Honigwaben-Gruppe, SC694-3B
Als Morgan Wielder seine Augen öffnete, war es kein Tag wieder jeder andere. Heute war sein zehnter Geburtstag und Daddy würde endlich von seiner Geschäftsreise zurückkehren.
Draussen ging gerade die Sonne auf, der ganze Himmel war in ein schmutziges orange getaucht. Morgan stand einen Augenblick lang an seinem Fenster und starrte in den Himmel. Es waren noch keine Zeichen von Vaters Heimkehr zu sehen; der dreifache Kondensstreifen würde ihn verraten. Mutter war sicherlich auch noch nicht wach, also schlich sich Morgan, zusammen mit Dragy, durch den Flur, an der Tür des elterlichen Schlafzimmers vorbei in welches er keinen Blick zu werfen wagte, in die Küche.
Während Dragy die Tür im Auge behalten sollte, wollte Morgan einen verstohlenen Blick in den Kühlschrank werfen. Mutter musste die Zutaten für seine Geburtstagstorte schon gekauft haben, als der Händleronkel das letzte Mal vorbeigekommen war. Das war vor über einem Monat gewesen, Vater war schon seit 3 Monaten fort; um neue Getreidesamen zu kaufen. Die letzte Ernte war vollkommen verstrahlt worden und das Saatgut war ebenfalls zerstört. Wie genau es dazu kam hatte Morgan noch niemand erklärt. Er wusste nur, dass es irgendwas mit der Sonne zu tun hatte und damit, dass der Planetoid der Wielders irgendwie "schwankte".
Im Kühlschrank war nicht eine Torte mehr als normal, also gar keine. Beinahe hätte Morgan vor Enttäuschung angefangen zu weinen, doch dann erinnerte er sich daran, dass Mutter manchmal Dinge in den Wasserfänger legte, um sie zu kühlen. "Zuverlässiger als der blöde alte Schrank," sagte sie dann immer.
Morgan schnappte sich einen JollaPit-Riegel, einen Vitaminsaft und verließ gemeinsam mit Dragy die Küche. Dabei schlich er auch durch das Wohnzimmer wo seine Geschenke auf dem Stubentisch lagen. Er zählte im Vorübergehen fünf. Die Tür zum Hydrogarten glitt geräuschlos auf, Mutter ölte alle Scharniere und Schienen im Haus mindestens alle zwei Tage, wegen all des Sandes.
Morgan manövrierte durch das Dickicht der Bete und mied die Wege, auf denen ihn jeder hätte sehen können. Dragy schmiegte sich an ihn, ebenfalls darauf bedacht kein Geräusch von sich zu geben.
Als Morgan schließlich an der großen Hydra-Pflanze vorbei war, richtete er sich auf und schaute zur gläsernen Decke des Hydrogartens. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und der Himmel hatte ein erbarmungslos-wolkenfreies blau-grün angenommen. Die Sonne und der winzige Mond standen wie Wächter über dem Horizont; sie zeigten sich niemals ganz. Irgendwann würde Morgan gemeinsam mit seinem Vater fortfliegen und das ganze Universum sehen, nicht nur die Nacht um ihn herum.
Durch die Glaswände war nur der Teil des Wasserfängers zu sehen, der über der Erde lag. Alles schien in Ordnung und auch Mutter war noch nicht erwacht oder zumindest ließ das Haus es sich noch nicht anmerken. Morgan ging in die Ecke mit den vielen Datentafeln, Reglern und Eingabefeldern. Er wusste welche der Tasten und Knöpfe er zu bedienen hatte, damit sich die verborgene Luke im Boden öffnete.
Das Geräusch mit dem sich die frische Luft in den kurzen Schacht unter der Erde sog, brachte Morgan dazu sich in einem G'dallabusch zu verstecken. Eines der Blätter schnitt sich in sein Schienbein. Als sicher war, dass Mutter nicht geweckt worden war, machte sich Morgan daran die Luke aufzustemmen und in den Tunnel hinabzuklettern.
Das Grinsen auf Morgans Gesicht, als er wieder aus dem Schacht hervorkam, wurde von ein wenig Frosting vergrößert, welches sich in seinem Mundwinkel verfangen hatte. Natürlich würde jemand merken, dass bereits abgebissen worden war, aber was sollten seine Eltern schon tun? Es war schließlich sein Geburtstag und Vater war noch nicht mal wieder da.
Morgan ging also wieder in die Küche, diesmal ohne darauf Acht zu geben, ob er Geräusche machte oder nicht. Seine Mission war erfüllt, er hatte den Kuchen gefunden, gekostet und konnte sich nun darauf freuen ihn später ganz aufzuessen und mit seinen Geschenken zu spielen.
Als er gerade das Fenster in der Diele zwischen Stube und Küche passierte, erblickte er im Augenwinkel etwas, das ihn innehalten liess. Er ging einen Schritt zurück und drückte seine Nase am Fensterglas platt. Dort! Wenn er sich ganz viel Mühe gab, konnte er Kondensstreifen am Himmel sehen. Sofort rannte er wieder hinaus in den Hydrogarten und stieg die wenigen Treppen zum Ausguck hinauf. Ja, von hier konnte er sie ganz deutlich sehen. Drei Kondensstreifen von denen der mittlere doppelt so dick war wie die anderen. Das musste Vater sein!
Morgan flog die Stufen beinahe hinunter und zog dabei Dragy hinter sich her. Er raste durch das Wohnzimmer, die Küche und schließlich den Flur. Bevor er noch die Tür seiner Mutter erreicht hatte, warf er Dragy dagegen. Die Tür öffnete sich, als er sie erreichte. Seine Mutter sah ihn ein wenig verschlafen, aber gutmütig lächelnd an. Morgan war immer der letzte der aufstand, außer an seinen eigenen Geburtstagen. Noch bevor sie ihn beglückwünschen konnte, brüllte Morgan seiner Mutter "Daddy ist da!" ins Gesicht und war beinahe wieder genauso schnell fort, wie er aufgetaucht war. Wann er sich Dragy unter den Arm geklemmt hatte, war seiner Mutter entgangen.
Es gehörte sich, dass alle gut angezogen waren. Nicht wegen eines Geburtstages, sondern weil man so alle begrüßte, die lange weg waren. Und Vater war viel zu lange fort gewesen. Nur einmal, einen Monat nach seinem Fortgehen hatte sie eine Nachricht erreicht, in der hiess es allerdings nur, dass er noch länger würde fortbleiben müssen.
Das blaue Kostüm hatte er zwar noch nie gemocht, aber es war das einzige "feine Zeug", wie Mutter es nannte, in seinem Besitz, also trug Morgan es mit Würde und auch einem gewissen Stolz; er wusste um den Wert des Stoffes den er trug und auch dass er wohl nie wieder einen solchen bekommen würde, wenn er ihn kaputt machte.
Als seine Mutter sein Zimmer betratkämpfte er gerade mit seiner Hose, das Oberteil lag auf dem Bett und bedeckte Dragy zur Hälfte. Morgan wischte sich den flüchtigen Geburtstagskuss mit dem Handrücken von der Stirn.
Gemeinsam mit seiner Mutter stand Morgan an der Luftschleuse, die den Hangar der Wielders mit ihrem Habitat verband. Er war noch niemals dort gewesen, der Weg sei unfassbar lang sagte seine Mutter immer wieder.
Morgan stand dort, Dragy fest an sich gepresst, etwas hinter seiner Mutter und wartete, dass das Geräusch der Schleuse ertönte und sie sich endlich öffnete. Er fürchtete seinen Vater immer ein wenig, wenn er nach so langer Zeit wieder nach Hause kam, aber seine schlechte Stimmung legte sich recht rasch wieder. Es sei wegen der Dinge die er "da draussen" sehe und erfahre, die ihn so verstimmen; er ist immer so lange alleine, dass er sich erst wieder an die Anwesenheit seiner Familie gewöhnen muss.
Die Spannung war für Morgan kaum noch zu ertragen, als er endlich das Geräusch hörte, dieses Zischen das sich so anhört wie eine der Schlangen aus den EduVids, die Mutter ihn immer zwingt anzusehen.
Und da stand er plötzlich. Er hatte einen Bart und roch unangenehm, seine Augen schauten Morgan nicht richtig an, weshalb er sich ein wenig mehr hinter seiner Mutter versteckte. Diese nahm den teilfremden Mann in die Arme und gab ihm sogar einen Kuss. Der Mann kniete sich hin und sah Morgan jetzt richtig in die Augen und als er lächelte, sah Morgan ihn ihm auch wieder seinen Vater. Er fiel ihm in die Arme und weinte.
Nachmittags hatte er alle seine Geschenke ausgepackt, niemand hatte ihn ausgeschimpft wegen der angebissenen Torte und nun saß er mit seinen neuen Spielzeugen im Hydrogarten und vertrieb sich die Zeit. Es bereitete ihm sichtlich Spaß sich vorzustellen, wie die Raumschiffe, Panzer und Soldaten in seinen Händen real würden, das Lächeln auf seinem Gesicht war in den Augen seiner Eltern unbezahlbar, sie betrachteten ihn aus dem Wohnzimmer heraus durch die geschlossene Glastür.
"Wie sind die Geschäfte gelaufen?" -
"Nicht gut, gar nicht gut. Getreide ist in den nächsten Systemen immer noch himmelschreiend teuer, sogar die schlechteren unmutierten Sorten ohne Immunitäten." -
"Aber die würden doch ohnehin nicht aufgehen." -
"Das weiß ich doch selbst ! Ich habe einen halbvollen Frachtraum, genug Saatgut für die nächste Saison, aber ich musste einen Kredit aufnehmen..." -
"Bist du völlig verrückt? Noch einen Kredit? Und bei wem? Wir haben doch gar keine Sicherheiten!"-
"Was soll ich denn machen? Wir können ja nicht einfach Nichts anpflanzen, davon kann niemand leben und verkaufen können wir das auch nicht." -
"Und nun? Du denkst doch nicht etwa daran unser Land zu verpächten, oder? Dieser Boden gehört unserer Familie seit Generationen!" -
"Nein, natürlich nicht. Der Kredit wurde uns auch nicht einfach so gewährt. Es gab ... Auflagen, Bedinungen." -
"Foley Wielder! Du sagst mir sofort was du getan hast!" -
"Morgan ..." -
"Was?!" -
"Er ... ich musste ihn einschreiben." -
"...?" -
"Er geht auf eine Armeeschule, in einigen Wochen kommt ein Rekrutierungsschiff der Roganer und holt ihn ab." -
"Das kann doch nicht dein Ernst sein!" -
"Beruhige dich, bitte! Wenn ich das nicht getan hätte, müssten wir unser Land verkaufen oder allesamt verhungern. Was möchtest du für deinen Sohn? Hm?" -
"Ich ... ich weiß nicht. Er ist doch gerade 10 Jahre alt!" -
"Und hat noch nie eine richtige Schule von innen gesehen, geschweige denn andere Kinder gesehen, echte Kinder." -
"Nein, Foley, nein ..." -
"Liebling, er geht auf eine richtige Schule, bekommt die Chance auf eine Zukunft. Denk doch auch mal an ihn! Und wenn er 18 ist, wird er eingezogen und ausgebildet, er muss nur 5 Jahre dienen, dann kann er heimkommen oder sogar studieren, wenn er möchte ... all dies hätte er hier niemals gekonnt, wenn..." -
"..." -
"Bitte, nicht weinen. Schatz. Es tut mir leid, ich habe es doch auch nicht so gewollt..."
ENDE.
Als Morgan Wielder seine Augen öffnete, war es kein Tag wieder jeder andere. Heute war sein zehnter Geburtstag und Daddy würde endlich von seiner Geschäftsreise zurückkehren.
Draussen ging gerade die Sonne auf, der ganze Himmel war in ein schmutziges orange getaucht. Morgan stand einen Augenblick lang an seinem Fenster und starrte in den Himmel. Es waren noch keine Zeichen von Vaters Heimkehr zu sehen; der dreifache Kondensstreifen würde ihn verraten. Mutter war sicherlich auch noch nicht wach, also schlich sich Morgan, zusammen mit Dragy, durch den Flur, an der Tür des elterlichen Schlafzimmers vorbei in welches er keinen Blick zu werfen wagte, in die Küche.
Während Dragy die Tür im Auge behalten sollte, wollte Morgan einen verstohlenen Blick in den Kühlschrank werfen. Mutter musste die Zutaten für seine Geburtstagstorte schon gekauft haben, als der Händleronkel das letzte Mal vorbeigekommen war. Das war vor über einem Monat gewesen, Vater war schon seit 3 Monaten fort; um neue Getreidesamen zu kaufen. Die letzte Ernte war vollkommen verstrahlt worden und das Saatgut war ebenfalls zerstört. Wie genau es dazu kam hatte Morgan noch niemand erklärt. Er wusste nur, dass es irgendwas mit der Sonne zu tun hatte und damit, dass der Planetoid der Wielders irgendwie "schwankte".
Im Kühlschrank war nicht eine Torte mehr als normal, also gar keine. Beinahe hätte Morgan vor Enttäuschung angefangen zu weinen, doch dann erinnerte er sich daran, dass Mutter manchmal Dinge in den Wasserfänger legte, um sie zu kühlen. "Zuverlässiger als der blöde alte Schrank," sagte sie dann immer.
Morgan schnappte sich einen JollaPit-Riegel, einen Vitaminsaft und verließ gemeinsam mit Dragy die Küche. Dabei schlich er auch durch das Wohnzimmer wo seine Geschenke auf dem Stubentisch lagen. Er zählte im Vorübergehen fünf. Die Tür zum Hydrogarten glitt geräuschlos auf, Mutter ölte alle Scharniere und Schienen im Haus mindestens alle zwei Tage, wegen all des Sandes.
Morgan manövrierte durch das Dickicht der Bete und mied die Wege, auf denen ihn jeder hätte sehen können. Dragy schmiegte sich an ihn, ebenfalls darauf bedacht kein Geräusch von sich zu geben.
Als Morgan schließlich an der großen Hydra-Pflanze vorbei war, richtete er sich auf und schaute zur gläsernen Decke des Hydrogartens. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen und der Himmel hatte ein erbarmungslos-wolkenfreies blau-grün angenommen. Die Sonne und der winzige Mond standen wie Wächter über dem Horizont; sie zeigten sich niemals ganz. Irgendwann würde Morgan gemeinsam mit seinem Vater fortfliegen und das ganze Universum sehen, nicht nur die Nacht um ihn herum.
Durch die Glaswände war nur der Teil des Wasserfängers zu sehen, der über der Erde lag. Alles schien in Ordnung und auch Mutter war noch nicht erwacht oder zumindest ließ das Haus es sich noch nicht anmerken. Morgan ging in die Ecke mit den vielen Datentafeln, Reglern und Eingabefeldern. Er wusste welche der Tasten und Knöpfe er zu bedienen hatte, damit sich die verborgene Luke im Boden öffnete.
Das Geräusch mit dem sich die frische Luft in den kurzen Schacht unter der Erde sog, brachte Morgan dazu sich in einem G'dallabusch zu verstecken. Eines der Blätter schnitt sich in sein Schienbein. Als sicher war, dass Mutter nicht geweckt worden war, machte sich Morgan daran die Luke aufzustemmen und in den Tunnel hinabzuklettern.
Das Grinsen auf Morgans Gesicht, als er wieder aus dem Schacht hervorkam, wurde von ein wenig Frosting vergrößert, welches sich in seinem Mundwinkel verfangen hatte. Natürlich würde jemand merken, dass bereits abgebissen worden war, aber was sollten seine Eltern schon tun? Es war schließlich sein Geburtstag und Vater war noch nicht mal wieder da.
Morgan ging also wieder in die Küche, diesmal ohne darauf Acht zu geben, ob er Geräusche machte oder nicht. Seine Mission war erfüllt, er hatte den Kuchen gefunden, gekostet und konnte sich nun darauf freuen ihn später ganz aufzuessen und mit seinen Geschenken zu spielen.
Als er gerade das Fenster in der Diele zwischen Stube und Küche passierte, erblickte er im Augenwinkel etwas, das ihn innehalten liess. Er ging einen Schritt zurück und drückte seine Nase am Fensterglas platt. Dort! Wenn er sich ganz viel Mühe gab, konnte er Kondensstreifen am Himmel sehen. Sofort rannte er wieder hinaus in den Hydrogarten und stieg die wenigen Treppen zum Ausguck hinauf. Ja, von hier konnte er sie ganz deutlich sehen. Drei Kondensstreifen von denen der mittlere doppelt so dick war wie die anderen. Das musste Vater sein!
Morgan flog die Stufen beinahe hinunter und zog dabei Dragy hinter sich her. Er raste durch das Wohnzimmer, die Küche und schließlich den Flur. Bevor er noch die Tür seiner Mutter erreicht hatte, warf er Dragy dagegen. Die Tür öffnete sich, als er sie erreichte. Seine Mutter sah ihn ein wenig verschlafen, aber gutmütig lächelnd an. Morgan war immer der letzte der aufstand, außer an seinen eigenen Geburtstagen. Noch bevor sie ihn beglückwünschen konnte, brüllte Morgan seiner Mutter "Daddy ist da!" ins Gesicht und war beinahe wieder genauso schnell fort, wie er aufgetaucht war. Wann er sich Dragy unter den Arm geklemmt hatte, war seiner Mutter entgangen.
Es gehörte sich, dass alle gut angezogen waren. Nicht wegen eines Geburtstages, sondern weil man so alle begrüßte, die lange weg waren. Und Vater war viel zu lange fort gewesen. Nur einmal, einen Monat nach seinem Fortgehen hatte sie eine Nachricht erreicht, in der hiess es allerdings nur, dass er noch länger würde fortbleiben müssen.
Das blaue Kostüm hatte er zwar noch nie gemocht, aber es war das einzige "feine Zeug", wie Mutter es nannte, in seinem Besitz, also trug Morgan es mit Würde und auch einem gewissen Stolz; er wusste um den Wert des Stoffes den er trug und auch dass er wohl nie wieder einen solchen bekommen würde, wenn er ihn kaputt machte.
Als seine Mutter sein Zimmer betratkämpfte er gerade mit seiner Hose, das Oberteil lag auf dem Bett und bedeckte Dragy zur Hälfte. Morgan wischte sich den flüchtigen Geburtstagskuss mit dem Handrücken von der Stirn.
Gemeinsam mit seiner Mutter stand Morgan an der Luftschleuse, die den Hangar der Wielders mit ihrem Habitat verband. Er war noch niemals dort gewesen, der Weg sei unfassbar lang sagte seine Mutter immer wieder.
Morgan stand dort, Dragy fest an sich gepresst, etwas hinter seiner Mutter und wartete, dass das Geräusch der Schleuse ertönte und sie sich endlich öffnete. Er fürchtete seinen Vater immer ein wenig, wenn er nach so langer Zeit wieder nach Hause kam, aber seine schlechte Stimmung legte sich recht rasch wieder. Es sei wegen der Dinge die er "da draussen" sehe und erfahre, die ihn so verstimmen; er ist immer so lange alleine, dass er sich erst wieder an die Anwesenheit seiner Familie gewöhnen muss.
Die Spannung war für Morgan kaum noch zu ertragen, als er endlich das Geräusch hörte, dieses Zischen das sich so anhört wie eine der Schlangen aus den EduVids, die Mutter ihn immer zwingt anzusehen.
Und da stand er plötzlich. Er hatte einen Bart und roch unangenehm, seine Augen schauten Morgan nicht richtig an, weshalb er sich ein wenig mehr hinter seiner Mutter versteckte. Diese nahm den teilfremden Mann in die Arme und gab ihm sogar einen Kuss. Der Mann kniete sich hin und sah Morgan jetzt richtig in die Augen und als er lächelte, sah Morgan ihn ihm auch wieder seinen Vater. Er fiel ihm in die Arme und weinte.
Nachmittags hatte er alle seine Geschenke ausgepackt, niemand hatte ihn ausgeschimpft wegen der angebissenen Torte und nun saß er mit seinen neuen Spielzeugen im Hydrogarten und vertrieb sich die Zeit. Es bereitete ihm sichtlich Spaß sich vorzustellen, wie die Raumschiffe, Panzer und Soldaten in seinen Händen real würden, das Lächeln auf seinem Gesicht war in den Augen seiner Eltern unbezahlbar, sie betrachteten ihn aus dem Wohnzimmer heraus durch die geschlossene Glastür.
"Wie sind die Geschäfte gelaufen?" -
"Nicht gut, gar nicht gut. Getreide ist in den nächsten Systemen immer noch himmelschreiend teuer, sogar die schlechteren unmutierten Sorten ohne Immunitäten." -
"Aber die würden doch ohnehin nicht aufgehen." -
"Das weiß ich doch selbst ! Ich habe einen halbvollen Frachtraum, genug Saatgut für die nächste Saison, aber ich musste einen Kredit aufnehmen..." -
"Bist du völlig verrückt? Noch einen Kredit? Und bei wem? Wir haben doch gar keine Sicherheiten!"-
"Was soll ich denn machen? Wir können ja nicht einfach Nichts anpflanzen, davon kann niemand leben und verkaufen können wir das auch nicht." -
"Und nun? Du denkst doch nicht etwa daran unser Land zu verpächten, oder? Dieser Boden gehört unserer Familie seit Generationen!" -
"Nein, natürlich nicht. Der Kredit wurde uns auch nicht einfach so gewährt. Es gab ... Auflagen, Bedinungen." -
"Foley Wielder! Du sagst mir sofort was du getan hast!" -
"Morgan ..." -
"Was?!" -
"Er ... ich musste ihn einschreiben." -
"...?" -
"Er geht auf eine Armeeschule, in einigen Wochen kommt ein Rekrutierungsschiff der Roganer und holt ihn ab." -
"Das kann doch nicht dein Ernst sein!" -
"Beruhige dich, bitte! Wenn ich das nicht getan hätte, müssten wir unser Land verkaufen oder allesamt verhungern. Was möchtest du für deinen Sohn? Hm?" -
"Ich ... ich weiß nicht. Er ist doch gerade 10 Jahre alt!" -
"Und hat noch nie eine richtige Schule von innen gesehen, geschweige denn andere Kinder gesehen, echte Kinder." -
"Nein, Foley, nein ..." -
"Liebling, er geht auf eine richtige Schule, bekommt die Chance auf eine Zukunft. Denk doch auch mal an ihn! Und wenn er 18 ist, wird er eingezogen und ausgebildet, er muss nur 5 Jahre dienen, dann kann er heimkommen oder sogar studieren, wenn er möchte ... all dies hätte er hier niemals gekonnt, wenn..." -
"..." -
"Bitte, nicht weinen. Schatz. Es tut mir leid, ich habe es doch auch nicht so gewollt..."
ENDE.
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