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Captain Future - Meuterei

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    Nur noch vier Kapitel, dann hab ihr es geschafft! Im Folgenden werden die Abstände zwischen den Lokationen kürzer, da momentan sehr viel gleichzeitig passiert.

    Kapitel 23


    John hatte gerade die Manipulation des dritten Terminals beendet, als es passierte. Plötzlich gab es laute Schreie, Schüsse und eine Explosion. Marko wandte sich von John ab, um festzustellen, was im Gang vor ihnen los war. Ein älterer Sergeant mit rußgeschwärztem Gesicht kam auf sie zu gerannt. „Wir stehen unter Beschuss, Colonel. Ranger der fünfundsiebzigsten, wahrscheinlich in Zugstärke. Sie blockieren sämtliche Zugänge. Wir sind eingekesselt.“

    „Scheiße“, rief Marko aus. „Das war’s dann wohl. Wenn die hier nicht großartig umgebaut und irgendwo eine Hintertür versteckt haben, sitzen wir in der Falle. Ich komme mit nach vorne. John, Sie bleiben hier, verstanden?“ John war kreidebleich geworden und nickte mit offenem Mund. So kurz vor dem Ziel schien die Mission nun gescheitert zu sein. Markos Kommunikator piepte in dieser Sekunde. Sie fand nur eine kurze Textnachricht auf dem Display: „Paket verschnürt und versendet. S.“ Das war die vereinbarte Nachricht, wenn das andere Team mit Commodore Becker auf dem Rückweg sein sollte. Elena Marko lächelte etwas gequält, immerhin war Timothy erfolgreich gewesen. Sie tippte einem Lieutenant auf die Schulter, der sich hinter einem Wandvorsprung verschanzt hatte und fragte ihn: „Und? Wie viele sind es?“

    „Schwer zu sagen“, brummte er. „Mehr als dreißig bestimmt. Was sind Ihre Befehle, Colonel?“

    Kurzentschlossen antwortete Marko: „Wir geben auf. Es hat keinen Sinn, unnötig Blut zu vergießen. Vielleicht kann ich mit dem Anführer verhandeln.“

    Der Lieutenant verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Das ist doch gar nicht Ihre Art, Colonel“, antwortete er respektlos, aber er kannte seine Kommandeurin lange genug, sodass er sich diese kleine Frechheit erlauben konnte.

    „Stimmt, Lieutenant, aber manche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Sie wollen doch auch heil hier rauskommen, oder?“ Ohne eine Antwort des Lieutenants abzuwarten brüllte sie mit Leibeskräften in die Richtung des Gegners: „Feuer einstellen! Stellen Sie das Feuer ein, wir ergeben uns und möchten verhandeln! Ich möchte mit dem Truppführer sprechen!“

    Tatsächlich stellten die Gegner unverzüglich das Feuer ein. Eine tiefe Männerstimme rief: „Ich bin der Truppführer! Nennen Sie mir Ihren Namen, Miss!“

    Marko schmunzelte. „Für eine Miss bin ich über zwanzig Jahre zu alt!“, rief sie zurück. „Ich bin Colonel Elena Marko, hunderterste! Mit wem habe ich das Vergnügen?“

    „Commander Jeff Healey, fünfundsiebzigste! Ich kenne Sie, Colonel! Sie wollen reden?“

    „Ja, Commander, Sie und ich, unbewaffnet, auf der Mitte des Ganges.“ Der Lieutenant sah seine Vorgesetzte überrascht an und wollte zu einem Protest anheben, aber sie legte ihm einen Finger auf den Mund. „Hören Sie, Commander, die Tennessee ist am Ende, sie wird bald auseinanderbrechen. Hören Sie die Geräusche? Sie haben doch sicher Familie, oder? Ich schon, Commander! Ich will nach Hause!“

    Einen kurzen Moment herrschte Schweigen auf dem Gang, während das Schiff immer noch unter seinen Geschützsalven erzitterte. „Also gut, Colonel! Ich komme unbewaffnet, aber meine Leute zielen auf Sie. Reden wir!“

    Schnell legte Marko Waffe und Handgranatengurt ab und stand mit erhobenen Händen auf. „Ich komme jetzt raus“, sagte sie laut und deutlich, während sie langsam hinter der Deckung hervorkam. Sie streckte die Hände mit den Handflächen nach vorne und ging langsam die zwanzig Meter zur Mitte des Ganges hinunter. Commander Healey wartete einen Moment ab, bis auch er aus seinen Reihen hervortrat und auf Marko zuging. Er hatte ebenfalls seine Waffen abgelegt. Marko sah, wie sich ein gutes Dutzend Gewehrläufe auf sie richtete. Healey war ein kleiner, beweglicher Mann mit blonden Haaren und dunklen Augen und trug ein Headset mit Mikrofon. Argwöhnisch musterte er die große, schwarzhaarige Frau.

    „Was machen Sie hier, Colonel?“, fragte er nur.

    „Ich habe den Auftrag, das Schiff lahmzulegen und in den Hangar vorzudringen, um die dort festgesetzte Polizeitruppe zu befreien“, antwortete Marko wahrheitsgemäß.

    „Wie viele sind Sie?“, bohrte Healey weiter.

    „Halber Zug, zwanzig Mann plus einen Computertechniker der Weltraumpolizei.“

    „Gut, Colonel Marko, dann muss ich Sie jetzt auffordern, Ihre Waffen niederzulegen. Ich nehme Sie hiermit in Gewahrsam“, gab der Commander mit einem freundlichen Lächeln zurück. Er hatte keinerlei Interesse daran, Marko und ihrer Truppe irgendwelchen Schaden zuzufügen, sie waren immer noch Kameraden.
    Marko wollte sich gerade zu ihren Leuten umdrehen und den Befehl weitergeben, als Healey plötzlich eine Hand hob und angestrengt in sein Headset lauschte. Marko wartete ab.



    Peter und Danica trafen schweigend ihre Startvorbereitungen. Die Sonne war soeben hinter den Gipfeln des Fuldhim-Gebirges versunken und tauchte den Himmel in ein rot-violettes Licht. Mit dem letzten Sonnenstrahl hielt eine erfrischende Kühle über der weiten Ebene Einzug und ließ die beiden durchgeschwitzten Piloten frösteln. Eben jenes Frösteln rührte aber nicht nur von den schlagartig fallenden Temperaturen her, auch die zwischen den beiden jungen Leuten abgekühlte Stimmung und die Anspannung vor den Aufgaben in der kommenden Nacht trug maßgeblich dazu bei. Danica fühlte sich nicht sonderlich gut. Eine dumpfe Übelkeit machte ihr zu schaffen, sie beschlich das ungute Gefühl, dass heute Nacht etwas Schreckliches passieren würde.

    Curtis und Nurara traten aus der Luke der Devil heraus und kamen geradewegs auf die beiden Broadswords zu. Simon schwebte hinter ihnen her. Curtis klopfte mit zwei kräftigen Faustschlägen gegen Peters Maschine und rief: „Alles klar soweit?“

    Peter lugte aus seinem Cockpit die knappen zwei Meter nach unten. „Ja, wir sind startklar, Curtis.“

    Curtis gab sich betont sachlich und kühl. Verziehen hatte er Peter aus verständlichen Gründen noch lange nicht. „Können Sie beide bitte Ihre Zugänge zum Bordcomputer freigeben? Sie sind heute Nacht unsere erweiterten Augen und Ohren.“

    „Sicher, einen Moment“, gab Peter zurück und öffnete vom Cockpit aus eine kleine Klappe am Bug seiner Maschine. „Was haben Sie vor?“

    „Simon wird Ihnen beiden ein Programm für Ihre Scanner installieren, das Daten mit unserem DNA-Scanner austauscht. Somit können wir die Reichweiten verdoppeln und uns weiter verteilen.“

    „Klingt vernünftig“, sagte Danica mit schwacher Stimme. Sie hatte mit Peter zuvor gesprochen. In diesem Gespräch hatte er ihr eindeutig zu verstehen gegeben, dass er mit ihr keine gemeinsame Zukunft mehr sah, unabhängig davon, dass er heute auch Joan verloren hatte. Über die Avancen, die Nurara ihm machte, hatte er sich ausgeschwiegen. Aber für Danica war es offensichtlich, dass er ihre Annäherungsversuche zurückhaltend genoss und sie abwartend gewähren ließ.

    Simon brauchte für beide Jagdbomber keine fünf Minuten. „Fertig“, schepperte es aus seinem Stimmgenerator. „Zusätzlich zu den üblichen Schiffskontakten, werden auf Ihren Scannerdisplays rosa Punkte eingeblendet, die auf Übereinstimmungen mit der DNA-Datenbank zurückzuführen sind. Diese werden unmittelbar an die Up jumped the Devil übertragen, damit wir entsprechend reagieren können. Haben Sie Fragen dazu?“

    Peter und Danica schüttelten unisono die Köpfe.

    Curtis wandte sich zum Gehen. „Dann lasst uns starten“, sagte er im Befehlston und ging in Richtung Nuraras Schiff. Nurara sah zu Peter hinauf. Sie lächelte ihn offen an und warf ihm eine angedeutete Kusshand zu. Eine Szene, die Danica tief ins Herz traf. Sie fühlte sich gebrochen und war den Tränen nahe. Verzweifelt versuchte sie, den dicken Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken, während sie die Triebwerke hochfuhr.




    Der Trupp hatte mit der aufziehenden Dämmerung den Rand des Felsplateaus erreicht. Der Lieutenant sah durch sein leistungsstarkes Fernglas und postierte per Handzeichen seine Leute auf überhöhten Positionen mit guter Deckung. Der Trupp lag ausgezeichnet für einen schnellen Überraschungsangriff. Kuoluns Befehl war eindeutig: Joan Landor lebendig einzufangen, koste es, was es wolle. Der Lieutenant schloss damit den Tod Unschuldiger nicht aus. Zwar wollte er den Kollateralschaden so gering wie möglich halten, aber ein paar Tote mehr oder weniger nahm er zur Durchführung seiner Aufgabe billigend in Kauf. Bevor er den Befehl zum Angriff gab, zog er seinen Kommunikator aus der Tasche und tippte eine Textnachricht ein. „Zielperson gestellt. Greife an.“
    Zu dem Soldaten rechts von ihm machte er eine Geste mit zwei erhobenen Fingern. Der Mann zog zwei Granaten von Gürtel und entsicherte sie. Ruckartig senkte der Lieutenant die Hand und der Soldat warf die beiden Granaten kurz nacheinander auf das Plateau.



    Unruhig lief Katherine mit geschultertem Gewehr vor dem Kommunikationsbüro auf und ab. Die dreißig Minuten, die Captain Lafayette erbeten hatte, waren gerade um. „Ich wusste es“, flüsterte Katherine, als sie an Takashi und Marijke vorbei ging. „Der hat uns nur verarscht. Takashi, lass die Leute wieder wegtreten, die Waffen bleiben am Mann.“

    In diesem Moment schob Captain Bremmer ihre brünette Mähne durch die Tür. „Lafayette hat sich gemeldet, Major. Er sagt, die Wege sind frei. Sie können auf die Brücke kommen.“

    Katherine sah durch die Reihen ihrer Mannschaft und sah feste Entschlossenheit in den Gesichtern. „Wenn jemand hierbleiben will, der kann das jetzt tun.“ Keiner bewegte sich auch nur einen Millimeter. Katherine atmete tief durch und sagte dann laut: „Dann los, packen wir das Schwein! Laufschritt!“



    Noch immer stand Commander Healey mit erhobener Hand vor Colonel Marko. „Ja, verstanden. Danke, Ende.“ Healey sah einen Moment Marko an, dann lächelte er und streckte ihr die Hand hin. „Willkommen auf der Tennessee, Colonel. Können wir Sie begleiten? Wo müssen Sie hin?“

    Verdutzt starrte Marko auf den kleineren Offizier herab. „Was ist denn jetzt los? Wie kommt der plötzliche Sinneswandel?“ Sie winkte ihren Leuten zu und gab ihnen zu verstehen, die Ausrüstung und die Waffen wieder aufzunehmen. Auch John hatte sich jetzt zu den Soldaten gesellt, er wirkte deutlich gefasster als noch ein paar Minuten zuvor. „Wir müssen runter in den Hangar, Commander. Dort sind unsere Leute.“

    Auf dem Weg erklärte Commander Healey Elena Marko die neue Situation. „Wir wussten die letzten Tage nicht allzu viel. Wir haben unsere Informationen nur bruchstückhaft erhalten und wussten nur, dass auf diesem Schiff eine Meuterei ausgebrochen ist. Sie kennen die Befehlsstrukturen, Colonel. Streuen Sie ein Gerücht, filtern Sie vitale Informationen aus und schon arbeiten ganze Bataillone ungewollt für die falsche Seite. Genau das ist auf diesem Schiff passiert. Commander Rodriguez hat seinen Plan minutiös und detailliert umgesetzt und so das halbe Schiff auf seine Seite gezogen, ohne dass irgendjemand auch nur im Ansatz seine Handlungsweise in Frage gestellt hat.“

    „Und die andere Hälfte der Besatzung?“, mischte sich John ein.

    „Hat man auf den Asteroiden Vestara als die eigentlichen Meuterer deportiert, Captain“, antwortete Healey. „Hoffentlich ist denen nichts Schlimmes passiert.“

    „Man wird Sie und Ihre Leute trotzdem vor ein Militärgericht stellen, das wissen Sie, Commander. Machen wir uns nichts vor …“, gab John ernst zurück. „Der Militärstaatsanwalt wird eine Untersuchung der Vorfälle verlangen und Sie wahrscheinlich anklagen.“

    Healey presste die Lippen aufeinander. „Ich weiß, Captain. Deswegen versuche ich jetzt auch, soweit wie möglich weiteren Schaden abzuwenden.“

    „Wer hat Sie eigentlich zurück gepfiffen und warum?“, wollte Marko wissen.

    „Rodriguez hat den Bogen überspannt. Er dreht auf der Brücke völlig durch, verprügelt und misshandelt dort oben Leute und ist weder Herr der Lage noch seiner selbst. Er hat befohlen, das Flaggschiff des Einsatzverbandes, mit dem Sie hier angekommen sind, anzugreifen. Er weiß einfach nicht mehr, was er tut. Der designierte Erste Offizier, Captain Lafayette hat heimlich und in Rodriguez‘ Namen den Befehl gegeben, alle Kräfte von den taktischen Positionen zurückzuziehen.“

    Marko nickte. „Vernünftiger Mann, dieser Lafayette. Hat er Unterstützung auf der Brücke?“

    Healey verneinte. „Zwei Gruppen Ranger sind auf der Brücke postiert. Die sind wohl komplett eingeweiht in Rodriguez‘ Pläne.“

    „Ist Vul Kuolun an Bord?“, fragte John.

    „Nein, Captain. Der hat vor zwei oder drei Tagen mit unserem Schiffsarzt die Tennessee verlassen. Wir sind da!“ Sie standen nach einigen Minuten Fußmarsch über viele Decks vor einem großen, rot lackierten, zweiflügeligen Schutztor, das mit Narben und Brandflecken von Laser- und Protonenwaffen übersäht war. Healey drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Bitte, Colonel“, sagte er mit einer einladenden Geste und trat beiseite.

    Marko ging zum Mikrofon und sprach hinein. „Ich bin Colonel Elena Marko vom hundertersten Rangerbataillon. Wir kommen vom Schlachtkreuzer Alabama und wollen Sie da rausholen! Bitte öffnen Sie die Tür!“

    Mit Herzklopfen und zitternden Knien drängelte sich John in die erste Reihe, noch vor Marko und Healey. Er nahm sein Gewehr von der Schulter und reichte es einem Soldaten nach hinten. Hinter dieser Tür war seine Katherine. Gleich konnte John sie wieder im Arm halten.
    Die Tür schob sich nach beiden Seiten auf und die Soldaten schauten in einhundert Gewehrmündungen. Auf den Gesichtern dieser Menschen stand die Bereitschaft zu töten geschrieben.
    Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

    Mission accomplished.

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      Ich hoffe, du läßt Hot Rod so richtig büßen.

      Ein einfacher, sauberer, schneller Tod ist viel zu gut für den. Leiden soll er.
      ZUKUNFT -
      das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
      Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
      Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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        Ja ich wüsste auch schon wie man ihn bestrafen könnte: Wir setzen ihn in eine Zeitmaschine, die ihn in die Vergangenheit schickt und verheiraten ihn mit Luise Koschinksky (die alte Romantik-Sau). Hihi. Armer Hot Rod.
        Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
        Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
        Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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          Joan, Lilla und Boolen saßen beim gemeinsamen Abendessen und unterhielten sich über die Pläne für den kommenden Tag, als zwei scharfe Explosionen die Ruhe zerrissen. Dunkler Rauch zog in die Berghöhle ein, gefolgt von Schmerzensschreien und einem wilden Hilferufen. Sofort sprangen sie auf und griffen zu ihren Waffen. Die ersten Verletzten wurden in die Höhle getragen. Von draußen war schon das schrille Pfeifen von Blastergeschossen zu hören. Eine dritte Explosion folgte, kurz darauf eine vierte. Die Flüchtlinge hatten am Nachmittag das Zeltlager weitestgehend geräumt, nur die Blockhütten standen noch dort, nunmehr lichterloh in Flammen. Auf dem weitläufigen Plateau herrschte ein heilloses Chaos.
          „Was ist hier los?“, brüllte Boolen einen Soldaten auf samedanisch an und suchte Deckung hinter einem kleinen Felsvorsprung.

          „Soldaten! Aus der Richtung des Steinpfades. Wir wissen noch nicht, wie viele es sind. Sie haben sich ziemlich gut verschanzt“, war die gehetzte Antwort. „Wir halten Sie gerade mit Sperrfeuer nieder.“

          Eine weitere Granate explodierte und ließ Staub und Steinsplitter auf Boolen und den Soldaten niederregnen. Joan war dazu gekommen und duckte sich neben Boolen ab. „Das sind Kuoluns Männer, Boolen. Die wollen nur mich! Lassen Sie mich gehen, dann sind Sie wieder in Sicherheit“, rief Joan mit Bestimmtheit dem Geheimdienstchef zu.

          „Auf gar keinen Fall, Joan. Ich lasse Sie nicht gehen!“, rief Boolen und zog Joan rüde am Arm herunter, als sie gerade aufspringen wollte. In diesem Moment wurde das Feuer eingestellt.

          „Joan Landor! Wir wissen, dass Sie da sind! Kommen Sie raus und den Leuten hier wird nichts geschehen!“, schrie eine aggressive Männerstimmer aus der Richtung der Angreifer.

          „Vergessen Sie es!“, brüllte Boolen zurück. „Miss Landor bleibt, wo sie ist! Wenn Sie näherkommen, sterben Sie!“ Er winkte ein paar Soldaten heran, die einen kleinen Raketenwerfer auf einer Lafette trugen.

          „Hören Sie auf, Spielchen mit mir zu spielen!“, rief der Lieutenant. „Ich brauche nur einen Funkspruch abzusetzen und in weniger als fünf Minuten habe ich Luftunterstützung hier!“

          „Er blufft“, raunte Boolen. „Wenn dem so wäre, hätten die uns schon längst aus der Luft ausgebombt.“ Die Soldaten waren fast fertig mit der Installation des Raketenwerfers.

          „Also?“, rief der Lieutenant hinter seiner Felsendeckung. „Landor soll mit erhobenen Händen rauskommen.“

          „Nein!“, antwortete Boolen und bekam ein Zeichen von den Soldaten, dass sie bereit waren.
          „Schön, Sie haben es nicht anders gewollt.“ Die Angreifer eröffneten das Feuer erneut.




          „Peter, bitte rede doch mit mir“, flehte Danica mit tränenerstickter Stimme über den privaten Funkkanal. Sie flogen als invertierte V-Formation mit der Up jumped the Devil hinter sich über die hohen Berggipfel nach Westen. Die Sonne war längst untergegangen und der Himmel offenbarte sich über ihnen sternenklar und mondlos. Zu einer anderen, in der Vergangenheit liegenden, Zeit hätte Peter diese Atmosphäre in Gegenwart von Danica genossen. Aber jetzt fühlte er nur noch Leere und eine leichte Panik vor der Zukunft. Er wusste genau, dass Danica ihn immer noch aufrichtig liebte, aber er fühlte nichts mehr. Sie war für ihn nur noch seine Vorgesetzte und auch das würde sich bald ändern. Sobald er zum Geschwader zurückkehrte, wollte er Commander Bernard um seine Versetzung ersuchen. Weg von Danica, weg vom fünften Geschwader, das seine Familie geworden war. Joan war für ihn in unerreichbare Ferne gerückt, diesen Umstand hatte er schmerzlich akzeptiert. Für Nurara, die sich anscheinend in ihn verguckt hatte, empfand er außer einer gewissen Sympathie nichts – noch nichts. Ein leises „Blip“ aus dem Kopfhörer riss Peter aus seinen Gedanken. Er sah auf das Display seines Scanners, aber da war nichts. Wieder war das „Blip“ da. Konzentriert starrte Peter auf den Bildschirm. Beim dritten „Blip“ sah er es dann, an Backbord, noch außerhalb der Reichweite der anderen Bordinstrumente, tauchte ein ganz schwaches rosa Signal auf.
          „Da ist was, Danny. Backbord querab. Siehst du es?“, fragte Peter, ohne auf Danicas Begehren einzugehen.

          Danica war von einer Sekunde auf die andere wieder voll und ganz Profi. „Bestätigt. Befehle, Major?“ Ein kühler Unterton war nicht zu überhören.

          Peter schaltete auf den offenen Kanal und funkte Curtis und Nurara an. „Curtis, wir haben da was, ihr müsstet es jetzt auch sehen. An Backbord, etwa zweihundertfünfzig bis dreihundert Kilometer entfernt. Ganz schwach. Wir sollten uns das mal ansehen.“

          Curtis antwortete sofort. „Ja, wir sehen es auch. Also los! Worauf warten Sie?“

          „Alles klar. Nachbrenner, Danny!“, rief Peter und gab Vollgas. Die beiden Broadswords schossen mit vierfacher Schallgeschwindigkeit davon und drehten in die Richtung, aus der das Signal kam, ab. Die Up jumped the Devil hatte sichtlich Mühe, mit den beiden Jagdbombern mitzuhalten.

          Nurara sah den vier blauen Lichtpunkten, die die Triebwerke der Broadswords darstellten, neidisch nach. „Sowas will ich in der Devil auch haben …“, sagte sie mit einem breiten Grinsen.


          Salve um Salve schlug in den Schilden der Alabama ein und ließen sie immer schwächer werden. Taggart wurde langsam aber sicher etwas nervös. Von den beiden Teams war noch nichts gehört worden und wenn der Beschuss weiter so anhielt, würde sein Schiff binnen weniger Minuten schwerste Schäden davon tragen. Er wandte sich an den Kommunikationsoffizier. „Spencer, gibt es schon Informationen von den beiden Enterteams?“

          Captain Spencer sah zu Taggart hinauf: „Ja, Sir. Team eins hat sich vor wenigen Sekunden zurückgemeldet. Commodore Becker ist in Sicherheit, das Team befindet sich auf dem Weg zur King William.“

          „Danke, Spencer“, sagte Taggart. „Und Team zwei?“

          „Negativ, Sir“, war die Antwort. „Colonel Marko hat sich noch nicht gemeldet. Captain de Havilland meldet alles in Ordnung. Sie ist immer noch zwischen den Triebwerken angedockt und wartet auf den Startbefehl.“

          Taggart sah auf die Uhr. Das Team hatte noch etwas weniger als eine halbe Stunde bis zum vereinbarten Rückflug. Plötzlich erschütterte ein schwerer Treffer die Brücke. Kurzzeitig gingen die Lichter aus und flackernd wieder an. Taggart hatte genug. „Status?“

          „Treffer Steuerbord Bug. Bugschilde sind unten“, kam die Antwort von der Taktikkonsole.

          „Verdammt!“, rief Taggart. „Es reicht jetzt! Schildenergie vom Heck zum Bug transferieren. Befehl an Republic, Texas und de Gaulle: Feuereröffnung auf den Gegner. Zielerfassung Geschütztürme. Nur die Geschütztürme! Feuereröffnung nach eigenem Ermessen. Alabama, Feuererlaubnis!“ Mit geballten Fäusten ging Taggart auf der erhöhten Plattform auf und ab. „Ich lasse mir von diesem kleinen Wicht nicht mein Schiff ruinieren!“

          Die Großkampfschiffe schwärmten aus und kreisten die Tennessee ein. Petajoule von Energielanzen schlugen nunmehr in die Schilde des Schlachtkreuzers und schwächten sie innerhalb weniger Minuten. Dann nahmen die übermächtigen Gegner die Geschütztürme Stück für Stück auseinander.




          John ging langsam auf die Hundertschaft von Technikern und Shuttlepiloten zu, die immer noch ihre Waffen auf ihn und die Soldaten gerichtet hatten. Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg durch die Menge und rief: „Kat! Wo bist du? Kat!“

          Eine Mädchenstimme antwortete ihm: „Bist du John Milner? Kat ist nicht hier!“ Es war die kleine, zierliche Rachel, die eine schwere Protonenpistole in der Hand hielt. „Ihr habt sie nur um ein paar Minuten verpasst. Sie sind auf die Brücke gegangen und wollen Rodriguez festnehmen.“

          „Dann müssen wir hinterher. Elena!“, rief John und besann sich in diesem Moment seiner eigentlichen Aufgabe. „Das Terminal!“, flüsterte er und rannte quer durch den Hangar, zu der Wand, wo das Terminal eingelassen war. Als er es erreichte, krachte und donnerte es im Hangar. Die Erschütterungen rissen John fast von den Füßen.

          „Wir werden beschossen!“, brüllte jemand. „Jetzt bringen sie es zu Ende.“ Mit diesen Worten drohte im Hangar eine Panik auszubrechen. Die Soldaten hatten alle Mühe, die Menschen zu beruhigen.

          Konzentriert arbeitete John seine Befehlszeilen ab. Vor Nervosität vertippte er sich dennoch mehrmals und musste stets von neuem beginnen. Die schweren Treffer, die die Tennessee einstecken musste, die Geräuschkulisse und das allgegenwärtige, unheimliche Rumoren machten ihm die Arbeit nicht leichter. Dann hatte er es geschafft, der Zentralcomputer gewährte ihm endlich Zugang zu seinem Innersten, dem Kern des Betriebssystems. John zog eine andere Datenkarte, auf die er einen kunstvollen Totenkopf mit gekreuzten Knochen gemalt hatte, aus der Tasche und schob sie in das Lesegerät. Auf dem Bildschirm spiegelte sich sein Gesicht mit einem diabolischen Grinsen. Er gab einen neuen Befehl ein und drückte die Entertaste. Ein kleiner roter Ladebalken schob sich quälend langsam von links nach rechts.
          Elena Marko, Jeff Healey und die süße Rachel waren neugierig zu ihm herangetreten und sahen John über die Schulter. Weitere Treffer brachten das Deck zum Schwanken. Erste Deckenverkleidungen krachten auf den Hangarboden. Der Ladebalken blieb unvermittelt bei achtundneunzig Prozent stehen. „Was zum …“, keuchte John und trat vor Wut gegen die untere Verkleidung des Terminals. Als hätte der Tritt etwas bewirkt, bewegte sich der Ladebalken weiter bis zum Ende, dann wurde für einen Moment der Bildschirm schwarz. John atmete schnell und laut durch den Mund. „Bitte, komm, Kleiner. Fahr wieder hoch, bitte!“, flüsterte er. Der schwarze Bildschirm zeigte jetzt eine grüne, weitläufige Wiese und einen blauen Himmel mit weißen Schäfchenwolken an. Es ertönte eine lächerliche Musik von einem verstimmten Klavier und eine alberne Comicfigur tanzte über den Schirm und zeigte dem Betrachter obszöne Gesten.
          John reckte eine Faust in die Luft und sprang in die Höhe. „Yeeeeeeeehaw“, schrie er. „Wir haben es geschafft!“ In diesem Moment schwiegen die Geschütze der Tennessee. Allgemeiner Jubel brandete im Hangar auf. Elena Marko war die erste, die John fest an sich drückte.
          Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

          Mission accomplished.

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            Zitat von Nurara McCabe Beitrag anzeigen


            Nurara sah den vier blauen Lichtpunkten, die die Triebwerke der Broadswords darstellten, neidisch nach. „Sowas will ich in der Devil auch haben …“, sagte sie mit einem breiten Grinsen.

            Schiffstuning a la Nurara
            Ja klar, DAS würde ihr so gefallen. Dann malen wir noch einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf die Devil, dann passt alles zusammen. Irgendwann kann da selbst die Comet nicht mehr mithalten
            Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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              Welches von denen hätte sie denn gern?

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              Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                So in der Art wie das grüne Schiff aussieht, habe ich mir die Tennessee immer vorgestellt, allerdings ohne diese komische Heckgalerie aus Holz...
                Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                Mission accomplished.

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                  Hmmm... also das graue sieht irgendwie aus... wie ein Luftschiff. Na mit was Piraten so alles unterwegs sind. Es ist doch einfach nicht zu fassen!
                  Also ich nehm das grüne. Würde übrigens auch zur Haarfarbe von Nurara passen. Ja das ist wichtig...
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                    Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
                    Ja das ist wichtig...
                    Und ob das wichtig ist. *zustimmend nick*

                    Wenn ich mir überlege, was manche Leute - und ich schließe mich da nicht aus - für einen Terz mit ihren Autos veranstalten...

                    Da wird es in Zukunft dann mit den Raumschiffen nicht anders laufen.

                    Bestimmt gibt es dann Quartett-Karten.
                    Wieviel Triebwerke hast du?
                    Ich hab 2 weniger, dafür haben sie mehr Schub.
                    ZUKUNFT -
                    das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                    Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
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                      Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
                      Schiffstuning a la Nurara
                      Ja klar, DAS würde ihr so gefallen. Dann malen wir noch einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen auf die Devil, dann passt alles zusammen. Irgendwann kann da selbst die Comet nicht mehr mithalten

                      Wer sich an Rache und Reue erinnert, der weiß, dass Nuraras "Devil" ursprünglich auch dunkelgrün war...

                      So, wir bewegen uns langsam in Richtung Zielgerade, mit dem Ende von Kapitel 23.

                      Die erste Reunion!


                      Rodriguez konnte sich kaum auf den Beinen halten, eine Salve nach der anderen krachte in den großen Rumpf und setzte mit jedem Treffer einen Geschützturm ganz oder teilweise außer Gefecht. Er sah das Ende kommen und gab aus lauter Verzweiflung einen fatalen Befehl: „Navigation, Kurs auf die Alabama! Äußerste Kraft voraus! Machen wir dieser Farce ein Ende.“

                      Protestierend erhob sich der Obersteuermann: „Sir, wollen Sie etwa die Alabama rammen?“

                      Rodriguez zog seine Pistole und legte auf den Lieutenant an: „So ist es, und jetzt gib den verdammten Kurs ein oder ich leg dich um und mache es selbst!“, schrie er und es schien, als würden in seinem dunkelroten Kopf die ersten Adern platzen. „Wenn wir schon untergehen, dann mit einem großen Fanal!“

                      Dazu kam es nicht mehr. Plötzlich gingen auf der Brücke sämtliche Lichter und Bildschirme aus. Für einen Moment war es dunkel und still. „Die Geschütze – sie feuern nicht mehr!“, flüsterte jemand. Auch der Gegner hatte im selben Moment das Feuer eingestellt. Kurz flackerte die Beleuchtung und ging dann komplett wieder an. Auf den Bildschirmen war zu sehen, wie die Systeme nach und nach wieder hochfuhren. „Neustart des Zentralcomputers“, rief jemand anderes. Was die Brückenbesatzung dann sah, versetzte sie in Erstaunen. Eine unerträglich dämliche und atonale Klaviermusik drang aus den Lautsprechern und eine dümmlich aussehende Comicfigur streckte ihnen die Zunge heraus.

                      „Was zum Teufel soll das?“, brüllte Rodriguez. „Stellen Sie das ab, verdammt noch mal! Unverzüglich!“

                      „Sir, wir haben keine Kontrolle mehr über das Schiff!“, antwortete Captain Lafayette und konnte sein Amüsement nur schwer unter Kontrolle halten.

                      Bevor Rodriguez mit geballten Fäusten auf Lafayette losgehen konnte, öffnete sich das große Schott zum Ausgang und es gab einen ohrenbetäubenden Knall sowie einen grellen Blitzschlag. Als die Brückenbesatzung wieder bei Sinnen war, blickten sie in die Mündungen von Gewehren grimmiger Weltraumpolizeibeamter, mit Katherine Ballard an der Spitze. Neben ihr standen Colonel Tovin und Captain van den Bosch, und auch sie schienen nicht zu Scherzen aufgelegt zu sein.
                      Die auf der Brücke anwesenden Space Ranger richteten ihre Waffen auf die Polizisten. „Ah, ah“, machte Katherine und hob ihre Hand. Darin hielt sie eine entsicherte Sprenggranate. „Nehmen Sie die Waffen runter“, sagte sie mit ruhiger und lauter Stimme. „Auf den Boden damit! Wenn Sie mich erschießen, fliegt der Schweinestall hier in die Luft! Also?“

                      Zögerlich warfen die Ranger ihre Gewehre auf den Boden. Zwei Polizisten liefen sofort zu ihnen hin und sammelten die Waffen ein. Rodriguez, dem immer noch die Ohren klingelten, breitete zu einem Willkommensgruß die Arme aus. „Katherine“, rief er vergnügt. „Schön, dass es Ihnen gut geht. Ich freue mich, Sie wiederzusehen! Hatten Sie Sehnsucht nach mir?“ Trotz der offensichtlichen Niederlage strotzte Rodriguez‘ Tonfall nur so von Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit.

                      „Und wie, Hernando“, gab Katherine ätzend zurück. „Ich habe die letzten drei Tage kaum geschlafen und nur von Ihnen geträumt. Ich habe geträumt, welche Schmerzen ich Ihnen so zufügen kann.“ Sie sicherte die Handgranate und reichte sie einem Kollegen nach hinten weiter, dann zog sie ein Paar Handschellen aus ihrem Gürtel und warf sie Marijke zu. „Commander Hernando Rodriguez de Munoz y Aragon, ich nehme Sie fest wegen Meuterei, Hochverrat, Missbrauch und Zerstörung von Militäreigentum, Beteiligung an einem Staatsstreich, Vereinigung mit einem Terroristen, Mord, versuchtem Mord, Anstiftung zum Mord, Körperverletzung, Geiselnahme und versuchter Vergewaltigung. Hände auf den Rücken, Sir.“

                      Rodriguez lachte irre auf: „Hahaha! Letzteres müssen Sie mir erst einmal beweisen!“

                      Katherine bleckte die Zähne: „Selbst wenn ich es nicht beweisen kann, reicht die Anklage gegen Sie immer noch für zwanzigmal Lebenslänglich in einer Strafkolonie.“

                      Marijke ließ bösartig grinsend die Handschellen klicken und winkte ein paar von Kats Kollegen her. „Schafft das Schwein in den Hangar. Ich würde ihn zwar lieber Vakuum atmen lassen, aber das wäre zu einfach“, sagte sie mit hasserfüllter Stimme.

                      Katherine sah sich um. „Und kann mal jemand diese Scheißmusik abstellen?“, rief sie verärgert. Sie warf einen verdutzten Blick auf die Monitore, wo die Comicfigur immer noch obszön herumtanzte. Katherine kannte die Figur und hasste sie, weil John sie öfters damit ärgerte. „John“, flüsterte sie und dann etwas lauter: „John ist hier!“





                      In einhundertfünfzig Kilometern Entfernung waren sich alle sicher, der Kontakt, den Peter entdeckt hatte, war tatsächlich Joan. Sie befand sich auf einem Felsplateau in etwa zweitausend Metern Höhe. Beim Näherkommen bemerkten Danica und Peter etwas Ungewöhnliches. Blitze schossen hin und her und ein heller Lichtschein lag vor ihnen in der Dunkelheit. Peter hatte eine böse Vorahnung. „Danny, ich glaube, da wird geschossen“, funkte er auf dem offenen Kanal, so dass es Curtis und Nurara, die ein paar Kilometer hinter ihnen flogen, mithören konnten.

                      „Was schlägst du vor?“, fragte Danica tonlos.

                      „Geschwindigkeit reduzieren und Positionslichter aus, Danny. Das gilt auch für euch, Nurara. Wir schleichen uns von unterhalb des Plateaus heran. Die Triebwerke werden sie vielleicht bei dem Lärm, den sie da unten selbst veranstalten, nicht sofort wahrnehmen.“ Nurara bestätigte den Befehl mit einem Klick des Mikrofons.

                      Tatsächlich wurden Danica und Peter Zeugen einer wilden Schießerei zwischen Samedanern und … Menschen! „Wenn mich nicht alles täuscht, sind das da unten Space Ranger. Die Energiegeschosse, die Treffereffizienz und Feuergeschwindigkeit sprechen dafür“, funkte Danica.

                      „Okay, wir gehen unterhalb des Plateaus, tauchen auf und schalten die Landescheinwerfer ein. Das stiftet ein wenig Verwirrung und verschafft uns ein paar Sekunden, passende Ziele zu finden. Schilde hoch!“ Peter meinte es ernst.



                      Die Lage auf dem Plateau war besorgniserregend. Die Treffer der Angreifer lagen gut und verursachten große Verluste unter den samedanischen Flüchtlingen und das, obwohl der Angreifer offensichtlich in der Unterzahl war.
                      „Der hat wirklich nur geblufft“, grinste Boolen. „Er hat keine Luftunterstützung, sonst …“ Er wurde von einem lauten Brüllen und Kreischen großer Triebwerke jäh unterbrochen. Urplötzlich wurde die Felshöhle von zwei starken Scheinwerfern grell ausgeleuchtet.

                      „Und was ist das da?“, rief Joan gegen den Lärm. „So viel zum Bluff. Ich glaube, jetzt sind wir so richtig am Arsch.“

                      Sekundenlang schwebten die beiden Raumjäger über dem Plateau und leuchteten die Umgebung aus. Joan nahm das dritte Schiff in dem Moment wahr, als die beiden Jäger um neunzig Grad in Richtung der Angreifer drehten und auch diesen Bereich ausleuchteten. „Verdammt. Da ist Nurara. Das war es dann wohl. Boolen, es war mir ein Vergnügen Sie kennenlernen zu dürfen. Dort drüben, in diesem schwarzen Schiff sitzen das personifizierte Böse und seine Gespielin.“

                      In dieser Sekunde eröffneten die beiden Raumjäger das Feuer auf den Rand des Plateaus, wo sich die Angreifer verschanzt hatten. Minutenlang schossen orangefarbene Protonenstrahlen in die Felsen, bis diese vor Hitze rot zu glühen begannen und keinerlei Gegenwehr mehr von dort kam. Sofort stellten die beiden Raumjäger das Feuer ein, fuhren ihre Landegestelle aus und setzten wenige Meter vor dem Höhleneingang auf. Das schmerzhafte Heulen der Triebwerke erstarb. Dann landete die Up jumped the Devil dahinter. Die Luke der Yacht ging auf und eine dunkel gekleidete Frau trat hinaus. Sie kam langsam auf den Höhleneingang zu, wo ihr Gesicht vom Feuerschein erhellt wurde. Sie war unbewaffnet, lächelte freundlich und sah friedlich aus. „Joan?“, rief sie in den Berg hinein.




                      „John?“, rief Katherine fragend, als sie von draußen das Getrappel dutzender Soldatenstiefel hörte. Eine Horde schwarz gekleideter und bis an die Zähne bewaffneter Space Ranger stürmte die Brücke der Tennessee.

                      „Kat?“, hörte sie eine bekannte Männerstimme aus den hinteren Reihen antworten. Es gab etwas Gedrängel und dann John stand vor ihr.

                      Tränen der Freude und Erleichterung schossen Katherine ins Gesicht, als der große Mann mit dem wirren brauen Haar und den sanften braunen Augen vor ihr stand und die Arme ausbreitete. Katherine zögerte nicht einen Moment und lief auf ihn zu. Einen Meter vor ihm sprang Katherine auf und in Johns Arme und schlang ihre Beine um seine Hüften. „John! Cowboy, wo kommst du denn her? Was machst du hier?“ Sie deckte ihren John mit dutzenden feuchten Küssen ein. „Ich habe dich so vermisst, Cowboy!“

                      „Ich dich auch, Southern Belle!“, japste John, er bekam kaum noch Luft und setzte Katherine ab. Er gab Katherine einen leidenschaftlichen Kuss.

                      „Das ist ja widerwärtig“, rief Rodriguez höhnisch. „Hören Sie auf damit, das ist ekelig.“

                      John ließ von Katherine ab und sah den Kolumbianer feindselig an. „Wer ist das denn?“, fragte er und betrachtete den Mann in Handschellen eingehend.

                      „Das ist Commander Rodriguez, er hat mit Kuolun zusammen diese Meuterei inszeniert.“ Katherine bedachte Rodriguez mit einem abschätzigen Blick, dann sah sie John an und sagte mit zuckersüßer Engelsstimme fast beiläufig: „Ach ja, Schatz. Das ist das miese Schwein, das mir nachgestellt hat und versucht hat, mich zu vergewaltigen.“

                      John verschluckte sich fast. „Was? Was hat er getan?“, rief er entgeistert, nahm sein Gewehr von der Schulter und holte damit aus. „Ich breche dir den Schädel, du mieses Stück Scheiße!“, brüllte er ihn an.

                      Katherine versuchte John zu besänftigen. „Lass gut sein, John. Es ist nichts passiert. Er hat in Form einer kleinen Demütigung von mir dafür bezahlt. Allerdings …“

                      John nahm das Gewehr herunter. „Allerdings?“

                      Katherine nahm John das Gewehr ab und hielt es mit der Schulterstütze voran. „Er hat mir ein brandneues Kleid für zweitausend Dollar ruiniert und dafür bezahlt er jetzt!“ Ohne Vorwarnung rammte Katherine Rodriguez die Schulterstütze gegen die Nasenwurzel. Rodriguez kippte mit einem Schmerzensschrei nach hinten über. Katherine hatte Rodriguez die Nase endgültig gebrochen. „Schafft ihn mir aus den Augen!“, zischte sie leise und sah Rodriguez hasserfüllt an.

                      Zwei Polizisten hoben den blutenden Mann auf und trugen ihn fort. Als er an Marijke van den Bosch vorbei kam, spuckte Rodriguez vor ihr aus und zischte nur „Schlampe!“ Dann brachten sie ihn von der Brücke.

                      Katherine winkte Marijke zu sich und legte freundschaftlich einen Arm um ihre Taille. „Tja, Rijke. Sieht so aus, als hättest du jetzt das Kommando. Captain, Ihr Schiff!“ In diesem Moment setzte das metallische Kreischen und Rumoren wieder ein und es schien, als wäre es seit dem Beschuss lauter geworden.

                      „Kann mir irgendjemand mal sagen, wie der Schaden am Schiff aussieht?“, rief Marijke. Lafayette nickte. „Also, Lafayette?“

                      „Das Schiff bricht auseinander, Kernspant drei ist gerissen, vom Polizeitrakt bis hoch zu Deck 24, vielleicht noch weiter mittlerweile.“ Wieder knirschte es gefährlich im Gebälk.

                      „Wieviel Zeit haben wir noch?“, hakte Marijke nach.

                      „Ich weiß es nicht“, antwortete Lafayette schulterzuckend.

                      Marijke atmete tief durch. Sie hatte nun das Kommando über eines der größten und mächtigsten Schiffe der terranischen Flotte und sollte nur einen einzigen Befehl ausgeben. „Kommunikation: Schiffsinterkom!“ Ein Sergeant hob den Daumen und signalisierte ihr Bereitschaft. Marijke sprach laut und deutlich: „An die Besatzung. Hier spricht die Kommandantin, Captain Marijke van den Bosch. Schiff evakuieren! Das ist keine Übung! Ich wiederhole, Schiff evakuieren! Das ist keine Übung! Die gesamte Besatzung begibt sich unverzüglich zu den Rettungseinrichtungen! Van den Bosch Ende.“ Marijke sah sich noch einmal um und sagte dann zu der Brückenbesatzung: „Geben Sie roten Alarm und dann raus hier!“ Sirenen heulten auf und die Brückenbesatzung begab sich zu den Rettungskapseln, ruhig und diszipliniert. Es hatte in diesem Moment keinen Sinn, weitere Festnahmen gegen die Leute auszusprechen, viel mehr war es in diesem Augenblick wichtiger, dass alle sicher das Wrack der Tennessee verlassen konnten.

                      Elena Marko rief über ihren Kommunikator Maggie de Havilland. „Maggie, Mission erfüllt. Kommen Sie mit dem Teardrop in den Hangar!“

                      Marijke baute sich vor der ranghöheren Elena Marko auf. „Der Befehl gilt auch für Sie und Ihre Leute, Colonel. Bringen Sie sich in Sicherheit!“ Eine schwere Erschütterung fuhr durch die Tennessee, gefolgt von einem fernen Rumpeln. „Es geht los, das Schiff bricht zusammen“, konstatierte sie.

                      „Dann lass uns gehen, Rijke, hier ist nichts mehr zu retten!“, rief Katherine und zog ihre neue Freundin am Ärmel. Diese jedoch leistete Widerstand.

                      „Ich gehe erst, wenn die letzte Rettungskapsel das Schiff verlassen hat“, entgegnete die weißblonde Niederländerin bestimmt. „Der Kommandant geht als letztes von Bord.“

                      „Schwachsinn, Rijke. Bis wir im Hangar sind, ist das Schiff menschenleer oder schon zusammengebrochen. Komm jetzt!“, schrie Katherine mit aufsteigender Panik und zog noch stärker an Marijkes Ärmel. Widerwillig setzte sie sich in Bewegung. Markos Ranger hatten schon einen größeren Vorsprung und auch die Polizisten um Katherine hatten es langsam eilig, von Bord zu kommen.

                      Die Abstände zwischen den einzelnen Erschütterungen kamen jetzt im Zweiminutentakt und wurden mit jedem Male heftiger, je näher die Leute dem Hangar kamen und je tiefer sie in den Bauch der Tennessee eindrangen.
                      Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                      Mission accomplished.

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                        Wisst Ihr was irgendwie traurig ist? Das so ein toller Hecht wie Hernando Rodriguez (also ich stelle ihn mir schon auch charmant vor und sooo schlecht sieht er zudem nicht aus) es nötig hat, einer Frau Gewalt anzutun. Ja okay, er wollte sie unbedingt haben und kam wohl damit nicht klar. Schon irre...
                        Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                        Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                        Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                          Bestimmt gibt es dann Quartett-Karten.
                          Wieviel Triebwerke hast du?
                          Ich hab 2 weniger, dafür haben sie mehr Schub.
                          Wohin das führt, hat man in der alten Serie "Space Battleship Yamato" gesehen, als es zu einer Beinahekollision zwischen zwei Kriegsschiffen kam:
                          "Aus dem Weg da! Ein Schuss aus unserer Wave-Motion-Kanone, und Sie sind Plasma!"
                          "Ich hab ZWEI Wave-Motion-Kanonen! Deswegen ändern SIE den Kurs!"
                          Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                            Kapitel 24


                            „Admiral, die Tennessee hat das Feuer eingestellt. Colonel Marko hat eine kurze Nachricht geschickt, das Schiff ist ausgeschaltet! Sie gehen jetzt zur Brücke und nehmen Rodriguez fest“, sagte Dörner auf dem Gang zur Brücke, die Taggart für einen kurzen Moment verlassen hatte.

                            Taggart klopfte Dörner jovial auf die Schulter. „Dann hat Milner es also geschafft, dieser Teufelskerl! Der verdient einen Orden!“ Dann sah er den Kommandanten fragend an. „Wieso zur Hölle gehen die auf die Brücke? Das war nicht Teil der Mission!“

                            „Sir, das wissen wir nicht. Vielleicht ist der Schaden nicht so schlimm, wie wir vermutet haben.“

                            „Hoffen wir es für sie, Dörner. Ist Scott schon zurück?“

                            Dörner nickte. „Ist vor ein paar Minuten auf der King William gelandet. Ich habe Scott den Befehl gegeben, mit Commodore Becker unverzüglich nach der Landung zu uns überzusetzen. Becker ist wohlauf.“

                            Gemeinsam betraten die beiden Offiziere wieder die Brücke. Sofort kam ein Lieutenant auf sie zugelaufen. „Admiral, Commander! Rettungskapseln starten von der Tennessee! Sie evakuieren das Schiff!“

                            „Senden Sie Fähren und Schlepper aus, um sie einzusammeln“, antwortete Dörner. „Was ist mit der Courageous?“

                            „Die Jäger der Courageous ziehen sich zurück. Vom Träger selber erhalten wir keine Antwort, Sir.“

                            Die Tennessee lag nunmehr in Sichtweite des Verbandes, der weiß-graue Rumpf war rußgeschwärzt, aus einigen Lecks trat Atmosphäre aus, die sofort im All zu kleinen Eiswolken wurde. Kleinere Explosionen überzogen die Oberfläche in den Bereichen, wo sie hatte Treffer einstecken müssen. Dennoch wirkte das große Schiff immer noch voll raumtauglich und manövrierfähig. Bewegungslos trieb es nun inmitten des Kampfverbandes, die Oberseite leicht den Beobachtern zugewandt. Etwa dreihundert Meter hinter der Brücke gab es einen großen Gitterturm, der unter anderem einige Kommunikationsanlagen trug. Unter dem Turm sackte urplötzlich die Außenstruktur ein und der Turm neigte sich nach vorn. Dann brach die Außenhaut komplett ins Schiffsinnere und der Turm stürzte auf den Rumpf, wo er als grotesk verdrehter Metallhaufen zu liegen kam. Wieder trat dampfend Atemluft ins All aus.
                            Ein Aufschrei ging durch die Brückenmannschaft. „Die Tennessee kollabiert!“, schrie jemand. Und tatsächlich gaben die oberen Decks von achtern bis zum Brückenaufbau nach und brachen ein. Nur eine Sekunde später zerriss es die Brücke. Sie wurde einfach von der eigenen Gravitation förmlich eingesogen.

                            „Oh mein Gott“, brach es aus Taggart heraus und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Als er sah, was mit „seinem“ geliebten Schiff passierte, hatte der alte, hünenhafte Admiral Tränen in den Augen.





                            „Joan? Wo bist du? Es ist vorbei, Joan, wir sind gekommen, um dich abzuholen!“, hallte Nuraras Stimme freundlich durch die Felshöhle.

                            „Vergiss es, Miststück!“, knurrte Joan leise und zog ihre Pistole, dann verließ sie ihre Deckung. Sie wollte gerade in die Richtung feuern, aus der Nuraras Stimme kam, das sah sie, wer neben ihr her ging.

                            Auch ihr Begleiter begann, nach ihr zu rufen. „Joan, bitte komm raus! Du bist jetzt in Sicherheit!“

                            Als sie die Männerstimme erkannte, ließ Joan gleichermaßen geschockt wie erfreut ihre Waffe fallen und rannte los direkt dem großen, rothaarigen Mann in die Arme. „Curtis“, rief sie erleichtert. „Du bist da! Ich hatte solche Angst!“

                            Curtis schloss Joan in eine kräftige Umarmung und drückte sie fest an sich. „Das brauchst du nicht mehr, Joan. Es ist alles gut.“ Er küsste Joan sanft auf die Stirn und sah sie einen Moment verstört an.

                            „Ja, Curtis? Was ist?“, hauchte sie.

                            Curtis zog eine Augenbraue hoch. „Was ist mit deinen Haaren passiert? Und mit deinen Augen?“

                            Joan grinste. „Kontaktlinsen und Farbe. War Teil meiner Tarnung.“ Dann ließ sie von Curtis ab und sah Nurara an. „Nurara … ich dachte schon, du würdest …“

                            Nurara grinste frech. „… mit Kuolun hier auftauchen? Für wen hältst du mich?“

                            Joan zuckte hilflos mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ich war nicht ganz sicher. Man hat euch heute Mittag schon hier im Überflug beobachtet und deine Devil identifiziert. Ehrlich gesagt, war mir da ein bisschen unheimlich, zumal du ja eine militärische Eskorte dabei hast. Das hätte alles bedeuten können. Jetzt komm her!“ Joan zog Nurara zu sich und drückte sie fest. In ihr Ohr flüsterte sie: „Und wen habt ihr da noch mitgebracht?“

                            Nurara grinste wissentlich. „Jemand, den du kennst“, flüsterte sie ebenfalls.

                            Die zwei Piloten waren aus ihren Maschinen ausgestiegen und nahmen nacheinander ihre Helme ab. Als erste schüttelte Danica ihre rote Mähne auf. Sofort rannte Joan auf sie zu. „Danica“, brüllte sie freudestrahlend und umarmte die schöne Pilotin, dann sah sie zu Danicas Begleiter, der ebenfalls nun mit dem Helm in der Hand dastand. „Peter … ich …“, setzte sie an, schwieg dann aber.

                            Peter hob abwehrend eine Hand. „Es ist gut, Joan. Curtis weiß Bescheid. Ich habe ihm alles gesagt. Und ich lebe noch.“ Er bemühte sich um ein gequältes Lächeln. Dieses Wiedersehen war nicht ganz nach seiner Vorstellung gelaufen. Dennoch ließ es Joan sich nicht nehmen, Peter zum Dank einmal zu umarmen.

                            „Danke, Peter. Danke, dass ihr zwei gekommen seid!“

                            „Nicht der Rede wert, Joan. Jetzt geh zu ihm. Ich muss kurz mit Danica reden.“ Sanft zog Peter Danica beiseite und ging mit ihr hinaus auf das Plateau, wo mittlerweile mit Löscharbeiten begonnen wurde.

                            Joan sah Peter einen Moment nach und lief dann zu Curtis und Nurara hinüber. „Kommt, ich möchte euch ein paar tollen Leuten vorstellen, die mir geholfen haben!“ Sie warf Curtis einen Blick zu, der sagen wollte: „Ja, ich will mit dir reden. Später. Allein.“ Curtis verstand diesen Blick und lächelte.





                            Das ganze Schiff zitterte, Deckenverschalungen fielen krachend auf den Boden und legten Kabelstränge frei. Teilweise fiel die Beleuchtung in den Gängen aus und trübe Notlampen verbanden sich mit den rotierenden roten Alarmleuchten zu einer schaurigen Illumination. An einigen Stellen waren Brände ausgebrochen, es stank nach verschmorten Elektroleitungen und verbranntem Kunststoff. Dichter schwarzer Rauch breitete sich aus. Katherine, Marijke und John bildeten das Schlusslicht der fliehenden Truppe. Mit brennenden Lungen rannten sie die Gänge und Treppen entlang hinunter in Richtung Hangar. Sie hatten es fast geschafft. Vor ihnen lag nur noch ein Niedergang, dann waren sie auf dem Hangardeck. Baxter und Romanow waren noch in Sicht- und Rufweite, als es passierte. John und Katherine stürmten im Laufschritt durch ein offenes Schott, Marijke folgte ihnen dichtauf. Plötzlich hörten sie über sich ein dumpfes Knacken, ein Riss tat sich in der Decke auf und Trümmer ergossen sich über die drei Fliehenden. John und Katherine hörten hinter sich einen schrillen, angsterfüllten Schrei. Sie blieben stehen und sahen sich um, Marijke war verschwunden. Vor ihnen sahen sie nichts mehr, als Rauch, Staub und Trümmer. Katherine riss vor Schreck die Augen auf. „Rijke!“, schrie sie panisch und rannte zu der Stelle, wo sie Marijke vermutete. John versuchte sie noch aufzuhalten, aber Katherine riss sich los. „Rijke, wo bist du?“, rief sie voller Verzweiflung und begann, Trümmer beiseite zu räumen. Die Erschütterungen kamen derweil immer näher und wurden lauter und heftiger. Es klang, als würde ein großes Monster mit schweren Schritten über die Decks der Tennessee trampeln und sie buchstäblich verfolgen. „John, Baxter, Romanow! Helft mir!“, flehte Katherine und mit dem Mut und der Kraft der Verzweiflung grub sie sich bis zu Marijke vor. Schließlich fand sie sie eingeklemmt unter einem zentnerschweren Deckenträger. Marijkes Gesicht war blutüberströmt, aber die Frau war bei Bewusstsein und ansprechbar. Ihre Augen waren weit aufgerissen und Todesangst war darin zu lesen.

                            „Kat“, keuchte sie. „Geht weiter! Bitte!“

                            „Nein!“, rief Katherine energisch. „Wir holen dich da raus. Bist du verletzt? Hast du Schmerzen?“

                            Marijke schüttelte den Kopf. „Nein, keine Schmerzen, aber meine Füße sind da irgendwo eingeklemmt. Haut ab, es ist zu spät!“ Sie hob eine Hand und deutete den Gang hinab. Eine Feuerwalze bewegte sich langsam aber stetig auf sie zu. Mittlerweile waren die drei Männer zurückgekommen und versuchten mit vereinten Kräften, den Stahlträger anzuheben. Katherine hatte sich zu Marijke hingekniet und ihre Hände unter Marijkes Achselhöhlen geschoben, um sie herauszuziehen. Den Männern gelang es jedoch nicht, den Träger zu bewegen, er hatte sich zu sehr zwischen den Wänden verkeilt. Der Rauch wurde dichter und die Flammenwand fraß sich weiter durch den Gang. Marijke griff mit einer Hand in die Innentasche ihrer Jacke und zog das kleine, abgegriffene Ledermäppchen heraus und hielt es Katherine hin. „Hier, gib das Joan. Bitte!“, flüsterte sie. Eine weitere, noch schwerere Erschütterung ging durch das Schiff.




                            Joachim Becker betrat mit gemischten Gefühlen die Brücke der Alabama. Gleich würde er wieder seinem alten und neuen Vorgesetzten Hank Taggart gegenüberstehen. Was sollte er ihm melden? Becker war brutal seines Kommandos enthoben worden, mehrere Tage inhaftiert gewesen und musste nun hilflos mit ansehen, wie sich sein Schiff selbstständig desintegrierte. Am meisten belastete Becker die Tatsache, dass er sein Schiff als rechtmäßiger Kommandant vor allen anderen verlassen hatte. Zwar auf Befehl eines Vorgesetzten, in diesem Falle Taggart - aber die Gewissheit gegen dieses für Schiffskommandanten seit je her eherne Gesetz, bis zum bitteren Ende an Bord zu verbleiben, verstoßen zu haben - nagte an ihm. Schuldbewusst und mit gesenkten Blick ging er auf Admiral Taggart, der mit dem Rücken zu ihm stand, zu. Ein, zweimal atmete er tief durch, dann straffte er sich und machte mit klarer und deutlicher Stimme dem Admiral Meldung.
                            „Admiral Taggart, Commander Joachim Becker meldet sich zum Dienst, Sir“, sagte Becker mit der rechten Hand zum militärischen Gruß an der Stirn. Er verzichtete mit voller Absicht auf den Titel Commodore.

                            Taggart drehte sich um und nahm Becker den Salut ab. Einen Moment sah Taggart Becker in die Augen, dann nahm der Hüne den deutlich kleineren deutschen Offizier schweigend in den Arm. „Willkommen an Bord, Jo!“, sagte Taggart feierlich, als er Becker wieder losließ. „Es ist gut, Sie zu sehen. Ich kann Ihnen nachfühlen, dass es Ihnen im Moment nicht besonders gut geht.“

                            Becker nickte seufzend. „Ja, Hank, das stimmt allerdings“, antwortete er leise und starrte erschrocken durch das große Brückenfenster hinaus ins All, wo die Tennessee immer weiter in sich zusammen fiel. Kleinere Explosionen an der Außenhaut unterstrichen den fortschreitenden Zerfall des einstmals stolzen Schlachtkreuzers. Der Anblick verpasste beiden Männern gleichermaßen einen Stich ins Herz. Kein Seemann und kein Raumfahrer sah gern den Untergang eines Schiffes. „Sind alle von Bord?“, fragte er leise.

                            „Wir haben achthundertsechzig Rettungskapseln gezählt, die jetzt nach und nach eingesammelt werden. Wir haben derzeit noch keine genauen Zahlen über Tote, Verletzte oder Vermisste. Außerdem ist noch ein Rettungsteam an Bord, dass die Eingeschlossenen aus dem Hangar befreit. Katherine Ballard ist auch unter ihnen. Ich frage mich nur, wo sie bleiben“, antwortete Taggart überaus besorgt.

                            Von der Raumkontrolle meldete sich ein weiblicher Sergeant. „Fähren verlassen den Hangar, Sir. Außerdem kam ein kurzer Funkspruch von Captain de Havilland, sie wurde gerufen und fliegt jetzt in den Hangar hinein, um das Einsatzteam aufzunehmen.“

                            „Danke, Sarge!“, rief Taggart zu der Station hinunter. „Dann hat Marko es also auch geschafft. Soll sich beeilen, das Mädchen. Funken Sie ihr das rüber! Was ist mit der Courageous und der samedanischen Flotte?“

                            „Keine neuen Informationen, Sir. Sie behält antriebslos die Position und antwortet nicht auf unsere Anrufe, ebenso wenig reagieren die Samedaner, Sir. Sie halten absolute Funkstille.“

                            Taggart klopfte Becker auf die Schulter. „Kommen Sie, Jo. Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink vertragen. Dörner, Sie haben die Brücke. Ich bin mit Commodore Becker in meiner Tageskabine.“
                            Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                            Mission accomplished.

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                              Ach Mensch... ich mag Marjike. *sniff*....
                              Es ist echt traurig, dass sie...
                              Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                              Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                              Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                                Vielleicht wird sie ja doch noch gerettet.
                                Es sterben in paar von den "Guten" zu viel. Zumindest in der Fassung, die ich noch so grob im Kopf habe....
                                ZUKUNFT -
                                das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                                Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
                                Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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