Zitat von Infinitas
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Der Vergleich mit anderen Großveranstaltungen auf denen es zu sexuellen Übergriffen kommt, kann in soweit als relevant gesehen werden, als dass die massenhaften Überschreitungen die so das ganze Jahr über bei Veranstaltungen des deutschen Kulturguts geschehen, momentan nicht zu großen öffentlichen Diskussionen geschweige denn Änderungen an Gesetzen führen. Das klingt mir eher nach Duldung im Sinne von "passiert halt." Regelmäßige Übergriffe auf Veranstaltungen wie dem Oktoberfest haben z.B. im letzten Jahr oder im Jahr davor, nicht dazu geführt, dass die CDU/CSU Verschärfungen des Sexualstrafrechts etwa im Rahmen der Istanbul-Konventionen antreiben würde - obwohl die Vorschläge da waren und in anderen Ländern bereits umgesetzt werden. Das passiert erst jetzt nach den Ereignissen in Köln, dass die CDU Spitze wieder darüber reden will, nachdem sie die Sache erst liegen gelassen haben.
Wäre das z.B. im September passiert könnten die Täter von Köln für die sexuellen Belästigungen jetzt strafrechtlich belangt werden. Da das nicht passiert ist, kann da allenfalls über Landesfriedensbruch, Körperverletzung und Diebstähle was gedreht werden. Die begangenen Angrabbelungen (abgesehen von den Vergewaltigungen) sind nämlich unter bestehendem deutschen Sexualstrafrecht nicht strabar. Und selbst bei Vergewaltigungen kommt es noch immer (strafrechtlich) stark darauf an, wie sehr sich das Opfer gewehrt hat damit aus einer Anzeige mehr wird.
Dass es Leuten sauer aufstößt, dass diese Begebenheiten Politik und große Teile der Öffentlichkeit scheinbar erst jetzt stört da es viele Opfer in einer Nacht betrifft, anstelle von mehr Opfern über ein paar Wochen verteilt, finde ich nachvollziehbar.
Von daher kann ich Tibos Vergleichsversuche etwas verstehen. Das ist weniger ein Tätervergleich, als ein Opfervergleich im Sinne von "wieso wird über diese Opfer geredet und über die anderen nicht?" Teil der Antwort mag sein, dass man die sexuelle Gewalt auf dem Oktoberfest halt einfach gewohnt ist, bzw. akzeptiert hat, dass es bei Großveranstaltungen halt zu sowas kommen muss. Ursachen etwa in der Sozialisierung von Deutschen (Männern und Frauen) zu suchen, tun allenfalls Feministen. In diesem Falle scheint tatsächlich so etwas wie Duldung eingetreten zu sein.
Aber der Gedanke, dass jetzt plötzlich viel mehr Leute als sonst schreien "denkt doch an die armen Frauen", weil es schön ein xenophobisches Weltbild untermauert, kam mir nämlich auch schon. Viele Leute die jetzt im Internet (da teilweise auch dank anonymität), aber auch im RL argumentieren wie schlimm es ist, was den Frauen passiert ist, und was für ein Unding es ist, dass die nicht in Ruhe feiern dürfen, beschweren sich an anderer Stelle, dass Frauen von der Politik verhätschelt werden, und/oder sie schweigen, wenn es um Einzelfälle geht, oder relativieren diese Einzelfälle mit Aussagen wie "ja sie hätte aber auch woanders hingehen/langehen können und vielleicht was anderes anziehen können."
Da fällt es mir dann schwer zu glauben, dass es vielen Diskutanden wirklich um den Opferschutz geht.
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