einem Fußtritt von einem auf fünf Meter verlängerten Bein hart zu treffen. Angel landete unsanft auf dem Rücken. Spike lachte als er aufstand und meinte „Und du weißt nie wann es besser ist die Fresse zu halten. Oh…“ machte er noch, als er sich drehte und der Warlock ihn gerade ebenfalls treten wollte. Doch da durchtrennte Gunns Axt das lächerlich lang gezogene Bein des Warlocks, das von Illyria mit übermenschlicher Schnelligkeit rotierend geworfen wurde.
Willow wachte auf und sah einen Warlock, der gerade sein Bein verloren hatte und auf dem anderen balancierte, während er versuchte sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Aus ihren Augen schoss die Essenz weißer Magie direkt in seine. Er begann in Bruchteilen einer Sekunde zu glühen und zu explodieren. Seine Körperteile und Körperflüssigkeiten verteilten sich um ihn herum. Angel, der dastand und von Kopf bis Fuß mit einer ekelhaften Masse dämonischer Überreste verschmiert war, meinte „Warum bekomm ich immer das ekelhafte Zeug im Kampf ab?“ Spike antwortete prompt „Weil du schon immer der sülzende, liebäugelnde Vampir gewesen bist. Schleim zu Schleim.“
„… Und Staub zu Staub, Spike. Vergiss das nicht.“ konterte Angel, als er gerade ein spitzes Holzstück anhob.
Spike meinte beleidigt „Ein Holzpflock? Jetzt bist du gerade genauso eine Schlampe wie die Jägerin… „ überlegte und meinte leicht lachend „nun, eigentlich sieht sie besser aus, ist besser im Bett und ich würde sie normalerweise nie Schlampe nennen… dich dagegen schon!“ und zeigte nickend mit einen Finger auf Angel.
Angel drohte wütend mit dem Holzpflock „Noch ein Wort über die Jägerin und ich schwöre dir, ich beende es hier und jetzt.“
„Okok, verrückt gewordener, beseelter Vampir mit einem Vampir-Tötungswerkzeug in der Hand.“ Er blickte sich um und fragte „Gibt es für dich nicht irgendwo noch einen Dämon? Dann kannst du dich weiterhin abreagieren!“
Das Team sah sich um, alle waren ziemlich erschöpft, aber sie hatten es fast geschafft. In einer weiteren Viertelstunde jagten sie den Rest der mittlerweile fliehenden Dämonen und töteten sie. Danach gaben sie sich das Versprechen sich in der nächsten Nacht um 22.00 Uhr wieder zu treffen und flohen vor der Ankunft von Polizeitruppen und Helikoptern. Zum Glück wurde keiner von ihnen gesehen als sie sich vom Kampfgeschehen entfernten. Spike gelang zu seiner Wohnung, Willow und Illyria in ein Hotel in der Nähe (die Hexe ließ den Mann am Empfang ihre Müdigkeit spüren, woraufhin er einfach einschlief und sie sich den Schlüssel zu einer Suite nahm) und Angel… nun, er verriet nicht, wohin er gehen wollte.
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Am nächsten Morgen wachte Willow erschöpft aber gut geschlafen auf. Die Nacht war anstrengend und die Kämpfe waren hart gewesen. Doch sie hatte überlebt. Sie sah zur Decke und wunderte sich. Dort oben war ein etwa zwei Meter breiter und ebenso langer Spiegel angebracht. Sie sah sich selbst. Die Decke und das Bett waren in Rot gehalten, es sah etwas schimmernd aus. Ja, es war so was wie Satin, jetzt konnte sie auch ein wenig Kühle spüren, als sie ihr Bein bewegte. Sie sah wie sich leicht die Kurven ihres Körpers unter der Decke abzeichneten. Ihre Haare waren durchwühlt. Sie hatte Ringe unter den Augen und sah völlig fertig aus. Sie spürte auch, dass sie nicht nur körperlich erschöpft war. Ihre magischen Kräfte waren dabei sich „neu auf zu laden“. Sie hatte fast alle Zauber und Magie in der Nacht gewirkt, die sie kannte. Sie hatte sogar wieder schwarze Magie benutzt um effektiver und schneller die Gegner bewältigen zu können. Um besser zu töten.
Sie schallte sich in Gedanken eine Närrin. Hatte sie wirklich geglaubt, sie könnte alles, was sie über die schwarze Magie lernte, alles darüber was nun ein Teil von ihr war, dass sie das alles vergessen könnte? Wegschließen? Nun, vielleicht. Doch spätestens seit dieser Nacht wusste sie, dass die schwarze Magie genauso wie die weiße Magie immer ein Teil von ihr sein würde. Etwas auf das sie zurückgreifen könnte, etwas das in ihr schlief um im richtigen Moment zu erwachen. Sie musste deshalb ihre Gefühle beherrschen lernen. Sie wusste auch, dass es nur zum Teil ihre Schuld war, dass sie bei Taras Tod damals Amok lief. Der andere Teil waren die Verlockungen der schwarzen Magie und ihre Einflüsterungen, denen sie in diesem Moment nicht widerstehen konnte. Genauso wie es letzte Nacht kurz so gewesen war. Doch sie beherrschte sich und ließ weiße Magie ebenso aus sich heraus. Das machte die schwarze Magie nicht überwiegend. Aber auch die weiße Magie wurde von ihr nicht überwiegend genutzt. Es war mehr ein Grau. Hatte sie eine gesunde Mitte gefunden? Gab es das überhaupt?
Sie sah weiter in den Spiegel, jedoch was jenseits des Bettes war. Dann erschrak sie, als sie eine leicht blaue Gestalt zur Hälfte im Spiegel sehen konnte und richtete sich abrupt auf. Der Schmerz. Das hätte sie nicht tun sollen. Sie bemerkte erst jetzt ihre Kopfschmerzen und schloss noch während ihrer Bewegung fast automatisch die Augen. Sie atmete tief ein und zwang sich die Augen zu öffnen. Immerhin war sie momentan für die andere Gestalt angreifbar. Sie öffnete und schaute wer mit ihr im Raum war.
Illyria, dachte sie. Stimmt, jetzt fiel es ihr wieder ein. Illyria und Willow haben sich ja in der Nacht mit letzter Kraft in ein Hotel geschafft und sind in der Suite unter gekommen, dank Willows Schlafzauber. Sie sah zur Tür. Ja, der Schlüssel steckte noch von innen. Illyria dagegen schlief nicht im anderen Bett des kleinen Raumes zur linken, sondern saß an einem Mahagoniholztisch auf einem Baststuhl und sah zu Willow. Kein Lächeln, keine traurige Miene und auch keine sonstige Art von Emotion in Illyrias Gesicht. Nur ein kalter, berechnender Ausdruck. Jenen Ausdruck hatte sie auch schon die Nacht während der Kämpfe gehabt.
„Du brauchst länger als ich um deinen Körper auf einen erholten Zustand zu bringen!“ sagte Illyria fast tonlos.
„Ich.. .was?“ Willow versuchte zu verstehen und durch den Kopfschmerz hindurch sickerte ihr die Bedeutung der Worte und sie verstand den Satz dann doch.
„Oh… ja!“ waren die einzigen Worte, die sie entgegnen konnte. Sie lächelte ein wenig und sah Illyria an. Blauschwarzer Kampfanzug, das Blut der nächtlichen Kämpfe war abgewaschen, blaue Lippen, blaue Pupillen und die vorderen Strähnen ihres Haares sowie ihre obere Stirn waren ebenfalls blau. Die Haut war nicht ganz so, wie sie sein sollte. Jedenfalls nicht wie die Haut von Fred war. Ein graublauer Schimmer und eine gewisse Blässe schienen mal hier und mal dort über der Haut zu liegen. Die Nackenpartie dagegen war dunkel verfärbt. Eine eigenartige Gestalt, fand Willow. Exotisch und faszinierend. Der Kampfanzug war sehr eng und Figurbetont. Er schien aus Latex zu bestehen. Willow konnte sogar einen Brustnippel von Illyria sehen. Sie zwang sich woanders hin zu schauen und entschied fast im gleichen Moment erst mal auf zu stehen. Sie wollte nur weg vom Bett, weg von Illyrias starrenden Augen.
Aber warum starrte Illyria? Willow, die sich gerade vom Bett erhoben hatte, sah zurück zu Illyria und wollte etwas sagen, als Illyria, die den Kopf irgendwie schief gelegt hatte und den Körper der Hexe betrachtete, den Mund öffnete.
„Warum scheinst du dich unsicher zu fühlen?“ sagte Illyria und sah Willow wieder in die Augen.
„Ich…“ begann Willow. Das war doch lächerlich, das ganze Gespräch. Willow hastete zum Bad und gab noch ein „.. muss aufs Klo!“ von sich. Tür auf, rein, Tür zu.
Illyria sah zur Badtür. Diese Hexe war eine faszinierende Gestalt. Und die Wunder die sie in den Kämpfen vollbrachte. Beinahe so mächtig wie Illyria zu ihren Glanzzeiten, als sie als Dämon über die Welt herrschte. Wenn diese Hexe nicht gewesen wäre, wäre die Nacht ihr Untergang gewesen, spürte Illyria. Und nicht nur ihrer, sondern der der ganzen Gruppe.
Warum nur spürte Illyria diese ganzen Emotionen, die sie früher nicht mal kannte? Dankbarkeit, Schmerz, Kummer, Freude und andere, deren Ursprung oder Art sie noch nicht so recht einordnen konnte. Dies verspürte sie alleine in diesem Moment.
Gunn und Wesley waren tot, dachte sie immer wieder. Sie wusste nicht, warum sie diese simple Tatsache alle paar Minuten bis Sekunden erneut feststellte. Vielleicht weil Fred, in deren Körper sie steckte, einst diese Menschen liebte? Schließlich hatte sie Freds Erinnerungen übernommen. Erneut spürte sie ein Schmerz in ihrer Brust. Wesley war tot. Gunn war tot. Sie würde nie wieder ihre Stimmen hören.
Die Tür zum Bad flog plötzlich auf, als Willow, immer noch nur in ihrer Unterwäsche, heraus stürmte, dem Telefon entgegen. „Ich muss dringend wen anrufen!“ sagte sie noch, als sie bereits abhob und hastig wählte. Dann kreisten ihre Finger kurz über den Tasten, als sie fluchend wieder auflegte und erneut begann zu wählen. Sie richtete sich auf und sah kurz zu Illyria rüber, wobei sie ein kurzes, beinahe verzweifeltes Lächeln zeigte. Dann sah sie wieder weg, zuerst zur Wand, dann zum Telefon.
Mist, dachte Willow. Sie hatte den Brief fast völlig vergessen. Die Post musste bald da sein. Hoffentlich erreichte sie Kennedy noch. Dann hörte sie Kennedy „Hallo“ sagen.
„Hi, warst du schon am Brief…“ sagte sie und stoppte als sie weiter lauschte. Mist, Anrufbeantworter. Sie wollte schon wieder auflegen, als ihr ein Gedanke kam. Besser Anrufbeantworter als überhaupt keine Nachricht. Es piepste am anderen Ende der Leitung.
„Ja, hallo. Es tut mir Leid dass ich mich nicht früher meldete. Aber ich musste dringend nach L. A.! Ich sage dir warum, wenn ich wieder zurück bin. Leider wird das erst morgen sein. Ich vermisse dich, meine Auserwählte. Ach und noch was. Wenn du einen Brief von mir heute in den Kasten geworfen bekommst, mach ihn bitte nicht auf, hörst du? Warte, bis ich zurück bin. Bis dann.“ Dann schmatzte sie einen Kuss ins Telefon und legte auf.
Illyria sah sie immer noch an, stellte Willow fest. „ähm… also ich gehe erstmal duschen und so. Du kannst ruhig weiter vor dich hin starren wenn es dich glücklich macht… oder bestell dir doch was vom Zimmerservice oder so. Aber ich muss mich dringend fertig machen. Oder musst du auch auf Toilette?“ sagte sie etwas hastiger als beabsichtigt. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Illyria, die wieder den Kopf schräg stellte, antwortete.
„Die Bedürfnisse des Körpers befriedigte ich bereits heute Morgen, als du schliefst. Ich habe momentan keinen Bedarf daran Flüssigkeiten ab zu lassen.“ sagte sie ausdruckslos.
Flüssigkeiten? Ohgott, redete sie von Sex auch auf diese kalte Art und Weise? Und Willow wollte erst gar nicht darüber nachdenken welche Bedürfnisse Illyria heute Morgen bereits befriedigte. Sie drehte sich um, stoppte jedoch als Illyria erneut etwas sagte.
„Wo willst du eigentlich hin? Wir treffen uns erst um 22.00 Uhr diese Nacht wieder. Angel und Spike können bei Tag auch nicht raus und schlafen wohl noch. Der Rest von uns…“ war das ein trauriger Ausdruck in ihrem Gesicht? „… ist tot. Ich spüre immer noch große Trauer. Um beide, Wesley und Gunn…“
Willow stutzte, ein Schmerz durchzuckte sie. Verdammt, Gunn und Wesley. Ja, sie hatten es nicht geschafft. Sie waren tot. Für immer. Obwohl, für immer? Nicht, wenn sie etwas dagegen unternehmen konnte. Sie musste sich beeilen….
Gerade, als Willow erneut Richtung Bad gehen wollte, schrie Illyria
„Warum? Wie könnt ihr Menschen mit diesen Schmerzen leben? Diese Gefühle, die den Körper auseinander reißen zu drohen, doch der Körper trotzdem erhalten bleibt?“
Weinte Illyria etwa? Ja, ihre Augen waren wässrig und feine Linien waren dabei über ihre Wangen zu gleiten. „ Ich habe so was noch nie gespürt. Ich will das nicht.“ sagte sie nun wieder im für sie normalen Ton.
Willow war verunsichert und sah die Dämonin namens Illyria, die in Freds Körper steckte, einfach nur an. Sollte sie sie trösten? Ein Versuch konnte nicht Schaden, doch was sollte sie sagen? Wie tröste man einen Dämon, der das erste Mal im Leben den Verlust eines Menschen spürte? Spürte Illyria vielleicht eine ähnliche Wut, wie Willow damals, als Tara in ihren Armen starb? Vorsichtig ging Willow auf Illyria zu. Sie meinte „Ich… spüre auch diese Schmerzen. Sie sind leider normal, unter den Umständen jedenfalls.“ Umstände, schallte sie sich. Beinahe genauso gefühlskalt wie Illyrias Sätze. Sie ging zu Illyria und blieb neben ihr stehen, unsicher was sie tun sollte.
Die Dämonin sah die Hexe an. „Wann hört es auf? Es hörte nicht einmal auf, als ich kämpfte oder schlief. Diese Gefühle verfolgen mich. Wann hört es auf?“ wollte sie wissen und heulte schließlich wirklich. Unsicher berührte Willow fast zaghaft die Schulter der Dämonin. Plötzlich richtete sie sich auf. Willow erschrak und zuckte zurück, doch Illyria achtete nicht darauf, sondern hielt Willows Oberarme fest und zog sie leicht heran. „Du bist doch eine Hexe, kannst du nichts tun? Ich hatte einst die Kraft, die Zeit zu manipulieren und Tote zurück zu holen, aber jetzt nicht mehr. Kannst du das tun?“ fragte die Dämonin verzweifelt und schnell.
Willows Kopf pochte wieder als sie versuchte ihre Überraschung ab zu schütteln und ihre Gedanken zu ordnen. Sie bewegte ihren Kopf leicht verneinend hin und her als sie sagte „Ich weiß es nicht… nicht genau jedenfalls. Ich könnte, vielleicht.“
„Dann sollten wir gehen. Jetzt!“ verlangte Illyria fast drohend.
„Ja, ja schon. Ich…“ Illyria drehte sich und ging zur Tür, wobei sie Willow mit dem Griff an einem Arm mitzog.
„Aber so doch nicht!“ protestierte Willow und riss sich los. Illyria stutze und sah sie an. „Ich muss mich erst waschen und so was. Außerdem bin ich doch noch in Unterwäsche.“ meinte die Hexe. Illyria sah sie an und sagte „Ich kann nicht sagen, dass das für mich von Belang ist. Irgendwie scheine ich euch so sogar lieber zu sehen.“
Willow rätselte einen kurzen Moment entsetzt. Was sagte sie da? Sie will mich lieber in Unterwäsche sehen? Sagt sie das, weil sie sich auch von Frauen, von mir angezogen fühlt? Oder nur, weil sie denkt sie müsste das sagen, weil sie weiß ich bin lesbisch und sie… Ja was eigentlich? Willow schüttelte den Kopf. „Ich… muss mich beeilen…“ sagte sie, sammelte ihre Sachen und ging zur Badezimmertür. Zurück blieb eine von ihren Gefühlen überrumpelte, verwirrte Illyria.
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Die schlanke, braunäugige und dunkelhaarige Kennedy kam gerade vom Einkaufen zurück und schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Nun, eigentlich war es ja ihre und Willows Wohnung. Doch seit gestern war Willow weg. Mal wieder. Kennedy machte sich Gedanken, was denn nun schon wieder mit ihr los sei. Willow konnte manchmal recht eigensinnig sein. Klar liebte Kennedy sie, doch hatte sie öfter das Gefühl, als wolle sie Willow nicht so recht in ihre Gefühlswelt einweihen. Sie schien nie ganz alles mit Kennedy zu teilen. Etwas behielt sie immer für sich. Natürlich hatte sie das Recht darauf und sicherlich wollte sie Kennedy dadurch nur schützen. Doch Kennedy machte sich trotzdem Sorgen. Sie hoffte, dass ihre geliebte Hexe noch heute wieder zurückkommen würde.
Sie ging zum Briefkasten und schaute nach der Post. Mal wieder Werbung. Oh, ich habe 10.000 Dollar gewonnen, ich brauche nur noch mein Gewinner-Los für 230 Dollar zu kaufen? Nett. Sie schmiss den Bauernfänger-Brief in den Müll. Noch ein Werbebrief, ein Prospekt und ein… oh. Ein Brief von Willow. Hastig öffnete sie den Brief in freudiger Erwartung. Endlich eine Nachricht von Willow. Sie las.
Kennedy schüttelte fassungslos den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Nein. Neinneinnein. Sie wollte es nicht glauben. Tränen rannten ihr über die Wangen als sie den Brief erneut las. Dumme Willow, arme Willow, tote Willow. Warum hatte sie Kennedy nicht eingeweiht? Warum war sie nun tot? War sie wirklich tot? Das konnte nicht wahr sein. Sicherlich lebte sie noch. Sie war doch eine Hexe, so ein Kampf würde sie doch nicht töten. Sie hatte doch schon schlimmeres überstanden, oder nicht?
Von Zweifeln geplagt ließ Kennedy den Brief fallen, als sie sich abwandte und zum Telefon rannte. Sie wählte die Nummer von Willows Handy. Es klingelte. Und dann hörte sie auch, dass Willows Handy hier noch im Haus war. Ist Willow wieder zurück? Kennedy legte den Hörer beiseite, ließ es weiterhin klingeln und rannte zur Quelle des Klingeltons. „Willow?“ rief sie, rannte zum Schlafzimmer, wo das Klingeln her kam und blieb abrupt stehen. Nein, Willow hatte ihr Handy auf der Kommode liegen lassen. Willow war gar nicht da, nur ihr Handy. Verdammt, Kennedy hat es ihr extra geschenkt, damit sie immer erreichbar war und jederzeit anrufen konnte.
Frustriert und geschockt zugleich rannte sie zurück zum Telefon. Sie legte auf und wählte eine andere Nummer. Jemand musste ihr helfen Willow auf zu spüren, vielleicht war es noch nicht zu spät. Tränen rannten wie Rinnsale aus einer sprudelnden Quelle über ihr Gesicht, als sie verzweifelt versuchte jemanden zu erreichen. „Ogott, lass sie noch leben.“ bat sie.
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Wes lag tot am Boden, als Willow und Illyria den Raum betraten. Es war ziemlich dunkel, aber ein rötliches Licht lag in diesem Raum und einige Fackeln brannten in Wandhalterungen und stehenden Leuchtern. In der Nähe von Wesleys leblosem Körper lag der ebenso tote Dämonen-Warlock Cyrus Vail, dessen Kopf fehlte. Wäre er nicht bereits gestorben, hätte die Hexe ihn augenblicklich erledigt. Doch dann besann sie sich. Das waren die falschen Emotionen, die sie benutzen sollte um ihre Magie zu wirken. Sie musste versuchen Wes wieder zu beleben.
Illyria meinte „Ich fühle immer noch schmerzvolle Emotionen in mir, wenn ich diese Leiche sehe…“. Diesmal war ihre Stimme nicht ganz so tonlos wie sonst. Willow entgegnete „Ja, ich weiß was du meinst. Wir sollten uns beeilen, wenn wir ihn noch was tun wollen!“, ging in die Hocke und beugte sich zu Wesley herab.
„Wird es klappen? Wird er wieder das Leben erlangen?“ wollte Illyria wissen.
„Ich weiß es nicht, ich kann versuchen Osiris zu bitten ihn wieder zum Leben zu erwecken.“ Immerhin war es nicht wie damals bei Tara, sondern ein Dämon hat ihn umgebracht. Das entsprach nicht den normalen Gesetzen über den "Tod von Menschen durch Krankheiten" oder "Mord durch andere Menschen".
„Osiris? Wo ist dieser zu finden?“ wollte Illyria wissen. Die Hexe lächelte und nahm Wesleys Hand, als sie antwortete „Eigentlich muss man ihn rufen.“ Sie starrte zur Decke und rief „Osiris, zeige dich! Ich benötige deine Hilfe! Ich bitte um dein Erscheinen!“
Nach ein paar Sekunden wurden Schwaden von grauweißem Nebel an der Decke sichtbar. Diese flossen ineinander über und verhüllte die Decke zu allen Seiten wie ein wollener Teppich. „Osiris, ich bitte dich, erscheine!“ rief die rothaarige Hexe erneut. Kurz darauf formte sich ein Gesicht im Nebel an der Decke und starrte sie an. Illyria staunte für einen kurzen Moment, sagte jedoch nichts.
„Nun, wenn das mal nicht die irre gewordene Hexe ist, die mich damals wütend von der Welt verbannte. Willst du noch einmal jemanden von mir wieder belebt haben?“ wollte Osiris wissen. Spott lag in seiner Stimme. „Osiris, es tut mir Leid, was damals geschah. Es waren andere Umstände als diese und ich erlag aus Wut und Zorn den dunklen Mächten. Diesmal bitte ich dich nur darum, einen Menschen, getötet durch die Hand eines Dämons, zurück zu holen.“ sagte Willow ehrfürchtig und hoffte, dass Osiris ihr helfen konnte.
„Oh, also ist es diesmal etwas anderes? Und wenn ich mich erneut weigere?“ meinte er kalt. Mit einem Mal sank die Hoffnung in Willow. Er hatte Recht. Warum sollte er ihr helfen, wo sie ihn doch damals verfluchte? Dann hörte sie die blaue Schönheit sagen „Osiris, wenn ihr wirklich die Kraft habt, ihn zurück zu holen, dann befehle ICH, Illyria, es euch.“. Die Hexe schaute erstaunt zu Illyria hoch.
„Oh, du BEFEHLST es mir? Interessant. Und warum sollte ich auf eine Dämonin hören; ihr gehorchen? Noch dazu in Begleitung der Hexe, die nun so unschuldig tut und mich glauben lassen will, dass sie von schwarzer Magie befreit ist?“. Willow schaute verzweifelt wieder nach oben. „Nein, ich … war es nicht, die Illyria wieder erweckte, falls ihr das meint. Es ist viel komplizierter, aber sie ist auf meiner Seite. Auf der Seite der Guten.“ versuchte sie es.
Osiris antworte „Oh, die „Seite der Guten“! Ich verstehe. Diese Dämonin, die älter ist, als das Zeitalter der Menschen, kämpft also auf der Seite der Guten?“. Er lachte laut. Illyria meinte „Was ich einst war, ist nicht was ich nun bin. Was ich geworden bin. Dieser Körper und auch die Erinnerung des Wesens, das vorher in ihm steckte, wurden mir vererbt. Ich weiß vielleicht nicht ganz um die Bedeutung von Gut und Böse, jedoch weiß ich, dass ich auf der Seite, wo ich mich jetzt befinde, kämpfen werde. Ich spüre, dass ich sonst mich und meine… Emotionen verraten würde.“
Das Wesen an der Decke stutzte. „Oh… Emotionen sagst du? Nun, das ist eigenartig. Zumindest für dich. Scheint so, als würdest du tatsächlich nicht mehr nur Hass empfinden können.“ Willow fragte sich, ob er die Gefühle anderer wahrnehmen konnte, als er das sagte. „Ich sag dir was, Hexe. Ich werde dir diesmal den Gefallen tun und eine Person, eben diesen Wesley, wieder beleben. Doch dafür schuldest du mir einen Gefallen.“. Willows Herz schien beinahe einen Luftsprung zu machen, doch bekümmert fragte sie ihn: „Was für einen Gefallen? Ich meine, ja gerne. Ich würde alles für Wesley tun!“
„Oh, sag das nicht, Hexe!“ lachte Osiris. „Doch ich weiß, was du meint! Irgendwann werde ich um diesen Gefallen bitten, den du mir dann erweisen musst. Ich bin mir noch nicht im Klaren, was es sein wird. Aber ich möchte mir diese Option bis zu diesem Zeitpunkt offen halten“ erklärte er. Illyria schaute unsicher und unterbrach ihn. „Was ist mit Gunn? Auch ihn möchten wir zurück haben!“. Er lachte erneut. „Ah, ja. Immer noch so energisch, liebe Illyria? Nun, Wesley kann und werde ich euch wiederbeleben. Aber für Gunn ist es bereits zu spät.“. Die Hexe stutzte. Zu spät? Warum?
Osiris sprach weiter: „Verlasse den Raum, Hexe. Nur Illyria und ich dürfen hier sein. Illyria muss mir etwas geben, um zu beweisen dass sie es ernst meint. Du aber sollst draußen warten. Und wage es nicht, uns zu belauschen!“. Willow verstand nicht. Sie sollte die beiden alleine lassen? Außerdem, was sollte Illyria ihm geben? Die blaue Dämonin kuckte unsicher, sagte jedoch nichts. Scheinbar wollte auch sie ihren Teil dazu beitragen, damit Wes wieder leben konnte. Komme was wolle.
Plötzlich drängte eine unsichtbare Kraft Willow um ein paar Meter zurück zum Eingang. „Geh!“ verlangte Osiris noch einmal. Sie nickte, erhob sich und meinte: „Wie du wünschst.“. Dann drehte sie sich um und ging verwirrt hinaus. Sie schloss die Tür von außen, und entfernte sich einige Schritte von der Tür, um nicht in Versuchung zu geraten, doch noch zu lauschen. Sie hoffte sehr, dass Wesley gleich mit Illyria zusammen aus dem Zimmer hinaus kommen würde.
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Nachdem zehn Minuten verstrichen waren, kam die blaue Dämonin endlich hinaus. Willow war aufgeregt, sah jedoch eine verärgerte Illyria vor sich. Und das war seltsam, war sie doch sonst gefühlskalt. Willow konnte jedoch nicht länger ihre Neugier zurückhalten und fragte Illyria, die wütend stapfend an ihr vorbei ging, was denn nun mit Wesley sei. Die Dämonin drehte sich plötzlich heftig herum und schrie die Hexe wütend an. „Ich weiß es nicht! Dieser Osiris meinte, er würde in einigen Stunden wieder auftauchen. Er nahm mir einen Teil meiner Kraft.“.
Erschrocken zuckte Willow zurück und stotterte: „Kr… Kraft? Von… von dir? Warum… warum w-“. Die Dämonin unterbrach sie, schrie jedoch nicht mehr, als sie sagte: „Er wollte es als Beweis haben, dass ich wirklich zu Opfern bereit bin und mir wirklich was an Wes liegt. Ich fühle mich schwach, noch schwächer als zuvor. Seit ich mein Dasein in diesem Körper verbringe, scheine ich täglich weniger Macht zu besitzen.“ Sie stoppte und schaute zu Boden. „Vielleicht sollte ich diese Farce des Lebens beenden. Meine Macht und mein Wille schwinden dahin.“
„Was? Nein!“ meinte Willow verunsichert. „Du darfst jetzt nicht aufgeben!“ verlangte sie, als sie einen Schritt auf die Dämonin zukam. „Warum? Warum nicht?“ wollte diese wissen. „Weil... weil…“ Willow überlegte. „Weil sonst viele Menschen so empfinden würden, wie du für Gunn und Wesley empfunden hast!“ versuchte sie es. Illyria dachte kurz nach und sah die Hexe an. „Ich… empfinde scheinbar noch immer so. Es zerreißt mich förmlich von innen!“ Willow spürte neue Hoffnung in sich aufkeimen. Sie wollte nicht, dass sich diese Dämonin am Ende noch ihr Leben nehmen würde. Warum, wusste sie nicht. Aber sie fuhr fort, auf sie ein zu reden „Siehst du? Das würden viele Menschen auch deinetwegen spüren, wenn du sterben würdest. Selbst zwei Vampire, denke ich, würden genauso empfinden!“ sie dachte dabei an Angel und Spike. Dann sah sie die unsicher dreinblickende Illyria tief in die Augen und meinte: „ICH würde so empfinden. Ich würde dich vermissen, obwohl ich dich erst seit kurzem kenne….“. Diese Empfindung entsprach sogar der Wahrheit, spürte Willow in diesem Moment.
Illyria rann eine einsame Träne über die linke Wange. Sie schaute Willow an. „Ich habe ein seltsames Verlangen, dich für das Gesagte zu umarmen….“. „Umarmen? Äh… ja, ja natürlich, gerne!“ sagte Willow verunsichert und legte ihre Hände leicht auf Illyrias Schultern. Plötzlich sprang die Dämonin sie an, legte ihren Kopf auf Willows linke Schulter und umarmte sie völlig. Ein wenig zu kräftig. „Hoppla, ich.. ich bekomm gleich keine Luft mehr…“ meinte Willow. Der Griff wurde von Illyria gelockert, doch sie löste die Umarmung nicht vollends. Willow konnte hören, wie die Dämonin anfing zu weinen. Ihr Körper bebte förmlich unter dem Weinkrampf. Willow umarmte Illyria nun ebenso, als sie ihr leise zuraunte „Pscht, ist schon gut, ist schon gut. Lass es raus.“ Sie streichelte den Hinterkopf Illyrias und musste selbst die Tränen zurückhalten. Wann hatte sie das letzte Mal einen Dämon weinen sehen? Hatte sie das überhaupt einmal?
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Nach beinahe einer Minute, in der Illyria sich ganz hatte gehen lassen und in Willows Armen weinte, ruckte sie zurück und befreite sich damit auch aus der Umarmung. Ihr Gesicht war verheult, hatte jedoch wieder den für sie typischen kalten Gesichtsausdruck angenommen. "Mein Anfall ist vorüber!" meinte sie schlicht und tonlos, wobei sie Willow in die Augen schaute. Illyrias Anblick strafte ihrer Worte Lügen, denn noch immer schien sie zu weinen oder zumindest gleich wieder los legen zu können.
"Äh... Anfall? Ich..."
"Wir sollten gehen. Gibt es noch etwas zu erledigen?"
"Oh, gehen sollen wir? Ja sicher, zuerst die Tränen schnell los werden und dann wieder gehen. Klar, so macht ihr Dämonen das bestimmt immer..." meinte Willow verunsichert und leicht verärgert.
"Wohin wollen wir eigentlich noch? Osiris meinte doch, dass wir Gunn nicht mehr helfen können." gab die Hexe zu bedenken.
"Also müssen wir Gunn tot lassen?" fragte Illyria in einem seltsamen Ton. Willow wunderte sich über die Formulierung. "Tot lassen? Naja... ich wüsste nicht was ich sonst tun könnte."
"Aber du bist doch eine Hexe, lass ihn doch auferstehen!"
"Wenn ich das so einfach gekonnt hätte, hätte ich auch nicht Osiris rufen müssen." lächelte Willow leicht gezwungen.
Illyria stutzte. "Osiris ist unsere letzte Hilfe?"
"Nunja... schon. Ich könnte auch ein dunkles Ritual abhalten, wobei ich ein armes, unschuldiges Tier opfern müsste, und könnte Gunn so zurückholen. Doch das hat unter Umständen unangenehme Folgen. Außerdem habe ich dadurch bereits schon einmal eine Person… ähm… natürlich ungewollt… aus dem Paradies hinaus gezerrt. Für sie war danach diese Welt die Hölle..." Willow dachte dabei an Buffy, sie konnte es immer noch nicht vergessen.
"Bedeutet das bei Wesley, dass wir Gefahr laufen..."
"Nein, nein. Das ist was anderes. Es... es ist die Art der Magie. Außerdem müsste ich das Ritual vorbeireiten und es mitternachts abhalten. Auf dem Friedhof, nachdem Gunn beerdigt wurde. Bis dann würde er außerdem ja schon in Frieden Ruhen, wie man sagt." meinte Willow hastig. Eine Spur von Unsicherheit lag in ihrer Stimme. Sollte sie vielleicht doch das Ritual vollziehen um Gunn zurück zu holen? Aber es könnte Tage dauern, bis er beerdigt werden würde und außerdem schwor sie sich seit der Sache mit Buffy, dass sie nie wieder jemand so von den Toten zurück ins Leben riss. Nein, sie konnte es nicht. Es hätte höchstwahrscheinlich sehr unangenehme Konsequenzen. "In Frieden ruhen..." Illyria legte den Kopf schief und schien über die Worte nachzudenken.
"Dann müssen wir also warten, bis Wesley kommt?" fragte die blaue Dämonin tonlos. Willow war sich nicht sicher, ob es eine Frage oder eine Feststellung war, weshalb sie antwortete: "Ja, sieht wohl ganz danach aus... ". Sie schaute betrübt zu Boden und hing ihren Gedanken nach.
"Warum ist die Hälfte eures Daseins stets mit Warten verbunden?" fragte Illyria in ihrer gewohnt tonlosen Art.
Willow überlegte und zuckte die Achseln. Ja, warum? Interessante Frage, darüber habe ich noch nicht besonders nachgedacht!" meinte sie schlicht. Dann fuhr sie mit der Rechten abwinkend fort: "Egal! Wir können jedenfalls nur warten, bis Wes wieder auftaucht... ähm... hat Osiris eigentlich gesagt, wo das genau wäre?" fragte Willow.
„Es ist anzunehmen, da Wesley da drin von uns ging, dass er da auch wieder zu uns kommt.“ meinte die blaue Dämonin. Die Hexe stutzte. Obwohl Illyria meist kalt und simpel war, hörte sie sich nun ein wenig an wie Giles. Er war nie kalt und schon gar nicht simpel, aber er hatte die Eigenschaft etwas geradezu emotionslos logisch auf den Tisch zu bringen und dann von der Gruppe entsprechende Maßnahmen zu erwarten. Illyria hatte ihn mit diesem Satz wohl gerade gut vertreten.
Giles, dachte sie. Stimmt ja, sie könnte Giles anrufen. Er ist zwar in London, mal wieder, aber gerade deshalb könnte es sich lohnen. Vielleicht würde sie durch ihn den Hexenzirkel erreichen können. Willow hätte es auch mit Magie versuchen können, doch gäbe es so viele verschiedene Möglichkeiten – aber alle würden sie am Ende vor dem Hexenzirkel so aussehen lassen, als wenn sie sich immerzu ihrer Magie bedienen würde und gerade bei dem Zirkel wollte Willow auf keinen Fall diesen Eindruck nicht erwecken. Aber die Hexen könnten ihr einen Tipp geben. Obwohl, vielleicht würden sie Willow auch raten, Tote einfach tot zu lassen, weil alles andere gegen das Gleichgewicht verstoßen würde. Also doch nicht anrufen?
Anrufen? Da war doch was… „Oh Mist!“ meinte die Hexe. Illyria schaute sie an. „Was ist denn?“ fragte sie. Willow verneinte langsam mit den Kopf als sie begann, auf die Tür zu zu laufen. „Ich muss noch Kennedy anrufen. Ich Trottel… hoffentlich ist da ein Telefon irgendwo… „ meinte sie, als sie bereits die Tür öffnete. Dann drehte sie sich um und fragte die Dämonin: „Hilfst du mit suchen? Bitte?“
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Es gab zwar ein Telefon, welches Willow und Illyria auch nach einer Weile fanden, doch erreichte die Hexe Kennedy nicht. Es klingelte, aber niemand hob ab. „Mist. Hoffentlich hat sie den Anrufbeantworter abgehört.“ meinte Willow laut. Illyria sah sie an, sagte jedoch nichts.
„Ok….“ beruhigte sich Willow mit leicht von sich gestreckten Händen. „Ok… Wenn ich Kennedy wäre… und mich vermissen würde… und den Anrufbeantworter nicht abgehört hätte… was würde ich tun nachdem ich den Brief gelesen habe?“ versuchte die Hexe heraus zu finden. „Ich würde Buffy rufen, wie ich es im Brief schon angedeutet habe.“ überlegte sie. Buffy war höchstwahrscheinlich noch in Europa, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Das hieße, dass Kennedy sich nur an andere Jägerinnen gewendet haben könnte. Und mit ihnen würde sie wohl bereits auf den Weg nach L. A. sein. „Klasse.“ meinte Willow. „Ich hab’s versaut.“
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Giles saß gerade bei einer Tasse Tee zu Tisch, vor sich ein interessantes Buch über eine Prophezeiung. Da klingelte das Telefon. Gerade jetzt, wo er es sich so gemütlich gemacht hatte. Er nahm den Hörer ab. „Giles. Hello?“ meldete er sich und er hob die Augenbrauen, als Willow antwortete. „Giles, zum Glück erreiche ich wenigstens sie. Kennedy ist nicht zu Hause und… kurz gesagt, ich brauche ihre Hilfe. Sie sagten doch, ich solle sie auf dieser Nummer in London anrufen, falls etwas passiert!“ sprudelte es aus ihr heraus. „Ja, in der Tat. Oh Lord, ich freue mich von dir zu hören. Kennedy ist ganz durcheinander. Noch eine Stunde und ich hätte den Zirkel eingeschaltet.“
Willow stutzte: „Sie haben schon mit Kennedy gesprochen? Wo ist sie? Was macht sie? Ich muss sie erreichen!“ „Langsam, Willow. Es geht ihr gut, sie macht sich Sorgen um dich. Sie wollte Buffy erreichen und ich habe Faith nach L. A. geschickt. Schließlich kennt sie sich in Los Angeles aus und kann auch Kontakt zu Angel aufnehmen.“ antwortete er. „Faith? Faith kommt nach L. A.?“ staunte Willow. Giles putzte seine Brille und meinte „Ja, es ist jetzt wohl nicht mehr nötig, aber sie ist bestimmt bereits dort. Zusammen mit ein paar Jägerinnen. Ich habe ihr da freie Hand gelassen, also weiß ich nicht, wen sie mitgenommen hat. Andrew befindet sich zurzeit in New York und bildet noch einige Jägerinnen aus. Deswegen kam nur Faith in Frage. Buffy dagegen ist zwar in Europa, wollte jedoch unbedingt auch bald wieder zurückkommen. Morgen müsste sie auch bei euch sein!“
„Ich habe da wohl einiges breit getreten, was?“ fragte Willow erstaunt. „Nunja… Willow, was ist eigentlich los?“ wollte Giles wissen. Die Hexe stutzte und wollte zuerst alles etwas herunter spielen, dann jedoch spürte sie, dass sie dem Wächter gegenüber mit allem heraus rücken sollte. Also fing sie an zu erzählen: „Nun, es gab die Nacht sozusagen ein Massenauflauf an Dämonen in L. A.! Freigelassen von dieser Wolfram & Hart Agentur. Das Haus der Agentur ist übrigens eingestürzt!“ „Oh Lord.“ Hörte sie den Zwischenkommentar des Wächters. „Ja, und in den Ereignissen half ich dem Team um Angel und Spike. Ich hörte auch, dass Wesley starb und Gunn wurde in meinem Beiseins leider von Dämonen auseinander gerissen.“ Die Hexe rang um Selbstbeherrschung, als sie so in komprimierter Form die Geschehnisse wiedergab. Giles seufzte tief und meinte „Oh Schreck, Wesley ist tot? Und Gunn? Ohje, ich sollte auch zu euch rüber kommen!“
Jetzt musste Willow doch etwas entschärfen: „Ähm… naja, ich habe alles im Griff. Größtenteils. Wesley befindet sich… auf dem Weg der Rückkehr. Er wurde von Osiris wieder zurückgeholt und ein Teil von Illyrias Kraft steckt nun auch in ihm. Er sollte in den nächsten Stunden auferstehen, wir sind an seinem Sterbeort und behüten die …“ das Wort Leiche kam ihr nicht über die Lippen. „Den Körper meine ich. Also wir sind bei Wesley und warten, bis er sozusagen aufwacht.“ „Oh.“ äußerte sich Giles ganz einfach. Diesmal ohne Schreck, Lord oder sonst was dahinter. Willow fuhr fort: „Ja, und für Gunn, so meinte Osiris, könnte nichts mehr getan werden. Und ich machte mir Sorgen wegen Kennedy, da sie nicht zu Hause erreichbar war. Aber wenn sie ja auch unterwegs zu uns ist…“
„Willow, warum hast du den anderen eigentlich nicht bescheid gesagt, dass du zur Westküste zu einem großen Kampf aufbrichst?“ wollte Giles nun wissen. Die Hexe antwortete prompt: „Weil es zu spät gewesen wäre. Ich hab noch nicht mal ein Flugzeug genommen, weil ich dazu auch keine Zeit hatte. Ich musste schnellstmöglich dahin, da ich die immense Energie von den Ereignissen an der Westküste, wie sie sagen, gespürt habe. Es blieb keine Zeit!“ Er hakte nach: „Auch nicht für den Zirkel?“. „Auch nicht für den Zirkel!“ bestätigte Willow. Da kam ihr ein Gedanke: „Sie sagten, sie wollten in einer Stunde den Zirkel einschalten. Warum? Um mich zu suchen?“ Er antwortete zunächst mit einem Seufzer und meinte dann: „Ja, das auch. Ich muss mir doch Sorgen machen, wenn die mächtigste Hexe der Welt zu einer Bedrohung aufbricht und nicht mehr zurückkommt!“ „Die mächtigste Hexe…?“ meinte Willow fragend und lächelte. Das war eben ein englisches Kompliment. Der Wächter meinte: „Ja, Willow. Das bist du, ob es dir nun gefällt oder nicht! Mir gefällt es, solange du deine Kräfte beherrschst, was du ja zur Genüge bewiesen hast, wenn ich das anmerken darf!“ „Oh, danke Giles!“ Willow war beeindruckt. Sie rang um Worte, doch war sie momentan unfähig dazu, die richtigen zu finden.
Giles dachte über einen Namen nach, den er soeben von Willow aufschnappte, und er erinnerte sich daran, was er gelesen hatte. „Ich packe meine Sachen und komme rüber.“ meinte Giles. Willow riss sich aus ihren Gedanken und antwortete: „Was? Wieso? Also, nicht dass ich sie nicht sehen möchte, aber… das brauchen sie nicht!“. „Illyria ist ein Dämon, ein Dämon in einem Frauenkörper, oder?“ „Was? Ähm… ja!“ sie sah die Dämonin an. „Aber was…“ wollte sie gerade eine Frage stellen, wurde aber von Giles erneut unterbrochen: „Pass auf sie auf. Auch wenn sie menschliche Züge annimmt, ist sie jedoch immer noch eine Dämonin. Ich packe jetzt meine Sachen und wenn alles gut läuft, sollte ich morgen kurz nach Buffy eintreffen. Halt die Ohren steif Willow!“. Und damit legte er auf.
„Giles?“ rief Willow in die Sprechmuschel, doch sie hatte keine Antwort erwartet, da sie das typische Geräusch hörte, wenn jemand auflegte. Sie legte den Hörer auf die Gabel, verdutzt und verunsichert. Sie drehte sich zu dem Platz um, an dem Illyria vorher noch stand, doch nun war sie weg. Panik überfiel sie, als sie verwirrt herum schaute und in ihren Gedanken die warnenden Worte von Giles nachhallten. Doch sie fand die Dämonin am Boden hockend, mit dem Rücken zu ihr. Sie hielt Wes in ihren Armen. Willow konnte beide Gesichter nicht sehen und rief: „Illyria? Was…“, doch wurde sie von der emotionslosen Stimme der blauen Dämonin unterbrochen. Sie sagte tonlos: „Er kommt zu sich…“.
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Schmerz. Blut, das aus dem Körper rann. Der letzte Hauch von Worten der Liebe, tief empfundener, aufrichtiger Liebe. Eine weinende Frau, die trauerte und ebenfalls Liebe gestand. Ein Gefühl des Bedauerns. Bedauern, nicht tief genug geliebt und sein Leben nicht richtig gelebt zu haben. Die bittere Erkenntnis, dass alles vorbei ist. Dann umfangende Schwärze der Erlösung.
Dunkelheit. Verwirrung. Abstrakte Gedanken. „Hat er mich getötet? Bin ich tot?“. Heller werdende Schwärze, die von einem kranken grau in ein heilendes weiß überging. Ein Weiß verheißungsvoller Süße und wärmender Strahlung. Ist das der Weg zum Himmel? Die letzte Reise?
Doch dann… das Gefühl schweren Atmens, eine Ahnung eines Gedankens. Oder einer Stimme? „Ich bin Osiris. Und du wurdest von mir auserwählt. Auserwählt zu leben. Mir zu dienen. Mit einer Stärke, die du erst noch erfahren wirst. Deine Zeit des Sterbens ist noch nicht gekommen. Du wirst noch eine Weile unter den Lebenden sein. Warte auf meine Befehle… und LEBE!“
Helles, gleißendes Licht, dass in den Augen schmerzte. Der Körper begann zu zittern. Eine Woge elektrisierender Energie jagte durch den zuckenden Körper. Das Herz schlug erneut. Empfindungen. Stimmen. Der warme Körper eines anderen Wesens, das den eigenen in den Armen hielt. Eine kalte Stimme, die sagt: „Er kommt zu sich…“
Wes öffnete langsam die Augen. Er musste sich erst an das diffuse Licht in den Schatten gewöhnen. Über sich gebeugt war eine bekannte Frau. Oder doch nicht so bekannt? Sie hatte ein Blau in ihren Haaren, im Gesicht und am Körper. Dahinter, stehend, eine unsicher wirkende Rothaarige, die ihren Mund öffnete um etwas zu sagen. Zitternd fragte sie: „Wesley?“.
Er drehte sich langsam. Sein Körper war noch ein wenig geschwächt, wie als würde er langsam aus einem Schlaf erwachen. Er glitt aus dem Griff der blauen Dämonin, als er sich auf die Hände stützte und alsbald auf allen vieren stand. Die Schönheit mit dem kalten Blick zu seiner Seite war… Illyria. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Sie war einst Fred, doch nun war sie in ihrem Körper. Die andere war…. Buffy? Nein…. Willow. Ja, die Hexe. Er richtete sich langsam auf. Sein Mund und Hals fühlte sich trocken an.
„Du lebst?“ wollte Willow wissen. Eine dumme Frage, wie sie selbst fand, doch sie war noch zu erstaunt und fragte sich, wie er sich nun fühlen musste. Illyria stand einfach nur da und sah den gerade eben noch Toten in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Emotion. Hatte sie welche? „Ich… ich lebe? Ja, ich… bin lebendig!“ meinte er.
Die Hexe wollte die peinliche Berührtheit dieser Situation bewältigen, in dem sie einfach Wesley ansprang und ihn umarmte. Sie dankte allen Göttern, ganz besonders Osiris, für die Reanimation. Wesley war noch zu verblüfft und verwirrt um sich gegen ihre Umarmung zu wehren. Er wollte es auch nicht. Es fühlte sich… lebendig an. Ja, er weilte wieder unter den Lebenden. Doch irgendwas war anders. Und war die Dämonin nicht gerade noch dabei, für ihn Fred „zu spielen“ und seinen Tod zu beweinen? Nun stand sie einfach nur da und legte den Kopf schief.
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„Wie rührend!“ sprach eine dunkle, blubbernde Stimme von einer Ecke des Raumes. Die Anwesenden sahen sich um. Ein schwarzes, schleimiges, ekelhaftes, grob menschenähnliches Etwas stand in einer Ecke des Raumes und musste sie beobachtet haben. Zweifelsohne ein Dämon. Und er reagierte. Er fixierte seinen Blick auf diesen Wesley, da er ihn kraft der Gedanken gegen die Wand werfen wollte. Doch irgendwas stimmte nicht. Es klappte nicht. Dieser Mensch stand einfach nur da und sah ihn an.
Illyria rannte auf den Dämon zu, doch der benutzte all seine Kraft und eine Handbewegung, um sie gegen die Wand zu schleudern. Mit dem Mehraufwand an Kraft gelang es ihm schließlich auch und die blaue Dämonin knallte heftig seitlich gegen die Wand. „Fred!“ rief Wesley, der sich jedoch vergegenwärtigen musste, dass die blaue Schönheit eine Dämonin namens Illyria war, nicht Fred.
Das fremde Wesen lächelte und war für einen kurzen Moment zufrieden mit seiner Arbeit. Doch da war etwas anderes, eine Kraft, die ihn gefangen hielt. Er drehte sich um und sah die Rothaarige, nun mit schwarzen Augen, die ihre Rechte so hielt, als würde sie etwas festhalten. Ja klar, sie hielt ihn. Wohl eine verfluchte Magierin?
„Ich werde nicht zulassen, dass du uns tötest! Nicht mal einen von uns!“ meinte Willow mit einer nun etwas dunkleren, unheilvollen Stimme. Sie war zornig, fast rasend vor Wut. Gerade eben ist Wesley erst wieder von den Toten auferstanden, da muss wieder einmal ein Dämon kommen und alles zerstören? Nein, sie würde ihn zerstören.
Der Dämon bewegte sich. Aber er wurde doch festgehalten? Langsam ging das Wesen auf Willow zu, dabei kämpfte er sichtbar gegen unsichtbare, magische Kräfte an. Willow konzentrierte sich und wollte ihn zum stoppen bringen, doch er war stärker, nur ein wenig aber immerhin. Schweißperlen entstanden nun langsam auf Willows Stirn. Da rannte Wesley dem Wesen entgegen, holte noch im Lauf aus und rammte seine Faust in dessen Gesicht. Unfähig, sich zu verteidigen, da es immer noch von der Hexe festgehalten wurde und sich kaum bewegen konnte, nahm der Dämon den Schmerz hin, als sich sein Kopf etwas zurück bog.
Willow war für einen kurzen Moment verunsichert. Woher nahm Wesley diese Kraft? Doch dieser kurze Moment reichte dem Dämon. Er fegte die Hexe mit einem Gedanken und einer Handbewegung gegen die Wand, wo sie bewusstlos zusammen sackte. Doch Wesley schien nichts davon mitbekommen zu haben, als er immer wieder auf das Wesen einprügelte. Es schrie vor Schmerzen und hämmerte beide Fäuste gegen die Brust des Menschen. Die Luft wurde brutal aus Wes´ Lungen gepresst und die schiere Wucht ließ ihn einige Meter nach hinten fliegen, gegen die Wand.
Zorn stieg in Wes auf. Der Dämon machte eine seltsame Handbewegung, doch Wes ließ sich nicht davon beirren und rannte erneut auf ihn zu, nahm all seine Wut, bündelte sie in Gedanken in seiner Faust zusammen und schlug mit aller Härte auf seine Brust. Das Wesen starrte Wesley entgegen. War da Erstaunen in dem fremdartigen Gesicht? Wes zog seine Hand zurück und starrte in das klaffende Loch, das nun in der Brust des Wesens war. Man konnte glatt hindurch schauen. Dann plumpste das Ding auf den Boden, wie ein Sack Kartoffeln, wo es tot liegen blieb. Verwundert sah Wesley seine Faust an. Sie war voller schwarzer, zähflüssiger Substanz. Angewidert schüttelte er sie und rieb sie an der Wand etwas sauber, so gut er konnte.
Illyria stand auf. Sie traute ihren Augen nicht. „Wie hast du…?“ fragte sie, unfähig den Satz zu Ende zu sprechen. Er lächelte leicht nervös und meinte: „Naja, ist doch egal. Hauptsache das Ding ist tot!“. Er rief sich die Worte von Osiris ins Gedächtnis. War das die Stärke, die Wes erlangen sollte?
Die blaue Schönheit legte den Kopf schief und betrachtete ihn. „Woher kam dieses Ding? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr es hier her gebracht habt, oder?“ wollte der ehemalige Wächter wissen. Illyria starrte auf den leblosen Körper des Wesens und antwortete: „Nein… es muss wohl von einem anderen Raum hier her gelangt sein…“. Langsam ging sie zu einer offen stehenden Tür.
Wesley dagegen sah die am Boden liegende Willow. Er rannte zu ihr, besorgt, sie könnte verletzt sein. Vorsichtig nahm er sie in beide Arme und schaute nach ihr. Eine kleine Wunde am Kopf blutete etwas. Gerade als er diese Wunde genauer Untersuchen wollte und eine Hand ausstreckte, kam Willow langsam zu sich.
„Was…?“ fragte sie und sah ihn an. Dann sah sie sich um und stand auf. Er wollte sie zunächst stützen, doch bemerkte er, dass sie von alleine stehen konnte. „Geht es dir gut?“ wollte er wissen. Sie lächelte und entgegnete ihm: „Eigentlich sollte ich dich das fragen! Immerhin bist du vor ein paar Augenblicken von den Toten zurückgekehrt!“. Sie strich sich langsam über die Kopfwunde und die Wunde verschwand innerhalb von Augenblicken. „Das ist besser!“ meinte sie nur. Dann ging sie ein paar Schritte auf das tote Ding zu.
„Ich glaube das war ein…“ setzte die Rothaarige an, als Illyria sie unterbrach mit den Worten: „Ein Sokkuro-Dämon, ja! Jetzt erinnere ich mich. Sie sind größtenteils immun gegen Magie und können, wenn auch stark beschränkt, ebenso ein wenig zaubern.“. Willow starrte sie an. „Woher weißt du das? Ich meine, woher weißt du, dass es ein solcher Dämon war?“ fragte sie. Illyria entgegnete: „Weil ich selbst einmal solche Dämonen als Untertanen hatte. Sie sind sehr eigenwillig. Ich tötete sie.“. Willow sah erstaunt auf und fragte: „Du hast sie getötet?“. Die blaue Dämonin schaute sie an und meinte schlicht: „Ja. Ich musste es tun. Sie wurden lästig. Aber das war damals. Dass du den Dämon gerade eben fast festgehalten hast, zeigt nur, wie mächtig du bist. Normalerweise kann man sie nicht festhalten, auch nicht mit Magie!“.
Wes schaute nun auch auf den toten Dämon. „Aber woher kam er? Er war doch bestimmt nicht der Beschützer des Warlocks Cyrus Vail. Zumindest war er gestern noch nicht hier, als ich gegen Cyrus kämpfte!“ schlussfolgerte er und sah die anderen an. Illyria antwortete: „Vielleicht war er ein Mitbewohner dieser Einrichtung.“. Willow lächelte und meinte spöttisch: „Ja, klar. Ein Untermieter, der sich jetzt erst zeigte und uns zum Mittagessen wollte….“. Abrupt wich das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie verzog, leicht entsetzt, angewidert die Miene. „Vergessen wir, was ich gerade gesagt habe!“ meinte sie und winkte ab.
„Wir sollten uns hier umsehen! Es gibt bestimmt einen Keller. Nicht das da noch andere Wesen auf uns warten.“ warnte Wesley und ging zur offen stehenden Tür, die kurz zuvor von Illyria angesteuert wurde. Die anderen folgten ihm unsicher aber vereint, fest entschlossen die Umgebung von allem zu „säubern“, was in irgendeiner Weise dämonisch sein konnte.
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Der Nachthimmel hing voller dunkler Wolken, aber wenigstens regnete es nicht, als Spike die Straßen entlang marschierte. Sein Ziel war der vereinte Treffpunkt und gleich war er dort. Er hoffte nur, dass Angel nicht wieder einen Auftrag für das Team oder ihn hatte. Die Nacht saß ihm noch in den Knochen. Die langen Kämpfe. Doch ein gutes hatte es gehabt: er war so geschafft, dass er sogar wieder von einer Flasche Whiskey betrunken wurde und fast den ganzen Tag schlief.
Er ging um eine Ecke, die letzte auf seinem Weg, und war am Ziel. Angel sah ihn als erstes. „Ah, Mr. Blondie ist auch da! Die anderen sind gerade angekommen.“ meinte dieser und Spike konnte sehen, wie auf der anderen Seite Illyria, Willow und Wesley standen.
Moment, Wesley? „Hey, ich dachte du wärst tot!“ sagte Spike zu Wes schauend. Der antwortete: „Tut mir Leid dich zu enttäuschen. Aber ich lebe wieder!“. „Wieder? Heißt das, du warst tot?“ wollte Spike wissen. „Ja, wenn du es genau wissen willst!“ antwortete Wes und Illyria fügte an: „Ich sagte gestern, dass er gestorben ist. Vergessen?“. Spike lächelte leicht spöttisch und meinte darauf: „Nein, deswegen ja auch meine Frage: Ich dachte du wärst tot. Hallo? Spreche ich so undeutlich?“ wollte er wissen. Doch ohne das Thema weiter zu vertiefen, fragte er weiter: „Was ist passiert? Wie hast du es geschafft?“.
„Das hätte ich auch gerne gewusst!“ sagte Angel und schaute Willow an als er hinzufügte „Zauberei?“. Diese zuckte mit den Achseln. „Tja, sozusagen!“ entgegnete sie. „Osiris hat ihn wieder zum Leben erweckt!“ fügte Illyria an. „Osiris?“ kam es wie aus einem Mund aus Angel und Spike geschossen. Sie blickten sich kurz an und dann wieder zu Illyria. „Ja.“ meinte sie schlicht, ohne noch etwas zu sagen.
Willow erklärte: „Ich….“. Sie schaute zur blauen Dämonin und verbesserte sich: „wir riefen Osiris um Hilfe und er... erweckte Wes!“. „Achso, nun denn! Alles klar!“ meinte Spike lächelnd. Gott, wie er es hasste, wenn Magie einfach so benutzt wurde. Das gab bestimmt wieder Konsequenzen, dachte er. Es gab immer welche.
Angel zog seine Stirn in Falten und fragte: „Was ist mit Gunn? Er ist nicht hier, also besteht keine Hoffnung für ihn?“. Doch bevor jemand anderes antworten konnte, entgegnete Spike schlicht: „Er wurde untersucht. Im Leichenhaus meine ich. Und morgen ist seine Beerdigung.“. Plötzlich sahen alle erstaunt den blonden Vampir an. Er bemerkte die Blicke und schaute leicht verärgert, als er fragte: „Was denn? Ich höre auch Sachen, wisst ihr?“. „Schon mal mit einem Arzt darüber geredet?“ witzelte Angel. Spike funkelte ihn an. „Nein, oh hochstirniger, dunkelhaariger Anführer. Ich brauchte nicht einmal einen Arzt, als ich verrückt war! Aber ich denke, dass du einen besuchen solltest. Einen Psychiater, genauer gesagt. Obwohl, der kann dir bestimmt eh nicht mehr helfen…“ meinte Spike belustigt, woraufhin Angel die Miene verzog.
„Ähm… wir haben außerdem noch einen Sokkuro-Dämon in der Stätte des Warlocks besiegt!“ warf Willow ein, und beendete damit das Zwiegespräch zwischen Angel und Spike. „Wirklich?“ fragte Spike mit einem anerkennenden Nicken. Angel sah die Hexe an und fragte: „Was für einen Dämon?“. „Schwarz, schleimig, stark und beinahe immun gegenüber Magie.“ meinte Wes. Willow fügte an „Und tot nicht zu vergessen…“. Wes lächelte sie an. „Richtig!“.
Angel schaute in die Runde, als nun jeder seinen Gedanken nachhing. „Tja… was für ein Tag!“ fasste er sarkastisch zusammen. Spike antwortete unverzüglich „Und er wird gerade noch interessanter!“. Dabei schaute er zu einer Häuserecke, um die gerade Faith und drei weitere Jägerinnen kamen. Eine davon war Kennedy.
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Kennedy rannte augenblicklich zu Willow, wobei sie noch ein „Gott sei Dank. Geht’s dir gut?“ rief und im nächsten Moment bereits um ihren Hals fiel und sie leidenschaftlich küsste. „Ist das…?“ fragte Wes und deutete auf Kennedy, wurde von Angel jedoch unterbrochen, als dieser schlicht entgegnete: „Willows neue Flamme, ja!“. „Oh!“ entfuhr es Wes, dann räusperte er sich.
„So, was gibt’s Neues?“ meinte Faith, die in ihrer gewohnten schwarzen und figurbetonten Kampfmontur steckte, zur Begrüßung schlicht. Die anderen beiden Jägerinnen, bestehend aus der afroamerikanischen Rona und der rothaarigen Vi, standen an ihrer Seite und sahen die anwesenden Personen neugierig an. Aus den Mündern von Angel, Wesley und Spike kamen nur Laute wie „Tja…“, „Also…“, „Nunja…“ und dergleichen, während sie sich am Kopf kratzten oder unsicher umher schauten. „Hey, nicht alle auf einmal!“ lachte Faith kurz auf.
„Warum hast du mir nicht gesagt, was du vorhattest? Ich dachte schon, dir sei was Schlimmes geschehen, als ich den Brief las!“ wollte Kennedy von Willow wissen. Diese fragte: „Du hast den Brief gelesen? Oh, Liebling. Es tut mir Leid. Er sollte dich eigentlich nur erreichen, wenn…“. Sie verbesserte sich: „Nun, er sollte dich eigentlich gar nicht erreichen. Ich wollte dich anrufen, aber nur der Anrufbeantworter war an!“. „Oh“ entfuhr es Kennedy. „Mist, den habe ich gar nicht abgehört. Aber ich habe dein Handy…“ sagte sie lächelnd und gab es Willow. Die Hexe konnte erkennen, dass Kennedy weinte. Wohl vor Glück, dachte sie. Augenblicklich bekam auch Willow feuchte Augen. Es tat gut, jemanden um sich zu wissen, der einen so sehr liebte und sich so sorgte. Sie schmiegte sich in Kennedys Arme.
„Ok, wird sonst noch jemand heute kommen? Langsam geht es hier zu wie im Taubenschlag! Nicht, dass ich mich beschweren will.“ meinte Angel an Faith gewandt. Sie schüttelte den Kopf und meinte: „Nein, heute nicht!“. Spike schaute verwundert und wollte wissen: „Heute nicht? Heißt das etwa, morgen wird noch jemand kommen?“. „Ja, B wird wohl morgen ankommen.“ antwortete Faith. „B?“ fragte Wes. Kennedy schaute sich um und sagte: „Sie meint Buffy!“.
„Buffy?“ kam es sowohl aus Spike wie auch aus Angel geschossen. Sie sahen sich an. „Wisst ihr, ihr solltet wohl daran arbeiten, dass ihr nicht immer das gleiche sagt!“ spottete Wes und zeigte abwechselnd auf beide. Faith lächelte nur und sah Illyria an. „Hey, Fred. Cooler neuer Look. Ein wenig unterkühlt, aber… es hat was!” meinte sie. „Fred ist tot!“ entgegnete die blaue Dämonin. Die dunkelhaarige Jägerin fragte stutzend: „Wie? Und wer bist du?“. „Illyria!“ antwortete die Dämonin schlicht. „Oh, ok.“ meinte Faith. „Lange Geschichte!“ entgegnete Wes und trat instinktiv an die Seite der blauen Schönheit.
„Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich würde sagen wir suchen uns ein nettes Plätzchen und setzen uns für ein kleines Schwätzchen zusammen!“ meinte Spike an alle gewandt, während er ein sympathisches Lächeln zeigte. Willow bestätigte: „Ja, es gibt viel zu bereden!“ und schaute zuerst in die Runde und dann in die Augen ihrer Freundin. Kennedy lächelte, von Gefühlen derart überrumpelt, dass sie nichts entgegnete sondern einfach nur ihre Hexe ansah. Gott, wie sehr hatte sie sich um sie geängstigt.
„Ok, dann gehen wir am besten in ein nettes, kleines Lokal. Da werden auch keine Fragen gestellt und es ist preiswert!“ sagte Spike und ging dabei ein paar Schritte rückwärts. Faith begann ihn bereits augenblicklich zu folgen, als Angel die Stirn in Falten zog und meinte: „Spike, nimm es mir nicht übel, aber… heute mal kein Whiskey oder dergleichen. Es gibt viel zu bereden.“. „Ach, bloody hell, Angel. Wir haben einiges zu feiern, Apokalypse gestoppt und so weiter. Außerdem kann ich eh nicht zu viel trinken, das Zeug wirkt nicht mehr so. Und du weißt das genau, Mr. Im-Flugzeug-die-Minibar-Leersäufer.“ blaffte Spike ihn an. Angel schaute verärgert und erwiderte „Hey, das war noch nicht einmal eine halbe Whiskey-Flasche, was da drin war. Du säufst weitaus mehr, normalerweise!“. Faith schüttelte belustigt den Kopf und fragte „Männer… werden die nie erwachsen? Nicht mal als Vampire?“. „Wie in guten, alten Zeiten!“ kommentierte Wesley schlicht.
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Im Lokal ließen sie sich in einem extra vom Rest abgetrennten Raum nieder, um ungestört reden zu können. Spike rauchte wie ein Schlot und hielt sich an Bier, das er reichlich trank. Immerhin war es seiner Meinung ja genau das, was Angel wollte: kein Whiskey oder dergleichen. Aber es schmeckte trotzdem, auch wenn Spike befürchtete, zehn Liter trinken zu müssen, bis er voll war. Aber es gab Tage, da musste man Opfer bringen, schlussfolgerte er in Gedanken. Faith leistete ihm beim Biertrinken nach einer Weile Gesellschaft. Witzig, dachte er, wo sie sich doch vor einem Jahr gegenseitig umbringen wollten, als Faith kurzzeitig die Anführerin der potentiellen Jägerinnen war.
Sie tauchten alle Neuigkeiten aus, dass Illyria z. B. eine Dämonin war, die letztendlich den Körper von der bereits toten Fred übernahm und dass sie und Willow Wesley zurück holten und dabei erfuhren, dass Gunn nicht mehr zu retten war. Sie verschwiegen jedoch beide, dass Osiris einen Teil von der Kraft der blauen Dämonin für die Wiedererweckung von Wes wollte.
Faith und die Jägerinnen Rona und Vi berichteten zusammen mit Willow einige Neuigkeiten über den Verbleib der anderen Jägerinnen und über Andrew, Giles und einigen mehr. Spike und Angel verzichteten darauf zu erwähnen, dass sie Buffy vor ein paar Wochen beinahe in Italien getroffen hatten. Auch dass sie Andrew gesehen hatten, behielten sie für sich.
Angel erzählte über die Geheimorganisation Black Thorn, sozusagen die rechte Hand der Senior-Partner von Wolfram & Hart, zumindest auf der Erde. Er erzählte auch, wie diese von der Angel-Crew besiegt wurde. Dabei kam Willow wieder ins Spiel, die von dem gestrigen, finalen und gewaltigen Kampf berichtete, eine Art Apokalypse, die sie gerade so abwenden konnten, wobei Gunn ums Leben kam. Auch sie verheimlichte etwas, nämlich dass ein Drache ebenfalls zugegen war und nun irgendwo frei in der Welt umher flog. Willow fragte sich, wo er nun sein könnte. Sie wollte ihn jedoch nicht auf magischem Wege suchen. Zumindest noch nicht.
Dann erzählte Faith von dem Anruf von Giles, der wiederum von Kennedys Sorgen erfuhr, als sie Willows Brief las. Kennedy und Faith erzählten dann abwechselnd, wie sie nach L. A. gelangten. Sie fanden die anderen durch einen einfachen Lokalisationszauber, der sie dennoch einiges an Zeit kostete, weil er zunächst nicht richtig funktionierte. Kennedy witzelte, dass sie ja kaum so begabt sein konnten wie Willow.
Die ganze Zeit über hörte Illyria nur aufmerksam zu, ohne selbst all zu viel zu sagen. Man konnte die Wörter, die sie an dem Abend sprach, an beiden Händen abzählen. Es waren meist auch nur kurze Kommentarwörter. Wesley beobachtete sie insgeheim. Auf irgendeiner für ihn selbst unbekannte Art und Weise, fühlte er sich ihr verbunden. Es war anders als das Gefühl der Liebe, die er für Fred empfand. Es war, als sei sie ein Teil von ihm geworden. Oder er von ihr. Familie? Er wusste es nicht.
Spät nachts wollte die Gruppe aufbrechen, mehr oder minder benommen von all der Informationsflut und alle mit eigenen Gedanken beschäftigt, als Angel ihnen ein Ort der Bleibe offerierte. Es war das alte und von der Angel-Crew jahrelang bewohnte Hotel Hyperion. Angel hatte es stets als eine Art Rückendeckung gesehen und in seiner Zeit bei Wolfram & Hart für dessen Erhaltung und Sanierung gesorgt. Die Crew war überrascht, schließlich birgte dieser Ort jede Menge Erinnerungen. Der dunkelhaarige Vampir gestand, dass er es beinahe vergessen hatte. Allerdings habe er gestern Nacht, nach dem großen Kampf, sich dort umgesehen und es untersucht, ob es sicher sei. Und es war sicher. Alle Personen bezogen, relativ geschafft, je ein Zimmer in dem Hotel. Außer Kennedy und Willow, die sich ein Zimmer teilten.
Angel jedoch saß bis in die frühen Morgenstunden wach in Foyer und dachte noch immer über all die Dinge nach, die im letzten Jahr passierten. Seit Sunnydale zerstört wurde und seine Crew die Niederlassung von Wolfram & Hart in L. A. übernahm.
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