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Die Bundesgenossen

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    Die Bundesgenossen

    Der nachfolgende Sherlock Holmes-Pastiche stammt nicht von mir. Ich habe mich nur an einer Übersetzung der »heiteren Geste der Resignation« versucht, die James Matthew Barrie, der Autor der Geschichten um Peter Pan, Arthur Conan Doyle zum Andenken an das gemeinsam vollendete Bühnenstück ›Jane Annie or The Good Conduct Prize‹ (1893) widmete. Und ich möchte mit diesem kleinen Zeitdokument auf das kommende ›Sherlock‹-Special einstimmen.



    DIE BUNDESGENOSSEN

    (Originaltitel: The Adventure of The Two Collaborators [by James Matthew Barrie, 1893]


    Jetzt, wo ich im Begriff bin, das letzte Abenteuer meines Freundes Sherlock Holmes niederzuschreiben, fällt mir unwillkürlich wieder ein, dass, mit Ausnahme der Umstände durch die, wie Sie gleich erfahren werden, seine einzigartige Karriere ein abruptes Ende fand, er es von jeher strikt vermieden hatte, sich in den Angelegenheiten von Leuten zu engagieren, die ihren Lebensunterhalt als Schriftsteller bestritten.
    »Ich wähle meine Klienten nicht nach bestimmten Kriterien aus«, pflegte er zu sagen, »nur mit Kunstfiguren will ich nichts zu schaffen haben.«

    Es war ein Abend wie jeder andere in der Baker Street. Ich saß (weiß ich noch genau) am Salontisch über die letzten Sätze von Der Mann ohne Korkbein (welcher dafür verantwortlich gewesen war, dass es, nebst den Mitgliedern der Royal Society*, sämtlichen bedeutenden Naturwissenschaftlern Europas die Sprache verschlagen hatte) gebeugt, während Holmes sich mit einer seiner kleinen Schießübungen die Zeit vertrieb. Es entsprach seiner Vorstellung von einem Sommerabend, die Linien meines Kopfes aufs Korn zu nehmen, um mein Konterfei treffsicher auf die gegenüberliegende Wand zu bannen, und es ist zweifelsfrei ein kleiner Beweis seiner Kunstfertigkeit, dass viele dieser Schnellschüsse als bewundernswert gut getroffen angesehen werden.

    Zufällig sah ich aus dem Fenster und gewahrte zwei Herren eilig die Baker Street entlanglaufen. Ich machte Holmes darauf aufmerksam, der sich, in einem Sessel zu einer Acht verknotend, schnurstracks seine Pfeife ansteckte:
    »Das sind Bundesgenossen, die bei einem Singspiel gemeinsame Sache gemacht haben. Und ihr Stück ist alles andere als ein Erfolg.«
    Ich sprang geradewegs an die Decke vor Staunen, woraufhin er erläuterte:
    »Mein lieber Watson, diese Männer folgen offenkundig einem niederen Impuls. Selbst Sie sollten in der Lage sein, das zu erkennen. Die blauen Papierschnipsel, mit denen sie da so erbittert um sich werfen, sind Pressekritiken; derlei tragen sie noch hundertfach mit sich herum (erkennbar an den vollgestopften Manteltaschen). Und wenn die schmeichelhaft ausgefallen wären, würden sie sich jetzt nicht dergestalt daran austoben.«
    Ich sprang erneut geradewegs an die Decke (die voller Dellen ist) und rief:
    »Beeindruckend! Vielleicht sind es aber auch bloß Schriftsteller.«
    »Nein«, erwiderte Holmes, »denn Schriftsteller sind der Presse höchstens einmal die Woche eine Meldung wert. Wogegen es über Verbrecher, Theaterautoren und Schauspieler ständig etwas zu berichten gibt.«
    »Dann sind es vielleicht Schauspieler.«
    »Nein, Schauspieler würden in einer Kutsche vorfahren.«
    »Was wissen Sie noch über die beiden?«
    »So einiges. Der Straßenschmutz an den Schuhen des größeren Mannes verrät mir, dass er aus South Norwood** kommt und der andere ist zweifelsfrei ein schottischer Autor.«
    »Woraus ersehen Sie das?«
    »Er hat ein Buch bei sich, das (eindeutig) Auld Licht Irgendwas*** heißt. Und wer außer dem Autor würde schon ein Buch mit einem solchen Titel mit sich herumtragen?«
    Das leuchtete mir ein.

    Allem Anschein nach wollten die beiden Männer (wenn man sie denn so bezeichnen kann) zu uns. Wie schon (oft) erwähnt, ließ sich mein Freund Holmes selten zu irgendeiner Gemütsregung hinreißen. Jetzt jedoch glühte sein Antlitz in seltsamem Triumph.
    »Watson, der große Kerl da, der erntet seit Jahren den ganzen Ruhm für meine einzigartigen Fähigkeiten, aber zu guter Letzt habe ich ihn, wo ich ihn haben will –– zu guter Letzt!«
    Ich tauchte an die Decke ab, und als ich wieder zum Vorschein kam, hatten sich die Fremdlinge eingefunden.
    »Wie ich sehe, meine Herren« konstatierte Mr. Sherlock Holmes, »haben Sie derzeit mit noch nie dagewesenen Neuigkeiten zu kämpfen.«
    Während der Attraktivere unserer beiden Besucher verdutzt um Aufklärung bat, runzelte der Größere nur finster die Stirn.
    »Davon zeugt der Ring an Ihrem Ringfinger«, erklärte Mr. Holmes gleichmütig.
    Ich wollte gerade Anstalten machen, wieder an die Decke zu springen, da ergriff die riesenhafte Gestalt das Wort.
    »Heb dir den Firlefanz für die Leser auf, Holmes, bei mir wirst du damit kein Glück haben. Und – Watson, wenn du noch einmal an die Decke gehst, werde ich dafür sorgen, dass du auch dort bleibst.«
    An dieser Stelle ereignete sich etwas ganz und gar Merkwürdiges. Mein Freund Sherlock Holmes schrumpfte. Vor meinen Augen verlor er an Größe. Mein sehnsuchtsvoller Blick wanderte an die Decke, ich selbst traute mich nicht.
    »Überfliegen wir die ersten vier Seiten«, sprach der Hüne weiter, »und springen gleich mitten ins Geschehen. Ich möchte wissen, aus welchem Grund...«
    »Wenn Sie gestatten«, sagte Holmes mit einem Anflug seines alten Mutes. »Sie möchten in Erfahrung bringen, weshalb Ihr Singspiel keinen Anklang findet.«
    »Ganz genau«, entgegnete der andere sarkastisch, »wie du ja meinem Kragenknopf entnehmen kannst.«
    Todernst fügte er hinzu: »Da es bei genauerer Betrachtung freilich nur einen Weg gibt, das herausfinden, muss ich darauf bestehen, dass du dir das Stück von Anfang bis Ende ansiehst.«

    Dies war ein fürwahr schauriger Moment für mich, denn sollte Holmes sich einverstanden erklären, würde ich ihn natürlich begleiten müssen. Aber mein Freund hatte ein Herz aus Gold.
    »Auf keinen Fall«, schrie er aufgebracht. »Alles, nur das nicht.«
    »Deine weitere Existenz hängt davon ab«, konterte der Hüne drohend.
    »Lieber will ich mich in Luft auflösen.« Holmes ließ sich selbstzufrieden in einen Sessel fallen. »Gleichwohl kann ich Ihnen, auch ohne dass ich den Krampf über mich ergehen lassen muss, den Grund nennen, aus dem die Zuschauer fernbleiben.«
    »Nun?«
    »Ganz einfach«, antwortete Holmes gelassen, »sie halten sich lieber davon fern.«

    Unheilverkündendes Schweigen folgte dieser erstaunlichen Feststellung. Die beiden Eindringlinge starrten einen Moment lang mit offenem Mund auf den Mann, der ihren Fall auf so wunderbare Weise geklärt hatte. Dann versetzten sie ihm den Todesstoß... Holmes schwand zusehends dahin und verflüchtigte sich schließlich in Schall und Rauch.

    Die letzten Worte herausragender Persönlichkeiten sind oftmals bedeutsam. Sherlock Holmes' letzte Worte lauteten wie folgt:
    »Du Schwachkopf! Durch mich lebst du seit Jahren ein Leben mit allem Komfort. Dank meiner warst du befähigt, in ausgemachter Weise von Karossen Gebrauch zu machen, in denen nie zuvor ein Schreiberling gesichtet wurde. Doch fortan wirst du ausgemacht fähigen Gebrauch von Bussen machen!«

    Der Unmensch sank ächzend in einen Sessel. Der andere Schreiberling zuckte nicht einmal mit der Wimper.


    Für A. Conan Doyle,
    von seinem Freund
    J. M. Barrie



    * Königlich-Britische Akademie der Naturwissenschaften
    ** Londoner Stadtbezirk
    *** Auld Licht Idylls (1888). Der Titel bedeutet so viel wie Szenen aus einer presbyterianischen Gemeinde.


    ( © 2016, Viola Schreiber. Diese Übersetzung ist nach CC BY-NC-ND 3.0 AT eingeschränkt verfügbar. )



    Hintergrund:

    Das Singspiel Jane Annie or The Good Conduct Prize (»Jane Annie oder Eine Auszeichnung für Vorbildliches Verhalten«) sollte im Mai 1893 im Londoner Westend Premiere feiern. James M. Barrie [1860 – 1937], der sich verpflichtet hatte, das Libretto zu schreiben, kam mit der Arbeit nicht recht voran, zudem erkrankte er an Bronchitis. Als er merkte, dass er unter diesen Umständen den Abgabetermin nicht würde einhalten können, telegrafierte er Arthur Conan Doyle [1859 – 1930], ob dieser ihm nicht aus der Bredouille helfen könne. Und Doyle, der schon seit längerem mit einer Karriere als Bühnenautor liebäugelte, sagte zu. Er machte sich mit dem Konzept vertraut und überarbeitete unter enormem Zeitdruck die Rohfassung des zweiten Aktes, den Barrie vorformuliert hatte.

    Alles in allem nicht die idealen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit -- das Schauspiel fiel gnadenlos durch. J. M. Barrie nahm eines seiner Bücher, riss das Deckblatt heraus und verarbeitete das Fiasko in einer selbstironischen Parodie (heute sagt man Fanfiction dazu), die er umgehend Arthur Conan Doyle zukommen ließ, der sie erst 30 Jahre später in seiner Autobiografie Memories and Adventures (1924) veröffentlichte.


    J. M. Barrie führte den Misserfolg später u. a. darauf zurück, dass sich im zweiten Akt eine Szene um Golf drehte, ein Sport, der sich zu der Zeit erst noch durchsetzen musste. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Stück, das sich unter der Prämisse »Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin« zusammenfassen lässt, damals nicht nur an den Golfregeln gescheitert ist.
    Zuletzt geändert von Viola; 25.03.2016, 17:42.
    »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

    #2
    Hi Viola!

    Vielen Dank für den sehr unterhaltsamen Happen von Sherlock und Watson!

    Nein, die Anekdote, oder Kurzgeschichte (?), kannte ich noch nicht, aber sie hat, weiß Gott, Biss! Und wenn Du sie nicht übersetzt hättest, wäre ich sicher nicht so leicht in den Genuss gekommen, sie zu lesen, denn mein Englisch ist ziemlich...einfach!

    Und sie verkürzt mir und meinem Anhang die Zeit bis zum Sherlock-Spezial zu Ostern!

    Ich freue mich schon auf die Entstehungsgeschichte!
    Es scheint mir, als wäre es früher durchaus üblich gewesen, dass befreundete Autoren eine intensive Korrespondenz betrieben haben und manchmal sogar auf Figuren oder Inhalte ihrer Freunde zurück gegriffen haben!

    Tschau
    earthy
    Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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      #3
      Sehr nette Geschichte und auch ein netter Zeitpunkt, um sie mal übersetzt hier hineinzustellen. Danke dafür

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        #4
        @earthy & gvn: Lieben Dank Euch beiden!


        Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
        Vielen Dank für den sehr unterhaltsamen Happen von Sherlock und Watson!
        Nein, die Anekdote, oder Kurzgeschichte (?), kannte ich noch nicht, aber sie hat, weiß Gott, Biss! Und wenn Du sie nicht übersetzt hättest, wäre ich sicher nicht so leicht in den Genuss gekommen, sie zu lesen, denn mein Englisch ist ziemlich...einfach!
        Es ist Fanfiction, nur nannte man das damals noch Parodie. Und ein Pastiche ist von Profis geschriebene Fanfiction.

        Apropos – die erste Holmes-Fanfiction erschien 1891 in einer Literaturzeitschrift, vier Monate nachdem Doyle seine erste SH-Erzählung (der zwei Romane vorausgegangen waren) publiziert hatte. Der Verfasser blieb zunächst anonym, bis Doyle bei einem Literatentreffen J. M. Barrie kennenlernte, der sofort eingestand, der Missetäter zu sein, nach dem Doyle schon gefahndet hatte.


        Barrie schrieb noch einen dritten SH-Pastiche, "The Late Sherlock Holmes" ("Der verblichene Sherlock Holmes"), der im Dez. 1893 veröffentlicht wurde und in dem John Watson beschuldigt wird, Sherlock Holmes während eines gemeinsamen Urlaubs in der Schweiz aus Habgier ermordet zu haben, denn dieser ist seit einem Ausflug zu den Reichenbachfällen spurlos verschwunden. So weit, so gut –- bis auf den Umstand, dass die Parodie wenige Tage vor der Originalerzählung "The Final Problem" erschienen sein soll. Das nenn' ich einen Spoiler!


        Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
        Ich freue mich schon auf die Entstehungsgeschichte!
        Es scheint mir, als wäre es früher durchaus üblich gewesen, dass befreundete Autoren eine intensive Korrespondenz betrieben haben und manchmal sogar auf Figuren oder Inhalte ihrer Freunde zurück gegriffen haben!
        Das stimmt, die Post war damals auch viel zuverlässiger als heute. Der Postbote kam im Bedarfsfall auch öfter als nur einmal täglich.


        Aber hier liegt die Sache ein wenig anders. J. M. Barrie schrieb sich mit dem Sketch seinen Frust von der Seele, weil das oben genannte Stück ein kompletter Reinfall wurde. Seine Freundschaft mit A. C. Doyle, dem geistigen Vater von Sherlock Holmes, litt zwar nicht darunter, aber sie arbeiteten nie wieder zusammen.

        Doyle soll während der Zusammenarbeit mit Barrie endgültig den Entschluss gefasst haben, sich Holmes vom Halse zu schaffen, der ihm eine Last geworden war; stattdessen wollte er sich u. a. als Theaterautor versuchen. Aber für dialoglastige Textsorten (wie Bühnenstücke oder Drehbücher), braucht man, glaube ich, eine besondere Begabung. Dialoge zu schreiben, die nicht geschraubt oder gekünstelt wirken, ist nämlich eine Kunst für sich, die nicht jeder beherrscht. Und Doyle beherrschte sie offenbar nicht. Er entwickelte später eine Bühnenfassung seiner SH-Erzählungen, die der Schauspieler und Bühnenindendant William Gillette praktisch komplett umschrieb, bevor er als erster Darsteller in die Rolle des Titelhelden schlüpfte.


        Frohe Ostern!
        Viola
        Zuletzt geändert von Viola; 26.03.2016, 13:11.
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          #5
          Hallo Viola!
          Ich hoffe, Du hattest schöne Feiertage!

          Vielen Dank für das Hintergrundwissen!
          Ich habe vorher nie darüber nachgedacht, aber Du hast recht, es ist eine Sache, eine Geschichte, einen Roman zu schreiben, oder Theaterstücke, oder sogar Drehbücher.
          Selbst wenn man das eine gute kann, heißt das nicht, dass man beides beherrscht.
          Da muss man sich auf ganz andere Rahmenbedingungen einlassen.
          Kennst Du das Werk von H.P. Lovecraft? Ich finde, er hat wunderbar erzählt, aber es gibt so weit ich seine Geschichten kenne, nur indirekte Rede. Er hatte es auch nicht so mit Dialogen.

          Boah,ich glaube ich wäre ausgeflippt, wenn man meine finale Story um meine größte geistige Schöpfung gespoilert hätte!
          Der arme Doyle!!!
          Woher wusste Barrie denn, dass die Story in der Schweiz spielte?
          Vielleicht hat Doyle sogar vorher mit Barrie gesprochen und der hat ihm dann eins reingewürgt!!!

          Liebe Grüße
          earthy
          Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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            #6
            Hallo, earthy,

            Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
            Ich hoffe, Du hattest schöne Feiertage!
            Wie man's nimmt. Wenn man sich schon auf einen ausgedehnten Spaziergang freut, doch das Handy an beiden Feiertagen die Mobilfunkverbindung nicht aufbauen will und man dadurch ohne Musikberieselung per Streaming auskommen muss, wird man recht schnell grantig. Ich zumindest.


            Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
            Boah,ich glaube ich wäre ausgeflippt, wenn man meine finale Story um meine größte geistige Schöpfung gespoilert hätte!
            Der arme Doyle!!!
            Woher wusste Barrie denn, dass die Story in der Schweiz spielte?
            Vielleicht hat Doyle sogar vorher mit Barrie gesprochen und der hat ihm dann eins reingewürgt!!!
            So etwas kann man nicht erraten, ausgeschlossen. Zumal der arme J. Watson beteuert, Holmes sei auf der Flucht vor einem gewissen Moriarty gewesen, was ihm aber niemand glaubt, da der bekannte Mathematikprofessor hohes Ansehen genießt.


            Wahrscheinlich schickte Doyle ihm eine Abschrift des Manuskripts oder einen Vorabdruck des Strand Magazine, der Monatszeitschrift, in der die Erzählungen publiziert wurden. Es heißt zwar, dass J. M. Barrie manchmal recht boshaft sein konnte (ganz wie Peter Pan, der Junge der nicht erwachsen werden wollte ), aber ich schätze, dass Doyle von der Parodie wusste und auch wann & wo diese erscheinen würde, denn die (angebliche) Vorabveröffentlichung tangierte ihre Freundschaft keineswegs. Doyle hatte mit seinem Entschluss, Holmes sterben zu lassen, auch keineswegs hinterm Berg gehalten, er erzählte es jedem, der es hören oder vielmehr nicht hören wollte. Er erzählte nur nicht wie, da er den Lesern die bittere Medizin dadurch versüßen wollte, dass er Holmes mit einem Knall abgehen ließ. Und, weil er selbst lange nicht wusste, wie dieses Wie aussehen sollte - bis ihn eine Vortragsreise in die Schweiz und u. a. nach Meiringen führte, wo man schon von Ferne das Tosen und Donnern der Reichenbachfälle hört. Heute findet sich an der Stelle, wo Holmes und Moriarty gemeinsam in die Tiefe stürzten, eine Gedenktafel.


            Lieben Gruß,
            Viola
            Zuletzt geändert von Viola; 29.03.2016, 11:11.
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              #7
              Zitat von Viola Beitrag anzeigen

              Wahrscheinlich schickte Doyle ihm eine Abschrift des Manuskripts oder einen Vorabdruck des Strand Magazine, der Monatszeitschrift, in der die Erzählungen publiziert wurden. Es heißt zwar, dass J. M. Barrie manchmal recht boshaft sein konnte (ganz wie Peter Pan, der Junge der nicht erwachsen werden wollte ), aber ich schätze...
              Schade das solche Sachen dann im Dunklen bleiben, außer einer der Beteiligten hätte etwas dazu schriftlich hinterlassen, was wohl nicht der Fall war. Vielleicht fasste Doyle das ja auch als ein bisschen Werbung für seinen "Abgang" von Sherlock auf. Würde man heute wohl!
              Gab, oder gibt es, eigentlich noch andere Fan-Fiction von anderen Schriftstellern zu Sherlock? Vielleicht sogar noch zu Lebzeiten von Doyle?

              Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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                #8
                Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
                Schade das solche Sachen dann im Dunklen bleiben, außer einer der Beteiligten hätte etwas dazu schriftlich hinterlassen, was wohl nicht der Fall war. Vielleicht fasste Doyle das ja auch als ein bisschen Werbung für seinen "Abgang" von Sherlock auf. Würde man heute wohl!
                Vielleicht war die ganze Aktion ja abgesprochen, wer weiß? Wie Du sagst, ein bisschen Werbung schadet nie und das Ende der Geschichte deutet tatsächlich in die Richtung: Doyle ermittelt höchstpersönlich vor Ort an den Reichenbachfällen, woraufhin Holmes wie durch Zauberhand wieder in der Baker Street auftaucht -- lebendig.

                Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
                Gab, oder gibt es, eigentlich noch andere Fan-Fiction von anderen Schriftstellern zu Sherlock?
                Ja. Ich weiß nicht, wie viele es jetzt sind, aber um 1995 zählte man über 25.000 SH-Pastiches.

                Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
                Vielleicht sogar noch zu Lebzeiten von Doyle?
                Doyle selbst hat welche geschrieben ( ), einer seiner Söhne, Adrian, ebenfalls. Die von Doyle kenne ich, die seines Sohnes nicht; auf Deutsch ist, wenn ich es richtig im Kopf habe, aber nur einer von Doyles Pastiches erschienen. Ich werde in den nächsten Tagen mal die mir bekannten Sachen, die auf Deutsch erschienen sind, durchgehen und hier eine kleine Auswahl posten. Vielleicht interessiert sich ja noch jemand dafür. Und von Laien geschriebene Fanfiction findest Du bestimmt auch in deutschsprachigen FF-Foren, nur kann ich Dir da nicht weiterhelfen, weil ich noch nie SH-Fanfiction gelesen habe, weder auf Deutsch noch auf Englisch. Die von Profis geschriebenen Pastiches reichen mir und sie stehen "normaler" Fanfiction in nichts nach.


                Ich habe ja den Verdacht, dass Adrian zumindest zwei der im letzten Sammelband erschienen Geschichten verfasst hat, weil Stil und Inhalt so gar nicht zu den früheren Erzählungen passen wollen, zudem ist hier Holmes selbst der Erzähler, nicht Watson. Und es liest sich schon wie Fanfiction, wenn der 60-jährige Holmes (der sich an die Küste von Süd-Sussex zurückzieht, als Watson nach Marys Tod noch einmal heiratet) sich in ein Mädchen verliebt, das seine Enkelin sein könnte.
                »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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