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    [Buchreihe] Star Trek - PICARD

    Rezension: “The last best Hope“

    Wie schon die Star Trek-Serie „Discovery“ startet auch die Roman-Reihe zur neuesten Serie „Star Trek: Picard“ mit einer Vorgeschichte. Während jedoch die ersten paar Romane von „Discovery“ einfach nur Geschichten erzählten, die zeitlich vor den Hauptereignissen der Serie angesiedelt waren, ist „The last best Hope“ (auf Deutsch unter dem Titel „Die letzte und einzige Hoffnung“ erschienen) inhaltlich sehr eng mit der Geschichte verknüpft, die in der ersten Staffel der TV-Serie erzählt wird.

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    Alles beginnt im Jahr 2381 (also rund zwei Jahre nach den Ereignissen des Films „Nemesis“), als Captain Picard vom Oberkommandierenden eingeweiht wird, dass die Sternenflotte in Erfahrung gebracht hat, dass das romulanische Sternenimperium aufgrund einer Supernova vor der Auslöschung steht. Die Romulaner selbst – geheimnistuerisch und zugleich stolz wie sie sind – verbitten sich zwar Einmischung in die Evakuierung der Hauptwelten des Imperiums, aber zumindest gestatteten sie, dass die Vereinigte Föderation der Planeten bei der Umsiedlung der Bewohner einiger Welten helfen darf, die am Rande der Vernichtungszone liegen. Was immer noch den Transport von 900 Millionen Romulanern innerhalb weniger Jahren bedeutet! Ein gewaltiges Unterfangen, das zu managen die Sternenflotte nur Captain Picard zutraut, der daraufhin seine Beförderung zum Admiral akzeptiert und die USS Enterprise verlässt.

    Aber er verzichtet nicht ganz auf Hilfe seiner alten Crew. Während Picard vor Ort die Evakuierung an Bord der USS Verity leitet, betraut er seinen Chefingenieur Geordi LaForge damit, den Bau gewaltiger Transportschiffe auf dem Mars zu koordinieren. Aber sowohl auf dem Mars als auch im Romulanischen Sternenimperium laufen die Bemühungen der Hilfsmission holprig an. Picard muss feststellen, dass die Romulaner bei der Aufnahme ihrer eigenen Landsleute auf neuen Koloniewelten sehr geringe Standards einhalten. In einem drastischen Schritt beschließt Picard daher eigenmächtig, Romulaner auch auf Föderationswelten zu bringen. Ein Schritt, der aus humanitären Gründen richtig erscheint, aber populistischen Politikern im Föderationsrat Auftrieb gibt, die sich ohnehin von der Föderation bereits benachteiligt fühlten, da sich durch den Abzug von Ressourcen Projekte auf deren Heimatwelten auf unbestimmte Zeit verzögern.

    Auch viele Forschungsmissionen der Sternenflotte werden zurückgestellt und Commander Bruce Maddox vom Daystrom-Institut ist besonders davon betroffen. Sein Ziel war es stets, empfindungsfähige Androiden – wie Lieutenant Commander Data – zu bauen. Aber der Mangel an Arbeitskräften in den Werften des Mars zwingt ihn dazu, sich stattdessen mit dem Bau einfacher Roboter zu beschäftigen. Nicht mehr als Spielzeuge in seinen Augen. Nur die Beziehung zu seiner früheren Schülerin Dr. Jurati lässt ihn diese Zeit einigermaßen überstehen … bis er unverhofft eine Idee hat, wie er sein Lebenswerk doch noch verwirklichen kann.

    Fazit: „The last best Hope“ deckt einen sehr großen Zeitraum ab, von 2381 bis 2385, und beschreibt über diese Jahre hinweg die Entwicklung einer zunehmend schwieriger werdenden Situation bis zum plötzlichen Zusammenbruch der Mission durch die Ereignisse, die in der TV-Serie in einer Rückblende (3. Episode) gezeigt werden. Durch diese Erzählweise wirkt der Roman allerdings sehr episodenhaft; es gibt immer wieder größere Zeitsprünge von viele Monaten und oft werden die übersprungenen Ereignisse zusammengefasst in übertrieben langen Logbuch-Einträgen von Admiral Picard, die sich recht mühsam lesen lassen. Das ist durchaus ein großer Nachteil dieses Romans, der sich zudem nicht nur auf Picard und die Crew der Verity konzentriert, sondern sehr viele Schauplätze zugleich ständig im Blick hat und die sich nur gelegentlich überschneiden.

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    Raffi Musiker ist Admiral Picards Erste Offizierin auf der USS Verity.


    Neben dem Mars, dem Daystrom-Institut und dem Föderationsrat kommt auch noch eine wissenschaftliche Debatte hinzu, ob die Romulaner oder die Föderation mit dem Ausmaß der Supernova recht haben. (Mit einer unheilvollen Andeutung zu Ursache der Supernova.) Hier zieht die Autorin Una McCormack sehr deutliche Parallelen zu Klimawandel-Leugnern und Beschwichtigern, die ungeliebte Meinungen unterdrücken.

    Aber das ist nicht die einzige Bezugnahme auf reale Weltereignisse der letzten Jahre. Natürlich besonders deutlich wird auf die Flüchtlingskrise eingegangen und eine Art „Brexit“ wird in diesem Roman von mehreren Föderationswelten angedroht. (Tatsächlich wirkt deren Abspaltung vom Staatenbund im Roman sogar noch unsinniger als es bereits der „Brexit“ ist.) Genauso Thema ist das verstärkte Aufkommen von Populisten und eines gewissen Egoismus, durch den die Bereitschaft fehlt, für höhere Ziele sich in Verzicht zu üben. (Gerade in Zeiten des Corona-Virus ein wichtiges Thema, zu dem offenbar allgemein ein gewisses Umdenken in die meiner Meinung nach richtige Richtung geht – das sich aber hoffentlich auch fortsetzt, wenn diese Krise überwunden ist. Der Planet würde es uns danken.)

    Der Roman ist sehr gut abgestimmt mit der Serie und auch mit dem Countdown-Comic. Inhaltlich passt das sehr gut zusammen, im Comic gibt es sogar eine Andeutung zum neuen Captain der Enterprise, die im Roman schließlich Bestätigung findet. Die beiden Geschichten decken aber auch nicht das gleiche Territorium ab. Was im Comic geschieht, wäre im Roman nur eine von den vielen Evakuierungen der Verity, die stattfinden, während im Roman zwischen den Kapiteln größere Zeitsprünge stattfinden.

    Erwartungsgemäß keine Kompatibilität besteht allerdings mit den Romanen und Comics zur TNG-Ära, die nach „Nemesis“ erschienen sind. Aber das war auch nicht zu erwarten, „Picard“ ist eine neue Serie und ich denke, man kann als Fan sehr dankbar sein, wie erstaunlich gut sie sich an die vorangegangenen Serien hält. Begleit-Romane und -Comics sind halt stets – auch wenn sie manchmal anders beworben werden – nur Ideen, die aber von den Machern der Serie mühelos verworfen werden können. In 5 Jahrzehnten Star Trek-Literatur ist das schon unzählige Male passiert und vermutlich wird es auch „The last best Hope“ früher oder später treffen.

    Bewertung: „The last best Hope“ ist ein sehr interessanter Roman, der sehr zum Nachdenken anregt und in dem vor allem einige Schicksale sehr berühren – wie das eines romulanischen Astronomen, dessen folgenschweren Erkenntnisse von seiner eigenen Regierung totgeschwiegen werden. Ein roter Faden, der all die Geschehnisse miteinander verbindet, ist absolut gegeben, aber da die Geschichten sehr episodenhaft im Roman aneinandergereiht werden, sind die Anknüpfungspunkte manchmal recht lose. Das betrifft interessanterweise ausgerechnet den „Kern“ der Geschichte, nämlich die Erlebnisse von Admiral Picard. Es liegt aber in der Natur seiner Mission, an Bord seines Schiffes von Planet zu Planet zu fliegen. Vielleicht ist das aber gerade auch der Grund, warum sich Picard in diesem Roman während seiner schwierigen Mission einen geradezu naiv wirkenden Idealismus bewahrt und er die politischen Konsequenzen daheim nicht sehen kann und anderen deren Handhabung überlässt – was schlussendlich nicht in seinem Sinne geschieht.

    Ich gebe „The last best Hope“ 4 von 6 Sterne. Wie erwähnt ist es ein interessanter und nachdenklich stimmender Roman, der sich aber einiger stilistischer Mittel einer Chronik bedient, was öfters den Lesefluss unterbricht. Ich habe doch eher überdurchschnittlich lange gebraucht, um diesen Roman zu lesen.



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    Diese und weitere Buchrezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:

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    #2
    Folge 8 habe ich noch nicht gesehen, keine Ahnung was da oder in den Folgen 9-10 noch so passiert. Wahrscheinlich muss ich das Buch lesen, der Informationsgehalt der Serie ist ja bis jetzt fast null, die letzten 3 Folgen werden da wohl kaum eine Ausnahme sein.

    So würde ich wenigstens etwas über die Hintergründe erfahren. Andererseits, wenn der Populismus in dem Buch eine große Gewichtung einnimmt lasse ich es vielleicht besser. Der in unserer Zeit und Realität um sich greifende und immer stärker werdender Populismus und die damit einhergehende Verrohrung der Sprache in den Medien (TV/Zeitungen) und vor allem in den sozialen Medien darf nicht ignoriert werden sondern muss bekämpft werden. Andererseite bin ich einfach Müde. Ich habe schon zweimal einen Kollegen mitten im Satz stehen gelassen weil ich keine Energie aufwenden wollte mir eine sinnvolle Antwort auf den Quatsch zu überlegen den er da absondert (rechter Blödsinn, zitieren von sich reimenden Sprüchen von Wahlplakaten, usw....)

    Star Trek hat ja grundsätzlich immer aktuelle Themen aufgegriffen und dass ein Teil der Regierung der Föderation aus Populisten besteht und parallelen zum "Brexit" (<- grauenhaftes Wortkonstrukt) gezogen werden kann als konsequent angesehen werden. Diesbezüglich ist mir die Realität aber schlicht zu anstregend und auch real genug das ich mir das bei ST:PIC in Buchform wohl nicht antun werde. Den wenn ich die Serie als Maßstab hernehme frage ich mich ob mir das Buch da einen sinnvollen Blickwinkel und in irgendeiner Form etwas lehrreiches zu bieten hat. Ich zweifle das jetzt einfach mal an.

    Danke für den Text, ich finde ihn als Entscheidungshilfe ob das Buch für mich lesenswert ist sehr gut. Auch habe ich ein paar Bruchstücke erfahren die in der Serie nicht vorkommen oder die mir vielleicht auch entgangen sind.
    Episoden und Filme - Chronologische Reihenfolge (verlinkt)

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      #3
      Zitat von Combs Beitrag anzeigen
      Danke für den Text, ich finde ihn als Entscheidungshilfe ob das Buch für mich lesenswert ist sehr gut. Auch habe ich ein paar Bruchstücke erfahren die in der Serie nicht vorkommen oder die mir vielleicht auch entgangen sind.
      Gerne!

      Was das Thema Populismus im Buch angeht: Er wird auf jeden Fall sehr kritisch thematisiert - und bekommt auch einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Der Politiker-Handlungsstrang ist zudem auch nur einer von den 5 größeren Handlungssträngen, die sich durch das Buch ziehen. Der Fokus bleibt also nie sehr lange auf diesem Teil der Geschichte.

      Was den Informationsgehalt angeht, ist das Buch zwar interessant, ich kann aber nur für mich selbst sprechen, dass ich persönlich mit dem Grad der vermittelten Information in der TV-Serie selbst auch völlig zufrieden bin. (Wobei da gerade die erwähnte Folge 8 sehr viel aufdeckt.) Im Roman wiederum geht's halt hauptsächlich um ein bis zwei Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse. Ich persönliche habe da an die Serie nicht den großen Anspruch gestellt, sich besonders intensiv damit zu beschäftigen - abgesehen von dem, was halt für die gegenwärtige Handlung relevant ist und das macht die Serie meiner Ansicht nach sehr gut.
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        #4
        Wenn das so ist, werde ich die 12,99 für das ebook vielleicht doch riskieren.
        Episoden und Filme - Chronologische Reihenfolge (verlinkt)

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          #5
          Zitat von Combs Beitrag anzeigen
          Folge 8 habe ich noch nicht gesehen, keine Ahnung was da oder in den Folgen 9-10 noch so passiert. Wahrscheinlich muss ich das Buch lesen, der Informationsgehalt der Serie ist ja bis jetzt fast null, die letzten 3 Folgen werden da wohl kaum eine Ausnahme sein. ...
          Das Buch gibt sich ehrlich Mühe Informationen nachzureichen. Man kann die Serie definitv besser verstehen, wenn man das Buch kennt. Gerade einige Szenen mit Raffi, Clancy und den Kampfnonnen machen viel mehr Sinn, wenn man das Buch kennt. Dito bei Maddox und v.a. Jurati.

          Das Buch ist natürlich kein Allheilmittel. Auch im Buch bleiben so einige Fragen offen und andere Dinge sind eben so hinzunehmen wie sie sind. Aber insgesamt wäre es wohl besser gewesen, wenn sie einfach diesen Roman verfilmt hätten.
          "Vittoria agli Assassini!"

          - Caterina Sforza, Rom, 1503

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            #6
            Danke MFB für diesen Review. Ich habe das Buch ebenso gelesen und kann mich deiner Review nur anschließen. Kurze Frage: Hast du das Buch auf Englisch oder Deutsch gelesen? Glaubst du, dass es eine Buchreihe wird?

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              #7
              Ich habe den Roman (deutsch) auch, allerdings noch keine Zeit zum Lesen. Wenn ich das bei Cross-Cult richtig verstanden habe sind das 2..3 Romane. Dein Review ermuntert mich nun doch bald mit dem Schmökern zu beginnen. Danke!

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                #8
                Zitat von mastereder3000 Beitrag anzeigen
                Danke MFB für diesen Review. Ich habe das Buch ebenso gelesen und kann mich deiner Review nur anschließen. Kurze Frage: Hast du das Buch auf Englisch oder Deutsch gelesen? Glaubst du, dass es eine Buchreihe wird?
                Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. (Weil ich Angst habe, die Sprache sonst zu verlernen, lese ich bewusst viel auf Englisch.)

                Mit der Bezeichnung "Buchreihe" im Thread-Titel habe ich mich etwas aus dem Fenster gelehnt, denn noch sind keine weiteren Picard-Bücher angekündigt. Allerdings wird die Serie noch eine Weile laufen (mindestens eine 2. Staffel, auf zumindest 3 soll sie ausgelegt sein) und ähnlich wie bei "Discovery" gäbe es auch bei Picard bestimmt die Möglichkeit, einzelne Romane mit Vorgeschichten von verschiedenen Charakteren rauszubringen, die eher ein geringes Risiko haben, von der Serie rasch widersprochen zu werden. Da ja "The last best Hope" auch über 10 Jahre vor dem eigentlichen Startpunkt der TV-Serie aufhört, ist da noch genug Platz vorhanden. Ein Roman über Rios auf der Ibn Majid wäre vorstellbar oder einer über Hugh und Seven bzw. die Fenris-Ranger oder über Riker und Troi auf der Titan und dann auf Nepenthe.

                Und Romanautor David Mack hat vor ein paar Monaten angedeutet, dass es den Plan gibt, ein großes Finale für die derzeit laufenden Star Trek-Romanreihen zu machen. Möglich also, dass die Romanreihen zu Titan, DS9, VOY etc. auf lange Sicht einen Neustart erleben und auf "Picard" aufbauen werden.
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                  #9
                  Klingt interessant, vielleicht hole ich mir den mal.

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                    #10
                    Rezension: “The Dark Veil"

                    Auch der zweite Roman erzählt eine inhaltlich mit der Haupthandlung der 1. "Picard"-Staffel verwobene Geschichte, auch wenn diese zeitlich noch ein paar Jahre vor dem Start der Serie angesiedelt ist. Die Ereignisse von "The Dark Veil" sind ungefähr ein Jahr nach dem Rückzug der Föderation aus den Evakuierungsbemühungen von Romulus angesiedelt - somit nach Admiral Picards Rückzug ins Privatleben - aber noch vor der Supernova, die schließlich Romulus vernichten wird. Jean-Luc Picard spielt hier nur eine kleine Rolle. Im Mittelpunkt steht ein Abenteuer des Raumschiffes U.S.S. Titan unter dem Kommando von Captain William T. Riker.

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                    Die Geschichte kommt dadurch in Gang, dass ein Mitglied der Titan-Crew - ein junger Lieutenant namens Zade, der wie alle Jazari als sehr zurückhaltend gilt, aber stets außerordentlich höflich auftritt - von seinem Volk, das nicht Teil der Föderation ist, in seine Heimat zurückbeordert wird. Im Sonnensystem der Jazari angekommen, stellt die Crew der Titan fest, dass die Jazari ein gigantisches Generationenschiff gebaut haben, das ihr gesamtes Volk in eine entlegene Region des Alls bringen soll. Doch während der Fertigstellung des Schiffes kommt es in einer nahegelegenen Jazari-Rohstoffgewinnungsstation zu einem verheerenden Unfall, der nicht nur die Jazari, sondern auch die umliegenden Sektoren bedroht. Die Titan wird schwer beschädigt, aber es gelingt, die Katastrophe zu verhindern, weil von unerwarteter Seite Hilfe eintrifft: Der romulanische Warbird Othrys - auf einer Erkundungsmission, um kolonisierbare Welten für die Flüchtlinge von Romulus zu finden - eilt herbei. Der romulanische Commander Medaka zeigt sich - anders als seine vom Geheimdienst Tal'Shiar abgestellte Erste Offizierin - auch in weiterer Folge als sehr kooperativ und bietet den Jazari an, ihr angeschlagenes Schiff durch eine von Plasmastürmen heimgesuchte Region zu führen. Eine Reise, die die Titan mitmachen muss, denn für die Dauer der Reparaturarbeiten musste ein großer Teil der Crew in eine der Habitatkuppeln des Jazari-Generationenschiffes evakuiert werden. Darunter auch der junge Thaddeus "Thad" Troi-Riker, Sohn von Captain Riker und Counselor Troi.

                    Während der Reise durch das Sturmgebiet, machen sowohl Thad als auch die stets misstrauische Tal'Shiar-Spionin interessante Entdeckungen auf dem Generationenschiff. Zum einen wäre da eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Drohnen, die ständig im Hintergrund präsent zu sein scheinen. Und dann sind da noch ungewöhnliche Messungen positronischer Aktivität, die auf intensive Nutzung künstlicher Intelligenz hinweist. Eine Technologie, der Romulaner generell misstrauisch begegnen und die von einer ganz bestimmten Tal'Shiar-Fraktion als derart große Bedrohung erachtet wird, dass die Vernichtung des Jazari-Generationenschiffes als alternativlos angesehen wird. Auch die Erste Offizierin der Othrys gehört zu dieser Fraktion und schmiedet einen Plan, um den in ihren Augen viel zu Föderations-freundlichen Commander Medaka abzusetzen, sollte sich dieser weigern gegen die Jazari - und die Titan, die die Jazari zweifellos verteidigen werden - vorzugehen.

                    Fazit: Wie wahrscheinlich den meisten Lesern von "Star Trek"-Romanen bekannt sein dürfte, gibt es bereits seit dem Jahr 2005 eine Spin-off-Romanreihe zu "The Next Generation", in der es um die Erlebnisse von William T. Riker und Deanna Troi auf der U.S.S. Titan geht - jenem Raumschiff, dessen Kommando Riker am Ende des Filmes "Nemesis" antritt. Damals war natürlich noch nicht absehbar, dass das 24. Jahrhundert des "Star Trek"-Universums 15 Jahre später doch noch fortgeführt werden sollte und da es sich bei "The Dark Veil" um einen Roman zur Serie "Picard" handelt, berücksichtigt er natürlich nicht die Geschehnisse aus den Romanen. Allerdings hat Autor James Swallow, der selbst schon zuvor drei Romane der "Titan"-Reihe verfasst hat, einige Ideen und Charaktere übernommen. So ist auch hier Christine Vale die Erste Offizierin und Ranul Keru dient als taktischer Offizier. Auch wird erwähnt, dass die U.S.S. Titan als Multispezies-Schiff angelegt war und dass es sich um ein Schiff der Luna-Klasse handelt. Dieses Schiffsdesign wurde einst 2005 im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt und in der 1. Staffel von "Lower Decks" zum offiziellen Kanon.

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                    Das Design der U.S.S. Titan bzw. der Luna-Klasse stammt von Sean Tourangeau und wurde
                    im Rahmen eines Wettbewerbs für die "Titan"-Romanreihe ausgewählt.
                    Dank der neuen animierten Zeichentrickserie "Lower Decks" ist das Design nun Teil des Star Trek-Kanons,
                    zu dem die Romane ja nicht zählen, sondern nur das, was Serien und Filme zeigen.


                    Soweit zur Vergangenheit der Titan. In der Gegenwart ist sie wie erwähnt Bestandteil der Vorgeschichte von "Picard" und wird wahrscheinlich in der 2. Staffel von "Lower Decks" dauerhaft präsent sein. "The Dark Veil" erzählt dabei eine im Grunde durchaus eigenständige Geschichte; eigentlich ein ganz typisches Szenario mit einem Sternenflottenschiff, das zur Hilfe eilt. Das ist allerdings nur der Ausgangspunkt der von James Swallow sehr auf Zug erzählten Geschichte, die dann Dinge über die Jazari enthüllt, die direkt im Zusammenhang mit dem steht, was wir in der 1. "Picard"-Staffel über die Familie Troi-Riker erfahren und über die Zhat Vash - jene Tal'Shiar-Fraktion, die in künstlicher Intelligenz vor allem anderen als "Zerstörer" wahrnimmt. Ich finde, Swallow hat den Fanatismus in Person der Ersten Offizierin des Warbirds Othrys sehr gut rübergebracht und mit Commander Medaka einen sehr sympathischen Romulaner als Gegenpol beschrieben. Der Konflikt zwischen den beiden ist von Beginn an vorhanden und die Eskalation mag dann zwar nicht überraschend kommen, aber es gelingt Swallow sehr gut, den Machtwechsel auf der Othrys glaubhaft zu beschreiben. Denn im ersten Moment würde man den Putsch der Ersten Offizierin als ziemlich plump erachten. Aber da Swallow den anderen Brückenoffizieren des Warbirds vorher schon viel Beachtung schenkte und beschrieb, in welche Rollen sie sich im Rahmen der romulanischen Gesellschaft fügen und welchen Konventionen sie sich unterwerfen mussten, funktioniert dieser Part der Geschichte wirklich sehr gut. (Auch wenn ich zugeben muss, dass es vielleicht ein oder zwei romulanische Offiziere zu viel gab, was es mir erschwerte, den Überblick zu behalten, welche Vorgeschichte nun zu wem gehörte.)

                    Mit Thads Rolle in dem Roman habe ich auch kein allzu großes Problem gehabt. Natürlich entspricht einer klischeehaften Erwartungshaltung, dass es ausgerechnet das neugierige Kind ist, das etwas herausfindet, was den Erwachsenen (zumindest der Crew der Titan) verborgen bleibt. Aber Thad ist eigentlich ganz in Ordnung beschrieben und seine Szenen mit Deanna Troi gefielen mir. Auffällig war allerdings, dass Swallow an keiner Stelle erwähnt, wie alt Thad ist (weil wohl auch keine Angabe in der Serie gemacht wurde, dies aber vielleicht noch geschehen könnte). Er kann allerhöchstens sechs Jahre alt sein und das ist vermutlich auch die beste Annahme, denn Thad wird zwar als ungewöhnlich klug und fantasievoll beschrieben, aber alles, was unter sechs Jahren wäre, würde seine Glaubwürdigkeit überstrapazieren.

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ID: 4576657

                    Wir wissen nicht viel über das Alter von Thaddeus Troi-Riker im Jahr 2386,
                    außer dass er ein Kleinkind war, als Admiral Picard noch in der Sternenflotte diente.


                    Was die künstliche Intelligenz auf dem Jazari-Schiff angeht, möchte ich nicht zu viel verraten. Aber ich will doch erwähnen, dass ganz nebenbei eine direkte Verbindung zur Folge "Der dressierte Herrscher" aus der klassischen "Star Trek"-Serie mehr als nur angedeutet wird, was mir sehr gut gefiel.

                    Eine weitere Anspielung auf TOS gibt es auch in der Rahmenhandlung, die ich bislang unerwähnt ließ. Denn eigentlich sind die Hauptgeschehnisse des Romans nur eine "Zeugenaussage" vor einem romulanischen Tribunal. Das merkt man stilistisch aber nicht, denn die Ereignisse sind in ganz normaler Romanform erzählt. Aber innerhalb dieser Rahmenhandlung taucht ein Charakter auf, mit dem ich - ebenso wie Captain Riker - überhaupt nicht gerechnet hatte und dessen Auftauchen genauso wie die Rahmenhandlung selbst keinen nennenswerten Zweck erfüllt. Es sei denn, dieser Auftritt deutet vielleicht schon auf den dritten "Picard"-Roman hin. Zeitlich an "The Dark Veil" anschließend würde nämlich ein Fokus auf diesen Charakter in einem kommenden "Star Trek"-Roman durchaus viel Sinn ergeben.

                    Bewertung: "The Dark Veil" hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ein sehr ausbalancierter Roman zwischen Eigenständigkeit und Vorschau auf Geschehnisse in der 1. "Picard"-Staffel. Dazu sehr auf Zug erzählt und mit einer ausgedehnten aber unterhaltsam beschriebenen Raumschlacht am Ende, bei der die jeweiligen Ereignisse auf den beteiligten Schiffen stärker im Vordergrund stehen als die reinen Manöver im Raum. So hat James Swallow sehr gut Spannung an mehreren Fronten aufgebaut. In Summe kann ich "The Dark Veil" als sehr gelungen bezeichnen und vergeben 5 von 6 Sterne.
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                      #11
                      Rezension: “Rogue Elements"

                      Auch der dritte Roman zur Serie „Picard“ erzählt eine Vorgeschichte, die sich einige Jahre vor den Ereignissen der 1. Staffel zugetragen hat. Diesmal steht Cristóbal Rios – Captain des Frachtschiffs La Sirena und ehemaliger Erster Offizier der U.S.S. Ibn Majid im Mittelpunkt. Die Geschichte setzt an kurz nach Rios‘ Austritt aus der Sternenflotte und zum Beginn seiner „Karriere“ als Frachterkapitän.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Rogue_Elements.jpg Ansichten: 9 Größe: 181,0 KB ID: 4584085





                      Rios kann sich den schnellen Frachter aber eigentlich nicht leisten und muss ihn in Raten abstottern – woran Rios aber kein großes Interesse hat, soll ihm La Sirena doch eigentlich nur als Zufluchtsstätte in der Leere des Alles dienen, in der er ungestört seinen Kummer nach den Ereignissen auf der Ibn Majid in Alkohol ertränken kann. Allerdings hat Rios das Schiff ausgerechnet von den „Convincers“ erworben – einer Gruppe von Sigma Iotia, die auch über 100 Jahre nachdem Captain Kirk dort eingriff, dem Weg des Chicagoer Bandenwesens der 1920er folgt. Boss Arkko ist alles andere als begeistert von Rios‘ Nachlässigkeit und stellt ihm schließlich in Form der attraktiven wie kompetenten Ledger eine Aufpasserin bzw. unfreiwillige Geschäftspartnerin zur Seite, die Aufträge an Land zieht und eine wild zusammengewürfelte Crew zusammenstellt.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: apieceoftheactionhd0294.jpg Ansichten: 9 Größe: 211,8 KB ID: 4584082

                      Boss Arkko begann einst als "Eye Candy" für Boss Bela Oxmyx auf
                      Sigma Iotia, ehe sie mit den "Convincers" nach Verex III auszog.



                      Als es bei einem der ersten großen Transportaufträge Probleme gibt, stolpern Rios und Ledger zufällig in ein Warenhaus für Sammelobjekte, das von niemand geringerem Betrieben wird, als von Kivas Fajo; einem bekannten Mitglied der Sammlergilde, der einst ins Gefängnis wanderte, weil er Commander Data seiner Sammlung hinzufügen wollte. Da der Vorbesitzer der Sirena – ein alter Klingone namens Verengan – jede Menge Gerümpel an Bord zurückgelassen hat, sieht Rios die Chance, dieses bei Fajo loszuwerden und für den Sammler, der selbst einst Frachterpilot war, und dessen Handelsunternehmen tätig zu werden. Das ganze gipfelt schließlich in einer exklusiven Auktionsveranstaltung an Bord, die Fajo abhält und nach der schließlich ans Licht kommt, dass nicht jede Begegnung zufällig war und sich alles nur um einen kleinen Gegenstand aus Verengans Nachlass dreht, das Rios behalten hat, ohne dessen immensen Wert zu kennen.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: the_most_toys_hd_119.jpg Ansichten: 9 Größe: 402,5 KB ID: 4584084

                      Kivas Fajo – in TNG toll dargestellt von Saul Rubinek, der einst kurzfristig als Ersatz
                      für die Rolle einsprang – hat seine Haftstrafe abgesessen und sich legaleren Geschäften zugewandt.



                      Fazit: Wer nach einer „Firefly“-Story im „Star Trek“-Universum sucht, ist bei „Rogue Elements“ genau richtig aufgehoben! Näher dran kommt man nicht, zumal die Geschichte rund um Rios Austritt aus der Sternenflotte – die in Staffel 1 der Serie thematisiert wird – nur gelegentlich angedeutet wird und die Beteiligung aktiver Sternenflottenoffiziere hält sich in diesem Roman auch sehr in Grenzen. Ganz im Mittelpunkt dieses langen Romans stehen die Abenteuer von Rios und seiner bunt zusammengewürfelten Crew, die sich schließlich zum Ende hin immer stärker miteinander verbinden und den Roman – obwohl es anfänglich nicht so wirkt – zu einer geschlossenen Erzählung machen, die wirklich interessante Geschichten aus den vorherigen Serien wiederaufnimmt und stimmig miteinander verwebt.

                      Der Roman ist keine reine Komödie, aber trotz einiger depressiver Phasen von Rios vor allem am Anfang keimt doch immer wieder eine Heiterkeit auf, die den Roman sehr unterhaltsam zu lesen macht. So sind die Umstände, wie es dazu kam, dass all die Notfall-Hologramme an Bord der Sirena so aussehen wie Rios, wirklich ein toller Running Gag, wenn Rios widerwillig nach und nach auf die Dienste der Hologramme aufgewiesen ist. Vor allem seine Reaktion auf „Emmet“ ist köstlich!
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                      In der 8. Folge von "Picard" versammelt Raffi alle 5 Notfall-Hologramme der
                      Sirena auf dem Holodeck. V.l.n.r. Ian, Enoch, Mr. Hospitality, Emmet und Emil.


                      Bewertung: Da der Roman ziemlich lang ist, halte ich mich bei meiner Beschreibung etwas zurück, weil die Geschichte – so episodenhaft zusammengesetzt sie anfänglich wirkt – recht komplex ist und ich nicht zu viel verraten will. Meine Bewertung fällt auf jeden Fall positiv aus. Es mag dauern, bis sich dem Leser alles erschließt und es gibt auch ein paar düsterere und langatmigere Passagen – mit wenigen Ausnahmen ist der Roman fast ausschließlich aus Rios‘ Perspektive geschrieben und seiner jeweiligen situationsbedingten Gemütslage unterworfen. Aber der Roman hat einen Unterhaltungswert und ein Flair, das sich mit den „Firefly“-Romanen vergleichen lässt, von denen ich bereits fünf gelesen habe und von denen demnächst der sechste erscheint. Auf diesen stimmt „Rogue Elements“ sehr gut ein. Für sich allein stehend ist der Roman aber auch eine schöne Abwechslung: zwar vollgestopft mit Anekdoten und Charakteren, im Stil aber ganz anders als der Großteil der „Star Trek“-Romane. Ich gebe „Rogue Elements“ daher 5 Sterne.


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                      Zuletzt geändert von MFB; 11.10.2021, 09:33.
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                        #12
                        Rezension: “Second Self"

                        Nach dem Auftakt „The last best Hope“ verfasste Una McCormack auch den vierten begleitenden Roman zur TV-Serie „Picard“. Zeitlich ist dieser Roman in der Haupthandlung zwar zwischen der 1. und 2. Staffel angesiedelt, thematisch steht aber auch diesmal wieder die Vergangenheit eines bestimmten Charakters aus der Serie im Fokus. Diesmal handelt es sich um Commander Raffi Musiker.
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                        Der Roman erzählt eine Geschichte auf drei Zeitebenen. In der Gegenwart hat Admiral Jean-Luc Picard gerade seinen neuen Posten an der Sternenflottenakademie angenommen; seine frühere Erste Offizierin Raffi Musiker ist ebenfalls wieder in den aktiven Dienst zurückgekehrt, aber noch unentschlossen, ob sie Picards Angebot, ihm auf die Akademie zu folgen, annehmen soll, oder wieder zurück zum Geheimdienst geht. Eventuell erleichtert könnte ihre Entscheidung durch eine Mission werden, die sie nach Ordeve führt. Auf diesem Planeten im cardassianischen Raum war Raffi schon einmal kurz nach Ende des romulanischen Krieges stationiert – und sie hat von dort sehr unangenehme Erinnerungen mitgenommen, scheint der auf unerklärliche Weise unheimliche Planet doch eine Art belastende Ausstrahlung zu haben, so dass nicht wenige Bewohner Entlastung in der Wirkung des heimischen Mohns suchen. Trotz schlechter Erinnerungen kehrt Raffi nach Ordeve zurück und bietet an, zwischen den Cardassianern und den romulanischen Flüchtlingen, die sich im Zuge der Evakuierung von Romulus dort angesiedelt haben, zu vermitteln. Die Cardassianer wollen keinen weiteren Zuzug mehr erlauben, obwohl sich die romulanische Siedlung leicht ins Caanta-Tal erweitern ließe. Dieses ist von den Cardassianern aus unbekannten Gründen zur verbotenen Zone erklärt worden. Auch wenn sehr wohl Gerüchte im Umlauf sind, dort befände sich ein früherer Außenposten des Obsidianischen Ordens, von dem Jahrzehnte nach dem Untergang dieses cardassianischen Geheimdienstes noch immer Gefahr ausgehen soll. Raffi beschließt, mit einem Romulaner, der einst ihr Verbindungsoffizier war und nun für die Flüchtlinge verantwortlich ist, dennoch heimlich in das Tal aufzubrechen und es zu erkunden – zumindest offiziell! Inoffiziell wurde sie jedoch nach Oredeve geschickte, um einer Spur nachzugehen: Sie soll den ehemaligen Agenten des Obsidianischen Ordens und früheren Botschafter Elim Garak ausfindig machen und verhaften, denn die Bajoraner haben einen Haftbefehl auf ihn ausgestellt.

                        Die zweite Geschichte, die der Roman erzählt, ist 24 Jahre früher angesiedelt, unmittelbar nach dem Ende des Dominion-Krieges. Die Situation auf Ordeve ist ganz anders, denn im Krieg haben die Romulaner den Planeten eingenommen, der nun zur Zufluchtsstätte für einige Cardassianer geworden ist, die den Genozid an ihrem Volk durch das Dominion in den letzten Kriegstagen überlebt haben. Doch ihnen droht Ungemach, denn die Romulaner sind nicht bereit, sich von Ordeve zurückzuziehen. Im Gegenteil festigen sie ihre Stellungen dort und – das befürchtet die Sternenflotte – treffen Vorbereitungen, die restlichen Cardassianer zu beseitigen. Im trostlosen Flüchtlingslager versucht Raffi zusammen mit einem Haufen demoralisierter Offiziere eine Lösung zu finden, um das drohende Massaker zu verhindern. Zumindest die Möglichkeit, es hinauszuzögern findet sie, als sie in den Ruinen einer alten bajoranischen Siedlung einen Tunnel entdeckt, der unter den Caanta-Fluss hindurch und direkt in das Tal hinein führt.

                        Und die dritte Geschichte ist nochmal 36 Jahre früher angesiedelt. Auch hier ist die Situation auf Ordeve gänzlich anders: Die Cardassianer haben den Planeten von den Bajoranern übernommen. Diese bewohnen zwar die zu diesem Zeitpunkt noch intakte Siedlung, aber werden immer mehr von den Cardassianern verdrängt. Zu dieser Zeit trifft der zu Zwangsarbeit verurteilte junge Cardassianer Mas Gherrod auf der Militärbasis ein, lebt sich mit der Zeit ein und knüpft Kontakte zu den Offizieren … um sie auszuspionieren. Denn bei Mas Gherrod handelt es sich in Wahrheit um den jungen Elim Garak, der sich im Obsidianischen Orden erst noch seine Sporen verdienen muss. Seine Mission verläuft jedoch nicht wie geplant, aber als er unverhofft auf Aktivitäten der bajoranischen Widerstandsbewegung aufmerksam wirkt, sieht er seine Chance gekommen … und begeht dabei jenes Verbrechen, das ihn 60 Jahre später dazu zwingt, sich ausgerechnet auf Ordeve, im Caanta-Tal, vor den bajoranischen Behörden zu verstecken.


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                        In diesem Roman erfahren wir einiges über
                        Elim Garaks Werdegang vor und nach seinem
                        Aufenthaltauf Deep Space 9.


                        Fazit: „Second Self“ ist kein leichter Stoff, kein spannendes Abenteuer, bei dem man leicht mit klar definierten Helden mitfiebern kann. Stattdessen erzählt es eine Geschichte über Existenzen in angespannten, bedrohlichen Situationen. Die Bedrücktheit, die Ordeve als Schauplatz anhaften soll, kommt wirklich gut rüber bei der Selbstreflexion von Raffi, Garak und vielen weiteren Charakteren. Tatsächlich sind es beinahe schon zu viele Charaktere. Verteilt auf drei Zeitebenen ist es manchmal schwer, den Überblick zu bewahren – was mir noch schwerer fiel, da ich den Roman nur immer in kurzen Passagen gelesen habe und ihn relativ rasch wieder zur Seite legte. Ein Page-Turner ist „Second Self“ absolut nicht, aber ich war doch ständig mit Interesse dabei und wollte wissen, wie die drei Geschichten am Ende ausgehen bzw. ob sich eine Vermutung von mir bewahrheitet. (Ohne zu viel verraten: ja, das hat sie. Aber der Roman hatte noch eine größere Offenbarung zu bieten, die mich überraschte, aber auch nicht ganz zufrieden stellte.)

                        Von den drei Zeitebenen hat mir wahrscheinlich die dritte, mit dem jungen Garak, am besten gefallen. Aber Garak gehört generell zu einem meiner Lieblingscharaktere und aufgrund seiner Komplexität genießt jede Autorin und jeder Autor großen Respekt von mir, die ihn in einem Roman derart gut trifft – zumal hier Aspekte dazukommen, die neu sind, weil der junge Elim Garak nur in geringem Maße definiert ist.

                        Neben Garak hat mir aber auch die Charakterisierung von Raffi Musiker sehr gut gefallen. Ich weiß, dass sie nicht allzu viele Fans hat. Ich selbst fand sie aber sehr interessant und vor allem konnte ich in der 2. „Picard“-Staffel wird gut abnehmen, wie nah sie zu Elnor steht, den sie auf Anraten von Admiral Picard mit nach Ordeve nimmt. Der Roman untermauert diese Beziehung noch durch eine Begegnung, die Raffi in der zweiten Geschichte hat, in Form eines jungen Vulkaniers, der Elnor ziemlich ähnelt. Viele stoßen sich ja auch an der Ausdrucksweise von Raffi, die manchmal derber ist, als man es von einem „erleuchteten Menschen“ im 24. Jahrhundert erwarten würde. Diese Sprechweise hat auch Una McCormack übernommen – sie ging aber zu weiß, indem sie die Ausdrucksweise auf andere Charaktere im Roman ausdehnte, was speziell bei Cardassianern und Romulanern unpassend schien. Da hätte ich mir die Berücksichtigung anderer Sprechweisen erwartet.

                        Bewertung: Wie erwähnt handelt es sich bei „Second Self“ nicht um einen Page-Turner, der die Handlung rasch vorantreibt, sondern durch die drei Zeitebenen langsam aber sicher ein Puzzle zusammensetzt, bis sich das komplette Bild ergibt. Das funktioniert gut; aufgrund mancher vielleicht unnötig komplexer Figurenkonstellation aber nicht perfekt. Der eine oder andere Nebencharakter hätte vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit bedurft. (Tatsächlich habe ich eine ganze Weile lang in der dritten Geschichte zwei Cardassianer miteinander verwechselt und das spricht fast schon dafür, dass man vielleicht nur einen der beiden benötigt hätte bzw. sie zu einem Charakter hätte zusammenfassen können.) In der zweiten Geschichte hat mir außerdem die Prämisse nicht gefallen, dass die Romulaner ein Massaker planen sollen. Klar, dass die Cardassianer in dieser Situation vor so einer Möglichkeit Angst hätten, aber dass die Romulaner so etwas real durchführen würden, kommt mir untypisch vor. Sie haben zu dem Zeitpunkt die Oberhand auf Ordeve und ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Romulaner stark anlassbezogen handeln. So ein prophylaktisches Handeln passt meiner Meinung nach nicht zu ihnen.

                        Ich gebe dem Roman daher 4 von 6 Sternen. Mit Tendenz zu 5, aber es gab doch ein paar Dinge die mich gestört haben. Aber Una McCormacks Figurenzeichnung in „Second Self“ verdient auf jeden Fall Beachtung.


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