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Captain Future - Die Piratin

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    #31
    Zitat von Nurara McCabe Beitrag anzeigen
    ...
    „Dann werde ich es ja früh genug herausfinden“, gab Curtis zurück. „Ich muss noch etwas an unserer Tarnung arbeiten. Otho als Sängerin ist glaubhaft, aber ich muss mir etwas Neues für mich einfallen lassen. Grag ist gar nicht glücklich mit seiner Aufgabe als Lauras Kammerdiener. Momentan streiten sich die beiden in einer Tour. Ich muss das noch fünf Stunden durchhalten, Joan. Fünf Stunden mit diesen beiden Hitzköpfen!“

    Joan kicherte belustigt über den Äther. „Du hättest dir beizeiten eine Crew aus Fleisch und Blut zusammenstellen sollen. Die kannst du wenigstens feuern, wenn dir danach ist.“
    [/B]
    Ja, so eine menschliche Crew, Angestellte so zu sagen, sitzen da eher auf dem Schleudersitz als "Verwandte"!
    Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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      #32
      La Familia würde Skunk Iron sagen
      Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
      Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
      Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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        #33
        Muß ich hier eine Vermissten-Anzeige aufgeben?

        Bei dir alles klar, oder warum geht's hier nicht weiter?
        Laß uns nicht zu lange auf den Gladiatorenkampf warten.
        ZUKUNFT -
        das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
        Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
        Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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          #34
          Will mich hier anschließen - mache mir auch schon Sorgen.
          Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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            #35
            Entschuldigt meine Damen, ich hatte die letzen Tage viel am Hals und war eine Woche im Urlaub.
            In der Spelunke habe ich auch noch was aufzuholen und ich weiß nicht, wann sich Kat und Captain Pashulzky wiedersehen können...


            Ich mache hier erst mal weiter.


            „Andrew Riggs“, stellte Joan fest.

            „Richtig. Siobhan liebte Andrew über alles und sie vermisste ihn. Nach ihrer beider Entlassung hatte ihr Vater den Umgang mit ihm untersagt. Es fiel ihr schwer, sich an dieses Verbot zu halten, da er zu dieser Zeit in ihrer näheren Nachbarschaft wohnte. Sie gestand mir, dass sie sich heimlich mit ihm traf. Sie wollten damals ausreißen und irgendwo anonym das Kind bekommen, für einen Schwangerschaftsabbruch war es anscheinend schon zu spät. Siobhan erzählte mir nach und nach immer mehr, von ihren Wünschen und Zukunftsplänen. Ich muss sagen, dass Siobhan für ihr Alter schon sehr konkrete Vorstellungen von ihrer Zukunft hatte. Sie war bereits eine ungewöhnlich ernsthafte junge Frau. Aber ich hatte ständig das Gefühl, dass sie mir noch nicht alles erzählt hatte. Auf meine Nachfrage blockte sie ab und verschloss sich wieder. Ich entschied mich für eine weitere Hypnosesitzung.“ LaFleur stand auf und ging zu einem seiner Schränke, wo er eine Flasche Scotch und ein Glas nahm und wieder an den Schreibtisch zurückkehrte. „Ich nehme an, Sie beide möchten keinen Drink? Ich brauche jetzt einen.“ LaFleur schenkte sich einen doppelten Scotch ein und nahm einen großen Schluck. Er atmete tief durch und sprach weiter. „Was ich Ihnen jetzt erzähle, wird Sie umhauen“, sagte er dann und sah Joan und Lloyd eindringlich an. „Als Siobhan das zweite Mal zu uns kam, hatte sie ihren Sohn bereits an den vermeintlichen Kindsvater weggegeben. Sie war sich sicher, dass das Kind bei ihm und seinen Eltern besser aufgehoben sei.“

            Auf die Worte des Professors folgte eine bedrückende Stille. Joan blinzelte verwirrt. „W-was meinen Sie mit ‚vermeintlichem Kindsvater‘?“, fragte sie geschockt.

            LaFleur trank einen weiteren Schluck Scotch, bevor er antwortete. „In der besagten Hypnose habe ich Siobhan die letzten zwei Jahre noch einmal durchlaufen lassen. Als sie Andrew kennenlernte über den Moment, in dem sie das erste Mal mit ihm Geschlechtsverkehr hatte bis zu dem Tag, an dem sie gefeuert wurde – wegen der Schwangerschaft. Was ich in dieser Sitzung erfahren habe, hat mich zutiefst erschüttert.“

            Lloyd beugte sich gespannt vor während Joan unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. „Erzählen Sie, Professor“, raunte Lloyd.

            „Nun, während dieser Sitzung erzählte mir Siobhan bis ins kleinste Detail, wie das erste Mal für sie war. Sie werden verstehen, dass ich das nicht weiter ausführe, nur so viel: Sie war glücklich und stolz. Sie fühlte sich erwachsen und glaubte, mit Andrew eine Zukunft zu haben. Alles schien perfekt für sie zu laufen, bis sie ein paar Tage später zu Harold Devell, dem damaligen Geschäftsführer ihrer Produktionsgesellschaft gerufen wurde. Er erläuterte ihr, dass er nur unter bestimmten Bedingungen den Vertrag mit ihr verlängern würde. Siobhan erbat sich Zeit, um mit ihrem Vater noch einmal wieder zu kommen, da er als Erziehungsberechtigter und ihr Manager die Bedingungen aushandeln würde. Devell sagte ihr, dass diese Bedingungen nicht mit ihrem Vater ausgehandelt werden müssten, sondern dass es ausschließlich eine Sache zwischen ihr und Devell sei.“

            Während LaFleur einen weiteren Schluck Scotch nahm, tauschten Lloyd und Joan vielsagende Blicke aus. Joan ahnte bereits, worauf der Professor hinaus wollte. „Sie wollen uns doch nicht erzählen, dass dieser Devell Siobhan … sexuell erpresst hat? Sie war fünfzehn!“

            LaFleur sah in sein leeres Glas und nickte traurig. „So leid es mir tut, aber genauso war es. Devell hat nicht nur versucht, Siobhan zu erpressen, nein, als sie sich weigerte, auf seine Forderung einzugehen, hat er sie brutal vergewaltigt und ihr gedroht, sie als Lügnerin und kleine, verkommene Lolita, die ihn verführt hat, in der Öffentlichkeit darzustellen, wenn sie ihn verriet.“

            Joan schlug die Hände vor den Mund. „Oh Gott! Das ist so widerwärtig!“, rief sie entsetzt.

            „Unglaublich“, stöhnte Lloyd und schüttelte verständnislos den Kopf. „Andrew Riggs hat uns erzählt, dass sie das Kind eigentlich nicht haben wollte und beide waren sich einig, die Schwangerschaft abzubrechen.“

            LaFleur zuckte mit den Schultern. „Dazu kann ich Ihnen nichts sagen. Mit Andrew habe ich nie gesprochen. Fest steht, dass Siobhan, nachdem sie wusste, dass sie schwanger ist, zu ihrer Aufnahmeleiterin Tamara MacDonald gegangen ist und ihr alles erzählt hat. Auch von der Vergewaltigung. Devell hat sie daraufhin kurzerhand gefeuert und weil er wusste, dass sie mit Andrew Riggs zusammen war, musste Andrew gleich mit gehen.“

            Joan wurde etwas schwindelig von dem, was sie da gerade hörte. „Das würde bedeuten, dass Andrew möglicherweise gar nicht der leibliche Vater von Benjamin ist und Siobhan ihm ein Kuckuckskind untergeschoben hat?“

            Lloyd blickte Joan an und nickte. „Durchaus möglich. Und Harold Devell war fein raus. Keiner würde ihn verdächtigen, Siobhan vergewaltigt zu haben. Andrew glaubte, der Vater des Kindes zu sein und Siobhan konnte eigentlich nur durch einen Vaterschaftstest herausfinden, wer der leibliche Vater von Benjamin ist.“

            „Und weil sie sich wegen der Vergewaltigung schämte, hat sie diesen Test niemals machen lassen“, schlussfolgerte Joan. „Lieber ließ sie Andrew in dem Glauben, er sei der leibliche Vater!“

            „Vielleicht ist er es ja auch. Ich meine, so wie ich es verstanden habe, lagen zwischen dem Geschlechtsverkehr und der Vergewaltigung anscheinend nur ein paar Tage“, konstatierte Lloyd. „Aber es ist primär nicht unsere Aufgabe, das herauszufinden. Das muss Siobhan gegebenenfalls mit Andrew und ihrem Sohn selbst ausmachen. Allerdings sollten wir uns mal diesen Harold Devell zur Brust nehmen.“

            „Unbedingt!“, rief Joan aus und wandte sich wieder an Allister LaFleur. „Professor, wie können Sie Geoffrey Kelly beschreiben? Wie war er? Herrisch? Tyrannisch? War er seiner Tochter gegenüber latent gewalttätig?“

            LaFleur schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Nichts von alledem. Sicherlich war er vom Auftreten ein strenger und erfolgsgewöhnter Mensch, aber in einem psychologischen Einzelgespräch mit ihm zeigte er sich mir als ein liebevoller und treusorgender Vater, dem für seine Tochter nichts zu teuer war. Er hätte jederzeit sein Leben für seine Tochter gegeben. Als alleinerziehender Vater tat er alles für seine Tochter, damit es ihr gut ging.“

            „Wie hat er die Nachricht von der Vergewaltigung aufgenommen? Ist er nicht zur Polizei gegangen und hat Devell angezeigt?“, fragte Joan weiter.

            LaFleur goss sich einen weiteren Scotch ein. „Er hatte es vor, aber Siobhan hatte ihn unter Tränen angefleht, es nicht zu tun. Sie schämte sich so sehr und wollte nicht, dass diese Tat in der Öffentlichkeit breitgetreten wurde. Das wäre nämlich passiert. Als Folge kapselte sich Siobhan immer mehr ab, wurde wie gesagt übermäßig aggressiv, wankelmütig und suizidgefährdet.“ Den Scotch trank LaFleur jetzt auf Ex.

            „Wann wurde die Therapie beendet und mit welchem Ergebnis?“, fragte Lloyd.

            Der alte Professor sah auf seinen Bildschirm. „Siobhan war fünf Monate seit ihrer Einweisung stationär bei uns, bis sich ihr Zustand wieder auf ein halbwegs normales Level eingependelt hatte. Die darauffolgenden vier Monate durfte sie nach Hause in ihre gewohnte Umgebung und kam in der ersten Zeit dreimal die Woche, danach zweimal und im letzten Monat ihrer Therapie einmal die Woche zu einem Gespräch zu mir. Insgesamt hat ihre Behandlung ein dreiviertel Jahr gedauert. Sie bekam neuen Lebensmut, fand aufgrund ihrer Prominenz Fuß im Musikgeschäft. Es sah sehr vielversprechend für sie aus. Die von mir diagnostizierte schwere Depression erschien mir geheilt. Ein paar Tage vor ihrem sechzehnten Geburtstag habe ich die Behandlung beendet.“ LaFleur sah die beiden Polizisten an und machte den Eindruck, dass es noch schlimmer kommen würde.

            „Hat Siobhan denn nie Kontakt zu Andrew oder ihrem Kind aufnehmen wollen? Immerhin wohnten sie nicht weit voneinander entfernt“, fragte Joan verwundert. Hier wollte etwas einfach nicht zueinander passen.

            „Kelly ging mit seiner Tochter nach Ende der Therapie nach San Francisco, wo Siobhan auch die Musikangebote annahm“, antwortete LaFleur. „Sie kamen nur noch selten hier nach Los Angeles. Ich vermute, dass Geoffrey Kelly auch den Kontakt zu Andrew und dem Kind unterbunden hat.“

            Lloyd und Joan nickten unisono. „Dann kam Siobhan ein zweites Mal zu Ihnen. Nach unseren Unterlagen war sie dann knapp zwei Jahre bei Ihnen in Behandlung. Warum?“, fragte Lloyd weiter.

            LaFleur räusperte sich einmal kurz, bevor er antwortete. „Etwas mehr als ein Jahr später war Siobhan wieder hier – auf ihren eigenen Wunsch. Sie kam direkt aus einem Krankenhaus in San Francisco, wo sie notdürftig wieder aufgepäppelt worden war. Man hatte sie einige Wochen zuvor im Hafen zwischen abgestellten Containern gefunden, abgemagert, krank und man hatte sie aufs aller übelste verprügelt. Siobhan tat mir so unendlich leid, mehr tot als lebendig war sie nur ein Schatten ihrer selbst.“

            „Das ist aus der Presse bekannt, Professor“, meinte Joan lakonisch.

            „Ja, bedauerlicherweise, Captain“, gab LaFleur betrübt zurück. „Als man Siobhan fand, haben die Medien ihren Absturz gnadenlos ausgeschlachtet, was ihrem Gemütszustand mehr als abträglich war. Sie war nicht einmal achtzehn Jahre alt und wirkte auf mich, wie eine alte, gebrochene Frau. Ihr fehlte jeglicher Lebensmut, sie war apathisch und sprach nur, wenn sie es wollte. Ich brauchte bald ein Vierteljahr, bis sie wieder ein vernünftiges Gespräch führen wollte. Allerdings weigerte sie sich anfangs, darüber zu sprechen, was passiert war.“

            „Worüber sprach sie dann, Sir?“, fragte Lloyd verwundert.

            „Über ihre Träume für die Zukunft. Sie wollte von der Erde weggehen und sich woanders niederlassen. Sie erzählte von großen Raumschiffen und einer Mannschaft, die sie befehligen wollte. Sie sprach darüber sachlich und trocken, fernab von irgendwelchen Wahnvorstellungen oder Phantasien. Sie wollte das Geld, was sie hatte, in eine Raumfahrerausbildung stecken, ein Kapitänspatent machen. Sie hatte sich schon schlau gemacht, wie die Ausbildung verlief und wo sie zur Ausbildung hingehen konnte, zum Beispiel an die marsianische Universität. Es klang alles sehr vernünftig und wohlüberlegt. Ich habe ihre Vorstellungen ernst genommen und sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Allerdings gab ich ihr zu verstehen, dass sie, wenn sie solche Pläne haben sollte, nur mit einem gesunden Geist Raumfahrerin werden konnte. Ich versprach ihr, sie bei ihrem Berufswunsch zu unterstützen, wenn sie mir im Gegenzug erzählen würde, was passiert war.“ LaFleur nahm eine Pfeife von seinem Schreibtisch, stopfte sie und zündete sie an, woraufhin der Professor sich für einen Moment in eine dicke, aromatische Qualmwolke hüllte. Er paffte ein paar Züge und sprach weiter. „Das tat sie dann auch. Und es war erschütternd.“

            „Bitte, Sir, erzählen Sie weiter!“ forderte Joan den Psychologen auf.

            „Siobhan ging mit ihrem Vater nach San Francisco, um eine Gesangskarriere zu starten. Am Anfang muss wohl alles auch sehr gut ausgesehen haben, die ersten Stücke verkauften sich gut, ihr Bekanntheitsgrad trug nicht unwesentlich dazu bei. Ihre Fangemeinde, die sie aus ihrer Schauspielzeit hatte, stand immer noch treu hinter ihr und wenn sie auftrat, sang sie in ausverkauften Hallen. Eines Tages wurde sie als Gast in eine Fernsehshow eingeladen. Was sie allerdings nicht wusste, Harold Devell gehörte zu den weiteren Gästen. Der Sender konnte ja nicht ahnen, was zwischen den beiden vorgefallen war. Als Siobhan auf Devell traf, kam es vor laufenden Kameras zum Eklat. Sie beschimpfte ihn wüst und beleidigte ihn – für das Publikum offensichtlich ohne Grund. Als Siobhan kurz davor war, gegen Devell handgreiflich zu werden, entfernte sie der Sicherheitsdienst kurzerhand aus dem Studio. Das war das Ende ihrer Karriere. Sie flog aus dem Plattenvertrag und landete auf der Straße. Mit ihrem Vater hatte sie sich ebenfalls überworfen und verließ ihn im Streit. Acht Wochen war sie untergetaucht, bis man sie halbverhungert, ausgeraubt und verletzt im Hafen fand.“

            „Wurde sie nochmals vergewaltigt?“, fragte Lloyd und befürchtete schlimmes.

            LaFleur schüttelte den Kopf. „Nein, ich hatte Siobhan zwar danach gefragt, aber sie verneinte es. Ihre Verletzungen rührten von einem Überfall irgendwelcher Straßenräuber her. Ein weiteres Sexualdelikt konnte ich damals völlig ausschließen.“

            „Und wie ging es mit Siobhan weiter?“, fragte Joan, sie hing dem Professor förmlich an den Lippen.

            „Nun, ich entschied mich ein weiteres Mal für die klassische Psychotherapie ohne Medikation. Die Gespräche taten Siobhan offensichtlich gut und sie freundete sich mit einigen Krankenschwestern hier an. Ich begann Siobhan tiefenpsychologisch zu untersuchen, um sie auf ihr Studium vorzubereiten. Ich bemerkte, dass ihre Psyche einen tiefen Knacks bekommen hatte. Sie erzählte mir von Rachegelüsten und Gewaltexzessen, die sie sich in ihren Träumen ausmalte. Und sie gestand mir, dass sie sexuell unausgeglichen sei, sie wünschte sich Männer, viele Männer. Sie entwickelte einen starken Drang zur Promiskuität, den sie auch versuchte, hier auszuleben. Ich leitete diesen Wunsch von der posttraumatischen Belastungsstörung, hervorgerufen durch die Vergewaltigung und die schweren Schicksalsschläge in der Folgezeit, her. An meinen Sohn, der damals nach seiner Promotion hier angefangen hatte, hat sie sich auch herangemacht.“

            „Mit Erfolg?“, fragte Joan und zog erwartungsvoll eine Augenbraue nach oben.

            LaFleur sah Joan säuerlich über den Rand seiner Lesebrille an. „Ich habe ihm die Hölle heiß gemacht, Captain“, antwortete er brummig. „Bestrafen konnte ich Siobhan dafür natürlich nicht. Ebenso wenig Thomas, meinen Sohn. Er hat sich von ihr schlichtweg verführen lassen. Das konnte sie sehr gut, mit ihrem Aussehen und ihrem Intellekt. Sie müssen wissen, dass Siobhan eine außergewöhnlich intelligente junge Frau war. Sie überlegte sehr wohl ihre Taten und war sich stets der Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst – dennoch schlug sie alles in den Wind. Für mich waren das alles Hinweise auf eine schwere Borderline-Persönlichkeitsstörung, gepaart mit einer bipolaren, manisch-depressiven Verhaltensweise. Zu dieser Zeit konnte ich Siobhan nur von einer Raumfahrerausbildung abraten. Sie war mental einfach nicht dafür geeignet.“

            „Wie hat sie Ihre Diagnose aufgenommen?“, wollte Lloyd wissen. Er sah auf die Uhr, sie saßen fast eineinhalb Stunden bei Professor LaFleur und ihnen wurde die Zeit knapp. Aber, was der Professor zu berichten hatte, war einfach viel zu interessant, um das Gespräch nun abzubrechen.

            „Wissen Sie, Dr. Hopkins, es hat Siobhan nicht im Geringsten interessiert. Sie hatte sich für ein Fernstudium an der marsianischen Universität eingeschrieben und einmal die Woche kam eine Kommilitonin vom Mars und brachte ihr Arbeitsmaterial und lernte mit ihr übers Wochenende.“

            Bei dem Stichwort ‚Kommilitonin‘ wurde Joan einen Moment aufmerksamer. „Diese Kommilitonin, können Sie sie näher beschreiben?“

            „Sie war frech, sehr frech. Arrogant und leicht überheblich. Und für ein Mädchen von etwa sechzehn oder siebzehn Jahren wusste sie mit ihren weiblichen Reizen sehr gut umzugehen. Aber sie verstand sich mit Siobhan ausgezeichnet. In ihrer Gegenwart blühte Siobhan auf und war fröhlich und unbeschwert. Siobhan freute sich jedes Mal aufs Neue auf das kommende Wochenende.“ LaFleur kratzte sich am Kopf. „Ich kann mich nur nicht mehr an ihren Namen erinnern.“
            Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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              #36
              Hehe... und sie hatte bestimmt eine unkonventionelle Haarfarbe
              Ist euch mal aufgefallen, dass 'ne Menge Halbseidenen vom Mars kommen? Zumindest bei Hamilton. Ich lese gerade eine CF-Story von ihm namens Outlaw World. Na und ratet mal woher einer der Hauptcharaktere dem man zufällig der Piraterie anklagt herkommt *g*. Ja er hat auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Herrn Ivan, der rein zufällig auch von dort kommt. Und mit "Rocky Ohr", der dem selben Gewerbe nachging haben wir dann den Dritten im Bunde, der rein zufällig auch... na ihr wisst schon. Also wer vom Mars kommt, hat im Grunde nur zwei Berufswahlmöglichkeiten: Magier (gilt auch für Mischlinge!) oder Pirat. Und für Weiber: Geliebte eines Magiers oder Pirat. Was anderes gibt es dort offenbar nicht...
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                #37
                Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
                Also wer vom Mars kommt, hat im Grunde nur zwei Berufswahlmöglichkeiten: Magier (gilt auch für Mischlinge!) oder Pirat. Und für Weiber: Geliebte eines Magiers oder Pirat. Was anderes gibt es dort offenbar nicht...
                Oder Priester....


                Schön, daß es hier weitergeht. Urlaubsbedingte Abwesenheit sei verziehen.
                ZUKUNFT -
                das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
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                  #38
                  Heute nur was ganz kurzes - Ende des Kapitels. Ich habe momentan ganz wenig Zeit...

                  „Wie sah das Mädchen aus, Sir?“, drängte Joan.

                  „Sie hatte langes grünes Haar und stechende blaue Augen. Sie war ausgesprochen hübsch, aber etwas Kaltes und Unnahbares ging von ihr aus. Sie trug immer zwei dicke Haarsträhnen vor ihrer Brust zusammengebunden.“

                  Joans Verdacht bestätigte sich, sie warf Lloyd einen wissenden Seitenblick zu und zog ihre Brieftasche aus der Jacke. Aus der Brieftasche entnahm sie ein Foto und legte es vor dem Professor auf den Tisch. „War das diese Frau?“

                  LaFleur nahm das Foto und rückte seine Lesebrille zurecht, dann lächelte er. „Ja, das war sie. Natürlich damals viel jünger, aber definitiv war sie das! Immer noch sehr schön anzuschauen, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben.“

                  LaFleur gab Joan das Foto zurück. Sie steckte es wieder ein, sah Lloyd an und nannte nur einen Namen: „Nurara.“ Joan wandte sich wieder dem Professor zu. „Sir, wie lange ging Nurara bei Ihnen ein und aus? Hatte sich ihre Anwesenheit auf Siobhans Gesamtzustand positiv oder negativ ausgewirkt?“

                  „Nurara kam regelmäßig bis zum Ende von Siobhans Aufenthalt hier her. Nun, Captain Landor, um auf Ihre zweite Frage zu antworten, ich würde sagen, dass Siobhans Freundschaft zu Nurara in der Tat positive Auswirkungen auf ihren mentalen Zustand gehabt hat. Sie bekam allgemein eine bessere Laune, ihre Träume von Rache und Gewalt verschwanden. Was jedoch geblieben war, war ihr schier unstillbarer Hunger nach Sex. Wenn Nurara und Siobhan mit dem Lernen fertig waren, nahmen sie abends ein Taxi und fuhren nach Downtown um zu feiern. Siobhan kam meistens in den frühen Morgenstunden zurück. Manchmal allein in einem Taxi, meistens wurde sie jedoch von jungen, gutaussehenden Männern gebracht, bei denen sie über Nacht blieb. Immerhin war sie zu diesem Zeitpunkt volljährig.“

                  „Siobhan durfte die Klinik verlassen?“, fragte Lloyd erstaunt.

                  LaFleur zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Sie war freiwillig hier und kam auch stets freiwillig wieder. Sie war in der offenen Station und konnte kommen und gehen wie und wann sie wollte. Es ging ja schließlich auch keine Gefahr von ihr für Unbeteiligte mehr aus. Außerdem war ich der Ansicht, dass sie auf diese Weise schnell wieder Anschluss an das normale Leben da draußen finden sollte. Sie einzusperren wäre kontraproduktiv gewesen. Insgesamt musste ich feststellen, dass sie im letzten Dreivierteljahr ihres Aufenthaltes extreme Fortschritte gemacht hatte. Und ihre Freundschaft zu Nurara trug erheblich dazu bei. Siobhan war soweit, dass ich auch ihr Studium wieder befürworten konnte.“

                  Lloyd nickte und sah erneut auf die Uhr. „Joan, ich glaube, wir haben erst einmal genug Informationen, was meinen Sie?“

                  „Ja, das denke ich auch“, bestätigte Joan und erhob sich gleichzeitig mit Lloyd aus dem Sessel. Lloyd reichte dem Professor zum Abschied die Hand. „Sir, ich danke Ihnen für die Informationen. Sie haben uns ein großes Stück weitergeholfen. Dürfen wir Sie noch einmal aufsuchen, wenn wir noch Fragen haben?“

                  LaFleur nickte. „Selbstverständlich. Ich habe nur eine Bitte an Sie: treten Sie das, was ich Ihnen erzählt habe, nicht breit.“

                  Lloyd nickte verständnisvoll. „Natürlich Sir. Alles wird absolut vertraulich behandelt.“

                  LaFleur ging um seinen Tisch herum und legte beiden Polizisten eine Hand auf die Schulter. „Noch etwas. Egal was Siobhan getan hat, wenn Sie sie fassen, bringen Sie mir das Mädchen bitte heil wieder zurück. Tun Sie ihr bitte nichts.“

                  Joan und Lloyd nickten stumm, denn ein solches Versprechen konnten und wollten beide nicht geben, ohne zu wissen, ob es eingehalten werden konnte.

                  „Noch eine letzte Frage. Haben Sie Siobhan als geheilt entlassen?“, fragte Lloyd.

                  „Nicht direkt als geheilt, aber nachdem Siobhan darum bat, auf den Mars zu gehen, um dort weiter zu studieren, habe ich Für und Wider abgewogen und ihr eine positive Prognose ausgestellt. Mit einem Empfehlungsschreiben habe ich sie zu einem Kollegen auf dem Mars überwiesen, der sie weiter behandeln sollte. Er hat die Behandlung dann nach weiteren drei Jahren beendet. Sein Name war Professor Qwuadong, Chef der psychologischen Fakultät der marsianischen Universität.“
                  Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                  Mission accomplished.

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                    #39
                    Oh ich kann mir bildhaft vorstellen, wie die zwei Mädels sämtliche Kerle verrückt gemacht haben
                    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                    Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
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                      #40
                      Kapitel 6

                      Auf dem Weg zum Ausgang gingen Joan und Lloyd an der Rezeption vorbei, wo eine schuldbewusst und demütig dreinblickende Marylin saß. Joan konnte nicht an sich halten und ging auf die junge Frau zu. „Schönen Gruß von Ihrem Chef, Süße. Wenn wir noch mal herkommen, lassen Sie uns am besten gleich durch“, flüsterte sie mit einem gehässigen Grinsen und ging hinaus.

                      Auf dem Parkplatz nestelte Lloyd eine zerknitterte Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. „Und jetzt?“, fragte Joan. „Die Informationen haben uns zwar weiter gebracht, weil wir jetzt wissen, wie Siobhan tickt, aber wir haben nunmehr drei neue Hinweise erhalten, die wir untersuchen müssen. Tamara hat uns angelogen, Geoffrey Kelly ist vielleicht noch in San Francisco und wir sollten nach Deutschland fliegen, um Nurara einen Besuch abzustatten. Und die Zeit läuft uns davon. Eventuell müssen wir sogar noch zum Mars fliegen und diesen Professor Qwuadong ausfindig machen.“

                      Lloyd blies den Rauch durch die Nase aus. „Siobhan ist ein Borderliner. Sie ist unberechenbar. Eine hundertprozentige Heilung ist selbst nach heutigen Erkenntnissen nur im Promillebereich möglich. Positive Prognose hin oder her. LaFleur hat sich damals geirrt. Er wusste es damals nicht besser, aber er hat sich geirrt.“ Lloyd zog erneut an seiner Zigarette. „Ich würde mir gerne das alte Haus der Kellys ansehen. Mir ist da etwas mit dem Verschwinden von Siobhans Mutter nicht geheuer. Und genau das ist es, was mir Geoffrey Kelly so mysteriös erscheinen lässt. Ich glaube nicht, dass ihre Mutter einfach so abgehauen ist. Joan, was wäre, wenn Geoffrey seine Frau eventuell umgebracht hat? Männer, die ihre Ehefrauen umbringen, binden oft ihre Kinder sehr eng an sich. Das hat es in der Vergangenheit sehr häufig gegeben und ist wissenschaftlich nachgewiesen. Was ist, wenn Siobhan schon durch den Verlust ihrer Mutter im frühkindlichen Alter traumatisiert wurde?“

                      Joan bekam eine Gänsehaut. „Der Gedanke ist gruselig, Lloyd. Meinen Sie, wir finden etwas im Haus der Kellys?“

                      Lloyd zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wenn es leergeräumt ist, bestimmt nicht. Es ist auch nur so eine Idee. Ich kann es nicht beschreiben. Eine Leiche liegt dort bestimmt nicht rum. Aber vielleicht finden wir ein paar Anhaltspunkte. Ich möchte auch nur sehen, wie sie dort gelebt haben. Vielleicht können wir ein paar Nachbarn befragen.“ Lloyd nahm noch einen Zug und trat die Zigarette aus. „Fahren wir, Joan. Geben Sie unsere neuesten Erkenntnisse an Curtis weiter, ich bringe uns hin.“



                      „Diesmal macht ihr mir es wirklich nicht leicht, Joan“, stöhnte Curtis. „Wir sprechen also von einer sexbesessenen, gewalttätigen Psychopathin mit Borderline-Syndrom und einer gespaltenen Persönlichkeit?“ Curtis schüttelte verständnislos den Kopf, was Joan über die mangelhafte Audioverbindung allerdings nicht sehen konnte. „Wie um alles in der Welt soll ich an sie herankommen?“

                      „Du siehst doch verdammt gut aus, Curt. Lass dir was einfallen“, frotzelte Joan. „Im Ernst, deine Idee mit Otho als Sängerin ist doch gar nicht so schlecht. Otho kann singen und wenn er seinen Job gut macht, sollte es doch kein Problem sein mit Siobhan ins Gespräch zu kommen. Ich meine, sie war doch selbst einmal Sängerin. Vielleicht sollte Otho ein paar ihrer Hits zum Besten geben?“

                      „Was meinst du, was Otho gerade tut? Er fliegt die Comet und singt dabei“, brummte Curtis. „Grag ist drauf und dran einen Kurzschluss nach dem anderen zu bekommen. Wenn wir nicht langsam ankommen, habe ich hier eine kleine Revolte an Bord.“

                      „Wann wirst du ankommen?“, fragte Joan.

                      „In etwa drei Stunden. Ich bin mal gespannt, ob wir sofort in Stücke geschossen werden oder ob man uns vorher Fragen stellt“, antwortete Curtis sardonisch. „Piratenverstecke sind wie Wespennester. Man muss sich ihnen vorsichtig nähern und darf keine hektischen Bewegungen machen. Gibt es noch etwas, das ich wissen muss?“

                      „Ja“, gab Joan zurück. In ihrer Stimme war eine leichte Anspannung zu hören. „Eine Sache habe ich dir noch nicht erzählt. Ob du es glaubst oder nicht. Miss Kelly und unsere liebe Freundin Nurara kennen sich aus Studienzeiten und waren einmal richtig gut miteinander befreundet. Nurara hat Siobhan während der ersten beiden Jahre des Studiums erheblich unterstützt. So wie Professor LaFleur es beschrieben hat, waren die zwei ziemlich dicke miteinander. “

                      „Ist nicht wahr!“, entfuhr es Curtis. „Nurara und Siobhan kennen sich und waren gut befreundet? Das ist ja hochinteressant! Damit kann ich wirklich was anfangen! Danke, Joan!“ Curtis überlegte einen Moment. „Wirst du mit Nurara reden?“

                      „Würde ich gerne, Curt“, gab Joan zurück. „Aber wir haben heute noch viel vor und ganz nebenbei: die Geschichte um Siobhan stinkt zum Himmel. Ich werde nachher mit Garnie sprechen. Höchstwahrscheinlich werden wir Ermittlungen gegen Harold Devell und Tamara MacDonald wegen Kindesmissbrauchs aufnehmen müssen. Verjährt sind die Vorfälle nämlich noch nicht. Ich halte dich auf dem Laufenden, Curt.“

                      „In Ordnung. Schick mir aber ab sofort alles als Text auf den Bordcomputer. Komm-Gespräche sind zu gefährlich. Ich muss jetzt Schluss machen. Otho und Grag gehen sich schon wieder an die Gurgel.“

                      In Joans Kommunikator knackte es. Curtis hatte die Verbindung beendet. Unwillkürlich musste sie grinsen. Sie hätte nur allzu gerne gesehen, wie der Androide und der Roboter sich gegenseitig ärgerten und provozierten. Lloyd bog in die Saloma Avenue ein und fuhr ein Stück die Straße herunter. Das Haus der Kellys war nicht zu übersehen. Ein flacher, einstöckiger Bau mit den für Südkalifornien typischen roten Dachziegeln, der sich hinter einem ungepflegten, schmiedeeisernen Zaun duckte. Dichte Hecken überwucherten den Zaun und nur durch das hohe Einfahrtstor war ein kompletter Blick auf das verwahrloste Haus mit den zum Teil zerbrochenen und zum Teil mit Brettern vernagelten Fenstern möglich. Die weiße Farbe blätterte stellenweise von den Hauswänden ab und grünes Moos wucherte bereits bis unter die Dachkante. Ein altes „Zu Verkaufen“-Schild stand windschief vor dem Grundstück und rostete vor sich hin. Lloyd parkte den Gleiter auf der anderen Straßenseite, knapp vor einer Einfahrt des gegenüberliegenden Nachbarhauses.
                      Lloyd und Joan stiegen aus und sahen sich um. Es handelte sich eigentlich um eine recht vornehme Wohngegend, sämtliche Häuser sahen aus, als gehörten sie gutsituierten Familien. Die Straßen waren sauber, die Vorgärten gepflegt und von einigen Grundstücken hörte man Lachen und Kindergeschrei. „Hübsch hier“, bemerkte Lloyd. „Hier könnte ich mir auch durchaus vorstellen, zu leben. Möchte aber nicht wissen, wie hier die Grundstückspreise aussehen.“

                      Joan deutete mit dem Daumen über die Schulter auf das Anwesen der Kellys. „Na, das da dürfte ein Schnäppchen sein“, erwiderte sie frech. „Gehen wir rein?“

                      „Lassen Sie uns erst einmal ein paar Nachbarn befragen. He, hallo? Sie, Madame. Bitte entschuldigen Sie, eine Frage!“
                      Lloyd ging zielstrebig auf eine ältere Dame zu, die mit zwei Kindern, wahrscheinlich ihre Enkel, auf Joan und Lloyd zukam. „Madame, sind Sie zufällig hier aus der Nachbarschaft?“

                      Die ältere Frau nickte. „Ja, bin ich. Warum wollen Sie das wissen, junger Mann?“, fragte sie argwöhnisch.

                      „Entschuldigen Sie. Lloyd Hopkins mein Name“ antwortete Lloyd. „Können Sie uns etwas über den Eigentümer dieses Hauses sagen? Es ist ein sehr schönes Grundstück und meine Frau und ich“, er deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf Joan, „interessieren uns für einen Erwerb. Nicht wahr, Schatzi?“

                      Joan reagierte sofort richtig, kam auf Lloyd zu und legte lässig einen Arm auf seine Schulter. „Ja, stimmt, Liebling“, sagte sie mit verzückter Stimme. „Es ist wirklich sehr schön hier. An dem Haus muss bestimmt viel gemacht werden, aber wenn es einmal fertig ist, haben wir bestimmt ein wundervolles und sicheres Nest für eine kleine Familie.“

                      Die ältere Dame lächelte verständnisvoll. „Ich finde es immer schön, wenn sich hier Familien niederlassen, aber wissen Sie, dieses Haus ist nicht das richtige für Sie.“ In ihrer Stimme schwang eine leichte Beunruhigung mit.

                      Lloyd zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Wie meinen Sie das, Madam?“

                      Die alte Dame trat einen Schritt näher an Joan und Lloyd heran und senkte die Stimme. „Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber man sagt, dass in diesem Haus vor mehr als zwanzig Jahren ein Mord passiert sein soll. Ein paar Leute hier in der Straße behaupten sogar, auf dem Haus laste ein Fluch und es soll darin spuken, wissen Sie?“ Joan und Lloyd sahen sich verwundert an. Die alte Dame sprach aber wieder lauter und resolut weiter: „Also, ich halte das für Quatsch. Wenn Sie es kaufen wollen, müssen Sie sich an die Stadtverwaltung wenden. Als vor ein paar Jahren der zuständige Immobilienmakler dicht gemacht hat, ging das Eigentum an die Stadt über. Wegen der üblen Geschichten, die man sich über das Haus und seinen Vorbesitzer erzählt, will das Haus keiner kaufen und es verfällt, wie Sie unschwer sehen können. Nur abreißen will es keiner. Dafür gibt die Stadt kein Geld aus, wissen Sie?“

                      „Was können Sie denn über den Vorbesitzer sagen, Ma’am?“, fragte Joan freundlich neugierig.

                      Die Dame lächelte breit. „Geoffrey Kelly“, sagte sie schwärmerisch. „Sympathischer Typ. War ständig gut gelaunt und freundlich. Aber oft hat man abends lauten Streit im Haus gehört. Nicht selten hat etwas geklirrt und die kleine Tochter hat geweint. Sie war so ein süßes Mädchen, wissen Sie? Siobhan hieß sie. Die Kleine ist damals vom Fernsehen entdeckt worden, wissen Sie? ‚Siobhans Welt‘ oder so hieß die Sendung, in der sie die Hauptrolle hatte, wissen Sie?“

                      Die alte Dame war zwar sehr nett und gesprächig aber dieses ständige ‚Wissen Sie‘ begann Joan etwas auf die Nerven zu gehen. „War dieser Mister Kelly denn gewalttätig gegen seine Familie?“, fragte sie besorgt.

                      „Wissen Sie, Miss, nach außen hin waren die Kellys die perfekte Familie. Nett, freundlich, wohlhabend und gutaussehend. Mrs. Kelly, Antonia hieß sie, glaube ich, war eine wunderschöne Frau und ihre Tochter war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie war Österreicherin. Alle auf der Straße riefen sie nur Toni. Sie war nett, charmant und witzig. Aber wehe, wenn es abends dunkel wurde. Fast jeden Abend haben sie gestritten, sehr laut gestritten. Irgendwann hörten die Streitereien auf. Zum Erstaunen der Nachbarschaft traf man danach nur noch Geoffrey und die kleine Siobhan allein auf der Straße. Wenn man ihn gefragt hat, sagte er, seine Frau hätte ihn und die Kleine verlassen, wissen Sie?“ Die alte Dame sah Joan und Lloyd mit einem Verschwörerlächeln an. „Wenn Sie mich fragen, der alte Kelly hat was mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun.“

                      „Das klingt ja unheimlich, oder Liebling?“, hauchte Joan. „Meinst du wirklich, dieses Haus ist das richtige für uns? Es zu renovieren wird doch sehr teuer.“

                      Lloyd lächelte Joan liebevoll an. „Also, mir gefällt das Haus, Schatz. Ich würde es mir gerne näher ansehen. Wir sollten einen Termin bei der Stadt machen. Mach dir um die Kosten keine Gedanken, mein Herzblatt. Für meine kleine Familie ist mir nichts zu teuer.“

                      Die alte Dame lächelte. „Also wissen Sie, Sie beide gefallen mir. Sie würden gut hierher passen. Wie alt sind Ihre Kinder?“

                      Lloyd und Joan grinsten sich an. „Wir haben noch keine, Ma’am, aber …“, meinte Joan.

                      „… wir arbeiten schon kräftig daran“, vollendete Lloyd den Satz mit einem Augenzwinkern.

                      Die beiden Kinder, die die ganze Zeit ruhig neben ihrer Großmutter gestanden hatten, wurden langsam quengelig. Für die ältere Dame war dies das Zeichen zum Aufbruch. „Wir müssen weiter“, sagte sie. „Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, wissen Sie? Sie würden wirklich sehr gut hier her passen! Haben Sie noch einen schönen Tag!“

                      Die beiden Polizisten sahen der alten Dame noch einen Moment nach, bis sie außer Hörweite war. „Was halten Sie davon, Joan?“, flüsterte Lloyd.

                      „Wenn du mich … äh, wenn Sie mich fragen, auch da stinkt etwas“, gab Joan entschieden zurück. „Ich hätte große Lust, mal das Haus von innen in Augenschein zu nehmen.“

                      Lloyd verschränkte die Arme und nickte. „Aber nicht jetzt. Wir sollten warten, bis es dunkel wird. Zu dumm, dass wir keinen offiziellen Durchsuchungsbeschluss auf die Schnelle bekommen. Wir werden uns also mal inoffiziell umsehen müssen.“

                      Joan riss die Augen auf. „Lloyd! Ich bin entsetzt!“, rief sie. „Sie wollen ohne eine offizielle Genehmigung unbefugt in ein Haus eindringen?“ Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und betrachtete grinsend den schmächtigen jungen Mann eingehend. „Respekt, Captain. Aus Ihnen wird doch noch ein Weltraumpolizist!“

                      Nun war es an Lloyd, mit gespieltem Entsetzen die Fäuste in die Hüften zu stemmen. „Wollen Sie damit etwa sagen, dass diese Vorgehensweise bei Ihnen Usus ist? Ich fürchte, ich muss nach unserer Rückkehr eine Untersuchung gegen Ihre Abteilung einleiten, Captain Landor“, rief er und begann lauthals zu lachen.
                      Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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                        #41
                        Tja, man weiß nie was man in solchen Häusern so... findet... Geheimnisse, schlimme Dinge, Geister der Vergangenheit, die nicht zur Ruhe kommen.
                        Na zumindest kann man nicht behaupten, dass es Lloyd und Joan langweilig wird (auch wenn sie kein solches Unterhaltungsprogramm dabei haben, wie Curt derzeit auf der Comet *g*).
                        Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                        Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                        Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                          #42
                          Kat ist auch gerade nicht langweilig... lest selbst...
                          Hier ist wieder eine Kampfszene, wie ihr Damen sie so gerne habt! Viel Spaß!




                          Purvis grinste schmierig, während er Katherines Zelle öffnete. „Braves Mädchen. Siehst lecker aus in dem Aufzug. Ich hoffe für dich, dass du danach auch noch so lecker aussiehst.“ Er drehte sich zu Tyra herum. „Tut mir leid, Tyra, aber Katherine gefällt mir eindeutig besser als du, hähä!“

                          Tyra antwortete lediglich mit einer obszönen Beleidigung. Beth kam hinzu und öffnete Tyras Zelle. Sie war ebenfalls mit einer Elektropeitsche bewaffnet. „Okay, ihr zwei Herzchen. Gleich geht es los“, rief sie gut gelaunt. „Katherine, nun kommt dein großer Auftritt. Ich hoffe, du bist bereit …“

                          Zeitgleich ging John, geführt von Siobhan, lange, düstere Gänge eines anderen Raumschiffes entlang. Er vermutete, dass sie sich jetzt an Bord des schwarzen Schiffes befanden, das Siobhan ihm zuvor gezeigt hatte. Immer mehr wüst und gefährlich aussehende Männer und Frauen schlossen sich den beiden an. Auch die junge Alina war dabei, sie ging dicht hinter John und Siobhan her, stets eine Hand an ihrer Waffe. Sie kamen an ein breites, doppelflügeliges Tor, das von zwei Männern bewacht wurde. Sie öffneten es und gaben den Blick auf eine breite Tribüne frei, die leicht erhöht über einer großen, kreisrunden Sandfläche hing. Auf den Sitzplätzen saßen bereits ein großer, hagerer Mann und eine etwas kleinere, nichtmenschliche Frau. Siobhan ging zielstrebig auf die beiden zu, während John von Alina grob vorwärts geschubst wurde. Der Mann erhob sich und drehte sich lächelnd zu Siobhan um. Johns Blut gefror, als er den Mann als Vul Kuolun erkannte. Zum Glück hatte John noch nie zuvor Kuoluns persönliche Bekanntschaft gemacht, im Gegensatz zu Katherine, und so nahm Kuolun bis auf einen musternden Seitenblick keinerlei Notiz von ihm. John sah sich kurz um. Der Bereich dieses Raumschiffes war in der Tat kreisrund und etwa einen Meter fünfzig unter der Tribüne, auf der er stand, war der Boden dick mit gelbem Sand ausgelegt. Stellenweise hatte der Sand große rot-braune Flecken, die wahrscheinlich getrocknetes Blut waren, dessen war sich John sicher. Um den Rand dieses Bereichs erhoben sich weitere Tribünen, die grob aus Stahlträgern zusammengeschweißt waren und sich in diesem Augenblick mit Zuschauern füllten Es waren viele hundert Männer und Frauen, die laut klatschten und johlten. John konnte unter den Zuschauern sogar einige Kinder erkennen. Die ganze Anlage hatte grob geschätzt einen Durchmesser von etwa einhundertzwanzig bis einhundertfünfzig Metern. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinab. Siobhan wollte Katherine tatsächlich in einer Arena kämpfen lassen. Nichts anderes war dieser Ort – eine Kampfarena. Die Kuppel dieser Arena war als künstlicher Himmel angelegt, er schien blau und eine goldgelbe „Sonne“ schien grell und heiß davon herab.

                          „Doktor Kuolun“, rief Siobhan erfreut. „Schön, dass Sie sich doch noch entschieden haben, eine Weile zu bleiben. Gleich kämpft ein Neuzugang. Sie wird Ihnen gefallen. Sie ist groß, wild und stark – und ganz nebenbei sehr schön. Ich hoffe, sie hält, was ihr Aussehen verspricht. Setzen Sie sich doch wieder.“ Siobhan warf Fesil ein öliges Grinsen zu und zog John zu sich. „Sie ist die Ehefrau dieses gutaussehenden Mannes hier. John, deine Frau wird gleich ein Star. Schau dich um, hier sind knapp zehntausend Leute und sie lieben Gewinner. Setz dich John.“ Mit ihren krallenbewehrten Handschuhen drückte Siobhan John in einen der umfunktionierten Pilotensessel.
                          „John ist Computerspezialist und wird uns helfen, den mauvianischen Abfangkreuzer zu kapern“, raunte Siobhan Kuolun zu. John hatte bislang noch überhaupt nichts zugesagt und wollte protestierend widersprechen, besann sich jedoch darauf, besser zu schweigen. Von der Kaperung eines Kriegsschiffes war bislang nicht die Rede gewesen. Wozu brauchte Siobhan überhaupt einen Abfangkreuzer? Schiffe dieser Art wurden innerhalb eines Kampfverbandes dazu genutzt, mittels einer Schwerkraftprojektion den Gegner daran zu hindern, in die Lichtgeschwindigkeit zu springen. Sie gaukelten den Scannern und somit den Navigationscomputern vor, das Schiff befände sich im Gravitationsschatten eines Himmelskörpers und manipulierten die Berechnungsgrundlage für einen Sprung.

                          Kuolun betrachtete John etwas genauer und sah ihm mit einem amüsierten Blick in die Augen. John erwiderte den Blick, wagte es nicht zu blinzeln. Wusste Kuolun, wer er war? Vermutlich noch nicht, aber das würde sich ändern, sobald Katherine auf der Bildfläche erschien. John mochte sich nicht ausmalen, wie Kuolun dann reagieren würde. „Wenn Sie meinen, Lady Siobhan“, sagte Kuolun ohne den Blick von John abzuwenden. „Ich bin mir sicher, dass Ihre Personalauswahl treffend ist. Aber wie wollen Sie ihn dazu bringen, für Sie zu arbeiten? Wenn seine Frau gleich da unten sterben sollte, was bleibt ihm dann noch?“ Kuolun ließ ein hämisches Lachen vernehmen.

                          „Meine Frau wird nicht sterben“, knurrte John und ballte die Fäuste. Unglaubliche Wut stieg in ihm auf aber die Stimme der Vernunft riet ihm, Ruhe zu bewahren. Er atmete einmal tief durch und zwang sich, die Hände still zu halten.
                          Das künstliche Licht wechselte von grellweiß zu einem sanften orange-rot und simulierte einen Sonnenuntergang. Ein paar Scheinwerfer schalteten sich ein und aus einem Lautsprecher ertönte eine laute Fanfare. Unterhalb der Tribüne öffnete sich am rechten Rand ein breites Schott und eine große, sehr gut aussehende Frau mit schwarzen Locken und dunkler Haut trat heraus. Sie trug ein eng anliegendes Trikot und einen breiten Gürtel mit Metallplatten daran, die ihre Oberschenkel rudimentär schützen sollten. Brandender Applaus war vom Publikum zu hören. Einige Zuschauer riefen lautstark den Namen der Frau. Sie hieß Tyra. Tyra ging ohne eine Gefühlsregung in die Mitte der Arena und drehte sich einmal langsam im Kreis. Aus dem Lautsprecher begrüßte eine männliche Stimme die Frau, was das Publikum erneut mit lautem Jubel beantwortete. Dann trat Katherine heraus und der Sprecher sagte: „… und hier kommt ein Neuzugang, erst heute mit der Mercury Gold bei uns angekommen. Bitte begrüßt in der Arena … Katherine!“ Das Publikum antwortete mit Buh-Rufen und Pfiffen. Katherine war ähnlich wie Tyra gekleidet und ging zielstrebig auf Tyra zu.

                          Vor Erstaunen fiel Kuolun die Kinnlade herunter. Er sah abwechselnd zu John, Siobhan und Katherine. Dann breitete sich sein Mund zu einem hässlichen Grinsen aus. „Lady Siobhan, Sie sind so böse, so schlecht, es wird mir ein Vergnügen sein, diesem Kampf beizuwohnen. Aber lassen Sie sich gesagt sein, der Kampf könnte sehr kurz werden und schmerzhaft für ihre Gegnerin. Katherine Ballard ist eine ausgezeichnete Nahkämpferin.“

                          Siobhan lächelte charmant. „Wollen wir hoffen, dass es nicht zu schnell geht. Ich möchte Ihnen doch etwas bieten, Doktor. Woher kennen Sie Major Ballard denn, wenn ich fragen darf?“

                          Kuolun kicherte belustigt. „Nun, als wir uns kennenlernten, war ich ihr Gefangener, vor etwa zwei Jahren. Als wir uns das zweite Mal trafen, das war noch kürzlich in diesem Sommer, war sie die Gefangene des Kommandanten eben jenes Schiffes, auf dem sie mich zuvor ins Airam-System, zu meinem Prozess, gebracht hatte. Welche Ironie, nicht wahr?“
                          Kuolun beugte sich vor und sah an Siobhan vorbei zu John. „Und Mister Milner hier hat seine Katherine heldenhaft aus den Klauen dieses bösen, bösen Kommandanten befreit, stimmt’s? Sie gelten als Held, Milner! Aber dieses Mal werden Sie es nicht so einfach haben.“ Wieder lachte er boshaft.

                          John beugte sich ebenfalls vor und brummte: „Lecken Sie mich am Arsch, Kuolun.“ Der Mut der Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. Er hatte keine Angst vor dem Marsianer. Körperlich war John Kuolun in jeder Hinsicht überlegen. Seine Angst galt in diesem Moment ausschließlich Katherine.

                          Ein Mann in zerrissener Lederkleidung betrat die Arena und winkte die beiden Frauen zu sich. „Okay, Mädels“, sagte er mit gesenkter Stimme. Er stank nach Alkohol und Tabak. „Tyra, dir muss ich nichts erklären. Katherine, hör zu. Ihr zwei kämpft bis eine von euch nicht mehr atmet, kapiert? Du darfst alles an Waffen einsetzen, was du in die Finger bekommst. Noch Fragen?“ Katherine sah Tyra traurig an, während diese ihre Gegnerin mit leeren Augen anstarrte. Der Mann grinste und winkte in Richtung Tribüne, wo Siobhan mit ihrer Entourage saß. Sie nickte ihm zu und er klopfte den beiden Frauen auf die Schultern. „Dann kämpft!“, rief er und zog sich schnell zurück.

                          Tyras leerer Blick schärfte sich sofort und wie aus heiterem Himmel traf ihr Faustschlag Katherines Stirn. Katherine wurde es durch den wuchtigen Schlag einen kurzen Moment schwarz vor Augen und sie taumelte rückwärts zu Boden. Tyra nutzte die Gelegenheit und versuchte, sich auf sie zu stürzen. Katherine rollte sich instinktiv zur Seite und erhob sich auf alle viere, aber bevor sie aufstehen konnte, bekam sie einen schmerzhaften Tritt in die Seite. Tyra war verdammt schnell und ließ Katherine keine Möglichkeit, in eine Abwehrposition zu kommen. Der Tritt raubte Katherine die Atemluft und sie fiel erneut auf den Rücken. Tyra stürzte sich wieder auf sie und unter Anfeuerungsrufen des Publikums drosch sie auf Katherines Gesicht und Magengrube ein. Tyra packte Katherine an der Kehle und drückte mit der linken Hand zu während sie Zeige- und Mittelfinger auseinanderspreizte um ihrer Gegnerin in die Augen zu stechen. Aber Tyra war nicht schnell genug. Da Katherine in diesem kurzen Augenblick beide Hände frei hatte, schleuderte sie Tyra mit der linken Hand eine Ladung Sand ins Gesicht und schlug ihr mit aller Kraft die rechte Faust unter das linke Jochbein. Tyra schrie auf vor Schmerz und richtete sich auf. Geistesgegenwärtig zog Katherine das rechte Bein an und trat ihr mit dem breiten Absatz ihres Stiefels gegen die Brust. Tyra flog förmlich rückwärts und landete mit dem Rücken im Sand. Unter Buh-Rufen und Pfiffen stand Katherine auf. Tyra war innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder auf den Beinen und funkelte Katherine unheilvoll an. „Na, also Katherine“, flüsterte sie. „Ich dachte schon, du würdest mir gar nichts entgegensetzen.“

                          „Ich versuche nur, dich mir vom Hals zu halten“, gab Katherine zurück. „Lass uns aufhören. Bitte!“ Katherine hielt die Handflächen von sich weggestreckt, eine Geste, die sagen sollte, dass sie nicht kämpfen wollte. „Es ist doch sinnlos.“

                          Tyra ging langsam rückwärts, Katherine immer im Blick. Hinter ihr, an der Trennwand zur Tribüne, war ein Holzbord angebracht, in dem verschiedene Waffen lagerten. Tyra griff sich eine Art Entermesser, eine säbelförmige Waffe mit kurzer, gebogener Klinge und Handschutz. Mit der Waffe in der Hand stürzte sie schreiend auf Katherine zu. Auf diesen Angriff war Katherine gefasst. Im richtigen Moment machte sie einen Ausfallschritt zur Seite, packte Tyra am Gelenk der Waffenhand, verdrehte ihr den Arm und schleuderte sie mit der verbliebenen Bewegungsenergie zu Boden. Noch immer mit dem Messer in der Hand rollte sich Tyra weg und rappelte sich auf. Sie versuchte einen neuen Angriff, den Katherine ebenso mühelos abwehrte. Sie packte Tyra erneut am Handgelenk, riss ihren Arm in die Höhe und schlug ihr mit der Handkante gegen den Kehlkopf. Vor Schreck und Schmerz ließ Tyra das Entermesser fallen. Katherine drehte sich auf dem Absatz um die eigene Achse und trat Tyra brutal mit dem Fuß gegen den Oberkörper. Sie hätte ihr genauso gut gegen den Kopf treten können, dieser Treffer wäre jedoch tödlich gewesen. Man konnte förmlich hören, wie die Luft aus Tyras Lungen entwich. Sie kippte mit ihrem schlanken Körper nach hinten über und blieb halb bewusstlos im Sand liegen. Der ganze Kampf hatte nicht einmal drei Minuten gedauert und wäre, wenn Katherine gewollt hätte, für Tyra der letzte in ihrem Leben gewesen. Während Tyra schwer atmend sich im Sand wälzte, nahm Katherine das Entermesser auf und ging langsam auf ihre Gegnerin zu. Im Publikum herrschte auf einmal eine gespannte Stille. Katherine führte die Waffe am langen Arm und stellte sich breitbeinig neben Tyra. Sie drückte die Spitze leicht gegen Tyras Kehlkopf.
                          Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

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                            #43
                            Tscha... man kann ja über Doktorchen sagen was man will aber wo er Recht hat, hat er Recht. Es war ein kurzer Kampf. Siobhan wird wohl schmollen. Ach... dann soll sie halt ein Spielcasino eröffnen. Kuolun mag Radiumroulette. Ja wirklich. Er weiß auch, wie man es manipuliert. Darf sich halt nicht dabei erwischen lassen, wie beim letzten Mal. Und wenn Future demnächst auf der Matte steht, dann wagt er bestimmt auch ein Spielchen - na kommt auf den Gewinn an
                            Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                            Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                            Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                              #44
                              Danke Sasha!
                              Und ja, ich hatte Spaß beim Lesen. Weiter so.
                              ZUKUNFT -
                              das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                              Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
                              Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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                                #45
                                Na da warte ich doch nicht lange...

                                Mit Kuolun kann man sogar vernünftig reden, wie der folgende Dialog zwischen ihm und Katherine zeigt. Ich liebe diese Szene!

                                „Los, tu es, Katherine“, flüsterte Tyra mit aufgerissenen Augen. „Bring es zu Ende, jetzt! Du hast gewonnen, worauf wartest du noch?“ Das Publikum erwachte wieder aus der Starre und die ersten begannen, Katherine anzufeuern, endlich zuzustechen. Aus den einzelnen Rufen erwuchs ein ganzer Chor von mehreren tausend Stimmen, begleitet von einem rhythmischen Klatschen, das langsam aber stetig schneller wurde. Katherine wandte den Blick von Tyra ab und sah hoch zur Tribüne, wo Siobhan saß. Neben ihr saß John, kreidebleich mit weit offenem Mund. Siobhan hob die Faust, streckte den Daumen aus und drehte ihn nach Manier eines altrömischen Herrschers nach unten. Katherine hob die Waffe an, warf sie in die Luft und fing sie mit der Faust so wieder ein, dass die Klinge senkrecht nach unten zeigte. Aus der Bewegung rammte sie die Klinge mit voller Wucht unter einem einstimmigen Aufschrei des Publikums – in den Sandboden, direkt neben Tyras ungeschützten Hals. Aus dem Augenwinkel konnte Katherine sehen, wie John von seinem Sitz hochschoss und über den Tribünenrand in die Arena sprang. Einige Wachen richteten ihre Waffen auf ihn, bereit zum Schuss, Siobhan jedoch machte mit ausgebreiteten Armen unmissverständlich klar, die Waffen zu senken und John gewähren zu lassen. Auch Kuolun hatte sich erhoben und kletterte in aller Seelenruhe über die Brüstung. Das Publikum war außer sich vor Wut, brüllte Schimpftiraden gegen Katherine und einige begannen, Gegenstände in die Arena zu werfen.

                                Katherine ließ sich auf ein Knie nieder und reichte der unterlegenen Tyra die Hand. Mit einem schiefen Grinsen flüsterte sie: „Erinnere dich an was ich dir vorhin gesagt habe. Ich töte nicht aus Spaß. Und schon gar nicht zum Vergnügen anderer.“ Dann zog sie das Entermesser aus dem Sand und schleuderte es weit von sich.

                                Tyra hingegen schüttelte langsam den Kopf und flüsterte: „Dumme Kuh! Du hättest leben können, jetzt sterben wir beide.“

                                Katherine hörte John ihren Namen rufen: „Kat! Kat! Ich bin so froh dich zu sehen!“ Sie erhob sich von Tyras Seite und lief auf ihren Mann zu, während das große Tor aufging und Beth und Purvis, gefolgt von einigen bewaffneten Piraten, herausstürmten und auf die beiden anlegten.

                                Wenn es ihrer beider Ende jetzt gewesen sein sollte, so war es Katherine in diesem Moment egal. Wenn sie jetzt sterben sollte, dann wenigstens in den Armen ihres geliebten Mannes. Katherine fiel John um den Hals und begann, ihn inniglich zu küssen, bis die beiden gewaltsam von den Piraten getrennt wurden. Sie versuchten, auf John mit den Waffen einzuschlagen, jedoch Siobhan gebot den Männern Einhalt. „Aufhören! Sofort!“, brüllte sie von der Tribüne und kam selbst hinunter in die Arena.
                                Katherine hielt Tyra erneut die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Geknickt und gedemütigt stand die dunkelhäutige Frau auf und hielt den Kopf gesenkt. Sie wagte es nicht, Beth, Purvis oder Katherine, geschweige denn Siobhan anzusehen. Die Piraten zielten immer noch auf die Gefangenen, bis Siobhan rief: „Runter mit den Waffen, wird’s bald?“ Ihre Wut war unübersehbar, es war nur nicht erkennbar, gegen wen sich ihre Wut überhaupt richtete. Sie wandte sich an Katherine und Tyra. „Könnt ihr zwei mir verraten, was dieses Schauspiel sollte? Tyra, du hast anscheinend deine Meisterin gefunden, die Konsequenzen daraus wirst du noch zu spüren bekommen. Und du Kate …“

                                Katherine …“, warf John besserwisserisch ein, worauf er ein belustigtes Grinsen seiner Frau erhielt. „Sie hasst es, Kate genannt zu werden, das solltest du langsam wissen.“

                                Siobhan drohte John mit der Metallkralle ihres Zeigefingers und funkelte ihn unheilvoll an, dann konzentrierte sie ihren Wutausbruch wieder auf Katherine. „Du hast dich nicht an die Regeln gehalten, dafür werde ich dir gleich hier das Licht ausblasen“, zischte sie und aus ihren Augen schossen Blitze.

                                Ausgerechnet Kuolun hob beschwichtigend die Hände. „Meine Damen, bitte! Bitte beruhigen Sie sich. Lady Siobhan, gewähren Sie mir einen Wunsch?“, fragte er mit einem überaus charmanten Lächeln.

                                Siobhan riss den Kopf herum und schrie Kuolun an: „Was? Was wollen Sie?“

                                Kuolun blieb die Ruhe selbst, als er antwortete: „Lady Siobhan, diese beiden Frauen hier haben gut gekämpft. Ich habe mich wunderbar unterhalten – wenn auch etwas zu kurz – und als Ihr Gast und Geschäftspartner bitte ich Sie um etwas, das Sie mir im Rahmen der Gastfreundschaft nicht abschlagen dürfen.“ Siobhan sagte nichts, sondern zog nur eine Augenbraue fragend nach oben. Mit milder Stimme sprach Kuolun weiter: „Lady Siobhan, ich bitte Sie, diesen beiden wunderschönen Frauen hier das Leben zu lassen. Es wäre eine Schande und Verschwendung, es ihnen zu nehmen. Lassen Sie sie heute unsere Gäste sein und wir wollen sie entsprechend behandeln.“

                                Im Publikum war es still geworden, während Siobhan mit gespitzten Lippen und säuerlicher Miene und die Runde schaute. John hatte die Fäuste geballt und mahlte vor innerer Unruhe mit den Kieferknochen. Katherine starrte Siobhan erwartungsvoll an und Tyra sah immer noch mit gesenktem Blick zum Boden, während Beth und Purvis mit grimmigem Gesichtsausdruck auf einen Befehl ihrer Kommandantin warteten.
                                Siobhan seufzte. „Also gut. Man soll mir nicht nachsagen, ich wäre nicht gastfreundlich. Beth, Purvis, verschwindet. Die Show ist für heute vorbei.“ Sie lächelte Katherine freundlich an und hob sanft Tyras Kinn. „Ihr solltet Doktor Kuolun wirklich dankbar sein. Und ich denke, er hat Recht. Es wäre wirklich eine Verschwendung, euch beide umzubringen. Ich glaube, ich habe schon eine Idee, was ich mit euch anstellen werde.“ Siobhan winkte Alina und zwei bewaffnete Männer zu sich. „Alina“, rief sie das Mädchen, „bereite zwei Kabinen für Tyra und Kate vor und besorge ihre persönliche Kleidung von den Schiffen. Stelle Leute ab, die die Kabinen rund um die Uhr bewachen.“ Siobhan zeigte auf die beiden Männer: „Ihr zwei kommt mit. Gehen wir.“

                                Die beiden bewaffneten Piraten folgten dem Tross bestehend aus Siobhan, die voran ging, gefolgt von Kuolun und Katherine, dahinter Tyra und John, der sie ein wenig stützen musste. Während die Gruppe die Arena verlassen hatte und durch die dämmerigen Gänge des Raumschiffes wanderte, raunte Katherine Kuolun leise zu: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Ihnen danken oder Sie verfluchen soll, Kuolun.“

                                Der große Marsianer lächelte Katherine sanft an. „Wissen Sie, Katherine, ich habe Sie das zweite Mal innerhalb von ein paar Monaten vor körperlichem Unbill bewahrt. Finden Sie nicht, dass jetzt ein kleines Dankeschön angemessen wäre?“, antwortete er ebenso leise und lächelte dabei.

                                „Warum tun Sie das, schließlich stehen wir nicht gerade auf derselben Seite?“, fragte Katherine.

                                Kuolun sah Katherine offen ins Gesicht und antwortete ehrlich: „Weil ich Sie mag, Katherine. Sie sind eine sehr ernstzunehmende Gegenspielerin für mich geworden. Sie spielen in der gleichen Liga wie Newton. Ich bin gespannt, wo die Reise uns beide dieses Mal hinführt.“

                                „Sie hätten jetzt die beste Gelegenheit, mich ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen und tun es nicht? Ich muss zugeben, ich bin jetzt ein Stück weit verwirrt“, entgegnete Katherine.

                                Kuolun sah nach vorne. „Sie schätzen mich falsch ein, meine Liebe. Auch wenn es nicht so aussieht, aber auch ich töte nicht zum Vergnügen. Das unterscheidet mich von einem Psychopathen.“ Mit einer leichten Kopfbewegung deutete er auf die vor ihnen gehende Siobhan.

                                „Ich würde gerne mit Ihnen mal ein psychologisches Gespräch führen, nur um einen besseren Einblick in Vul Kuolun zu bekommen“, sagte Katherine.

                                Kuolun verzog das Gesicht. „Es würde Sie zutiefst erschrecken und schockieren, liebe Katherine. Ich kann Ihnen nur davon abraten.“ Kuolun legte einen Schritt zu und schloss zu Siobhan auf.

                                Katherine ließ sich etwas zurückfallen und ging neben John weiter. „Wie ist es dir ergangen, Cowboy? Geht es dir gut? Hat sie dir was angetan?“ Sie sah John liebevoll und mitfühlend an.

                                John blickte verzweifelt drein. „Ich ... ich weiß jetzt nicht so genau, wie ich es dir sagen soll. Körperlich geht es mir gut, aber … mir ist das unangenehm, Süße.“

                                Katherine gab John einen Kuss auf die stoppelige Wange. „Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst. Also raus mit der Sprache.“

                                John druckste herum. „Schatz, du weißt, dass ich dich über alles in der Welt liebe und freiwillig hätte ich es nie getan …“

                                Argwöhnisch sah Katherine ihren Mann an. „Was hättest du niemals freiwillig getan? Jetzt rede schon!“

                                John senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich hatte Sex mit ihr. Ich weiß nicht, wie sie es angestellt hat, aber sie hat mir irgendetwas gegeben, was mich ausgeschaltet hat. Es … es tut mir so leid, Kat! Wirklich!“

                                Katherine lief vor Wut leicht rot an. „John, das ist … unglaublich! Wie konntest du …“, zischte sie und hatte Mühe, ihre Lautstärke im Zaum zu halten.

                                Tyra mischte sich ein. „Er sagt die Wahrheit, Kat. Siobhan hat wirklich eine Droge, mit der sie Männer gefügig macht und sie letzten Endes sprichwörtlich vergewaltigt. Das Mittel hat sie von dem da.“ Mit dem Kopf wies Tyra in Richtung Kuolun. „Sie sagt, sie testet die Wirksamkeit für ein großes Projekt.“

                                Katherine schluckte ihren Groll für einen Moment herunter. „Woher weißt du das, Tyra?“, fragte sie drohend.

                                Tyras Blick erfüllte sich mit Trauer. „Meinen Verlobten hat sie auf die gleiche Weise missbraucht und ihn anschließend umgebracht. Mir hat sie dann gesagt, dass er ihren Ansprüchen nicht genügt hätte.“

                                „Das tut mir aufrichtig leid, Tyra“, antwortete Katherine und schenkte der schönen Frau einen mitfühlenden Blick. Dann sah sie John an. Ihre stahlgrauen Augen sagten ihm: „Wir werden später darüber reden, mein Freund!“
                                Für mich ist Gleichberechtigung dann erreicht, wenn es genauso viele weibliche wie männliche Idioten gibt.

                                Mission accomplished.

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