Jetzt habe ich also nicht "Offenbarung" gelesen, sondern "Tod im Winter" von Michael Jan Friedman, von dem ich erst hinterher bemerkt habe, dass der doch eine ganze Menge an ST-Büchern geschrieben hat, obwohl ich nur "Die andere Seite" von ihm gelesen habe (damals, zu Heyne-Zeiten

Gerade dieser doppelte Einstieg hat mir den Zugang zu dem Roman ein wenig erschwert. Vor allem, weil er irgendwie in der falschen chronologischen Reihenfolge war. Nicht, dass ich auf sie bestehe, aber wenn man sie schon durchbricht, dann auch bitte mit Grund. So sah ich keinen Mehrwert darin, erst Beverlys Hochzeit und dann ihren ersten Kuss zu zeigen. Immerhin verbanden beide Szenen das Leitthema des Buches (die Beziehung von Beverly und Picard) mit dem Romulaner-Problem.
Aber einen ST-Roman nach dem Stil abzuurteilen, ist ja fast schon ein wenig fies, denn bei all diesen Autoren dürfte desöfteren doch klar sein, warum sie ST-Romane und keine eigenen schreiben. Aber früher, zu Heyne-Zeiten habe ich auch meist nur "Peter Davids" und die "Shatner"-Reihe (mein Liebling), deren Ghostwriter dann doch gar für die 4. Staffel von ENT eingesetzt wurden, gelesen, da war ich wohl ein wenig von der Creme de la Creme verwöhnt. Und so schlecht ist es auch nicht, halt vor allem zweckdienlich. Wichtiger ist mir bei solchen Romanen vor allem der Inhalt.
Und auch der ist mit dem Wort "zweckdienlich" ziemlich gut beschrieben. Einerseits ist es die (hier zwangsläufig erwartete) Fortsetzung von Nemesis, gleichzeitig will man auch an alte TNG-Wir-retten-mal-ein-Volk-Tage erinnern und nebenbei auch noch die bisherigen Beziehungen ein wenig weiterspinnen. Gerade erstere beiden Punkte hat man wirklich schön miteinander kombinieren können. An der einen oder anderen Stelle hakte es etwas an der Handlung (warum kam man von Seiten der Föderation nicht schon viel früher auf die Idee, den Kevratanern zu helfen, wenn man die Seuche schon so lange kannte?), aber an sich war sie ganz im Geiste von TNG. Gerade das Volk der Kevrataner war ja quasi der Rodenberry-Gedenkverein schlechthin.
Picard und Beverly immerhin in Buchform nun endlich das zu geben, was man ihnen auf der Leinwand stets verwehrte, ist eine hervorragende Idee. Allerdings war der Roman dahingehend wohl erstmal der Aufbereiter. Die Mission funktionierte als Schlüsselereignis für eine Änderung in der Beziehung der beiden ziemlich gut. Jetzt will ich in den nächsten Romanen die Beziehung spüren (dauert aber noch eine Weile, weil jetzt erstmal ein Titan-Roman dran ist).
Auch die im Laufe der Zeit wohl tiefer gewordene Freundschaft von Geordi und Worf (oder liegt es nur am "Du"?

Ich habe die "Stargazer"-Romane nie gelesen, also war ich nicht wirklich an Pug und Greyhorse interessiert. Letzterer war sogar ein interessanter Charakter, aber aus der Tatsache, dass er bei der Mission dabei war, hat man nicht genügend Kapital schlagen können. Es hätte auch ein Arzt ohne diese Vorgeschichte sein können, es hätte niemanden interessiert. Aber da wollte Friedman wohl ein wenig sein Privatwerk fortsetzen, statt echtes Interesse an einem TNG-Relaunch zu zeigen. Überhaupt war die Masse, in der er sich auf diese eigenen Romane bezog, doch unverschämt hoch, sowas ist mir vorher bei keinem ST-Buch aufgefallen. Klar wurde dann alles nochmal erklärt, aber einen Großteil des Romans auf etwas zu bauen, das viele Leute vielleicht nicht gelesen haben könnten, ist ein wenig dreist.
Viel interessanter war die Romulaner-Handlung. Mit Sela, Tomalak, Donatra und Suran hat man die wichtigsten Romulaner mit an Bord gehabt, Tal'Aura, Eborion und Braeg waren interessante Neuzugänge. Leider sind die letzteren beiden dann doch auch recht rasch gestorben. Auf dem Titan-Cover ist mir aber schon aufgefallen, dass es hier wohl noch etwas länger um das Romulanische Reich gehen wird. Ich bin mal zuversichtlich, dass da ein paar der loseren Enden aus dieser Ecke hier weitergeführt werden. Insofern hat der Roman aber auf jeden Fall Lust auf mehr machen können.
Es ist etwas schade, denn ich denke, dass, wäre das Handlungsgerüst von jemandem anderes als Friedman realisiert worden, man noch etwas mehr aus dem Roman hätte machen können. So bleibt er immerhin "nett", aber gerade das ewige selbstverliebte Zitieren eigener Werte hat mir Friedman manchmal fast schon unympathisch werden lassen. Eben vor allem, weil das auch meist ziemlich sinnlos war. Klar sollte Picard auch noch etwas mehr an die damaligen Ereignisse erinnert werden, aber die Auswirkungen auf ihn hätten, um das deutlich zu machen, noch weitaus stärker ausfallen müssen.
Ich nannte den Roman eben nett, und eine nette Handlung bekommt von mir auch in Serienform immer
4 Sterne
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