Wie wichtig sind Soziologen für die Gesellschaft ?

[endar]

Und wer findet heraus, ob das Zeug, das die Ingenieure bauen, überhaupt gebraucht ergo später gekauft wird? Ob die Firma damit womöglich in den Ruin geht oder nicht?

[irony]

Und wer findet heraus, ob das Zeug, das die Ingenieure bauen, überhaupt gebraucht ergo später gekauft wird? Ob die Firma damit womöglich in den Ruin geht oder nicht?

Das ist meist nicht sonderlich schwierig, da die meisten neuen Geräte, die gebaut werden, keine völligen Neuheiten darstellen, sondern lediglich verbesserte Versionen bereits etablierter Produkte. Z.B. ein neues, leicht verbessertes Handy, etwas bessere Laser für Augenoperationen, Solarzellen mit etwas höherem Wirkungsgrad, usw.

Es mag sein, dass man Soziologen braucht, wenn man so einen Schwachsinn wie Tamagotchis und Ähnliches verkaufen will, was niemand wirklich braucht. In solchen Fällen mag es schwer sein, die zu erwartende Nachfrage abzuschätzen.

[Gast]

Die Physik hat schon noch mehr zu bieten als die Erklärung für den Rückstoß eines Gewehres. Z.B. vielfältig einsetzbare Laser, u,a. auch für Augenoperationen, moderne Diagnose-Geräte wie z.B. Kernspin-Tomographen, leistungsfähige Solarzellen, sehr genaue Uhren, und vieles mehr. Und da steckt dann auch wirklich Wissenschaft dahinter und Erkenntnisse, die einem eben gerade nicht mit ein bisschen Nachdenken von selbst kommen.

Ja, natürlich. Ich wollte damit aber nur darlegen, dass vieles (alles), was wir heute so als Alltagswissen oder Allgemeinbildung verstehen, auch irgendwann mal bahnbrechende, neue wissenschaftliche Erkenntnisse waren. Warum ein Flugzeug fliegt, lernt man meistens schon in der Grundschule und vom Energieerhaltungssatz sollte auch jeder schon einmal etwas gehört haben. Vor 200 Jahren waren das tolle neue Erkenntnisse.

Was ich damit sagen will: Nur weil alles, was du über Soziologie weißt, evtl. schon im Lehrplan steht, heißt das nicht, dass es da nicht noch mehr gibt und man keine Wissenschaft mehr braucht. Aber das ist wohl der Grund, warum du das Thema eröffnet hast.

[endar]

Das ist meist nicht sonderlich schwierig...

Ja, mit dieser naiven Haltung sind schon mehrere Firmen pleite gegangen, weil sie an Bedürfnissen vorbei produziert haben.

Hätte Frau Schickedanz vielleicht mal ein, zwei Untersuchungen gestartet, wie sich ihr kleines Geschäft verhalten solle, würde es Quelle vielleicht noch geben.

mal schnell ergoogelt, auch schon etwas älter:
Die Technik-Flops der letzten 10 Jahre - CHIP Handy Welt

Gescheiterte Technologien der vergangenen zehn Jahre - Seite 1 von 7 - Technologien | IT-Business | ZDNet.de

Vielleicht auch ganz interessant:
Interview zu Technik-Flops: "Scheitern ist wichtig" - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Netzwelt

ergo: Die Haltung, man könne auf vernünftige Marktforschung verzichten, ist ein sehr hohes Risiko, das sich durch Untersuchungen leicht minimieren lässt.

[irony]

Hätte Frau Schickedanz vielleicht mal ein, zwei Untersuchungen gestartet, wie sich ihr kleines Geschäft verhalten solle, würde es Quelle vielleicht noch geben.

Mag sein. Davon habe ich keine Ahnung. Weiß du, dass sie keine Untersuchungen gestartet ?

mal schnell ergoogelt, auch schon etwas älter:
Die Technik-Flops der letzten 10 Jahre - CHIP Handy Welt

Der erste dieser Flops ist

Siemens Xelibri-Handys: Der Versuch, Handys auf den Markt zu bringen, die gleichzeitig modische Begleiter sein sollten. Der Markt war noch nicht bereit für Handys ohne Tasten.

Könnte es auch nicht sein, dass entsprechende Forschungen ein falsches Ergebnis geliefert haben ?
An die hellseherische Vorhersagekraft der Soziologie mag ich nämlich noch nicht so ganz glauben.

[endar]

Mag sein. Davon habe ich keine Ahnung. Weiß du, dass sie keine Untersuchungen gestartet ?

Es wird allgemein gesagt, dass Quelle den Anschluss verschlafen habe. Nähere Details kann dir sicher Frau Schickedanz mitteilen, Zeit dürfte sie genug haben.

Der erste dieser Flops ist
Könnte es auch nicht sein, dass entsprechende Forschungen ein falsches Ergebnis geliefert haben ?

Natürlich kann das sein. Genauso wie es schlechte Ingenieure gibt, gibt es sicher auch schlechte Soziologen bzw. Umfragen. Die Bundesmarine hat sich auch fünf Schiffchen gekauft, die falsch konstruiert wurden. Die Bahn hat Probleme mit ihren Achsen in den ICEs. Deswegen stellt man aber weder die Ingenieurs- noch die Umfragekunst an sich in Frage.

Ob Flops auf gar keine oder schlechte Dienstleister im Umfragebereich zurückgehen, spielt im Ergebnis keine Rolle. Auch Irrtümer kommen natürlich vor. Aber einiges hätte sich sicherlich vermeiden lassen: Wer mit Küchengeräten mit Internetanschluss scheitert, hätte vielleicht mal vorher die Leute fragen sollen, ob sie das wollen.

An die hellseherische Vorhersagekraft der Soziologie mag ich nämlich noch nicht so ganz glauben.

Der Kunde bekommt es eben nicht mit, wenn er irgendwas kauft, was dahintersteckt. Das ganze Marketing, sämtliche Werbung etc. basiert u.a. auf soziologischen Erkenntnissen und benutzt soziologische Techniken. Das ist für moderne Unternehmen, große wie kleine, unverzichtbar.

[newman]

Was die Soziologie angeht: Wie viel Wissenschaft von der Soziologie noch übrig bleibt, wenn man das Hilfsmittel Statistik wegnimmt, ist auch eine gute Frage.

Da frage ich mich was von der Physik noch übrig bleibt, wenn man das Hilfsmittel Mathematik wegnimmt


Soziologie hat unternehmensintern in der Marktforschung eine große Rolle oder im Marketing.
Mit einem etwas besseren Image versehen wären aber vielleicht Fragen der richtigen Organisation von Gruppen. Wer nicht nur ganz für sich alleine lebt, weiß wie konfliktanfällig Organisationen sind und wie viele Hemmnisse es hier permanent gibt. Und die leiten sich nicht nur aus allokativen Ineffizienzen der bloßen Organisationsstruktur ab sondern auch aus den Eigenarten des einzelnen Menschen (Kenntnisse der Psychologie sind gefragt) und dem Zusammenspiel vieler Menschen (Kenntnisse der Soziologie sind gefragt).

[irony]

Da frage ich mich was von der Physik noch übrig bleibt, wenn man das Hilfsmittel Mathematik wegnimmt

Dazu gibt es ja das Zitat von Kant:

Also mag zwar eine reine Philosophie der Natur überhaupt, d. i. diejenige, die nur das, was den Begriff einer Natur im Allgemeinen ausmacht, untersucht, auch ohne Mathematik möglich seyn, aber eine reine Naturlehre über bestimmte Naturdinge (Körperlehre und Seelenlehre) ist nur vermittelst der Mathematik möglich, und, da in jeder Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft angetroffen wird, als sich darin Erkenntnis a priori befindet, so wird Naturlehre nur so viel eigentliche Wissenschaft enthalten, als Mathematik in ihr angewandt werden kann.

Mathematik spielt wohl eine zentrale Rolle, und Statistik geht natürlich auch nicht ohne Mathematik.

Soziologie hat unternehmensintern in der Marktforschung eine große Rolle oder im Marketing.

Das mag sein, aber wirklich transparent wird diese Rolle nicht.

[newman]

Das mag sein, aber wirklich transparent wird diese Rolle nicht.

Naja, mehr als eine Grundstudiumsvorlesung hatte ich zur Soziologie nicht und Marketing ist auch nicht gerade mein Fachbereich. Von daher kann ich nur allgemeine Grundlagen vermitteln.
Aber es gibt ja mehr als genug Fachbücher, in denen man sich die konkreten tiefergehenden Ansätze durchlesen kann. Das ist ja gerade das schöne an der Wissenschaft, ist ja nicht so als seien die Erkenntnisse der Soziologie Geheimsache.
Wenn die Marketing an sich etwas zu viel hockuspokus ist, wäre vielleicht die Organisationssoziologie eher was für dich. Den betriebswirtschaftlichen Nutzen, davon die sozialen Abläufe innerhalb einer Organisation verstehen zu können, dürfte man sich vielleicht etwas besser vorstellen können.

[Zocktan]

Ingenieure konstruieren die fertigen Geräte, die dann von Ärzten usw. eingesetzt werden. Aber die Prinzipien, nach denen sie funktionieren, wurden von Physikern erforscht. Oder willst Du behaupten, das Funktionieren eines Lasers oder eines Kernspintomographen hätte mit Physik und der Arbeit von Physikern nichts zu tun ?

Einem Wissenschaftler, egal ob Physiker, Kunsthistoriker, Ökotrophologe oder Soziologen, geht es nicht um die ökonomische Verwertbarkeit sondern um das Erkenntnisinteresse, das erklärende Verstehen der Umwelt, wenn es einen weiteren Nutzen hat, ist das praktisch, aber nicht die Motivation, die hinter der Forschung steckt.

[irony]

Politik und Wirtschaft sind ebenso sozialwissenschaftliche Fäche wie Soziologie

Gibt es da nicht doch Unterschiede ?

Und was sind denn nun die wichtigen Erkenntnisse der Soziologie ?

[Space Marine]

Gibt es da nicht doch Unterschiede ?

Und was sind denn nun die wichtigen Erkenntnisse der Soziologie ?

Nach zwei Semestern, dass es kein Fach für mich ist.
Was ich mitnahm: die Soziologie scheint sich gerne mit der Soziologie als soziologischem Faktor zu beschäftigen. Ich habe selten eine so selbst-zentrierte Wissenschaft erlebt. Soziologie um der Soziologie willen.

[Largo]

Nach zwei Semestern, dass es kein Fach für mich ist.
Was ich mitnahm: die Soziologie scheint sich gerne mit der Soziologie als soziologischem Faktor zu beschäftigen. Ich habe selten eine so selbst-zentrierte Wissenschaft erlebt. Soziologie um der Soziologie willen.

Ich kann dieser Aussage tendenziell zustimmen. Soziologen im Wissenschaftsbetrieb verwenden sehr viel Zeit darauf, anderen mitzuteilen, was Soziologen tun und was sie auszeichnet. In vielen anderen Wissenschaften gibt es eine derart ausgeprägte Neigung zur Selbstreflexion nicht. Ich würde den Soziologen allerdings keine Böswilligkeit oder Selbstverliebtheit unterstellen: Viele Menschen und auch Studenten wissen tatsächlich nicht, was Soziologie ist – während man bei Betriebswirten oder Physikern sehr viel konkretere Vorstellungen hat.
Sinnvoller wäre es meiner Ansicht nach, stärker in den Mittelpunkt zu rücken, dass die Soziologie für eine Vielzahl konkreter gesellschaftlicher Probleme interessante Beiträge und Anregungen liefern kann. Ich habe hier einige interessante Beiträge herausgesucht:
Armin Nassehi über die Wirtschaftskrise:
Dr. Armin Nassehi
Michael Hartmann über Eliten: Geschlossene Gesellschaft: Eliten und Macht | Michael Hartmann
Dirk Baecker über die Computergesellschaft: Sternstunde Philosophie: Die Krisen der Computergesellschaft. Soziologe Dirk Baecker
Hartmut Rosa über Wissensgesellschaft: Hartmut Rosa: Risiken und Chancen in der Wissensgesellschaft