Kinderheime: Was müssten sie leisten, was können sie leisten? - SciFi-Forum

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Kinderheime: Was müssten sie leisten, was können sie leisten?

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  • Tibo
    antwortet
    Zitat von Bella' Beitrag anzeigen
    Liebe, Zuneigung (c) sind Dinge, die ein Kinderheim eben nicht leisten kann und wie ich Tibo verstanden habe, auch nicht erbringen soll. Aber diese Dinge sind eben entscheidend für das Wohlergehen eines Kindes. Sich geliebt fühlen, sich aufgehoben fühlen, sich umsorgt fühlen, sich sicher fühlen. Es reicht eben nicht aus, wenn ein Kind zwar wohlerzogen ist und physisch gut ernährt und aufgewachsen ist, dieses Kind aber niemals erfahren hat, was es bedeutet in den Arm genommen zu werden und geliebt zu werden. Alle drei Punkte sollten mMn vorhanden sein, damit ein Kind wirklich gut gedeihen kann.
    Dann hast du mich falsch verstanden. Es ist für das Gelingen pädagogischer Arbeit unablässlich ein tiefes Interesse für und eine affektive Bindung zum Zögling aufzubauen. Natürlich müssen Heimpädagogen liebevoll mit den Kindern umgehen, ihnen das Gefühl von Wertigkeit, Selbsttätigkeit und Geborgenheit geben. Sonst kann das Kind ja nicht gescheit aufwachsen. Es ist wie ich gesagt habe eine dauernde Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz. Das kann ich hier auch nicht so einfach beantworten, ich lass bei bestimmten Aspekten mehr Nähe zu als die viele andere Pädagogen, bei anderen Aspekten lasse ich weniger Nähe zu. Da muss jeder von Fall zu Fall entscheiden was gut ist.

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    Zitat von Bella' Beitrag anzeigen
    Zwei Erwachsene ein, zwei oder drei Kinder.
    Den Schlüssel brauch ich nicht, kann problemlos zehn Kinder angemessen versorgen ohne, dass eines tatsächlich vernachlässigt wird.
    Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Pädagogen ihre Arbeit nicht besser machen als Amateure, weil sie ja nur alltägliche Dinge tun. Das ist aber falsch. Ich kann deutlich besser auf Störungen eingehen, weil ich besser weiß wie ich intervenieren kann und ich lasse von Vornherein weniger Störungen aufkommen. Ich nehme auch Misserfolg nicht persönlich und bin generell distanzierter zu den Kindern als Eltern, daher eskalieren viele Dinge wie Grenzüberschreitungen nicht so schnell wie bei eigenen Kindern.
    Wenn du mal in der Nähe von Frankfurt bis schreib mir vorher, dann darfst du mal ne Gruppe von mir einen Nachmittag lang leiten dann siehst du was ich meine.

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  • Sunny
    antwortet
    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    Ich denke, dass hier schon folgendes differenziert werden sollte:

    a) Der rein versorgende Teil,
    b) der erzieherische Teil und
    c) dem Kind Liebe und Zuneigung zu geben.

    Der strittigste Punkt dürfte wohl Punkt c) sein
    Ich denke genau um diesen Punkt geht es vor allem, wenn man diese Unterscheidung trifft.

    Die reine Versorgung (a) Essen, Trinken, Schlafen kann fast jeder Mensch leisten, der eben gewillt ist ein Kind nicht sterben zu lassen. Punkt b ist dahingehend natürlich schwieriger, das es entweder professionelle Unterstütung bedarf oder eigene Erfahrungen, die dem Kind auf den richtigen Weg bringen. Die Investition ist gleichwert höher als bei Punkt a. Dieser Herausforderung stellen sich eben nicht alle. Wobei ich natürlich auch sagen würde, dass die Pädagogen, Erzieher und Psychologen von Kinderheimen diese Arbeit leisten können und sicherlich auch sollen. Liebe, Zuneigung (c) sind Dinge, die ein Kinderheim eben nicht leisten kann und wie ich Tibo verstanden habe, auch nicht erbringen soll. Aber diese Dinge sind eben entscheidend für das Wohlergehen eines Kindes. Sich geliebt fühlen, sich aufgehoben fühlen, sich umsorgt fühlen, sich sicher fühlen. Es reicht eben nicht aus, wenn ein Kind zwar wohlerzogen ist und physisch gut ernährt und aufgewachsen ist, dieses Kind aber niemals erfahren hat, was es bedeutet in den Arm genommen zu werden und geliebt zu werden. Alle drei Punkte sollten mMn vorhanden sein, damit ein Kind wirklich gut gedeihen kann.

    Schlussendlich kann sich ein Kind mMn durch fehlendes Eingehen auf seine Bedürfnisse nicht gleich gut entwickeln, wie ein Kind auf dessen Bedürfnisse eingegangen worden ist.

    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
    Was bedeutet 2:1 oder 2:2 zwei Betreuer pro Kind bzw. 2 Betreuer für zwei Kinder?
    Zwei Erwachsene ein, zwei oder drei Kinder.

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  • Tibo
    antwortet
    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    Es war auch nicht meine Absicht, das zu kritisieren. Ich will es erst einmal verstehen.
    Kam auch nicht so an, aber wenn das jemand kritisieren mag kann er das gerne tun.
    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    Zusammenfassend lässt sich doch eigentlich nur feststellen, dass die Frage, ob eine Adoptivfamilie oder ein Kinderheim besser für ein elternloses Kind ist, nicht pauschal beantwortet werden kann, sondern vom Einzelfall abhängt, oder?
    Die lässt sich tatsächlich nicht pauschal beantworten. Ich würde aber Kinder lieber bei guten Adoptiveltern als in guten Heimen sehen. Kinder wollen im Allgemeinen Eltern haben. Kinder wollen Normalität.

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  • ChrisArcher
    antwortet
    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
    @ Chirsarcher
    Ziel professionellen pädagogischen Handelns ist es immer sich beim Klienten überflüssig zu machen. Eltern ersetzen läuft dem zu wider so einfach ist das.
    Zum Beispiel bei mir in der Schule geht es darum den Kindern den Sprung zu einer Regelschule zu ermöglichen. Wenn die Kinder das geschafft haben ist für sie nicht gut wenn sie noch regelmäßig ihre alten Betreuer besuchen, eine zu enge Bindung kann zudem verhindern, dass sie den Sprung zur Regelschule wagen. Das ist ein ständiges Abwägen zwischen Nähe und Distanz.
    In Heimen ist das nicht anders stell dir mal vor du bist 14 kommst in Heim und die Menschen dort werden dir zur Familie dann wirst du nach 4-6 Jahren (ob du Adoptiveltern hast oder nicht) das Heim verlassen und verlierst dann zum zweiten mal deine Eltern. Indem Moment des Übergangs also schon wieder ne traumatische Verlusterfahrung, das kann nicht gewollt sein.
    Es war auch nicht meine Absicht, das zu kritisieren. Ich will es erst einmal verstehen. Und Deine Ausführungen sind definitiv einleuchtend.

    In dem Thread über die Homo-Ehe kam ja die Frage auf, ob ein Kind in einem Heim oder bei Homo-Ehen-Adoptiveltern besser aufgehoben seien. Deshalb interessierte mich der Vergleich.

    Zusammenfassend lässt sich doch eigentlich nur feststellen, dass die Frage, ob eine Adoptivfamilie oder ein Kinderheim besser für ein elternloses Kind ist, nicht pauschal beantwortet werden kann, sondern vom Einzelfall abhängt, oder?

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  • Tibo
    antwortet
    @ Chirsarcher
    Ziel professionellen pädagogischen Handelns ist es immer sich beim Klienten überflüssig zu machen. Eltern ersetzen läuft dem zu wider so einfach ist das.
    Zum Beispiel bei mir in der Schule geht es darum den Kindern den Sprung zu einer Regelschule zu ermöglichen. Wenn die Kinder das geschafft haben ist für sie nicht gut wenn sie noch regelmäßig ihre alten Betreuer besuchen, eine zu enge Bindung kann zudem verhindern, dass sie den Sprung zur Regelschule wagen. Das ist ein ständiges Abwägen zwischen Nähe und Distanz.
    In Heimen ist das nicht anders stell dir mal vor du bist 14 kommst in Heim und die Menschen dort werden dir zur Familie dann wirst du nach 4-6 Jahren (ob du Adoptiveltern hast oder nicht) das Heim verlassen und verlierst dann zum zweiten mal deine Eltern. Indem Moment des Übergangs also schon wieder ne traumatische Verlusterfahrung, das kann nicht gewollt sein.

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    Zitat von EREIGNISHORIZONT Beitrag anzeigen
    Das sehe ich anders.
    Ich habe da nur rechtliche Frage beantwortet.

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    Zitat von EREIGNISHORIZONT Beitrag anzeigen
    Meine Adoptiveltern hatten schwer damit zu kämpfen, dass ich nicht in der Lage dazu war, die Titel "Vater" und "Mutter" anzuwenden und für mich stellte dieses eine sehr unangenehme Drucksituation dar.
    Ich rede meine Eltern mit Vornamen an, das stört sie nicht, nur Menschen die uns zusammen sehen finden das eigenartig. Wenn man aber nicht leibliche Eltern ist hast du Recht dann ist das ne enorme Belastung für euch drei.

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  • EREIGNISHORIZONT
    antwortet
    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
    Man kann Kinder unabhängig von deren Alter, sogar Erwachsene adoptieren.
    Das sehe ich anders.
    Es gibt schon eine Altersspanne, wo es für das Kind leichter ist, sich in eine neue Familie zu integrieren.
    Je älter ein Kind schon ist bei der Adoption, so schwieriger wird es mit der Anerkennung der neuen Personen als Eltern und der Familie überhaupt.
    Das kann dann zu nicht erfüllten Erwartungshaltungen führen, die bei solchen Unternehmungen sicherlich beidsseitig vorhanden sind.
    Meine Adoptiveltern hatten schwer damit zu kämpfen, dass ich nicht in der Lage dazu war, die Titel "Vater" und "Mutter" anzuwenden und für mich stellte dieses eine sehr unangenehme Drucksituation dar.

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  • ChrisArcher
    antwortet
    Wenn ich das richtig verstehe, legen Kinderheime also die Annahme/Hoffnung zu Grunde, dass die Kinder früher oder später adoptiert werden?

    In dem Fall würde es den Kinderheimen ja nicht darum gehen, eine Familie zu ersetzen, sonder sie auf eine "neue" Familie "vorzubereiten".

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  • Tibo
    antwortet
    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    Ich muss allerdings sagen, dass ich Punkt c) als sehr wichtig erachte. Deinen Ausführungen entnehme ich, dass dies in Kinderheimen nicht erfolgt.
    Das liegt daran, dass die Zielsetzung eines Kinderheims nicht sein darf Kindern die Eltern zu ersetzen, wenn die Kinder doch noch adoptiert werden sollen. Das hieße ja mindestens 4 Elternteile verlieren. Das darf man Kindern nicht absichtlich antun. Das Ziel ist Kinder auf das Leben außerhalb des Heims vorzubereiten und sie zu unterstützen so lange sie Bewohner des Heims sind. Mehr wäre für alle Beteiligten schädlich. Auch wenn es leicht zu erreichen wäre.
    Aber um die Diskussion etwas weiter zusammenzutragen, wäre es hilfreich, ein besseres Bild vom Leben in einem Kinderheim zu bekommen.
    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    @Tibo: Du hast doch beruflich damit zu tun. Könntest Du uns bitte den Lebensalltag eines Kindes, welches in einem Kinderheim lebt, beschreiben?
    Den Alltag eines Kindes im Heim gibt es genauso wenig wie den Alltag eines Kindes in seiner Familie. Generell gibt es in Heimen mehr Struktur, mehr Personen weniger Intimität. Das kann aber auch je nach Heim ganz anders sein. Ich würde den Alltag eines Kindes immer viel schlechter beschreiben als das EH und T'Pau können. Ich war ja nie Kind in einem Heim.

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  • ChrisArcher
    antwortet
    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
    Was bedeutet 2:1 oder 2:2 zwei Betreuer pro Kind bzw. 2 Betreuer für zwei Kinder?
    Ich kann als Profi ein Kind in kürzerer Zeit effektiver betreuen als ungeschulte Eltern.Wenn ich mit einer überschaubaren Gruppe zusammenarbeite reichen da im Schnitt sechs Stunden am Tag locker wenn es nur darum geht eine gesunde Entwicklung zu begleiten. Bei einem traumatisierten Kind ist das natürlich anders, da brauche ich mehr Zeit als bei nicht auffälligen Kindern, hier bin ich den Eltern aber so überlegen, dass ich die Entwicklung nicht nur genauso gut begleiten kann sondern sogar wesentlich positiveren Einfluss auf die Kinder nehmen kann als die Eltern.
    Wie Chris schon gesagt hat die Punkte a und b werden idR von Teams in Heimen geleistet. Punkt c könnten die Teams leisten sollen sie aber nicht.
    Ich muss allerdings sagen, dass ich Punkt c) als sehr wichtig erachte. Deinen Ausführungen entnehme ich, dass dies in Kinderheimen nicht erfolgt.

    Natürlich kann man das von Kinderheimen nicht erwarten. Ich finde es auch gut und wichtig, dass es Kinderheime gibt. Wo sollten diese Kinder denn bitte sonst hin?

    Aber um die Diskussion etwas weiter zusammenzutragen, wäre es hilfreich, ein besseres Bild vom Leben in einem Kinderheim zu bekommen.

    @Tibo: Du hast doch beruflich damit zu tun. Könntest Du uns bitte den Lebensalltag eines Kindes, welches in einem Kinderheim lebt, beschreiben?

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  • Tibo
    antwortet
    Zitat von Bella' Beitrag anzeigen
    Eine Aussage, die doch sehr gewagt ist, meine ich. Dann müsste es etwa eine Betreuung von 2:1 oder 2:2 geben, damit ein Kind mit all seinen psycho- und physiologischen Entwicklungen genauso gut betreut werden kann, wie dies auch bei einem gut funktionierenden Elternhaus funktioniert. Dieser Betreuungschlüssel ist mMn in Kinder-und Jugendheimen nicht gegeben. Auch wenn die peer-group im Laufe der Entwicklung eines Kindes immer wichtiger wird und die Erwachsenen eher in den Hintergrund rücken, so sind sie unerlässlich für eine gesunde Entwicklung.
    Was bedeutet 2:1 oder 2:2 zwei Betreuer pro Kind bzw. 2 Betreuer für zwei Kinder?
    Ich kann als Profi ein Kind in kürzerer Zeit effektiver betreuen als ungeschulte Eltern.Wenn ich mit einer überschaubaren Gruppe zusammenarbeite reichen da im Schnitt sechs Stunden am Tag locker wenn es nur darum geht eine gesunde Entwicklung zu begleiten. Bei einem traumatisierten Kind ist das natürlich anders, da brauche ich mehr Zeit als bei nicht auffälligen Kindern, hier bin ich den Eltern aber so überlegen, dass ich die Entwicklung nicht nur genauso gut begleiten kann sondern sogar wesentlich positiveren Einfluss auf die Kinder nehmen kann als die Eltern.
    Wie Chris schon gesagt hat die Punkte a und b werden idR von Teams in Heimen geleistet. Punkt c könnten die Teams leisten sollen sie aber nicht.

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  • Sunny
    antwortet
    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen

    Doch das könnten sie.
    Eine Aussage, die doch sehr gewagt ist, meine ich. Dann müsste es etwa eine Betreuung von 2:1 oder 2:2 geben, damit ein Kind mit all seinen psycho- und physiologischen Entwicklungen genauso gut betreut werden kann, wie dies auch bei einem gut funktionierenden Elternhaus funktioniert. Dieser Betreuungschlüssel ist mMn in Kinder-und Jugendheimen nicht gegeben. Auch wenn die peer-group im Laufe der Entwicklung eines Kindes immer wichtiger wird und die Erwachsenen eher in den Hintergrund rücken, so sind sie unerlässlich für eine gesunde Entwicklung.

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  • ChrisArcher
    antwortet
    Ich denke, dass hier schon folgendes differenziert werden sollte:

    a) Der rein versorgende Teil,
    b) der erzieherische Teil und
    c) dem Kind Liebe und Zuneigung zu geben.

    Ich kann den Punkt c), was Kinderheime anbelangt, nicht beurteilen, aber ich sehe nicht, warum prinzipiell zumindestens die Punkte a) und b) dort nicht erfüllt werden können sollten. Der strittigste Punkt dürfte wohl Punkt c) sein, wenn überhaupt.

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  • Tibo
    antwortet
    Man kann Kinder unabhängig von deren Alter, sogar Erwachsene adoptieren.

    - - - Aktualisiert - - -

    Zitat von Bella' Beitrag anzeigen
    Und natürlich kann ein Heim und seine Mitarbeiter nicht das leisten, was eine gut funktionierende Familie leisten kann.
    Doch das könnten sie.

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  • Sunny
    antwortet
    Zitat von Bethany Rhade Beitrag anzeigen
    Ich bleib dabei: Kinder gehören in eine Familie (und dabei meine ich eine normale Familie und keine Asifamilie
    Da stimme ich dir zu. Kinder gehören in einer Familie, die in der Lage ist und sich in der Verantwortung sieht, ihren Kindern ein gewaltfreies, in psychischer oder physischer Hinsicht, zu ermöglichen, in der es auch keine emotionale Vernachlässigung oder ähnliches gibt. Nur sind eben nicht alle Familien in dieser Situation. Viele Familien können und/oder wollen es ihren Kindern nicht ermöglichen gesund und munter aufzuwachsen. Die Gründe hierfür sind so mannigfaltig, dass darüber viele Bücher verfasst worden sind.

    Was tun also mit Kindern, deren leibliches oder seelisches Wohl in Gefahr ist, deren Eltern entweder freiwillig oder unfreiwillig ihr Kind in die Obhut einer staatlichen Institution legen können oder müssen?

    Die Möglichkeit einer Adoption ist mMn nur im Kleinkindalter möglich. Sollte ich falsch liegen, bitte berichtigen. Ältere Kinder haben außerhalb der Familie die Möglichkeit in einem Heim aufzuwachsen. Und natürlich werden Heime von Menschen geführt. Diese Menschen sind für das Wohlergehen ihrer Schützlinge verantwortlich. Und nicht immer läuft es in einem Heim gut. Das wird in den Medien natürlich auch aufgezeigt. Was nicht gezeigt wird sind die Fälle, bei denen ein Heim ein Segen für die Kinder sein kann, wo es gut läuft.

    Und noch etwas. Wie ein Kind den Heimaufenthalt wahrnimmt, hängt von seinen Erfarhungen und seinen Prädispositionen ab.

    Ein Beispiel: Ich kenne ein Geschwisterpaar, welches etwas 60 Jahre alt ist. Es kam aus der ehemaligen DDR. Wie es in diesem Land oft passiert ist, haben Eltern Ausreiseanträge gestellt. Wie es in diesem Land auch oft der Fall war, wurden sie insofern genehmigt, als dass die Eltern selbst das Land verlassen konnten, die Kinder aber in der DDR bleiben mussten. Die Eltern des besagten Geschwisterpaares haben sich gegen ihre Kinder entschieden, ihre beiden Kinder am Wochenende zur Oma gefahren und haben dann das Land verlassen. Weder Eltern noch Kinder haben sich je wiedergesehen.

    Die Geschwister kamen nun in das selbe Heim. Die Schwester hat es gut verkraftet. Sie wuchs bis zum 18. Lebensjahr darin auf und hat auch niemals erwähnt, dass es ihr schlecht darin erging. Der Bruder hat es nicht so gut verkraftet. Er ist u.a. alkoholabhängig geworden und auf die schiefe Bahn geraten. Nun kann man sagen, dass dies entweder passiert ist, weil er schlechter als seine Schwester das Verlassen der Eltern verkraftet hat oder weil er im Heim aufgewachsen ist. Vielleicht ist es auch beides.

    Zu sagen, dass alle Heime furchtbar wären ist sehr polarisierend und eben auch nicht wahr. Und natürlich kann ein Heim und seine Mitarbeiter nicht das leisten, was eine gut funktionierende Familie leisten kann.

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  • Cosmic Girl
    antwortet
    Meiner Meinung nach können Kinderheime auch eine Familie ersetzen. Es ist nicht das gleiche, aber ich denke, viele Betreuer und Erzieher machen ihren Job gut.
    Es ist auch bei Erziehern in Kinderheimen nicht so, dass sie nur 8-9 Stunden arbeiten. Ich habe schon mehrere Stellenausschreibungen meines Arbeitgebers gesehen. Da steht jedes Mal drin, dass man bereit sein muss, seine Arbeitszeiten flexibel anzupassen und auch am Wochenende oder spät in der Nacht zu arbeiten. Kurz gesagt: Von Betreuern und Erziehern in Kinderheimen wird erwartet, dass sie ihr Privatleben auch mal für den Job hinten an stellen.
    Deswegen macht das ja auch nicht jeder.

    Wenn ich das jetzt mal mit meiner Familie vergleiche. Ich hatte bis zu meinem Auszug kein eigenes Zimmer. Ich habe es mir immer mit meiner Schwester geteilt. Warum sollte das also dann in einem Kinderheim ein Problem sein, wenn sich da zwei Kinder ein Zimmer teilen?
    Mir hatte es zumindest nicht geschadet.

    Zu dem Problem mit den Beziehungen: Ja, es sind nicht die gleichen Bindungen, wie zu Mutter oder Vater. Aber wer sagt denn, dass es schlechter ist?
    Ich habe zu meinen Geschwistern auch eine enge Bindung aufgebaut. Und das Verhältnis zu ihnen ist sogar stärker, als zu meiner Mutter.
    In Kinderheimen wird es ähnlich sein. Da gibt es mit Sicherheit auch Kinder, die eine geschwisterliche Beziehung untereinander haben.

    Heutzutage hat sich ja auch an dem Konzept viel geändert. Ich gehe nicht davon aus, dass Kinderheime daraus bestehen, dass es einen großen Schlafsaal, einen "Wohnsaal" und einen Speisesaal gibt und die Heimleitung so etwas wie ein Oberaufseher ist. Zumindest das Kinderheim in meiner Heimatstadt hat dieses Konzept nicht mehr. Da sind die Kinder in Wohngruppen eingeteilt.

    Und bevor jemand fragt, woher ich das weiß: Meine Tante ist Pflegemutter. Sie arbeitet eng mit dem Kinderheim und dem Jugendamt zusammen. Sie hat sogar ein Kind aus dem Kinderheim in Dauerpflege bei sich zu Hause aufgenommen, weil es für die Entwicklung des Kindes besser war.

    Was ich damit sagen will: Es kommt auch auf die Persönlichkeit der Kinder an, ob sie sich in einem Heim wohl fühlen oder besser in einer Pflege- oder Adoptivfamilie aufgehoben sind.

    Ich finde, Kinderheime haben ihre Berechtigung. Es ist eine gute Möglichkeit, Kindern ein Zuhause zu bieten. Auch wenn sie eine Familie nicht komplett ersetzen können, können sie den Kindern aber trotzdem Sicherheit und einen geregelten Tagesablauf bieten. Denn genau das brauchen Kinder neben der Liebe auch.

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