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Captain Future - Die Piratin

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    #16
    Da kommt auch schon die Antwort: Vorhang auf und Bühne frei für LAURA!!!!!


    „Oh wie ich das hasse! Warum muss ich immer derjenige sein, der sich zum Affen macht? Ich werde das nicht anziehen!“, hörte Curtis Otho vom Gang hinter der Brücke brüllen.

    „Weil du derjenige bist, der es sich erlauben kann, sich zum Affen zu machen, Gummipuppe!“, grollte Grag. „Und jetzt zieh das an und vergiss die Schuhe nicht!“

    „Ich werde keine Damenstrümpfe tragen! Das ist gegen meine Würde!“, rief Otho wutentbrannt. „Und auf so hohen Absätzen kann ich nicht laufen!“

    „Du bist aus Gummi! Du hast keine Würde, die man verletzen kann! Und jetzt hör auf zu jammern! Hoffentlich hast du die Strümpfe bald angezogen! Und sieh mich an, glaubst du, mir macht es Spaß, wie eine Christbaumkugel zu glänzen?“, gab Grag zurück. „Wenn du dich jetzt nicht sofort fertig machst, werde ich dir in die Strümpfe helfen! Du hast nur eine einzige Aufgabe. Nur eine verdammte kleine Aufgabe und du stellst dich an wie ein Schulmädchen!“

    „Eines Tages, wenn du es nicht merkst, werde ich dir sämtliche Verschraubungen lösen, sodass du Stück für Stück auseinanderfällst, du blöde Blechdose!“, drohte Otho, jetzt etwas kleinlauter.

    Curtis schmunzelte, die täglichen kleinen Auseinandersetzungen zwischen dem Roboter und dem Androiden waren für ihn das Salz in der Suppe. Auch wenn es mal wirklich nichts zu lachen gab, schafften es die beiden immer wieder, Curtis ein Grinsen abzuringen. Jetzt wollte Curtis aber wirklich wissen, warum die beiden so einen Tumult veranstalteten. „Grag, Otho! Was ist los da draußen los? Zeig dich Otho!“ rief er in Richtung des geöffneten Schotts. Von draußen ertönte noch ein Murren, dann konnte Curtis das Klicken von Damenabsätzen und Grags schweres Stampfen auf dem Deck hören. Der Roboter glänzte in frischer Goldbronze und wurde von einer atemberaubend schönen jungen Frau mit wallenden, rotbraunen Haaren begleitet. Sie zog ein säuerliches Gesicht und war etwas wackelig auf den Stilettoabsätzen unterwegs. Curtis sah abwechselnd zu Grag und der Frau und verfiel in schallendes Lachen. Er applaudierte und rief: „Großartig! Otho, du siehst zum Verlieben aus. So rassig und … sexy!“

    Otho kniff ein Auge zusammen und grantelte vor sich hin, bevor er jedoch etwas boshaftes erwidern konnte, ging er schwankend zur Kommunikationskonsole, auf der ein eingehender Anruf signalisiert wurde. „Comet, Brücke. Sie sprechen mit Laura“, säuselte er mit einer weichen, erotischen Stimme.

    Auf dem Bildschirm erschien Joan, der gerade vor lauter Überraschung ein Bissen eines Donuts aus dem Mund fiel. Mit großen Augen sah sie die fremde Frau an. „Ich bin Captain Joan Landor von der Weltraumpolizei. Verraten Sie mir bitte, wer Sie sind?“ In ihrer Stimme lagen blanke Eifersucht und Entsetzen.

    „Ich bin Laura, ich werde den Captain auf der nächsten Reise in jeder Hinsicht unterstützen“, säuselte Otho. Dass Joan seinem Chef gleich die Hölle heiß machen würde, kam dem Androiden als kleine Genugtuung nur allzu gelegen. „Möchten Sie, dass ich ihn hole?“, fragte Otho mit einem dienstbeflissenen Lächeln.

    „WER ZUM TEUFEL SIND SIE UND WAS MACHEN SIE AUF DEM SCHIFF MEINES FREUNDES?“, fragte Joan in Großbuchstaben. „Ich will mit Curtis reden, SOFORT!“, zischte sie ungehalten. Otho wandte sich ab und grinste diebisch. Auch wenn er sich in dieser Tarnung mehr als unwohl fühlte, sie funktionierte tadellos. Curtis hatte bereits mitbekommen, wer der aufgebrachte Anrufer war und sich hinter „Laura“ positioniert.

    „Hallo Joan! Seid ihr gut in L.A. angekommen? Habt ihr schon was herausgefunden?“, fragte er mit einem unterdrückten Glucksen. Es fiel ihm offensichtlich schwer, ernst zu bleiben und nicht in lautstarkes Gelächter auszubrechen. „Wie ist das Wetter in Holly…“

    Unwirsch unterbrach ihn Joan: „Mein lieber Mann, ich erwarte von dir eine Erklärung. Wer ist diese Tussi und was macht sie bei dir an Bord?“

    Blitzschnell kam Curtis ins Gedächtnis, dass noch wenige Wochen zuvor Joan ihn mit einem Piloten der Solaren Raumflotte betrogen hatte. Das wollte er jetzt ganz boshaft gegen Joan verwenden. ‚Rache wird eiskalt serviert, Süße‘, dachte er in diesem Moment und antwortete: „Laura ist Pilotin. Sie ist mir beim Abflug von New York über den Weg gelaufen …“ Curtis biss die Zähne zusammen und rang mit seiner Beherrschung, als er sah, wie Joans Gesichtsfarbe von normal über kalkweiß zu knallrot wechselte. „… sie ist ziemlich gut – in jeder Hinsicht!“

    Joan schnappte nach Luft. Sie wollte gerade Curtis wutentbrannt anschreien, als ihr sein hämisches Grinsen auffiel. „Curtis … du … du Mistkerl!“, blaffte sie ihn an. „Du hast es wirklich fast geschafft, mich dranzukriegen.“ Eine Sekunde funkelte sie Curtis unheilvoll an, dann beruhigten sich ihre Gesichtszüge und ein kleines Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht. „Otho hat sich mal wieder selbst übertroffen“, sagte sie respektvoll. „Beinahe hätte ich euch das abgenommen. Was hast du mit Otho … äh Laura vor?“

    „Wir werden als arbeitslose Künstler versuchen, bei Siobhan unterzukommen. Otho wird als Laura ein wenig die männlichen Piraten unterhalten, mit Gesang und Tanz und charmanter Unterhaltung, du verstehst schon.“

    „Die sollen nur versuchen, mich anzupacken“, grollte Otho mit seiner eigenen tiefen Stimme, die so gar nicht zu seinem lieblichen und zarten Äußeren passte. „Denen hau ich …“

    „Lass gut sein, Otho. Sei jetzt bitte lieber Laura und übe deine Bewegungen. Das muss alles perfekt sein, wir können uns keine Fehler erlauben!“, mahnte Curtis, worauf er von Otho einen zarten Kuss auf die Wange gehaucht bekam.

    „Natürlich, Chef, alles was Sie wünschen“, flüsterte der Androide wieder mit der erotischen Samtstimme und tänzelte mit wackelnden Hüften davon.

    Curtis seufzte. „Ich sage dir, Joan, das wird anstrengend. Ich mache mir weniger Sorgen, an Siobhan heranzukommen, denn Otho im Zaum zu halten. Du hättest erleben sollen, wie er sich noch vor ein paar Minuten angestellt hat.“

    Joan musste unwillkürlich grinsen. „Ich kann es mir vorstellen. Aber jetzt im Ernst. Lloyd und ich waren gerade bei Tamara MacDonald, sie ist die Geschäftsführerin der Filmfirma, bei der Siobhan unter Vertrag stand …“
    Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

    Mission accomplished.

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      #17
      Hach ja... ich kann es mir vorstellen. Ich denk da an 'nen Typen wie Barani... der dann auf Otho hereinfällt und es irgendwann auch mitbekommt... wahhaaahahaaa... DAS wärs! *ROFL*
      Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
      Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
      Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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        #18
        Wie ich Othos Verkleidung weiter ausführe, weiß ich selbst noch nicht... auffliegen wird er aber, soviel ist sicher... hrhrhr
        Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

        Mission accomplished.

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          #19
          Na ich lasse mich gerne überraschen
          Es hört sich auf alle Fälle vielversprechend an. Hetz ihm -parodn IHR- doch einen Verehrer auf den Hals *g*.
          Schade nur, dass Hot Rod im Knast sitzt... (ja ich weiß, der hat hier nix zu suchen aber DER wäre der passende Verehrer - wenn er DANACH nicht geheilt ist, weiß ich auch nicht mehr, was man mit dem machen könnte).
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            #20
            Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
            Na ich lasse mich gerne überraschen
            Es hört sich auf alle Fälle vielversprechend an. Hetz ihm -parodn IHR- doch einen Verehrer auf den Hals *g*.

            Jaaaa! Ich habs, einen dicken, fetten, aufdringlichen Piraten. Dreckig, stinkend, ölverschmiert mit Bierfahne!!!!

            Einmal sehen, wie es Kat gerade geht?


            Kapitel 4


            Eine gefühlte Viertelstunde wurde Katherine mit verbundenen Augen durch die Gänge geführt. Sie konnte sich kaum erinnern, wie oft sie rechts oder links abbiegen musste. Als der Pirat, der sie führte, zum Stehenbleiben aufforderte, hatte sie bereits völlig die Orientierung verloren. Das Zischen einer Hydrauliktür verriet ihr, dass sie womöglich am Ziel angekommen waren. Grob wurde Katherine nach vorn geschubst, sie machte zwei Schritte und wurde wieder festgehalten. Zischend schloss sich die Tür und der Boden unter ihr gab leicht nach. Sie befand sich in einem Aufzug, der abwärts fuhr. Nur kurze Zeit später rastete die Kabine sanft ein und die Tür öffnete sich erneut. Der Pirat schubste Katherine aus der Kabine, wo sie von kalten Händen in Empfang genommen wurde. Diese Hände nahmen ihr die stinkende Augenbinde ab und Katherine blickte in wasserblaue Augen, die von einer blonden Löwenmähne umrahmt waren; die kräftige Frau, die Katherine ansah, war etwa in ihrem Alter. Sie war recht attraktiv, aber ihre Gesichtszüge waren hart und verhärmt und sie machte auf Katherine den Eindruck, dass sie viel Leid erlebt haben musste. Sie musterte Katherine von oben bis unten und sagte mit einer tiefen, rauchigen Stimme: „Schade um dich. Viel zu hübsch für die Arena. Aber gut, Siobhan wird schon wissen, was richtig ist. Wie heißt du, Schätzchen?“ Die Frau öffnete den Mund zu einem breiten Lächeln, das zwei große Zahnlücken entblößte. Die Zähne der Frau wirkten gepflegt, die fehlenden Zähne mussten bei Schlägereien verlorengegangen sein, sie sah zumindest aus, als ob sie recht gut im Faustkampf war.

            „Ich heiße Katherine und möchte auch so genannt werden“, antwortete die schwarzhaarige Polizistin frech. Mit dieser Frechheit überspielte Katherine die Angst, die sie in diesem Moment hatte.

            Die Blondine lachte. „Ist mir eigentlich scheißegal, wie du heißt, ich kann nur nicht alle mit Arschloch anreden, verstehste?“ Sie zog Katherine am Arm. „Los, komm mit. Du brauchst was Gescheites zum Anziehen. Mit dem Abendkleid kannste hier nicht rumlaufen.“

            Widerwillig folgte Katherine der Frau durch den trüb beleuchteten Gang, während sie sich umsah. Der Pirat, der sie hergebracht hatte, folgte ihnen, eine Hand auf dem Griff seiner Protonenpistole im Holster, bereit sie zu ziehen, falls Katherine auf dumme Gedanken kommen sollte. Katherine hatte den Eindruck, dass sie sich auf einem anderen Raumschiff befand, der Gang sah dem eines Passagierschiffes ähnlich, nur hatte man hier vor den Kabineneingängen robuste Gittertüren montiert und den Bereich in eine Art Gefängnis umgewandelt. An den ehemals weißen Wänden fanden sich Schmierereien und obszöne Graffitis. Hinter den Gittern lungerten Männer und Frauen vom Teenager bis hin zum Greis. Einige wirkten müde, teilweise apathisch, andere gereizt und gewaltbereit. „Was ist das hier? Was machen Sie mit all den Leuten?“, fragte Katherine.

            Die Blondine drehte sich im Gehen zu ihr um. „Hat Siobhan dir noch nichts gesagt? Ich erklärs dir, Süße. Die Leute, die du hier siehst, sind Kämpfer, Gladiatoren, wenn du so willst. Siobhan lässt alle paar Tage einige gegeneinander antreten – zur Unterhaltung. Der Sieger bekommt gut zu essen, ein Bad und frische Kleidung. Der Verlierer …“

            „Was passiert mit dem Verlierer?“, fragte Katherine beklommen. Eigentlich wollte sie die Antwort gar nicht hören.

            „Verlier einfach nicht, Katherine!“, gab die Frau, deren Namen Katherine immer noch nicht wusste, lakonisch zurück. „Man verliert nur einmal in der Arena.“

            „Soll das heißen, ich soll hier kämpfen? Um Leben und Tod? Ihr seid doch krank im Kopf!“, keuchte Katherine. Ihr unwohles Gefühl im Magen entwickelte sich langsam zu einer ausgewachsenen Übelkeit.

            Die Blondine ging nicht weiter darauf ein, sondern führte Katherine in eine offenstehende Kabine, die vollgestopft war mit Kleidung und Schuhwerk. Der eskortierende Pirat blieb im Türrahmen stehen. Die Frau sah sich Katherine noch einmal genau von Kopf bis Fuß an und begann in einem Regal zu kramen. Sie holte ein paar dunkle Kleidungsstücke heraus und warf sie Katherine zu. Katherine glaubte kaum, was sie dort in den Händen hielt, ein enges Trikot aus einem glänzenden schwarzen Kunstfasermaterial und einen breiten braunen Ledergürtel, an dem metallbeschlagene, dicke Lederstreifen angebracht waren. Die Sachen rochen muffig und fühlten sich klamm an. Die Blondine suchte noch ein paar hohe, robuste Stiefel mit Knieschild heraus und hielt sie Katherine hin. „Hier, sollte deine Größe sein“, sagte sie und grinste mit ihren Zahnlücken.

            „Das kann nicht euer Ernst sein!“, rief Katherine entsetzt. „Das werde ich nicht anziehen! Auf gar keinen Fall!“

            „Doch, das wirst du!“, antwortete die Frau etwas strenger. „Ich kann dich auch gleich hier und jetzt umbringen, kapiert? Siobhan kümmert es einen Dreck, ob du lebst oder stirbst. Ich werde ihr nur erklären müssen, warum du schon vor deinem ersten Kampf verreckt bist!“ Sie nahm Katherines Kinn in die Hand und brachte ihr Gesicht dicht vor das eigene. Leise unheilvoll flüsterte sie: „Du bist jetzt hier unten bei mir und meinem Wohlwollen ausgeliefert. Ich kann dir helfen, in der Arena zu überleben, aber ich kann auch dafür sorgen, dass du draufgehst. Dein Arsch gehört mir, Katherine!“ Sie ließ Katherine los und ging zur Tür. Auf der Höhe des Piraten sagte sie zu dem Mann: „Purvis, bring Katherine in die freie Zelle gegenüber von Tyra, sie sollen sich schon mal beschnuppern. Und sorge dafür, dass sie sich umzieht. Gib ihr was zu essen!“

            Purvis nickte ihr zu. „Wird gemacht, Beth.“ Er sah Katherine unverhohlen an und brummte: „Du hast gehört, was sie gesagt hat. Los jetzt!“
            Katherine wollte schreien, vor Angst, Wut und Verzweiflung aber sie blieb gefasst und schluckte hart, als sie an Purvis vorbeiging. Der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst, stiegen Katherine Tränen in die Augen.
            Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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              #21
              Zitat von Nurara McCabe Beitrag anzeigen
              Jaaaa! Ich habs, einen dicken, fetten, aufdringlichen Piraten. Dreckig, stinkend, ölverschmiert mit Bierfahne!!!!
              So etwas in der Art habe ich mir gedacht Aber vergiss nicht: Er trägt Kopftuch und seine Fahne dürfte mehr als nur nach Bier riechen. Die saufen auch härtere Sachen zur... ähm... inneren Desinfektion *g*.
              Und klar darf das auch kein Schönling sein. Die sehen ja nicht alle so attraktiv aus wie z.B. Johnny Depp (oder in der Zukunft Herr Harlock)! Wobei erst genannter ja als Captain Jack Sparrow sowieso unerhört aus dem Rahmen fällt (schon allein mit seinem ganzen affektierten Getue *g*), den Namen "Maskera-Man" hat er sich nicht umsonst eingehandelt...


              Ansonsten: Arme Kat. Und Siobhan soll kein böses Mädchen sein? Obwohl sie Gladiatoren-Kämpfe veranstaltet??? Ach komm... die gehört mal übers Knie gelegt *fg*. Und der Rest ihres Haufens genauso *g*
              Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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                #22
                Ich habe mich grad weggeworfen...

                avatax - kriecht gerade unter dem Tisch hervor und wischt sich eine Lachträne weg.

                Otho als Frau.
                Oh ja, bei den ladymen hat schon so manch einer eine böse Überraschung erlebt, wenn er dann weiter südlich das Glockenspiel entdeckt hat.
                ZUKUNFT -
                das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
                Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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                  #23
                  Dann geht's mal weiter auf der Erde mit Joan und Lloyd, bei der Befragung von Siobhans damaliger großer Liebe - Teil 1.

                  Viel Spaß!


                  Die ersten Informationen, die Curtis von Joan erhalten hatte, waren nicht besonders ergiebig. Eine mögliche ungewollte Schwangerschaft im Teenageralter, ein mutmaßlich gewalttätiger Vater, Absturz in Drogen und Alkohol – all das half Curtis bei dem Vorhaben, an Siobhan heranzukommen, nicht weiter und die Zeit wurde knapp. Die Reise zum Labogde-System sollte nur knapp sieben Stunden dauern, in dieser Zeit mussten Joan und Lloyd etwas Handfesteres liefern, ansonsten würde Curtis improvisieren müssen.

                  Joan und Lloyd hingegen hatten zur gleichen Zeit das Haus von Andrew Riggs dank der Auskunftsfreude einer redseligen Nachbarin schnell gefunden. Joan klingelte, während Lloyd sich ein wenig im Hintergrund hielt. Im Haus bellte ein Hund und nach wenigen Sekunden öffnete ein hübscher, schwarzhaariger Junge im Teenageralter die Tür.
                  Joan setzte ihr reizendstes Lächeln auf und sagte: „Hi, ich bin Joan Landor und das ist mein Kollege Lloyd Hopkins. Ist dein Vater zu sprechen?“

                  Der Junge verschränkte die Arme und sah die beiden Polizisten argwöhnisch an. „Was wollen Sie von ihm? Sind Sie Bullen?“

                  Für die kleine Frechheit wollte Lloyd den Jungen zurechtweisen, aber Joan hielt ihn zurück und sagte mit milder Stimme: „Ja, wir sind von der Weltraumpolizei und untersuchen einen Fall von Weltraumpiraterie. Es geht um jemanden, den dein Vater vor langer Zeit gekannt hat und wir möchten ihm gerne ein paar Fragen stellen.“

                  Der Junge machte große Augen. „Was? Mein Dad kennt einen Weltraumpiraten? Cool!“, rief er aus und drehte den Kopf in den Flur. „Dad!“, brüllte er, „da sind zwei Polizisten, die suchen Weltraumpiraten!“

                  Ein ebenso schwarzhaariger Mann kam hinzu, er war Anfang dreißig und wirkte auf Joan ungeheuer attraktiv. Mit seinem Sohn hatte er bis auf die Haarfarbe und dem Kinngrübchen nicht viel gemeinsam. Der Junge hatte blaue Augen, wohingegen der Vater braune, fast schwarze Augen besaß. Der Junge hatte eine leichte Stupsnase und hohe Wangenknochen, sein Vater jedoch eine markante, schmale Nase mit einem leichten Höcker auf dem Nasenrücken und ein kantiges, ausgesprochen männliches Gesicht. Lloyd speicherte jedes Detail seiner Beobachtungen im Gedächtnis und glich die Informationen im Geiste mit dem Phantombild von Siobhan Kelly ab, das er sich vollständig eingeprägt hatte. Ein erster Verdacht schien sich für Lloyd zu bestätigen. Der Mann lächelte freundlich und erwartungsvoll. „Guten Morgen, Andy Riggs“, stellte er sich höflich vor. „Sie sind von der Polizei? Was kann ich für Sie tun? Meine letzten Tickets habe ich pünktlich bezahlt.“ Joan fand Riggs‘ Lächeln umwerfend.

                  „Captain Joan Landor und Captain Dr. Lloyd Hopkins, Weltraumpolizei”, sagte Lloyd sachlich und kühl. „Mr. Riggs, wir hätten ein paar Fragen an Sie bezüglich einer alten Arbeitskollegin aus Ihrer Jugendzeit. Sie können sich denken, wen ich meine?“ Lloyd vermied es, in Gegenwart des Jungen Siobhans Namen zu nennen.

                  Riggs wurde einen ganz kurzen Moment unruhig, dann sagte er mit gefasster Stimme: „Bitte, kommen Sie doch rein! Benny, geh bitte raus in den Garten und pass auf deine Schwester auf.“ Im Wohnzimmer schloss Riggs hinter seinem Sohn die Terrassentür. „Also, was wollen Sie von mir?“, fragte er und sah nacheinander Joan und Lloyd an.

                  „Wie alt ist Ihr Sohn, Mr. Riggs?“, fragte Lloyd ohne Vorwarnung.

                  „Er wird im November fünfzehn, warum?“, erwiderte Riggs verdutzt.

                  „Und Sie sind grob geschätzt nicht älter als dreißig, richtig?“ Lloyd sah Riggs eindringlich an. „Wer ist seine Mutter? Leben Sie mit ihr zusammen?“

                  „Ich bin seit fünf Jahren verheiratet! Benny … Benjamin …“ Riggs rang um Worte. „Ach verdammt, ja! Siobhan ist seine leibliche Mutter. Aber was soll das? Kommt sie jetzt nach fünfzehn Jahren an und will ihren Sohn haben? Hat sie Sie geschickt, um mir mein Kind wegzunehmen?“ Riggs wirkte, wahrscheinlich zu Recht, sehr aufgebracht und riss die Hände in die Höhe. „Sie hat Benny einfach kurz nach der Geburt bei meinen Eltern vor der Tür abgelegt und ist abgehauen. Sie hat mich mit dem Kleinen ganz einfach im Stich gelassen! Ich gebe ihn nicht her! Nicht, nach alledem, was Benny und ich durchgemacht haben!“

                  Joan legte besänftigend eine Hand auf Riggs Unterarm. „Bitte beruhigen Sie sich, Mr. Riggs. Wir sind nicht hier, um Ihnen Ihren Sohn wegzunehmen. Sie scheinen ein sehr gutes Leben zu führen. Dort, wo seine Mutter gerade ist, wäre der denkbar schlechteste Ort, wo Benny sich aufhalten könnte. Machen Sie sich bitte keine Sorgen.“

                  Riggs atmete tief durch und wies mit einer Handbewegung auf die große Couchgarnitur. „Bitte, setzen Sie sich doch. Was ist mit Siobhan? Ist sie wieder mal in Schwierigkeiten?“

                  Während Joan Platz nahm, fragte sie: „Was meinen Sie mit ‚wieder mal‘? Ist sie in letzter Zeit öfter in Schwierigkeiten gewesen? Ihre Frage hört sich an, als hätten Sie noch Kontakt zu ihr?“

                  Riggs schüttelte langsam den Kopf. „Nicht regelmäßig. Alle paar Jahre meldet sie sich mal aus irgendeiner Entzugstherapie. Sie ist immer noch schwer drogensüchtig, zumindest seitdem sie sich das letzte Mal gemeldet hat. Das ist ungefähr vier Jahre her.“

                  „Hat sie sich auch nach ihrem Sohn erkundigt oder Geld von Ihnen gefordert?“, fragte Lloyd.

                  „Ab und zu“, gab Riggs zurück. „Benny existiert eigentlich nicht für sie, manchmal fragt sie nach ihm, aber sie weiß nicht einmal seinen Geburtstag. Er scheint ihr ziemlich egal zu sein. Und wenn sie Sie nicht geschickt hat, um ihn zu holen, ist das Beweis genug, dass sie mit Benny nichts zu tun haben will. Geld wollte sie nie, ich habe ohnehin nicht allzu viel davon.“

                  „Wissen Sie, wo Siobhan zurzeit stecken könnte?“, fragte Joan ganz unverblümt ins Blaue.

                  Riggs zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung und ganz ehrlich gesagt, ich will es auch gar nicht so genau wissen.“ Er überlegte einen Moment. „Benny rief doch eben was von Weltraumpiraten?“

                  Joan und Lloyd warfen sich einen Blick zu. Dann antwortete Lloyd: „Siobhan Kelly steht unter dem Verdacht der Weltraumpiraterie. Gestern ist ein Passagierschiff spurlos verschwunden, mit etwa eintausendsechshundert Menschen an Bord. Wir vermuten, dass Miss Kelly dahinter steckt.“

                  Riggs verzog den Mund zu einem säuerlichen Grinsen. „Siobhan? Eine Piratin? Das ist lächerlich. Entschuldigung, sie mag drogensüchtig und alkoholkrank sein, sie mag eine Rabenmutter sein, aber das Zeug zur Gewalttätigkeit hatte sie nie. Sie hat ein sanftes Wesen, sie kann eigentlich keiner Fliege was zuleide tun! Nein, das ist nicht die Siobhan, die ich einmal kannte.“

                  „Erzählen Sie uns von Siobhan, wie Sie sie kannten, Mr. Riggs“, forderte Joan den Mann auf. „Wie haben Sie zueinander gefunden?“

                  Riggs lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug lässig die Beine übereinander. „Ich hatte damals in der Serie die Rolle des Jimmy übernommen, ein neu zugezogener Junge in Siobhans Nachbarschaft. Einzelgänger, streitsüchtig und immer auf Ärger aus. Die Rolle war mir auf den Leib geschrieben, denn ich war als Fünfzehnjähriger kaum anders. Ich konnte mich de facto selbst spielen. Bis ich das erste Mal diesem wunderhübschen Mädchen gegenüberstand. Vorher war ich noch nie so richtig verliebt gewesen, eine Schwärmerei hie und da, aber nie etwas Ernstes. Ich hatte bis dahin auch noch keine Erfahrung mit Mädchen. Ich war ein Spätzünder, Sie verstehen?“ Joan und Lloyd nickten schweigend. Riggs legte die Fingerspitzen aneinander und fuhr fort: „Als ich Siobhan sah, war ich Hals über Kopf in sie verliebt und ihr ging es anscheinend genauso. Wir haben uns in den Drehpausen oft in irgendwelche Ecken verkrochen und hemmungslos rumgeknutscht, wie es verliebte Jugendliche eben tun. Während der Zeit hatte ich mich verändert, so wie Jimmy sich laut Drehbuch verändern sollte. Nein, Siobhan hatte mich verändert, mit ihrer netten und liebevollen Art. Ich konnte ihr alles erzählen, was mich bewegte und bekümmerte. Und sie hat immer zugehört. Ich verlor meine Aggressionen, lernte Verantwortung zu übernehmen bis zu dem Punkt, als es geschah …“

                  „Was geschah?“, fragte Joan gespannt, obwohl sie sich denken konnte, was Riggs berichten würde.

                  „Bei einer kleinen Feier am Set ist es passiert. Siobhan und ich hatten uns mal wieder verdrückt und wir konnten es einfach nicht mehr aushalten. Wir haben, ohne an die Konsequenzen zu denken, miteinander geschlafen. Und es kam, wie es kommen musste, Siobhan wurde schwanger.“ Riggs starrte mit leerem Blick an die Zimmerdecke. „Wir hatten solche Angst davor, es zu erzählen. Wir würden beide unseren Job verlieren und wahrscheinlich auch auf Schadenersatz verklagt werden, weil die Serie hätte eingestellt werden müssen.“

                  Lloyd runzelte die Stirn. „Sollte die Serie mit der Vollendung von Siobhans fünfzehntem Lebensjahr nicht ohnehin eingestellt werden?“

                  Riggs lachte laut auf. „Wer hat Ihnen denn diesen Mist erzählt? Wir hatten alle Vertragsgarantien bis zu unserer Volljährigkeit!“

                  „Ihre ehemalige Produktionsleiterin Tamara MacDonald“, gab Lloyd wie aus der Pistole geschossen zurück.

                  „Tammy“, antwortete Riggs abschätzig. „Die gute Seele der Produktion, dass ich nicht lache. Ich sage Ihnen was, Captain Hopkins, Tamara lügt schon, wenn sie Guten Tag sagt! Sie hat sich auf den Posten der Geschäftsleitung hochgeschlafen! Wir haben ihr nichts bedeutet, nur das Geld, was sie verdient hat. Tamara ist eine falsche Schlange. Ja, sie war angeödet von der Produktion und sie hat uns Kinder gehasst. Ständig hat sie uns angeschrien und die kleinsten sogar geschlagen! Einmal hatte sie Siobhan gedroht, sie windelweich zu prügeln, weil sie sich eine schwierige Textzeile nicht merken konnte, da ist Siobhans Vater dazwischen gegangen und hat ihr links und rechts eine schallende Ohrfeige verpasst.“ Riggs verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen. „Recht so kann ich heute nur sagen.“

                  Lloyd griff die Nennung von Siobhans Vater auf. „War Mr. Kelly latent gewalttätig? Ist er öfter ausgerastet?“

                  Riggs überlegte kurz. „Nein, soweit ich mich erinnere, nicht. Seiner Tochter gegenüber war er zwar streng, aber er wurde selten laut, geschweige denn handgreiflich. Geoffrey war eigentlich immer sehr ausgeglichen.“

                  „Hatten Sie persönlich Probleme mit ihm wegen Ihrer Beziehung zu Siobhan?“, fragte Joan.

                  „Niemals“, entgegnete Riggs bestimmt. „Er war zwar, wie jeder Vater einer Tochter es wäre, etwas eifersüchtig auf den ersten Freund, aber er hat mich letzten Endes akzeptiert, weil er es ohnehin nicht verhindern konnte. Er hatte eingesehen, dass seine Tochter so langsam erwachsen wurde. Nein, ich hatte zu keiner Zeit Probleme mit ihm.“

                  „Wie kam es zum Bruch zwischen Siobhan und der Produktionsfirma?“, wechselte Lloyd erneut das Thema. Joan war recht angetan von der Befragungsmethode des jungen Psychologen, sie zwang den Befragten schnell zwischen den Begebenheiten hin und her zu wechseln und somit den Befragten in Widersprüche zu verwickeln, sofern er etwas zu verbergen hatte. Joan hatte bis jetzt nicht den Eindruck, dass Riggs etwas verbarg – ganz im Gegensatz zu der vorher befragten Tamara MacDonald.

                  „Siobhan hatte niemandem etwas von ihrer Schwangerschaft erzählt. Nur wir beide wussten es. Aber sie wurde von Tag zu Tag unruhiger und konnte sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Bis Tamara eines Tages der Kragen platzte und sie Siobhan in ihr Büro zitierte – ohne ihren Vater. Sie musste Siobhan so dermaßen unter Druck gesetzt haben, dass das Mädchen es mit der Angst zu tun bekam und Tamara die Schwangerschaft gestand. Daraufhin hat Tamara die Geschäftsführung informiert und man hat einstimmig beschlossen, ‚Siobhans kleine Welt‘ abzusetzen und die Hauptdarstellerin wegen Vertragsbruches zu feuern. Mich hat man gleich mitgefeuert. Das Filmgeschäft ist eine Schlangengrube.“ Riggs seufzte bei seinen letzten Worten. „Ich bin froh, nicht mehr vor der Kamera zu stehen.“

                  „Wollten Sie und Siobhan das Kind?“ Joan versuchte es auf emotionaler Ebene.

                  Riggs winkte ab. „Ach was, wo denken Sie hin? Wir waren doch selbst noch Kinder! Nein, für Siobhan war es von vorneherein klar, das Kind nicht zu bekommen. Nur, bevor wir heimlich zu einem Arzt gehen konnten, war die ganze Geschichte schon bekannt und wir beide gefeuert.“ Riggs warf einen liebevollen Blick hinaus in den Garten, wo Benny mit seiner etwa dreijährigen Schwester herumtobte. „Im Nachhinein, bin ich froh, dass Siobhan Benny zur Welt gebracht hat. Auch wenn meine Eltern ihn die ersten Jahre großziehen mussten, war ich so stolz darauf, schon Vater zu sein. Ich habe die Verantwortung, soweit es mir möglich war, für meinen Sohn übernommen und ich bereue keinen einzigen Tag, den Benny auf der Welt ist.“ Riggs Lächeln strahlte von Vaterstolz und Aufrichtigkeit.

                  Hopkins stand auf und ging zu dem der Couch gegenüber stehenden Kamin, auf dessen Sims er Familienfotos betrachtete. Er deutete auf eines, das eine schöne, dunkelhäutige Frau mit einem Baby auf dem Arm zeigte. „Ihre Gattin?“, fragte er nur.

                  Riggs nickte. „Ja, sie heißt Freira. Wir kennen uns seit über zehn Jahren. Sie ist Lehrerin am College. Sie hat mir in schwierigen Zeiten geholfen und liebt Benny, als wäre er ihr eigener Sohn. Benny liebt sie ebenso.“

                  „Was weiß Benny über seine leibliche Mutter?“, bohrte Lloyd weiter.
                  Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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                    #24
                    Hm... also er stellt die liebe Siobhan so dar, als könne sie keiner Fliege was zu Leide tun? Sanft?
                    Hallo... die Dame veranstaltet Gladiatorenkämpfe (mit alles andere als freiwilligen Mitarbeitern!) und hat angeblich einen Schiffsjungen abgeknallt. Also entweder weiß der echt nix oder er schwindelt oder die Geschichte mit dem Schiffsjungen ist Seemannsgarn (oder wie immer man im Weltraum dazu sagt), die Gladiatorenkämpfe Illusion ooooder Frau Kelly ist eine zwiegespaltene Persönlichkeit.
                    Ich würde mal sagen: Wir haben hier eine Menge Fragen zu klären
                    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                    Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
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                      #25
                      Riggs war ebenfalls aufgestanden und steckte die Hände in die Hosentaschen, während er wieder seine Kinder beim Spielen beobachtete, die einen prachtvollen Labrador apportieren ließen. „Ich war von Anfang an aufrichtig mit Benny und habe ihm gesagt, was Sache ist, dass seine Mutter schwer krank ist und sich nicht um ihn kümmern kann und dass sie nicht mit uns leben will. Ich habe ihm immer wieder eingeredet, dass er sie nicht deswegen hassen soll, weil ich immer noch den Wunsch habe, dass er eines Tages zu seiner leiblichen Mutter findet. Und, bevor Sie fragen, ich hasse Siobhan auch nicht. Meine Liebe zu ihr ist vielleicht nicht mehr die, wie vor fünfzehn Jahren, aber ich hege keinen Groll gegen sie. Ich habe nur den Wunsch, den einzigen Wunsch, dass sie sich zu ihrem Sohn bekennt.“ Riggs schluckte.

                      Joan war zu Riggs herangetreten und nahm einfühlsam seine Hand. „Je nachdem, ob wir Siobhan tatsächlich fassen und ein ordentliches Gericht über ihre Schuld oder Unschuld befindet, wird es sich vielleicht so ergeben, Andrew …“

                      „Noch zwei letzte Fragen, Mr. Riggs. Wir haben Ihre Zeit schon genug in Anspruch genommen. Wissen Sie, wo wir Geoffrey Kelly finden können?“, fragte Lloyd mit einem offenen Lächeln.

                      „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das Haus, in dem Siobhan mit ihrem Vater gewohnt hat, steht seit Jahren leer und verfällt. Es steht nur vier Blocks von hier entfernt“, antwortete Riggs.

                      Joan hakte nach. „Wir sprechen die ganze Zeit nur von Siobhan und ihrem Vater. Was ist mit ihrer Mutter?“

                      Riggs schüttelte den Kopf. „Habe ich nie kennengelernt. Siobhan hat von ihrer Mutter nur wenig gesprochen, sie soll wohl Mann und Tochter bei Nacht und Nebel verlassen haben, als Siobhan noch sehr klein gewesen sein muss.“

                      „Allerletzte Frage, Mr. Riggs. Womit verdienen Sie heute Ihr Geld?“, fragte Lloyd.

                      „Ich arbeite als Sprecher und Texter. Ich schreibe Drehbücher und beziehe von damals immer noch Tantiemen. Reich hat mich das Filmgeschäft nie gemacht, aber wir können gut leben und meine Frau verdient als Lehrerin auch nicht so schlecht.“

                      Lloyd sah über Riggs‘ Schulter hinweg in den Garten. „Müsste Ihr Sohn nicht eigentlich gerade in der Schule sein?“

                      Joan schlug Lloyd lässig mit dem Handrücken gegen die Brust. „Herbstferien, Lloyd. Herbstferien!“ Sie streckte Riggs lächelnd die Hand zum Abschied aus. „Vielen Dank, Mr. Riggs, dass Sie sich so viel Zeit für uns genommen haben. Sie haben uns sehr geholfen.“



                      Noch beim Einsteigen in den gemieteten Gleiter fragte Lloyd Joan: „Und? Was halten Sie von ihm, abgesehen davon, dass er ein verdammt gutaussehender Mann ist?“

                      „Ich glaube, er war ehrlich. So wie er von seinem Sohn gesprochen hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass er lügt. Riggs muss eine schwere Zeit als Heranwachsender durchgemacht haben. Allerdings ist mir aufgefallen, dass er sich im Hinblick auf seine Meinung zu Siobhan irgendwie widersprüchlich verhalten hat“, antwortete Joan und ließ sich in den komfortablen Ledersitz auf der Fahrerseite des Gleiters sinken. „Ich meine, einerseits hat er Angst, dass Siobhan ihm mit Hilfe der Behörden den Sohn wegnehmen will, andererseits wünscht er sich, dass sich die Mutter zu ihrem Kind bekennt. Ist das nicht eigenartig?“

                      Lloyd nahm auf dem Beifahrersitz Platz. „Nicht so eigenartig, wie Sie vielleicht vermuten mögen. Sehen Sie, Joan, Riggs ist mental und emotional aufgewühlt. Jahrelang hat er wohl nichts von der Kindesmutter gehört und eines schönen Morgens stehen ganz unvermittelt zwei Polizeibeamte vor der Tür und wollen ihn dazu befragen. Wie würden Sie reagieren?“

                      Joan zuckte mit den Schultern. „Vermutlich so ähnlich.“

                      „Riggs hat sich völlig normal und nachvollziehbar verhalten“, stellte Lloyd fest. „Die Überreaktion am Anfang deutet auf tief verwurzelte Verlustängste hin, die ich absolut verstehe. Aber mir hat Riggs im Laufe des Gespräches zu verstehen gegeben, dass er im Grunde seines Herzens Siobhan immer noch liebt, egal wie krank sie auch sein mag. Dass Siobhan ihr Kind im Stich gelassen hat, ist eine erklärbare Verhaltensweise einer überforderten Mutter in diesem Alter. Vermutlich hat ihr Vater sie sogar dazu gezwungen. Ich würde nur zu gern Geoffrey Kelly befragen, wenn wir ihn bloß wüssten, wo er steckt.“ Lloyd schlug mit einer Faust auf das Armaturenbrett.

                      „Was halten Sie von Riggs‘ Meinung über Tamara?“, fragte Joan.

                      „Hat mir bestätigt, dass Tamara MacDonald lügt“, antwortete Lloyd knapp. „Ich frage mich nur, wieso? Gut, an ihrer Stelle hätte ich auch nicht damit rumgeprahlt, als Produktionsleiterin minderjährige Schutzbefohlene massiv bedroht und gegebenenfalls sogar geschlagen zu haben. Aber aus Siobhans ungewollter Schwangerschaft so ein Geheimnis zu machen, hätte sie doch gar nicht nötig gehabt. Wenn einer ihrer Darsteller einen Vertragsbruch begeht, wäre es immer ihr gutes Recht gewesen, beziehungsweise das der Firma, die Verträge aufzulösen. Sie hat es gewusst, die ganze Zeit. Warum, Joan? Warum lügt Tamara? Sie hat etwas zu verbergen!“

                      „Wollen wir Tamara noch mal aufsuchen?“ Joan startete den Motor des Gleiters. „Wir könnten sie mit Riggs Aussage konfrontieren.“

                      „Später. Lassen Sie uns erst mal in diese Entzugsklinik fahren, in der Siobhan das erste Mal behandelt wurde.“ Lloyd dachte einen Moment nach. „Sekunde, Joan. Warten Sie hier! Ich muss Riggs noch etwas fragen!“ Sofort sprang Lloyd aus dem Gleiter und sprintete noch einmal zu Andrew Riggs Haus. Joan beobachtete gespannt, wie sich Lloyd und Riggs noch einmal kurz angeregt unterhielten und sich zum Abschied lächelnd die Hände reichten. Lloyd rannte zum Gleiter zurück und ließ sich mit einem schweren Seufzer in den Sitz fallen. „Tamara hat ein weiteres Mal gelogen, Joan“, sagte er halblaut zu seiner blonden Kollegin. „Sie hat keine Nichte in der Nachbarschaft. Sie hat überhaupt keine Geschwister, die Kinder haben könnten.“

                      Argwöhnisch zog Joan eine Augenbraue hoch. „Wieso treibt sie sich dann hier herum? Spioniert sie etwa Andrew nach?“

                      Lloyd drehte seinen Oberkörper zu Joan und rückte nahe an sie heran. Dann flüsterte er: „Nein, nicht Andrew, sondern …“
                      Joan erschrak. „Ben!“




                      Viel Licht ins Dunkel bringt das vielleicht nicht, aber immerhin erfahren wir, wie Andy zu Siobhan steht.
                      Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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                        #26
                        Ich mache mal weiter. John & Kat. Beide sind momentan echt zu bedauern.


                        Kapitel 5

                        Siobhan führte John in die Messe, in der sie kurz vorher mit Vul Kuolun gesprochen hatte und geleitete ihn an einen Tisch direkt an dem großen Fenster. Von hier aus hatte man einen grandiosen Blick auf den Planeten Krell und die Raumstation, die die Piraten aus sternförmig angeordneten Raumschiffen gebaut hatten. Etwa dreißig Schiffe waren übereinander zu je fünf oder sechs an ihrem Bug miteinander verbunden und bildeten um einen massiven Zylinder als Zentralkörper mit etwa siebzig Metern Durchmesser eine kompakte Einheit. Direkt in Johns Blickfeld lag die schneeweiße Mercury Gold, an deren Rumpf in diesem Moment dutzende Menschen in Raumanzügen arbeiteten, um sie dauerhaft mit der Raumstation zu verbinden. Eine andere Hundertschaft von Arbeitern begann, am Heck die Triebwerkssektion zu demontieren. Um die Station kreisten Raumjäger aller Art und in allen möglichen Pflegezuständen. Die Messe war leer, nur hinter dem Tresen der Bar standen eine junge Frau und ein junger Mann, die Gläser polierten. Siobhan ging am Tresen vorbei und hob wortlos zwei Finger, die das Mädchen mit einem knappen Nicken quittierte.

                        „Setz dich, John“, sagte Siobhan leise aber bestimmt und deutete auf einen bequem aussehenden Polsterstuhl. Sie selbst nahm auf einer Bank Platz, mit dem Rücken zum Fenster, so konnte sie sehen, was sich hinter John abspielte. Sie legte ihre Krallenhandschuhe ab und zog ihre Pistole aus dem Holster, die sie demonstrativ auf der Tischplatte neben sich ablegte.

                        John setzte sich und spannte sich innerlich an. Siobhan betrachtete ihn mit freundlichem Blick und einem spitzbübischen Lächeln, sekundenlang und sagte nicht ein Wort. Abgesehen von der martialischen Frisur mit den kahlrasierten Seiten und den wilden, verfilzten Dreadlocks war Siobhan nach Johns Meinung eine schöne Frau mit einer charismatischen Ausstrahlung. Und sie kam ihm bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gesehen, vor langer Zeit, als er selbst noch ein kleiner Junge gewesen war. Er kramte in seinem Gedächtnis aber es wollte ihm nicht einfallen. Das Mädchen von der Bar stellte zwei Halbliterkrüge mit goldfarbenem Bier und einer opulenten Schaumkrone auf den Tisch und zog sich diskret wieder zurück. John sah ihr eine Sekunde nach und als das Mädchen außer Hörweite war, sah er Siobhan wieder an. Sie lächelte immer noch und schwieg. „Ich kenne dich, Siobhan. Ich kann mich nur nicht erinnern, wann und wo ich dich gesehen habe. Ich weiß nur, dass es verdammt lange her sein muss.“

                        „Ich helfe dir mal auf die Sprünge“, antwortete Siobhan bedeutungsschwanger und legte den Kopf schief. Sie winkte John mit wedelnder Hand zu und sprach mit einer Jungmädchenstimme: „Mir hat’s Spaß gemacht! Euch auch? Bis morgen!“

                        John fiel die Kinnlade herunter. „Du … du bist Siobhan Kelly – Siobhans kleine Welt!“ Er legte fassungslos den Kopf in seine Hände. „Oh mein Gott! Ich war elf oder zwölf und so verliebt in dich!“

                        Siobhan lachte amüsiert. „Das waren die Jungs damals alle. Ich konnte mich vor Fanpost kaum retten. Aber das ist vorbei und lange her.“ Sie nahm ihren Bierkrug und prostete John zu. „Los, trinken wir. Trinken wir auf die schöne Zeit von damals!“

                        John wusste, dass es wenig Sinn hatte, ihr zu widersprechen, abgesehen davon verspürte er ohnehin brennenden Durst und dieses eine Bier würde ihn mit Sicherheit nicht umhauen. „Was ist mit dir passiert? Du warst von der Bildfläche verschwunden und dann hat man über dich in den Nachrichten berichtet, du wärst Drogen und Alkohol verfallen.“

                        Siobhan stellte den Krug ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. „Nichts davon ist wahr, John. Ich habe niemals Drogen konsumiert und Alkohol selten über das normale Maß getrunken“, antwortete sie und war plötzlich wie ausgewechselt. Siobhan sprach ruhig, freundlich und ausgeglichen, es war keine Aggressivität an ihr zu erkennen.

                        „Aber wie konntest du ins Verbrechen abrutschen?“, fragte John interessiert.

                        „Ist eine sehr lange Geschichte John, ich werde sie dir bei Gelegenheit bis ins kleinste Detail erzählen“, sagte sie mit einem melancholischen Unterton. Einen Moment starrte sie mit leerem Blick in die Luft. John konnte sehen, wie sich ihre Augen durch aufsteigende Tränen trübten. Dann blinzelte sie einmal kurz und sah John wieder fest in die Augen. „So, John, da du jetzt weißt, wer ich bin, werde ich dir sagen, wer du bist. Ich habe mich über dich und deine Frau schlau gemacht, Major John Milner, Leiter der IT-Abteilung der Weltraumpolizei. Deine Frau ist Major Dr. Katherine Ballard-Milner, Psychologin, Profilerin und eine der erfolgreichsten Ermittler in eurer Behörde. Da sind mir zwei dicke Fische ins Netz gegangen!“ Schlagartig hatte sich ihr Ton von der netten Konversation wieder ins Herrische gewandelt.

                        John gab sich selbstbewusst und lehnte sich mit dem Bierkrug in der Hand zurück. Bevor er zum Trinken ansetzte, fragte er trotzig: „Und? Was hast du mit uns vor? Lösegeld fordern? Dann solltest du dich beeilen, bevor man nach uns sucht. Unser Schiff ist seit mindestens zwanzig Stunden überfällig. Mein Chef wird sicher schon entsprechende Maßnahmen eingeleitet haben, um uns zu finden.“ Er trank seinen Krug in einem Zug leer und knallte ihn lautstark auf die Tischplatte. „Ich will jetzt Katherine sehen, sofort!“, zischte John und funkelte Siobhan unheilvoll an.

                        Siobhan wiegelte ab. „Nur die Ruhe, John. Du wirst sie gleich sehen. Schau aus dem Fenster nach unten. Siehst du das schwarze Raumschiff mit dem kreisrunden Rumpfsegment? Dort ist sie. Wir werden gleich dort hingehen.“ Siobhan sah John eindringlich an. „Lösegeld? Ich brauche kein Lösegeld. Geld habe ich genug, John. Ich will etwas ganz anderes. Ich will diesen Planeten da unten. Ich will ihn wieder bewohnbar machen. Mir meine eigene kleine Welt erschaffen.“ Sie kicherte albern. „Siobhans kleine Welt, hahaha! Bald wieder auf Sendung!“ Sie nahm Johns Hand und hielt sie fest. „Und du wirst mir dabei helfen, diese Welt wieder aufzubauen, als der Mann an meiner Seite …“

                        Geschockt sah John Siobhan an. „Du bist krank!“, keuchte er. „Du bist geistesgestört und krank …“

                        Siobhan lachte wieder spitz auf. „Geistesgestört? Nein! Krank? Vielleicht ein wenig. Ich bin krank vor Hass auf diejenigen, die mir mein Leben genommen haben. Die, die es systematisch zerstört haben, verstehst du? Du kennst nur die kleine, süße Siobhan, die so nett in die Kamera gelächelt hat.“ Siobhan biss die Zähne zusammen und ihr Gesicht verwandelte sich in eine hassverzerrte, hysterische Maske. „Du hast keine Ahnung, wie es all die Jahre in mir ausgesehen hat und wie es heute noch da drin aussieht“, flüsterte sie und schlug sich mit der Faust gegen die Brust. „Ich habe meine Kindheit und Jugend für einen kurzen Ruhm weggegeben und alles verloren. Reich sind andere geworden. Man hat mich gequält, geschlagen, misshandelt und vergewaltigt, John. Man hat mich entwürdigt und gedemütigt und des wertvollsten beraubt, was ein Mensch haben kann …“

                        John sah die junge Frau verständnislos an, sie wirkte auf einmal verzweifelt und John ertappte sich dabei, wie ein Anflug von Mitleid in ihm aufstieg. Er setzte an, um etwas zu sagen, aber Siobhan fiel ihm ins Wort. „Du willst deine Kate sehen? Dann komm! Hast du schon mal etwas Wertvolles verloren? Etwas, das man mit Gold und Geld nicht aufwiegen kann? Nein?“ Siobhan stand auf und nahm ihre Handschuhe in die linke, die Pistole in die rechte Hand und zielte auf John. „Ich werde dir jetzt zeigen, wie sich das anfühlt! Steh auf! Wir gehen zu deiner Frau, damit du dich von ihr verabschieden kannst!“

                        Erschrocken war John aufgesprungen und hatte den Stuhl umgeworfen. Siobhans Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit ließ ihn sich vor ihr fürchten. Sie konnte einerseits so nett sein, wie er sie aus seiner Kindheit vom Bildschirm kannte und sich von einer Sekunde auf die andere in ein mordlüsternes Monster verwandeln. Katherine hätte bei ihr mit Sicherheit die eine oder andere schwere Psychose diagnostiziert. John ging mit erhobenen Händen langsam rückwärts. „Was soll das heißen, verabschieden? Warum willst du sie umbringen?“, fragte er vorsichtig. „Kat ist Psychologin, rede mit ihr, sie kann dir helfen!“

                        „Unsinn!“, zischte Siobhan. „Ich brauche keine psychologische Hilfe. Ich komme sehr gut klar“, antwortete sie. Ihre Antwort war typisch für jemanden in ihrem Zustand. „Mach dir keine Sorgen, John, ich werde ihr kein Haar krümmen. Ob sie lebt oder stirbt, hat sie ganz allein selbst in der Hand. Los, geh jetzt, sonst verpasst du noch ihren großen Auftritt!“




                        Katherine saß verzweifelt am Boden ihrer Zelle vor der Gittertür. Die Zelle gegenüber lag im Dunkeln und vor ihren Füßen lagen die stinkenden Kleidungsstücke, die Beth ihr gegeben hatte. Neben ihr stand der Teller mit Essen, den Purvis ihr gebracht hatte. Sie hatte nur ein paar Bissen probiert und obwohl es äußerst schmackhaft war, ließ Katherine das Essen achtlos liegen, sie hatte keinen Appetit. Immer wieder sah sie durch die Zellentür hinüber uns Dunkel. Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme um die Knie. Katherine begann leise zu weinen. Es überstieg ihre Vorstellungskraft, dass ausgerechnet ihre Hochzeitsreise in einem solchen Desaster enden sollte. Sie hatte erst vor Wochen nur knapp eine schwere Schiffskatastrophe überlebt und zuvor viele Menschen sterben sehen. Und jetzt stand sie allem Anschein nach kurz davor, selber ihren letzten Weg zu gehen. Sie hatte nach vielen erfolglosen Beziehungen und Affären endlich den Mann ihrer Träume gefunden. John, immerhin sieben Jahre jünger als sie, war eine Seele von Mann, stets bereit, alles für sie zu tun. John las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, er vergötterte sie, trug sie sprichwörtlich auf Händen und hatte bewiesen, dass er bereit war, notfalls sein Leben für Katherine zu geben. Er hatte sie und seine Kollegen in letzter Minute von dem untergehenden Schlachtkreuzer Tennessee geholt. Aber nun John war nicht da. Kurz nach ihrer Ankunft hatte man sie voneinander getrennt. Sie schluchzte und die Tränen durchfeuchteten ihr teures schwarzes Abendkleid. Katherine war immer eine starke Persönlichkeit gewesen, sie hatte Niederlagen stets weggesteckt, war vom Boden aufgestanden und hatte Probleme, die ihr im Weg standen, ausgeräumt. Aber in diesem Moment fühlte Katherine sich hilflos und von der Welt verlassen. Eine sanfte, dunkle Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Es ist gleich soweit. Du solltest dich wirklich umziehen, Katherine.“

                        Katherine sah sich um, die Stimme kam aus der Zelle gegenüber. Als sie hinsah, erkannte sie im düsteren Halblicht nur ein Paar weiße Augäpfel mit dunkler Iris. Die Augen kamen näher und eine schlanke, große Gestalt schälte sich heraus. Es war eine junge Frau, wahrscheinlich etwas jünger als Katherine, mit einer sportlich durchtrainierten Figur und einem dunklen Teint. Sie hatte lateinamerikanische Züge, wahrscheinlich war sie Kubanerin oder Puerto Ricanerin. „Woher weißt du meinen Namen?“, fragte Katherine und schluckte ein paar Tränen herunter.

                        „Beth hat dich angekündigt. Ich bin Tyra“, antwortete die Frau. „Wir werden gleich gegeneinander kämpfen müssen.“ In ihrer Stimme lagen weder Hass noch Freude. Tyra sprach emotionslos und langsam. „Ich mache das ebenso wenig freiwillig wie du, Katherine und ich meine es ehrlich, wenn ich dir sage, dass es mir leid tun wird, dich zu töten. Ich muss es zumindest versuchen.“ Tyra legte ihre Hände um die Gitterstäbe und kam so weit wie möglich mit ihrem hübschen Gesicht nach vorne.

                        „Warum?“, fragte Katherine nur.

                        „Zu Siobhans Vergnügen, Katherine. Wir beide gehen in eine Arena und eine von uns beiden bleibt dort, während die andere wieder rausgeht. Keine Regeln, nur eine – Töten.“

                        Katherine stand auf und hielt sich ebenfalls an den Gitterstäben fest. „Findest du das in Ordnung, Tyra? Sinnloses Morden zum Vergnügen einer Verrückten? Wie krank ist das denn?“ Katherine schauderte und sah sich Tyra etwas genauer an. Sie war eine schöne Frau mit einem ovalen Gesicht und schwarzem, lockigen Haar, dass ihr unter den Schultern endete. Tyra war etwas größer als Katherine und hatte lange, kräftige Arme und somit eine große Reichweite. Katherine konnte nur ahnen, mit welcher Art von Kampftechnik Tyra aufwarten würde, aber ihrer Figur nach zu urteilen, musste sie irgendeine Sportart beherrschen, mit der sie ihrer Gegnerin gefährlich werden konnte. „Wie viele hast du schon da draußen getötet, Tyra?“

                        „Sieben“, war die knappe Antwort. „Es hat mir jedes Mal unendlich leidgetan. Aber es musste sein. Sie oder ich und wenn ich noch drei weitere besiege, komme ich hier raus.“

                        Katherine sah zum Boden und blickte auf die Stiefel, das Trikot und den Gürtel. Dann sah sie wieder zu Tyra hinüber. „Und was ist, wenn ich dich besiege?“

                        Tyra lächelte schwach. „Dann ist das so. Die bessere von uns beiden wird gewinnen. Wenn ich mir dich so ansehe, glaube ich sogar, dass du gewinnen kannst.“

                        „Aber ich werde dich nicht töten, Tyra. Ich bin Polizistin. Ich töte nicht zum Spaß“, stellte Katherine entschieden fest.

                        Tyra lachte leise und sagte: „Wenn du mich nicht tötest, werden sie das tun. Und dann töten sie dich qualvoll. So einfach ist das. Wenn du leben willst, musst du deren Regeln befolgen.“ Katherine hörte Schritte auf dem Gang. Es war Purvis und er trug eine Elektropeitsche. „Jetzt beeil dich, Katherine“, flüsterte Tyra. „Wenn er dich mit der Peitsche schlägt, wirst du gelähmt in die Arena geschickt …“
                        Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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                          #27
                          Hm... ich verstehe immer noch nicht den Sinn dieser Arena-Kämpfe. Unterhaltung? Ja, haben die da oben in ihrer Piratenstadt keine Glotze? Fußball? Pornos? Von mir aus Wrestling? Oder kommen da auch die Jungs und Mädels (zum Kämpfen) rein, die bei der Chefin in Ungnade fielen? So als... exemplarische Bestrafungsaktion?

                          Ansonsten waren die Herrschaften ja recht fleißig. Das ist keine Piratenbande mehr - das ist nich nur 'ne Stadt, dass ist ein ganzes Imperium.
                          Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                          Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                          Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                            #28
                            Erinnert mich irgendwie an Mad Max.

                            Zwei gehen rein, einer kommt raus.

                            Vielleicht ist es ja so, wie bei der Voyager Folge als Seven in einer Arena kämpfen mußte...

                            Hier wird mit Wetten seeeehr viel Geld verdient. (Und ein Imperium kostet nun mal)


                            Schlimm, daß Kat töten muß um zu überleben, aber aus der Nummer kommt sie sonst vermutlich nicht raus, oder?
                            ZUKUNFT -
                            das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                            Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
                            Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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                              #29
                              Wetten, hm... ja DAS könnte natürlich auch sein. Aber... viel einfacher ist es doch eine Spielbank zu eröffnen
                              Das klappt immer, viel besser noch als irgendwelche Spekulationsgeschäfte. Die Leute tragen freiwillig ihr Geld her, sie verlieren es zwar, denn die Bank gewinnt bekanntlich immer (und wenn der Spielbankbesitzer wie im Falle von Bubas-Sowieso aus den 7 Steinen unbedingt ein wenig nachhilft) aaaaber, die Leute hatten wenigstens ihren Spaß dabei
                              Gut, man muss sich in Frack und Fummel werfen in so einem Etablissement - bei dern Piraten an der Arena geht es mit Sicherheit legerer zu aber nunja... ab und zu will man doch auch mal seinen Schmuck ausführen, sich in das kleine Schwarze oder die große Robe werfen
                              Jetzt stellt euch mal vor Ihr würdet SO bei Siobhan und ihren Chaoten als Zuschauer aufschlagen. Also... lange hätte man an seinem Schmuck sicher keine Freude :-/ Erst sind die Juwelen weg und die passive Zuschauerrolle wird ganz schnell zu einer aktiven Kämpferrolle. Och... nö... Sport ist Mord - NIE war in diesem Fall ein Ausspruch wahrer
                              Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                              Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                              Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                                #30
                                Zitat von avatax Beitrag anzeigen
                                Erinnert mich irgendwie an Mad Max.

                                Zwei gehen rein, einer kommt raus.
                                An Mad Max hatte ich bei der Arena und Siobhans Frisur auch gedacht, als ich die Situation im Kopf hatte. Von irgendwoher muss es ja kommen...


                                „Interessant …“, brummte Curtis ins Mikrofon. Die Audioverbindung zur Erde war während der Überlichtgeschwindigkeit mehr schlecht als recht. Joan hatte ihm von der Befragung des Andrew Riggs in allen Einzelheiten erzählt. „Ich frage mich nur, was Tamara MacDonald für ein Interesse an Benjamin Riggs haben könnte. Meinst du, ihr könnt da noch etwas herausfinden?“

                                „Ich denke schon“, antwortete Joan. „Wir sind gleich bei der Entzugsklinik, in der Siobhan in Behandlung war. Danach werden wir wahrscheinlich noch einmal zu Tamara ins Filmstudio fahren. Sie wird eine Reihe unangenehmer Fragen beantworten müssen. Sie hat von Siobhans Schwangerschaft gewusst und sie in keiner Weise erwähnt. Das ist schon recht verdächtig, findest du nicht auch?“

                                „Absolut. Was ist mit ihrem Vater?“, wollte Curtis wissen. „Vielleicht kann er noch etwas dazu beitragen?“

                                Joan machte ein verächtliches Geräusch. „Der ist genauso wie seine Tochter spurlos verschwunden. Vielleicht ist er mit Siobhan zusammen im Labogde-System?“

                                „Dann werde ich es ja früh genug herausfinden“, gab Curtis zurück. „Ich muss noch etwas an unserer Tarnung arbeiten. Otho als Sängerin ist glaubhaft, aber ich muss mir etwas Neues für mich einfallen lassen. Grag ist gar nicht glücklich mit seiner Aufgabe als Lauras Kammerdiener. Momentan streiten sich die beiden in einer Tour. Ich muss das noch fünf Stunden durchhalten, Joan. Fünf Stunden mit diesen beiden Hitzköpfen!“

                                Joan kicherte belustigt über den Äther. „Du hättest dir beizeiten eine Crew aus Fleisch und Blut zusammenstellen sollen. Die kannst du wenigstens feuern, wenn dir danach ist.“

                                „Wenn das so weitergeht, denke ich ernsthaft darüber nach, das kannst du mir glauben“, seufzte Curtis, aber beide wussten, dass dies niemals der Wahrheit entsprach. „Was glaubst du, werdet ihr in der Entzugsklinik herausfinden? Die Ärzte werden wohl kaum mit euch reden, Schweigepflicht und so weiter.“

                                „Ja, das ist uns auch klar, Curt. Aber da vertraue ich auf Lloyd als Psychologen. Er wird mit Sicherheit das eine oder andere aus den Ärzten herausbekommen“, meinte Joan. „Er ist als Befrager ziemlich gut.“ Aus dem Hintergrund war ein unverständlicher, aber anscheinend amüsierter Kommentar zu hören. „Übrigens, Curt. Lloyd wird immer lockerer, im Vergleich zu gestern Abend ist er wie ausgewechselt. Mittlerweile macht es richtig Spaß, mit ihm zusammen zu arbeiten!“ Wieder folgte ein nicht verständlicher Kommentar, gefolgt von einem Lachen.

                                „Immerhin habt ihr zwei Spaß bei der Arbeit“, antwortete Curtis mit neidischem Unterton. „Dann macht mal weiter und bringt mir noch mehr Informationen. Ihr habt noch knapp fünf Stunden. Ich drücke euch die Daumen!“

                                „Danke, Curt“, war die knappe Antwort. „Wir melden uns sofort, wenn wir was Neues haben. Hab dich lieb!“
                                Joan steuerte den Gleiter die breite, mit weißem Kiesel ausgelegte Auffahrt zum Haupteingang der LaFleur-Entzugs- und Psychotherapieklinik hinauf. Das vornehme Institut war eines der renommiertesten Krankenhäuser dieser Art in Beverly Hills und wurde von Prominenten und jenen, die sich dafür hielten und solvent genug waren, gut und häufig besucht. Das große weiße Gebäude war ein architektonisch gelungener Mix aus altrömischen Elementen und Jugendstil mit einem breiten Treppenaufgang aus schwarzem Marmor und einem von sechs massiven Säulen getragenen, halbrunden Vordach. Die lange Auffahrt war von hohen Palmen gesäumt und durchschnitt einen parkartig angelegten, riesigen Vorgarten mit gepflegtem englischem Rasen, akkurat geschnittenen Hecken, bunten Blumenbeeten und einem großen Springbrunnen in der Mitte.

                                „Da können Sie sehen, wo die Honorare der Patienten drin stecken“, ätzte Lloyd verächtlich, als sie aus dem Gleiter ausstiegen, den Joan auf dem Besucherparkplatz abgestellt hatte.

                                Joan stimmte ihrem Kollegen zu. „Das hat hier mehr was von einem Sanatorium. Ich bin mal gespannt, was Professor LaFleur uns so zu sagen hat. Gehen wir rein?“

                                Gemeinsam betraten die beiden in Zivil gekleideten Polizisten das Foyer der Klinik. Auch hier war der Boden aus dem gleichen Marmor, der Empfangsbereich strahlte in weißem Stuck welcher im Gegensatz zum Gebäude im Art Déco Stil gehalten war. Schwarze Ledermöbel und ein edler Glasittisch luden zum bequemen Warten ein. Hinter dem Tresen der Rezeption arbeitete eine adrette junge Frau mit dunklen Haaren und einem strengen Dutt. Sie bemerkte die beiden Besucher sofort und begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Guten Tag und herzlich Willkommen im LaFleur-Institut. Ich bin Marylin. Was kann ich für Sie tun?" Marylin wirkte sehr fröhlich und aufgeschlossen.

                                Joan und Lloyd traten näher. Außer ihnen und der Empfangsdame war niemand anwesend. „Wir möchten gerne mit Professor LaFleur sprechen, Marylin“, sagte Lloyd, ohne sich vorzustellen.

                                Marylin schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Senior oder Junior? Sie möchten zur Paartherapie?“, fragte sie ungeniert.

                                Joan und Lloyd sahen sich kurz an, Joan musste sich beherrschen, um nicht prustend loszulachen, während Lloyd offensichtlich todernst blieb. Lloyd legte seinen Dienstausweis auf den Tresen. „Nicht ganz, Marylin. Ich bin Captain Dr. Lloyd Hopkins, Psychologe der Weltraumpolizei und das ist meine Kollegin, Captain Joan Landor. Wir möchten mit Professor LaFleur über eine ehemalige Patientin sprechen, das ist etwa zehn bis fünfzehn Jahre her. Ich glaube, das müsste bei Professor LaFleur Senior gewesen sein. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.“

                                Marylin lächelte unbeeindruckt weiter. „Wenn Sie mir den Namen der Patientin verraten, kann ich Ihnen bestimmt weiterhelfen, Doktor Hopkins“, antwortete sie eifrig.

                                „Siobhan Kelly!“, warf Joan streng ein und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust. Joan kannte diesen Typus von Empfangsdame. Nach außen hin freundlich und zuvorkommend, aber man lief schnell Gefahr, gnadenlos abgewiesen zu werden, wenn man nicht mit der notwendigen Autorität auftrat. Melissa, die Vorzimmerdame von Marshall Garnie war da nicht anders, nur mit Abstand übellauniger als die sympathische Marylin.

                                Marylin tippte etwas auf der Tastatur ihres Terminals und blickte Joan und Lloyd immer noch freundlich an. „Bedaure, eine Patientin dieses Namens ist nie hier gewesen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“

                                „Wir würden trotzdem gerne mit Professor LaFleur sprechen“, beharrte Lloyd. „Wir ermitteln in einem Fall von Weltraumpiraterie und möchten ihn gerne als Zeugen befragen.“

                                „Ich fürchte, Professor LaFleur ist zurzeit bei einem Patienten. Ich kann gerne einen Termin für Sie vereinbaren.“ Marylin blieb von Lloyds Strenge unbeeindruckt und sah auf ihren Bildschirm. „Der Professor hätte noch einen Termin in zwei Wochen frei, soll ich …“

                                Joan wurde es zu viel. Sie schlug mit der Faust auf den edlen Mahagonitresen und sah Marylin wütend in die Augen. „Hör mal gut zu, Schätzchen“, zischte sie. „Du hast anscheinend keine Ahnung, wen du vor dir hast. Wir sind nicht irgendwelche Cops vom L.A.P.D. Wir sind von der Weltraumpolizei und unterstehen direkt dem Präsidenten. Ein Anruf von mir in New York genügt und du hast innerhalb von fünf Minuten eine offizielle Vorladung für deinen Chef auf dem Bildschirm! Also?“
                                Marylin wurde blass und riss ihre blauen Augen auf. In so einem Ton sprach man selten mit ihr.


                                Keine fünf Minuten später saßen Joan und Lloyd Professor Allister LaFleur, einem stämmigen Mann von etwa siebzig Jahren gegenüber. Er thronte förmlich in einem riesigen alten Ledersessel hinter einem massiven Schreibtisch aus schwarzem Ebenholz. Sein ganzes Büro bestand aus diesen schwarzen Möbeln und wirkte herrschaftlich und beeindruckend. Die Wände waren gesäumt mit Urkunden, Diplomen und wissenschaftlichen Auszeichnungen. Hinter ihm dominierte das Gemälde einer schwarzhaarigen Frau mit hochgestecktem Haar und einem roten Kleid, von der man nur den Rücken sah.
                                LaFleur lehnte sich entspannt zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und sah mit hochgezogenen Augenbrauen über den flachen Rand seiner Lesebrille. Er spitzte die Lippen und fragte Lloyd mit sonorem Bass: „Was kann ich für Sie tun, Herr Kollege?“

                                Lloyd antwortete: „Herr Professor, wir sind hier, um Sie zu einer Ihrer Patentinnen zu befragen, die bei Ihnen vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren in Behandlung war. Alkohol- und Drogenentzug. Ihr Name ist Siobhan Kelly. Sie war damals ein Teenager. Erinnern Sie sich an sie?“

                                LaFleur nickte bedächtig. „Ja, ich erinnere mich an sie, Captain. Allerdings kann ich Ihnen nicht allzu viele Informationen preisgeben, die Schweigepflicht, Sie verstehen?"

                                „Warum hat Marylin so abweisend reagiert, als ich Siobhans Namen nannte, Sir?“, fragte Joan. Diese Frage brannte ihr die ganze Zeit schon auf der Zunge.

                                LaFleur lächelte Joan milde an. „Weil Miss Kellys Akte auf Wunsch ihrer Angehörigen unter besonderem Verschluss liegt, Captain Landor. Aus diesem Grunde bin ich auch nicht sonderlich gewillt, Ihnen ohne einen Beschluss überhaupt eine Auskunft zu geben. Was liegt gegen Miss Kelly eigentlich vor?“

                                „Piraterie, Entführung und Geiselnahme, unter anderem zweier Beamter der Weltraumpolizei“, antwortete Lloyd knapp. „Es ist Gefahr im Verzug, Professor. Ich muss Sie eindringlich bitten, uns zu unterstützen, ansonsten besorge ich tatsächlich einen höchstrichterlichen Beschluss. Das geht ganz schnell. Ich glaube nicht, dass Ihre Mitarbeiter und Patienten es angenehm fänden, wenn wir mit einem Einsatzkommando wiederkommen und hier eine Durchsuchung vornehmen?“ Lloyd sprach ruhig und lächelte verbindlich. „Siobhan Kelly steht unter Verdacht unter anderem vor mehr als vierundzwanzig Stunden ein Passagierschiff entführt zu haben. Das Leben von eintausendsechshundert Menschen steht auf dem Spiel. Höchstwahrscheinlich sind es noch viel mehr!“

                                LaFleur dachte einen kurzen Moment nach, dann erhob er sich mit einem tiefen Seufzer aus seinem Sessel und ging zu einem kleinen Tresor, der unter dem großen Wandbild der Frau stand. Er öffnete ihn und zog eine braune Aktenmappe hervor. Mit dieser Mappe in der Hand setzte LaFleur sich wieder an den Schreibtisch und sah die Unterlagen durch. Er zog aus dem Deckel der Mappe einen kleinen Datenchip und steckte ihn in die Schnittstelle seines Computerterminals. „Aufgrund der Brisanz dieses Falles wurde die Akte nicht zentral auf unserem Server gespeichert“, war sein knapper Kommentar. „Ich werde Ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten helfen, jedoch muss ich Sie ausdrücklich bitten, die Informationen, die Sie jetzt von mir erhalten, unter allen Umständen nicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

                                Joan und Lloyd wurden hellhörig. „Warum das?“, wollte Joan wissen. „Was ist an diesem Fall so delikat?“

                                „Siobhan kam, kurz nachdem sie von ihrer Produktionsfirma entlassen wurde, mehrmals zu einigen ambulanten Sitzungen zu mir, damals auf Wunsch ihres Vaters. Sie klagte über depressive Anfälle sowie Schlaf- und Appetitlosigkeit. Sie war damals gerade fünfzehn geworden und am Boden zerstört. In ein paar Therapiesitzungen konnte ich sie wieder aufbauen und ihr neuen Mut machen. Drogen oder Alkohol waren nie ein Thema.“

                                „Wussten Sie, dass Siobhan zu diesem Zeitpunkt schwanger und das der Grund für ihre Entlassung war?“, fragte Joan und machte sich Notizen.

                                LaFleur schüttelte sein graues Haupt. „Nein, das hatte sie mir gegenüber nicht erwähnt. Davon habe ich erst erfahren, als sie sich erstmalig hier einweisen ließ. Da hatte sie ihr Kind bereits zur Welt gebracht.“

                                „Zurück zur Ausgangsfrage, Herr Professor“, lenkte Lloyd das Thema wieder auf die ursprüngliche Bahn. „Warum diese extreme Geheimnistuerei?“

                                „Lassen Sie mich dazu weiter ausholen“, antwortete der Professor mit ruhiger Stimme. „Wie gesagt, Siobhan ließ sich nach der Geburt ihres Kindes, ich glaube, es war ein Junge, hier stationär aufnehmen. Sie war akut suizidgefährdet, depressiv und hochgradig aggressiv – diese Phasen wechselten ständig. Wir konnten sie kaum medikamentös einstellen, auf die meisten Medikationen sprach sie entweder nicht an oder die Nebenwirkungen überlagerten die gewünschten Wirkungen extrem. Daher beschloss ich, sie mit klassischer Psychotherapie und Hypnose zu behandeln.“ LaFleur verzog den Mund. „Was sich im Nachhinein als nicht sonderlich einfach herausstellte. Die Phasen ihrer Gemütszustände wechselten sehr häufig und völlig unberechenbar. Es war sehr schwer, an das Mädchen heranzukommen.“

                                „Ließ sie sich freiwillig einweisen oder hat sie jemand einweisen lassen? Ihr Vater zum Beispiel?“, hakte Joan nach.

                                LaFleur nickte. „Ja, es war ihr Vater, der sie eines Tages herbrachte und mir einen dicken Umschlag mit Geld auf den Tisch warf. Er sagte, wenn ich mehr bräuchte, sollte ich mir nur melden. Mir kam das alles sehr komisch vor. Ich hatte den Eindruck, Kelly wollte Siobhan einfach nur loswerden. Ich habe mich vorrangig um das Wohlergehen meiner Patientin gekümmert.“

                                Lloyd stellte weiter Fragen zum fachlichen Aspekt. „Was konnten Sie in den Sitzungen mit Siobhan erfahren? Hatten Sie mit den klassischen Methoden Erfolg?“

                                „Es war mühsam und brauchte viele Anläufe, aber ja, ich konnte Siobhan dazu bringen, sich zu öffnen“, bestätigte der Psychologe. „In den Sitzungen im normalen Gespräch und auch unter Hypnose, erzählte Siobhan mir von dem jungen Mann, in den sie sich verliebt und ihren ersten Geschlechtsverkehr mit ihm hatte.“
                                Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                                Mission accomplished.

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