Ratzingers Thesen

[Spocky]

Der Vatikan ist übrigens der weltweit größte Grundbesitzer. Alleine in Südamerika gehört ihm 30% des Weidelandes. Wenn man jetzt noch bedenkt, wie hoch da unten die Armut und der Hunger sind, in einem Gebiet, das mit die höchste Katholikendichte überhaupt hat, dann fragt man sich, warum überhaupt noch Spanden nötig sind. Der Vatikan alleine wäre in der Lage, die ganzen Menschen zu ernähren. Dazu kommt noch, dass der Vatikan 51% der Bank of America besitzt, eine der größten Banken weltweit. Papst Pius starb mit über 80 Mio DM Privatvermögen. Da stellt sich die Frage: Wofür braucht ein Papst Privatvermögen, wenn er ohnehin genug bekommt.

Heuchlerisch ist der Vatikan übrigens auch. Er besitzt oder besaß große Anteile am Waffenhersteller Beretta und dem Isituto Farmacologico Serone, einem großen italienischen Verhütungsmittelhersteller.

[Muli]

Naja... Hier werden ja einige Sachen durcheinander geschmissen... Man muss ja nicht - ausgehend von diesem papier - wieder alles Übel ausgraben, dass Kirche je verbrochen hat und z.B. heute (übertrieben... ich weiß) noch die Inquisition vorwerfen...

Vorab: ich gehe mit diesem Papier, wie auch einigen anderen papieren des vatiklans nicht konform, vor allem nicht die Veröffentlichung der Glaubenskongregation (der Ratziger vorsteht, und die offiziell ja noch die Nachfolgeorganisation der heiligen Inquisition ist )...

Dennoch warne ich davor, Kirche so über den "reaktionär-mittelalterlichen" Kamm zu scheren und zu verteufeln...
Ja. Es stimmt. Amtskirche und dort vor allem die Kirchenleitung (wenn man so will) stehen in ihren Ansichten noch ein paar Jahre zurück, doch muss man auch beachten, welchen Wandlungsprozess sie seit den 60ern schon durchgemacht haben.... Natürlich war viel dem zweiten Vatikanum zu verdanken (allerdings ein Top-Down Prozess, der immer noch nicht ganz an der Basis angekommen ist) .... Ich neige nur dazu, vor allem auch das Positive an Kirche zu sehen... die Möglichkeiten und Hilfestellungen, die Kirche durch die angegliederten Institutionen, wie Verbände oder andere Organisationen (wie z.B. die Caritas) ohne die vieles schwieriger wäre. Zudem haben sich liberale Ansichten bei vielen der Basismitglieder und vor allem der Pfarrer schoin durchgesetzt, doch ist es von Amtskirchlicher Leitungsseite auch eine Art des Machterhalts, sich konservativ zu geben. Dass dies keine große Zukunft haben kann sehe ich ähnlich, aber dennoch ist nicht immer alles schlecht Kirche braucht noch einen gewissen Prozess um im Heute anzukommen und der ist bei der momentanen Kirchlichen Institutionen- und Leitungsstruktur schwer zu realisieren - jedenfalls nicht so schnell...

Bleibt zu hoffen, dass da was passiert...


Ich bin bestimmt kein riesiger Freund von Kirche, hatte auch scon entsprechende Auseinandersetzungen, doch würde es mir nicht im Traum einfallen deshalb z.B. auszutreten... die Devise muss doch eigentlich lauten: kommt... wir versuchen was von unten zu ändern... und nicht ggf. (ich unterstelle euch das hier nicht) von außen einfach immer monieren...
Natürlich gibt es mehr als genug Anknüpfungspunkte für Kritik... oftmals auch berechtigt...

[Spocky]

Es gibt aber auch heute in Deutschland noch Unterdrückung Andersgläubiger. Wenn du mir nicht glaubst, so schau dir doch die Lage in den sozialen Berufen an. Da besitzen die Kirchen z.B. bei Krankenhäusern 50% der Stellen und stellen nur Angehörige des eigenen Glaubens ein. Natürlich kann man sagen, dass ein Arbeitgeber sich seine Angestellten selbst aussuchen darf, aber dann haben die christlichen Krankenhäuser auch gefälligst keine Steuergelder zu bekommen, die auch von Nichtchristen bezahlt wurden. So lange die Kirchen massiv gegen die Gleichberechtigung sind, werde ich mein Wort gegen sie erheben.

Wer alleine 230 Mio. DM (1995) in Aktien von Verhütungsmittelherstellern stecken kann, der kann auch Krankenhäuser ohne öffentliche Steuergelder finanzieren.

[EREIGNISHORIZONT]

Da kann ich Spocky nur zustimmen.

Genauso unverfroren empfinde ich das Auftreten und Gebaren der katholischen Kirche im Gewand der Caritas. Auch dort gilt das von Spocky erwähnte Einstellungskriterium und nebenbei wird in den Leitungsetwagen die Parole an die Pflegestationen ausgegeben, an Mensch und Material zu sparen, damit die Kosten "stimmen"!
Dieses hat dann eher menschenunwürdige Verhältnisse. Eine Schwester/Pfleger kommt zum Spritzen von Insulin für genau 10 Minuten und keine Sekunde mehr. Dann kommt eine Pflegehilfskraft (billiger im Lohn) zur Körperpflege für genau 20 Minuten und dann ein Zivi zum Einkaufen. Das war´s. Keine Zeit für Nächstenliebe und das was so gerne in den Hallen der Kirche verkündet wird. Liegt der Patient oder die Patientin im Sterben, so bemühen sich dann die Pflegedienste, die Person schnellstens in Krankenhaus zu bekommen, um "unnötige Mehrarbeit" zu vermeiden, die ja nicht bezahlt werden würde. Das ist Alltag heute in der häuslichen Krankenpflege und sieht bei den Diakonien (evangelisch) nicht besser aus.

Dabei habend die Kirchen genug Geld um die bestehenden Zahlungslöcher der Krankenkassen in solchen Fällen zu kompensieren.

Das ist unredlich und aus Sicht der Gläubigen mit Sicherheit auch unchristlich!

[Spocky]

Übrigens war auch Mutter Teresa keinesfalls der Engel, zu dem sie immer gemacht wird. Sie hat die Kranken nur aufgenommen, wenn sie sich taufen ließen. Dann hat sie diese aber nicht etwa mit Medikamenten versorgt, nein, die armen Kranken mussten in ihrem Leid Jesus Christus näher sein, der auch gelitten hat vor seinem Tod. Ein Großteil der Spendengelder, die sie dafür kassiert hatte, gingen an den Vatikan.

[Muli]

Keine wirkliche Gegenrede.. nur ein paar sachen zum drüber nachdenken...

1. Einstellungskriterium: wenn du, Spocky, sagst, dass Steuergelder den konfessionellen (das ist bei der evangelischen Kirche nichts anderes....) durch diese Art der Einstellung verschwendet werden, dann sehe ich das nicht gerade so. Wäre es so, dass nur die jeweils konfessionellen dort behandelt würden, dann sähe ich dieses Argument gerechtfertigt... Zudem ist die Krankenhausfinanzierung noch ein ganz anderes Blatt. Die kirchen nehmen an der grundversorgung teil.. ohne sie würde das Systemn noch teurer

2. Was die Caritas angeht, so kenne ich mehrere Leute, die in einem solchen Haus wohnen und auch in der ambulanten Pflege gearbeitet haben.... Ja. Die personelle decke ist dünn. Ja. Zeit ist knapp. Das gilt im Übrigen für die privaten institutonen noch wesentlich mehr...

Und was die Frage nach dem geld ist eher quatsch.. ich selber steckte letztes Jahr in Finanzverhandlungen mit dem Bistum Osnabrück und da sah man, was für Finanzen da sind... Kirche überall über den einen Kamm zu prügeln ist unfair und unsauber argumentiert.

Ich möchte eure Argumente gar icht komplett entkräften oder dagegen reden, doch sehe ich eine Kategorische Ablehnung von Kirche in einigen punkten, die ihr erwähnt habe eher kritisch, weil nicht wirklich stimmig...

LG Muli

[EREIGNISHORIZONT]

@ Muli

Ich respektiere durchaus Konfessionen und stelle diesbezüglich nicht die Redlichkeit der Menschen, darunter sicher auch Priester, in Frage.

Aber die Strukturen in den Kirchen sind meiner Meinung nach unredlich, gerade wenn es um Finanzen geht. Um zu glauben, muss man nicht in einer Kirche sein.

Mit dem Charity-Orden von Mutter Theresia habe ich leidliche Erfahrungen gemacht.

Ich war mehrmals in Kalkutta als Voluntär (1988 -1997) und habe vor Ort miterlebt, unter welchen Bedingungen die Obdachlosen behandelt werden und es stimmt wirklich, neben der Hillfe findet eine massive Missionierung statt. Übrigens auch bei Hilfskräften. So wurde u.a. mir und einigen anderen mitgeteilt, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn wir im Hort arbeiten und nicht an den Messen teilnehmen. Also Glaube geht vor Hilfsbereitschaft!
Das hat viele Voluntärs abgeschreckt und diese gingen dann lieber zu nicht konfessionellen Organisationen, wie z.B. dem Kinderarzt Dr. Jack Preger, der durch seine offene Art und Weise weitaus effektiver helfen kann.

[Muli]

@ Muli

Aber die Strukturen in den Kirchen sind meiner Meinung nach unredlich, gerade wenn es um Finanzen geht.

Und da geht es mir nur um diese Verallgemeinderung Alles andere möchte ich dir nicht absprechen

Es ist schade, dass solche Orden immer noch so hart missionarisch tätig sind und auch gegenüber Helfern etc. so agieren... Der Glauben dieser menschen geht oft schon in Teilen ins "fanatische" oder besser fundamentalistische (wenn man das so nennen will) und das kann nicht gut sein.. für keine Art von Glauben.

[Spocky]

@ Muli: Aber warum nehmen sie denn keine nichtkonfessionellen Ärzte, wenn es doch angeblich einen Engpass an medizinischen Kräften gibt? Das ist mein Hauptkritikpunkt.
Als mein Bruder vor einigen Jahren in einem Caritas-Krankenhaus lag und er zu erkennen gab, dass er ungläubig ist, hat man ihm eine merkbar schlechtere Behgandlung zukommen lassen, als seinen Zimmergenossen.

@ Event: Kennst du die Seite http://www.mutter-teresa.info/ ?

[EREIGNISHORIZONT]

@ Spocky

Nein, die Seite habe ich noch nicht gekannt. Bin bestürzt über die Sachen, welche ich dort gelesen habe.
Einiges erinnert mich schon an die Zeit in der Sudder Street/Kalkutta. Auch was ich aktuell hin und wieder von Helfern vor Ort erfahre, deckt sich mit den Berichten auf dieser Seite. So gibt es u.a. weiterhin merkwürdige "Vermittlungen" von Adoptivkindern, wo der Geldfluß weitaus höhere Priorität besitzt als der Fluß von Menschenliebe.

Eins sei deutlich gesagt.
Im Charity Orden gibt es eine Menge engagierter Helfer und Helferinnen, auch vom Orden selbst, der Führungskreis jedoch verbleibt bei den bekannten Praktiken der Ignoranz. So werden weiterhin keine Schmerzmittel, welche die Voluntärs oft mitbringen (unter erheblichen Mühen a.G. der Zollbestimmungen und Bakshis, die zu zahlen sind!!) im Orden geduldet. Ein Unding, wenn amn bedenkt, dass viele Menschen dort an Entzündungsschmerzen leiden, die hier zu Lande schon mit Morphin behandelt würden. Da die Leidenden somit nicht an die Medikamente kommen, verbleibt oft nur der Schmuggel von Opium in den Orden, der ja an allen Ecken in Kalkutta zu haben ist.

Auch unter der neuen Ordensführung schein eine Änderung dieser Umstände dort nicht in Sicht zu sein.

Richtigstellung:
Im meinen vorherigen Thread handelt es sich nicht um Jack Pierre, sondern natürlich um Dr. Jack Preger!! Mehr Infos dazu HIER (Leider funktioniert der dortige Link zur Voluntär Sektion z.Zt. nicht, dennoch gibt es jede Menge Infos rund um das Leben als Tourist/Voluntär in Kalkutta)

[Spocky]

Dankeschön, dass mal einer bestätigt, was ich so schreibe. Jetzt wird wenigstens offensichtlicher, warum ich so engagiert gegen die Einflussnahme der Kirche bin. Wenn dich weitergehende Diskussionen zu dem Thema interessieren, kannst du auch gerne mal im Freigeisterhaus vorbeischauen. Das ist ein Forum, dass sich mit dem Thema beschäftigt, in dem ich Mod bin.