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Irak außer Kontrolle

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    Geld und Wahrheit

    Geld regiert die Welt, George-Dubbleju kann dazu auch nur "ja und amen" sagen:

    "Die finanzpolitischen Hintergründe des Irak-Krieges
    Es geht um mehr als um Öl

    Abgesehen davon, dass die USA Zugriff auf das irakische Öl haben wollen und abgesehen davon, dass sie Krieg brauchen, um ihre Wirtschaft anzukurbeln, geht es beim Irakkrieg noch um etwas anderes: Für die USA ist die Abwanderung der Welt vom Dollar zum Euro lebensbedrohend. Der Grund hierfür ist: Der US-Dollar ist in Wahrheit nicht mehr wert als das Papier auf dem er gedruckt ist. Kurze Geschichte des Dollars:

    Nach dem 2.WK stieg der weltweite Ölhandel exponentiell und der Größte Abnehmer waren die USA, die in Dollar bezahlten. Die ölverkaufenden Länder kauften nun für diese Dollar bei den USA Waren, Maschinen, sowieso auch Waffen etc. Doch mit der Zeit wurde der Öleinkauf größer als die Exporte der USA. Immer größer. Soviel können die USA gar nicht exportieren, wie sie für Öl ausgeben. Und somit stehen die USA heute auf einem Rekord-Handelsbilanz-Defizit (das heißt, sie importieren mehr als sie exportieren).
    Importe: 1,15 Billionen Dollar, das sind 1150 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite Exporte von 723 Milliarden Dollar - macht 427 Milliarden Dollar Defizit. Pro Jahr! Womit wird das bezahlt? Antwort: Mit buntem Papier. Und mit buntem Papier kann man bezahlen, so lange man Abnehmer findet.
    Als die USA mehr und mehr Dollar brauchten, um ihre Rohstoffimporte, vor allem Öl, zu bezahlen, hatten sie nicht mehr genügend Gold, um die Menge der gedruckten Dollar abzudecken. 1971 wurde dann die Golddeckung des Dollar abgeschafft. Wodurch ist der Wert des Dollars seitdem gedeckt ? Durch die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft", heißt es. Doch Faktum ist, dass die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft" nicht ausreicht, um auch nur 10 Prozent der Dollars zu decken, die in den letzten 30 Jahren auf buntes Papier gedruckt wurden. Amerika hat eingekauft, 30 Jahre lang, und mit buntem Papier bezahlt. Sehr günstig für die US-Wirtschaft, denn die Öl- und sonstigen Importe der letzten 30 Jahre haben praktisch nichts gekostet. Außer Papier und Druckfarbe.
    95 Prozent der Staaten dieser Welt haben ihre Währungsreserven zu einem großen Teil in Dollar angelegt, von Banken ganz zu schweigen. 2/3 der Welt-Währungsreserven bestehen aus Dollar. Doch jetzt steigen die Länder, Banken und Unternehmen nach und nach auf Euro um. Warum? Weil Euros mehr wert sind als Papier. Für Euro kann man auch langfristig etwas kaufen. Der Euro ist durch reale Wirtschaftsleistung gedeckt. Die Euroländer haben zudem härtere Stabilitätskriterien was den Staatshaushalts-Defizit betrifft.

    Es kaufen außerdem mehr Länder von Europa als von den USA und sie brauchen hier natürlich Euro, um zu bezahlen. Sie verkaufen also ihre Dollar gegen Euro - und das ruiniert den Dollarkurs. Niemand will das ungedeckte Papiergeld mehr haben. Die USA stehen am Abgrund zum Ruin.
    Welche Länder fasst nun Bush da zusammen, in seinen Kunstbegriff "Achse des Terrors": Irak, Iran und Nordkorea . Und was haben diese Länder gemeinsam? Ja, böse Regime. Stimmt schon. Aber auch, dass sie von Dollar auf Euro umgestiegen sind. Der Irak hat Ende 2000 beschlossen, seine Dollarreserven in Euro umzuwandeln.
    Das Fass zum Überlaufen brachte die Irak-Entscheidung, als er sein Guthaben bei der UNO - 10 Milliarden Doller - in Euro umtauschte. Dieses Guthaben hatte er aus dem UNO-Programm "Öl-für-Nahrung". Der Irak hat es also gewagt, als erster sein Öl für Euros zu verkaufen.
    Auch der Iran hat im Januar 2002 die Hälfte seiner Währungsreserven von Dollar auf Euro getauscht. Nordkorea hat im Herbst 2002 seine Dollar in Euro getauscht. Prompt wurde der Liefervertrag über Heizöl etc. von USA an Nordkorea einseitig von den USA gebrochen. Die USA haben einfach nichts mehr geliefert. In Nordkorea, schlimmes Regime hin oder her, stehen die Fabriken, Traktoren usw. still. Es wird nichts mehr produziert und angebaut. Die Menschen werden verhungern, unbarmherzig. Also hat Nordkorea wieder die Energieerzeugung in Atomkraftwerken aufgenommen.
    Venezuela. Der neue Präsident begann hier sein Öl direkt gegen Güter zu tauschen. Da braucht man keine Dollar dazu. Der nächste Schritt wäre gewesen, das Öl an Europa ebenfalls gegen Güter zu verkaufen - oder gegen Euro. Venezuela ist der viertgrößte Erdölproduzent der OPEC. Im April 2003 gab es dort nun einen Putschversuch, den Bush prompt guthieß. Es wäre ungefähr der 12. Putsch in Südamerika gewesen, der vom CIA finanziert wurde. Inzwischen gibt es "nur noch" Unruhen und Straßenschlachten mit streikenden Ölarbeitern. Ergebnis: Der Ölexport Venezuelas ist nahezu zum erliegen gekommen. Wer nicht gegen Dollar verkaufen will, der soll eben gar nicht verkaufen, so ist das ideal. Für die "Achse des Terrors" reicht es bei Venezuela nicht, da würde die Welt wohl den Kopf schütteln.
    China hat ebenfalls begonnen die Dollarreserven abzustossen und gegen Euro zu ersetzen. Böse, böse. Russland: Dito. Die gesamten OPEC-Staaten liebäugeln damit. Einige beginnen damit. Jetzt muss Amerika zeigen, was mit Regierungen geschieht, die diese Frechheit wagen.
    Was passiert wenn der Dollar kippt? Ganz einfach: Wenn die OPEC und in dessen Sog ein gewaltiger Teil des Welthandels von Dollar auf Euro umschwappt, dann stürzt der Dollar auf den Wert, den er tatsächlich hat: 0,20 Eurocent. Das ist der Wert der herauskommt, wenn man die Menge an Dollar durch die Exportleistung der US-Wirtschaft dividiert, verglichen mit der Menge an Euro mit der Exportleistung der europäischen Wirtschaft. Die USA können ab diesem Augenblick an das Öl und die anderen Rohstoffe, die sie für ihre Industrie, Verkehr, für ihre gesamte Wirtschaft brauchen NICHT MEHR BEZAHLEN. Sie sind bankrott.
    In den USA stehen dann die Fabriken still, die US-Wirtschaft ist tot. Die US-Unternehmen, weitgehend börsennotiert, verlieren 90 Prozent ihres Wertes: Erstens, weil sie weniger produzieren können, zweitens, weil kaum noch ein US-Bürger etwas kaufen kann,drittens, weil sie in Dollar notiert sind - und der ist dann nichts mehr wert. Das gesamte Finanzsystem der USA ist aber auf Aktien aufgebaut. Alle Banken. Alle Versicherungen. Wenn die US-Aktien stürzen, dann ist alles tot. Die gesamte Altersvorsorge der USA ist auf Aktien aufgebaut. Staatliche gibt es ja so gut wie keine. Die meisten Leute haben ihr erspartes in Aktien angelegt. Wenn der Dollar stürzt, dann fallen 250 Millionen Amerkianer um ihr erspartes um. 50 Millionen alter Menschen im Ruhestand sind plötzlich mittellos. Sofern ihnen ihr Häuschen nicht gehört, können sie sich die Miete nicht mehr leisten und stehen auf der Straße.
    Die USA werden ein unglaubliches Armenhaus und fallen zurück auf ein pro-Kopf-Wohlstands-Niveau wie es in der 2.Welt herrscht. Das ist das Szenario."

    Souveränität der Nationalstaaten?, Pressefreiheit? - Echt witzig!

    Fragt mich bitte nicht, wo ich den folgenden Text herauskopiert habe:

    "Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen grossen Publikationen dankbar, deren Direktoren seit fast vierzig Jahren unseren Treffen beigewohnt und ihre Versprechen der Verschwiegenheit gehalten haben. Es waere fuer uns unmoeglich gewesen, unseren Plan fuer die Welt zu entwickeln, wenn wir waehrend dieser Jahre dem Licht der Oeffentlichkeit ausgesetzt worden waeren. Inzwischen aber ist die Welt hoeher entwickelt (sic!) und darauf vorbereitet, einer Weltregierung entgegenzugehen. Die supranationale Souveraenitaet einer intellektuellen Elite und der Weltbanker ist mit Sicherheit der nationalen Selbstbestimmung, so wie sie in vergangenen Jahrhunderten praktiziert wurde, vorzuziehen"
    David Rockefeller,
    Bilderberger-Konferenz vom 6. - 9. Juni 1991 in Baden-Baden

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      Ein lesenswerter Artikel über den "Wiederaufbau" im Irak:

      Der große Pfusch
      Von der gigantischen Verschwendung beim Wiederaufbau im Irak haben vor allem US-Firmen profitiert
      Resistance is fertile
      Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
      The only general I like is called strike

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        Über die aktuellen sozialen Umständen im Irak:

        Ein Drittel der Iraker braucht Hilfe

        Ein Bericht von Hilfsorganisationen verweist darauf, dass die Gewalt von der humanitären Krise weiter Bevölkerungsteile ablenkt. Acht Millionen Iraker sind bedürftig.


        Ein paar Auszüge:
        Zitat von Beate Seel
        Demnach verfügen insgesamt rund 70 Prozent der Iraker über keine adäquate Wasserversorgung - vor dem Krieg 2003 waren es 50 Prozent - , und 80 Prozent haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Rund vier Millionen Menschen hätten nicht die Mittel, regelmäßig zu essen. Kinder seien am härtesten vom sinkenden Lebensstandard betroffen. Die Unterernährung von Kindern sei von 19 Prozent vor dem Krieg auf heute 28 Prozent angestiegen. Erschwerend komme hinzu, dass schätzungsweise 40 Prozent der Führungskräfte und Experten das Land verlassen hätten.
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          Auch ein interessanter Artikel zum Thema Irak-Veteranen auf ORF.at
          Ich wurde schon als linkslinker Linksmarxistengutmenschlinker bezeichnet. Was soll das sein?

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            Das wär der Bundeswehr ja nicht passiert.

            Naja aber lieber ein irak im Bürgerkrieg als ein Moslimisches land mit Massenvernichtungswaffen.

            Man bräuchte im Irak mehr Soldaten und müsste auch nicht davor zögern Wiederstandsnester gnadenlos auszuräuchern als immer auf dieMedien zu achten.

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              Zitat von Nic Beitrag anzeigen
              Das wär der Bundeswehr ja nicht passiert.

              Naja aber lieber ein irak im Bürgerkrieg als ein Moslimisches land mit Massenvernichtungswaffen.

              Man bräuchte im Irak mehr Soldaten und müsste auch nicht davor zögern Wiederstandsnester gnadenlos auszuräuchern als immer auf dieMedien zu achten.
              Man gut, das es Leute wie dich gibt, die noch an Märchen glauben
              Möp!

              Kommentar


                das war ironisch^^

                Das letzte nicht"

                Kommentar


                  Wer mal von dem sehr wohl exsistierenden "anderen" Irak abseits des alltäglichen Mordens lesen möchte:

                  Bilder vom heimlichen Frieden

                  Krieg, Elend, Gewalt: Wer vom Irak spricht, hat eine klare Vorstellung davon, wie es zwischen Euphrat und Tigris derzeit aussieht. SPIEGEL-Reporter Ullrich Fichtner und Fotografin Tina Hager waren dort - und zeichnen ein anderes Bild des Landes. Ein Bild voller Widersprüche.


                  Die "Schlacht von Donkey Island", benannt nach den wilden Eseln, die dort einst gelebt hatten, dauerte 23 Stunden. Die Amerikaner zwangen den Feind in einen Stellungskampf, sie schnürten ihn ein in der weiten Flusslandschaft. Zwei ihrer Leute fielen, 35 Terroristen wurden getötet. Erst hinterher verstanden die US-Soldaten, was sie verhindert hatten.

                  Anfang Juli nämlich wäre der Krieg um ein Haar nach Ramadi zurückgekehrt; die Angreifer hatten sich vier Kilometer südlich der Stadt, am Ufer des Nasr-Kanals, schon versammelt, 40, 50 Mann in hellen Uniformen, ausgerüstet wie eine Armee, vorbereitet auf Selbstmordattentate in Serie. Sie trugen am Leib schon die Sprengstoffwesten, und auf zwei alte Mercedes-Laster hatten sie Tausende Kilogramm Sprengstoff, Raketen, Granaten geladen.

                  Dass es nicht zu der multiplen Kamikaze-Attacke kam, dass Ramadi nicht wieder in Tumult und Chaos versank, ist Irakern zu verdanken, die die Terroristen an die Amerikaner verrieten. Iraker, die den Frieden in Ramadi erhalten wollten. "Jetzt", sagt Kompanie-Chef Ian Lauer beim Spaziergang durch die Stadt, "ist hier der Frieden ausgebrochen. And that's fucking great!"

                  Ramadi ist ein irritierender Widerspruch zu fast allem, was die Welt über die Situation im Irak zu wissen glaubt. Ramadi ist ein Beleg dafür, dass das US-Militär erfolgreicher ist, als es die Welt wahrhaben will. Ramadi zeigt, dass große Teile des Irak, nicht nur die Anbar-Provinz, auch viele andere ländliche Gegenden entlang Euphrat und Tigris heute so gut wie befriedet sind.

                  Die aktuelle Gegenwart im Irak lässt sich nicht in schnellen, verwackelten Fernsehbildern fassen. Sie wird mit "Body Counts" und Totenlisten allein nicht erschöpfend erzählt. Ullrich Fichtner, 42, und Tina Hager, 43, wollten sich ein eigenes Bild von der tatsächlichen Lage im Land machen. Drei Wochen lang fuhren der Reporter und die Fotografin für die Recherchen zur aktuellen SPIEGEL-Titelgeschichte durch das Land, für Fichtner war es die vierte Irak-Reise seit Kriegsausbruch im März 2003.
                  [...]
                  Reise durch den Irak: Bilder vom heimlichen Frieden - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

                  Ich möchte dabei jedem Interessierten die volle 16-seitige Reportage aus dem Spiegel empfehlen. Wirklich interessant zu lesen, beschreibt es doch einen Irak den man so in den Nachrichten niemals zu Gesicht bekommt.

                  Kommentar


                    110.000 Kalaschnikows

                    Wäre ja bittere Ironie wenn diese Waffen wirklich den Aufständischen in die Hände gefallen sind.
                    Aber schon extrem peinlich, wenn die Besatzungstruppen nicht wissen, wo eine solch große Anzahl von Waffen hinverschwunden sind.
                    Meine Beiträge sind genderfrei und das ist gut so

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                      Dazu fällt mir nur folgendes ein: Ziemlich belanglos.
                      Im Irak an eine AK zu kommen ist so ziemlich das einfachste was es gibt.
                      Hat eh fast jeder eine zu Hause.
                      Wenn da ein paar Tausend Sturmgewehre in die falschen Hände gekommen sind hat das praktisch keine Auswirkungen.
                      Problematischer wären schwerere Waffen, nach diesem Kleinzeugs kräht eigentlich niemand.
                      Im Übrigen heißt "Verbleib ungeklärt" noch lange nicht "wird vom Feind eingesetzt". Das im Irak nicht über alles Buch geführt werden kann sollte nicht verwundern. Peinlich ist da nichts, das ist einfach die Realität des Krieges. Wenn man keine anderen Probleme hätte...

                      Kommentar


                        Zitat von Cmdr. Ch`ReI Beitrag anzeigen
                        Dazu fällt mir nur folgendes ein: Ziemlich belanglos.
                        Im Irak an eine AK zu kommen ist so ziemlich das einfachste was es gibt.
                        Hat eh fast jeder eine zu Hause.
                        Wenn da ein paar Tausend Sturmgewehre in die falschen Hände gekommen sind hat das praktisch keine Auswirkungen.
                        Problematischer wären schwerere Waffen, nach diesem Kleinzeugs kräht eigentlich niemand.
                        Im Übrigen heißt "Verbleib ungeklärt" noch lange nicht "wird vom Feind eingesetzt". Das im Irak nicht über alles Buch geführt werden kann sollte nicht verwundern. Peinlich ist da nichts, das ist einfach die Realität des Krieges. Wenn man keine anderen Probleme hätte...
                        110.000 Kalaschnikows und 80.000 Pistolen ist nun wirklich keine Bagatelle, selbst im Irak nicht. Ich lasse mir einreden, dass das Pentagon nicht bei jeder Waffe genau weiß, wem sie gegeben wurde, aber 190.000 Waffen einfach so auszuteilen ist ziemlich gefährlich. Und peinlich.

                        Davon abgesehen krähen durchaus Hähne nach diesem Kleinzeugs - immerhin werden die meisten Menschen mit Handfeuerwaffen ermordet, nicht mit irgendwelchen Panzerfäusten und Boden-Boden-Raketen.
                        Der Mensch ist endlich auch ein Federvieh, denn gar mancher zeigt, wie er a Feder in die Hand nimmt, dass er ein Viech ist.
                        Johann Nestroy

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                          Zitat von Locksley Beitrag anzeigen
                          110.000 Kalaschnikows und 80.000 Pistolen ist nun wirklich keine Bagatelle, selbst im Irak nicht.
                          Es dürfte im Irak einige Dutzend Millionen Handfeuerwaffen jeder Art geben. Allein die Bestände der irakischen Armee fanden in weiten Teilen in die Hände der militanten Bewegungen.
                          Man kann es ganz einfach auf einen Punkt runterbrechen: Es herrscht im Irak vieles, aber sicher kein Mangel an Schusswaffen. Da sLand schwimmt in Waffen. Ein Großteil der 25.000.000 Iraker dürfte eine Waffe haben.
                          Da machen 110.000 zusätzliche Sturmgewehre nichts, aber auch garnichts aus.

                          Zitat von Locksley Beitrag anzeigen
                          Ich lasse mir einreden, dass das Pentagon nicht bei jeder Waffe genau weiß, wem sie gegeben wurde, aber 190.000 Waffen einfach so auszuteilen ist ziemlich gefährlich. Und peinlich.
                          Sie wurden nicht einfach so ausgeteilt sondern einfach so an die irakischen Streitkräfte übergeben. Das ist ein Unterschied. Wahrscheinlich hat darüber halt niemand Buch geführt und jetzt hat keiner mehr eine Ahnung wo welche AK zu finden ist. Das ist eigentlich nicht sonderlich bedeutsam. Man hat im Irak wirklich wichtigere Probleme als darüber Buch zu führen welche Seriennummern jetzt an welches Battalion gingen. Eigentlich vollkommen wurscht das alles.
                          Der Witz dran ist eh, das die Waffen nur in irgendeiner bescheuerten Statistik fehlen. Das ist einfach nicht dokumentiert worden. Wo die Waffen jetzt sind weiß schlicht kein Mensch – und unterm Strich ist es wie gesagt nichts worüber man sich groß aufregen sollte.

                          Zitat von Locksley Beitrag anzeigen
                          Davon abgesehen krähen durchaus Hähne nach diesem Kleinzeugs - immerhin werden die meisten Menschen mit Handfeuerwaffen ermordet, nicht mit irgendwelchen Panzerfäusten und Boden-Boden-Raketen.
                          Wie gesagt, da sind bereits so viele Waffen im Land, ein paar Tausend AKs der irakischen Armee in falschen Händen spielen da wirklick keine Rolle.
                          Da gibt es ganz andere Verfehlungen die man hochbauschen sollte.

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                            @Ch'ReI
                            Ja klar sind diese verschwundenen Waffen wohl nur ein Bruchteil, aller im Irak existenten Schusswaffen, aber trotzdem ist das doch ziemlich peinlich, wenn die Amis ca. 30% der gelieferten Waffen einfach verlieren, bzw. nicht wissen wo die hingekommen sind. Stell dir mal ne Versandfirma vor, die 30% ihrer Verkäufe einfach irgendwo verschlampft. Die würden sofort in Konkurs gehen.
                            Und mit den heutigen Möglichkeiten zur Bewältigung der Logistik, kann man schon erwarten, dass darüber Buch geführt wird, welche Waffen wohin geliefert werden. Worüber hat nicht die Wehrmacht im WK II alles Buch geführt, und das alles nur handschriftlich, aber viel genauer als die heutige US-Army.
                            Meine Beiträge sind genderfrei und das ist gut so

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                              Zitat von Mr.Viola Beitrag anzeigen
                              Stell dir mal ne Versandfirma vor, die 30% ihrer Verkäufe einfach irgendwo verschlampft. Die würden sofort in Konkurs gehen
                              Zeig mir mal bitte eine Versandfirma die unter Vergleichbaren Bedingungen arbeitet wie die Logistiker in einem Kriegsgebiet. Das kannst du nicht im Ansatz vergleichen.
                              Eine geordnete Buchführung ist da oftmals weder notwendig noch möglich.

                              Zitat von Mr.Viola Beitrag anzeigen
                              Und mit den heutigen Möglichkeiten zur Bewältigung der Logistik, kann man schon erwarten, dass darüber Buch geführt wird, welche Waffen wohin geliefert werden.
                              Ach, warum?
                              Wie willst du das bitte machen? Die Seriennummern aller ausgelieferten Waffen erfassen und irgendwie irgendwo hinterlegen welchen Soldaten man die AK zugeteilt hat? Anschließend die Iraker darin unterweißen, das sie jeden Besitzerwechsel gefälligst anzuzeigen haben? Na aber klar doch. Wenn die Einheit Stunden später ins Gefecht zieht hat man besseres zu tun, als sich in diesem Bürokratiewahnsinn zu ergehen. Das kriegt vielleicht die Bundeswehr gebacken, die befindet sich aber nicht im Krieg. Im Irak schon garnicht.
                              Um nichts anderes geht es. Ein paar fehlende Belege.

                              Zitat von Mr.Viola Beitrag anzeigen
                              Worüber hat nicht die Wehrmacht im WK II alles Buch geführt, und das alles nur handschriftlich, aber viel genauer als die heutige US-Army.
                              Das halte ich für ein ziemliches Latrinengerücht.
                              Zuletzt geändert von Nighthawk_; 07.08.2007, 08:11.

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                                Zur aktuellen Reportage im Spiegel über die Situation im Irak hier der vollständige Mitschnitt einer Fragestunde an Ullrich Fichtner. Das ist der Journalist, der im Irak war und die darauf beruhende Reportage verfasst hat.
                                Ist ganz interessant zu lesen:

                                Moderator Dominik Baur: Krieg, Elend, Gewalt: Wer vom Irak spricht, hat eine klare Vorstellung davon, wie es zwischen Euphrat und Tigris derzeit aussieht. SPIEGEL-Reporter Ullrich Fichtner und Fotografin Tina Hager waren dort - und zeichnen in der aktuellen Titelgeschichte des SPIEGEL ein etwas anderes Bild des Landes. Befragen sie den Reporter im SPIEGEL-ONLINE-Chat nach seinen Eindrücken und Erfahrungen aus dem zerrütteten Land. Der Chat beginnt um 12 Uhr. Sie können aber bereits jetzt Ihre Fragen stellen.
                                Moderator Dominik Baur: Liebe Leser, ich begrüße Sie herzlich zu diesem Chat. Drei Wochen lang war mein Kollege Ullrich Fichtner mit der Fotografin Tina Hager im Juli im Irak unterwegs. Es war das vierte Mal seit Ausbruch des Krieges im März 2003. In dem vom Krieg zerrütteten Land fand er mitunter - Frieden. Seine Erfahrungen hat er in der aktuellen Titelgeschichte des SPIEGEL, "Bagdad Babylon" aufgeschrieben. Doch befragen Sie ihn selbst zu seinen Eindrücken und Begegnungen im Zwischenstromland.
                                Moderator Dominik Baur: Zunächst ein technischer Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dies ein moderierter Chat ist. Das heißt: Die Fragen müssen von uns freigeschaltet werden. Leider ist es unvermeidlich, dass innerhalb einer Stunde nur ein Teil der Fragen zum Zug kommt. Wir bitten dafür um Verständnis. Wir werden uns allerdings bemühen, Ullrich Fichtner ein möglich breites Spektrum an Leserfragen zu präsentieren.
                                Moderator Dominik Baur: Und damit begrüße ich nun meinen Kollegen: Guten Tag, Herr Fichtner!
                                Ullrich Fichtner: Guten Tag!
                                Moderator Dominik Baur: Stellen Sie nun bitte Ihre Fragen an Herrn Fichtner! Vergessen Sie bitte nicht, Ihren eigenen Namen vor die Frage zu schreiben.
                                > Knut Hoffmeister. Die US-Truppen sind zum Erfolg verdammt . Sehen Sie tatsaechlich eine realistische Chance, den Irak in absehbarer Zeit zubefrieden?
                                Ullrich Fichtner: Es kommt darauf an, wie man absehbar definiert. ich denke, dass momentan mit dem Truppenaufbau reale Chancen bestehen, Fortschritte zu bekommen, die einen Unterschied machen würden.
                                > R. Ilias: Konnten Sie feststellen dass das Verhalten und die Übergriffe durch die US Besatzungstruppen auf die Zivilbevölkerung in irgend einer Weise ABGENOMMEN haben. Was sieht es mit den "Gefangenen" der US Streitkräfte aus es gibt Berichte das die wenigen Gefängnisse total Überlegt sind?
                                Ullrich Fichtner: Das ist sicher richtig, dass es überbelegte Gefängnisse gibt. Die meisten Gefangenen werden inzwischen von den Irakern gemacht, nur wenn al-Quaida-Verdacht besteht, wird überlegt, sie an die Amerikaner zu übergeben.
                                Ullrich Fichtner: Was die Übergriffe von Amerikanern an der Zivilbevölkerung angeht, habe ich weder Berichte in der letzten Zeit gehört, noch selber welche gesehen.
                                > "Peter Würtheim:Warum lehnt sich die mehrheitlich friedliche irakische Bevölkerung nicht vermehrt gegen die radikalen Islamisten (Selbstmortattentäter etc.)auf und jagt sie aus dem Land?
                                Ullrich Fichtner: Ich glaube, dass sie es jetzt tut. Seit dem Frühjahr haben in weiten Teilen des Landes die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Seite der Amerikaner ergriffen. Die Aufständischen haben die Unterstützung durch die Bevölkerung verloren.
                                > Abbe:
                                Hallo. Mich würde einmal interessieren wie Sie die Lage im nördlichen Kurdistan einschätzen. Bleibt sie auch wieterhin so "friedlich" oder wird mit dem Anschluss von Kirkuk und dem Abzug der Koreanischen Truppen, welche ja durch die Amerikaner ersetzt werden, eine unruhigere Zeit auf die Kurden zu kommen?
                                Ullrich Fichtner: Ich glaube, dass die Kurden seit vielen Jahren ohnehin Vorsprung haben in der Entwicklung, in Erdil wird ein neuer Flughafen gebaut für 1,6 MRD. Dollar, ein deutliches zeichen für eine gute ntwicklung. Es gibt mittlerweile Linienflüge nach Kurdistan, die Kurden sind seit vielen Jahren mit der Situation konfrontiert und werden von allen irakischen Regionen die beste Situation herstellen können.
                                > jens: Ich habe neulich in england eine bbc-doku ueber den irakkrieg gesehen, in der von namhaften bbc-reportern behauptet wird, ausser der gruenen zone in baghdad ist der irak mittlerweile nicht mehr bereisbar fuer westliche reporter. (wegen entfuehrungs und ermordungsgefahr). bilder in den westlichen medien kämen ausschliesslich von irakischen "freelance" journalisten, welche selber aeusserst gefaehrdet leben und arbeiten. wie haben sie das dann geschafft, sich ein bild vom irak zu machen ?
                                Ullrich Fichtner: Ich hatte in dem Artikel auch geschrieben, dass es nur im Schutz des US-Militärs möglich sit das Land zu ebreisen. Westliche Journalisten, die noch vor Ort arbeiten, z.B. die NYT, bewegen sich immer im Schutz von Security-Convoys mit gepanzerten Wagen durch die Gegend.
                                Ullrich Fichtner: Es ist tatsächlich so, dass die Rolle der einheimischen Journalisten im Irak sehr groß ist.
                                Ullrich Fichtner: Ansonsten ist es tatsächlich als erkennbar westlicher Journalist zu unsicher.
                                > SaT: führt die Abhängigkeit vom militärischen Begleitschutz nicht automatisch zu einer gewissen Verbrüderung mit den amerikanischen Soldaten und so zu einer indirekten Zensur?
                                Ullrich Fichtner: Das ist eine gute Frage, die jeder Journalist für sich ebantworten muss am Ende. Im meinem Fall war es so, dass ich die Ziele meiner Reise selbst aussuchen durfte und mir vom US-Militär nichts vorgeschrieben wurde.
                                Ullrich Fichtner: Der Focus meiner Geschichte liegt auf der Militäroperation, so dass ich es auch vernünftig finde, dann mit dem Militär unterwegs zu sein.
                                > SaT: Sie schrieben: „Ramadi ist ein Beleg dafür, dass das US-Militär erfolgreicher ist, als es die Welt wahrhaben will.“
                                Halten Sie die gesamte Welt für antiamerikanisch?
                                Ullrich Fichtner: In gewisser Weise ja, denn ich glaube die Lügen der Amerikaner zu Beginn des Irakkriegs sind die größte Hypothek, die sie jetzt abzahlen müssen.
                                Ullrich Fichtner: Dadurch ist tatsächlich eine sehr große allgemeine negative Grundstimmung entstanden, die jetzt nur schwer zu widerlegen ist.
                                Ullrich Fichtner: Die koalition hat jetzt nach angaben der Amerikaner 27 Koalitionspartner, ich glaube, der ganze Rest der Welt steht mehr oder weniger feindlich dem ganzen Vorhaben gegenüber.
                                > Martin: Hallo! Ich habe den Bericht über Ramadi gelesen und bin ehrlich überrascht, dass die Bevölkerung von Ramadi so hinter den USA stehen. Gibt es eventuell noch andere Orte im Irak, die gleiche Erfahrungen gemacht haben?
                                Ullrich Fichtner: Was für Ramadi gilt, gilt für den ganzen Westen des Landes, die ganze Anbar-Provinz. Auch in Falludscha, wo lange Zeit, die heftigsten Kämpfe getobt haben treffen die Amerikaner auf keinen Widerstand mehr. Man kann sagen, der ganze Norden, die Kurdengebiete, aber auch die ländlichen Regionen um Bagdad sind keine Kriegsgebiete mehr.
                                > Anonymus: Wenn der Irak jetzt so friedlich ist, wie kann es dann sein, dass - laut den entsprechenden Statistiken - sich die Zahl der getöteten GIs im Juli 2007 gegenüber Juli 2006 fast verdoppelt hat?
                                Ullrich Fichtner: Erstens muss ich sagen, dass niemand sagt, dass der Irak friedlich ist. Aus meiner Reportage geht deutlich hervor, dass Bagdad ein schlimmer Schauplatz ist, und dass Mossul, die zweitgrößte Stadt Iraks, auf der Kippe steht.
                                Ullrich Fichtner: Die hohen Verluste der Amerikaner erklären sich aus der Offensive, die seit Januar läuft. Dass es immer noch viele zivile Opfer gibt durch Terroranschläge liegt nicht mehr an der hohen Zahl der Attentate, sondern an der großen Sprengkraft der wenigen Anschläge, die es jetzt gibt.
                                > Daniel Ludwig: Wie ist derzeit allgemein die Stimmung in der irakischen Bevölkerung? Dominiert Enttäuschung über den langsamen Fortschritt der Befriedung, Freude über Entmachtung Husseins? Sehen Sie Aufbruchstimmung in der Bevölkerung oder eher Resignation?
                                Ullrich Fichtner: Alles zusammen genommen, gleichzeitig. Es steht mir nicht zu, aufgrund der Recherche die Stimmung in der Bevölkerung abschließend zu beurteilen. Die Lage vieler Menschen ist verzweifelt und die Armut groß, aber man kann sagen, dass es groß gesprochen, drei Phasen gab.
                                Ullrich Fichtner: In der ersten Phase 2003 war durchaus eine große Mehrheit froh über den Sturz von Saddam Hussein. In der zweiten Phase von Anfang 2004 bis Anfang dieses Jahres war die Mehrheit in einem Kampf gegen die verhassten US-Besatzer unterwegs. Jetzt hat offenkundig die dritte Phase begonnen: Kompromisse mit den Amerikanern zu finden, um eine bessere Zukunft zu erlangen.
                                > Peter Würtheim: In den Gebieten, in denen es friedlicher ist, wie fühlt es sich dort an? Wie riecht es im Irak, wie ist das Licht und die Luft?
                                Ullrich Fichtner: Es sieht dort aus wie in kriegsbeschädigten Städten des Nahen Ostens immer. sie finden Märkte, Sie finden öffentliche Läden, vor denen große Türme aus Kühlschränken, Microwellen und Videorecordern stehen. Wie es riecht und wie das Licht ist, das lässt sich schwer in einem chat in Worte fassen...
                                > Anonymus: War die amerikanische Strategie im Irak erfolgreich, oder hat der geschilderte positive Trend andere Gründe?
                                Ullrich Fichtner: Ich glaube, es gab mehrere Strategieansätze während der letzten Jahre. bei Licht betrachtet, sind bis Ende 2006 alle Strategien gescheitert. Das neue ist jetzt, dass der kommandierende General, David Petraeus, ein großer Spezialist im anti-Rebellenkampf ist.
                                Ullrich Fichtner: Und die Amerikaner kombinieren jetzt viel stärker als je zuvor gezielte Attacken gegen Terroristen mit ziviler Hilfe für die Bevölkerung. Das geht als Strategie im Moment sehr gut auf.
                                > Markus: Hallo! Welchen Eindruck haben sie von den Soldaten vor Ort? Irgendwelche besonderen kennzeichnende Erlebnisse?
                                Ullrich Fichtner: Die Soldaten sind erstaunlich gut gelaunt. Mein eigentlich größter Eindruck war der, dass fast jeder Dritte irgendwann in seiner Laufbahn einmal in Deutschland stationiert gewesen ist. Und ich musste viele Gespräche führen über Bratwürste, Bier, Oktoberfest und Schwarzwälder Kirschtorte.
                                > Anonymus: Wie lief die Recherche praktisch ? Haben Sie sich einen Ort ausgesucht und dann wurde eine Eskorte gestellt oder sind Sie bei sowieso stattfindenen Fahrten/Einsätzen mitgefahren ?
                                Ullrich Fichtner: Letzteres. Es ist nichts für mich inszeniert worden, sondern ich bin auf den normalen Wegen des Truppenstandorts an die Orte gelangt und habe vor Ort die anliegenden Operationen begleitet.
                                > J.-E. Burkard, 19 Jahre. Mich interessiert in wie weit die Jugend in die Gesamtproblematik eingespannt ist. Wie ist die Meinung der Jugendlichen? Wird das toleriert, was die Eltern vorleben oder bemerkt man eine Dynamik in der jüngeren Generation?
                                Ullrich Fichtner: Das kann ich aktuell nicht sagen, weil ich keine Jugendlichen getroffen habe. Ich weiß nur, dass häufig die jüngere Generation heute im Irak konservativer und auch im religiösem Sinne wertebewusster ist als ihre Eltern.
                                > FS, meine Frage: Hat der Irak eine Chance, als Land bestehen zu bleiben, oder läuft alles auf eine dauerhafte Teilung hinaus?
                                Ullrich Fichtner: Das werden die kommenden Jahre zeigen. Im Moment ist die Politik der Regierung Maliki offenkundig nicht in der Lage, die Etnien und Konfessionen zu vereinen. Andererseits hat noch kein wirklich wichtiger Führer im Irak eine Teilung des Landes gefordert.
                                > Anonymus: Haben Sie sich je unsicher gefühlt oder gemerkt, dass den amerikanischen Soldaten Hass oder Verachtung entgegen gebracht wurde?
                                Ullrich Fichtner: Im Stadtgebiet von Bagdad wird den Amerikanern nur Hass und Verachtung entgegengebracht. Die Unsicherheit ist ständiger Begleiter im Irak, weil an jeder Ecke eine Bombe explodieren kann.
                                > Jan Hauck: Wie stehen die US-Soldaten zu der Haltung Deutschlands und die verweigerte Unterstützung im Krieg?
                                Ullrich Fichtner: Da die meisten von ihnen sehr höflich sind, meiden sie dieses Thema eher. Es ist ohnehin so, dass sich soldaten wenig um Politik kümmern können im aktuellen Einsatz, weil sie sehr konkret mit Auswirkungen von Politik konfrontiert sind und für Diskussionen wenig Zeit haben.
                                > Mirko: Zu der Aussage zu der Laune der amerikanischen Soldaten: Waren das beliebige Soldaten auf der Strasse oder die Begleiter? Könnte es sein, dass Journalisten gezielt "gut gelaunte" Soldaten als Begleitschutz gegeben werden?
                                Ullrich Fichtner: Nochmal: ich hatte keine Begleiter und auch keinen Begleitschutz, ich habe reale Truppen besucht, die ihre reale arbeit machen. Ich habe natürlich auch einzelne GIs getroffen, deren Laune natürlich nicht so gut war. aber wenn es um die allgemeine Frage geht, die immer nach der "Moral" der Truppe gestellt wird, dann ist mein Eindruck, dass sie intakt ist.
                                > Alexander: Womit identifizieren sich die Leute: mit ihrer Familie, ihrem Clan, ihrer Etniem, ihrer Religion oder der gesamten Nation?
                                Ullrich Fichtner: Am wenigsten vermute ich, mit der gesamten Nation. Und ansonsten ist es eine Geschichte, wie überall auf der Welt, wobei die Iraker mit Sicherheit noch sehr viel stärker in Familienverbände eingebunden sind, die wir oft als Stämme bezeichnen, und die auch in einem vor-politischen Sinne funktionieren. Trotzdem ist das Hauptproblem von anfang an, dass es ein positives irakisches Nationalbewusstsein nur in Ansätzen gibt.
                                > Helge Denker. Sie waren schon öfter im Irak und haben dort Reportagen geschrieben. Was war der größte Unterschied, der Ihnen aufgefallen ist, der die Lage und Stimmung der Zivilbevölkerung betrifft?
                                Ullrich Fichtner: Man muss unterscheiden zwischen den befriedeten gebieten und den umkämpften Gebieten. Was ich diesmal in orten wie Ramadi oder teilweise auch in Mossul gesehen habe, habe ich seit Kriegsausbruch nie gesehen. Dass sich auf der Straße die Iraker und Amerikaner umarmen, gab es nicht. Das ist ein ganz entscheidender Unterschied. In den umkämpften Gebieten wiederum ist die Lage schlimmer als je zuvor. In Bagdad etwa sind ganze Stadtviertel verlassen und aufgegeben. Man geht dort teilweise durch geisterhafte Straßenzüge, und das hat es vorher auch nicht gegeben.
                                > Markus: Was halten die GIs von den Irakern? Haben sie Vorurteile, Resentiments etc.?
                                Ullrich Fichtner: Das wird da wieder sehr auf den Einzelfall ankommen. Es finden sich in der US-Armee große Idealisten neben großen Rassisten. Aber das wird niemanden wundern.
                                > Anonymus: Wie sehen Sie die allgemeine Einstellung im irakischen Volk gegenüber dem Regime von Saddam Hussein? Wird da nachträglich einiges verklärt, nach dem Motto: "früher war alles besser"...oder ist tatsächlich noch die Erleichterung vorhanden, dass Saddam endlich weg ist?
                                Ullrich Fichtner: Grundsätzlich ist die Erleichterung ungebrochen. Was wir uns im Westen zu wenig klargemacht haben während der letzten Jahre, ist, dass das Irak von Saddam Hussein wirklich ein ganz übler Folterstaat war, der große Teile der Bevölkerung terrorisiert hat. Außerdem war früher nur sehr wenig objektiv besser. Man könnte sich noch nicht einmal auf autobahnversorgung oder Strom berufen, weil auch solche grundlegenden Infrastrukturgeschichten heute teilweise besser organiert sind, als in all den 25 Jahren Baath-Regime vorher.
                                > Frank Wehinger: Gibt es in Bagdad Viertel, die von den Amerikaner aufgegeben wurden?
                                Ullrich Fichtner: Nein, es gibt Viertel, in denen ein Kampf jeder gegen jeden ausgebrochen ist, es gibt Tendenzen zu ethnischen und konfessionellen Säuberungen, und in manchen Gebieten stehen die Amerikaner zwischen den Fronten und sind nicht mehr das eigentliche Hauptziel der Aggressionen. Was die Amerikaner im Augenblick versuchen, ist, einen Status Quo herzustellen, in dem dann Politik vielleicht wieder möglich wäre.
                                > Rick Nagelschmidt: Bob Woodward hat in seinem neusten buch "state of denial" ja sehr eindringlich geschildert, welche Probleme gerade die US-Regierung damit hat, die richtige Strategie zu finden. Wie schätzen sie die derzeitige Situation ein - werden den Irakern wirklich mehr und mehr die Dinge selbst in die Hand gelegt oder sind sie weiterhin nicht in der Lage, ohne die Amerikaner zu regieren?
                                Ullrich Fichtner: Das ist in den verschiedenen Regionen des Landes sehr unterschiedlich. Der irak ist in 18 Provinzen geteilt, davon sind 5 oder 6 allein unter irakischer Verwaltung. In den Kurdengebieten gibt es nur noch eine sehr schwache amerikanische Präsenz. Auch aus anderen Provinzen ziehen sich die amerikaner zurück, und es gibt jetzt auch überall von Irakern gewählte irakische Kommunalregierungen, die versuchen, ihre Arbeit zu machen.
                                > Till: Warum fruchtet der Anti-Terror-Kampf gerade in Bagdad so wenig?
                                Ullrich Fichtner: Bagdad ist einfach die komplizierteste Stadt. Die Terroristen und alle Gruppen, die Interesse an der Macht haben, wissen genau, dass sie in Bagdad den symbolischen Sieg erringen müssen. Zudem ist es so, dass Bagdad wie ein Flickenteppich der vielen verschiedenen Konfessionen und Ethnien des ganzen Landes aussieht, und wenn Sie so wollen, die Feinde Tür an Tür miteinander leben. Dazu kommt, dass Bagdad eine sehr ausufernde Stadt ist, in der es zahllose Verstecke gibt. Es gibt nur Häuserkampf dort, wie in einem klassischen Bürgerkrieg.
                                > Gerhard Liebel: Werden im Irak Erfolge der Amerikaner, wie die von Ihnen beschriebene "Schlacht von Donkey Island" oder die befriedeten Gegenden wie Ramadi, in den Medien kommuniziert? Erfährt das Volk davon?
                                Ullrich Fichtner: Durchaus. Es gibt viele Tageszeitungen, Wochenzeitungen, es gibt irakische Nachrichtensender, es gibt unabhängige Radiostationen, die alle ihren Ausschnitt der Wirklichkeit liefern.
                                > Kai O.: Sie schreiben, dass der Irak für westliche Journalisten ohne Begleitschutz zu gefährlich ist aber auch dass die irakische Zivilbevölkerung vermehrt die Seite der Amerikaner ergriffen hat.
                                Wie ist denn die Reaktion der irakischen Zivilbevölkerung auf westliche Journalisten?
                                Ullrich Fichtner: Ich kann ja keine Terroristen treffen als Journalist. folglich treffe ich Leute, die bereit sind, mit mir zu sprechen. Die meisten Begegnungen, die ich hatte, waren freundlich und ich wurde willkommen geheißen. Die wenigen negativen Begegnungen, die ich hatte, drehten sich darum, dass die Iraker sozusagen von mir verlangten, der Welt zu erzählen, dass sie Wasser brauchen und Strom und bessere Nahrungsrationen, solche Dinge. Sie haben sich sozusagen bei mir beschwert wie bei einem Repräsentanten des Westens allgemein, oder als wäre ich eine Hilfsorganisation in einer Person.
                                > Rick Nagelschmidt: Was ist ihrer Ansicht nach eigentlich das am dringsten zu behebende Problem? Infrastruktur, Sicherheit oder Institutionenaufbau?
                                Ullrich Fichtner: Ich würde sagen, keines der drei. Das entscheidende Problem ist die Klärung der Ölfrage. Die Iraker müssen einen Weg finden, den Rohstoffreichtum des Landes grecht zwischen allen Bevölkerungsgruppen zu verteilen. Wenn diese Frage einmal geklärt wäre, kämen einem die anderen angesprochenen Probleme wie Details vor.
                                Ullrich Fichtner: Wobei natürlich der internationale Terrorismus die zweite große Bedrohung ist.
                                > Eckert: Wie entwickelt sich das Verhältnis Sunniten zu Schiiten? Gibt es Chancen auf eine Verständigung?
                                Ullrich Fichtner: Es gibt Chancen auf eine Verständigung, ich glaube immer daran, dass es Chancen gibt. Nur ist auch das ein Rennen gegen die Uhr. Solange die Morde aus konfessionellen Gründen weitergehen, und es gibt immer noch 600 solcher Hinrichtungen pro Monat, solange ist auch kein Raum für Gespräche. Trotzdem ist dieses Problem zwischen sunniten und Schiiten letztlich überschätzt, weil es im Grunde eine spezifische Bagdader Situation darstellt. Im Rest des Lands leben die Gruppen im Grunde nebeneinander her.
                                > Leila: Ich habe berufsmäßig Kontakt mit irakischen Flüchtlingen und höre viel über ethnische "Säuberungen", v.a. in Bagdad und Mossul. Gibt es Anzeichen, dass außer im Kurdengebiet Christen eine tatsächliche Chance zur Akzeptanz haben?
                                Ullrich Fichtner: Ehrlich gesagt, nur eine sehr geringe. Im süden bagdads zum Beispiel, wo es noch eine ganze Reihe christlicher Gemeinden gab, sind fast alle Christen geflohen aus angst vor Übergriffen. Auch an der Stelle ist die Regierung gefordert, tragfähige Lösungen zu finden, um Minderheiten zu schützen. Da sieht es im Augenblick ziemlich schlecht aus.
                                > Philipp: die Befriedung ist ja nur der Anfang. wie sieht denn die politische Zukunft aus? Hat Ihrer einschätrzung nach das demokratieexperiment eine chance, oder wird über früh oder lang doch wieder eine autoritäre herrschaft eingerichtet, um die stabilität zu erhalten, wenn die amis mal weg sind?
                                Ullrich Fichtner: Ich könnte mir vorstellen, dass im besten Falle im Irak eine neue Form eines partitiven Systems entsteht, das traditionelle elemente der Stammesgesellschaft mit modernen Regierungsformen mischt. Denn es gibt tatsächlich auch in der irakischen Bevölkerung auch die Angst vor einer kulturellen Amerikanisierung, deshalb geht es im augenblick darum, dass die Iraker eine eigene Form eines demokratischen Systems im Nahen Osten finden, die dann wie gesagt im besten Fall eine Weltneuheit wäre.
                                > SaT: Kennen Sie den Irak vor 2003? Trifft es zu, dass sich der Irak religiös radikalisiert – trifft man beispielsweise heute mehr verschleierte Frauen an als vor dem amerikanischen Einmarsch?
                                Ullrich Fichtner: Der Irak war nie eine besonders religiös geprägte Gesellschaft. Das Regime von Saddam Hussein hatte auch bizarre Modernisierungseffekte. so durften und sollten die Frauen arbeiten, und niemand kam auf die Idee, sie hinter Schleiern zu verstecken. Die Schwäche dieses Terrors jetzt besteht genau darin, dass sie eine Art Talibanisierung betreiben, die mit der irakischen Bevölkerung nicht zu machen ist.
                                > Sascha Dechert: Denken Sie, dass es der Bevölkerung im Irak in 5 Jahren besser gehen wird als vor 5 Jahren?
                                Ullrich Fichtner: Ich hoffe es sehr. Und ich halte es für möglich, wenn einerseits die militärischen Erfolge der Amerikaner gegen den Terror weitergehen und andererseits die irakische Politik Wege findet, die drängenden Probleme des Landes zu lösen.
                                Moderator Dominik Baur: Liebe Leser, die Zeit ist um. Wir bedauern, dass wir wie immer nur einen Teil Ihrer Fragen berücksichtigen konnten. Ich hoffe, Sie fanden es dennoch genauso interessant wie wir. Wir bedanken uns bei Herrn Fichtner über die interessanten Erzählungen aus einem Land, von dem wir so viel hören und doch so wenig wissen.
                                EDIt: Und sogar Achmend mein es gehe aufwärts im Irak
                                Irans Präsident sieht Chance auf Stabilität im Irak | tagesschau.de
                                Dann muss es ja stimmen
                                Zuletzt geändert von Nighthawk_; 09.08.2007, 08:21.

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