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Orbitale Verteidigung

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    Orbitale Verteidigung

    Hier eine meiner Kurzgeschichten (es ist keine Fortsetzungsgeschichte).

    Zusammenfassung: Ein fremdes Raumschiff greift die Erde an. Schnell ist die Lage aussichtslos. Kann die Menschheit noch gerettet werden?

    Ist ein bisschen cheesy, ich weiß... Aber vielleicht hat der eine oder andere ja Spaß daran. Nur darum geht es.

    Ich freue mich über jegliche Art von Rückmeldung, auch negativer. Wenn jemand die Geschichte langweilig findet, dann nur raus damit.



    ORBITALE VERTEIDIGUNG
    von Henrik Sturmbluth


    Roter Alarm. Ein Sprungtor öffnete sich in der Nähe Mondes. Das konnte nur eines bedeuten: Invasion!
    Die Piloten besetzten ihre Kanonen und fuhren auf den Orbitalbändern hinaus. Äquatorialband und Polband umspannten die Erde in kreuzförmiger Ausrichtung in zehntausend Kilometer Höhe oberhalb der Erdatmosphäre.
    Die Orbitalkanonen rasten auf den Bändern entlang, bis sie in Position waren. Ihre gute Manövrierfähigkeit war der Verbindung mit den Orbitalbändern geschuldet. Sie mussten sich für Seitwärtsbewegungen und Rotationen nicht wie gewöhnliche Raumschiffe auf Schub und Gegenschub verlassen. Gesteuert wurden sie mittels Machine Brain Interface (MBI), einer elektronischen Schnittstelle im Gehirn der Piloten, das blitzschnelle Ausweich- und Rotationsmanöver erlaubte.

    ***

    „Planetare Aufklärung meldet: Nur ein Feindschiff.“
    Eins? Was sollte denn ein einziges Schiff gegen das orbitale Verteidigungssystem ausrichten? Fragend blickten sich die Mitarbeiter der Kommandozentrale auf der Erde an.
    „Ausstattung?“, fragte der Leiter der Erdstreitkräfte, Maiar.
    „Bewaffnung: gering. Allerdings erkennen wir ungewöhnlich stark ausgeprägte Kommunikationsaufbauten. Sowie eine Reihe unbekannter Flugkörper an Bord.“
    Ein einziges Schiff, mit geringer Bewaffnung dafür aber erweiterten Kommunikationsaufbauten? War das überhaupt eine Invasion?

    ***

    „Planetare Aufklären meldet: erhöhte Kommunikationsaktivität!“
    „Worauf zielt diese Aktivität?“, fragte Maiar.
    „Ausrichtung auf das orbitale Verteidigungssystem, Sir!“
    Wenn Sie kommunizieren wollten, warum richteten Sie ihre Kommunikation dann nicht auf die Erde, sondern auf das orbitale Verteidigungssystem? Etwas stimmte nicht. Maiar war unschlüssig. Er brauchte mehr Informationen.
    „An die Piloten der Orbitalen Verteidigung: wir messen erhöhte Kommunikationsaktivität in Ihre Richtung ausgehend von dem fremden Schiff. Wie ist die Situation bei Ihnen da oben?“
    Stille. Noch nicht einmal Rauschen war zu hören. War es das was die Fremden wollten? Die Kommunikation zwischen der Orbitalen Verteidigung und der Zentrale auf der Erde stören?
    Plötzlich schrie eine Stimme aus den Lautsprechern: „Wir werden angegriffen!“
    Angegriffen? Mit was denn? Das Schiff hatte doch nur geringe Bewaffnung. Maiar brauchte Klarheit: „Wir können hier unten keinerlei Waffenaktivität erkennen. Welcher Art ist der Angriff?“
    Nun war Rauschen auf der Leitung zu hören. Vereinzelte Schreie, zerfetzt durch Verzerrungen, nichts klar zu verstehen. Schließlich drang ein einzelner, verzweifelter Schrei durch: „Es ist ein Cyber-Angriff!“

    ***

    Die Strategen arbeiteten mit Hochdruck an der Entschlüsselung des Cyber-Angriffs. Es gab nur wenige Anhaltspunkte in den Logs. Dann aber verstanden sie das ganze grauenvolle Ausmaß des Angriffs.
    „Sir, die Piloten - ihre Lebenszeichen sind nicht mehr vorhanden. Bei allen! Der Angriff hat die MBIs überlastet und führte zum schnellen Hirntod.“
    Alle Piloten tot? Maiar war sofort klar, was das bedeutete: ohne Piloten war das orbitale Verteidigungssystem nutzlos. Und die Erde damit ohne Schutz.
    „Sir, wir haben die unbekannten Flugkörper analysiert, die das Schiff mit sich führt. Wir halten sie für Kapseln mit biologischen Kampfstoffen.“
    ‚Was für eine geniale Strategie‘, erkannte Maiar an. Erst die Orbitale Verteidigung ausschalten und anschließend die Menschheit mit biologischen Kampfstoffen vernichten. Und er konnte es nicht verhindern. Die ganze Verteidigungsstrategie der Erde basierte auf dem orbitalen Verteidigungssystem mit seinen Kanonen und deren Piloten.
    Wenn das Schiff seine biologischen Waffen in der Atmosphäre zündete, würde die Menschheit sicher vernichtet werden. Vielleicht würden einige wenige in Schutzbunkern überleben. Aber das war ein schwacher Trost.
    Maiar rang nach einer Lösung, wie das fremde Schiff doch noch aufgehalten werden könnte. Das Schicksal der Menschheit lag in seinen Händen, ihm, dem Leiter der Erdstreitkräfte. Und er hatte keine Lösung.

    ***

    „Hallo, hören Sie mich?“, kratzte eine Stimme aus den Lautsprechern. Maiar blickte zum Signalindikator, der anzeigte, woher die Stimme kam. Sie kam vom orbitalen Verteidigungssystem - jemand lebte da oben noch!
    „Wer spricht da?“, rief Maiar.
    „Ich bin Chief Facility Manager der Orbitalen Verteidigung. Nun ja, ich bin sowas wie der Hausmeister. Aber ich denke, ich kann Ihnen helfen.“
    „Helfen? Ja wie denn?“, hakte Maiar nach. Will er etwa noch ordentlich putzen, bevor hier alles den Bach runter geht?
    „Ich bin ausgebildeter Pilot der ersten Orbitalkanonen-Generation. Damals flogen wir noch ohne MBI. Das ist wohl auch der Grund, warum ich noch lebe. Hören Sie, wir haben wenig Zeit. Es gibt hier noch eine der alten Orbitalkanonen mit manueller Steuerung. Ich kann sie bedienen. Aber ich brauche den Aktivierungscode für die Waffensysteme! Die Seriennummer ist X1927001_C. Können Sie mir den Code schicken?“
    Maiar wies seine Mitarbeiter an, den Aktivierungscode für dieses Fossil zu finden. Das könnte die letzte Chance der Menschheit sein.
    „Wir haben den Code!“, rief jemand aus der Zentrale.
    „Sofort übermitteln!“, schrie Maiar hastig.
    Kurz darauf kam die Bestätigung: „Danke, ich habe den Code. Maschine läuft. Nicht zuletzt wegen meiner ständigen Wartung. Keiner schätzt die alten Kisten mehr. Egal. Ich fahre jetzt raus. Wünschen Sie mir Glück.“
    „Wie ist eigentlich ihr Name?“, fragte Maiar.
    „Nennen Sie mich Hausmeister.“

    ***

    Er raste mit seiner Orbitalkanone das Polband entlang und wechselte in dessen Mitte auf das Äquatorialband, fuhr darauf weiter, bis er in Schussposition war. Seine Kommunikationsanzeigen blinkten wie verrückt. Anscheinend versuchte das fremde Schiff auch ihn mittels Cyber-Angriff auszuschalten. Aber er hatte kein MBI, also konnten sie ihm so nichts anhaben.
    Sein Gegner war nur mit konventionellen Waffen bestückt. Nichts Besonderes. Es würde ein ausgeglichener Kampf werden. Er feuerte.
    Sein Feind erwiderte das Feuer. Zwei Raketen rasten auf ihn zu. Der ersten konnte er ausweichen. Der zweiten nicht mehr. Ohne MBI war die Steuerung einfach nicht schnell genug. Der Treffer riss eine seiner beiden Bordkanonen weg. Mit der verbleibenden feuerte er weiter und zerfetzte die Waffenphalanx auf der ihm zugewandten Seite des Schiffes. Es musste sich nun drehen, um seine verbleibende Phalanx auszurichten.
    Einen weiteren Treffer würde er allerdings nicht überleben. Deshalb musste er das Schiff zerstören, bevor es sich gedreht hatte und seine Waffenphalanx auf ihn ausrichten konnte. Er feuerte weiter.
    Das Schiff drehte sich schneller als erwartet und jagte alle Raketen seiner verbliebenen Waffenphalanx auf die Orbitalkanone. Es war sinnlos, jetzt noch zu versuchen, auszuweichen. Er würde sich nicht mehr aus der Reichweite des ankommenden Streufeuers bringen können. Ihm blieb nur noch, rechtzeitig diesen einen entscheidenden Treffer zu setzen. Er visierte den Teil des Schiffes an, der den größten Schaden hatte und drückte auf Dauerfeuer.
    Dann trafen die Raketen des Gegners ein.

    ***

    „Sir, er hat es geschafft! Das Schiff wurde zerstört!“
    Jubel brach in der Zentrale aus.
    „Rufen Sie ihn!“, übertönte Maiar den Lärm. „Hausmeister? Hausmeister, hören Sie mich?“
    Keine Antwort.
    „Lebenszeichen?“, verlangte Maiar.
    „Sir, ohne MBI können wir keine Lebenszeichen ermitteln“. Natürlich.
    „Was sagen die Scanner?“, bellte Maiar.
    „Planetare Aufklärung meldet: keine Details aus dem Trümmerfeld erkennbar.“
    Ein Trümmerfeld. Er hatte es also nicht geschafft. Dieser Teufelskerl hatte sich für die Menschheit geopfert. Ein Mann allein gegen den sicheren Untergang. Der Stoff von Heldensagen. Maiars Augen füllten sich mit Tränen.

    „Hallo?“, krächzte es aus den Lautsprechern der Zentrale. „Kann mich jemand hier oben abholen?“ Er hustete. „Mein Antrieb ist defekt. Musste ihn überlasten, um hier noch heil rauszukommen. Könnte auch sein, dass ich etwas Luft verliere. Und da ist noch diese Wasserleitung in der Orbitalzentrale, die ich heute reparieren wollte. Wäre also nett, wenn sie sich beeilen würden.“


    ENDE
    Zuletzt geändert von HSB; 03.01.2016, 16:38.
    Eine Androidin als Auftragsmörderin. Sie weiß nichts davon ... – Meine SciFi-Novelle »Die dritte Programmierung«

    #2
    Huhu,

    also die Geschichte ist alles andere als langweilig
    Ich fand sie recht spannend.
    Das Verteidigungssystem ist übrigens interessant. Anfangs hatte ich schon befürchtet, das Alien-Raumschiff würde dieses System sogar gegen die Erde richten. Geschlagen mit den eigenen Waffen sozusagen.
    Ansonsten kann ich nur sagen: Leute, seid nett zu eurem Hausmeister, er könnte euch einmal den Popo retten
    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
    Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
    Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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      #3
      Danke, Twister-Sister. Freut mich.

      Jaja, unterschätze niemals den Hausmeister
      Eine Androidin als Auftragsmörderin. Sie weiß nichts davon ... – Meine SciFi-Novelle »Die dritte Programmierung«

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        #4
        Kurz und knackig!
        Ich fand die Story gar nicht langweilig, obwohl ich sonst nicht so auf Weltraumgefechte stehe, aber über Deines zu lesen war spannend. Du verlierst Dich nicht in endlosen Beschreibungen und trotzdem weiß man genau, was Du meinst, wie man sich die Szenen vorstellen soll.
        Gut, es gibt hier auch Leser für die ist Technik und militärischer Rang wichtig, aber mir gefällt´s so!
        Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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          #5
          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Kurz und knackig!
          Ich fand die Story gar nicht langweilig, obwohl ich sonst nicht so auf Weltraumgefechte stehe, aber über Deines zu lesen war spannend. Du verlierst Dich nicht in endlosen Beschreibungen und trotzdem weiß man genau, was Du meinst, wie man sich die Szenen vorstellen soll.
          Gut, es gibt hier auch Leser für die ist Technik und militärischer Rang wichtig, aber mir gefällt´s so!
          Danke, earthquake!

          Ich schreibe so, wie ich selbst am liebsten lese. Mich nerven endlose Beschreibungen auch oft, vor allem, wenn sie die Story nicht voran bringen. Aber manchmal befürchte ich, dass ich es zu knapp mache. Deshalb stelle ich auch meine Geschichten hier ein, um mal Feedback zu bekommen, wie's ankommt.

          Nochmal danke.
          Eine Androidin als Auftragsmörderin. Sie weiß nichts davon ... – Meine SciFi-Novelle »Die dritte Programmierung«

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            #6
            Hallo Sturmbluth!

            Aber manchmal befürchte ich, dass ich es zu knapp mache.
            Genau das meinte ich mit:

            Gut, es gibt hier auch Leser für die ist Technik und militärischer Rang wichtig, aber mir gefällt´s so!
            Es gibt Leser, die legen da Wert darauf. Sie möchten eben genau wissen, wie sieht der und der Charakter, das Schiff, die Waffe aus. Mir geht es da auch eher um das Erzählen einer Geschichte, eines Ereignisses und ich kürze da auch gern weg, manchmal denke ich dann im Nachhinein, ja, an der oder der Stelle hätte ich das doch sorgfältiger machen sollen. Bei Dir fehlt mir in den Kurzgeschichten aber nichts, weil das was erzählt werden soll auch rüberkommt.
            Das ist eben Dein eigener Stil!

            Wenn Du mal was längeres schreibst, kannst Du Dir beim Nachbearbeiten dann immer noch Gedanken machen, ob Du mehr beschreiben willst!
            Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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