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"Steve"

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    „Also hier komme ich nicht weiter.“ murmelte er und huschte den Korridor, den er gekommen war, zurück, bis zu der Gabelung, die zu seiner Zelle führte. Diesmal nahm er den anderen Gang, und nach ein paar Metern kam er erneut an eine Kreuzung.
    Nach kurzem Überlegen wählte er den linken Gang. Er musste irgendwie vom Zentrum des Hives weg, und in die äußeren Bereiche des Schiffes kommen, denn nur dort konnte er hoffen, einen Weg hinunter zum Hangar zu finden – falls das überhaupt möglich war! Allerdings hatte er bisher keinen Alarm gehört, was Grund zu der Hoffnung gab, dass seine Flucht noch nicht entdeckt worden war. Allerdings machte John Sheppard sich keinerlei Illusionen, dass dies so bleiben würde.

    Vielleicht finde ich irgendeinen Versorgungsschacht, durch den ich ungesehen in die unteren Bereiche kommen kann. überlegte er. So groß, wie diese Schiffe sind, müssten kilometerlange Kabelstränge kreuz und quer durch das gesamte Schiff führen, und die dazugehörigen Schächte sollten eigentlich so groß sein, dass ich dort ohne weiteres hineinpassen müsste. Nur wo befinden sich die?

    Ein Teil der Kabel befanden sich mit Sicherheit innerhalb der riesigen säulenartigen Gebilde, die er schon bei den beiden anderen Hives gesehen hatte, und die an zusammengewachsene Tropfsteine erinnerten, aber das konnten bei weitem nicht alle gewesen sein! Das Geräusch von Schritten vor ihm riss ihn aus seinen Überlegungen, und er sah sich hektisch nach einem Versteck um.
    Etwas weiter vorn befand sich eine kleine Nische, die durch einige kleinere Säulen verdeckt war, und John Sheppard schaffte es gerade noch, sich durch die enge Öffnung zu quetschen, bevor zwei Wraith-Soldaten an ihm vorüber gingen. Sie schienen es sehr eilig zu haben, und der Major war sich fast sicher, welches Ziel die beiden hatte: Seine Zelle! Offenbar war seine Flucht nun doch entdeckt worden, und es wurde langsam dringend notwendig, von der Bildfläche zu verschwinden. Nur wohin?

    Vielleicht verbirgt sich innerhalb dieser Wandvertiefung ein Zugang zu einem Kabelschacht oder etwas Ähnlichem. grübelte er. Zu irgendetwas muss diese Nische doch gebraucht werden Niemand verschenkt auf einem Raumschiff Platz, es sei denn, es ist unabdingbar.

    Da er in diesem Dämmerlicht kaum etwas erkennen konnte, begann er mit den Händen die Wände abzutasten, und fand schließlich ganz hinten am Boden etwas, das sich wie das Scharnier zu einer kleinen Türe anfühlte.
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    Als Cyr über die Flucht des Menschen unterrichtet wurde, befand er sich zusammen mit Sesh in einer der gläsernen Kuppeln, die sich an der Außenseite des Hives befanden. Seufzend erhob er sich von der Bank, auf der er gesessen hatte und begab sich zur Kommandobrücke. Dieser Mensch verursachte nur Ärger!
    „Scanne das gesamte Hive auf menschliche Lebenszeichen!“ befahl er dem Brückenoffizier, der für die interne Kommunikation verantwortlich war. „Solange der Mensch sich nicht in der Nähe unserer Nährkammern befindet, dürfte er leicht aufzuspüren sein.“
    Während er aus das Ergebnis wartete, sah er aus dem Fenster und betrachtete das unruhige Wabern des Hyperraumes, in dem sie sich im Augenblick befanden. Das Begleitschiff, das neben ihnen flog, schien durch einen schwarz-roten Nebel zu fliegen, und ab und an flackerten Energieblitze an seinen Flanken auf: Kleine Staubkörnchen, die von früheren Flügen in diesem Gebiet durch das Sprungtor mit in den Hyperraum hineingezogen worden waren, und jetzt am ionisierten Schutzschild der Schiffe zerbarsten. Schließlich wandte er sich ab und suchte telepatischen Kontakt zu Sshi´echal, um ihr Bericht zu erstatten.
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    Währenddessen hatte es John Sheppard geschafft, die Türe zu öffnen und sich in den Hohlraum dahinter zu quetschen. Es war eng und düster, und er hätte etwas dafür gegeben, wenn er eine Taschenlampe gehabt hätte, aber so musste er sich fast ausschließlich auf seinen Tastsinn verlassen. Der Gang, oder was auch immer es war, war quadratisch, leicht abschüssig und fühlte sich glatt und metallisch an, so dass der Major relativ leicht vorwärts robben konnte.
    Wahrscheinlich bin ich in einem der Luftschächte gelandet. sinnierte er vor sich hin. Wenn er sich also weiterhin an die abschüssigen Gänge hielt, musste er zweifelsohne irgendwann im unteren Teil des Hives ankommen. Die Frage war nur, ob die Wraith ihn vorher fanden, oder nicht. Wenn sie eine ähnlich ausgeklügelte Überwachungstechnik hatten, wie die Antiker, dann dürfte es ein Leichtes für sie sein, ihn mittels Lebenszeichensensoren zu finden. Andererseits kam es mit Sicherheit nicht so oft vor, dass ihnen ein Gefangener entkam, und so bestand doch eine gewisse Chance, dass sie seinen Standort nicht so schnell fanden – jedenfalls hoffte der Major das! Er kroch weiter, und nach ein paar Metern wurde der Gang mit einem Mal so steil, dass er den Halt verlor, und mit Schwung nach unten rutschte. Verzweifelt versuchte er, sich irgendwo festzukrallen oder seinen Rutsch zu verlangsamen, aber außer einem verstauchten Handgelenk brachte seine Aktion rein gar nichts.
    Er sauste weiter den Gang hinunter und wurde dabei immer schneller. Plötzlich befand er sich im freien Fall und schlug nach ein paar Metern mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden eines etwas größeren Raumes auf. Stöhnend rieb er seine Schultern und seinen Rücken, mit denen er aufgeschlagen war, und sah sich um. Die Sicht war hier zwar etwas besser, da durch ein Lamellengitter Licht von einem der Korridore in den Luftschacht fiel, aber das beruhigte den Major in keinster Weise. Mit Sicherheit hatte irgendjemand das Poltern seiner unsanften Landung gehört und sich zusammen gereimt, was hier geschah. Die telepathischen Fähigkeiten der Wraith hatten mit Sicherheit jeden Bewohner des Hives über seine Flucht in Kenntnis gesetzt!
    Hektisch sah John Sheppard sich um und wählte dann den mittleren und steilsten der drei Gänge, die sich vor ihm auftaten. Da die Wraith jetzt sicher wussten, wo er sich aufhielt, war Geheimhaltung nicht mehr nötig, Schnelligkeit dagegen schon!
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    Cyr´shaán? Der Wraith, der die internen Sensoren überwacht hatte, meldete sich so unverhofft, dass Cyr fast aus der Gedankenverbindung mit der Hüterin herausgerissen wurde. Er zog sich ein wenig zurück, beendete den Kontakt allerdings nicht, so dass die Wächterin die Meldung direkt mitverfolgen konnte. Wir haben den flüchtenden Menschen jetzt gefunden. Er befindet sich in einem der Luftschächte und auf dem Weg in die unteren Bereiche des Hives.
    Cyr nickte. Gut. Versucht festzustellen, wo genau der Schacht in dem er sich befindet hinführt und fangt ihn dort ab. sagte er, und wandte sich dann wieder Sshi´echál zu.
    Er spürte ihre Überraschung.
    "Es scheint, als hättest Du mit Deiner Annahme doch nicht so unrecht gehabt, Cyr." bemerkte sie, und er spürte ein Lächeln und ein Lob in ihren Gedanken. "Das spricht für Dich, Adlatus. Sobald Ihr den Menschen gefangen habt, möchte ich ihn sprechen."
    Sie beendete die Gedankenverbindung, und Cyr ging hinüber zu den Monitoren und beugte sich darüber, um sich selbst ein Bild von Sheppard´s Flucht machen zu können. Verwirrt starrte er auf die blinkende Linie, die den Fluchtweg des Majors durch die Luftschächte nachzeichnete.
    Der Weg, den der Mensch nahm, schien ein wirres Rutschen durch alle Ebenen zu sein, wahllos und ohne ein Ziel. Erst nach einer Weile fiel dem Wraith auf, dass sich die Linie langsam aber stetig dem Hangar des Hives näherte! Cyr richtete sich verblüfft auf, drehte sich schwungvoll um und kontaktierte einen der Befehlshaber. Der Mensch wollte zu den Darts!
    *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
    *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
    Indianische Weisheiten
    Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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      Als er aus seiner kurzen Benommenheit erwachte, nahm er als erstes einen starken Luftzug wahr, und ein seltsames Geräusch, dass ihn vage an den Deckenventilator in seiner Wohnung in San Francisco erinnerte. John Sheppard quälte sich stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seine Beine. Sein ganzer Körper brannte und er fühlte sich, als hätte man ihn stundenlang mit einem Baseballschläger malträtiert. Eine kurze Überprüfung zeigte ihm aber, dass er seine Rutschpartie, außer etlichen Kratzern und Prellungen, ohne gravierende Schäden überstanden hatte, was an sich schon einem Wunder glich, so oft, wie er in den letzten Minuten gestürzt war. Mit einem Mal fiel ihm siedendheiß der Türöffner ein, dem er seine Freiheit zu verdanken hatte.

      Hoffentlich ist er unbeschädigt geblieben! Ansonsten kann ich einpacken! schoss es ihm durch den Kopf.

      Er kramte das Gerät aus der Innentasche seiner etwas lädiert aussehenden Jacke und überprüfte ihn, aber er schien einwandfrei zu funktionieren. Beruhigt schob er ihn zurück und humpelte ein paar Schritte weiter, um sich ein Bild davon zu machen, wo genau er sich im Augenblick befand.

      Offenbar war er am unteren Ende der Luftschächte angelangt, denn es schienen von hier aus keine weiteren Gänge abzuzweigen, dagegen befand sich am schmalen Ende des trapezähnlich geformten Raumes ein riesiges, fast drei Meter hohes Flügelrad aus dunklem, ihm unbekannten Metall.
      „Na toll!“ seufzte er. „Und wie soll ich da jetzt durch kommen, ohne zu Hackfleisch verarbeitet zu werden?Eine Eisenstange wäre jetzt ´ne Sache, aber ich fürchte, dass niemand so freundlich war, hier eine für mich liegen zu lassen.“
      Er ging näher an das Rad heran und betrachtete jede Einzelheit genau, suchte nach einer Schwachstelle im System, das er mit den Mitteln, die er hatte, ausnutzen konnte. Und schließlich wurde er fündig! Ganz unten links befand sich das Rad nur ein paar Zentimeter über dem Boden und lief dann in einer Metallschiene weiter. Wenn er es schaffte, einen seiner Stiefel unter die Schwungräder des Ventilators zu schieben, könnte das das Rad zumindest für eine Weile arretieren. Zwei Versuche hatte er.

      Er setzte sich auf den Boden, und zog beide Stiefel aus. Dann kniete er sich hin und versuchte, den ersten Stiefel mit der Stahlkappe unter die Schaufeln zu schieben, was sich allerdings als nicht ganz so einfach erwies, wie er sich das gedacht hatte. Die Kraft des Rades war so groß, dass ihm der Stiefel aus der Hand gerissen wurde, quer durch den ganzen Raum flog und mit einem hörbaren Klatschen an der gegenüberliegenden Wand landete. Mit eingezogenem Kopf verfolgte der Major die Flugbahn des Stiefels und versuchte es dann mit dem anderen. Nach drei weiteren Versuchen gelang es ihm endlich, und das Rad kam knirschend zum Stillstand. Es knackte und zitterte, und der Stiefel wurde mehr und mehr zusammengepresst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das Rad wieder befreit haben würde. Mit einem unguten Gefühl im Magen schlüpfte John Sheppard schnell durch einer der Öffnungen zwischen den Flügeln und versuchte danach vergeblich, seinen eingeklemmten Stiefel zu befreien. Schließlich gab er auf, warf den anderen zusammen mit seinen Socken schicksalsergeben über die Schulter nach hinten weg und lief barfuss auf die Türe zu, die aus dem Raum hinausführte.
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      „Zum Hangar?“ fragte Ssar, der Befehlshaber, den Cyr erreicht hatte, ungläubig, verkniff sich aber jede weitere Äußerung. Er fing das wortlose Verlangen des Adlatus, der Gefangennahme beizuwohnen, auf, und bestätigte gedanklich. Nun gut! dachte er, während er einigen seiner Männer den Befehl gab, zum Hangar zu kommen. Der Mensch ist Pilot, und nach allem, was ich gehört habe, kein schlechter. Das könnte spannend werden! Ich hoffe nur, es schaffte es auch, einen der Jäger zum Fliegen zu bringen, bevor wir ihn erreicht haben! Er lächelte und spürte, wie das Jagdfieber in ihm zu erwachen begann.
      Ein leichtes Erzittern des Hives verriet ihm, dass sie soeben dabei waren, den Hyperraum zu verlassen. Ssar begab sich zügig zum nächsten Transporter und betrat ihn. Er gab den Zielort mit einer Berührung seines Fingers auf dem Display ein und wartete ungeduldig, bis sich die Türe wieder öffnete Und zum ersten Mal in seinem Leben bedauerte er es nicht, an einer Ausdünnung nicht teilnehmen zu können!
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      Vorsichtig öffnete John Sheppard die Türe und lugte hinaus. Die Halle, die sich vor ihm ausbreitete, war riesig und nahm die gesamte Grundfläche des Hive ein. Rechts und links der langen, schmalen Gänge, die den Hangar durchzogen, lagen hunderte von Darts, und als er einen der Wege betrat, sah er, dass er sich nur auf der obersten Ebene des Hangars befand. Unter ihm breitete sich noch eine Vielzahl anderer aus, die ebenso beschaffen waren, wie die, auf der er sich befand!
      Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er daran dachte, dass dies nur ein Hive von vielen war! Wie groß waren die Chancen der Menschen in Atlantis, wenn sich all diese Hive zusammen schlossen und gemeinsam einen Angriff auf die Stadt flogen?
      Hör auf, Deine Zeit mit so einem Mist zu vergeuden! schimpfte er sich selbst. Wenn Du nicht bald von hier weg kommst, dann gibt es für Atlantis überhaupt keine Rettung mehr! Er sah sich kurz um und wählte dann einen Dart, der sich am Ende einer Reihe befand. Er hoffte, dass es auch bei den Wraith eine Reparaturwerkstatt gab, in die die defekten Darts gebracht wurden! Nicht auszudenken, was geschähe, wenn er sich gerade jetzt einen kaputten Jäger aussuchen würde!
      Als er bei dem Dart angekommen war, ging der Major neben ihm in die Hocke und suchte nach einem Schalter, mit dem man das Cockpit des Jägers öffnen konnte, aber er fand keinen.
      Mist! fluchte er und biss sich auf die Unterlippe. Die Dinger haben mit Sicherheit eine Fernbedienung! Was jetzt? Hoffentlich funktioniert Rodney´s Dosenöffner auch hier!
      Er zog das Gerät aus der Innentasche, hielt es in die Richtung des Cockpits und drückte den Aktivierungsknopf. Die indirekte Beleuchtung des Armaturenbretts schaltete sich an, und einige Lichter begannen zu blinken. Mit klopfendem Herzen wartete John Sheppard einige Sekunden lang, aber dann hörte er ein leises Zischen, und die durchsichtige Abdeckung der Pilotenkabine schob sich fast lautlos nach hinten weg. Aufatmend sah sich der Major kurz um und ließ sich, als er sicher war, dass niemand ihn beobachtete, erleichtert auf den Pilotensitz gleiten. Kaum dass er saß, schloss sich das Cockpit wieder.
      „Ok. Gesteuert wird das Teil wohl über den Steuerknüppel hier links. Ziemlich ungewohnt…. Und wie starte ich das Ding jetzt?“ murmelte er leise und ließ seinen Blick über den Monitor vor sich gleiten. Die fremden Zeichen sagten ihm wenig, aber das Prinzip, nachdem es aufgebaut war, schien ihm vage vertraut zu sein. „Und jetzt wollen wir doch mal ausprobieren, wie das hier alles funktioniert. Ich hoffe, der Bordcomputer gibt mir die Reihenfolge des Startvorgangs vor – wenn ich nur wüsste, wo ich den ganzen Mist hier einschalte.“ Nervös trommelte er mit den Fingern seiner rechten Hand auf der Armstütze herum und zog sie erschrocken zurück, als ein Laser, der sich links vom Bildschirm befand, begann, seinen Körper und den gesamten Innenraum des Darts zu scannen. Erschrocken verharrte John Sheppard in seiner momentanen Position und beobachtete argwöhnisch, was um ihn herum geschah.
      Als das Licht nach kurzer Zeit erlosch, fing der Pilotensitz unter ihm plötzlich an, sich zu bewegen und zu verändern. Die Rückenlehne und die Sitzfläche schoben sich etwas in die Höhe, so dass der Major nun bequem aus dem Cockpit heraus sehen konnte, die Armlehnen bogen sich nach innen und mit ihnen veränderte der Steuerknüppel seine Position so, dass der Major ihn nun mit der rechten Hand gut erreichen konnte. Zugleich öffnete sich in der linken Armstütze eine Tastatur, auf der verschiedene Lampen aufleuchteten, und eine Computerstimme sagte irgendetwas auf Wraith.
      „Ich nehme mal an, das hieß ‚Bitte stellen Sie das Rauchen ein und drücken Sie das großen, blinkenden Ding rechts neben dem Monitor!’’“ murmelte der Major und beugte sich nach vorne, um den Knopf zu drücken. „Und ich hoffe bei Gott, dass das nicht der Schleudersitz ist!“
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      Als Ssar den Hangar erreicht hatte und aus dem Transporter stieg, waren weder Cyr noch seine Männer eingetroffen. Er ging mit schnellen Schritten zu einer Kontrolltafel in der Nähe, berührte mehrere Sensoren mit den Fingern, und kurz darauf erschien auf dem Monitor die schematisierte Darstellung der unterschiedlichen Ebenen des Hangars. Ssar begann die verschiedenen Decks durch zu scrollen, und entdeckte auf dem obersten das, nachdem er gesucht hatte: Ein kleines, blinkendes Lämpchen, am Ende einer der Andockbuchten. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. Offenbar hatte es der Mensch tatsächlich geschafft, einen der Darts zu starten. Gut! Gemütlich schlenderte er zum Transporter zurück und als er dort ankam, öffnete sich dieser und Cyr und die beiden angeforderten Piloten traten heraus.
      „Wo ist der Mensch?“ fragte er den Kommandanten und sah ihn prüfend an. Die zufriedene und entspannte Ruhe, die Ssar verbreitete, war ihm nicht entgangen.
      „Am hinteren Ende der mittleren Andockbuchten.“ lautete die Antwort des Kommandanten. „Er hat einen der Darts aktiviert und war gerade dabei, die Andockklammern zu lösen.“
      „Und Du hieltst es natürlich nicht für nötig, ihn daran zu hindern.“
      fragte der Adlatus ruhig, aber seine Verärgerung war deutlich zu spüren. Ssar schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Seine Gefühle waren viel zu stark, als dass er sie hätte unterdrücken können, und er war sich sicher, dass Cyr´shaán sowohl seine Zufriedenheit, als auch sein Jagdfieber gespürt hatte, als er aus dem Transporter gestiegen war. Gerade, als Cyr noch etwas sagen wollte, unterbrach das Brummen eines Motors seine Gedanken, und gleich darauf sirrte ein Dart mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei und auf den Hangarausgang zu. Der Adlatus sah ihm kurz hinterher und wandte sich dann wieder Ssar zu. Wütend funkelte er den Kommandanten an. „Geht jetzt und bringt ihn mir!“ zischte er. „Und zwar lebend!“ Seine unausgesprochene Drohung im Falle eines Scheiterns, hing für alle spürbar in der Luft. Dann wandte er sich schwungvoll um, und verschwand im Transporter. Ssar und die beiden Piloten liefen zu ihren Darts und kurz darauf waren sie in der Luft und auf der Jagd nach John Sheppard.
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      „Wir werden ihn hinunter auf den Planeten treiben.“ instruierte Ssar seine Männer auf Wraith über Sprechfunk, als sie das Hive verlassen hatten und Sichtkontakt zu dem Dart des Menschen hatten. Er flog dicht am Hive entlang, um sowohl den verfolgenden Darts als auch den Zerstörern, die des Zentralschiffes begleiteten, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. „Und zwar zur nördlichen Polkappe, damit wir die Ausdünnung so wenig wie möglich stören. Ihr bleibt über ihm und sorgt dafür, dass er nicht ausbrechen kann. Den Rest übernehme ich. Und wagt es nicht, ihn abzuschießen, es sei denn, Ihr seid Euch absolut sicher, dass dem Menschen nichts geschehen kann! Ihr habt den Adlatus gehört!“ Dann schmunzelte er und stellte den Kontakt zu Sheppard´s Jäger her. „Schön, dass Du es tatsächlich geschafft, hast, zu entkommen, Mensch.“ bemerkte er süffisant. „Ich hoffe, Du stellst Dich beim Fliegen geschickter an, als bei Deiner etwas plumpen Flucht durch die Luftschächte. Also streng Dich ein wenig mehr an und enttäusche mich nicht.“ Als er nach einer ganzen Weile noch keine Antwort bekommen hatte, lachte er leise. „Den Sprechfunk schaltet man mit dem blauen, blinkenden Knopf ein, der sich links neben Deiner Hand auf der Seitenarmatur befindet.“
      „Gib mir ein bisschen Zeit, mich mit diesem Schrott, den Ihr „Flieger“ nennt, anzufreunden, und Du wirst Deine wahre Freude an mir haben, Wraith.“ erklang die mürrische Antwort des Menschen aus dem Lautsprecher. „Diese Steuerung ist ja wohl der letzte Dreck!“
      „Ja, sie ist etwas empfindlicher, als die dieses plumpen, lantianischen Gleiters, den Du gewohnt bist.“ konterte Ssar spöttisch. „Du musst sie eben mit Gefühl behandeln, Mensch. Davon habt Ihr doch so viel, wie ich gehört habe.“ Er beschleunigte seinen Dart, ging etwas tiefer und hängte sich direkt an Sheppard´s Fersen. „Aber keine Sorge. Ich werde Dir schon etwas Flugunterricht geben, bevor ich Dich abschieße. Du brauchst Dir übrigens um das Hive und seine Begleitschiffe keine Gedanken zu machen. Sie werden Dir nichts tun. Die einzige Sorge, die Du hast, sind wir. Wenn ich Dich nun bitten dürfte, Kurs auf den Planteten zu nehmen….“ Er unterstrich seine Worte, indem er zwei Raketen so platzierte, dass sie unter Sheppard´s Schiff hindurch flogen und knapp vor dessen Nase wieder hervor kamen. Belustigt registrierte er das hastige Ausweichen des Menschen, und seine hektischen Versuche, den Dart danach wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich sagte Dir doch eben, Du sollst mit Gefühl steuern, Mensch!“ lacht er und flog einen engen Bogen, um den Kontakt zu dem flüchtenden Dart nicht zu verlieren.

      „Schön, dass wenigstens einer von uns gute Laune hat.“ knurrte der Major und versuchte, wieder zurück zum Hive zu kommen, aber die beiden anderen Darts hatten bereits reagiert und drängten ihn immer weiter in den offenen Raum hinaus. Zwei weitere Raketen zischen knapp an ihm vorbei und zwangen ihn, seine Flugbahn noch weiter in Richtung Planetenoberfläche zu korrigieren. Schließlich gab er auf und flog in die Richtung, in der die Wraith ihn haben wollten – zur nördlichen Polkappe.

      Der „Flugunterricht“, den ihm der Wraith versprochen hatte, bestand vor allem darin, dass er John Sheppard zu zahlreichen schnellen und waghalsigen Ausweichmanövern zwang, und so dafür sorgte, dass dieser bei Eintritt in die Planetenatmosphäre die Steuerung des Darts – oder Szirrs, wie die Jäger offenbar in Wraith genannt wurden - so gut beherrschte, dass er die Kontrolle über den schnittigen Jäger nicht mehr verlor. Und als sie die Planetenoberfläche endlich erreichten, fand John Sheppard sogar Vergnügen an der auf die leiseste Berührung reagierenden Steuerung.
      „Du hättest mich abschießen sollen, als Du noch die Gelegenheit dazu hattest, Wraith.“ sagte er gut gelaunt, und jagte in einer engen Linkskurve zwischen zwei Eisbergen hindurch. „Jetzt wirst Du dazu leider keine Gelegenheit mehr haben.“ Er steuerte auf die offene Wasseroberfläche zu und flog so tief und schnell, wie es ihm in diese Höhe möglich war. Das Display der Außenkamera vor ihm zeigte, dass hinter ihm genau das geschah, was er sich erhoffte hatte: Der Unterdruck, den der schnell fliegende Jäger über dem Meer erzeugte, sog das Wasser unter seinem Bug an und bildete zwei hohe Wassersäulen, die den verfolgenden Dart zwangen, seinen Kurs zu ändern, um nicht abzustürzen. „Wie heißt Du eigentlich?“ fragte der Major spöttisch. „Nicht, dass ich ein wirkliches Interesse daran hätte - ich möchte nur wissen, welchen Namen ich auf Deinen Grabstein schreiben soll.“
      Er zog den Dart in einem steilen Winkel nach oben und visierte einen der Jäger an, die ihn in Schach hielten. Nur um Haaresbreite verfehlte er ihn, aber der Pilot musste ausweichen und John Sheppard nutzte die Lücke, um auszubrechen. Mit Höchstgeschwindigkeit jagte er auf das Festland und das Gebirge zu, das er in der Entfernung erkennen konnte.

      Ssar fluchte leise, als er die Wasserfontänen vor sich sah und wich nach links aus. Mit einer eleganten Rolle flog er an dem Eisberg vorbei, der sich plötzlich vor ihm befand und suchte dann nach dem Szirr des Menschen.
      „Ich heiße Ssar.“ antwortete er lächelnd. „Und mit meiner Beerdigung wirst Du Dich wohl noch ein wenig gedulden müssen, Mensch. Denn wenn Du weiterhin so schlecht zielst, werden Dir die Raketen schnell ausgehen, und dann wird die Jagd auf Dich noch langweiliger, als sie ohnehin schon ist. Ich dachte, Du kannst fliegen? Wann fängst Du denn endlich damit an?“ Er beschleunigte und jagte hinter dem flüchtenden Menschen her. „Solltet Ihr ihn nicht daran hindern, auszubrechen?“ fauchte er auf Wraith seine Leute an. „Wenn er die Vegetationszone erreicht, wird er schwerer auszumachen sein, als hier! Versucht ihm, den Weg abzuschneiden und zu mir zurück zu treiben!“ Wortlos kamen die beiden Piloten seinen Befehlen nach, zogen ihre Jäger noch oben, um von dort eine bessere Sicht zu haben und schwärmten danach nach links und rechts aus. Ssar blieb dem Major auf den Fersen. Missmutig schätzte er Entfernung und Geschwindigkeit des Menschen und erkannte, dass er ihn nicht vor den Bergen erreichen würde. Nun gut! Die zerklüfteten Felsen würde es zwar schwieriger machen, den Menschen zum Landen zu zwingen, aber es würde die Jagd auf ihn auch wesentlich interessanter gestalten. Ssar war begierig darauf, zu erfahren, wie der Mensch mit den turbulenten Luftströmungen innerhalb des Gebirges zurecht kommen würde. Mit einer beiläufigen Bewegung aktivierte er den Sprechfunk erneut und kontaktierte den Menschen. „Pass auf, dass Du nicht an einer der Felswände zerschellst.“ bemerkte er spöttisch. „Ich würde es bedauern, dem Adlatus zu melden, dass sich sein Lieblingsmensch in einem Feuerball aufgelöst hat.“
      „Das lass nur meine Sorge sein“ lautete die Antwort. „Und schau ab und an mal in Deinen Rückspiegel, Ssar. Es könnte sonst nämlich durchaus sein, dass Du plötzlich der Gejagte bist.“
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        Obwohl er der Verfolgte war, begann John Sheppard diese Jagd langsam zu genießen. Von Minute zu Minute lernte er die Flugeigenschaften des Darts besser einzuschätzen, und er musste Ssar in einem Punkt voll und ganz Recht geben: Der Wraithjäger war wesentlich wendiger und angenehmer zu fliegen als ein Jumper, wenn man sich erst einmal an die empfindliche Steuerung gewöhnt hatte.
        Allerdings vermisste er die Gedankenverbindung zu dem Bordcomputer, wie dies bei dem Antikerschiff der Fall war. Aber dass die Wraith auf eine derartige Hilfe verzichteten, war angesichts ihrer Jagdleidenschaft nicht weiter verwunderlich. Bilder einer Ausdünnung erschienen ungewollt vor seinem geistigen Auge, und bestürzt ertappte sich John Sheppard bei der Phantasie, selbst mit einem Dart Menschen zu jagen. Augenblicklich verscheuchte er den Gedanken aus seinem Bewusstsein. Schließlich war er ein zivilisierter Mann und kein Barbar, dass er solche Empfindungen hatte!

        Lügner! flüsterte eine kaum hörbare Stimme tief in seinem Innersten.

        In der Zwischenzeit war Ssar wieder zu dem Szirr des Menschen aufgeschlossen und folgte ihm durch die wild zerklüfteten Schluchten der Berge. Er musste zugeben, dass dieser Mensch schneller mit dem Jäger umzugehen lernte, als er gedacht hatte. Dennoch war er sich sicher, dass er letztendlich gewinnen würde. Er hatte dem Major zwar dabei geholfen, den Dart beherrschen zu können, aber die kleinen Feinheiten dieses Fluggeräts fand man nur durch jahrelange Erfahrung heraus. Es war unwahrscheinlich, dass der Mensch all das in der kurzen Zeit herausfinden konnte! Aber er ist wirklich gut. dachte Ssar und zollte dem Menschen insgeheim seinen Respekt. Besser, als ich gedacht hatte! Fast bedauerte er es, dass der Mann nach der Rückkehr in das Hive nicht mehr lange leben würde. Die Hüterin würde seine Flucht mit Sicherheit nicht dulden und entsprechend darauf reagieren. Er seufzte kaum hörbar. Schade um die gute Jagdbeute.
        Er riss sich aus seinen Gedanke heraus und konzentrierte sich wieder auf seine Verfolgung. Die beiden Piloten, die Ssar unterstützten, hatten sich in der Zwischenzeit auch wieder eingefunden, aber in diesem zerklüftetem Gebiet konnten sie nichts anderes machen, als den Menschen daran zu hindern, nach oben zu entkommen.
        „Zieht Euch ein Stück zurück, damit der Mensch nach Westen entfliehen kann.“ befahl er ihnen. Es wurde Zeit, das Spiel zu beenden. Ssar war sich ziemlich sicher, dass Cyr ihre Jagd auf dem Kommandodeck des Hives mitverfolgte und langsam ungeduldig wurde. „Dort befindet sich eine weite Ebene und es dürfte ungefährlicher für ihn sein, wenn wir ihn dort zur Landung zwingen. Er sollte ja nach Möglichkeit nicht zu Schaden kommen. Es reicht schon, wenn wir dabei einen Szirr einbüßen!“ Er wollte noch etwas sagen, verstummte aber urplötzlich, als John Sheppard mit seinem Dart eine völlig unerwartete Kehre um einen Berggipfel flog und auf einen der Verfolger über ihm schoss. Die Rakete streifte die rechte Tragfläche des Jägers und entzündete diese. Eine schwarze Rauchfahne hinter sich herziehend, versuchte der Pilot auf einer Hochebene zu landen, verlor aber kurz vorher die Kontrolle über den Jäger und stürzte ab.
        Ein wütendes Fauchen, gefolgt von einigen sehr unfeinen Wraithflüchen, entschlüpfte dem Mund des Kommandanten. Er riss seinen Szirr nach oben und drängte den Menschen mit einigen gezielten Schüssen vor dessen Bug von dem noch verbliebenen Dart weg und zurück in die Schluchten der Berge. Er gab einen kurzen Befehl an den Piloten, der sich nach links absetzte und darauf wartete, dass Ssar John Sheppard wieder aus den Bergen heraus trieb.
        „…und da waren´s nur noch zwei.“ hörte Ssar die schadenfrohe Stimme des Menschen über seinen Lautsprecher. „Du sollst nicht Tagträumen, sondern mich fangen. Schon vergessen?“
        Ohne eine Antwort zu geben, verringerte Ssar die Entfernung zu dem Menschen und feuerte einige Raketen ab. Sie schlugen dicht neben und unter dem Dart des Flüchtenden ein und zwangen ihn so, wieder nach oben auszuweichen, aber diesmal folgte ihm der Wraith dichtauf.
        „Dir werde ich helfen, Mensch!“ knurrte er und setzte sich so nah rechts neben ihn, dass seine Tragflächen fast die des anderen berührten. Der zweite Jäger schloss von links auf, und plötzlich sah sich John Sheppard in einer sehr unglücklichen Zwangslage. Er konnte nach keiner Seite mehr ausweichen und wurde Stück für Stück in Richtung Boden gedrückt.

        Jetzt sitze ich aber ganz schön in der Patsche! fluchte der Major. Warum kann ich auch meinen großes Mundwerk nicht halten?! Ich muss mich irgendwie befreien und einen Funkspruch nach Atlantis senden! Dazu muss ich aber in die oberen Luftschichten, damit ich das Subraumsignal absetzen kann.

        Über seine Flucht und die anschließende aufregende Jagd mit den Darts hatte er die Warnung an Atlantis fast vergessen!
        Er überprüfte auf dem Monitor die Position der beiden anderen Jäger und berechnete dann den Neigungswinkel und den Rückschub, den er benötigte, um aus dieser Falle heraus zu kommen! Er wusste, dass er nur einen einzigen Versuch hatte! Ssar war viel zu erfahren und ein viel zu guter Pilot, als dass er einen zweiten Ausbruchsversuch von John Sheppard nicht erkennen würde und zu vereiteln gewusst hätte! Seine Arroganz gegenüber den Menschen, war die einzige Chance, die dem Major blieb, und er nutzte sie!
        Ein kleines Luftloch brachte den Dart neben ihn dazu, etwas abzusacken, und sofort reagierte der Major. Er brachte den Jäger in eine leichte Schräglage und schaltete der Rückschub auf volle Kraft. Sein Flug wurde abgebremst und die beiden anderen Darts sausten an ihm vorbei. Allerdings geriet John Sheppard´s Jäger dabei auch ins Trudeln. Nur mit Mühe konnte er ihn abfangen und den Dart mit Höchstgeschwindigkeit in die oberen Atmosphäreschichten lenken. Hektisch tippte er den Kommunikationscode ein, kam aber nicht dazu, ihn zu aktivieren, weil Ssar bereits wieder zu ihm aufgeschlossen hatte. Der Major riss den Steuerknüppel hart herum und wich dem Wraith aus, wobei er dem zweiten Dart so nahe kam, dass dieser ausweichen musste, um eine Kollision zu vermeiden. Während er Kurs auf eine Wolkenbank nahm, aktivierte John Sheppard den Code und wartete mit klopfendem Herzen auf Antwort. Sekunden später hörte er das Kraxen und kurz darauf Pierre Devereux´s Stimme im Lautsprecher.
        „Major Sheppard? Einen Moment! Sara?! Holen Sie sofort Dr. Weir her! Ich habe Major Sheppard…“
        „Pierre! Halten Sie sofort den Mund und hören Sie zu!“ herrschte John Sheppard den Franzosen an. „Teyla hat einen Sender im Körper, der den Code überträgt! Die Wraith wollen Atlantis…“
        Ein Zischen und Rauschen tönte aus dem Lautsprecher, während der Major noch sprach, dann war die Verbindung unterbrochen. Ssar befand sich rechts neben ihm und drängte ihn nach links, aus der Wolke hinaus. Wütend schlug John Sheppard mit der Faust gegen die Armlehne und wich dem Dart aus. Er wusste, dass die Wraith die Übertragung stören würden! Dass sie allerdings so schnell reagieren würde, hatte er nicht erwartet!

        Hoffentlich kam wenigstens der erste Teil an! flehte er stumm. Bitte, wer auch immer! Lass sie die Warnung verstanden haben!

        Die Ungewissheit nagte an ihm, jedoch hatte er im Augenblick keine Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen! Ssar bedrängte ihn aufs Neue, und auch der andere Jäger war ihm wieder auf den Fersen. John Sheppard bremste seinen Szirr ab und versuchte Höhe zu gewinnen, aber der Wraith war schon wieder über ihm! Was auch immer der Major sich einfallen ließ, Ssar schien es schon im Voraus erahnen zu können und reagierte darauf.
        „Um mich zu schlagen, musst Du Dir schon etwas Besseres einfallen lassen, als diese jämmerlichen Fluchtversuche, Mensch.“ hörte er die spöttische Stimme des Wraithpiloten aus dem Lautsprecher. „Ich werde Dir immer einen Schritt voraus sein! Und Dein Funkspruch nach Lantia war wohl ein ziemlicher Fehlschlag!“
        „Das weißt Du nicht, Wraith!“ fauchte John Sheppard. „Meine Leute sind nicht so dumm und unbeholfen, wie Du zu glauben scheinst!“ – und ich auch nicht!
        Er bremste den Dart rapide ab und flog in einer geschickten Rolle an dem nachfolgenden Jäger vorbei und steuerte mit Höchstgeschwindigkeit einen kleinen Canon an, aber einige Sekunden später war Ssar erneut neben ihm und schnitt seine Flugbahn.
        John Sheppard zog seinen Jäger steil nach oben, um Ssar auszuweichen, und rammte dabei fast den anderen Abfangjäger, der plötzlich, wie aus dem Nichts auftauchte. Der Major ließ seinen Dart rollen, um einem Zusammenstoß zu entgehen, aber er verriss dabei die Steuerung dermaßen, dass er ins Trudeln kam und Schwierigkeiten hatte, den Jäger wieder zu stabilisieren. Mit hoher Geschwindigkeit raste er auf den Boden zu. Erst kurz über den Baumwipfeln fing er sich wieder und suchte nach seinen Verfolgern. Diese hatte, in Erwartung seines Absturzes, etwas Abstand gehalten, kamen aber jetzt schnell wieder näher.
        John Sheppard beschleunigte seinen Jäger und wollte eben in Richtung Gebirge fliehen, als ihm plötzlich ihm ein verrückter Gedanke durch den Kopf schoss: Was, wenn er abstürzte? In der Luft würde er Ssar niemals entkommen können. Davon war er in der Zwischenzeit restlos überzeugt!

        Dazu fliegt dieser Mistkerl einfach viel zu gut!

        Und auch wenn der Major es nicht wahrhaben wollte – er bewunderte den Wraith für dessen Flugkünste! Das, was er in den letzten Minuten erlebt hatte, war die perfekteste Beherrschung eines Flugobjekts, die er jemals miterleben durfte! Ssar würde eine jede Flugprüfung mit Bravur bestehen, dessen war sich der Major sicher! Was würde aber geschehen, wenn die Wraith glaubten, ihre Jagdbeute wäre ums Leben gekommen? Sie würden noch eine Weile suchen, aber dann aufgeben, und dann hatte der Major eine reelle Chance, durch das Gate zurück nach Atlantis zu kommen!
        Der See dort drüben könnte mir weiter helfen. grübelte er, und so langsam nahm der Plan in John Sheppard´s Verstand Gestalt an: Er würde jetzt ertrinken!
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        „Sie haben eine Nachricht von Major Sheppard bekommen, Pierre?“ fragte Elizabeth Weir atemlos, als sie in den Kontrollraum gelaufen kam. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich umzuziehen, sondern sich nur einen Morgenmantel übergeworfen. In Atlantis war es kurz nach zwei Uhr morgens. „Wo ist er? Und wie geht es ihm? Ist die Flucht geglückt?“
        Pierre Devereux schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Dr. Weir. Die Verbindung wurde kurz nach ihren Aufbau wieder unterbrochen. Aber sie kam auf einer Wraith-Trägerwelle, was das Schlimmste vermuten lässt! Wir haben einige Fragmente der Nachricht aufgefangen und sind gerade dabei, sie einigermaßen zu restaurieren. Das kann allerdings noch ein paar Minuten dauern. Vielleicht sollten Sie sich in der Zwischenzeit einen Kaffee holen.“ schlug er vor, als er Elizabeths bleiches Gesicht und ihre zerzausten Haare bemerkte. „Ich habe eben Frischen gekocht.“ Dr. Weir nickte. „Eine Tasse Kaffee kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen. Geben Sie mir aber sofort Bescheid, wenn Sie die Nachricht entziffert haben.“
        Während sie auf dem Weg in die Kantine war, gingen Elizabeth zahlreiche Gedanken durch den Kopf, und das Meiste davon war nicht sehr erbaulich!
        Wenn die Nachricht auf einer Wraithfrequenz gesendet worden war, dann bedeutete das, dass John Sheppard nicht mit dem Jumper entkommen war, und sich vermutlich noch auf dem Basisschiff befand. Aber warum? Hatten die Wraith den Jumper entdeckt? Diese Möglichkeit bestand leider. Rodney hatte mehrfach versucht, der Besatzung eine abgeschirmte Nachricht zukommen zu lassen, aber nie eine Antwort erhalten. Aber wie war John dann entkommen? Und wie konnte er ein Lebenszeichen senden? Brauchte er vielleicht Hilfe? Und wenn ja – wie sollte diese aussehen? Dr. Weir schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu beruhigen. „Hör auf, Dir das Gehirn zu zermartern, Liz!“ schalt sie sich selbst, als sie die Türe zur Kantine öffnete. „Das hat keinen Sinn! Du machst Dich nur verrückt!“
        Sie ging zur Theke, schenkte sich eine große Tasse Kaffee ein und trank die Hälfte davon mit geschlossenen Augen, um den Geschmack und den Geruch zu genießen, und um sich zu beruhigen. Danach füllte sie die Tasse erneut und begab sich zurück zum Gateraum, den sie in heller Aufregung vorfand – Rodney war eingetroffen!
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        Cyr glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als er sah, wie der Dart mit dem flüchtenden Menschen auf der Oberfläche des Sees zerschellte und die brennenden Teile im Wasser versanken! Er ließ Ssar und Ce´shal, den anderen Piloten, das ganze Gebiet mit Infrarotsensoren mehrfach absuchen, aber ohne Ergebnis. Schließlich ließ er die Suche einstellen und machte sich bereit, zu Sshi´echal zu gehen, um sie über die Vorkommnisse zu unterrichten, obwohl er ahnte, dass sie bereits davon wusste. Die telepathischen Fähigkeiten der neuen Wächterin waren beeindruckend!
        „Ich möchte, dass eine Kopie des Absturzes in mein Quartier übertragen wird.“ ordnete er an, bevor er die Brücke verließ. Irgendetwas stimmte hier nicht! John Sheppard war noch am Leben, das konnte er so deutlich fühlen, wie die Präsenz aller Wraith im Hive!
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        „Und Du bist also der Meinung, dass der Mensch noch am Leben ist.“ stellte die Hüterin ruhig fest, und ließ dabei ihren Blick langsam und genüsslich über den jungen, dunkelhaarigen Menschen gleiten, den ein Wraith vor kurzem zu ihr gebracht hatte. Er war vielleicht achtzehn Jahre alt, an Händen und Füßen gebunden und starrte sie zitternd und mit angstvoll erweiterten Augen an. Langsam schritt sie um den Gefangenen herum, und wandte sich dann Cyr zu, der in respektvoller Entfernung stand und auf ihre Anordnungen wartete. „Und dass er zurück nach Lantia gehen wird.“ Die emotionale Botschaft, die in ihren Worten mitschwang, verdeutlichte Cyr, dass sie keine Erwiderung wünschte, sondern lediglich seinen Bericht zusammenfasste. „Das ist bedauerlich, denn es bedeutet, dass unser Plan zur Eroberung von Lantia nicht gelingen wird.“ Sie seufzte leise. „Aber Du hattest mich ja gewarnt, Adlatus. Ich hätte auf Dich hören sollen. Daher werde ich weder Dir noch dem Narren Ssar einen Vorwurf bezüglich der Flucht des Menschen machen. “ Sie lächelte den Wraith kurz an, drehte sich dann wieder um und schenkte ihre Beachtung erneut dem Menschen, der darüber nicht sehr glücklich zu sein schien. „Aber erfreulicherweise ist der Mensch Sheppard ja nicht der einzige Lantianer, den wir in unserem Gewahrsam haben – Dank Deiner Umsicht, Cyr. Ich möchte den Piloten des lantianischen Gleiters in genau 10 Deers sprechen. Sorge dafür, dass er zu mir gebracht wird. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich möchte diesen kleinen Leckerbissen nicht länger warten lassen.“ Cyr verbeugte sich ehrerbietig und verließ den Raum.
        Zuletzt geändert von Noir; 28.08.2005, 05:59.
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        Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

        Kommentar


          „Was soll das werden? Eine neue Version von „Wie stelle ich mich am dümmsten an“? Rätselraten können Sie in Ihrer Freizeit spielen!“ schimpfte Rodney McKay ungehalten und drängte den völlig entnervten Pierre Devereux vom Computer weg. „Gehen Sie weg da und lassen Sie mich… Könnten Sie jetzt endlich so freundlich sein, und…Danke! Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit! Im Gegensatz zu anderen benötige ich meine neun Stunden Schlaf.“ Er sah sich hilfesuchend im Raum um. „Hat jemand einen Schokoriegel?....Danke, Keiko! Sie sind meine Lebensretterin!“ Während er mit der einen Hand den Riegel auspackte und ein Stück davon abbiss, tippte er schon mit der anderen bereits hektisch auf der Tastatur herum. „Ist das Marzipan?“ fragte er mit vollem Mund. Wieder Willen musste Elizabeth lächeln. Dieser Mann schaffte es in kürzester Zeit alle um ihn herum in den Wahnsinn zu treiben! Ein geniales Universalgenie, aber vom Verhalten her ein großes, verzogenes und ewig quengelndes Kind. Und das Faszinierendste daran war, dass ihm niemand auf Dauer böse sein konnte! Sie schüttelte den Kopf. Wie er das schaffte, würde ihr auf immer ein Rätsel bleiben! Langsam schlenderte sie näher und nahm ab und zu einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.
          „Wie sieht es aus, Rodney?“ fragte sie ruhig, als sie bei dem Wissenschaftler angekommen war. „Kommen Sie mit der Restaurierung der Nachricht zurecht?“
          „Oh, Elizabeth!“ brummte er abwesend, musterte ihren Morgenmantel beiläufig und tippte dann weiter. „Hübsches Kleid! Und ja – ich komme zurecht. Und wenn mich nicht alle fünf Sekunden jemand fragen würde, ob ich weiter komme, wäre ich schon lange fertig!“ Er schob sich den letzten Rest des Riegels in den Mund, und während er kaute, sprach er weiter. „Und eigentlich ist es keine Restaurierung, eher eine Anpassung und Umprogrammierung der der Nachricht zu Grunde liegenden mathematischen…“
          “Rodney“, unterbrach Dr. Weir seine Erklärung und verbiss sich ein Lachen. - Hübsches Kleid! - „Ich vertraue Ihnen vollkommen. Bringen Sie mir einfach das Ergebnis, wenn Sie fertig sind. Ich bin in meinem Büro.“
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          John Sheppard hockte vor Kälte zitternd mit angezogenen Knien in einer winzigen Höhle hinter dem Wasservorhang des kleinen Wasserfalles, der rauschend am nördlichen Ende in den kleinen, blau-grünen See stürzte. Eigentlich war es mehr eine kleine Mulde im Felsgestein, gerade groß genug, dass ein Mensch mit Mühe darin Platz finden konnte, aber sie war immer noch komfortabler als sein vorheriges Versteck im Schlick der mit Schilf bewachsenen Uferböschung. Missmutig sah er auf die Bisswunden der Blutegel an seinen Armen hinab.
          Glücklicherweise hatte er seinen fingierten Absturz einigermaßen heil überstanden, wenn man von weiteren Prellungen, Kratzern und der schmerzhaft brennenden und geröteten Haut absah, die sein Sturz auf die Seeoberfläche hinterlassen hatte. John Sheppard stöhnte leise auf, als er schwerfällig seine Position ein wenig veränderte, um seiner schmerzenden Sitzfläche etwas Linderung zu verschaffen. Er kam sich vor wie ein Invalide. Dabei hatte er noch unwahrscheinliches Glück gehabt, dass er die Abdeckung des Szirrs noch rechtzeitig öffnen konnte und er beim Aufschlag nicht bewusstlos geworden und wirklich ertrunken war! Vorsichtig tastete er nach der tiefen, blutigen Schramme an seiner Schläfe, die er sich zugezogen hatte, als ihn ein Trümmerteil getroffen hatte. Wenigstens hatte sie jetzt zu bluten aufgehört, auch wenn er immer noch Kopfschmerzen hatte.
          Vorsichtig stützte er sich mit seinen Armen auf dem Fels ab und ließ sich langsam ins Wasser gleiten. Er wollte nachsehen, ob die Wraith sich immer noch in der Nähe des Sees aufhielten, aber der Wasserschleier verdeckte ihm die Sicht, und das permanente Rauschen übertönte alle Geräusche, so dass er in regelmäßigen Abständen unter dem Wasserfall hindurch tauchten musste, um die Lage abzuschätzen.
          Fast eine Stunde lang hatten die Wraith versucht, ihn aufzuspüren, aber seit einiger Zeit hatte er das Geräusch der Darts nicht mehr gehört. Ob sie aufgegeben hatten? Oder waren sie nur gelandet und suchten nun zu Fuß nach ihm? Ein Schauder lief durch seinen Körper, der nicht allein auf das eisige Wasser zurückzuführen war. Wenn er noch lange hier blieb, würde er eine Lungenentzündung bekommen!
          Vorsichtig tauchte er hinüber zu dem großen Baum mit den violetten Blüten, der am etwa fünf Meter entfernten Ufer wuchs und dessen dichte, weit herabhängende Äste bis auf die Wasseroberfläche hinab reichten. Im Schutze ihres Schattens sah er sich wachsam um, aber außer dem Zwitschern der Vögel, dem Plätschern des Wassers und dem Rauschen der Blätter war nichts zu hören. Vorsichtig schwamm er ans Ufer, stieg aus dem Wasser und schlich sich im Schutze der dichten Vegetation auf einen Hügel zu. Er brauchte unbedingt eine bessere Aussicht, um entscheiden zu können, was er als Nächstes unternehmen sollte.
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          „Elizabeth?“ Eine Hand berührte sie an der Schulter und rüttelte sie sanft. „Wachen Sie auf. Ich habe jetzt die Nachricht, die Major Sheppard uns übermittelt hat, entziffert. Ich glaube, wir haben ein Problem.“
          „Rodney? Was tun Sie denn hier?“ murmelte die Leiterin von Atlantis desorientiert und sah Dr. McKay verwirrt an. „Wie spät ist es denn?“
          „Etwa drei Uhr morgens. Sie sind in Ihrem Büro eingeschlafen.“ Der Wissenschaftler sah sich um und griff dann nach einem in der Nähe stehenden Stuhl. „Sie haben nichts dagegen wenn ich…“
          Dr. Weir schüttelte den Kopf und trank den letzten Schluck ihres in der Zwischenzeit kalt gewordenen Kaffees. „Natürlich nicht, Rodney. Setzen Sie sich. Was ist nun mit dieser Nachricht von John? Hat er gesagt, wo er sich aufhält, und ob er Hilfe benötigt?“
          Rodney McKay schüttelte den Kopf. „Es ist sehr wenig, was gesendet wurde, und das, das wir entziffern konnten, wird Ihnen nicht gefallen. Mir hat es jedenfalls nicht…Aber hören Sie es sich selbst an.“ Er klappte den Laptop, den er auf den Tisch gelegt hatte, auf und spielte das File, das er bearbeitet hatte, ab. Ein leises Hintergrundrauschen und Knacksen erfüllte den Raum, und dazwischen war John Sheppard´s Stimme deutlich zu hören. „….Sie…den Mund und…Sie zu! Teyla hat… Sender im Körper, der…überträgt! Die Wraith…Atlantis…“ Dann brach die Übertragung ab, und Dr. McKay wartete schweigend auf die Reaktion. Elizabeth lies sich die Aufnahme noch zweimal vorspielen, dann nickte sie versonnen. „Es scheint, als hätte Sgt. Bates Recht gehabt. Die Wraith haben etwas mit Teyla angestellt. Aber Dr. Beckett hat sie doch mehrfach und gründlich untersucht! Wie konnte ein Sender unentdeckt bleiben – noch dazu einer, der offenbar über Subraum sendet? Und was soll eigentlich gesandt werden? Unterbrechen Sie mich, Rodney, wenn ich etwas Falsches erzähle, aber ein Sender kann doch nicht selbstständig Daten von einem Computer aufrufen und abschicken, oder? Was wollen die Wraith also damit? Welche Informationen soll er ihnen beschaffen?“ Fragend sah Elizabeth dem Wissenschaftler in die Augen.
          Rodney hob abwehrend beide Hände und lachte verlegen. „Ich bin nicht allwissend, Elizabeth – auch, wenn ich mir das nicht gerne eingestehe. Solange Dr. Beckett Ihren kleinen Missetäter nicht gefunden hat, kann ich Ihnen über Funktionsweise und Verwendungszweck nichts sagen. Er könnte alles senden – von der Geheimnummer Ihrer Bank bis hin zu einem kompromittierenden Telefonanruf! Alles, das digital gesendet wird, während Teyla in der Nähe ist, und für die Wraith einen Nutzen hat. Aber was könnte das sein?“ grübelte er weiter. „Wo Atlantis liegt wissen sie, und alles andere hat keinen Wert für sie, weil wir die Iris am Gate immer geschlossen halten, auch wenn ein Außenteam….“ Er zuckte zusammen, brach erschrocken ab und starrte Dr. Weir an. „Der Code! Genau! Wenn sie den in ihrem Besitz haben…Genial!“ Er war aufgestanden und lief aufgeregt im Raum auf und ab.
          „Dann müssen wir die Codes ändern.“ schlug Dr. Weir vor, aber Rodney schüttelte den Kopf. „Es ist gleichgültig, wie oft wir den Code ändern. Er wird jedes Mal erneut übertragen, sobald Teyla in der Nähe ist. Nein. Wir müssen den Sender finden und entfernen – oder deaktivieren, wenn Dr. Beckett ihn nicht heraus bekommt. Und solange darf Teyla den Gateraum unter keinen Umständen betreten.“
          Elizabeth Weir nickte. „Gut.“ sagte sie dann. „Da wir heute Nacht nichts mehr ausrichten können, schlage ich vor, dass sich alle, außer der Nachtschicht, zu Bett begeben und wir morgen als Erstes eine Konferenz einberufen, in der wir unsere weiteren Schritte besprechen werden. Und wir sollten über allem John Sheppard nicht vergessen! Falls Sie eine Möglichkeit sehen, seinen Aufenthaltsort festzustellen, Rodney, dann möchte ich, dass Sie es versuchen – auch wenn es noch so unwahrscheinlich ist. Wir dürfen ihn noch nicht aufgeben!“
          _______________________________

          Cyr lief gemächlich die Gänge des Hives entlang zu seinem Quartier, um sich in Zse´ra´azzh zu versenken. Wichtige Dinge standen bevor, und er musste unbedingt etwas Ruhe und Ordnung in seine Gedanken bringen! Seit dem Absturz des Szirrs hatte er John Sheppard so gut es ging, aus seinen Erinnerungen verbannt, aber seine Unruhe war dennoch geblieben. Es wurde Zeit, einen Schlusstrich zu ziehen! Die Ausdünnung des Planeten war bald beendet, und danach würde sich sein Hive mit den anderen Schiffen zusammenschließen und sich auf den Weg nach Atlantis machen. Cyr hatte als Adlatus eine Menge Arbeit zu erledigen, die wichtiger war, als seine Suche nach dem Menschen Sheppard, so leid ihm das auch tat.
          Sesh´s Worte fielen ihm wieder ein, während er in den Korridor einbog, der zum Zentralbau führte: Mach Dir keine unnötigen Gedanken über diesen Menschen, Cyr. Wo soll er denn hin, außer nach Atlantis? Und dort werden auch wir uns bald befinden. Wenn Du Geduld hast, wird er von ganz alleine zu Dir kommen…
          Cyr lächelte. Vermutlich hatte sein Freund wieder einmal Recht – wie so oft. Er wollte gerade einen der Wendelgänge betreten, als er von hinten eine menschliche Stimme verblüfft den Namen rufen hörte, der ihm seit Atlantis nur allzu gut vertraut und verhasst war: „Steve?!“ Er blieb stehen und drehte sich langsam in Richtung der Stimme um. Es war eine junge Menschenfrau, etwa 25 Jahre alt mit langen, braunen Haaren - und er kannte sie. Sie hieß Noel, und sie war der einzige, freundliche Mensch, an den er sich aus seiner Gefangenschaft in Atlantis erinnern konnte. Sie befand sich in Begleitung eines Wraith, den er flüchtig kannte – Chishah, einer der Navigatoren der Brücke. Er grüßte ihn mit einem leichten Kopfnicken und schlenderte dann mit gleichmütigem Gesichtsausdruck näher. Er freute sich zwar, Noel zu sehen, aber sie war nur ein Mensch, und er der Adlatus der Hüterin. Es wäre ein schlimmer Bruch der Etikette gewesen, einem so unbedeutendem Menschen gegenüber Gefühle zu zeigen. Lediglich ein kurzes, warmes Lächeln in seinen Augen gestattete er sich, als er vor ihr stand. Ihr Gesicht war bleich, und sie starrte ihn an, wie einen Geist. Ihre Fassungslosigkeit und ihre ehrliche Freude darüber, ihn zu sehen, schwappten wie ein warmer Regenschauer über ihn hinweg. „Ich dachte, Du wärst tot.“ flüsterte sie, und ihre Stimme zitterte. „Sie haben Dich doch nach Hoff gebracht, und…“ verwirrt brach sie ab. Das völlige Fehlen einer Reaktion von ihm brachte sie aus dem Konzept, und er spürte ihre tiefe Trauer darüber. „Tut mir leid. Ich wollte Dich nicht nerven.“ flüsterte sie schließlich und wollte sich umdrehen, um zu gehen, aber Cyr hielt sie zurück. Sanft fasste er ihr mit der Hand unter das Kinn und hob ihren Kopf etwas an, damit er ihr in die Augen sehen konnte.
          Sie sah anders aus, als er sie in Erinnerung hatte, und er fragte sich, was wohl in den letzten Wochen geschehen sein mochte, dass sie sich jetzt hier und nicht in Atlantis befand. Behutsam wischte er ihr mit einem Finger die Tränen ab, die über ihre Wangen liefen, und fuhr sacht die Konturen ihrer Lippen nach. Dann ließ er sie los, drehte sich abrupt um und ging. Der brennende Schmerz, den sie bei seinem wortlosen Abschied verspürte, traf ihn wie der Stich einer Lanze. Erkläre es ihr! befahl er Chishah und betrat die Wendeltreppe. Die Träne, die direkt auf sein Ni´essan gefallen war, brannte wie Feuer. Fest schloss er die Finger darum.
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          (Der letzte Abschnitt ist zum Teil ein Crossover zu einer anderen Geschichte, den ich hier nicht poste. )
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            Es wurde bereits dunkel, als John Sheppard endlich auf dem Gipfel der höchsten Erhebung angekommen war. Er ließ sich ins Gras fallen und robbte die letzten Meter im Schutze des hohen Grases bis nach oben und lugte über den Rand. Im Dämmerlicht konnte er weites Tal erkennen, das von einem Fluss durchzogen wurde, dessen Ufern von einem dichten Auwald gesäumt war. Er suchte den Himmel und die Umgebung nach Anzeichen von Wraithaktivitäten ab, aber soweit er erkennen konnte, befand sich außer ihm kein einziges anderes Lebewesen hier. Von Westen, aus der Richtung, in der er das Stargate vermutete, ballte sich eine hohe Gewitterfront auf und das massive Wetterleuchten in den Wolken machte ihm deutlich, dass er sich schleunigst nach einem geeigneten Unterschlupf umsehen sollte. Seine Kleidung war gerade eben wieder getrocknet, und er konnte gut und gerne auf ein erneutes Bad verzichten!
            Seufzend ließ er sich zurück ins Gras fallen und rutschte ein kleines Stück den Hang hinunter. Während er die Stoffetzen wieder zurecht zupfte, die er sich um seine nackten Füße gebunden hatte, nachdem er dreimal auf eine Distel getreten war, überlegte er, ob er beim Erklimmen des Hügels irgendwo eine Höhle oder dergleichen gesehen hatte, aber er konnte sich beim besten Willen an nichts erinnern. Also würde er wohl notgedrungen weiter laufen müssen, in der Hoffnung, irgendwo dort unten im Tal ein Versteck zu finden.
            Seufzend stemmte er sich von Boden ab und begann den Hügel auf der anderen Seite hinab zu klettern. Wachsam beobachtete er dabei seine Umgebung, immer bereit, sich sofort in Deckung zu begeben, falls sich ein Dart am Himmel zeigen sollte.
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            In seiner Unterkunft auf dem Hive saß der Adlatus über einen in eine Tischplatte eingelassenen Computerbildschirm gebeugt, und tüftelte an einem neuen Plan zur Eroberung Lantias, als ihn der Kurator über das Affinitätsband zu sich rief.
            „Du machst Dir doch im Augenblick Gedanken darüber, wie wir diese neuen Menschen und ihren Heimatplaneten finden könnten, nicht wahr? Ich habe hier etwas, das Dich interessieren und Dir möglicherweise dabei helfen könnte.“ sagte er, und Cyr konnte das vergnügte Schmunzeln in seinen Gefühlsregungen überdeutlich spüren. „Am Besten, Du kommst vorbei, und siehst es Dir selbst an.“
            Da er im Augenblick sowieso nicht weiter kam, schaltete Cyr den Monitor ab, und begab sich auf den Weg zu Ne´Chaa. Es kam selten genug vor, dass der Kurator ihn direkt kontaktierte, und wenn, dann handelte es sich meist um etwas Außergewöhnliches.
            „Meine Leute haben wieder einmal nicht aufgepasst, Cyr“, empfing der Kurator den Adlatus, ohne auch nur im Geringsten auf dessen Stellung einzugehen.
            Ne´Chaa war alt - sehr alt. Er war einer der ältesten Wraith im Hive - und Rangordnungen interessierten ihn schon lange nicht mehr. Sein langes, glattes Haar hatte über die unzähligen Jahrtausende hinweg eine eisblaue Farbe angenommen, und seine einst funkelnden gelben Augen waren eingetrübt und milchig-weiß geworden. Viele Zyklen würde Ne´Chaa nicht mehr erleben, aber im Gegensatz zu den Menschen brachte das Alter bei den Wraith keine Gebrechlichkeit mit sich. Sie büßten zwar ein wenig ihrer Agilität ein, aber kräftemäßig waren sie einem Menschen immer noch bei Weitem überlegen.
            Das Alter brachte auch keine Krankheiten mit sich, wie das bei diesen bedauernswerten Menschen der Fall war – die Regenerationsfähigkeit ihrer Körper ließ einfach nur mehr und mehr nach, bis ihr Organismus irgendwann im Laufe einer Schlafperioden seine Lebensfunktionen einstellte und der Wraith nie wieder erwachte.
            „Aber komm mit mir und sieh selbst.“ lächelte der Kurator und Cyr folgte ihm zu einer Kammer im rückwärtigen Teil des Raumes. Eine junge Frau hatte sich dort zitternd in eine Ecke verkrochen und starrte die beiden hereinkommenden Wraith angstvoll an. Sie war zierlich, klein und noch sehr jung – Cyr schätzte sie auf etwa siebzehn oder achtzehn Jahre. Und sie war hoch schwanger!
            Der Adlatus seufzte und sah den Kurator an. „Was soll ich mit ihr?“ fragte er irritiert. „Schick sie zurück auf ihren Planteten, damit sie in Ruhe gebären kann.“
            Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Kurators. „Ich habe sie gründlich untersucht, deshalb ist sie jetzt auch ein wenig verängstigt.“ erklärte er. „Es ist ihr erstes Kind, und so, wie sie sich verhält, freut sie sich sehr darauf.“ Er machte eine kleine Pause. „Und wir haben das Männchen. Es ist in einer Zelle untergebracht und macht sich wirklich große Sorgen um seine Gefährtin. Ich bin mir sicher, dass Du daraus etwas machen kannst.“
            Er lächelte und in seine Augen stahl sich ein warmes Funkeln, als er spürte, wie sich in Cyrs Verstand die Gedanken regelrecht überschlugen. Der junge, ungestüme Wraith, den Ne´Chaa einst ausgebildet, und mit dem er soviel Kummer gehabt hatte, hatte sich wirklich hervorragend entwickelt. Der Kurator nickte leicht und ließ Cyr mit der Frau und seinen Gedanken alleine.
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            Nachdem er den Fuß des Hügels erreicht hatte, wollte sich John Sheppard zuerst in Richtung Auwald begeben, entschied sich aber dann doch lieber für ein kleines Wäldchen, das sich nur einige hundert Meter von ihm entfernt an einem Abhang befand. Der Wind frischte auf, und eine heftige Böe riss an John Sheppards Jacke. Fröstelnd zog er sie enger um sich und beschleunigte seinen Schritt. Der Geruch von Regen lag in der Luft, und die Blitze und das Grollen des Donners kamen langsam näher.
            John Sheppard erreichte die Bäume kurz bevor die ersten Regentropfen zu fallen begannen. Hastig stellte er sich unter einen dicht belaubten Baum, der ihn ein wenig an eine Tanne erinnerte und kauerte sich entgegen der Wetterseite an ihrem Fuße zusammen.
            Die Erzählungen über Leuten, die während eines Gewitters unter einem Baum Schutz gesucht hatten und vom Blitz erschlagen worden waren, drängten sich nach ein paar Minuten ungewollt in sein Gedächtnis und hielten sich dort hartnäckig. Eine Weile schaffte er es, sie zu ignorieren, dann stand er fluchend auf und tastete sich in der zunehmenden Dunkelheit mit ausgestreckten Armen von Baum zu Baum, tiefer in das Wäldchen hinein. „Was für ein jämmerlicher Angsthase Du doch bist!“ schimpfte er halblaut vor sich hin. „Demnächst wirst Du Dich noch vor Deinem eigenen Schatten erschrecken!“
            Plötzlich erstarrte er und ging in die Hocke. Er konnte zwischen den Bäumen hindurch einen kleinen, flackernden Lichtschein ausmachen, der offenbar aus einer geschützten Mulde im Waldboden zu kommen schien. Ein Lagerfeuer? Wenn ja, dann konnte das nur auf die Anwesenheit von Menschen hindeuten. John Sheppard bezweifelte stark, dass sich die Wraith gesellig um ein Lagerfeuer versammelten, um Marshmallows zu rösten!
            Vorsichtig und geräuschlos schlich der Major näher. Der Verlust seiner Stiefel machte sich zum ersten Mal bezahlt, denn so konnte er dürre Äste spüren, bevor er darauf trat. Ein Windstoß, der durch die Bäume wehte, brachte den würzigen Geruch von Eintopf und gebratenem Fleisch mit sich, und das Knurren seines Magens erinnerte John Sheppard daran, wie hungrig er war. Dennoch blieb er auf der Hut! Er wusste nicht, welche Leute sich dort vorne befanden, und auch ein Zusammentreffen mit Menschen konnte gefährlich werden, wie er in seiner Vergangenheit schon oftmals am eigenen Leibe erfahren hatte.
            Der Rastplatz der Menschen war hervorragend gewählt. Es handelte sich um einen runden, windgeschützten Trichter, der offenbar durch einen vor langer Zeit entwurzelten riesigen Baum entstanden war. Seine Kante war mit dichten Dornengestrüpp gesäumt und verdeckt, und nur durch einen schmalen Durchgang im Norden zu erreichen. Hätte der Sturm nicht die Zweige bewegt und das Feuer angefacht, der Major wäre an dem Lager vorbei gegangen, ohne es zu bemerken. Behutsam näherte er sich noch ein Stück und spähte hinein.
            Zwei Männer und drei Frauen saßen schweigend unter einem provisorisch errichteten Zeltdach und aßen aus hölzernen Schüsseln ihr Abendmahl. Eine der Frauen hielt einen schlafenden Säugling im Schoß, und zwei weitere Kinder saßen in Decken gehüllt im hinteren Teil der Überdachung.
            Die Menschen waren wie Bauern gekleidet, und schienen keine Gefahr darzustellen. John Sheppard räusperte sich leise und erhob sich. „Schön, in dieser Einöde auf Menschen zu treffen.“ sagte er so locker und freundlich, wie möglich. „ Vor allem, wenn sich so ein Gewitter über einem zusammen braut. Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mich ein Weilchen zu Euch ans Feuer setze, bis das Unwetter sich verzogen hat?“
            Sofort sprangen die Männer auf, griffen nach den Knüppeln, die neben ihnen lagen, und stellten sich schützend vor die Frauen und Kinder. Der Major blieb ruhig stehen, um die beiden nicht zu provozieren. Ihre Nerven schienen nicht gerade die Besten zu sein. Eine Weile tuschelten die Männer miteinander, dann ergriff der Ältere der Beiden das Wort. „Komm ins Licht, Fremder.“ lud er den Major mit einer knappen Handbewegung ein. „Aber langsam. Wir wollen Dein Gesicht sehen, bevor wir entscheiden.“
            John Sheppard hob leicht die Hände, um den Menschen zu signalisieren, dass keine Gefahr von ihm ausging, und trat vorsichtig in den Lichtschein des Feuers. Angesichts des jämmerlichen Bildes, das er wohl abgab, senkten die Männer kurz darauf die Knüppel und entspannten sich. „Du siehst aus, als hättest Du Einiges mitgemacht, Soldat.“ ergriff der Ältere erneut das Wort, ließ sich im Schneidersitz nieder und legte den Knüppel aus der Hand. „Komm ans Feuer und setz Dich. Wir haben außer unserem Leben nicht viel retten können, aber das, was wir besitzen, wollen wir mit Dir teilen.“ Er ergriff eine der hölzernen Schalen, die hinter ihm aufgestapelt waren und füllte sie mit einer großen Portion des Eintopfes. Dann schnitt er ein Stück des gebratenen Fleisches ab und legte sie zusammen mit einer Scheibe Brot darauf. Er reichte dem Major die Schüssel zusammen mit einem Löffel und wünschte ihm einen guten Appetit.
            Eine Weile aßen sie schweigend, nur hin und wieder traf John Sheppard ein neugieriger Blick. Schließlich brach der ältere Mann das Schweigen.
            „Du bist einer der Neuankömmlinge, die sich in der Stadt der Vorfahren nieder gelassen haben, nicht wahr? Was treibt Dich in diese verlassene Gegend?“

            Nun, dachte der Major, diese Frage musste ja kommen! Und was antworte ich jetzt? Die Wahrheit kann ich ihnen nicht sagen. Sie hielten mich für einen Lügner und Betrüger und wahrscheinlich würden sie mich davon jagen. Ich muss aber unbedingt mehr über diese Gegend erfahren, und vor allem muss ich herausfinden, wo sich das Stargate befindet!

            Er nickte. „Ja, ich komme aus Atlantis.“ antwortete er schließlich. „Ich war mit meiner Einheit auf Patrolie, als wir einen Zusammenstoß mit den Wraith hatten. Ich wurde von meinen Leuten getrennt und konnte mich bis hierher durch schlagen. Ich hoffte, auf ein Dorf oder einen Gehöft zu stoßen, in dem ich mich nach dem Weg zum Sternentor erkundigen konnte, aber offenbar lebt in diesem Gebiet niemand.“
            „Das einzige Dorf im Umkreis von 50 Meilen war das unsere.“ antwortete die Frau, die den Säugling auf dem Schoß hatte, bitter. „Und das wurde von den Wraith dem Erdboden gleich gemacht.“ Sie sah John Sheppard vorwurfsvoll an. „Und Du bist also einer von denen, die die Wraith vor der Zeit erweckt haben?“ Sie spuckte auf den Boden neben sich. „Wenn es die Gebote der Gastfreundschaft nicht verböten, würde ich Dich mit Steinen von hier verjagen, wie einen tollen Hund!“
            „Das reicht jetzt, Kara!“ Die Stimme des älteren Mannes war scharf und duldete keinen Widerspruch. „Du hast nicht das Recht, einen Gast an meinem Feuer zu beleidigen – gleichgültig, was Dir widerfahren ist! Nicht nur Du hast den Verlust Deiner Familie zu beklagen! Aber was wären wir, wenn wir aus Zorn die wichtigsten Regeln menschlichen Zusammenlebens vergäßen? Es war sicher keine Arglist, die sie die Wraith erwecken ließ. Es war der Wille der Götter.“
            John Sheppard schluckte trocken und schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Dass er es war, der die Wächterin getötet hatte, aus Wut und aus Rache für den Mord an seinem Vorgesetzten? Dass der Hauptschuldige für ihre Misere direkt vor ihnen saß?
            „Verzeih Kara.“ ergriff der jüngere Mann zum ersten Mal das Wort. „Meine Schwester hat heute ihren Mann und zwei ihrer Kinder verloren und sie ist verzweifelt vor Schmerz. Ich denke, sie brauchte einfach ein Ventil, um ihren angestauten Zorn zu entladen.“ Er stand auf. „Mein Name ist Senjar. Der Mann neben mir ist Kelnor, Kara kennst Du ja schon. Neben ihr sitzen Sina und Marga, und die beiden Racker dort hinten heißen Warg und Orlan. Die Kleine auf Karas Schoß heiß Mira. Sie ist meine Tochter.“ Er deutete nacheinander auf alle Anwesenden und streckte danach dem Major die geöffnete Hand hin. „Und Du bist hier willkommen und unter Freunden, Soldat.“
            „John.“ antwortete der Major, erhob sich ebenfalls und schlug in die dargebotene Hand ein. Dann wandte er sich an Kara und die anderen Menschen. „Es tut mir leid, was Dir und den Deinen widerfahren ist – was Euch allen widerfahren ist. Und glaubt mir, wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen.“ Er senkte den Blick und starrte auf den Boden vor seinen Füßen. „Ich wünschte wirklich, ich könnte es.“
            „Denk nicht mehr daran.“ mischte sich Sina ruhig ein. „Wenn es jetzt nicht geschehen wäre, wäre es in ein paar Jahrzehnten passiert.“ Sie seufzte leise. „ Ich glaube, es wäre gut, wenn wir uns jetzt schlafen legten. Morgen wird ein langer Tag.“ Sie reichte John Sheppard eine Decke und nickte ihm zu. „Du kannst dort drüben im Zelt schlafen. Zwischen Senjar und Kelnor ist sicher noch Platz.“
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            *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
            *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
            Indianische Weisheiten
            Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

            Kommentar


              Cyr sah die Frau noch eine Weile schweigend an und verließ dann den Raum. „Behalte sie bitte noch ein wenig bei Dir, Ne´Chaa. Ich lasse sie später abholen.“ sagte er und begab sich zu den Sammelzellen im Untergeschoss des Hives, nahe den Nährkammern. Auf dem Weg dorthin beordnete er telepathisch zwei Wachen zu sich und sorgte dafür, dass eine Einzelzelle bereitgehalten wurde.
              Wie üblich wichen die eingesperrten Menschen beim Erscheinen der Wraith erschrocken bis an die hintere Wand zurück und verharrten dort reglos. Cyr betrat die Zelle und ließ seinen Blick leidenschaftslos über die Gefangenen schweifen. Diese Szenen hatte er schon zu oft erlebt, als dass sie ihn noch in irgendeiner Form berührten. Sein Blick blieb an einem jungen, rothaarigen Mann hängen, und auf seine wortlose Frage, ob das das Männchen zu dem schwangeren Weibchen war, erhielt er die ebenso wortlose Bestätigung der Wächter. Cyr sah dem Jungen in die Augen und formte mit alle seiner Macht in seinem Geist ein einziges Wort, das er dem Menschen telepathisch sandte: „Komm!“
              Einzelne Befehle konnte auch der begrenzte Verstand der Menschen erfassen, und Cyr hatte festgestellt, dass vor allem jüngere Menschen für Telepathie empfänglich waren. Es war ein harmloses, kleines Experiment, das er immer wieder gerne durchführte, in der Hoffnung, doch einmal einen echten Telepathen unter diesen Wesen zu finden. Ganz nebenbei liebte er es, zu beobachten, wie verstört die Menschen reagierten, wenn sie plötzlich eine fremde Stimme in ihrem Kopf hörten.
              Wie erwartet, zuckte der junge Mensch erschrocken zusammen und sah sich irritiert um. „Willst Du Deine Gefährtin wieder sehen? Dann komm mit mir.“ sandte Cyr, aber es erfolgte keine Reaktion.
              Wieder ein Fehlschlag. Der Adlatus seufzte in Gedanken und gab einem Wächter den Befehl, den Jungen mitzunehmen. Keiner der Menschen machte auch nur den Hauch eines Versuchs, ihn daran zu hindern. Im Gegenteil! Cyr spürte sogar ihre Erleichterung darüber, dass der Junge ausgewählte worden war und nicht sie. Abscheu stieg wieder in ihm auf. Er drehte sich um und steuerte auf den nächsten Transporter zu. Die Wachen mit dem Menschen folgten ihm.

              Bei der Einzelzelle angekommen, stießen die Wächter den Jungen hinein und die Türe schloss sich. „Begebt Euch zu seiner Gefährtin und bringt sie her. Aber seid behutsam. Sie ist schwanger und daher sehr verletzlich. Ich möchte nicht, dass ihr oder dem Kind etwas geschieht!“ befahl der Adlatus und wandte sich dann dem jungen Menschen zu. „Wie heißt Du?“ fragte Cyr und mustere den Gefangenen. Er war schlank, und dennoch muskulös, durchschnittlich groß und anscheinend nur wenig älter als das schwangere Mädchen.
              „Cal.“ antwortete er mit fester, dunkler Stimme. Offenbar hatte er sich wieder gefangen. „Was willst Du von mir, Wraith?“
              „Ich habe vor, Dir ein Angebot zu machen.“ Cyr lächelte herablassend und bemerkte zufrieden, dass der Mensch beim Anblick seiner scharfen Zähne schluckte. „Ich habe gehört, dass Du Dir Sorgen um Deine Gefährtin und ihr Kind machst.“
              „Niara?“ brach es aus Cal heraus und er stürzte in heller Aufregung zur Zellentüre. „Wo ist sie? Geht es Ihr gut? Was habt Ihr mit Ihr vor, Du Monster?“
              „Oh, es geht ihr gut – noch. Ob das allerdings so bleibt, liegt allein an Dir. Wenn Du das tust, was ich von Dir verlange, wird ihr und Deinem Nachwuchs nicht geschehen. Wenn nicht….“ Cyr verstummte und sah den Menschen vielsagend an. In diesem Moment spürte er, wie die Wächter mit der Frau den Gang betraten. Als sie ihren Gefährten sah, wollte sie sich losreißen, aber die Wraith hielten sie zurück.
              „Lasst sie laufen.“ befahl Cyr, und beobachtete interessiert das Wiedersehen der beiden Menschen, die sich durch das Gitter umarmten und vor Freude, einander wohlbehalten wiederzusehen, weinten.
              Die Paarbindungen bei Menschen faszinierten Cyr immer wieder aufs Neue. Die Wraith kannten keine dauerhaften Bindungen. Meist dauerten ihre Beziehungen nur kurze Zeit, und die Initiative ging allein von den Frauen aus. Wenn sich der männliche Wraith einverstanden erklärte, dann blieb das Paar für eine Weile zusammen, entweder, bis die Befruchtung feststand oder man sich nicht mehr verstand. Anschließend trennte man sich im gegenseitigen Einvernehmen wieder.
              Die Erziehung der Kinder war ebenfalls nicht eine Sache der Einzelnen, sondern betraf das gesamte Hive. Jeder einzelne war für die Entwicklung des Nachwuchses verantwortlich. Das festigte die Gemeinschaft und verminderte Erziehungsfehler.
              Nach einer Weile befahl Cyr den Wächtern die junge Frau von ihrem Gefährten zu trennen, sie zurück zu Ne´Chaa zu bringen und dort auf seine weiteren Befehle zu warten.
              „Nun?“ fragte er, als sich Cal wieder etwas beruhig hatte. „Bist Du bereit, Dir meinen Vorschlag anzuhören?“
              „Habe ich denn eine Wahl?“ war die niedergeschlagene Antwort. „Nun gut, Wraith. Was erwartest Du, und was bekommen wir dafür.“ Cyr nickte anerkennend. Trotz seiner Verzweiflung schien der junge Mensch noch logisch denken zu können. Eine Seltenheit bei Menschen. Meist waren ihre Gefühle stärker, als ihr Verstand. „Eigentlich nicht viel.“ erwiderte Cyr ruhig. „Du wirst Dich nach Lantia begeben und dort Erkundigungen für uns einziehen. Je nachdem, wie nützlich diese Informationen sind, werden wir Dir, Deiner Frau und Deinem Nachwuchs eine bestimmte Anzahl an Lebensjahre zuerkennen. Es ist also in Deinem eigenen Interesse, so viele und so wertvolle Informationen wir möglich zu sammeln. Sollte Deine direkte Beteiligung allerdings zur Einnahme von Lantia führen, werden wir Euch sofort nach der Übernahme freilassen und Euer Heimaltplanet wird für 2000 Eurer Jahre unangetastet bleiben.“
              Nachdem Cyr geendet hatte, war es für einige Minuten totenstill. Mit großen Augen starrte Cal den Wraith an und schluckte. Seine Hände zitterten und sein Gesicht war leichenblass. „Du willst, dass ich zum Verräter an meiner eigenen Art werde? Und wenn ich Euer Spiel nicht mitspiele, dann tötet Ihr eine schwangere Frau und ein unschuldiges Kind? Was seid Ihr nur für Bestien!“ flüsterte er leise, aber es kam keine Antwort. Der Wraith sah ihn nur ungerührt und abwartend an. Dass er die junge Frau und ihr Kind niemals töten würde, konnte er dem Menschen nicht sagen und eine Lüge kam für ihn nicht in Frage. Das Einzige und Beste, das er tun konnte, war zu schweigen und den werdenden Vater in seiner eigenen Ungewissheit schmoren zu lassen.
              Unruhig lief Cal in der Zelle auf und ab. Die Qual, sich zu einer Entscheidung durch zu ringen, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Schließlich blieb er vor Cyr stehen. „Wie kann ich sicher sein, dass Du Dein Wort auch hältst, Wraith?“ fragte er und sah Cyr direkt in die Augen.
              „Gar nicht.“ entgegnete der Wraith spöttisch lächelnd und erwiderte dem Blick des Menschen ruhig. „Du wirst es wohl wagen müssen, einem Wraith zu vertrauen.“
              Eine Weile starrten die beiden sich schweigend an, dann konnte Cal Cyrs Blick nicht mehr standhalten und sah zu Boden. „Wie lange habe ich Zeit zu überlegen?“ flüsterte er niedergeschlagen.
              „So lange, wie ich brauche, diesen Korridor entlang zu gehen.“ antwortete Cyr, drehte sich um und entfernte sich von der Zelle. Er hatte schon fast das Ende des Ganges erreicht, als ihn Cals angstvolle Stimme zurück rief. „In Ordnung! Du hast gewonnen, Wraith! Sag mir, was ich machen soll.“
              Triumphierend lächelnd drehte sich Cyr um und schlenderte zurück. „Dafür ist morgen noch Zeit genug.“ erklärte er ruhig. „Aber als Belohnung für Dein Zugeständnis werde ich Dir Deine Gefährtin bringen lassen, wenn Du möchtest.“ Lächelnd sah er das ungläubige Aufblitzen in Cals Augen. Der junge Mann brachte vor lauter Überraschung keinen Ton mehr heraus. Tränen standen in seinen Augen und er nickte schweigend. Cyr nickte leicht. „Dann soll es so sein.“ sagte er und gab den Wächtern den Befehl, Niara zu ihrem Mann zu bringen.
              Eine Weile betrachtete er die beiden Menschen, wie sie glücklich und eng umschlungen in der Zelle standen, dann wandte er sich um und begab sich zu seiner Unterkunft. Er hatte noch eine Menge Arbeit vor sich!
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              Kommentar


                Der Horizont begann sich gerade rot zu verfärben, als Elizabeth Weir aus ihrem Schlaf hoch schreckte. Sie tastete nach ihrem Wecker uns sah verschlafen auf das Zifferblatt. „5 Uhr 30.“ murmelte sie und ließ sich zurück auf ihr Kissen sinken. Erst in etwa einer Stunde würde Atlantis langsam erwachen. Sie gähnte und überlegte, ob sie sich noch einmal umdrehen und weiter schlafen sollte, aber dann fielen ihr mit einem Mal die Vorkommnisse der letzten Nacht wieder ein, und sie war mit einem Schlag hellwach. Sie schlug die Bettdecke zur Seite, setzte sich auf und warf einen Blick aus dem Panoramafenster, das sich direkt neben ihrem Bett befand. Eine Sternschnuppe verglühte am Himmel, und das Rot des anbrechenden Tages spiegelte sich in den sanften Wellen, die bis fast an ihr Fenster schwappten.
                Als man sie aus mehreren hundert Bewerbern für die Stelle als Leitende Wissenschaftlerin des Atlantisteams ausgewählt hatte, war sie stolz und glücklich gewesen. Es war ihr wie ein Traum erschienen, wie ein Märchen, für das sie sogar ihre Ehe aufs Spiel gesetzt hatte. Elizabeth war realistisch genug, um zu wissen, dass Simon nicht ewig auf sie warten würde, und im Grunde ihres Herzens gönnte sie ihm auch eine neue Beziehung. Sie liebte ihn viel zu sehr, als dass sie gewollt hätte, dass er für Jahre – vielleicht sogar für immer – wie ein Einsiedler leben sollte. Dennoch tat es weh, sich ihren Mann mit einer anderen Frau vorzustellen.
                Niedergedrückt nahm Dr. Weir das Foto, das auf ihrem Nachttischchen stand, in die Hand und fuhr zärtlich mit der Hand darüber. „Ich könnte Deine Stärke und Deine Liebe jetzt so sehr brauchen, Simon.“ flüsterte sie „Und Dein Vertrauen in mich. Manchmal habe ich das Gefühl, ich würde nur falsche Entscheidungen treffen, und als wüchse mir das hier alles über den Kopf." Sie schloss ihre Augen. Eine Träne lief ihr über die Wange und tropfte auf Simons Gesicht…

                Trotzig wischte sie sie weg, presste die Lippen aufeinander und atmete tief ein.

                Es hat keinen Sinn, sich in Selbstmitleid zu flüchten, Liz! schimpfte sie sich und stellte das Bild zurück. Du bist hier, und Du hast die Verantwortung für all diese Menschen. Sie haben Dir ihr Leben anvertraut, und ihnen ergeht es mit Sicherheit genauso wie Dir. Und jetzt steh endlich auf und mach Deine Arbeit, so wie jeder hier! Du musst Teyla und Dr. Beckett Bescheid geben. Dieser Sender muss gefunden werden, oder die ganze Expedition wird scheitern, und alle hier sind zum Tode verurteilt. Und das werde ich niemals zulassen!

                Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln, zog ihren Morgenmantel über und begab sich ins Bad.
                __________________________________

                John Sheppard wurde von einer Hand sanft wachgerüttelt. Als er die Augen aufschlug, beugte sich eine Frau mit langen, rotblonden Haaren über ihn und lächelte ihn an. Es war Sina. „Komm frühstücken.“ sagte sie gedämpft und entfernte sich wieder. Der Major schlug seine Decke zur Seite, streckte sich und wischte sich den Schlaf aus den Augen.
                Als er seinen Blick in die Runde schweifen ließ, sah er, dass die anderen Menschen schon wach und mit den morgendlichen Aktivitäten beschäftigt waren. Der würzige Geruch von Tee und gebackenem Brot zog zu ihm herüber, und als er sich am Feuer nieder ließ, reichte ihm Kelnor einen Becher der heißen Flüssigkeit. „Dass Brot ist bald fertig.“ sagte er. Wenn Du Dich waschen möchtest, ein paar Meter westlich befindet sich eine Quelle.“ Er winkte mit seiner Hand vage nach links.
                John Sheppard nahm den Becher dankend an, und fuhr sich mit der Hand über sein stoppeliges Kinn. Schmutzig fühlte er sich nach seinem gestrigen Zwangsbad zwar nicht, aber eine Rasur würde ihm sicher gut tun. Sein Gesichtsausdruck musste Bände gesprochen haben, denn Senjar lachte. „Du kannst mein Rasierzeug nehmen, John.“ schmunzelte er. „Und ja – Du hast eine Rasur dringend nötig.“

                Nach einer ausgedehnten Körperpflege des Majors und dem gemeinsamen Frühstück, begannen die Sirianern ihr Lager abzubrechen. John Sheppard stand ein wenig unsicher daneben und wusste nicht so recht, ob seine Hilfe erwünscht war oder nicht, aber Sina übernahm die Entscheidung für ihn und schob ihn sanft, aber bestimmt hinüber zu Senjar und Kelnor. „Die beiden werden Dir sicher dankbar für Deine Hilfe sein.“ raunte sie ihn zu und in ihren dunkelgrünen Augen blitzte ein Lächeln. „Diese Plane ist wirklich sehr schwer und unhandlich.“
                „Wie kommt es eigentlich, dass Ihr so viele Dinge retten konntet?“ fragte er, während er half, die Zeltplane zum vernünftigen Zusammenlegen flach auf dem Boden auszubreiten. „Die Athosianer konnten kaum mehr als das retten, was sie auf dem Leib trugen.“
                „Die Leute auf Athos sind Nomaden.“ erklärte Kelnor, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wir nicht. Jedes Gehöft hat einen Bunker im näheren Umkreis, der mit dem Nötigsten ausgestattet ist, so dass bei einer Ausdünnung immer genügen Nahrungsmittel und Wasser vorhanden ist, um die nächsten Tage zu überleben, selbst wenn das ganze Dorf zerstört wurde. Wenn die Wraith kommen, brauchen wir nichts mitzunehmen und können uns so vollkommen auf die Flucht konzentrieren, was anstrengend genug ist. Die meisten Menschen schaffen es nicht, und so makaber es auch zu sein scheint, ihre Vorräte helfen den Überlebenden so schnell wie möglich wieder zu ihrem normalen Leben zurück zu kehren.“
                „Aber warum seid Ihr dann hier draußen und versteckt Euch nicht in Euren Bunkern?“ fragte John Sheppard erstaunt. Er nahm das eine Ende der Plane, das Kelnor ihm entgegen hielt und legte zusammen mit Senjar die Plane in der Hälfte zusammen. Das Ding war wirklich schwer! Erstaunt hielten die beiden Sirianer inne und sahen John Sheppard überrascht an.
                „Die Bodentruppen.“ antwortete Senjar nach einer kleinen Weile. „Sie durchkämmen das gesamte Gebiet, und sie wissen von den Bunkern. Sich dort zu verstecken käme einem Selbstmord gleich. Nein, es ist besser zu verschwinden, und erst wieder zu kommen, wenn die Wraith sich einem anderen Ort für die Ausdünnung ausgesucht haben.“
                Nun war es John Sheppard, der überrascht inne hielt. „Die Wraith wissen es, und sie warten nicht, bis Ihr zurückkommt, um Euch dann zu fangen? Warum?“ fragte er.
                „Wenn Du eine Herde hast, dann tust Du nicht gut daran, sämtliche Tiere zu schlachten.“ mischte sich Kara, die der Unterhaltung zugehört hatte, trocken ein. „Schließlich sollen sie sich ja wieder vermehren. Wenn Ihr weniger reden und schneller arbeiten würdet, kämen wir schneller hier weg. Ich möchte nach Hause und sehen, wer von meiner Sippe überlebt hat, und wer nicht.“ Sie nahm sich einen der Körbe, die herum standen und trug ihn hinüber zu dem kleinen Karren, der in ein paar Meter Entfernung stand. Eine Weile arbeiteten die Männer bedrückt und stumm weiter. Karas Worte hatten sie tief getroffen.
                „Woher wisst Ihr, dass die Wraith weiter gezogen sind?“ brach John Sheppard nach einer Weile das Schweigen. Diese Zusammenkunft war eine Chance, mehr über die Menschen und die Wraith zu erfahren, und er wollte sie unbedingt nutzen! Senjar deutete auf den Himmel, der durch die Baumwipfel zu erkennen war. „Das Hive ist weg.“ sagte er lakonisch.
                ________________________________________________

                Zwei Stunden suchte Dr. Beckett nun schon in Teylas Körper nach dem Sender, als er ihn plötzlich inmitten der Nervenstränge des Rückenmarks entdeckte. Verblüfft musste der Arzt zweimal hinsehen, um es zu glauben. „Wer auch immer dieses Kunstwerk geschaffen hat, er ist ein Genie.“ murmelte er ehrfurchtsvoll vor sich hin. „Keine Beschädigungen, keine Narben. Absolut perfekt.“
                „Darf ich aus Ihren Äußerungen schließen, dass Sie es nicht schaffen werden, dieses Stückchen Metall wieder zu entfernen, Carson?“ fragte Rodney McKay herablassend.
                „Nicht ohne Teylas Rückenmark zu beschädigen und sie damit an den Rollstuhl zu fesseln.“ antwortete Carson Beckett, der immer noch gebannt auf den Monitor des Antikergerätes starrte und viel zu beeindruckt von der Leistung des Wraithwissenschaftlers war, als dass er Zeit gefunden hätte, auf Rodneys Stichelei einzugehen. „Ich wünschte, ich wüsste, wie er das gemacht hat.“ sinnierte er halblaut vor sich hin. „Diese Technik würde völlig neue Möglichkeiten in der Orthopädie eröffnen….“
                „Also muss wieder einmal mehr die Wissenschaft die Situation retten – wie üblich…“ brummelte McKay vor sich hin und schlenderte hinüber zu Dr. Beckett, um ihm über die Schulter zu sehen. „Lassen Sie mich mal an den Monitor, Carson.“ sagte er nach einer Weile und verband das Antikergerät mit seinem Laptop. „Und könnten Sie bitte die Finger von der Tastatur lassen….“ fügte er mit einem griesgrämigen Blick hinzu, als der Arzt das Abbild des Chips vergrößern wollte, um den Verlauf der Nervenstränge besser erkennen zu können. „Tun Sie irgendetwas Sinnvolles – kümmern Sie sich um Teyla oder putzen Sie Reagenzgläser…. Irgendetwas wird Ihnen schon einfallen.“
                „Sie sind ein Ekel, Rodney und ich freue mich schon auf Ihre nächste Untersuchung.“ konterte der Arzt mit einem schadenfrohen Lächeln. „Ist das nicht morgen der Fall? Nun, ich lasse Sie dann erst mal alleine und sterilisiere in der Zwischenzeit die Spritzen.“

                Zwei Stunden später standen die beiden Wissenschaftler mit bedrückter Miene in Dr. Weirs Büro. „Wir haben schlechte Neuigkeiten, Elisabeth.“ begann Carson Beckett verlegen das Ergebnis von Teylas Untersuchungen zusammen zu fassen. „Ich fürchte, es ist uns nicht möglich, den Chip zu entfernen, noch ihn zu deaktivieren.“
                „Noch nicht!“ unterbrach McKay. den Arzt. „Aber ich arbeite daran. Das Problem ist, dass der Chip so programmiert wurde, dass er bei jedem Versuch, auf die Programmierung zuzugreifen, einen starken elektrischen Impuls in Teylas Nervenbahnen erzeugt, und Dr. Beckett der Meinung ist, dass diese Überbeanspruchung das Rückenmark auf Dauer irreparabel schädigen könnte. Aber wie gesagt – ich arbeite daran.“ Die Verdrießlichkeit, die er dabei empfand, gegenüber anderen zugeben zu müssen, dass auch er nicht jedes Problem lösen konnte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
                „Von den Schmerzen, die Teyla dabei hat, ganz zu schweigen. Es tut mir leid, Elisabeth, aber ich fürchte, im Augenblick können wir nicht viel mehr machen.“ Der Dr. Beckett zuckte verlegen mit den Schultern und starrte betreten auf seine Füße.
                „Die gute Nachricht ist, dass der Sender nicht alles weiter leitet, sondern nur dafür erschaffen wurde, den Code für das Öffnen der Iris weiter zu geben.“ fügte Rodney hinzu. „Und ich vermute, dass dies auch nur durch einen Verstärker erfolgen kann. Die Sendeleistung des Chips ist für alles andere zu schwach.“
                Elisabeth hatte den Ausführungen der Wissenschaftler schweigen zugehört.
                „Das heiß also, Teyla kann bis auf weiteres nicht an Außenmissionen teilnehmen, darf aber weiterhin in Atlantis bleiben, ohne eine Gefahr für uns darzustellen? Habe ich Sie da richtig verstanden, meine Herren?“ schloss sie die Erklärungen der beiden Männer zusammen. „Weiß sie es schon?“ Dr. Beckett nickte schweigend. „Und wie hat sie es aufgefasst?“ hakte Dr. Weir nach.
                „Nicht sehr gut, fürchte ich.“ murmelte der Arzt. „Sie ist aus dem Raum gestürzt und….“ Er machte eine hilflose Geste mit den Armen und sah Dr. Weir unsicher in die Augen. „Ich wollte ihr hinterher laufen, aber ich war noch nie gut in Sport.“ Er lies den Kopf wieder hängen.
                „Wir wissen nicht genau, wo sie ist.“ brummte McKay betreten. „Irgendwo außerhalb, vermute ich. In der Umgebung der noch nicht erforschten Gebieten des nördlichen Teils der Stadt. Ich müsste die Sensoren neu kalibrieren…“
                „Dann tun Sie das, Rodney.“ unterbrach ihn Elisabeth ernst. „Und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn Sie sie gefunden haben. Ich werde mit ihr reden.“ Sie entließ die beiden Männer und blieb nachdenklich in ihrem Büro zurück.
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                Cyr stand im Arbeitsraum des Kurators neben Sesh und starrte auf eine drei Meter hohe dreidimensionale Projektion des Planeten, die dicht über einem Projektor am Boden schwebte. Es war das exakte Abbild des Planeten, über dem sie sich im Moment befanden. Das Hive und seine Begleitschiffe waren so im Orbit positioniert, dass die Sensoren der Schiffe die Daten für eine Echtzeitabbildung der Oberfläche in den Projektor des Kurators übermittelten. Auf diese Weise konnten Ne´Chaa und Sesh die Population des Planteten feststellen und die Ausdünnung koordinieren, gleichgültig in welcher Position sich das Hive über dem Planeten befand.

                Kurz nachdem John Sheppard abgestürzt war, hatte Cyr seinen K´helar darum gebeten, das Gebiet um die Absturzstelle im Auge zu behalten und nach einem einzelnen menschlichen Lebenszeichen zu scannen, und nur knapp zwei Deer später hatte Sesh das Lebenszeichen des Majors gefunden und seinen weiteren Weg verfolgt.
                „Er ist gestern bei Einbruch der Nacht auf eine Gruppe von Überlebenden gestoßen und zieht nun mit ihnen weiter. Ich habe das einzelne Lebenszeichen markiert, um sicher zu gehen, dass ich es auch nicht verliere, wenn es sich überraschend von der Gruppe trennt.“ informierte Sesh den Adlatus und berührte einige Symbole auf einem Touchscreenmonitor. Auf der Projektion des Planeten erschien ein Quadrat, das sich zu einer senkrecht stehenden, zweidimensionalen Landkarte vergrößerte, während das Abbild des Planeten verblasste. Ein größerer, blinkender, roter Fleck, der aus mehreren Quadraten zu bestehen schien, bewegte sich in nord-westliche Richtung. Eines der Quadrate flimmerte grün. „Sie halten auf ein Dorf zu, das wir gestern ausgedünnt haben. Soll ich einige Darts losschicken, die Menschen einzufangen?“
                „Nein.“
                antwortete Cyr ruhig. „Ich habe andere Pläne. Und weil wir gerade beim Thema sind: Hast Du Dich um die beiden jungen Menschen gekümmert, die ich Dir zu Beginn des Ma´hals geschickt habe?“
                Sesh bestätigte wortlos.
                „Sie befinden sich in einem geschlossenen Quartier in der fünften Ebene, und ich habe mir erlaubt, dem schwangeren Weibchen ein Erfahrenes zur Seite zu stellen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob das Mädchen genau weiß, was auf sie zukommt, und was sie zu tun hat. Sie schien mir danach auch sehr viel ruhiger und gelassener zu sein. Ich hoffe, das entspricht Deinen Wünschen.“
                „Wenn Du dies als notwendig erachtest, werde ich der Letzte sein, der Dir widerspricht.“
                antwortete Cyr mit einem spöttischen Lächeln. „Du kannst Dich besser in die Gedankenwelt der Menschen hinein versetzen, als jeder andere Wra´ish, den ich kenne. Und solltest Du Dich den Menschen irgendwann soweit angenähert haben, dass man keinen Unterschied mehr erkennen kann, dann setze ich Dich einfach auf die Ausdünnungsliste.“
                Sesh lachte leise. „Du findest natürlich keinerlei Gefallen an irgendeinem Menschen.“ sagte er und sah zur Decke, als überlege er. „Wie war das mit Chishahs neuester Errungenschaft?“ stichelte er dann. „Irre ich mich, oder habe ich da nicht so einen kleinen Hauch von Zuneigung spüren können? Und was war mit dem Mädchen auf unserem Heimatplaneten? War das nicht Mitleid?“
                „Du musst Dich irren.“
                erwiderte Cyr schelmisch lächelnd. „Ich bin der Adlatus und damit eine Institution. Ich kann überhaupt keine Gefühle haben. Und diese Institution wird jetzt Deine beiden menschlichen Schützlinge empfindungslos auseinander reißen und in die grausame Wirklichkeit stoßen. Tel´sarish, K´helar.“

                Er begab sich in seinen Arbeitsraum und verfügte, dass der Mensch Cal zu ihm gebracht wurde. Eine Weile ignorierte Cyr ihn, dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Finger ineinander und sah den jungen Mann prüfend an.
                Ein trotziges Funkeln war in Cals Augen, obwohl seine Grundstimmung eher bedrückt zu sein schien. Offenbar machte ihm die Trennung von seiner Gefährtin mehr zu schaffen, als er den Wraith wissen lassen wollte.
                „Du stehst also zu unserer Vereinbarung?“ eröffnete Cyr das Gespräch, und als er das knappe zustimmende Nicken des Jungen sah, sprach er weiter. „Nun gut.“ Der Adlatus beugte sich nach vorn, um Abbild John Sheppard´s aufzurufen. „Das ist die Zielperson, die Dich nach Lantia bringen wird. Seinen Namen brauchst Du noch nicht zu wissen. Im Augenblick ist er auf dem Weg zu dem Sternentor, das sich südlich der Position befindet, an der wir Dich und Deine Gefährtin gefangen haben. Ich vermute, Du kennst den Ort.“
                „Karana.“ antwortete Cal mit belegter Stimme und nickte. „Ich kenne das Tor. Ein Teil meiner Verwandten wohnten in der Nähe.“
                Cyr nickte und sprach weiter. „Du wirst ihm etwas einen Tagesmarsch entfernt erwarten und den Kontakt zu ihm herstellen, indem Du ihn aus einer sehr prekären Situation retten wirst. Verwickle ihn danach in ein Gespräch, indem Du ihm Eure Geschichte erzählst, und zwar genauso, wie sie passiert ist – mit zwei kleinen Änderungen: Du wurdest nicht gefangen genommen, und Du hast Deine Frau sterben sehen.“
                „Was soll das für eine Situation sein?“ unterbrach Cal den Wraith verwirrt. „Ich glaube kaum, dass ich…“
                „Geduld.“ unterbrach ihn Cyr lächelnd, erfreut darüber, dass der Junge seine eigenen Gedanken einbrachte und nicht nur alles unterwürfig über sich ergehen ließ. Ne´Chaa hatte offenbar ein noch besseres Gespür für Menschen, als Sesh! „Zu diesem Arrangement kommen wir später. Wichtig ist vorerst nur, dass der Mann Dir glaubt, dass Du niemanden mehr hast, der Dich auf Sirian hält, und dass Du zusammen mit den Menschen aus Lantia gegen uns kämpfen willst.“ Er sah dem Jungen in die Augen. „Wirst Du das schaffen?“
                „Ja.“ antwortete Cal und hob stolz den Kopf. „Auch wenn Du es nicht glauben wirst, Wraith: Für meine Frau und mein Kind würde ich selbst das Unmögliche möglich machen! Und mein Hass auf Dich und den Rest Euerer Art ist so groß, dass es mir nicht schwer fallen wird, ihm Ausdruck zu verleihen! Ich werde ihn überzeugen!“
                „Die Wraith wissen Mut zu schätzen.“ antwortete Cyr und nickte dem Jungen anerkennend zu. „Und Du scheinst eine Menge davon zu haben. Du hast mein Wort, dass es Deiner Frau und Deinem Kind an nichts mangeln wird, während Du für uns arbeitest. Und nun nimm Dir einen der Stühle und setze Dich neben mich. Meine weiteren Ausführungen werde etwas länger dauern und ich erwarte Deine volle Konzentration. Außerdem werde ich Dich in der Handhabung des Transmitters unterweisen, damit Du Deine Erfahrungen unbemerkt von den Menschen in Lantia an uns senden kannst. Anschließend kannst Du zurück zu Deiner Gefährtin, damit Du Dich von ihr verabschieden kannst. Einer unserer Darts wird Dich morgen in die Nähe des Treffpunktes bringen.“
                *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                Indianische Weisheiten
                Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                  Die Sonne hatte ihren Zenit schon weit überschritten, als John Sheppard sich eine kleine Rast gönnte. Er setzte sich in den Schatten eines Baumes und aß ein wenig von dem gebratenen Fleisch und dem Brot, das ihm Kelnor mit gegeben hatte. Während er sich ausruhte, ließ er den vergangenen Tag nochmals Revue passieren.
                  Nach dem Frühstück war er zusammen mit den Sirianern bis zu deren Dorf weiter gezogen. Der Anblick, der sich ihm dort bot, war erschreckend gewesen. Kein einziges Haus war der Zerstörung durch die Wraith entgangen und die verkohlten Überreste der Gebäude erinnerten ihn an die verbrannte Knochen riesiger Tiere, die anklagend auf den Himmel wiesen.
                  Angesichts dieser Verheerung erschien es dem Major fast wie ein Wunder, dass trotz allem so viele Menschen überlebt hatten, denn außer denen, mit denen er gekommen war, fanden sich im Laufe des Tages noch etliche andere ein, die sofort damit begannen, die Trümmer weg zu räumen und zu retten, was noch zu retten war.
                  Erstaunt hatte John Sheppard außerdem festgestellt, dass die Felder und die Umgebung des Dorfes unangetastet geblieben waren. Auf seine Frage, warum das so sei, hatte Sina mit den Schultern gezuckt und geantwortet, dass die Wraith den Überlebenden der Ausdünnung offenbar die Lebensgrundlage nicht nehmen wollten, so dass sie sich möglichst schnell wieder vermehrten. Aber genau könne sie es auch nicht sagen, da noch keiner von ihnen einen Wraith danach befragt hätte.
                  Schweigend hatte er danach so gut es ging bei den Aufräumarbeiten geholfen und die Nacht bei Kelnor und dessen Angehörigen verbracht. Dabei hatte er erfahren, dass Kara Überlebende ihrer Familie gefunden hatte, und er freute sich aufrichtig für sie. Ihre Worte der vergangenen Nacht hatten John Sheppard wirklich tief getroffen, und er fühlte sich immer noch schlecht, wenn er daran dachte.

                  Am nächsten Morgen hatte ihm Kelnor dann etwas Wegzehrung und ein Paar Schuhe gebracht, aber die Fußsohlen des Majors waren in der Zwischenzeit so wundgelaufen, dass er es darin nicht lange aushielt. Kara hatte dies bemerkt und war über ihren eigenen Schatten gesprungen. Aus einem Stück Leder hatte sie ihm ein Paar einfache Mokassins gefertigt, die John Sheppard dankbar annahm. „Wenn Du sie mit Moos auspolsterst, werden Deine Füße nicht mehr so stark schmerzen.“ hatte sie ihm noch geraten, und war dann gegangen.

                  Ein entferntes schrilles, hohes Sirren riss den Major aus seinen Gedanken und er sah alarmiert zum Himmel hinauf. Dieses Geräusch konnte nur eines bedeuten: Wraith! Hastig raffte er seine Sachen zusammen und sah sich nach einem geeigneten Versteck um. Das Blätterdach des Baumes bot keinen Schutz, da die Wraith mit den Infrarotsensoren der Darts einen Menschen auch im tiefsten Wald entdeckt hätten. Die vereinzelte Felsen mit ihren Überhängen ein paar Meter vor ihm, waren da schon das bessere Versteck! Die Schmerzen seiner Füße ignorierend, rannte der Major die wenigen Meter bis zu den ersten Steinen und kaum, dass er sich unter ihnen versteckt hatte, sah er schon den Schatten eines Darts über den Boden gleiten. Ein weiterer folgte. Offenbar suchten die Wraith etwas oder jemanden, und John Sheppard konnte sich lebhaft vorstellen, wer das war: Er! Der Major presste sich so dicht wie möglich an den Felsen und hoffte inständig, dass ihn die Wraith nicht entdeckt hatten, aber offenbar hatte er Glück. Die Darts flogen vorbei.
                  Als das Geräusch der Jäger leiser wurde, rappelte sich John Sheppard auf, um sich ein besseres Versteck zu suchen, als er von einem schrillen Pfiff abgelenkt wurde. Etwa zwanzig Meter von den Felsen entfern, am Rande eines kleinen Gebüschs, sah er einen jungen Mann, der anscheinend in einer Grube stand und ihn aufgeregt zu sich winkte. „Komm hier rüber! Schnell!“ hörte er ihn rufen. „Hier finden sie uns nicht!“
                  John Sheppard zögerte der Aufforderung nach zu kommen, aber als er hörte, dass die Jäger zurückkamen, rannte er so schnell er konnte auf das Gebüsch zu und ließ sich neben dem Mann in das überdachte Loch im Boden fallen. Kaum dass der Major sich darin befand, schloss der Mann die Abdeckung wieder und lies sich neben ihm auf dem Boden nieder. Eine Weile saßen sie in der Dunkelheit nebeneinander, dann brach der Fremde das Schweigen. „Es ist ungewöhnlich, dass die Wraith ein Gebiet abfliegen, das sie erst vor kurzem ausgedünnt haben. Offenbar suchen sie etwas.“ sagte er nachdenklich und entzündete eine kleine Kerze. „Du hast Glück, dass ich mich noch nicht auf den Weg gemacht und Dich rechtzeitig gesehen habe, ansonsten sähe es wohl schlecht für Dich aus.“ Er schwieg und lauschte dem Sirren der Darts, die oben im Tiefflug über das Gebiet hinweg jagten. Als das Geräusch verklungen war, sah er dem Major in die Augen und streckte ihm die Hand entgegen. „Mein Name ist übrigens Cal.“
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                  Teyla saß in ihrem Zimmer auf dem Bett und starrte schweigend vor sich hin. Der Schock, als sie erfahren hatte, dass Dr. Beckett nicht fähig war, ihr den Sender, der ihr von den Wraith implantiert worden war, wieder zu entfernen, hatte sie schwer getroffen. Die Menschen der Erde hatten einen so starken und selbstbewussten Eindruck gemacht, konnten scheinbar so spielend leicht mit der Technik der Antiker umgehen, dass Teyla der Illusion verfallen war, sie könnten wirklich den Vorfahren das Wasser reichen und beenden, was diese angefangen hatten – die Wraith besiegen und für immer vernichten.
                  Stattdessen sah sie jetzt Menschen, die ebenso wie die Bewohner ihrer Galaxie, den Wraith in technischer Hinsicht weit unterlegen waren, und denen nur der Umgang mit den Apparaturen, die sie in der Stadt der Vorfahren gefunden hatten, einen Anstrich von Überlegenheit gab.
                  Diese Erkenntnis hatte sie in Wut und Panik versetzt - Wut über ihre eigene Vertrauensseeligkeit den Menschen gegenüber, und Panik über den Missbrauch an ihrem Körper durch die Wraith, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatte, und ohne, dass sie irgendetwas dagegen unternehmen konnte. Sie kam sich benützt und verraten vor, ekelte sich vor dem Ding in sich, und der Vorstellung, dass die Hände eines Wraith sie am ganzen Leib berührt hatten. Erneut schüttelte sich ihr Körper vor Ekel, als sie daran dachte.
                  Wie von Sinnen hatte sie sich von Dr. Beckett los gerissen und war quer durch die Stadt der Vorfahren gerannt, weit über die ihr bekannten Bereiche hinaus, bis sie zu einem der verglasten Übergänge gekommen war, die den Zentralkomplex mit einem der drei anderen Teilen der Stadt verband.
                  Es regnete. Graue Wolkenfetzen jagten über den Himmel, und das Meer um sie herum war düster, und zornig aufgewühlt brandete es gegen den Durchgang. Die Tropfen, die der Wind gegen die Scheiben warf, rannen wie glitzernde Tränen am Glas entlang, bis die tobende See sie verschluckte.
                  Eine Weile beobachtete Teyla das Wüten der Naturgewalten und der Druck in ihrer Brust wurde immer stärker. Sie spürte, wie Tränen an ihren Wangen herab liefen, und ein verzweifeltes Schluchzen schüttelte ihren Körper. Unfähig, sich länger auf den Beinen zu halten, lehnte sie sich gegen die Glaswand und sank langsam in die Knie.
                  Wie lange sie dort weinend und in sich zusammen gekauert gelegen hatte, wusste sie nicht, aber irgendwann spürte sie die sanfte Berührung einer warmen Hand auf ihrer Schulter und mit tränenverschwommenen Blick erkannte sie Dr. Weir, die sie in den Arm nahm und schweigend tröstete.

                  Teyla schloss kurz die Augen und versuchte, die Bilder der letzten Tage zu verdrängen. Sie hatte schon früh gelernt, dass es keinen Sinn hatte, mit der Vergangenheit zu hadern, und dass nur die Gegenwart und die Zukunft von Bedeutung waren.
                  Schließlich zwang sie sich, aufzustehen und den Rest ihrer spärlichen Habe in ihren Rucksack zu packen. Dr. Weir hatte ihr zwar angeboten, auf Atlantis zu bleiben, aber Teyla hatte abgelehnt. Was hätte sie denn hier auch machen können, jetzt, wo sie nicht mehr an den Außenmissionen teilnehmen konnte? Nein. Es war besser, wenn sie eine Weile auf das Festland ging und die Zeit, die Dr. Beckett und Dr. McKay benötigten, um eine Lösung für das Problem zu finden, mit ihrem Volk verbrachte. Ein Teil von ihr freute sich sogar darauf. Ihr eigenes Volk war ihr im Laufe der letzten Monate schon viel zu fremd geworden. Zu sehr hatte sie sich in ihrer Naivität dem Verhalten der Erdenmenschen angepasst. Teyla zog die Uniform von Atlantis aus, legte sie sorgsam auf das Bett und schlüpfte in ihre abgetragene, braune Lederhose. Sie zog ihr kurzes, selbstgewebtes Hemd über, zurrte die Verschnürung fest und griff nach dem bunten, langen Mantel, den ihr ihre Tante zu ihrem letzten, gemeinsamen Dankesfest geschenkt hatte.
                  Es wurde Zeit, wieder zu sich selbst zurück zu finden…
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                  Cyr befand sich gerade auf dem Weg zur Brücke, als ihn Sesh davon unterrichtete, dass Major Sheppard und der junge Sirianer zusammen getroffen waren und nun gemeinsam weiter zogen. Cyr lächelte zufrieden. Nun musste er nur noch abwarten, ob sein Plan gelingen würde, und es seinem Spion-wider-Willen gelang, sich das Vertrauen der Erdenmenschen zu erschleichen.
                  Gut gelaunt betrat er die Brücke und gab dem Kapitän und seinem Ersten Navigator den Befehl, einen der Gasriesen im Zyrian-Systhem anzufliegen. Bedingt durch die Ruheperiode des Hives, neigte sich eine Vielzahl der für die Produktion benötigten Rohstoffe und Edelgase dem Ende zu, und es wurde Zeit, neues Material zu schürfen, und zwar nicht nur für den alltäglichen Bedarf, sondern auch, um Waffen herzustellen. Cyr war klug genug, zu wissen, dass die Menschen Lantia nicht freiwillig preisgeben würden. Ein Krieg war unabwendbar, gleichgültig wie gut die Informationen des jungen Sirianers auch sein würden. Er hoffte nur, dass dieser Konflikt nicht zu lange dauern würde. Das unplanmäßige Erwachen aller Wraith brachte einen Großteil des Bestandes der Herden schon jetzt in arge Bedrängnis, und mit jedem weiteren Néch´Oh´hesh würde es schlimmer werden. Einen weiteren Großen Krieg, wie den mit den Lantianern, würden die Herden nicht überstehen.
                  Cyr seufzte, als er an diese Zeit zurück dachte. Er war jung gewesen, damals, bevor die Lantianer den Nichteinmischungsvertrag mit den Wraith brachen. Bis heute wusste er nicht genau, was sie dazu bewogen hatte. Angeblich hatten die Wraith eine Welt angegriffen, die den Lantianern sehr am Herzen lag und damit unantastbar gewesen war, aber Cyr konnte und wollte sich das nicht vorstellen.
                  Das Ergebnis war ein fast dreihundert Jahre währender, grausamer Krieg gewesen, der die Herden so nachhaltig schädigte, dass sie sich bis zum heutigen Tage nicht mehr davon erholt hatten.
                  Auch dies war einer der Gründe, warum die Wraith die Galaxie der Menschen so dringend finden mussten. Die Herden in ihrer Galaxie mussten sich unbedingt erholen, oder sie würden unweigerlich degenerieren und aussterben, und das wäre ein unerträgliches Verbrechen an der Natur und dem Leben, das kein Wraith auf sein Gewissen laden wollte!
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                  *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
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                    Während er die Brücke verließ und zu seinem Quartier zurückging, verriet ihm eine schwache Veränderung in der Vibration des Schiffes, dass das Hive beschleunigte und ein Korridor in den Subraum geöffnet wurde. Etwa sechs Deer würde der Flug in das Zyrian-System dauern, aber Cyr konnte sich noch keine Erholungspause gönnen. Zu wichtig waren jetzt eine detaillierte Auflistung sämtlicher benötigter Elemente, sowie die Festlegung der kürzesten, aber gleichzeitig effektivsten Route durch die Sonnensysteme hin zu dem Treffpunkt, den die Hüterinnen für eine Große Zusammenkunft aller Hives anberaumt hatten. Es wurde langsam Zeit, die Aktionen zu koordinieren und einen Schlachtplan zu entwickeln.
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                    „Was hat Dich eigentlich in diese abgelegene Gegend verschlagen? Allzu viel ist ja hier nicht los.“ fragte John Sheppard seinen jungen Begleiter neugierig und auch etwas misstrauisch. Seit zwei Stunden trotteten sie nun durch eine einsame und karge, wenn auch schöne, Heidelandschaft, und Cal erschien dem Major ungewöhnlich traurig und schweigsam.
                    John Sheppard war Soldat, und glückliche Zufälle, wie der, diesen jungen Mann, just in dem Moment zu treffen, als es am dringendsten war, machten ihn spätestens seit seiner Stationierung in Afghanistan immer etwas nervös. Zu oft in seinem Leben hatten sich solche „Zufälle“ als Fallen entpuppt.
                    Cal seufzte und sah den Major mit einem traurigen Seitenblick an. „Etwa einen Tagesmarsch westlich des Ortes, wo wir aufeinander getroffen sind, liegt ein kleiner Einödhof, der einem Bruder meines Schwiegervaters gehört…oder besser gehörte, sollte ich wohl sagen. Ich bin dort kurz nach meiner Heirat mit Niara hingezogen, weil ihr Vater meinte, ich könne als einfacher Schmiedegeselle keine Familie ernähren, und er seine Tochter gut versorgt wissen wollte. Niara zuliebe habe ich das Angebot angenommen, obwohl ich lieber bei meinen eigenen Leuten geblieben wäre.“ Er lächelte den Major traurig an. „Wir hatten uns so auf das Baby gefreut!“ sagte er leise. „In etwas mehr als einem Monat wäre es soweit gewesen….“ Seine Stimme zitterte und versagte dann. John Sheppard ahnte, was als nächstes kommen würde, und ließ dem jungen Mann die Zeit, die er benötigte, um sich wieder zu fangen. Mit leiser Stimme erzählte Cal weiter. „Und dann kamen die Wraith. Sie kamen nach Einbruch der Dunkelheit, und wir waren nicht vorbereitet. Ishah, der Onkel meiner Frau, hatte ein Fest zur Volljährigkeit seines jüngsten Sohnes gegeben…Sie müssen die Feuer gesehen haben…Freudenfeuer, um das Glück auf den Jungen herab zu beschwören und die Dunkelheit für immer zu vertreiben.“ Er lachte bitter. „Offenbar haben wir damit das Unglück auf uns herab beschworen. Ich sehe nur noch Niara vor mir. Sie stand auf der Veranda und winkte mir zu, als der erste Dart das Feuer auf das Haus eröffnete. Ich rannte zu ihr, versuchte sie unter dem Stützbalken, der auf sie gefallen war, herauszuziehen, aber ich hatte nicht die Kraft dazu. Ich schrie um Hilfe, aber die anderen hörten mich nicht und rannten um ihr Leben. So blieb ich bei Niara sitzen und sie und das Baby starben in meinen Armen.“
                    „Das tut mir leid.“ sagte John Sheppard leise und mitfühlend. „Das, was Du erlebt hast, ist wahrscheinlich mehr, als ich ertragen könnte.“ Eine Weile liefen die beiden Männer in ihre Gedanken versunken nebeneinander her. Dann ergriff der Major erneut das Wort.“ Hat keiner Deiner Leute den Angriff überlebt?“ Cal schüttelte den Kopf. „Ich saß wie betäubt neben der Leiche meiner Frau, bis das Haus vollkommen herunter gebrannt war. Wenn jemand überlebt hätte, hätten sie mich dort gefunden.“ Er holte tief Luft und sah zu John Sheppard hinüber. „Ich begrub meine Frau und dann machte ich mich auf den Weg nach Karana, um zu sehen, wer von meiner Familie noch am Leben ist. Ich übernachtete in einer der Gruben, die die Jäger als Schlechtwetterunterschlupf in regelmäßigen Abständen angelegt hatten, aber ich konnte nicht schlafen. Immer wieder sah ich das Gesicht meiner sterbenden Frau vor mir, und als ich dann endlich einschlief, war es wohl schon Vormittag gewesen. Durch die kleinen Sichtschlitze fällt sehr wenig Licht, wie Du ja gesehen hast. Erst das Geräusch der Jäger hat mich geweckt, und dann sah ich Dich dort bei den Felsen herum irren und rief Dich zu mir. Tja – den Rest kennst Du ja.“
                    „Und was hast Du jetzt vor?“ fragte John Sheppard.
                    „Ich weiß es noch nicht.“ kam seufzend die Antwort. „Es hält mich hier nichts mehr. Ich werde meine Verwandten in Karana suchen, und wenn ich über ihren Verbleib Bescheid weiß, dann werde ich mich irgendeiner Widerstandsgruppe oder so anschließen. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass niemand jemals wieder das durchmachen muss, was ich erlebt habe!“ Der Zorn und der Hass, der in seinen Worten mitschwang, waren unverkennbar. „Ich habe Gerüchte gehört, dass sich eine Gruppe von Kriegern in der Stadt der Lantianer niedergelassen hat und gegen die Wraith kämpft. Ihnen will ich mich anschließen.“
                    John Sheppard lachte leise. „Nun, die „Gruppe von Kriegern“ besteht hauptsächlich aus Wissenschaftlern, aber es gibt auch Soldaten unter ihnen. Ich bin einer davon. Und wenn es Dir wirklich ernst damit ist, Dich uns anzuschließen, dann bist Du herzlich willkommen! Wir sind um jede Hilfe dankbar. Allerdings kann ich dies nicht allein entscheiden, aber wenn Du willst, kannst Du mit mir nach Atlantis kommen, und dann sehen wir weiter.“ Er streckte Cal seine rechte Hand hin, in die dieser ohne zu zögern einschlug. „Nun, dann willkommen an Bord.“ grinste der Major. „Und wie weit ist es jetzt noch bis zum Gate?“
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                    Elizabeth Weir kam als Letzte aus dem Besprechungsraum, und während sich McKay, Beckett, Ford und die anderen, die an der morgendlichen Unterredung teilgenommen hatten, in kleinen Grüppchen diskutierend entfernen, schlenderte sie zur Brüstung hinüber und ließ ihren Blick über den Stargateraum gleiten. Alles schien seinen normalen Gang zu gehen. Zelenka und McKay debattierten über eine neue Möglichkeit, den Sender in Teyla´s Rückenmark zu deaktivieren, Ford und Bates studierten einen Bericht, der ihnen während der Konferenzen übergeben worden war, und auch der Rest der versammelten Menschen gingen ruhig ihrer täglichen Arbeit nach. Dennoch spürte Elizabeth, eine latente Unruhe im Verhalten der Leute. Zu viel war in letzter Zeit schief gegangen! Zuerst das Drunter und Drüber auf Hoff und die Flucht des gefangenen Wraith, dann die Entführung Teylas und der missglückte Rettungsversuch, bei dem Major Sheppard und eine ganze Jumpercrew in die Hände der Feinde gefallen waren und zu guter Letzt die Tatsache, dass die Wraith es tatsächlich geschafft hatten, einen loyalen Verbündeten zu einem Spion zu machen, ohne dass sie oder eine andere Führungspersönlichkeit davon etwas bemerkt hatten. Nur durch Major Sheppard´s Funkspruch waren sie auf den Sender gestoßen und konnten reagieren.

                    Noch mehr solche Pannen und die Menschen verlieren das Vertrauen in meine Führungsqualitäten…

                    Und Elizabeth konnte es ihnen gar nicht einmal verdenken! Sie seufzte, und gerade als sie sich abwenden und in ihr Büro gehen wollte, begann der Alarmton des Tores zu schrillen und sofort war der ganze Raum in Alarmbereitschaft. „Gateaktivierung von Außen!“ hörte Elizabeth eine Stimme rufen.
                    „Haben wir ein Team im Einsatz, Ltd. Ford?“ rief Dr. Weir und hastete zum Kontrollpult des Stargates, während Bates seine Männern zum Tor befahl, um eventuelle Eindringlinge sofort zurückzuschlagen. „Nein, Ma´am!“ lautete Fords Antwort. „Alle Außenteams sind in Atlantis!“
                    Dr. Weir nickte. „Iris geschlossen halten!“ befahl sie, als sie von Rodney McKay´s Stimme unterbrochen wurde. „Warten Sie einen Moment, Elizabeth! Ich empfange etwas!“ Fragend sah sie hinüber zu McKay, der hektisch auf der Antikerkonsole herum tippte. „Rodney?“
                    „Es ist die Kennung des Senders, den Carson Major Sheppard implantiert hat!“ antwortete der Angesprochene fassungslos! „Ich bin mir ganz sicher!“ antwortete er nach einer abermaligen Überprüfung seiner Daten. „Es ist John Sheppard!“
                    Elizabeths Herzfrequenz schoss in die Höhe. John! schoss es durch ihren Kopf. Aber was, wenn das wieder eine Falle der Wraith ist?
                    Wütend verscheuchte sie den Gedanken. Schwäche und Unsicherheit zu zeigen wäre das Verkehrteste, das sie in dieser Situation machen konnte! „Alle Mann in Alarmbereitschaft! Iris öffnen!“ Ihre Stimme klang ruhig und selbstbewusst.
                    Ein paar Sekunden geschah nichts, dann hasteten zwei Männer durch den Ereignishorizont – ein junger, rothaariger Mensch, der einen anderen, dunkelhaarigen stützte und mehr mit sich zog, als dass dieser selbst lief. Die Energieentladungen mehrerer Stunner durchbrachen den Ereignishorizont und trafen zwei der Wachposten, bevor Dr. Weir den Befehl „Iris schließen!“ geben konnte. Elizabeth aktivierte ihren Sprechfunk, während sie auf die beiden Neuankömmlinge zulief. „Dr. Beckett! Notfall! Zwei Männer – möglicherweise verletzt! Kommen Sie sofort zum Stargateraum!“ Kurz bevor sie sie erreicht hatte, brach der dunkelhaarige Mann erschöpft in die Knie, und als er aufsah, blickte Dr. Weir in das Gesicht von John Sheppard! „Hi, Elisabeth!“ sagte er locker und grinste fröhlich, aber er konnte die Erschöpfung in seiner Stimme nicht verbergen. „Schön, Sie nach diesem unterhaltsamen Ausflug endlich wieder zu sehen!“ Dann hockte er sich auf seine Fersen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. „Ich hasse diese Galaxie!“ hörte sie ihn leise flüstern.

                    (Ende erster Teil)

                    Wenn ich weiter poste soll - schreien! Ansonsten erspare ich mir diese Mühe.
                    *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
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                    Kommentar


                      Hallo, ich bin die Neue hier. Allerdings, wenn ich das Datum der letzten Beiträge hier so ansehe, ist hier schon lang nichts mehr passiert :-(
                      Im Augenblick bin ich noch daran, mich durch die bisherigen 34 Seiten dieses Treads zu lesen, vielleicht finde ich ja Hinweise darauf, weshalb das so ist....

                      Tja, ich bin erst vor kurzem - Serienwiederholung sei dank ~g~ - so richtig auf Stargate Atlantis aufmerksam geworden. Des größten Anteil daran hat ein Wraith, der Steve genannt wurde ~smile und seufz~ und bevor ich dieses Forum hier fand, hatte ich schon befürchtet, ich währe die einzige, die auf einen Wraith steht ~hüstel~ ZUM GLÜCK ist das nicht so

                      Ach ja, mir ist beim Ansehen der Folge "Tödliche Verteidigung" was aufgefallen. Ich weiß nicht, ob das schon jemand zur Sprache gebracht hat; wie gesagt, ich arbeite mich erst noch durch diesen Thread hindurch.
                      Am Ende der Folge, als "Steve" bei Dr. Beckett auf dem Tisch liegt - schaut mal ganz genau auf die Bauchregion des Wraith (oder man kann es auch bei Nahaufnahmen des Kopfes am Hals sehen): man kann dann sehr gut erkennen, daß "Steve" noch atmet. Ich weiß, storytechnisch ist er tot ~heul~, aber es ist ein nettes Detail ~smile~

                      Eure Blythe

                      PS: solltet ihr wider erwarten Rechtschreibfehler in meinem Beitrag finden: bitte mich nicht aussaugen!
                      Nichts ist genau das, was es zu sein scheint

                      Kommentar


                        Zitat von Blythe Beitrag anzeigen
                        PS: solltet ihr wider erwarten Rechtschreibfehler in meinem Beitrag finden: bitte mich nicht aussaugen!
                        Keine Angst. Da gibt´s ne Menge Leute, die ich weitaus lieber in eine Mumie verwandelt sehen würde.
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                        Indianische Weisheiten
                        Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                          Zitat von Noir Beitrag anzeigen
                          Keine Angst. Da gibt´s ne Menge Leute, die ich weitaus lieber in eine Mumie verwandelt sehen würde.
                          ja, manchmal hätte ich auch gerne meinen Haus-Wraith. "Fass!" eh ne, das heißt dann ja: "Saug!"~g~

                          ach, ich bin so froh, daß ich Euch jetzt im Dark Village gefunden habe
                          By the Way.... ich habe gelesen, von Dir bekomme ich das Password für die Geschichten für die Erwachsenen ~gaanz lieb guck~

                          Ach ja, die Sache mit dem Geschrieben in den "~" stammt noch aus der Zeit, in welcher ich rollenspieltechnisch in Mittelerde lebte. Irgendwie bleibt einem so was recht lange, stelle ich immer wieder fest. Also net wundern bitte.
                          Nichts ist genau das, was es zu sein scheint

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                            Ist schon abgeschickt worden.
                            *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                            *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                            Indianische Weisheiten
                            Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                              Danke! Ist eben angekommen. ~freu-freu-freu~

                              Jetzt schleich ich mich aber mal ins Bettchen, in sechs Stunden ruft der Wecker wieder und reißt mich aus meinen süßen Träumen

                              Nacht ~winke~
                              Nichts ist genau das, was es zu sein scheint

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