"Lieber Doktor": Wie hättet ihr gehandelt?

[garakvsneelix]

Habe die Folge irgendwie verpasst, kann also dazu nix sagen. Aber trotzdem finde ich es interessant, zu was es mittlerweile hier alles eine Umfrage gibt.

Ein weiser Mann sagte einmal: "Wir sind ein SF_Forum, kein Umfrageinstitut." Doch wie es mir scheint, hat er mittlerweile seine Meinung geändert und sagt jetzt: "Wir sind kein SF-Forum mehr, sondern das größte Umfrageinstitut im ganzen Universum."

Der war nicht lustig, ich weiß...

[Himmelsläufer]

Aber trotzdem finde ich es interessant, zu was es mittlerweile hier alles eine Umfrage gibt.

Doch, es war irgendwie lustig. Ich finde die Umfragen zu allen möglichen Themen hier sehr gut (naja, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel!), da sie die User dazu bringen, ihre Auswahl zu begründen, wodurch hier ungemein interessante Diskussionen beginnen ... und DIESES Thema hier ist doch wohl ziemlich interessant, oder? Na gut, alle User "erklären" sich bzgl. der Auswahl zwar nicht, aber das muss ja jeder machen, wie er meint. Es diskutieren ja immer noch reichlich mit ...

@peterpan + Space Marine: Es ist so wie Ihr sagt. Wenn jemand Hilfe braucht, dann gibt man Sie und ich würde das zweifellos auch! Diese abstrakten "Was wäre wenn?"-Erklärungen und spekulativen Entwicklungen dürfen da - nach meinem Empfinden im Hier und Jetzt - kein Hindernis sein.

Was ich allerdings wirklich getan hätte bzw. tun würde, wenn ich mich genau in dieser Situation befinde(n würde) ... das kann ich so eindeutig nicht sagen. Ich weiß es nicht.

Aber da meine jetzige spontane Entscheidung gefragt war, habe ich mich halt auch für die "Hilfe ohne wenn und aber" entschieden.

[Lady Sarah]

Ziemlich interessante Disku hier. Wobei die Sache mit um Hilfe bitten und Sie dann auch wirklich bekommen im Jetzt-Universum leider nicht immer gelingt.
Da ich die Folge leider verpasst habe, kann ich nur vom ersten Eindruck her antworten. Da ich leider unter einem Hilf-Mir-Syndrom leide, würde ich aus humanitärer Sicht wohl sofort helfen wollen. Jemanden bzw. ein Volk sterben zu lassen, wenn man dessen Leiden heilen kann, wäre ziemlich grausam.
Allerdings hat jede Sache immer ein pro und contra. Und man ist auch nicht in der Lage in die Zukunft zu sehen, um zu wissen, wie die V. sich den M. gegenüber weiter verhalten würden oder die M. sich entwickeln in 200 Jahren.
Im Prinzip ist es wie in der Flora und Fauna Welt - es gibt die natürliche Auslese. Vielleicht war es von der Evolution auch so gewollt, das die V. irgendwann in 200 Jahren aussterben sollten, damit sich eine neue Rasse aus den M. entwickeln kann, eine weiterentwickelte in Technik, Wissen, Moral usw. Vielleicht wurde dieser Prozess durch Phlox´s Heilmittel unterbrochen oder nur hinausgezögert? Wer weiß das schon. Bei solchen Sachen gibt es viele Aspekte. Und da es noch keine Directive gab, mußte Archer und auch Phlox nach bestem Wissen und Gewissen, nämlich ihrem Handeln. Man kann nur froh sein, solche Dinge nicht entscheiden zu müssen. Denn es gibt dabei nicht wirklich ein richtig oder falsch....

[peterpan]

Willkommen im scifi, Lady Sarah. Das Problem mit diesen "was-wäre-wenn-Beurteilungen", wie Himmelsläufer es so treffend formuliert hat, löst das Problem nicht. Niemand weiß wie sich etwas 200 Jahre später entwickelt hat bzw. entwickeln wird. Hier war eine Entscheidung gefordert und die kann IMHO nur so aussehen, dass ich helfe.

[Himmelsläufer]

Im Prinzip ist es wie in der Flora und Fauna Welt - es gibt die natürliche Auslese. Vielleicht war es von der Evolution auch so gewollt, das die V. irgendwann in 200 Jahren aussterben sollten, damit sich eine neue Rasse aus den M. entwickeln kann, eine weiterentwickelte in Technik, Wissen, Moral usw. Vielleicht wurde dieser Prozess durch Phlox´s Heilmittel unterbrochen oder nur hinausgezögert?

Das Argument der "natürlichen Auslese" kannst Du aber auch nur bedingt anwenden, da es selbst wieder diskutierenswert ist. Ist das natürliche "Recht des Stärkeren" richtig und vertretenswert? Wir Menschen arbeiten doch jetzt schon ständig dagegen: Wir bauen Zoos und Naturreservate für bedrohte Tier- bzw. auch Pflanzenarten. Bzgl. der Menscheit selbst gibt es - zumindest bei uns - das Schwerbehindertenrecht, unzählige Hilfsmittel bei Behinderungen usw. Legt man die "Natürliche Auslese-Theorie" eng aus, schaffen wir Brillen ab und lassen Kurzsichtige einfach vor Autos laufen (das hört sich vielleicht etwas komisch an, ist aber nicht so gemeint, sondern nur ein einfachstes bildliches Beispiel! ). Viele Tiere lassen wir dann einfach aussterben, weil wir deren Platz eh' für "uns" Menschen brauchen.

Sobald Intelligenz im Spiel ist, darf man die Auslese-Theorie durchaus in Frage stellen. Und genau DAS ist ja auch der Punkt bei der Beurteilung des eigenen Handelns in der geschilderten Episodensituation. Die meisten schreiben doch, die Gründe sind ihnen viel zu abstrakt und sie würden deshalb helfen. Die sind nicht nur zu abstrakt ... wir Menschen stellen die genannten Gründe - wenn man das so vergleichen kann - derzeit wohl auch deutlich in Frage! Die natürliche Entwicklung scheint wohl nicht immer die richtige sein. Etwas Einflussnahme halte ich persönlich nicht prinzipiell für falsch.

Wir haben's gerade noch geschafft, ein paar Bisons zu behalten, die wir unseren Nachkommen zeigen kommen. Und an "ST 4 - Zurück in die Gegenwart" brauche ich ja kaum erinnern, oder? Dieser Film plädiert ja sogar für das glatte Gegenteil wie die ENT-Folge "Lieber Doktor" ... wenn man die Problematik - wie ich jetzt - mal nicht nur auf humanoide Rassen beschränkt.

Habe ich mich jetzt verzettelt? Oder liege ich da zumindest am Rande doch irgendwie richtig?

[peterpan]

Du hast dich nicht verzettelt Himmelsläufer, meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Ich stelle die Auslese-Theorie nicht nur dann in Frage, wenn Intelligenz im Spiel ist, sondern generell, wenn es um Leben geht

[Himmelsläufer]

Du hast dich nicht verzettelt Himmelsläufer, meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Ich stelle die Auslese-Theorie nicht nur dann in Frage, wenn Intelligenz im Spiel ist, sondern generell, wenn es um Leben geht

Danke. Puuhh!

Aber ein wenig "verzettelt" habe ich mich doch, denn ich habe mir irgendwie selbst widersprochen was Deinen "Einwand" angeht. Ich revidiere meinen Hinweis "Sobald Intelligenz im Spiel ist" in soweit, da ich mit den Zoos, Reservaten usw. ja schon selbst ein Beispiel dafür geliefert habe, dass das Leben "an sich" schützens- und erhaltenswert ist. Die "natürliche Auslese" kann und darf da nicht das Maß aller Dinge sein ...

[Lady Sarah]

Da kann man ja mal wieder sehen, das Aussagen, auch wenn Sie als "was wäre wenn" formuliert wurden, eine heiße Disku auslösen. Die Aussage der "natürlichen Auslese" war als Theorie gedacht. Und wenn man sich die Geschichte ansieht, ist das nicht so abwegig, das es Zivilisationen gab, die einer anderen Gruppe weichen mußte, damit eine neue entstehen konnte. Ohne das eine andere Zivilistation diese ausgelöscht hat. Und wie ich am Anfang erwähnt habe, würde ich auch immer erst helfen, statt über mögliche Konsequenzen nachzudenken, die dieses Handeln evtl. mitsichbringen würde.
Denn sein eigenes Tun und Handeln löst immer eine (Gegen-)Reaktion aus. Ob nun positiv oder negativ, das weiß man erst hinterher. Es ging ja auch eigentlich nur um die Frage, ob man grundsätzlich geholfen hätte oder nicht.
Und helfen würden wohl eigentlich immer alle, oder?

[peterpan]

Du meinst jetzt die Anfänge der Menschheit - und hast damit völlig Recht. Auch hier mussten Gruppen anderen weichen, ohne von der Nachfolgegruppe "ausgelöscht" zu werden. Und ich würde helfen - immer und überall!

[Julia77]

Ich hätte auch geholfen! Man weiß doch im Grunde nie, wie es wirklich in der Zukunft aussieht, wenn man diese eine Entscheidung trifft. Es hätte genauso gut sein können, dass sich einfach beide Spezies weiter entwickeln, vielleicht die eine schneller und mehr, aber die andere wäre nicht unbedingt verloren.

Immer nur mit Vernunft und auf zukünftige Ereignisse schielend kann man keine Entscheidungen treffen, bei sowas zählt wirklich der Moment, das Mitgefühl und die Menschlichkeit.

In Filmen wirkt das immer heldenhaft, mutig und richtig, aber im wahren Leben wäre wohl nur die Hilfe okay gewesen!

[irony]

Die Folge zeigt, dass die natürliche Evolution kein ethisches Prinzip sein darf. Evolution ist Zufall. Etwas der Evolution zu überlassen, heißt es dem Zufall zu überlassen. Phlox denkt hier zu kurz, aber er hat auch sonst eine ziemlich fiese Einstellung, die er nur schlecht verbirgt.

In einer Folge sagt Phlox zu Mayweather:

It's unethical to harm a patient. I can inflict as much pain as I like.

Oder

Archer: Did you have any pets when you were a kid?
Phlox: My people don't keep pets.
Archer: I thought you said something about... the Denobulan lemur being highly sought after.
Phlox: Oh, very much so. Their kidneys are considered a great delicacy.

Respekt vor Lebensformen sieht anders aus. Archer mit Hund ist mir da sehr viel sympathischer. Als Hausarzt wollte ich Phlox nicht haben, dann noch lieber den Holodoc.

an "ST 4 - Zurück in die Gegenwart" brauche ich ja kaum erinnern, oder? Dieser Film plädiert ja sogar für das glatte Gegenteil wie die ENT-Folge "Lieber Doktor" ... wenn man die Problematik - wie ich jetzt - mal nicht nur auf humanoide Rassen beschränkt.

Habe ich mich jetzt verzettelt? Oder liege ich da zumindest am Rande doch irgendwie richtig?

Nein, ich kann deinen Argumenten folgen. Ich habe die Episode "Lieber Doktor" vor kurzem gesehen und kann mich nicht entscheiden. Nebenbei bemerkt, finde ich es auch gut, dass es die Umfrage gibt. Davon gibt es viel zu wenige in letzter Zeit. Viele User schreiben keine Beitraege, wuerden aber abstimmen.

In der Situation gibt es keine richtige Entscheidung. Archer kann so oder so fast nur einen Fehler machen. Diesem unsympathischen Volk zu helfen oder nicht zu helfen ist am Ende eine Sache des politischen Willens. Hilft man ihnen, was passiert mit den unterdrückten Menk?

Eine Umsiedlung der Valakanier mit Hilfe des Warpantriebes, so dass die Menk den Planeten für sich haben, wäre vielleicht eine Lösung gewesen, aber praktisch kaum durchführbar.

[KennerderEpisoden]

In der Situation gibt es keine richtige Entscheidung. Archer kann so oder so fast nur einen Fehler machen. Diesem unsympathischen Volk zu helfen oder nicht zu helfen ist am Ende eine Sache des politischen Willens. Hilft man ihnen, was passiert mit den unterdrückten Menk?

Es ist in der Tat angebracht, das Evolutionsargument, auf das Archer seine Entscheidung gründet, zurückzuweisen. Die meisten Verteidiger der Nichteinmischungsentscheidung im Forum scheinen sich weder darauf, noch auf die Oberste Direktive zu stützen, sondern eher vom Unterdrückungsargument angetan zu sein. Dieses halte ich jedoch für nicht weniger problematisch. Man wende es z.B in TOS an und stelle sich verzückt vor, wie Kirk wohl reagiert hätte, wäre ihm von Flint das Heilmittel für eine Seuche vorenthalten worden ("Planet der Unsterblichen"), weil dieser nicht verantworten könnte, dass Menschenfrauen weiterhin von Menschenmännern unterdrückt werden ("Gefährlicher Tausch").

[hismoom]

Ich hätte den Valakianern geholfen. Niemand kann sagen, was in 200 Jahren wirklich passiert, und ob die Menk allein auf dem Planeten überleben würden.
Das Schicksal der Valakianer der natürlichen Evolution zu überlassen, was das auch heißen mag, halte ich für eine billige Ausrede.
Hier maßen Archer und Dr. Phlox sich an, Gott zu spielen.