Bastard Ass(i) goes Overseas - SciFi-Forum

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Bastard Ass(i) goes Overseas

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    #16
    Ich poke gerade im Arbeitsspeicher unserer ISDN-Anlage herum, als
    ploetzlich mein Telefon klingelt. Das aergert mich, denn
    eigentlich sollte das nicht mehr vorkommen. Irgendwo muss da noch
    ein BB ('bloeder bug') sein, so dass manche Verbindungen
    mysterioeserweise bis zu meinem Apparat vordringen koennen.

    Urspruenglich wollte ich nur mal wieder Gingers Nebenstelle auf
    sich selber umlenken. Manchmal kommt sie dann zu mir, um sich
    technischen Beistand einzuholen, und dann koennte ich sie
    vielleicht zu einem gemeinsamen Lunch ueberreden...

    Jedenfalls klingelt jetzt mein Telefon, und weil ich zufaellig
    einen Arm frei habe, hebe ich ab.
    "Hallo", sage ich.
    Schweigen in der Leitung. Achselzuckend will ich wieder auflegen,
    als doch noch was kommt:
    "Aeh... hallo?"
    "Das sagte ich bereits. Spielen wir das kleine Echo-Spiel?"
    "Oh... aehm... Entschuldigung", sagt er offensichtlich etwas
    verwirrt.
    "Ich wundere mich nur, weil es eben noch besetzt war..."

    Nanu? Also funktioniert die Besetzt-Sperre auf meiner Nebenstelle
    nur zeitweise? Muss mich unbedingt gleich als naechstes darum
    kuemmern. Schliesslich komme ich ja kaum noch zum Arbeiten, wenn
    das bloede Ding dauernd rasselt! (Haha! Das war ein Witz, Leute!)

    "Ich habe ein Problem mit meinem Monitor", kommt er endlich zur
    Sache.
    "Er wird immer blasser, und ich kann kaum noch die Schrift
    lesen..."
    "Hmm", sage ich,
    "Sind Sie sicher, dass nicht einfach der Pixel-Toner zu Ende
    ist?"
    "Aeh... was?"
    "Wie alt ist denn der Monitor?" frage ich geduldig.
    "Etwa zwei Jahre..."
    "Na, sehen Sie! Eine Kartusche haelt normalerweise hoechstens ein
    Jahr. Sie hatten Glueck, dass der Monitor nicht schon frueher
    aufgegeben hat!"
    "Aber..."
    "Haben Sie denn noch eine volle Original-Kartusche da?"
    "Was? Aeh... nein..."
    "Hmm, tja. Ich habe leider auch keine mehr. Die letzte haben wir
    erst vorgestern eingetauscht. Und die naechste Lieferung kommt
    erst in etwa sechs Wochen..."
    Falls er bis jetzt noch gelinde Zweifel an der Existenz von
    Pixel-Toner hatte, sind sie nunmehr garantiert ausgeraeumt: Wenn
    etwas eine lange Lieferfrist hat, ist das der sicherste Beweis

    dafuer, dass es auch existiert!
    (Man denke nur an Microsoft Produkte!)

    Ich male einen Strich.

    "Oh, Gott!" sagt er, und ich verziehe schmerzlich das Gesicht.
    Warum muessen die Leute immer dieses Wort benutzen! Wie wenn man
    mit dem Fingernagel ueber Styropor kratzt! Es kast mich schon
    wieder an!
    "Ich brauche aber doch meinen Rechner", jammert er weiter.
    "Nanana, nur keine Panik", sage ich und wiege meinen Locher in
    der freien linken Hand.
    "Es gibt ja noch eine Alternativloesung. Im Gegensatz zum
    schwarzen Kopierer-Toner brauchen Monitore natuerlich weissen
    Toner, denn der Schirm ist ja von Natur aus schon schwarz, nicht
    wahr?"
    Das leuchtet ihm sofort ein. Logik ist immer gut fuer
    Erklaerungen! Ich male noch einen Strich.
    "Zur Not kann man statt weissem Toner auch weisse Papierkonfettis
    verwenden", erklaere ich weiter.
    "Alles was Sie tun muessen, ist die Konfettis aus Ihrem Locher in
    die Toner-Schlitze oben auf Ihrem Monitor zu streuen. Haben Sie
    denn genuegend Konfetti? Sonst schicke ich rasch jemand
    hinueber..."
    Er versichert mir eifrig, dass er ueber eine umfangreiche Menge
    an Konfetti verfuege.
    "Gut", sage ich,
    "also alles oben in die Schlitze auf Ihrem Monitor stopfen.
    Soviel, wie nur eben reingeht! Und schalten Sie ja nicht den
    Monitor aus - sonst koennte es zu einem Toner-Stau kommen! Vor
    allem, weil Sie ja nicht den Original-Toner verwenden."
    "Aehm... ok. Bleiben Sie kurz dran?"
    Natuerlich bleibe ich dran! Ich werde doch nicht auf den
    Hauptspass verzichten! Waehrend ich warte, male ich wieder einen
    Strich.

    HANTIER , SCHUETTEL...

    "Es riecht etwas komisch...", meint er.
    "Ja, das kann sein", sage ich bedauernd.
    "Das liegt daran, weil die Konfetti etwas zu grob sind als
    Toner-Ersatz. Ist denn das Bild schon besser geworden?"
    "Ich weiss nicht...", meint er zweifelnd.
    Mal sehen, wie weit man den Burschen treiben kann!
    "Sie koennen es noch besser hinkriegen, wenn Sie ein wenig
    TippEx-Verduenner hinterherschuetten. Das hilft bei der
    Desintegration der Konfetti..."
    Ich haette auch 'Aufloesung' sagen koennen. Aber wenn ich eines
    von StarTrek gelernt habe, ist es, dass 'Desintegration' viel
    ueberzeugender klingt!
    "Oh? Ok..."

    TROEPFEL, TROEPFEL... KA-FIZZZ!!!

    Waehrenddessen male ich noch einen Strich.

    "Komisch! Jetzt ist das Bild ganz weg."
    Seine Stimme klingt ratlos.
    "Merkwuerdig", sage ich ebenso ratlos,
    "das ist eigentlich sonst eine todsichere Methode. Hmm... haben
    Sie vielleicht eine brennende Neonroehre im Raum?"
    "Ja, warum?"
    "Na, dann ist ja alles klar: positive Ionen! Ihr Buero muss ja
    voll davon sein, wenn es den Schirm so blass macht! Wussten Sie
    denn nicht, dass die modernen Schirme keine Leuchtstoffroehren
    vertragen?"
    "Aeh... doch... ich glaube, davon habe ich schon gehoert..."

    Ich male einen langen Querstrich durch die vier anderen.

    "Sie muessen unbedingt verhindern, dass an der anodisierten
    Kathode soviele positive Stickstoff-Ionen entstehen. Haben Sie
    ein wenig Alufolie da? Und einen langen isolierten Draht?"
    "Aeh... ich glaube schon... ist Klingeldraht ok?"
    "Perfekt! Wir bekommen das schon noch hin. Sie schalten jetzt als
    allererstes aus Sicherheitsgruenden das Licht aus. Dann drehen
    Sie die Neonroehre heraus und umwickeln das noerdliche Ende gut
    mit Alufolie, vor allem die Elektroden, die am Ende
    herausstehen. Da entstehen naemlich die schaedliche Ionen. Dann
    entfernen Sie ein Stueck Isolierung und wickeln das Ende des
    Drahtes fest um die Alufolie. Haben Sie das?"
    Er arbeitet wie ein Besessener, und ich mache einen neuen Strich.
    "Jetzt drehen Sie die Roehre wieder in ihren Sockel; aber noch
    nicht einschalten, ok? Die positiven Stickstoff-Ionen werden
    jetzt durch den Draht abgeleitet und muessen sicher entsorgt
    werden. Stickstoff ist in Duenger enthalten. Deshalb ist es das
    beste, wenn Sie das andere Ende in einen Blumentopf stecken.
    Dort werden die Ionen sogar sinnvoll verwertet. Haben Sie einen
    Blumentopf in Ihrem Buero?"
    Er sagt, dass er keinen habe, aber seine Sekretaerin habe viele.
    Er werde einen holen. Waehrend er mit seiner Tussi verhandelt,
    mache ich noch einen Strich.
    "Ok", meldet er sich wieder mit eifriger Stimme.
    "Das andere Ende des Drahtes steckt im Topf..."
    Eines muss man ihm lassen: Der Mann ist voll bei der Sache!
    "Ist die Pflanze auch gut gegossen?" frage ich besorgt, und er
    versichert mir stolz, dass er auch schon daran gedacht habe und
    das Ding gerade nochmal mit Wasser getraenkt habe.
    "Von wegen der besseren Leitfaehigkeit", fuegt er noch laessig
    hinzu, und ich male noch zwei Striche.
    "Dann koennen Sie jetzt das Licht wieder einschalten", sage ich.
    "Gratulation! Sie haben von jetzt an ein garantiert ionenfreies
    Buero..."

    KA-FFFFAAATZZZZZZZZ!!!!!

    Da das Telefon keinen Muckser mehr von sich gibt, lege ich auf.
    Dann betrachte ich stolz das Blatt Papier vor mir. So einen
    kapitalen Neun-Ender sieht man nicht alle Tage...
    O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
    ----------------------------------------
    Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

    Kommentar


      #17
      Ich sitze gerade mit meinem Taschenrechner auf dem Klo und
      berechne, was so eine durchschnittliche Sitzung meinen
      Arbeitgeber kostet, als ploetzlich mein Pager losheult. In
      Deutschland sind wir ja irgendwie (ja, wie eigentlich?) von
      dieser Plage verschont geblieben (dafuer haben wir die
      galoppierende Handy-Seuche!). Aber hier an der Westkueste gilt
      der Pager nach wie vor als unersetzliches sekundaeres
      Geschlechtsmerkmal: ein Mann ist kein Mann ohne seinen Pager am
      Guertel! Ein klingelndes Telefon ist schon in den meisten Faellen
      'bad news', aber ein jaulender Pager noch viel mehr. Wenn jemand
      so dringend mit dir sprechen will, dass er deinen Pager
      ausloest... Junge, dann ist es bestimmt nicht Michelle Pfeiffer,
      die ein 'date' mit dir haben will!

      Ich kaeme ja nie auf die abstruse Idee so ein Ding mit mir
      herumzuschleppen (hoechstens einen ohne Batterien, um die Chicks
      zu beeindrucken), aber hier an der Uni MUSS jeder SysOps mit so
      einem Laermwecker herumlaufen.

      Ohne auf das Display zu gucken, entsorge ich den heulenden Pager
      auf die mir uebliche Weise und spuele sicherheitshalber zweimal
      nach. Das Piepsen wird rasch leiser, waehrend das Ding zur Hoelle
      (sprich zur Klaeranlage) faehrt.

      Befriedigt nehme ich meine Kalkulationen wieder auf. Eine
      durchschnittliche Sitzung mit Zeitung kommt auf... $ 6,34 und
      zweidrittel Cents. Missmutig gucke ich auf das senfgelbe Display.
      Viel zu wenig! Seit der Hop-Heads-Party gestern herrscht Ebbe in
      meiner Kasse und es sind noch vier Tage bis zum naechsten
      Paycheck!

      Ich gehe zurueck in mein Buero und browse durch die Personaldatei
      im Verwaltungscomputer unserer Buchhaltung. Wer koennte noch was
      von seinem letzten Paycheck uebrighaben? Nach kurzem Ueberlegen
      waehle ich zwei Kollegen aus, die foerdernde Mitglieder bei
      Greenpeace sind und sich in ihren CVs als 'umweltbewusst'
      einstufen. Ich fahre bei beiden (einer ist auch noch als
      Abstinenzler verschrien) die Workstations in den
      Single-User-Modus herunter und sende als Broadcast die folgende
      Message auf die Konsolen:

      "CPU panic: device /dev/null is full
      Have electrons recycled properly before resuming work"

      Dann lege ich die Hand auf den Telefonhoerer; nach zehn Sekunden
      laeutet es:
      "Ist dort die SysOps? Auf meiner Konsole..."
      "Ist bekannt! Wir arbeiten daran!" schnappe ich und knalle den
      Hoerer auf die Gabel. Im allgemeinen sind die User viel
      zugaenglicher, wenn man sie erst einmal schmoren laesst. Ich
      schalte den VCR ein und gucke mir den letzten 're-run' der
      Simpsons an. Siebzehn Minuten spaeter laeutet es wieder. Er ist
      es wieder (der andere scheint nicht in seinem Buero zu sein oder
      er schlaeft wie ueblich).
      "Meine Workstation ist immer noch nicht hochgekommen", beschwert
      er sich indigniert.
      "Stimmt", sage ich,
      "und sie wird auch nicht wieder hochkommen, bis wir die ganzen
      Elektronen in Ihrem Null-Device entsorgt haben... Genaugenommen
      sind die schon eineinhalb Monate ueberfaellig. Eigentlich ist
      das schon eine Ordnungswidrigkeit..."

      Kurze Pause. Ich hoere, wie nacheinander 1.560.000 Neuronen
      zugeschaltet werden. Dann:
      "Aeh... koennen Sie das noch einmal...?"
      Ich seufze hoerbar.
      "Lesen Sie denn nie die Zeitung?" frage ich genervt.
      "Also..."
      "Sie haben offensichtlich als einziger an der Uni noch nicht
      mitbekommen, dass nach der letzten Gesetzesinitiative 456 von
      Governer Wilson in Kalifornien ab sofort alle EDV-basierten
      Elektronen aus Umweltschutzgruenden kontrolliert entsorgt werden
      muessen."
      "Oh, aber..."
      "Frueher durften wir alles, was nach /dev/null kopiert wurde,
      also praktisch alle Loeschvorgaenge, einfach im Luefter
      verbraten. Seit Anfang des Jahres geht das nicht mehr;
      jedenfalls nicht in Kalifornien! Sie sind wahrscheinlich von der
      Ostkueste, was?"
      "Aeh, nein... aeh... ich..."
      "Hier bei uns werden die Elektronen jedenfalls im sogenannten
      G-RAM (Gather RAM) gesammelt und muessen von Zeit zu Zeit
      entsorgt werden."

      In jedem anderen Staat der USA wuerde der Bursche jetzt einen
      verschaerften Lachanfall zweiten Grades bekommen - aber nicht in
      Kalifornien. Hier an der Westkueste haben wir die schaerfsten
      Abgasgesetze der Welt. Die ASU-Messgeraete sind ueber das
      Internet direkt mit dem 'Department of Motor Vehicles' verbunden,
      damit niemand beim Testen bescheissen kann. Sogar das Benzin
      verbrennt (angeblich) sauberer als anderswo. Saemtliche Produkte
      des taeglichen Bedarfs sind 'Natural', 'High in Fiber' oder 'Bio
      Degradable', sonst lassen sie sich eh nicht verkaufen. Alternativ
      haben sie ein 'Valley' im Produktnamen ("Gold Valley Dairy",
      "Happy Valley Software", "Missiles from the Valley", "Valley
      Plutonium Inc.", etc.). Das Kuehlmittel 'Freon', das hierzulande
      tonnenweise in Klimaanlagen verwendet wird, ist mit so hohen
      Ozon-Schicht-Steuern belastet, dass ein Leck im Kuehlkreislauf
      den Wert deines Autos in Null-Komma-Nix auf Null schrumpfen
      laesst (wobei niemand so genau erklaeren kann, wie diese Steuer
      der Ozonschicht zugute kommen soll, wenn damit
      Wahlkampf-Kampagnen finanziert werden!). Das Ausspucken eines
      Kaugummis in San Francisco kann bis zu $2000 kosten und Pinkeln
      in der Oeffentlichkeit ist eine schwere Straftat. Die Firmen in
      der Bay Area verwenden nur noch graeulich-graues Recycle-Papier
      und blasse Sojabohnen-Tinte in ihren Bueros (kein Scheiss!), und
      in den Nationalparks ist man angehalten, doch bitte die Zahnpasta
      beim Zaehneputzen herunterzuschlucken, damit ja nichts in die
      heilige Umwelt gelangt! Nach der 'No Fat'-, 'Low in Colesterol'-
      und 'Sodium Free'-Aera befinden befinden wir uns derzeit mitten
      in der 'Organic'-Welle - und das 'Bio Dynamic Movement' zeigt
      sich schon am Horizont! Jeden Monat einmal (am letzten Freitag)
      wird die Innenstadt von San Francisco durch Zigtausende von RRs
      (Radikale Radler) lahmgelegt, die sich erbitterte Platzkaempfe
      mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern liefern.

      Eines muss man den Kaliforniern lassen: Wenn sie etwas anpacken,
      dann sind sie gruendlich! (In dieser Hinsicht aehneln sie
      eigentlich mehr den Deutschen als den anderen
      Durchschnitts-Amerikanern.)

      Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der
      Greenpeace-Abstinenzler nur ein fuerchterlich schlechtes Gewissen
      wegen der ganzen umweltschaedlichen Elektronen in seinem G-RAM
      hat, anstatt mir ins Gesicht zu lachen.

      "Oh", stammelt er betroffen.
      "Jesus! Ja, was machen wir denn da..."
      Ich bringe ihm behutsam bei, dass ich, obwohl meine Task-List
      schon fast bis in den Keller reicht, kurz 'runterkommen und seine
      ganzen Elektronen mit einen G-RAM-BRVD
      (G-RAM-Bit-Recycling-Vakuum-Device) entsorgen koennte. Allerdings
      betrage die Gebuehr zur Zeit 24 Cents per Kilobyte... Erleichtert
      greift er nach dem rettenden Strohhalm - und rueckt sogar ohne zu
      zoegern mit seiner Kreditkarten-Nummer 'raus! So ein Sucker!

      Wenige Minuten (und ein bisschen Fummeln mit einem alten
      SCSI-Terminator) spaeter sind meine finanziellen Probleme bis zum
      naechsten Monatsende erstmal vom Tisch...

      Meine Stimmung steigt auf Super-Platinum-Plus mit fuenf Sternen!
      Wie immer, wenn ich glaenzender Laune bin, starte ich mein Skript
      'Russian Roulette', das zehn 'Ping of Deaths' an zehn zufaellig
      ausgewaehlte Windoofs-Rechner am Campus verschickt. (Falls jemand
      von euch Windoofs-User ist und nicht wissen sollte, was ein 'Ping
      of Death' ist, soll er mir mal seine IP-Adresse schicken...)
      Dann aendere ich noch rasch die Aufzug-Steuerung in unserem
      Gebaeude, so dass der Fahrstuhl immer ein Stockwerk zu hoch oder
      zu niedrig anhaelt, und gehe gemuetlich ueber den Notausgang nach
      Hause.
      O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
      ----------------------------------------
      Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

      Kommentar


        #18
        Herr L.!

        Hier in Muenchen geht alles seinen gewohnten Gang: die Studenten
        sind aufmuepfig, die Mitarbeiter sind muffig und der Chef
        vergisst alles, was ich ihm gesagt habe, nach 17einhalb Minuten.
        Draussen regnet es und der Biergarten ist bis auf weiteres
        geschlossen und ich hasse alles.

        Nero geht es gut.

        Bezelmann

        ================================================

        Liebe Frau B.!

        > Nero geht es gut.

        Nun, zumindest gibt es ein lebendiges Wesen in Muenchen, dass
        sich zu amuesieren scheint...

        Ich dagegen kann mich nicht beklagen. Seitdem ich die Mitarbeiter
        und die Studenten hier einigermassen zur Raeson gebracht habe,
        laeuft alles wie geschmiert (fuer mich!). Sogar Ihre Kollegin,
        Miss Ginger, hat sich nunmehr ueberzeugen lassen, dass es in
        ihrem eigenen Interesse ist, mir meine Wuensche von den Lippen
        abzulesen (besonders seitdem ich ihre Sozialversicherungsnummer
        herausbekommen habe!).

        > Nero geht es gut.

        Mir geht es auch gut.

        Leisch

        ================================================

        Liebster Herr L.!

        > nunmehr ueberzeugen lassen, dass es in ihrem eigenen Interesse
        > ist, mir meine Wuensche von den Lippen abzulesen (besonders
        > seitdem

        Zum Glueck habe ICH das NICHT noetig!!!

        UEBRIGENS habe ich eine schlechte Nachricht fuer SIE: Der Chef
        hat gestern jemanden zum Vorstellungsgespraech eingeladen. Ein
        fescher blonder junger Mann mit muskuloesen Wadeln. ZUFAELLIG
        konnte ich einen Blick in seinen Lebenslauf werfen: er hat
        Berufserfahrung in der SYSTEMADMINISTRATION!
        Der Chef war sehr angetan von dem jungen Mann...

        Sogar Nero fand ihn sympathisch.

        Bezelmann

        ================================================

        Sehr geehrte, liebe Frau B.!

        > Ein fescher blonder junger Mann mit muskuloesen Wadeln

        Wie kommt es, dass Sie seine 'Wadeln' so ausgiebig begutachten
        konnten? Ist der Sonnenjunge in Lederhosen ins Institut
        marschiert?

        Hat das Buerschchen auch einen Namen?

        > Sogar Nero fand ihn sympathisch.

        Der Arme (ich meine Sonnyboy; nicht den Raben!).

        Leisch

        ================================================

        Hochverehrtester Herr L.!

        > Wie kommt es, dass Sie seine 'Wadeln' so ausgiebig begutachten

        Eine FRAU kann so etwas auch beurteilen, wenn das betreffende
        Subjekt lange Beinkleider traegt. SIE haben davon natuerlich
        UEBERHAUPT keine Ahnung! Marianne meint auch, dass er fesche
        Wadeln hatte!!!

        > Hat das Sonnenbuerschchen auch einen Namen?

        Das kann ich mir vorstellen, dass Sie DAS gerne herausfinden
        wuerden!!!

        Nero hatte heute Morgen einen kurzen physikalischen Kontakt mit
        dem Hund des Hausmeisters. Er hat zwei (2!) Schwungfedern
        verloren! (Nero, nicht der Hund!)

        Bezelmann

        ================================================

        Liebe, gnaedigste Frau B.!

        Der Name des heliozentrischen Juengelchens mit den ausgepraegten
        Hinterlaeufen ist Klaus Koberlein, geb. 03.02.69 in
        Taunus-Haunsberg-Wergel (was fuer ein Name; immer wenn ich den
        Namen ausspreche, klingt es wie 'KAFF'). 189, blond (Sie sagten
        es ja bereits), blaue Augen, ...
        Schule, Bundeswehr, Uni...
        Ah! Hier: 8 Monate Berufserfahrung als Operateur (!) im
        Rechenzentrum der Allianz, Muenchen...

        Hmhm, soso...

        Hobbies?... tatam tatam tatam... oha! Schriftfuehrer im
        Kleingaertner-Verein Pullach, Sektion Waldenbach-Siedlung.
        Whoa! Was manche Leute so alles in ihrem Lebenslauf zugeben!
        Erstaunlich!

        Sie sollten solche wichtigen Informationen wirklich nicht in
        Ihrem Mac abspeichern - vor allem nicht, wenn er vernetzt ist ;-)

        > Nero hatte heute Morgen einen kurzen physikalischen Kontakt mit
        > dem Hund des Hausmeisters. Er hat zwei (2!) Schwungfedern
        > verloren! (Nero, nicht der Hund!)

        Und ich wette, der arme Hund liegt jetzt im Hunde-Hospital!
        (Wenn nicht noch schlimmer!)

        Wie geht es dem Raben heute?

        Leisch

        ================================================

        Lieber, hochverehrter Herr L.!!!

        > Sie sollten solche wichtigen Informationen wirklich nicht in
        > Ihrem Mac abspeichern - vor allem nicht, wenn er vernetzt ist
        > ;-)

        Ich moechte sie DRINGLICHST auffordern, ihre schmutzigen
        Datenpakete von MEINEM Mac fernzuhalten, oder ich garantiere fuer
        nichts! Besonders nicht fuer Ihre PERSONALAKTE!!!

        Nur zu Ihrer gefaelligen Beachtung: der Chef hat heute morgen
        gesagt, dass er den Herrn Koberlein einstellen wird, wenn nicht
        noch irgendwelche formalen Gruende gegen seine Uebernahmen in den
        STAATSDIENST sprechen!!!

        'Dem Raben' - wie Sie Nero so respektlos zu bezeichnen pflegen -
        geht es den Umstaenden entsprechend. Natuerlich hat der Arme
        einen Schock, den er erst verarbeiten muss. Trotzdem laesst er
        Sie schoen gruessen!

        Bezelmann

        ================================================

        Donna B.!

        Wie ich heute dem Munich Online entnehmen kann, hat Muenchen
        wieder einen neuen Geheimdienstskandal. Ich zitiere:
        "Die Mitglieder eines nach aussen hin voellig harmlos
        erscheinenden, traditionellen Kleingaertner-Vereins haben
        vermutlich jahrzehntelang mit Hilfe raffinierter
        Abhoereinrichtungen, die als schaebige Schreberhuetten getarnt
        waren, Gespraeche innerhalb der BND-Zentrale in Pullach bei
        Muenchen belauscht und an auslaendische Geheimdienste verkauft.
        Erst durch einen kollegialen Hinweis des amerikanischen
        Geheimdienstes CIA wurde der deutsche Bundesgrenzschutz auf
        diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht...
        Nach dem Schriftfuehrer des Vereins, einem erfahrenen
        Informationstechniker und mutmasslichem Hauptdrahtzieher der
        Bande, wird bundesweit gefahndet...
        Bis dato konnten weder die Abhoereinrichtungen noch die
        Aufzeichnungen sichergestellt werden. Die Polizei verhaengte
        gestern am spaeten Nachmittag eine vorlaeufig unbefristete
        Nachrichtensperre, um die Ermittlungen nicht zu behindern..."

        Natuerlich darf nicht alles gleich so ernst nehmen, was in den
        Zeitungen steht, nicht wahr?

        > Natuerlich hat der Arme einen Schock, den er erst verarbeiten
        > muss

        Mit anderen Worten: man sollte einen 5 Meter grossen Radius um
        den Kaefig ziehen, den niemand mehr betreten sollte, wenn er
        nicht ernsthafte Selbstmordabsichten hat.

        > Trotzdem laesst er Sie schoen gruessen!

        Das letzte Mal, als ICH den Raben begruessen wollte, hat er
        versucht, mir den Finger abzuhacken. Obwohl SIE ja nach wie vor
        der Ansicht sind, dass er das als besonderes Zeichen der
        Zuneigung zu mir getan habe, gruesse ich Nero seitdem lieber
        nicht mehr - auch nicht per email!
        (Man kann nie wissen!)

        Leisch
        O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
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        Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

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          #19
          Seit zehn Minuten kreise ich mit meinem mintgruenen Ford Mustang
          auf den Parkdeck und finde keine Luecke. Es ist elf Uhr und die
          Sonne brennt mir unbarmherzig ins Gesicht. Warum muessen diese
          verd... Studenten schon so frueh im Institut sein?! Wenn ich dann
          komme, ist natuerlich nicht mal mehr Platz fuer eine motorisierte
          Sardinenbuechse, geschweige denn mein mintgruenes Schlachtschiff!
          Ich stelle mich ins absolute Halteverbot, haue den Warnblinker
          rein und renne hinauf in mein Buero. Rasch hacke ich einen
          Broadcast in meinen Rechner:

          'An alle Labs!
          Das CS Department hat sich entschlossen, seine veralteten DEC
          Alpha Maschinen zu erneuern. Ausrangierte DEC Alphas werden
          derzeit fuer eine 'flat rate' von $ 199 am Ausgang B7 von CS
          Gebaeude abgegeben. Nur an Studenten mit gueltigem CS Ausweis
          und Photo ID. First come, first serve!'

          Dann warte ich eine Minute und sende folgendes hinterher:

          'Die vorherige Meldung bezog sich auf die University of
          Washawonga in Montana, NICHT auf die University of Berkeley!'

          Als ich wieder aufs Parkdeck hinunterkomme, ist es praktisch
          leer. Einige Nachzuegler rasen gerade mit kreischenden Reifen die
          Exit-Rampe hinunter.

          Endlich himmlische Ruhe! Ich verbringe einige glueckliche Minuten
          mit der Home-Page des Instituts. Ein kleines Java-Script im
          Header fordert alle paar Sekunden ein paar Kilobyte Speicher an -
          ohne sie wieder freizugeben. Jeder Browser, der auf unseren
          Seiten herumlungert, wird mit der Zeit immer groesser, bis er
          schliesslich (hoffentlich) den Rechner des Users zum Abstuerzen
          bringt. Eine todsichere Methode, um eine Ueberlastung unseres
          Servers von vorne herein auszuschliessen!

          Dann wird die Idylle vom Telefon unterbrochen. An der Caller-ID
          sehe ich, dass es die Chefin ist.

          "Hallo?"

          "Leisch!" weht es eiskalt aus der Hoermuschel, und ich schalte
          lieber den Lautsprecher ein und lege den Hoerer moeglichst weit
          weg. Einmal hatte ich nach einem zehnminuetigen Telefongespraech
          mit der Chefin drei Tage Ohrenreissen.
          "Leisch, wissen Sie, wo die ganzen Studenten stecken?"
          "In Washawonga", antworte ich wahrheitsgemaess.
          "Machen Sie keine Witze!" faucht Prof. Icewater. Ich beobachte
          fasziniert, wie sich auf den Plastikrippen der
          Lautsprecherabdeckung grosse, blaue Eiskristalle bilden.
          "Wieso ist kein Mensch im Gebaeude? Auch die Mitarbeiter sind
          alle verschwunden..."
          "Verzeihung", sage ich und mime baffes Erstaunen,
          "ich dachte, Sie machten nur einen Scherz. Haben Sie denn die
          Erdbebenwarnung vorhin nicht mitbekommen? Innerhalb der
          naechsten drei Stunden, Staerke 6 plus auf der 'Hayward Fold',
          alle oeffentlichen Gebaeude muessen evakuiert werden."

          Die Chefin braucht nur zweieinhalb Sekunden, um zielsicher die
          Schwachstelle in meiner Aussage aufzuspueren. Deshalb ist sie ja
          schliesslich auch die Chefin und nicht die Aushilfe in der
          Cafeteria, nicht wahr?

          (Disclaimer: Die vorangegangene Aussage ist in keiner Weise,
          weder indirekt noch intentional, in der Weise zu interpretieren,
          dass weibliche Cafeteria-Aushilfskraefte in irgendeiner nur
          denklichen oder annehmbaren Disposition als minderwertiger oder
          sonstwie benachteiligt gegenueber weiblichen
          Hochschulprofessoren anzusehen sind. Ende des Disclaimers.)

          "Wie kommt es dann, dass SIE noch in Ihrem Buero sind?"
          Ein kleiner glitzernder Eiszapfen beginnt an der Telefonleitung
          zu spriessen. Ich sage:
          "Ich habe meinen Anschluss auf mein Handy umgeleitet, damit
          wenigstens einer im Institut erreichbar bleibt... Ich will Sie
          ja nicht draengen, aber ich glaube, Sie sollten jetzt
          wirklich..."
          "Ok", faucht Prof. Icewater und haengt auf. Wenige Sekunden
          spaeter hoere ich ihre eisklirrenden Schritte im Treppenhaus.

          Die Sache beginnt mir Spass zu machen. Ich schaue nach, ob noch
          ein paar Workstations aktiv sind, und schicke einen
          entsprechenden Broadcast auf die Konsolen. Mehr oder weniger das
          gleiche, was ich der Chefin verklickert hatte. Dann gehe ich ins
          Labor hinueber und lasse ein paar Kartons mit altem
          Rechnerschrott vom Tisch fallen. Das alte Pappe- und
          Sperrholz-Gebaeude zittert. Ein paar Minuten spaeter ist es
          absolut still im Gebaeude.

          Ich bastele in aller Ruhe noch eine kleine Random-Funktion in die
          Home-Page, die alle paar Minuten ein kryptisches
          Java-Script-Alert ausloest. Es behauptet mehr oder weniger
          deutlich, dass der jeweilige Net-Browser des Users eine
          Ansammlung von verfucktem Spaghetti-Code sei und er besser diesen
          heiligen Server verlassen solle.

          Zufrieden mit dem Ergebnis aktiviere ich meine Voice-Clock.
          "Ahhh quahhhrtahhh to twelffff ahhhh", stoehnt es lustvoll aus
          den Lautsprechern. Naja, vielleicht ein bisschen zuviel
          Schlafzimmer-Effekt dabei! Muss das bei Gelegenheit mal
          korrigieren. Aber jetzt ist Lunch-Time; und ich werde doch nicht
          meine wertvolle Mittagspause mit ernsthafter Arbeit vergeuden!

          Die Pfoertnerloge im Erdgeschoss ist so leer wie eine Autobahn
          waehrend einem Fussball-Laenderspiel. Vielleicht braucht unser
          Pfoertner auch eine DEC Alpha? Ich gehe hinaus auf die Strasse.
          Kein Schwein weit und breit, keine bloekenden Autos, die sich an
          den Ampeln draengeln, keine qualmenden Busse, nicht mal die
          Penner liegen an ihren ueblichen Plaetzen und groehlen. Ich gehe
          hinueber zu meiner angestammten Sandwich-Bude. 'Der Umstaende
          halber geschlossen' steht hastig hingekritzelt auf einem Zettel
          hinter der Scheibe. Ich will gerade weiter zu 'Blondie's Pizza'
          gehen, als hinter mir mit quietschenden Reifen ein schwarzweisser
          Polizeiwagen haelt. Der Cop kurbelt hastig das Fenster herunter:
          "Was machen Sie hier?!" fragt er unfreundlich.
          Von den Cops bin ich hier ja schon einiges gewoehnt; also wundere
          ich mich weiter. Einmal hat mich einer auf offener Strasse
          angehalten und gefragt, wo ich meinen Pullover gekauft haette und
          ob ich noch den Kaufbeleg vorweisen koenne. Man kann den Cops
          erzaehlen, was man will, aber niemals ploetzliche Bewegungen
          machen. Sonst hat man schneller die Pfoten in Eisen, als man
          'Piep' sagen kann.

          Ich erklaere also ganz ruhig, dass ich auf der Suche nach einem
          kleinen, bescheidenen Sandwich sei, dass ich durchaus in der Lage
          und willens sei, eben dieses Sandwich auch zu bezahlen und ob er
          meine Social Security Card, meine Driver Licence, meine
          Mitgliedskarte im 'Platinum Gym' oder vielleicht meinen Passport
          sehen moechte. Der Cop starrt mich unglaeubig an:
          "Mann, haben Sie nicht mitbekommen, dass die Stadt evakuiert
          wurde! Mann, schauen sie, dass Sie Ihren Arsch hier
          herausbekommen, sonst nehme ich Sie hopp wegen Nicht-Befolgung
          oeffentlicher Anordnungen im Katastrophenfall!"

          Ich blinzele zweimal, bevor ich kapiere. Dann versichere ich,
          dass ich schon auf den Weg sei, und er duest um die naechste
          Strassenecke.

          Ich schleiche zurueck ins Buero und loesche sicherheitshalber
          saemtliche Netzwerk-Logs. Dann fahre ich mit meinem Mustang nach
          Hause.

          Wer bin ich, dass ich Anordnungen der Polizei in Frage stellen
          wuerde?
          O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
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            #20
            Es ist zehn Uhr und das Telefon klingelt.

            Daraus kann man folgendes schlussfolgern:
            1. Ein Student oder Mitarbeiter will mir sein Problem aufhalsen
            (nur zum Plaudern - mit Ausnahme von Ginger - ruft mich
            niemand freiwillig an!).
            2. Es ist Montag morgen
            (das ist eine statistische Inferenz:
            Rechnerprobleme treten gehaeuft am Montag morgen auf!)
            3. Es muss ein verzweifelter Mensch sein, der da anruft
            (jemand anderes wuerde a) nicht annehmen, dass ich schon so
            frueh im Buero bin, und b) nicht wagen, mich so frueh zu
            stoeren!).

            Alles schoen und gut. Die Sache hat nur einen kleinen Haken:
            nachdem ich nun das alles messerscharf herausgefunden habe,
            moechte ich natuerlich zu gerne wissen, ob ich auch richtig
            liege. Dazu muesste ich aber abheben, und das wiederum waere
            absolut gegen meine Gewohnheiten.

            Nach kurzem Zaudern lege ich meine Lektuere,
            'Applied Logic for SysOps', zur Seite und hebe ab.

            "Hallo."
            Die weibliche Stimme am anderen Ende klingt gehetzt und
            abgespannt, aber nicht uninteressant. Generell habe ich
            Frauenstimmen lieber ausser Atem, als kurz vor dem Einschlafen.
            "Ist dort jemand von der Systemverwaltung. Ich hab' ein
            Riesenproblem mit Walter, und wenn ich nicht ganz schnell Hilfe
            bekomme, gibt es eine Katastrophe..."

            Das ist nicht gerade das, was man an einem ruhigen Montagmorgen
            hoeren moechte, denke ich und laut sage ich, dass sie doch bitte
            bei der Partnerschaftsberatung im dritten Stock anrufen solle.
            "Nein, nein", sagt sie,
            "es ist naemlich so: ich habe heute ein brandwichtiges
            Vorstellungsgespraech..."

            Aha, denke ich, und jetzt ist ihr CV ploetzlich nicht mehr im
            Rechner. Komisch, ich kann mich gar nicht erinnern, gestern was
            geloescht zu haben!

            "... und ich kann Walter unmoeglich einfach mitnehmen.
            Andererseits ist er gerade in einer sehr kritischen Phase.
            Er hat heute morgen erste Ansaetze zu einem Schwanz gezeigt."

            Meine schlaefrigen Neuronen brauchen ein paar Sekunden um das zu
            verdauen:
            "Hab' ich das richtig verstanden: Walter - wer immer das ist -
            zeigt seit heute morgen erste Ansaetze zu einem... Schwanz?
            Das heisst also, bis gestern war er quasi noch schwanzlos?"
            "Walter ist mein Tamagotchi", fuegt sie erlaeuternd hinzu.

            Das erklaert einiges! Ein Tamagotchi ist - wie jedes Kind
            heutzutage weiss - ein virtuelles Haustier. Es besteht im
            Wesentlichen aus einem eifoermigen Plastikgehaeuse mit einem
            LCD-Display, ein paar Chips und ein paar Knoepfen. Auf dem
            Display sieht man das Geschoepf (was immer es ist; die Bandbreite
            reicht vom Kueken zum Tyrannosaurus Rex) herumhuepfen und mit
            Hilfe der Knoepfe kann man es fuettern, traenken, streicheln,
            erziehen, mit ihm Spielen, sein Gewicht, Alter und
            Koerpertemperatur abfragen, etc. etc. Es entspringt gewoehnlich
            einem Ei, waechst ziemlich rasch heran und entwickelt mit der
            Zeit je nach Pflege verschiedene distinktive Extremitaeten wie
            Beine, Schwanz, Fluegel, Hoerner und so weiter. Wenn es etwas
            braucht (z. B. eine Spritze, weil es krank ist), quiekt es
            periodisch. Wenn ihm langweilig ist, will es 'Papier, Schere,
            Stein' spielen bis man umfaellt, und wenn man es statt dessen mit
            Eiscreme fuettert, wird es fett, uebellaunig und stirbt
            vorzeitig. Das zugrundeliegende Programm hat einige
            ueberraschende Merkmale; zum Beispiel wird das Tamagotchi zum
            Vegetarier, wenn man es in seiner fruehen Kindheit konsequent nur
            mit Moehren, Aepfeln und Nudelsuppe fuettert. Die Tamagotchis
            wurden in Japan erfunden und sofort in China nachgebaut; die
            Nachfrage war so gross, dass die erste Serie von
            Original-Tamagotchis innerhalb weniger Wochen vergriffen war.
            Eine Lieferung nach San Francisco war nach eineinhalb Stunden
            ausverkauft. Mittlererweile bezahlt man auf dem Schwarzmarkt fuer
            ein Original-Tamagotchi ueber hundert Dollar. In Japan bekommt
            man sie nur noch ueber Beziehungen. Dennoch greift die Sucht
            rapide um sich; jeder rennt mit seinem 'Egg' um den Hals oder
            diskret in der Hosentasche verborgen herum, weil alle Angst
            haben, dass das Ding unbemerkt verendet, wenn man es ein paar
            Stunden unbeaufsichtigt laesst. Die Kids nehmen ihre Tamagotchis
            mit in die Schule (was die Lehrer zur Verzweiflung treibt), die
            Youngster mit ins Kino (so dass es an allen Ecken und Enden
            quiekt und pfeift) und die Hausfrauen mit in den Supermarkt.
            Hardliner im Pentagon mutmassen inzwischen, dass das Tamagotchi
            ein erfolgreicher Versuch der Asiaten sei, die westliche Kultur
            zu Fall zu bringen (nach der gelben Gefahr, nunmehr die
            eifoermige Gefahr!). Kulturpolitiker sorgen sich um das
            Sozialverhalten der kommenden Generation, und das Geruecht, dass
            Bill Clinton mit einem Plastik-Ei in der Hand gesehen worden sei,
            hat die Wall Street bedrohlich ins Schleudern gebracht.
            (Es stellte sich spaeter heraus, dass es sich nur um einen
            harmlosen Schluesselanhaenger gehandelt hat!)
            Die naechste Generation von Tamagotchis kann bereits bis zu
            zwoelf verschiedene Tiere simulieren. Ausserdem gibt es jetzt
            maennliche und weibliche Tamagotchis (in himmelblauen und
            rosaroten Plastikgehaeusen!), die miteinander 'Papier, Schere,
            Stein' spielen koennen. Die maennlichen haben zu diesem Zweck
            einen Stecker und die weiblichen eine Buchse...
            (kein Kommentar!).

            (Ok, das wisst ihr ja alles sowieso. Ich vergesse immer wieder,
            dass meine Leserschaft wahrscheinlich zu den elektronisch
            aufgeklaertesten der Welt zaehlt.)

            Natuerlich hatte sich der B.A.f.H. auch sofort einen Tamagotchi
            besorgt - schliesslich muss ich auf dem Laufenden bleiben! Das
            Ding ist schon nach drei Tagen jaemmerlich verendet, weil ich es
            ausschliesslich mit einer Hacker-Diaet von Hamburgern und
            Icecream gefuettert habe!
            Nicht sehr anpassungsfaehig, diese Lebensform!

            Die Tamagotchi-Mama beginnt sich in Fahrt zu reden:
            "...und er hat 32 Kilo, und ich ernaehre ihn ausschliesslich
            vegetarisch, damit er spaeter hoffentlich Fluegel entwickelt."
            "Haben Sie fuer den Kleinen schon ein Sparbuch angelegt?" frage
            ich.
            "Wie bitte?"
            "Vergessen Sie's. Was hab' ich mit der ganzen Sache zu tun?"
            "Ich brauche jemanden, der auf Walter aufpasst", sagt sie
            ungeniert,
            "nur fuer die Zeit, die ich bei meinem Vorstellungsgespraech
            bin..."
            So ist das also: sie braucht einen Tamagotchi-Sitter!
            "Warum schalten Sie nicht auf 'Clock-Modus' um ", frage ich,
            "dann sind alle Lebens-Prozesse ausgesetzt."
            Sie klaert mich mit stolzer Stimme auf, dass SIE ein
            Original-Tamagotchi hat - nicht so ein billiges Nachbaumodell
            - und die lassen sich nicht pausieren.

            Weil ich ausnahmsweise nichts zu tun habe (da war endlich wieder
            mal ein Witz, Leute!), sage ich ihr, sie solle das Ding
            vorbeibringen. Zehn Minuten spaeter liegt es neben meinem
            Maus-Pad und quiekt periodisch. Ausserdem hat sie mir eine hastig
            hingekritzelte Anleitung dagelassen, was und wann ich dem Ding
            fuettern darf
            ("Um Gottes Willen, keine Eiscreme! Nicht vor dem Abendessen!").
            Ich frage noch beilaeufig, wo sie sich bewerben wird,
            und SIE SAGT ES MIR!

            Ich suche die Nummer ihres potentiellen zukuenftigen Arbeitgebers
            heraus und warte bis zur Halbzeit. Dann rufe ich an. Eine
            Vorzimmer-Mieze meldet sich.
            "Firma-Moisenburger-Krautwickler-Menzendorfer-am-Apparat
            Guten-Tag?"
            "Aeh... hallo. Aeh... heisst das jetzt, Sie heissen
            Krautwickler-Menzendorfer oder heisst Ihre Firma
            Moisenburger-Krautwickler?"
            "Die Firma heisst Moisenburger-Krautwickler", klaert sie mich
            indigniert auf.
            "Aha", sage ich und frage nach der Tamagotchi-Mutter.
            "Es ist sehr dringend!"
            Frau Menzendorfer zoegert:
            "Ich weiss wirklich nicht... Sie ist gerade in einer Besprechung
            beim Chef und ich..."
            "Ich bin der Babysitter von Walter", sage ich wahrheitsgemaess,
            "ich moechte wirklich nichts dramatisieren, aber ich glaube es
            ist ziemlich kritisch..."
            Frau Menzenburger bittet mich, dran zu bleiben. Ein paar Minuten
            spaeter meldet sich atemlos die Tamagotchi-Mama:
            "Ja?"
            Ich berichte ihr, dass Walter merkwuerdige Grimassen schneidet
            und bruellt. Sie gibt mir hastig Anweisung, die Klimaanlage
            herunterzudrehen und legt auf. Zehn Minuten spaeter rufe ich
            wieder an.
            "Hallo, Frau Menzenberger..."
            "Menzendorfer!"
            "...dorfer, richtig. Ich bin es wieder. Koennen Sie mir noch
            einmal die Dame von vorhin ans Telefon holen?"
            "Also..."
            "Es geht um Leben oder Tod!"
            Sie tut es. Die Tamagotchi-Mutter ist mit den Nerven zu Ende:
            "WAS IST?"
            "Tja, also: Walter hat ploetzlich Beine bekommen. Ich dachte, Sie
            sollten das wissen..."
            "ABER DOCH NICHT JETZT!
            ICH BIN MITTEN IN EINEM VORSTELLUNGSGESPRAeCH!"
            "Ach so", sage ich beleidigt.
            "Na gut. Dann werde ich eben nicht mehr anrufen..."
            Bevor sie auflegt, hoere ich im Hintergrund noch eine maennliche
            Stimme etwas sagen, das wie 'Vielleicht zu einen spaeteren
            Termin' und 'Sie hoeren ganz bestimmt von uns' klingt.
            Als die Tamagotchi-Mama eine Stunde spaeter bleich und mit
            erloschenem Blick mein Buero betritt, habe ich Walter von seiner
            unseligen vegetarischen Diaet befreit und er hat bereits 25 Kilo
            zugelegt.

            Komischerweise freut sie das kein bisschen!
            O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
            ----------------------------------------
            Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

            Kommentar


              #21
              Der Aufzug in unserem Gebaeude ist ein hervorragendes Beispiel
              fuer die typisch amerikanische Megalomanie. Alles, wirklich ALLES
              hier ist krankhaft uebertrieben groesser gegenueber dem Rest der
              Welt: die Baeume, die Chips-Tueten, die Autos, die Freeways,
              Hamburger und Drinks, Blumen, Dauerlutscher, Huete,
              Sonnenbrillen, Flughaefen, Klopapierpackungen,
              Fruehstuecksportionen, Kinos und natuerlich auch die Menschen
              (besonders gewisse paarweise angeordnete, weibliche, sekundaere
              Geschlechtsmerkmale!).
              Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Aufzug eher
              einem Ballsaal gleicht als einem beweglichen Kaefig zur
              Personenbefoerderung.

              Ich poke ein bisschen in der Steuerungs-Software herum, bis das
              Ding zwischen jedem Stockwerk eine Pause von 30 Sekunden einlegt
              (was unsere Klaustrophobiker auf 180 bringt); dann besorge ich
              mir beim Chinesen nebenan einen thailaendischen Nudelsalat und
              warte bis die Leute vom Lunch zurueckkommen. Thailaendischer
              Nudelsalat schmeckt ausgezeichnet, aber die Optik ist nicht
              gerade das, was man als 'appetitanregend' bezeichnen wuerde. Er
              schaut eher aus wie... naja wie... sagen wir mal, wie ein etwas
              fehlgeleitetes Verdauungsprodukt.

              Ich fuelle den Salat in eine durchsichtige Plastiktuete und

              stecke die Tuete in meine Jackentasche. Dann pferche ich mich
              zusammen mit 67 anderen lunch-gesaettigten Angestellten in den
              Aufzug, und die Ballsaal-Aufzugskabine beginnt ihre langsame und
              schaukelnde Fahrt nach oben. Ein paar techno-versierte
              Mitarbeiter druecken ungeduldig auf ein paar Knoepfe, als der
              Fahrstuhl das erste Mal steckenbleibt, aber sie geben's bald
              wieder auf.

              Nach dem ersten Stockwerk lockere ich unauffaellig meinen
              Hemdkragen und wische nicht vorhandenen Schweiss von meiner
              bleichen Hacker-Stirne.

              Nach dem zweiten Stockwerk gebe ich unterdrueckte Wuergelaute von
              mir, schlucke angestrengt und blicke mich verzweifelt um. Den mir
              zunaechst stehenden Fahrgaesten schwant Uebles und sie versuchen
              aus der drohenden Schusslinie zu kommen; aber der Aufzug ist
              immer noch zu dicht gepackt.

              Nach dem dritten Stockwerk draenge ich mich rigoros in die
              naechste Ecke, reisse die Tuete mit thailaendischem Nudelsalat
              aus der Jackentasche und beuge mich wuergend und
              krampfgeschuettelt darueber. Als ich wieder aufblicke, sehe ich
              erschoepft die vielen mitleidigen und mitfuehlenden Gesichter
              meiner Mitreisenden.

              Nach dem vierten Stock verwandelt sich das allgemeine Mitgefuehl
              in blankes Entsetzen, als ich eine Plastikgabel aus der Tasche
              ziehe und beginne, mit Genuss den thailaendischen Nudelsalat aus
              der Tuete zu essen.

              Ab dem fuenften Stock muss ICH schauen, dass ich aus den vielen
              Schusslinien komme...

              Schaetze, der Aufzug ist mal wieder reif fuer eine gruendliche
              Generalueberholung; ein neuer Teppichbelag koennte auch nicht
              schaden...

              Nach dieser netten kleinen Einlage gehe ich beschwingt in Gingers
              Buero und versuche zum fuenfhundertfuenfundfuenzigsten Mal, sie
              zu einem Abendessen zu ueberreden. Ginger streift mich mit ihrem
              typischen unterkuehlten Blick und gibt ihre Standardantwort, sie
              sei 'single', aber nicht 'desperate'. Dann fragt sie, was ich da
              Scheussliches in der Plastiktuete habe. Ich erklaere laessig,
              dass ich soeben ein wichtiges und hochinteressantes
              sozio-dynamisches Psycho-Assoziations-Experiment unter
              vertikal-kinetischen Bedingungen durchgefuehrt habe und dass
              diese Plastiktuete das entscheidende gastro-eruptive
              Provokations-Corpus darstelle.

              Ginger guckt mich mit ihren kuehlen blauen Augen an und verzieht
              kaum merklich den linken Mundwinkel nach unten. Irgendwie kommt
              mir diese Geste verdammt bekannt vor, aber woher? Dann meint sie,
              dass auch sie sich wahnsinnig fuer gastro-eruptive
              Provokations-Experimente interessieren wuerde, und ob wir nicht
              zusammen heute abend im Cable Car nach North Beach fahren
              wollten...
              O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
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              Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

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                #22
                Ich sitze in meinem Buero und lecke meine Wunden. Nein, wirklich!
                Nicht nur im uebertragenen Sinne! Kaum zu glauben, wie schwer es
                ist, mit der Zunge an die Fusssohlen zu kommen...

                Spass beiseite! Ich habe mich von unseren Super-Sportler Ron
                ueberreden lassen, ihn uebers Wochenende auf eine 'Backpack-Tour'
                zu begleiten. Nachdem wir uns 6-einhalb Stunden lang mit Rons
                uralten Pickup durch diverse Staus und sonnendurchgluehte
                Wuestenlandschaften gewuehlt haben, stellt sich heraus dass
                'Backpack' nicht etwa 'Packesel-Trupp' bedeutet (wie ich
                angenommen hatte), sondern dass man den unglaublich schweren
                Rucksack selber durch die Gegend tragen muss - und zudem auch
                noch bergauf!!!

                Unter diesen Umstaenden beschliesse ich, das Funk-Modem und die
                Ersatz-Akkus lieber im Auto zu lassen. Mit saeuerlicher Miene
                packe ich also nur meinen Laptop und die 15 gefrorenen Pizzen
                (die sich schon recht schwammig anfuehlen) in meinen Rucksack,
                und folge Ron auf dem kaum erkennbaren schmalen Weg in einen
                engen Canyon hinein, den ich in einem anstaendigen Video-Game
                niemals betreten wuerde: er schaut aus wie geschaffen fuer einen
                Hinterhalt!

                Wie um meine schlimmsten Befuerchtungen zu bestaetigen trete ich
                nach kaum 200 Metern auf einen weichen Ast, der sich ploetzlich
                kringelt und ein Schnarren von sich gibt, das wie von einem zu
                langsam eingestellten Akustik-Modem klingt. Ron reisst mich so
                heftig am Arm zurueck, dass ich beinahe in die Schlucht stuerze,
                und als ich mich beschwere, faehrt er mich auch noch unfreundlich
                an, ob ich denn noch nie eine 'rattle snake' gesehen haette und
                ob ich immer wie ein Blinder durch die Gegend laufen wuerde. Also
                stecke ich gehorsam meine supercoole Sonnenbrille (97% Filter) in
                die Tasche und kneife die Augen zusammen. Normalerweise sind
                meine Augen nur auf die Leuchtkraft meines Farbdisplays
                adaptiert.

                Am abend, als wir endlich an unserem 'camp' ankommen - fuer mich
                schaut der staubige Platz genauso aus wie alle anderen staubigen
                Plaetze, die wir in den letzten 5 Stunden passiert haben - habe
                ich zwei Bienen- und unzaehlige Moskitostiche, einen Sonnenbrand
                auf der Nase, Blasen an allen zwei Fuessen und meine Schultern
                spuere ich schon lange nicht mehr. Meine Stimmung sinkt auf den
                Nullpunkt, als ich entdecke, dass ich die Zugangs-Code-Tabelle
                fuer City2000 im Auto habe liegenlassen. Ausserdem sind die 15
                gefrorenen Pizzen in halbfluessigen Zustand uebergegangen und Ron
                weiss nicht, wo der naechste Mikrowellenherd zu finden ist. (Oder
                er will es mir nicht sagen; auf meine Frage hin schnaubt er nur
                veraechtlich!)

                Die Daemmerung bricht herein (jetzt weiss ich endlich, woher
                dieser Ausdruck kommt!), als ob jemand den Lichtschalter
                gedrueckt haette. Ron kocht im Schein meines Laptop-Displays
                Vollkorn-Nudeln und gibt zaehneknirschend zu, dass das 'Ding'
                doch zu etwas gut sein kann.

                Kaum sind wir in unseren Schlafsaecken und versuchen vergeblich
                eine halbwegs annehmbare Liegestellung auf den harten Isomatten
                zu finden, als aus der Richtung unseres Essplatzes verdaechtige
                Geraeusche erklingen. Schnaufen, Rascheln, Wetzen und - Brummen!
                Meister Petz will sich an unseren aufgehaengten Delikatessen
                guetlich tun. Wenn er wuesste, dass es sich dabei nur um trockene
                Vollkorn-Nudeln und aufgetaute Pizzen handelt, wuerde er es
                vielleicht bleiben lassen. Ich will Ron gerade vorschlagen, dem
                Baer die Vollkorn-Nudeln zu ueberlassen und morgen zu einem
                MacDonalds zu fahren, aber Ron hoert mir gar nicht zu. Er nestelt
                sich fieberhaft aus seinem Schlafsack und rennt zu unserer
                Feuerstelle. Gleich darauf hoere ich ihn wie wild mit der
                Taschenlampe auf unserem Kochtopf herumtrommeln. Da ich von
                Geburt gesellig bin, schaele ich mich auch aus dem Schlafsack und
                renne ebenfalls in Richtung Feuerplatz. Im Dunkeln pralle ich in
                ein sehr grosses, pelziges Etwas. Der Baer! denke ich entsetzt,
                und bereite mich darauf vor, meine Haut moeglichst teuer zu
                verkaufen. Aber das pelzige Wesen ruft "Ouch!", und es ist nur
                Ron in seiner Winterjacke, dem ich gerade zielsicher einen
                Faustschlag aufs rechte Auge versetzt habe.

                Waehrend wir noch streiten, wer an dem kleinen Unfall Schuld ist,
                hoeren wir wie der Baer wieder zurueckkommt. Ron geht wieder hin
                und vertreibt ihn mit dem Kochtopf, waehrend ich auf das Zelt
                aufpassen darf. Die naechsten zwei Stunden taucht der Baer alle
                8-einhalb Minuten wieder auf, und Ron rennt jedes Mal hin und
                vertreibt ihn mit dem Kochtopf. An Schlaf ist gar nicht zu
                denken! Wehmuetig denke ich an all die selig durchschlummerten
                Vormittage im Buero...

                Als Ron zu sechzehnten Mal zur Baerenhatz aufbricht, gehe ich mit
                und nehme meinen Laptop mit. Der Baer - ein schwarzer Kerl mit
                heller Schnauze, gar nicht so gross wie ich ihn mir vorgestellt
                hatte - schnueffelt an der Stelle herum, wo Ron das Seil
                festgeknotet hat, mit dem wir unsere Nudeln und aufgetauten
                Pizzen auf den Baum gezogen haben. Ron vertreibt ihn mit dem
                Kochtopf, aber der Baer laeuft nur ein paar Meter und bleibt
                wieder stehen. Er weiss genau, dass wir irgendwann aufgeben
                werden.

                Ich stelle den Laptop genau unter den Knoten und starte 'MadMax'
                im 'demo play modus' mit voller Lautstaerke. Dann stellen wir uns
                hinter die Buesche und beobachten den Baeren. Der Baer kommt
                naeher heran, schnueffelt und guckt interessiert auf das farbige
                Display. In dem Moment wird in 'MadMax' ein ekliges rotes Monster
                mit einer Panzerfaust in kleine Schleimspritzer zerfetzt. Der
                Baer wimmert entsetzt und flieht ins Gebuesch. Ron und ich
                schlafen friedlich, bis die Sonne wieder eingeschaltet wird.

                Am naechsten Morgen sind die Batterien von meinem Laptop
                natuerlich leer, und ich sehe keinen vernuenftigen Grund, noch
                weiter in so einer unzivilisierten Gegend ohne Strom- und
                Telefonanschluss zu verbleiben. Grosszuegig ueberlasse ich Ron
                die restlichen aufgetauten 14 Pizzen und mache mich auf den
                Rueckweg. Eine aeltere Lady nimmt mich in ihrem verrosteten Kombi
                mit und ich gebe ihr zum Ausgleich ein paar Tips wo sie sich fuer
                ihren veralteten OS/2 einen kostenlosen Netzzugang erschleichen
                kann. Beim naechsten MacDonalds steige ich aus und bringe sofort
                eine der Computerkassen zum Absturz - nur um sie sofort wieder zu
                'reparieren'. Zum Dank stopfen sie mich mit ihrem herrlichem junk
                food voll. Waehrend ich mich mit fetttriefenden Pommes und Cola
                vollstopfe, lerne ich einen Typen kennen, der auf seinem T-Shirt
                eine grosse schwarze '14000' hat. Er erklaert mir, dass er seit
                12 Jahren nur BicMacs gegessen und ueber 14000 BicMac-Schachteln
                gesammelt habe.

                Der Typ schaut wesentlich gesuender aus als Ron.
                O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
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                  #23
                  Ich bastele gerade an einer Windoofs-Erweiterung, die die zuletzt
                  getippten Zeichen nach einem Zufallsschema wiederholt, als mein
                  alter Netzfreund Mobo aus Bill-Gates-Country anruft und fragt, ob
                  ich ihn nicht fuer ein paar Stunden an der Hotline vertreten
                  koenne. Da ich im Moment zufaellig nix zu tun habe (da war schon
                  wieder ein Witz, Leute!) und die Kantine dort drueben einen guten
                  Ruf hat, schwinge ich mich in meinen mintgruenen Mustang und
                  kurve hinueber zum Microsoft-Gebaeude in Albany.

                  Mobo erklaert mir in 13 Sekunden, wie die Telefon-Dispatcher
                  funktionieren, und haut mit seiner neuesten Flamme zum
                  'Kaffeetrinken' ab. Ich habe kaum die aktuelle Ausgabe von WIRED
                  aufgeschlagen, da summt auch schon das erste Gespraech herein.
                  Ein Dreiviertel-Geek ist dran und beschwert sich, dass sein
                  Rechner so lahm sei.
                  "Bitte sagen Sie mir zuallererst, welche Windoofs-Version Sie
                  benutzen", leiere ich herunter - genauso wie es auf dem
                  Hotline-Formular vorgeschrieben ist. Mobo waere stolz auf mich.
                  Dann allerdings mache ich nach meiner eigenen Methode weiter.
                  "Haengt die Boot-Platte an einem SCSI-Bus?" frage ich moeglichst
                  professionell.
                  "J...ja, klar", sagt er etwas unsicher.
                  "Hmm, schaut mir ganz so aus, als ob da der Flaschenhals liege",
                  sage ich sorgenvoll.
                  "Wissen Sie, bei den modernen Buskabeln sind die Adern so eng
                  zusammen, dass im SCSI-Bus im Prinzip nur noch Stehplaetze frei
                  sind..."
                  "Haeaeh? Stehplaetze...?"
                  "War nur ein kleiner Scherz", sage ich.
                  "Ach so!" sagt er.
                  "Haha! Stehplaetze ist gut..."
                  "Tatsache ist aber, dass durch die zu eng gefuehrten Adern in den
                  neuen Buskabeln die elektromagnetische Abstossung der Elektronen
                  so gross werden kann, dass die Datenuebertragung behindert
                  wird."
                  "Oh!" sagt er.
                  "Was kann man da machen...?"
                  "Ganz einfach: Sie muessen die zu eng liegenden Adern wieder
                  auseinanderspreizen. Passen Sie auf: Sie bauen jetzt saemtliche
                  SCSI-Kabel in Ihrem Rechner aus... Sie wissen doch, wie man das
                  macht, oder?"
                  Beleidigt versichert er mir, dass er staendig etwas in seinem
                  Rechner aus- oder einbaue. Kein Wunder also...
                  "Gut", sage ich,
                  "Sie bauen also das ganze Bus-Kabel aus und schneiden mit einem
                  sehr scharfen Messer - am besten mit einer Rasierklinge - die
                  einzelnen Adern des Kabels auseinander. Ganz einfach. Dann bauen
                  Sie das Kabel wieder ein, und voila - es gibt keinen
                  Flaschenhals mehr."
                  Er sagt mir begeistert, dass er eine Rasierklinge da habe und
                  sofort mit der Operation beginnen werde.

                  Die naechste Anruferin versucht Daten nach Brasilien zu
                  uebertragen.
                  "Ich versuche es jetzt schon zum dritten Mal", mault sie,
                  "aber die Verbindung troepfelt nur so dahin..."
                  "Hmm, ja...", sage ich und klappere munter mit der Tastatur,
                  damit es so klingt, als ob ich tatsaechlich die Verbindung
                  pruefen wuerde.
                  "Das muss an der Coriolis-Kraft liegen."
                  Heute habe ich anscheinend meinen physikalischen Tag...
                  "Huh???"
                  "Coriolis-Kraft. Noch nie gehoert? Die Kraft, die einem vom Kurs
                  abbringt, wenn man sich von Nord nach Sued bewegt. Schaetze,
                  Ihre Datenpakete werden einfach zu sehr an den Rand des Leiters
                  gedraengt und dort gibt es wegen des Skin-Effekts bei hohen
                  Datenraten einen hoeheren komplexen Widerstand..."
                  Ich bin heute wirklich ungewoehnlich gut drauf; anscheinend meint
                  das auch die Anruferin:
                  "Oh. Ah... So... Und was kann man da tun...?"
                  "Vermeiden Sie einfach die langen Nord-Sued-Strecken. Schicken
                  Sie Ihre Daten erst nach British-Kongo und dann von dort nach
                  Brasilien."
                  Das leuchtet ihr sofort ein:
                  "Natuerlich! Dass ich da nicht selber draufgekommen bin..."
                  Abgesehen davon, dass British-Kongo meines Wissens nicht
                  existiert und wenn es denn existierte, bestimmt keinen
                  Internet-Zugang haette, soll sie damit gluecklich werden.

                  Nach drei weiteren Jerks, die wieder mal die 'Any-Taste' auf
                  ihrem Keyboard vermissen (ich empfehle allen dreien, sich im
                  Second-Hand-Laden nach einer Windows-92-Tastatur umzuschauen!),
                  meldet sich der typische Heimwerker-Hardware-Spezialist. Er hat
                  auf eigene Faust eine neue Festplatte gekauft und eingebaut.
                  Natuerlich funktioniert sie nicht:
                  "Beim Einschalten laeuft die Platte nur kurz an und bleibt dann
                  wieder stehen..."
                  "Sososo...", sage ich,
                  "hm... wie klingt denn das Anlaufen: eher wie ein langsames
                  'Pfoooooaaaaauuuuueeeeeeiiiiiiiiiiii' oder eher wie
                  'Ssssseeeeiiiiii - prattprattprattt - diiiiiiiiihhhhhh'..."
                  "Aeh... ich weiss nicht so recht..."
                  "Oder klingt es vielleicht gleich von Anfang an wie
                  'Scrtchscrtchscrtch - poettpoettpoett - boehh'?"
                  "Also, ich denke mal, am ehesten noch wie das erste", sagt er
                  voellig verwirrt.
                  "Pfoooooaaaaauuuuueeeeeeiiiiiiiiiiii? Hm, was steht denn auf dem
                  Label der Platte?"
                  "Aeh... Moment... PT342/AU89-..."
                  "Sagten Sie 'AU'?" unterbreche ich ihn.
                  "Ja..."
                  "Alles klar: das kann ja nicht funktionieren; die Platte dreht
                  verkehrt herum."
                  "Haeh?"
                  "Die Platte ist fuer den Export nach Australien bestimmt. Auf der
                  suedlichen Hemisphaere ist alles genau spiegelverkehrt, das
                  wissen Sie doch, oder? Die Autos fahren links, die Sonne und der
                  Mond stehen im Norden, das abfliessenden Wasser dreht sich
                  anders herum - deshalb drehen natuerlich auch die Festplatten da
                  unten mit dem Uhrzeigersinn, statt gegen den Uhrzeigersinn wie
                  hier."
                  "Aber..."
                  "Was meinen Sie, was da fuer enorme Scherkraefte entstehen, wenn
                  man so ein Ding auf der noerdlichen Halbkugel betreibt.
                  Natuerlich sind dann alle Magnetkoepfe dejustiert..."
                  "Oh."
                  Mit anderen Worten: ANTI-ENGINEERING-MODE ON

                  "Wenn Sie die Platte nicht zurueckbringen wollen, bleibt uns nur
                  eine logische Loesung... na?"
                  10 Sekunden Denkpause.
                  "Den Computer auf den Kopf stellen?" mutmasst er vorsichtig.
                  "BINGO! Wenn es dann immer noch nicht funktioniert, rufen Sie
                  gleich bei dem Laden an, der Ihnen das Ding angedreht hat, und
                  machen denen die Hoelle heiss!"
                  Sonst ruft er am Ende in 20 Minuten noch mal hier bei mir an!
                  "Sagen Sie denen am besten, dass nicht alle ihre Kunden totale
                  Analphabeten sind und dass Sie sehr wohl ein 'US' von einem 'AU'
                  unterscheiden koennen. Man kann sich ja schliesslich nicht alles
                  bieten lassen!"
                  Er verspricht im kaempferischen Ton, dass er das auf jeden Fall
                  machen werde. Na, schoen. Schade, dass ich das Gesicht des
                  Verkaeufer nicht sehen kann.

                  Dann wird mir langweilig, und Mobo ist immer noch nicht vom
                  'Kaffeetrinken' zurueck. Ich gehe in den Rechner der das
                  Dispatchen steuert - Mobo hat bequemerweise das
                  Superuser-Passwort an seinem Display haengen - und aendere das
                  Programm so, dass es in unregelmaessigen Abstaenden zwei
                  Dispatcher miteinander verbindet. Per Konferenzschaltung klemme
                  ich mich auch noch in die Leitung um mitzuhoeren:
                  Dispatcher 18: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie
                  kann ich Ihnen helfen?"
                  Dispatcher 7: "Microsoft PC Hot... Aeh, was?"
                  "Ich sagte: Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie..."
                  "Aber... aber hier ist doch die Microsoft PC Hotline..."
                  "Ja, natuerlich. Ich sagte ja bereits: Microsoft PC Hotline. Mein
                  Name ist..."
                  "Neinneinneinnein... ich meine... ich wollte sagen, HIER bei mir
                  ist die Microsoft PC Hotline! Aeh.... und mein Name ist John!"
                  Schweigen in der Leitung. In den beiden Gehirnen der Consultants
                  passiert jetzt folgendes: Es ist eine Situation entstanden, fuer
                  die es nur sehr unwahrscheinliche Erklaerungsmodelle gibt - z. B.
                  dass irgendein Idiot sich in das Dispatch-System gehackt und die
                  beiden Leitungen verbunden hat. Da menschliche Gehirne nach
                  statistischen Bewertungen vorgehen, wird diese Loesung zusammen
                  mit vielen anderen (z. B. dass der Mond aus gruenen Kaese ist)
                  verworfen. Nachdem beide Gehirne Dave und John zur gleichen
                  Schlussfolgerung gelangt sind, naemlich dass eine Situation
                  vorliegt, die es eigentlich nicht geben duerfte (zumindest nicht
                  im Bill-Gates-Country!), machen sie das einzig Vernuenftige:
                  partieller System-Reset in beiden Grosshirnhaelften:
                  Dispatcher 7: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist John. Wie
                  kann... aeh..."
                  Dispatcher 18: "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave. Wie
                  kann... aeh..."
                  "..."
                  "John? John, bist du das?"
                  "Natuerlich bin ich das. Warum zum Teufel rufst du die Hotline
                  an, Dave!"
                  "Aber ich habe die Hotline nicht angerufen. Du hast doch bei
                  mir... ich glaube wir haben ein Problem..."
                  "Ja? Bitte sagen Sie mir zuallererst, welche Windows-Vers..."
                  "John! Lass doch den Quatsch!!!"
                  "Oh... Ok."
                  "Im System muss ein Bug sein. Es hat aus Versehen zwei
                  Dispatcher-Plaetze vermittelt..."
                  "Oh Gott! Weisst du was das bedeutet? Wir muessen ein internes
                  trouble ticket erstellen. Vier Kopien an den Leiter vom Dienst,
                  den Abteilungsleiter, den Schulungsleiter und an die
                  Entwickler..."
                  "John?"
                  "Ja?"
                  "Am besten vergessen wir das Ganze..."
                  "Mein' ich auch", seufzt John erleichtert auf.
                  Die Verbindung wird unterbrochen, und natuerlich baue ich sie
                  sofort wieder auf.
                  "Microsoft PC Hotline. Mein Name ist Dave/John..."
                  "John! Mach' dass du aus meiner Leitung kommst!"
                  "Was soll das heissen. DU Hast doch schon wieder angerufen..."

                  An diesem Punkt verlasse ich die Konferenzschaltung und schicke
                  eine anonyme email an den Leiter vom Dienst mit dem Inhalt, dass
                  zwei Dispatcher es geschafft haben das System zu hacken und auf
                  diese Weise stundenlange Privatgespraeche fuehren.

                  Dann leite ich meinen Dispatch-Platz auf die Apple-Hotline um und
                  gehe nach Hause.
                  O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                  ----------------------------------------
                  Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

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                    #24
                    WARNUNG
                    In der folgenden Geschichte kommen Begriffe und Namen vor, die
                    nicht fuer jede Leserschaft geeignet sind. Insbesondere empfehlen
                    wir allen Gourmets und Freunden guter Esskultur, die GROSS
                    gedruckten Teile zu ueberspringen oder wenigstens rasch zu
                    ueberlesen. Dem Konsum dieser Seiten vor dem Abendessen ist
                    abzuraten!

                    Ich nehme einen tiefen Schluck aus der eisgekuehlten Buechse und
                    lehne mich wohlig zurueck. Seit drei Tagen streikt die B.A.R.T.
                    ('Bay Area Rapid Transit'), und die Chefin hat aus diesem Grunde
                    allen Mitarbeitern erlaubt, vorlaeufig von zu Hause aus zu
                    arbeiten. 'Telecomuting' nennt man das hier. Ich wuerde es
                    bezahlten Urlaub nennen.

                    Es war kein besonderes Kunststueck, ein kleines Programm zu
                    schreiben, das sich in unregelmaessigen Abstaenden am Institut
                    einloggt und das System etwas durcheinanderbringt. Oberflaechlich
                    gesehen schaut das so aus, als ob ich eifrig an der Arbeit waere.
                    In Wirklichkeit sitze ich hier am Strand und betrachte mit halb
                    geschlossenen Augen die neueste kalifornische Strandmode. Ein
                    Liegestuhl, eine schicke Sonnenbrille und ein riesiger Cooler
                    voller Sodas: was braucht ein gestresster Systemadministrator
                    mehr, frage ich.

                    Ich nehme noch einen tiefen Schluck.

                    "Das ist aber extrem ungesund, was du da machst, weisst du!"

                    Ich blinzele angestrengt nach schraeg rechts hinten. Da sitzen
                    zwei Maedels und beobachten mich kritischen Blickes. Die eine hat
                    duenne lange blonde Haare, die nach Hennafaerbung aussehen, eine
                    spitze Nase mit Sommersprossen und ein indisch angehauchtes
                    Outfit. Die andere ist dunkelhaarig und kaesebleich - wie schafft
                    man es in Kalifornien so bleich zu bleiben? - und traegt einen
                    Leopardenfell-Bikini. Beide sind erstaunlich duerr und irgendwo
                    in den Dreissigern. Schaetze ich zumindest; genau kann das heute
                    niemand mehr sagen.

                    "Wie bitte?" frage ich hoeflich.

                    "Das ist EXTREM ungesund", wiederholt die schwarzhaarige im
                    Leopardenfell und deutet auf die Buechse Cola Light,
                    "so'n kaltes Zeug in sich hineinzuschuetten..."
                    "... weisst du", fuegt die andere hinzu.

                    Ich schaue verdutzt auf die leere Buechse und suche nach einer
                    coolen Antwort:
                    "Oooops!" sage ich.
                    "Wo kommt die denn her?"
                    Aber das Ablenkungsmanoever wird ignoriert.
                    "Es ist ganz, ganz schaedlich, kalte Fluessigkeiten zu trinken",
                    doziert die indische Blonde.
                    "Weisst du, in deinem Bauch ist ein grosses VERDAUUNGSFEUER und
                    das wird durch das kalte Wasser GESCHWAECHT..."
                    "Aha", sage ich,
                    "und was tut ihr gegen den Durst? Feuerschlucken?"

                    Diese ignorante Bemerkung handelt mir nur zwei Blicke, Marke
                    'Was-gibt-es-doch-fuer-dumme-Menschen', ein.
                    "Man trinkt natuerlich heisses Wasser", erklaert die Blonde
                    wuerdevoll.
                    "Bei vierzig Grad im Schatten?" frage ich, von der Radikalitaet
                    dieser Vorstellung unwillkuerlich fasziniert.
                    "Immer!" bekraeftigt die Leopardin, und wie um ihre Behauptung zu
                    untermauern, holt sie eine grosse Thermosflasche aus ihrer
                    Strandtasche und giesst sich und ihrer Gefaehrtin zwei Becher
                    dampfender Fluessigkeit ein. Die beiden schuetten auf ex.
                    "Weifft du, wenn daf groffe VERDAUUNGFFEUER gefwaecht wird,
                    bleiben Verdauungsrueckftaende im gantfen Koerper", erklaert die
                    Blonde weiter. Anscheinend hat sie sich die Zunge verbrannt.
                    "Auferdem fmeckt ef beffer, wenn ef tfehn Minuten gekocht hat."
                    "Dann werden die ganzen schaedlichen Rueckstaende nach draussen
                    geschwemmt", bestaetigt die Leopardin.
                    "Aber noch besser ist natuerlich LEVITATIONSWASSER..."
                    "Natuerlich", sage ich und hole mir noch eine eiskalte Cola aus
                    meinem Cooler. Die beiden Maedels betrachten mich ungefaehr so,
                    wie normale Menschen einen Japaner beim Harakiri beobachten
                    wuerden.

                    "LEVITATIONSWASSER ist von allen Erdstrahlen gereinigt", faengt
                    die Dunkle nach zwei Minuten wieder an.
                    "Aber natuerlich ist es viel zu teuer - 12 Dollars die
                    Gallone..."
                    "Klar", sage ich.
                    Die Blonde holt zwei unappetitlich verklebte Plastik-Container
                    aus ihrer Tasche. Darin gluckert es schmierig-weisslich. Dazu
                    wickelt sie gruenbraune Fladen, die mich stark an die
                    Verdauungsendprodukte bestimmter domestizierter Wiederkaeuer
                    erinnern, aus fleckig-braunem Packpapier.
                    "Und was ist das?" frage ich interessiert.
                    "INDISCHER LASSI und KARTOFFELSALAT MIT YOGHURTSOSSE UND FRISCHEM
                    KORIANDER. Mit REINEN BIOKARTOFFELN", erklaert die Leopardin
                    stolz.
                    "Dazu GRUENKORNPLAETZCHEN mit BUEFFELGRASEXTRAKT. Und echte
                    BIOAEPFEL!"
                    Die verschrumpelten, braunen BIOAEPFEL schauen eher aus wie
                    gewisse andere Aepfel - naja, auch in gewisser Weise Bioaepfel.
                    "Und das Einwickelpapier ist aus recycleten Klopapierrollen",
                    fuege ich hinzu. Die beiden gucken verbluefft; erst auf mich,
                    dann auf das grobe Packpapier.
                    "Woher weisst du das denn?" fragt die Dunkle.
                    Ich hatte nur geraten.
                    "Ausserdem seid ihr beide aus Berkeley, ihr geht einmal oder
                    zweimal in der Woche zur Meditation und habt einen
                    Greenpeace-Sticker hinten auf dem Auto. Fleisch kennt ihr nur
                    aus der Werbung und Alkohol ist natuerlich Gift."
                    Die beiden gucken noch mehr. Bevor sie sich noch erholen koennen,
                    hole ich meinen Organizer heraus und lasse ihn ein paarmal
                    piepsen. Dann 'scanne' ich die beiden mit den Organizer, so
                    richtig professionell a la Dr. Crusher von der Enterprise, und
                    schaue stirnrunzelnd aufs Display.
                    "Na, dann schauen wir mal... Tststs", sage ich sorgenvoll und
                    schuettele den Kopf.
                    "Deutlich angehobene Hydrogen-Ionen-Konzentration in den unteren
                    Extremitaeten und dazu noch ueberhoehte Temperatur in vorderen
                    Cerebral-Hyper-Kortex-Lappen. Alles eine Folge des
                    uebermaessigen Konsums von heissen Wassers, vermute ich... Und,
                    was haben wir denn da?"
                    Der Organizer piepst wieder bedrohlich um den Bauchnabel der
                    Leopardin herum.
                    "Ganz offensichtlich Spuren von Schwermetallen, Cadmium, Blei,
                    alles da, wunderbar eingebettet in unverdaute Huelsenfruechte...
                    Popopopo... hier: Applekokken und Birnenkokken... Ich an eurer
                    Stelle wuerde das ja nicht so lassen..."
                    Die beiden schauen entsetzt auf ihre mageren Baeuchlein.
                    "Oh Gott! Aber... aber, was kann man denn da machen..."
                    Ich ueberlege einen Moment.
                    "Als erstes wuerde ich mal was gegen die zu hohe
                    Koerpertemperatur unternehmen: am besten jeder einen Liter
                    eiskaltes Cola - da hinten beim Lifeguard ist eine Verkaufsbude.
                    Dann irgendwas, damit die unverdauten Huelsenfruechte gleich
                    wieder ausgetrieben werden. Wie waers mit ein, zwei richtig
                    schweren Hamburgern, mit moeglichst viel Pommes und Catchup -
                    das Fett ummantelt hoffentlich die Schwermetalle und verhindert
                    ein Uebertreten in die Blutbahn... Danach wuerde ich, nur um
                    ganz sicher zu gehen, ein kaltes Bad empfehlen - das unterbricht
                    hoffentlich die Teilung der Applekokken restlos und senkt
                    zusaetzlich die Temperatur."

                    Vorhin habe ich gesehen, dass das Wasser heute nur 15 Grad hat.
                    Wohl bekomm's!
                    O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                    ----------------------------------------
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                      #25
                      Ich spiele mit meinem Kollegen Herbert 'Windoofs Versenken'.

                      Herbert ist Systemadministrator im Rechenzentrum einer groesseren
                      deutschen Bank und passt auf die veralteten Minis auf, die
                      staendig Millionen unterschlagener Steuergelder um den Globus
                      schieben, damit das Finanzamt sie nicht so leicht aufspueren
                      kann. Naturgemaess langweilt er sich in seinem Job zu Tode -
                      genau wie ich. Also spielen wir 'Windoofs Versenken', um die Zeit
                      totzuschlagen...

                      ---

                      Aha! Dacht' ich's mir doch, dass jetzt alle wissen wollen, wie
                      die Spielregeln sind! Also, bitte alle Windoofs-Nutzer jetzt mal
                      kurz weghoeren...

                      'Windoofs Versenken' funktioniert ganz analog zum traditionellen
                      'Schiffe Versenken' (das, nebenbei bemerkt, von einem roemischen
                      B.C.f.H. (Bastard Captain from Hell) waehrend des ersten
                      punischen Kriegs erfunden wurde). Das Spielfeld ist das gesamte
                      Internet, und - im Gegensatz zum 'Schiffe Versenken' - ist es
                      egal, welche Windoofs-Rechner man abschiesst. Jeder Rechner, der
                      'haengt', gibt einen Punkt; jeder ge-bootete Rechner zaehlt zwei
                      Punkte. Es gibt keine Begrenzung in der Zahl der Mitspieler. Im
                      Gegenteil: das Spiel wird desto besser, je mehr sich dran
                      beteiligen. Der Spieler, der gerade am Zug ist, gibt ueber chat
                      eine IP-Adresse an die anderen Spieler durch, den sogenannten
                      'target host'. Dann hat er drei Minuten Zeit den 'target host'
                      abzuschiessen. Die anderen Mitspieler ueberzeugen sich durch
                      'ping', dass das Opfer wirklich weidgerecht erledigt wurde, und
                      der Spieler bekommt seine Punkte auf einer extra dafuer
                      eingerichteten 'score page' eingetragen. Dann kommt der naechste
                      Spieler, und so weiter und so fort. Die Kunst besteht weniger
                      darin, die Windoofs-Rechner zu killen (korruptes ICMP genuegt
                      normalerweise!), als vielmehr sie im Netz aufzuspueren. Nach
                      sechs bis sieben Stunden Spielzeit sind die meisten ueblichen
                      PC-Labors abgegrast (ich vergass zu sagen, dass man natuerlich
                      jeden 'target host' nur einmal killen darf; auf der 'score page'
                      wird eine entsprechende Liste gefuehrt), und es wird immer
                      trickreicher, die Dinger hinter den 'fire walls' der Firmen
                      aufzuspueren. Erlaubt sind auch sogenannte Salven. Das bedeutet,
                      dass der Spieler mit einem einzigen Schuss eine ganze Gruppe von
                      vernetzten Windoofs-Rechner versenkt. Das geht nur, wenn man
                      ueber die Vernetzung genau Bescheid weiss: man killt einen
                      Rechner; der killt beim Hochfahren den naechsten, und so fort.
                      Fuer erfolgreiche Salven mit mehr als fuenf ge-booteten
                      Windoofs-Rechnern erhaelt man zusaetzlich einen Bonuspunkt.

                      Die Leute denken immer, dass Windoofs-Rechner deshalb so haeufig
                      abstuerzen, weil das Betriebssystem Sch... ist. Jetzt wisst ihr
                      den wahren Grund!

                      Im Moment fuehre ich mit 7567 Punkten vor Herbert, der mir mit
                      7523 knapp auf den Fersen ist. In den Microsoft Hotlines laufen
                      jetzt sicher wieder mal die Telefone heiss. Die Dispatcher
                      sollten mir dankbar sein! Ich sorge dafuer, dass sie ihren Job
                      nicht verlieren!

                      ---

                      Ihr wollt noch mehr lustige Gesellschaftsspielchen kennenlernen?
                      Na gut. Manchmal spiele ich auch 'Avalanche'. Das ist eher was
                      fuer einen Spieler, so aehnlich wie Solitaire:

                      'Avalanche' koennt ihr noch gar nicht kennen (nicht mal die
                      echten Freaks unter euch!), weil ich es erst vor ein paar Tagen
                      erfunden habe. Es ist ganz einfach: man sucht sich eine
                      unmoderierte Mailingliste mit mindestens 1000 Mitgliedern und
                      schickt irgendeine saubloede Mail an den Reflektor. Zum Beispiel:

                      "... und dann moechte ich noch sagen, dass ich die letzte Mail
                      von dem und dem A... ueberhaupt nicht kapiert habe. Da kommen
                      lauter komische Ausdruecke drin vor und so. Ach ja, und dann
                      wollte ich noch sagen, dass ich im Keller noch eine halbwegs
                      funktionstuechtige Waescheschleuder habe, und die wuerde ich
                      gerne verkaufen, und wer Interesse daran hat, der soll mir doch
                      bitte auf dieser Liste antworten. Ausserdem hat meine
                      Grossmutter letzte Woche..."

                      ... und so weiter. Also moeglichst bloedsinniges Zeug, das jedem
                      halbwegs normalem Leser die Nackenhaare zu Berge stehen laesst,
                      und er sich zum hunderttausendsten Male fragt, warum er sich
                      diesen Schwachsinn eigentlich antut. Diese Mail ist sozusagen der
                      Schneeball, der die 'Avalanche' anstoesst. Was jetzt passiert,
                      ist folgendes (und wieder mal ein wunderbares Beispiel fuer die
                      Psychologie der grossen Masse!):
                      Von den 1000 Empfaengern schmeissen 970 die Mail achselzuckend in
                      den Muelleimer. Die restlichen dreissig gehoeren zu der Gattung
                      Mensch, die nie etwas kommentarlos hinnehmen koennen. Zum Glueck
                      ist diese besondere Sorte Mensch im Internet noch haeufiger
                      vertreten als sonst. Diese dreissig schicken also alle ein
                      geharnischtes 'flaming' zurueck an den Absender der bloedsinnigen
                      Mail, also an mich. Rein statistisch gesehen sind unter dreissig
                      Sendern garantiert mindestens drei dabei, die nicht darauf
                      achten, dass ich als Reply-Adresse nicht meine eigene Email,
                      sondern die der Mailing-Liste eingetragen hatte. Also gehen die
                      huebschen 'flamings' wieder an alle 1000 Empfaenger der Liste.
                      Die wiederum sind sowieso schon leicht genervt ueber all die
                      unnoetigen Mails, also finden sich logischerweise diesmal ueber
                      100, die einen abfaelligen Kommentar zurueckschicken - meistens
                      von der Art: 'Stoppt diesen Bloedsinn!!!' oder 'Ich will runter
                      von dieser Sch... Liste!!!'. Und natuerlich sind wieder 10%
                      statistische Idioten dabei, die das ganze wieder an die ganze
                      Liste schicken, und so weiter und so fort! In Null-Komma-Nix hat
                      man ein paar tausend Emails voller Beleidigungen und
                      Morddrohungen, die kreuz und quer ueber durch das Netz huschen:
                      die 'Avalanche' ist in voller Fahrt und nichtskann sie aufhalten!
                      Gewoehnlich flaut die Aktivitaet dann nach ein paar Tagen wieder
                      ab, weil die Leute von den vielen Mails zu erschoepft sind, um
                      nochmal den Reply-Knopf zu druecken - die 'Avalanche' laeuft
                      langsam aus.

                      (Wer es bis jetzt noch nicht kapiert hat: 'Avalanche' bedeutet
                      schlicht und einfach 'Lawine'.)

                      Das Schoene an diesem Spielchen ist, dass - wie bei einer echten
                      Lawine - nichts, aber auch gar nichts dagegen unternommen werden
                      kann. Die einzige Methode waere ja die, dass auf den ersten
                      'Schneeball' einfach niemand antwortet. Das widerspricht aber so
                      grundsaetzlich dem menschlichen Naturell (statistisch gesehen!),
                      dass es praktisch niemals vorkommt! Haehaehae...

                      Und wenn wir schon gerade von 'Avalanches' sprechen:
                      Es gibt natuerlich auch sehr nuetzliche Lawineneffekte, zum
                      Beispiel wenn es darum geht, das neue B.A.f.H.-BUCH an den Mann
                      zu bringen!

                      Ihr habt richtig gehoert! Es gibt jetzt den kompletten und
                      einzigen 'Bastard Assistant from Hell' als BUCH zu kaufen!
                      ENDLICH!

                      (Wer von euch nicht mehr weiss, was ein Buch ist: das ist ein
                      altmodischer Datentraeger auf Zellulose-Basis, auf dem die
                      Information in Form von graphischen Elementen im
                      Ikositetral-System kodiert ist, mit Inline-Graphik und
                      Fixformatierung. Der Vorteil ist: es braucht keinen
                      Telefonanschluss und keine Akkus, und ist verglichen mit einem
                      Notebook geradezu laecherlich preiswert!)

                      Das BUCH ist ein absolutes MUSS fuer alle Abonnenten der 'Bastard
                      Mailing List' (ihr habt jetzt lange genug schmarotzt!), fuer alle
                      System-Administratoren oder welche, die es werden wollen (die
                      armen Schweine!), fuer alle Studenten oder diejenigen, die den
                      Mist noch vor sich haben, fuer alle Uni-Angestellten (mit
                      Ausnahme der RKfH!) und alle Leute, die ihr schon lange mal
                      vergraulen wolltet! He! Und ausserdem ist das Ding ein echt
                      geiles Weihnachtsgeschenk!

                      Natuerlich gibt's das Buch erstmal nur im INTERNET (die snail
                      reader vom Buchhandel kommen spaeter dran und zahlen
                      wahrscheinlich auch mehr - ). Was muesst ihr machen, um an
                      das BUCH 'ranzukommen? Ganz einfach: Ihr geht auf die URL vom
                      'Schwarten Verlag' (jau, ihr habt richtig gehoert: 'Schwarten
                      Verlag'):



                      und bestellt euch die Ausgabe, die ihr wollt, oder die euerem
                      Geldbeutel angemessen ist. Anschliessend schreibt ihr sofort an
                      alle eure Freunde (oder Feinde, je nach Geschmack!) eine email,
                      dass es jetzt diese phantastische, einmalige Moeglichkeit gibt,
                      sein Geld loszuwerden...
                      ACHTUNG: Wer nicht bis zum 1. Dezember bestellt hat, bekommt das
                      BUCH nicht mehr rechtzeitig unter den Weihnachtsbaum!

                      Die armen, armen Schweine, die noch nicht ins Web kommen, duerfen
                      dem Verlag ausnahmsweise auch eine Email schicken:
                      netzlos.bastard@gns96.de

                      Have Fun!
                      O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                      ----------------------------------------
                      Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

                      Kommentar


                        #26
                        Ich arbeite gerade an einer verbesserten Version von WinWord, die
                        bei jedem fuenften Abspeichern die Bytes rueckwaerts in die Datei
                        schreibt, als etwas heftig gegen meine verschlossene Tuer
                        bumpert. Normalerweise stelle ich mich in solchen Faellen (also
                        wenn ich an wirklich lebenswichtigen Dingen arbeite und keine
                        Ablenkung gebrauchen kann) einfach tot. Wenn man mich spaeter zur
                        Rede stellt, sage ich, ich haette es fuer ein Erdbeben gehalten
                        und waere wie vorgeschrieben unter den Tisch gekrochen. Kurz
                        darauf hoert das Bumpern auf und Schritte entfernen sich in
                        Richtung PC-Labor. Ich logge mich auf einem PC dort ein und
                        aktiviere das angeschlossene Micro.

                        Kein Mensch scheint sich darueber im Klaren zu sein, dass es ein
                        Kinderspiel ist, einen Raum abzuhoeren, in dem sich ein
                        vernetzter PC mit einem angeschlossenen Mikro befindet. Und dank
                        Bill Gates sind in den meisten Windoofs-Rechnern sogar schon
                        Mikros fest eingebaut, die jederzeit aktiviert werden koennen!
                        Vor kurzem erst hat ein Kollege von mir in der Zeitschrift
                        'Hacker's Havoc' einen neuen Virus-Typen vorgestellt. Der Virus
                        verbreitet sich ueber die uebliche raubkopierte Software im
                        Internet und versucht auf jedem befallenen Rechner das
                        angeschlossene Mikro zu aktivieren. Die abgehoerte Sprache wird
                        dann entweder uebers Netz direkt an den Mutter-Rechner
                        uebertragen oder, wenn auf dem befallenen Rechner ein
                        Diktiersystem a la Voice Type installiert ist, zuerst
                        verschriftet und dann verschickt. Ein spezielles Expertensystem
                        auf dem Mutter-Rechner sortiert die eingehenden Texte und macht
                        Vorschlaege, wen man wann mit welchen Aeusserungen wie hoch
                        erpressen koennte...
                        Aber das fuehrt jetzt wirklich zu weit!
                        (Ausserdem habe ich schon mal von Kollegen einen Rueffel
                        erhalten, dass ich hier die besten Tips einfach kostenlos
                        verbreite!!!).

                        Ich setze also meinen Kopfhoerer auf und lausche ins PC-Labor:

                        TUERENKLAPP

                        "Und?"
                        "Der faule Kerl ist wieder mal nicht in seinem Buero..."

                        Fauler Kerl? Wer - ich??? - Ah-oh...
                        Ich checke rasch die Aktivitaet auf den PCs. Aha, es handelt sich
                        um die User 'beck' und 'stroem', die da ungestraft ueber mich
                        herziehen. Aber nicht mehr lange...
                        Ich gabele die beiden Tastatur-Devices kreuzweise, so dass beck
                        nun zusaetzlich auf stroems Tastatur schreibt und umgekehrt. Dann
                        lausche ich wieder:

                        TASTATURGEKLAPPER...
                        ...
                        HEFTIGES TASTATURGEKLAPPER...
                        ...
                        HACK! HACK! HACK! ...
                        "Wwwwwas? Haeh? Ich versteh das nicht... Irgendein Idiot schreibt
                        auf meinen Bildschirm..."
                        "Was? Bei dir auch??? Da muss irgendein Frischling mal wieder
                        beweisen, dass er seine Ausgabe auf ein anderes X-Terminal
                        umlenken kann. Na, warte, wenn ich den erwische!"
                        "Warte mal. Vielleicht koennen wir rauskriegen, wer das Schwein
                        ist, wenn wir den Output beobachten..."

                        STILLE

                        "Komisch, bei mir kommt nix mehr..."
                        "Bei mir auch nicht. Vielleicht hat er's schon wieder
                        aufgegeben..."

                        TASTATURGEKLAPPER...

                        "Da! Da ist das Arschloch wieder!"
                        "Bei mir auch! Schreibt er bei dir auch: 'Konvergenzkriterium'?"
                        "Haeh? Nein, bei mir schreibt er ... Moment Mal! Das habe ICH
                        doch gerade geschrieben!"
                        "Das ist aber ein komischer Text."
                        "Neinneinnein: Ich meine, ICH habe gerade 'Konvergenzkriterium'
                        geschrieben. Da steht es ja noch auf meinem Schirm..."
                        "Ach so? Dann hast ja DU..."
                        "Ich hab' ueberhaupt nix gemacht! Schreib du doch mal etwas..."

                        Ich unterbreche rasch die Verbindung zwischen den beiden PCs.

                        TASTATURGEKLAPPER...

                        "Nichts. Jetzt kommt gar nichts mehr..."
                        "Ich glaube immer noch, dass du dir nur einen bloeden Scherz
                        erlaubt hast. Unglaublich witzig!"
                        "Aber wenn ich dir sage..."
                        "Ach, halt die Klappe!"

                        TASTATURGEKLAPPER + FEINDSELIGES SCHWEIGEN

                        Ich verbinde die Outputs der beiden Maustreiber, und zwar so,
                        dass sich die XY-Vektoren addieren.

                        "Was ist jetzt schon wieder los? Mein Mauszeiger bewegt sich so
                        zaeh..."

                        HEFTIGES GEGENLAEUFIGES GESCHABE AUF DEN MOUSE PADS

                        "Gnnn, gnnnn! Warum bekomme ich die Maus nicht nach oben!!!"
                        "Ich bekomme sie nicht nach unten! Das ist doch schon wieder so
                        eine bloede Idee von dir! Hoer endlich auf mit dem Quatsch!!!"
                        "Wenn DU nicht endlich aufhoerst, mich grundlos zu verdaechtigen,
                        schmeiss' ich dir die Maus an deinen Hohlkopf!!!"

                        GETUEMMEL: TASTATUREN KRACHEN ZU BODEN, MAEUSE QUIEKEN,
                        HOHLKOEPFE DROEHNEN...

                        " Momomomoment Mal! Moment!!!"
                        " Was?!"
                        "Ueberleg' doch mal: bei so einer Sache kann doch eigentlich nur
                        ER dahinterstecken!"

                        Ich schicke einen unendlich steilen Temperaturgradienten an
                        unsere neue computergestuetzte Klimaanlage, die sich daraufhin
                        prompt ueberlaedt und einen Kurzschluss in der Stromversorgung
                        des PC-Labors ausloest. Damit ist zumindest der aktuelle
                        Speicherinhalt meiner beiden Helden beck und stroem im Nirwana
                        verschwunden. Ausserdem funktionieren ohne Strom die
                        Zugangskontrollen zum PC-Labor nicht mehr, so dass die beiden
                        Laesterer da drin im Dunkeln und ohne Luftzufuhr ausharren
                        muessen, bis der Hausmeister sie irgendwann befreit.

                        Da sich unser Hausmeister gerade um diese Zeit gewoehnlich in der
                        Kneipe gegenueber zusammen mit dem Wachmann vollaufen laesst,
                        kann das eine Weile dauern...
                        O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                        ----------------------------------------
                        Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

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                          #27
                          Nach einem laengeren Aufenthalt in Las Vegas - dienstlich
                          natuerlich - komme ich erschoepft in mein Buero zurueck. Bevor
                          ich noch ueberlegen kann, wo ich den teuflisch schweren Sack mit
                          Spielgeld verstauen kann, so dass er nicht gleich jedem ins Auge
                          faellt, klingelt auch schon wieder das verdammte Telefon. Das
                          hab' ich gern! Keine ruhige Minute in diesem Job! Ich stopfe den
                          Geldsack vorlaeufig in den Papierkorb und hebe ab.
                          "Hallo?"
                          "Ja, aeh... hier spricht... ach was, meine Name tut nichts zur
                          Sache. Ich weiss nicht, ob ich hier ueberhaupt richtig bin..."
                          So was geht mir gegen den Strich! Erst harmlose, schwer
                          beschaeftigte Leute stoeren, und dann nicht mal wissen, ob sie
                          hier richtig sind! Ganz gegen mein sonstiges gutmuetiges Naturell
                          (sic!) beschliesse ich, diesmal meinen Redebeitrag auf das
                          Shannonsche Minimum zu druecken:
                          "Hm?"
                          "Ja, ich aeh.. ich bin eigentlich auf der Suche nach Herrn
                          Leisch..."
                          "Hm."
                          "Weil, naemlich" faehrt der seltsame Kunde mit der oeligen Stimme
                          nervoes fort,
                          "der Max S." (Name von der Redaktion unterdrueckt)
                          "der hat gesagt, ich solle doch mal den Leisch fragen in so einer
                          Sache..."
                          "Hm?"
                          "In welcher Sache? Ja, aeh... hm... sind Sie denn der Leisch?"
                          Normalerweise wuerde ich jetzt sagen, nein, hier sei das
                          kardasianische Wasserwerk. Aber die fette Stimme klingt nach
                          Geld! Deshalb bleibe ich dran:
                          "Mhm..."
                          "Ah, gut! Ausgezeichnet, dass ich Sie gleich erwische. Diese
                          Ueberseegespraeche sind ja auch nicht gerade billig, was? Haha."
                          "Hmm!"
                          "Ja, genau. Also zur Sache... sind Sie auch sicher, dass niemand
                          bei Ihnen mithoert?!"
                          "Mhm!"
                          "Gut, also der Max hat gesagt, Sie haetten ihm ja auch geholfen
                          mit... mit seinem Laptop, und so. Sie wissen schon..."
                          "Hm."
                          "... und wie man jetzt gesehen hat, war das ja auch ein Glueck,
                          nicht? Wenn dieser uebereifrige Kerl von der Staatsanwaltschaft
                          da noch was auf der Festplatte gefunden haette, waer's
                          vielleicht boes' ausgegangen fuer den Max S."
                          (Name schon wieder von der Redaktion unterdrueckt)
                          "und da hab' ich mir gedacht, rufst du einfach mal an bei dem,
                          der dem Max geholfen hat, nicht wahr..."
                          "Hm."
                          ".. und bestellst auch gleich so einen Virus fuer deinen Laptop.
                          Das kann ja nie schaden, hab' ich mir gesagt, nicht wahr? Auch
                          wenn es erstmal was kostet. Das macht sich im Notfall schon
                          bezahlt. Haha! Bezahlt ist gut, was? Es ist ja ganz unglaublich,
                          was man alles auf seinem Laptop einfach so mit sich
                          'rumschleppt. Und dann kommt die Steuerfandung und... zack!...
                          ist der Kombjuda konfisziert, und man steht schoen bloed da...
                          aeh... was kostet so was eigentlich? Der Max hat gesagt..."
                          "19 Riesen", sage ich.
                          Schlucken in der Leitung. Die 19 Riesen sind natuerlich nur ein
                          Testballon. Wenn es sich um einen ernsthaften Steuerhinterzieher
                          handelt, schreckt ihn das bestimmt nicht ab. Bevor er sich von
                          seinem Schreck erholen kann - Geldausgaben sind fuer solche Leute
                          wie Magenschwinger bei anderen: es bleibt ihnen erstmal die Luft
                          weg - frage ich:
                          "Ist ihr Laptop vernetzt?"
                          "Aeh... nein. Ich dachte..."
                          "Das ist sehr schlecht", sage ich bedauernd.
                          "Das muessen Sie aendern. Sonst koennen Sie spaeter schlecht
                          erklaeren, wie der Virus auf Ihren Laptop kam, ohne dass Sie die
                          entsprechenden verseuchten Disketten vorzeigen koennen. Dem Max
                          hat das beinahe das Genick gebrochen."
                          "Tatsaechlich?" staunt er.
                          "Ja, dann..."
                          "Also auf jeden Fall vernetzen. Email genuegt schon. Und ich
                          schicke sofort nach Eingang der vereinbarten Summe eine Software
                          an Sie. Die installieren Sie ganz normal auf dem Laptop. Wenn
                          Sie dann irgendwann in Bedraengnis geraten sollten, druecken Sie
                          einfach die Tastenkombination ALT, CTRL + V und der 'Virus' wird
                          aktiv. Das Ding simuliert das Verhalten des Abraxas D12 Virus,
                          ein etwas seltener bulgarischer Ableger vom albanischen Abraxas
                          D3. Er hinterlaesst garantiert keinerlei Daten oder verdaechtige
                          Spuren auf der Festplatte."
                          "Genial!" freut sich die oelige Stimme begeistert.
                          "Und wohin soll ich...?"
                          Ich gebe ihm die Kontonummer des Vereins zur Unterstuetzung
                          verfolgter Systemadministratoren und lege auf.

                          Dann bereite ich eine neue Version meines 'Virus' vor, der jede
                          neue Textdatei nach den Begriffen 'Geld', 'Bestechung', 'Amigo',
                          'Maennerfreundschaft', 'Gefaelligkeit', 'Katholische Kirche',
                          'Flick' und anderen einschlaegigen Schluesselworten scant. Wenn
                          er etwas findet, schickt er das File bei naechster Gelegenheit
                          mit genauer Angabe des Absenders an die Email-Adresse des BKA.
                          Dann kopiere ich das Ganze auf eine Diskette und schicke es dem
                          sauberen Herrn mit der oeligen Stimme.

                          Dann lehne ich mich zufrieden zurueck und ueberfliege nochmal den
                          Artikel ueber Maexchen in der Ueberseeausgabe der ... Zeitung.
                          Tstststs. Wer auch immer dem Max den sogenannten 'Virus'
                          ueberlassen hat, er hatte leider nicht viel Phantasie. Anfaenger!

                          In dem Moment hoere ich ein Geraeusch hinter mir, und als ich
                          mich umdrehe, sehe ich gerade noch unseren Raumpfleger mit meinem
                          Papierkorb im Gang verschwinden...

                          ENDE DER FOLGE 27
                          WIE WIRD ES WEITERGEHEN? WIRD DER B.A.F.H. SEINEM PAPIERKORB
                          WIEDERBEKOMMEN? HAT DER RAUMPFLEGER NOCH EINE REELLE CHANCE ZU
                          UEBERLEBEN? WAS HAT DER PAPIERKORB MIT MAX ZU TUN? WIESO IST DER
                          HIMMEL BLAU UND DER MOND AUS GRUENEM KAESE? WARUM GREIFT GINGER
                          NICHT EIN?

                          VERSAEUMEN SIE AUF KEINEN FALL DIE NAECHSTE FOLGE, WENN ES WIEDER
                          HEISST:

                          BASTARD ASS(ISTANT) GOES OVERSEAS 28
                          O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                          ----------------------------------------
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                            #28
                            Es regnet.

                            Nein, ernsthaft! Es regnet. So was kommt vor. Sogar hier in
                            Kalifornien. Zwar seltener, aber deshalb nicht weniger schlimm.
                            Eher noch schlimmer. Weil niemand damit rechnet - und
                            Regenschirme praktisch unbekannt sind.

                            Um den damit verbundenen Frust abzubauen, haenge ich ein Schild
                            an meine Tuere und haue ab in die Uni-Bibliothek. Auf dem Schild
                            steht:

                            "NOTFALL BEIM S.O.P.L."

                            Natuerlich weiss niemand, was S.O.P.L. heisst. Ich auch nicht.
                            Aber es klingt arbeitsintensiv, so dass sich niemand wundert,
                            wenn ich den ganzen Vormittag wegbleibe.

                            In der Uni-Bibliothek gehe ich schnurstracks in die
                            Aerobics-Abteilung und uebermale mit einem schwarzen Folienstift
                            systematisch die Luecken in den Bar-Codes der Buecher. Ab und zu
                            habe ich das Glueck, dass eine heisse Studentin mit einem solchen
                            Buch zur Ausleihe marschiert und Alarm im automatischen Scanner
                            ausloest. Dann springe ich als Retter in der Not ein, wische
                            unauffaellig den schwarzen Strich weg, und siehe da: es
                            funktioniert alles wieder. Meistens werde ich von der dankbaren
                            Studentin auf einen Cafe eingeladen, etc. etc.

                            Nach dem zehnten Buch sehe ich ploetzlich Ginger im schwarzen
                            Lederdress um die Ecke kommen und bei meinem Anblick erstaunt
                            stehenbleiben. Ich frage sie, was sie hier macht. Ginger klappt
                            ihre beruehmten Augendeckel auf und zu und sagt:
                            "Och, aeh... ich suche eigentlich nur ein gutes Handbuch fuer das
                            neue Office Suite Programm..."
                            Dabei kaut sie gedankenverloren an der Kappe ihres schwarzen
                            Folienstifts.
                            "In der Motorsport-Abteilung?" frage ich erstaunt.
                            In diesem Moment heult vorne bei der Ausleihe der Scanner los.
                            Ginger und ich, wir zucken beide synchron zusammen und gucken
                            rasch um die Ecke. Aber es ist nur ein altes Muetterchen im
                            grellrosanen Trainingsanzug und weissen Tennisschuhen.
                            "Mist!" murmelt Ginger.
                            "Wie bitte?" frage ich.
                            "Aeh... nichts. Wo waren wir gerade?"
                            "Office Suite", helfe ich nach.
                            Ich besorge ihr das Buch, und Ginger laesst sich widerstrebend zu
                            einem Kaffee in der Student Union einladen. Als wir schon am
                            Ausgang des Lesesaals sind, heult der Scanner wieder los. Ein
                            knackiger junger Student in hautengen Lederhosen, eine Mischung
                            aus Mann-ihrer-Traeume und ungezaehmter Junghengst, steht
                            verdattert vor dem Scanner, einen dicken Bildband mit Harley
                            Davidsons unter dem Arm. Ginger seufzt tief, und folgt mir
                            missmutig hinunter in die Cafeteria.

                            Als wir nach einen kurzen Plausch von zwei bis drei Stunden
                            zurueck ins Institut kommen, finde ich einen Studenten mit langen
                            fettigen Haaren vor meiner Tuere lehnen, der im Stehen
                            eingeschlafen ist. Ruecksichtsvoll wie ich bin, versuche ich
                            meine Tuere aufzusperren, ohne den armen Jungen zu wecken, aber
                            leider hat er einen leichten Schlaf.
                            "Oh... aeh... Herr Leisch?"
                            Ich kann es schlecht leugnen, weil es nun mal dummerweise dick
                            und breit an meiner Tuere steht. Er folgt mir eifrig in mein
                            Buero und sagt:
                            "Ich habe heute hier im Institut als graduate angefangen. Und
                            Prof. Icewater hat gesagt, ich solle mir von Ihnen einen
                            Rechnerplatz zuweisen lassen..."
                            Trotzdem er stundenlang gewartet hat, ist sein feuriger
                            Enthusiasmus noch ungebrochen. Noch!
                            "So, hmm", sage ich.
                            "Einen Rechnerplatz also. Mal sehen..."
                            Ich raschele mit ein paar alten HP Prospekten. Eigentlich habe
                            ich keine besondere Lust, einen neuen User einzufuehren. Wir
                            haben doch wirklich schon genug davon!
                            "...ja, aeh...", sage ich,
                            "wie waere es mit Wesleys Platz. Der ist letzte Woche
                            tragischerweise frei geworden."
                            "Hervorragend", freut sich der Neue. Dann faellt ihm auf, was ich
                            gesagt habe, und er fuegt vorsichtig hinzu:
                            "Aeh... wieso tragischerweise?"
                            "Tja, der gute Wes hatte einen kleinen Unfall mit dem
                            Backup-Tape."
                            "Unfall?"
                            "Er ist irgendwie mit dem Schlips in den Bandfuehrungsschlitz
                            geraten, der Schlips hat sich in der Auffangspindel gefangen
                            und... nun, ja... Sie wissen ja wahrscheinlich wie kraeftig
                            diese schnellen Bandmaschinen sind. Tragisch, wirklich tragisch.
                            Ein so intelligenter Junge, mit so guten Anlagen. Haette es hier
                            noch weit bringen koennen... Seitdem traegt hier keiner mehr
                            einen Schlips, und alle waren danach sofort beim Friseur."
                            Der Neue schielt nervoes auf seine schulterlangen Fransen und
                            schluckt.
                            "Aber... aber das ist ja furchtbar!"
                            Ich nicke duester.
                            "Ja, das Bandgeraet war auch im Arsch... Andererseits", fahre ich
                            munter fort,
                            "hat es ja auch eine gute Seite. Dadurch haben wir tatsaechlich
                            einen freien Rechnerplatz fuer Sie."
                            "Aeh... ja... sicher..."
                            "Besser als Thompsons Buero ist es jedenfalls..."
                            "Wieso? Was ist mit Thompson passiert?"
                            "Mit Thompson? Hmm, interessante Frage... Ich glaube, sie haben
                            ihn eingeaeschert - oder was von ihm uebrig war."
                            "... (schwitz)..."
                            "Tja, Thompson hatte vergessen, dass unsere Waende seit dem
                            letzten Erdbeben nicht mehr so ganz das sind, was sie mal waren.
                            Er hat sich unbedachterweise gegen seine Buerowand gelehnt und
                            ist glatt durch den Gips gebrochen..."
                            Zum Beweis schlage ich mit der Faust gegen die Wand hinter meinem
                            Kopf. Gipsteilchen regnen auf uns herunter und die Wand gibt
                            aechzend ein wenig nach. Der Neue macht den Mund auf - und wieder
                            zu. Auf seiner Oberlippe sehe ich Schweissperlen.
                            "Da faellt mir noch ein", fuege ich noch hinzu,
                            "oeffnen Sie hier im Institut bitte nie ein Fenster."
                            "Ah, ich weiss ... wegen der Klimaanlage."
                            Ich schuettele langsam den Kopf.
                            "Wegen Ginger."
                            "Ginger?"
                            "Unsere Hilfssekretaerin. Sie leidet an einem reflexartigen
                            Fluchtsyndrom, seitdem sie mal ein verlaengertes Wochenende lang
                            in unserem Aufzug gefangen war und beinahe vom Kollegen Brian
                            aufgefressen wurde. Er hatte so einen Durst, dass er ihr Blut
                            trinken wollte. Sie konnte sich nur retten, weil sie durch die
                            Wartungsklappe nach oben geklettert ist und dann noch drei Meter
                            am Seil hoch. Seit diesem kleinen Zwischenfall kann sie
                            Oeffnungen, die ins Freie fuehren, nicht mehr widerstehen.
                            Einmal ist sie uns schon aus dem Fenster gesprungen -
                            gluecklicherweise fuhr unten gerade ein Altpapier-Laster
                            vorbei..."
                            "...(schluck)..."
                            "... und boese Zungen behaupten noch heute, dass irgendjemand das
                            Fenster mit Absicht aufgemacht habe... Aber solchen ueblen Reden
                            sollten Sie lieber kein Gehoer schenken. Das sind alles ganz
                            reizende Leute hier im Institut - so lange sie noch am Leben
                            sind."
                            "Am Leben sind?" echot der Neue mit Schweissperlen auf der
                            Stirne. Ich winke ihn naeher heran und fahre im Fluesterton fort:
                            "Ist Ihnen beim Interview mit Prof. Icewater nicht aufgefallen,
                            wie eiskalt ihre Haende sind? Nein? Naja, sie vermeidet in
                            letzter Zeit auch tunlichst, jemandem die Hand zu geben... Gehen
                            Sie nach Einbruch der Dunkelheit lieber nicht mehr in ihr Buero,
                            das jedenfalls rate ICH Ihnen! Schauen Sie sich das mal an!"
                            Ich deute auf ein paar Bohrloecher hinter meinem Kopf an der
                            Wand, wo mein Vorgaenger, der fruehere financial director, einen
                            geschmacklosen Elchkopf befestigt hatte.
                            "Eindeutig 45-iger Einschuesse", fluestere ich,
                            "wissen Sie, ich habe nie herausgefunden, was mit meinem
                            Vorgaenger eigentlich passiert ist. Komischerweise gab es keine
                            Blutflecken, oder sie wurden sorgfaeltig entfernt - vielleicht
                            wurde das Blut auch anderweitig verwendet. Und manchmal habe ich
                            deutlich das Gefuehl, dass jemand auf den Konsolen im
                            Rechnerraum herumtippt, und ich bin ganz sicher, dass vorher
                            niemand im Raum war! - Was ist eigentlich mit Ihnen los? Sie
                            sind ja ganz kaesig im Gesicht. Soll ich ein das Fenster
                            oeffnen, dass Sie ein wenig Luft bekommen? Nein? Auch gut. Also
                            dann gehen Sie mal an Wesleys Arbeitsplatz. Dort werden Sie sich
                            wohlfuehlen; das Buero hat sogar ein Fenster. Den Account
                            richten wir dann morgen ein. Viel Spass auch..."
                            Inzwischen ist es schon fast dunkel im Buero; der November hat
                            eben auch in Kalifornien seine Auswirkungen. Nicht umsonst ist
                            Halloween gerade erst vorueber! Ich schleiche auf leisen
                            Gummisohlen zum Sicherungskasten und schalte den Strom im Wesleys
                            Buero aus. Mit rekordverdaechtiger Promptheit ertoent ein
                            markerschuetternder Schrei durch den Flur. Dann sehe ich den
                            Neuen wie von Furien gehetzt durch den Flur auf mich zu rasen.
                            Ploetzlich erstarrt er fuer einen Moment, glotzt mich mit weit
                            aufgerissenen Augen an, macht kehrt und rennt zum Aufzug, vor dem
                            er zurueckscheut wie ein Pferd, um schliesslich auf der
                            Feuertreppe zu verschwinden.

                            Als ich mich umdrehe, steht die Chefin hinter mir im Halbdunkel
                            und fixiert mich mit frostglitzernden blassblauen Augen. Dann
                            seufzt sie und sagt:
                            "Ich moechte gar nicht WISSEN, was das wieder werden soll."
                            O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                            ----------------------------------------
                            Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

                            Kommentar


                              #29
                              Ich spiele gerade mit meiner neuesten Errungenschaft, einem
                              programmierbaren Messsender, herum, als natuerlich das Telefon
                              klingelt.

                              Nie koennen sie mich in Ruhe lassen! Wie soll man da
                              wissenschaftlich arbeiten koennen, frage ich! Die ganze Misere
                              des Wirtschaftsstandorts Deutschland (Originalton!) ruehrt
                              wahrscheinlich allein daher, dass heutzutage jeder dahergelaufene
                              Idiot Zugang zu modernem Kommunikationsformen hat. Zum Beispiel
                              eben das Telefon. Ich moechte nicht wissen, wieviel Zeit jeden
                              Tag in unserer Volkswirtschaft mit absolut sinnlosen
                              Telefongespraechen vergeudet wird; ganz abgesehen von den
                              Dauertratschern, die es fertigbringen zwei Stunden am Stueck an
                              der Strippe zu haengen. Terrorismus ist das! Jeder
                              Affenabkoemmling, der in der Lage ist, sieben Tasten in der
                              richtigen Reihenfolge zu druecken, darf mich einfach ungestraft
                              von meiner Arbeit abhalten. Ungestraft? Naja, mal sehen...

                              Nach dem zwanzigsten Klingeln hebe ich ab.
                              "Hallo."
                              Kollege Jeff ist dran.
                              "Hallo, Leisch? Weisst Du eigentlich, wie spaet es ist?! Wir
                              waren um 11 Uhr verabredet, um die Folien fuer das kommende
                              'CHATTER'-Meeting durchzusprechen! Jetzt ist es halb zwoelf!!!
                              Hast Du verschlafen?!"

                              Verschlafen! Das mir, wo ich schon seit 22 Minuten an meinem
                              Schreibtisch hocke! Tatsache ist, ich habe es nicht verschlafen.
                              Obwohl ich mir alle Muehe gegeben hatte. Das 'CHATTER'-Projekt
                              (das amerikanische Pendant zum deutschen 'SCHWAFEL') oedet mich
                              schon lange an! Und die Meetings sind von einer so abgrundtiefen
                              Langeweile erfuellt, dass wir das letzte Mal drei Todefaelle
                              unter den Teilnehmern zu beklagen hatten. Die Kollegen hatten vor
                              Langeweile einfach vergessen weiterzuatmen...

                              Ich mime den Erstaunten:
                              "Oh... aeh... ist tatsaechlich schon so spaet...
                              ... komisch, ich dachte... aber auf meiner Uhr
                              ist es erst halb elf... und in meinem Computer auch..."
                              "Quatsch...", sagt Jeff.
                              Dann ein laengeres Schweigen auf der anderen Seite. Im
                              Hintergrund klappert eine Tastatur. Dann kommt ein lahmes:
                              "Du hast ja recht... Merkwuerdig, ich haette schwoeren
                              koennen..."

                              Anfaenger! Wenn er genauer hinschauen wuerde, koennte er sehen,
                              dass ich gerade die Zeitzone aller Rechner im Institut nach
                              Hawaii verlegt habe. Aber wer beherrscht heutzutage noch die
                              einfachsten UNIX-Befehle? Fast niemand! Deshalb haben ja Leute
                              wie ich immer Oberwasser!

                              "Weisst Du", sage ich,
                              "es ist trotzdem ganz gut, dass Du schon jetzt anrufst. Ich
                              haette mir naemlich ganz gerne die Entwuerfe fuer die Folien
                              schon mal angeschaut, bevor wir uns zusammensetzen..."

                              Er sagt mir, wo die Dateien liegen! Einfach so!!! (No comment.)

                              (Wenn es drauf ankommt, kann ich auch ganz schoen schnell sein!)
                              Ich fuege noch ein paar besonders unanstaendige GIFs in die
                              Folien ein - Bildchen, bei denen sogar Beate Uhse rot werden
                              wuerde -, dann schicke ich das Ganze unter Jeffs Account mit der
                              Bitte um konstruktive Kritik an die Chefin. Mal sehen, wie sich
                              Jeff da wieder rauswinden wird...

                              Wenn ich Glueck habe, zieht sich der Skandal ueber den Nachmittag
                              hin, und ich habe genug Zeit fuer mein neues Spielzeug, das ich
                              aus dem Nachrichtentechnik-Praktikum geklaut habe. Normalerweise
                              stehe ich ja nicht so auf echte Hardware - irgendwie behindert es
                              die freie Entfaltung des Geistes, wenn man jeder Idee erst mit
                              dem Loetkolben zur Realitaet verhelfen muss - , aber dieses Baby
                              hier hat durchaus seine Reize. Ich schliesse den programmierbaren
                              Messsender ueber die parallele Schnittstelle an einen alten PC
                              an, den ich normalerweise dazu verwende, meine Videosammlung zu
                              archivieren. Nach ein paar Probelaeufen gelingt es mir schon mal,
                              Gingers Transistorradio im Sekretariat mit abscheulichen
                              Heultoenen zu stoeren. So weit, so gut! Waehrend Ginger noch
                              wuetend ihr Radio schuettelt, poke ich im Web herum, bis ich eine
                              erstaunlich detaillierte technische Beschreibung bei einem
                              Autoalarmanlagen-Hersteller entdecke. Natuerlich sind die Codes
                              der Funkgeber nicht angegeben, aber das Grundprinzip wird ganz
                              gut dargestellt...

                              In Berkeley - und wahrscheinlich auch woanders an der Westkueste
                              - gibt es ganz bestimmte kulturelle Auspraegungen bei den
                              Autobesitzern. Zum Beispiel fahren saemtliche Psychotherapeuten
                              und gehobenen Akademiker grundsaetzlich nur Volvos (es gibt hier
                              eine Fuelle von Volvo-Witzen, aehnlich den Manta-Witzen zu
                              Hause!). Die Schwarzen fahren riesige amerikanische Schlitten, je
                              groesser desto besser, vorzugsweise mit irgendwelchem vergoldeten
                              Firlefanz aussen und roten Plueschsitzbezuegen innen. Die weissen
                              Studenten fahren europaeische Marken oder - wer es sich leisten
                              kann - tiefer gelegte Kleinlaster aus den 50iger Jahren. Die
                              Studentinnen cruisen in billigen japanischen Zweisitzern herum,
                              vorzugsweise Cabriolets, damit man echt cool die blonde Maehne in
                              den Wind haengen kann, wenn man uebers Golden Gate faehrt.

                              Die uebriggebliebene 68iger-Generation (von der es hier eine Menge
                              gibt!) fahren uralte knatternde VW-Busse, mit denen sie
                              wahrscheinlich schon zu Anti-Vietnam-Demos nach Washington D.C.
                              getuckert sind. Die Mex bevorzugen Pickups, weil sie in allen
                              anderen Wagentypen mit ihren Cowboyhueten am Dach anstossen
                              wuerden. Die Chinesen - sparsam wie immer - fahren die billigen,
                              alten Schlachtschiffe der 70iger Jahre, die ihnen viel zu gross
                              sind. Das kann ab und zu einen merkwuerdigen Effekt haben, wenn
                              so ein Schlachtschiff scheinbar fahrerlos auf dich zu schlingert,
                              und erst beim Vorbeifahren sieht man, dass da eine winzige
                              Chinesin sich am Lenkrad hochzieht und muehsam ueber das
                              Armaturenbrett spaeht. Und wer faehrt die Mantas? Naja, echte
                              Mantas gibts hier nicht mehr, aber die Rolle der Mannis und Sepps
                              haben hier die asiatischen Youngsters uebernommen. Da passt
                              wieder alles: tiefergelegte, aufgemotzte Billig-Japaner mit
                              Rostspuren auf der Fahrertuere (Achselschweiss!), den
                              Kennwood-Aufkleber quer ueber die Heckscheibe, etc. etc. Aber
                              alle haben eines gemeinsam: jeder hat Panik, dass seinem
                              geheiligten Kalb etwas passieren koennte. Und deshalb haben alle
                              funkgesteuerte Alarmanlagen, die jedesmal kurz quaeken, wenn der
                              Besitzer laessig den Knopf an seinem Schluesselbund drueckt. Das
                              klingt so aehnlich wie "Quickquaeck" oder "Wuitwuit!" oder
                              "Ickaick!", und es geht mir auf den Nerv!

                              Ich plaziere den Messsender am Fenster und schreibe ein kleines
                              Programm, das systematisch saemtliche Sequenzen der
                              handelsueblichen Funkgeber durchprobiert (es gibt erstaunlich
                              wenige, nebenbei bemerkt!). Schon nach fuenf Minuten werde ich
                              durch ein froehliches "Quaeckquack!" draussen belohnt. Ein
                              schwarzer Pickup fuehlt sich fuer diese Kombi zustaendig. Ich
                              speichere die Sequenz und suche weiter. Gegen abend habe ich 36
                              Sequenzen von Autos auf dem Parkplatz geknackt und abgespeichert.

                              Gegen sechs Uhr beginnen die hoeheren Angestellten der
                              Stadtverwaltung gegenueber zu ihren fahrbaren Untersaetzen zu
                              eilen. Ich warte, bis einer ziemlich allein mitten auf dem Platz
                              steht und befehlsgewohnt seinen Funkgeber auf seine Auto richtet:
                              "Ickaeck!"
                              Ich aktiviere die Sequenz sofort nochmal und das Auto macht
                              gehorsam die Anlage wieder scharf:
                              "Aeckick?"
                              Der Besitzer hat nichts mitbekommen oder er meint, ein anderes
                              Auto gehoert zu haben, und sperrt auf. Natuerlich heult sofort
                              die Alarmanlage auf:
                              "Huuiiiaaaaaoooooaaaauuuiiiiiaaaaaoooo..."
                              Nach einigem Fummeln findet der Besitzer in Panik den
                              Notausknopf, und das Geheule erstirbt mit einem unanstaendigen
                              Ruelpsen. Der verdatterte Autobesitzer steigt wieder aus und geht
                              ratlos um sein Auto herum. Ich sende wieder die
                              Aktivierungssequenz, und weil die Tuere noch offensteht, heult
                              der Wagen, ein 94 Nissan, brav wieder los. Ein schwarzer
                              Polizeiwagen biegt traege wie ein Hammerhai auf der Suche nach
                              einem leichten Opfer auf den Parkplatz ein. Ein Cop steigt betont
                              langsam aus und tippt dem Besitzer, der es gerade wieder
                              geschafft hat, den Notausknopf zu finden, auf die Schulter. Die
                              beiden verhandeln heftig. Ich sehe sogar auf diese Entfernung,
                              dass der Cop meint, der Autofahrer sei reif fuer den Therapeuten
                              (das ist nicht besonders verwunderlich, weil die Cops hier jeden
                              Unbewaffneten mit genau dieser Grundeinstellung behandeln - und
                              in den meisten Faellen haben sie auch noch recht!).
                              Der Cop macht den Mund auf, um auch etwas zu sagen, aber in
                              diesem Moment aktiviere ich die Alarmanlage des Wagens hinter
                              ihm:
                              "Quickquock!!"
                              und der Cop macht einen absolut unwuerdigen und unprofessionellen
                              Hopser. Um diesen unverzeihlichen Gesichtsverlust zu kompensieren
                              - inzwischen haben sich naemlich einige Penner auf der Szene
                              eingefunden, die alles aufmerksam, wenn auch aus sicherer
                              Entfernung beobachten - packt der Cop den Nissanfahrer, knallt
                              ihn professionell auf seinen eigenen Wagen und legt ihm
                              Handschellen an. Der zweite Cop steigt aus dem Polizeiwagen -
                              nicht mehr ganz so langsam. Um die Szene etwas musikalisch
                              aufzulockern aktiviere ich wieder die Alarmanlage des Nissan, bei
                              dem die Tuere immer noch offensteht. Der zweite Cop rennt zu dem
                              Wagen und schuettelt an der Karosserie. Ein Polizisten-Reflex?
                              Alles was Laerm macht, erstmal schuetteln. Vielleicht hoert's
                              dann von selber auf! Der Nissan laesst sich nicht beirren:
                              "Oooaaaiiiiuuuaaaooooaaaaiiiiuuu..."
                              Cop Nummer 2 schreit etwas, aber der der Nissan-Besitzer, dem das
                              Blut von der ueberstuerzten Festnahme aus der Nase rinnt,
                              schuettelt trotzig den Kopf. Worauf ihn Cop Nummer 1
                              sicherheitshalber nochmal kraeftig durchschuettelt. Cop Nummer 2
                              oeffnet die Motorhaube und zieht die Dienstpistole. Drei gezielte
                              Schuesse und das Heulen erstirbt mit einem qualvollen Roecheln.

                              Die Sache beginnt mir Spass zu machen. Zu schade, dass das Licht
                              immer schlechter wird. Sonst waere das ein huebsches kleines
                              Video geworden...

                              Ich aktiviere die Alarmanlage des schwarzen Mercedes mit dem
                              vergoldeten Kuehlergrill direkt hinter Cop Nummer 2:
                              "Quockquack!!"
                              Der Cop faehrt blitzschnell herum und jagt zwei Schuesse in den
                              Kuehler des Mercedes 180. Die Penner gehen routiniert hinter
                              Parkbaenken in Deckung. Gruenes Kuehlwasser beginnt auf den
                              Asphalt zu bluten.

                              Ein schon etwas angegrauter Schwarzer kommt aus der
                              Stadtverwaltung und rast ueber den Platz. Beim Laufen sieht man
                              sein Huefthalfter unter seiner Jacke hervorschlenkern - ganz
                              offensichtlich ein Cop in Zivil. Bei seinem Anblick nehmen Cop
                              Nummer 1 und Nummer 2 sofort Haltung an. Nummer 2 zerrt sogar den
                              gefesselten Nissan-Besitzer an den Haaren in eine vertikale
                              Position. Der zivile Cop bruellt und fuchtelt in Richtung des
                              blutenden Mercedes - ganz offensichtlich sein Wagen. Cop Nummer 1
                              versucht zu erklaeren und wird niedergebruellt. Cop Nummer 2
                              versucht zu erklaeren und wird niedergebruellt. Der zivile Cop
                              geht auf seinen misshandelten Mercedes zu, aktiviert seinen
                              Funkgeber und reaktiviert natuerlich damit die Alarmanlage, die
                              ich ja vorhin schon ausgeschaltet hatte. Er schliesst die Tuer
                              auf, und prompt faengt das Ding an zu tuten. Ich starte mein
                              Programm, das bei allen 36 geparkten Auto staendig die
                              Alarmanlage an und aus schaltet. Auf dem Parkplatz bricht die
                              Hoelle los. Die Penner fluechten geduckt in den Park, Cop Nummer
                              1 und 2 rennen zu ihrem Wagen und verlassen mit quietschenden
                              Reifen den Parkplatz, der schwarze Cop fluechtet sich zurueck in
                              die Stadtverwaltung. Nur der Nissanbesitzer bleibt zurueck und
                              zerrt ohnmaechtig an seinen Handschellen.

                              Nach fuenf Minuten schalte ich den Messsender aus und fahre
                              befriedigt nach Hause. Das duerfte fuer eine Meldung in CNN gut
                              genug sein...
                              O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                              ----------------------------------------
                              Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

                              Kommentar


                                #30
                                Ausnahmsweise scheint heute mal die Sonne Ich nuetze die seltene
                                Gelegenheit meinen angeschlagenen kalifornischen Teint
                                aufzufrischen und setze mich mit der neuesten Ausgabe von
                                'Hacker's Havoc' auf dem Dach ins Freie. Falls mich unten jemand
                                vermissen sollte, steht er halt vor verschlossener Tuere mit dem
                                Schild:

                                'DO NOT DISTURB - MEN AT WORK!'

                                Fuer die ganz Misstrauischen (die versuchen durchs Schluesselloch
                                zu spitzen oder an der Tuerfuellung lauschen) produziert meine
                                Workstation ueber Lautsprecher heftige Tastaturgeraeusche, und
                                auf dem Bildschirm erscheint mein Kopf als schwarze Silhouette
                                vor der normalen Oberflaeche (neuer Bildschirmschoner fuer
                                stressgeplagte Systemadministratoren; Patent bereits angemeldet).
                                Ich blaettere also im neuesten HH und blinzele in die schwache
                                Wintersonne. CA ist im Winter auch nicht gerade das, was die
                                Reisekataloge so versprechen: kuehl, neblig und regnerisch.
                                Natuerlich von Schnee keine Spur, so dass die armen, ganz in
                                CocaCola-Rot gewandeten Weihnachtsmaenner traurig in den Pfuetzen
                                vor den Department Stores herumtapsen muessen.

                                Ich blaettere um: den Preis fuer die duemmste und kostspieligste
                                Aktion des Monats haben schon wieder die Deutschen gewonnen.
                                Diesmal ist es die 'Krankenhaus-Notopfer-Eintreibung'. Der
                                Journalist zaehlt genuesslich auf, was die Eintreibung von 20
                                Mark per Post und Bankueberweisung von jedem Versicherten kosten
                                wird; nach seiner Rechnung muessen die Krankenkassen sogar noch
                                draufzahlen. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Leute
                                sowieso nicht zahlen werden, seitdem irgendein Superhirn
                                oeffentlich im TV gesagt hat, dass saeumige Zahler "aus
                                Kostengruenden" nicht belangt werden koennen. Da hat die Welt mal
                                wieder was zu lachen! In der letzten Ausgabe war es der
                                Elch-Mercedes, und davor... weiss ich nicht mehr; aber auf jeden
                                Fall auch etwas Deutsches. Achso, doch! Jetzt faellt's mir wieder
                                ein: vor zwei Monaten war es der CSU-Abgeordnete Wallner aus
                                Niederbayern, der von seinem Landtagstelefon aus fuer 25.000 Mark
                                Sex-Telefongespraeche gefuehrt hat. Was fuer ein irres Land! Und
                                ich sitze hier in San Francisco, wo es eine Schlagzeile auf der
                                ersten Seite gibt, wenn neun (9!) Fahrrad-Demonstranten
                                verbotenerweise ueber die Baybridge radeln! Und da heisst es
                                immer, im alten Europa sei nichts los, und nur hier in den
                                Staaten spiele die Musik! Von wegen!

                                Ich seufze so laut, dass die Moewen auf der Mauerbruestung
                                erschreckt auffliegen. In diesem Moment duedelt mein hausinternes
                                Handy. Da ich sowieso mit HH fertig bin, schalte ich den
                                automatischen Beantworter ab, der normalerweise dem Anrufer mit
                                freundlicher Stimme erklaert, dass der Teilnehmer Leisch momentan
                                nicht erreichbar sei, und sage:
                                "Hello."
                                "Aeh... ah... hello, yes... aeh... please can I... hrrmm... may I
                                speak with Mister... aeh... Leisch... sind Sie das...?"

                                Der Chef!!! Ich werfe einen raschen Blick auf die Uhr. In
                                Deutschland ist es bereits halb zwoelf in der Nacht! Der Chef
                                ruft mich normalerweise nie selber an, und jetzt sogar mitten in
                                der Nacht! Es muss sich also um was ganz Ernstes handeln. Mehrere
                                Szenarien erscheinen vor meinem inneren Auge:
                                Der bayerische Rechnungshof konfisziert meine Videosammlung, Frau
                                Bezelmann wegen Unterschlagung von roten Kugelschreibern
                                verhaftet, der Rabe Nero hat die Dogge des Hausmeisters getoetet,
                                Marianne bekommt ein Baby, und niemand weiss, wer der Vater ist,
                                Invasion der 'Reisekostenstelle from Heaven', oder haben die
                                Mitarbeiter irgendwie 'rausbekommen, dass ihre Mailboxen jede
                                Nacht nach USA auf meinen Rechner kopiert werden?

                                Ich gebe mich vorsichtig zu erkennen, und der Chef... ja, er
                                klingt fast irgendwie erleichtert?!
                                "Oh... ah... Leisch! Wie gut, dass ich Sie gleich... hrrmm...
                                haben Sie schon aeh... geschlafen? Oder... hm... wie war das
                                noch mit der... aeh... Zeitverschiebung...?"
                                Ich sage dem Chef, dass es zwar mitten in der Nacht, ich aber
                                natuerlich noch im Buero und bei der Arbeit sei. Regel Nummer 342
                                fuer den erfolgreichen Bastard: 'Unerwartete Wissensdefizite bei
                                Mitmenschen auf keinen Fall aufklaeren, sondern sofort fuer die
                                eigenen Imagepflege ausnutzen!'
                                "Ah... na, aber! Sie sollten aeh... sollten doch... hm... Sie
                                arbeiten doch zuviel... hm, ja. Ich rufe Sie an...hm, weil...
                                aeh... weil wir... das heisst das Institut, ja... weil wir
                                uns... hrrrm... gewissermassen in einer... aeh... unangenehmen
                                Lage... sehr unangenehmen Lage... aeh... befinden, ja..."

                                Also doch! Ich hatte es ja vermutet! Wahrscheinlich sagt er mir
                                jetzt, dass sie die ganzen gefaelschten Reisekostenabrechnungen
                                der letzten 8 Jahre gefunden haben, und ich mich besser schon mal
                                um eine Greencard bemuehen solle, weil ich in Muenchen sowieso
                                keinen Fuss mehr in die Tuere bekomme.

                                "Aeh... ja, haben Sie schon... haben Sie ueber den... hmm...
                                Studenten-Streik hier gelesen? Sehr unangenehm... wirklich..."

                                Und dabei hatte ich die Kollegen da drueben schon beneidet, dass
                                sie schon seit zwei Wochen keine Vorlesungen mehr halten muessen!
                                Ich gebe einen unverbindlichen, jedoch mitfuehlenden Laut von
                                mir.

                                "Ja... aehm... sehr... sehr... aeh... unangenehm. Die Sache ist
                                naemlich... hm... leider die: aeh... das Kultusministerium hat
                                uns... aehm angedroht, dass... hm... die... aeh...
                                Haushaltsmittel sofort... ja, gesperrt werden... aeh... wenn die
                                Studenten nicht... hm... sofort wieder in die... aeh...
                                Vorlesungen zurueckkehren, verstehen Sie? Das... aehm... waere
                                eine... eine Katastrophe.. waere das... hrrrm... ja."
                                "Wenn die Studenten in die Vorlesungen zurueckkehren?" frage ich
                                hoeflich.
                                "Wie... aeh... neinnein... hrrrm... wenn uns die Gelder gesperrt
                                werden... aehm... DAS waere eine... hm... Katastrophe..."

                                Aha! Da weht der Wind her! Ich lasse unauffaellig die angehaltene
                                Luft ab. Dann frage ich hoeflich, was die ganze Angelegenheit mit
                                mir zu tun hat. Schliesslich sei ich in CA und koenne von hier
                                aus bestimmt keine Studentenrevolten anzetteln (wenn auch
                                Berkeley dazu den stilgerechten Rahmen abgegeben wuerde!).

                                "Nein... ja... aeh... nun. Wir haben uns...aeh... gedacht,
                                dass... wo Sie doch immer... aeh... also, wir waren der
                                Meinung... hm... dass Sie vielleicht mit... hrrm... Sie
                                vielleicht die... aeh... Studenten wieder zurueck... aeh...
                                zurueck in die Veranstaltungen bringen... hm... bringen
                                koennten. Weil... soweit ich mich... aeh... erinnern kann,
                                aeh... haben bei Ihnen doch die... hm.. Studenten nie gefehlt...
                                verstehen Sie?"

                                Kein Wunder! Jeder, der in meiner Uebung fehlt, verscherzt damit
                                automatisch alle Chancen, jemals einen Schein bei mir zu machen.
                                Ausserdem geht immer zufaellig am gleichen Tag die Platte kaputt,
                                auf dem der betreffende Student sein Homeverzeichnis hat. Das hat
                                sich inzwischen 'rumgesprochen!

                                "Ich soll nach Muenchen kommen, nur damit die Studenten wieder in
                                die Vorlesung kommen?" vergewissere ich mich.
                                "Nun ja... aeh...ja, das waere... aeh... schoen..."
                                "Linienflug in Businessklasse?" frage ich.
                                "Aeh... kein Problem..."
                                "Ich komme!" sage ich, kehre der blassen Wintersonne und den
                                Moewen ostentativ den Ruecken zu und gehe hinunter, meinen Laptop
                                einzupacken.

                                Und so endet diese kalifornische Episode ebenso unerwartet, wie
                                sie begonnen hatte. Und wenn Prof. Icewater nicht zu einem
                                gruenblauen Eisblock mit Schokoladeneis-Augen erstarrt ist, und
                                Ginger nicht doch noch endlich ihren Motorradprinzen gefunden und
                                geheiratet hat, und Ron sich nicht beim Anstieg auf Mount Whitney
                                endgueltig das Genick gebrochen hat, und der financial director
                                an seiner Katzenhaar-Allergie nicht eingegangen ist, und Jerry
                                nicht vor lauter Coolsein das Einatmen vergessen hat, dann leben
                                sie wieder gluecklich und zufrieden - seitdem sie den B.A.f.H.
                                endlich losgeworden sind...



                                Viel zu lesen gehabt?
                                Viel gelacht oder nix gerafft?
                                Egal, ist wohl mein bisherig längster Beitrag in diesem Forum und zumindest das war's mir wert

                                Llap
                                Kuno

                                P.S.
                                Ich hoffe das trotzdem der eine oder andere seinen Spass damit hat / hatte!!

                                O' mein Gott!....es ist voller Sterne.
                                ----------------------------------------
                                Streite nie mit Idioten. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau herab, dann machen sie dich mit ihrer Erfahrung nieder!

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