Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg - SciFi-Forum

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Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg

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    #31
    Zitat von endar
    Es verwundert mich nicht, dass du eine Gruppeneinteilung wählst, bei der die Arbeiterschaft als einzige Kraft des potentiellen Widerstandes erscheint. Es sind jedoch Zweifel angebracht, den Erfolg der NSDAP rein „schichtenbegründet“ erklären zu wollen.

    1. Die Wähler der NSDAP im Juni 1932 (33%) waren sicher nicht alles überzeugte Nationalsozialisten oder bereitwillige bürgerliche Mitläufer, sondern zum großen Teil sicherlich auch Arbeiter.
    Eine dafür recht aufschlussreiche Tabelle für die Wahlen im Juli 1932 (die im März 1933 erfolgten zu einem Zeitpunkt, als schon ein Grossteil der KPDler im KZ waren und SPDler täglich überfallen wurden):

    Anteile an der Gesamtbevölkerung:
    48% Arbeiter (AK), 18% neue Mittelklasse (nMK), 32% alte Mittelklasse (aMK)

    SPD-Wähler: (21,6% der Stimmen)
    57% AK, 28% nMK, 15% aMK

    KPD-Wähler: (14,5%)
    81% AK, 13% nMK, 6% aMK

    Zentrum: (12,5%)
    38% AK, 18% nMK, 43% aMK

    DDP/DVP: (2,2%)
    33% AK, 30% nMK, 37% aMK

    DNVP: (6,2%)
    38% AK, 27% nMK, 35% aMK

    NSDAP: (37,4%)
    39% AK, 19% nMK, 42% aMK

    Quelle: The Nazis, capitalism and the working class, Gluckstein, London 1999

    Diese Wahl war der grösste Erfolg, den die NSDAP je bei freien Wahlen erreichen konnte. Man sieht deutlich, dass die Mittelschichten überrepräsentiert sind, währen die Arbeiterklasse unterrepräsentiert ist. Bei den beiden Arbeiterparteien ist es umgedreht, wobei berücksichtigt werden muss, dass diese tatsächlich nicht alle Arbeiter mehr erreichen konnten. Einerseits gab es noch christliche Arbeiter, die relativ konstant Zentrum wählten, aber auch einen Teil, der die NSDAP wählte. Dabei handelt sich es mehrheitlich um Arbeiter aus Kleinbetrieben und ländlichen Regionen, sowie Arbeitslosen. In der Industriearbeiterschaft konnte die NDSAP nie eine grössere Unterstützung gewinnen, selbst bei den Betriebsratswahlen 1934 verlor die NSDAP noch haushoch. Die Ursache dafür, dass auch Arbeiter die NSDAP wählten, liegt hierbei natürlich in erster Linie in den katastrophalen Politik der SPD und KPD, die sich hauptsächlich durch Passivität auszeichnete.

    Es stimmt, dass in der SA Arbeiter (hauptsächlich Arbeitslose) sogar mit einem Anteil von 64% sogar überrepräsentiert waren (wobei hier von einem Anteil der Arbeiterklasse von 53% ausgegangen wird, gleiche Quelle wie oben).

    Aber bei der gesamten Mitgliedschaft der NSDAP sieht man wieder deutlich, dass die Mittelschichten und besonders deren privilegierten Teile und die herrschende Klasse (zusammen "Elite") überrepräsentiert sind, während die Arbeiterklasse unterrepräsentiert ist:

    Anteil der neuen NSDAP-Mitglieder im Jahre 1933:

    Arbeiter 30,7% (Gesamtbevölkerung 54,6%)

    Mittelschichten 57,1% (Gesamtbevölkerung 42,7%)

    Elite 12,2% (Gesamtbevölkerung 2,8%)

    Quelle: The Nazi Party, Kater, Cambridge, 1983
    Zitat von endar
    Gestern oder vorgestern hast du mir da doch noch deutlich widersprochen, als ich sagte, dass die Bindung zwischen NS-Regime und der Bevölkerung ab 1942/43 deutliche Risse bekam.
    Dabei bleibe ich auch. Meine Aussage bezog sich nur auf die Mittelschichten und die herrschende Klasse, die mehrheitlich bis zum Schluss hinter den Nazis standen. Aber in diesen Schichten gab es erst im grösseren Umfang Widerstand, als die militärische Niederlage deutlich wurde. Aber die Widerstandskämpfer blieben in diesen Schichten immer eine deutliche Minderheit.
    Zitat von endar
    Weil sie zum überwiegenden Teil konservativ waren, die Staatsform der Republik für „undeutsch“ hielten etc (vgl. meinen Beitrag von gestern). Störten sich denn deutsche Arbeiter nicht an der Rheinlandbesetzung? Traten die Arbeiter dort nicht in den Streik?
    Die Aussage, dass die Mehrheit der Bevölkerung konservativ war, ist schlicht und einfach unhistorisch, berücksichtigt nicht die Entwicklung während der Weimarer Republik und ist bezogen auf die Wahlen auch einfach falsch. Die deutschen Arbeiter beteiligten sich teilweise and den Streiks gegen die Rheinlandbesetzung, aber kämpften in diesen Jahren in erster Linie gegen den die deutschen Kapitalisten und den deutschen Staat. Viele Arbeiter lehnten nicht deshalb die Weimarer Republik ab, weil sie "undeutsch" war, sondern wegen der Erfahrungen in den Jahren 1918-23, als die Republik gestützt auf Reichswehr und die Freikorps (die Vorläufer der Nazis) wiederholt gegen Arbeiter vorgingen. Trotz dieser Erfahrungen dürften die SPD-Anhänger aus der Arbeiterklasse die einzige Schicht in der Weimarer Republik gewesen sein, die wirklich hinter der Republik standen und diese auch militärisch verteidigt hätten. Ein Grossteil der Angehörigen der militärischen Organisationen der SPD (Reichsbanner) wollte auch gegen den Papen-Putsch 1932 Widerstand leisten, aber wurde von der Parteiführung daran gehindert.

    Es stimmt, dass das Scheitern der Weimarer Republik nicht alleine mit der ökonomischen Entwicklung erklärt werden kann. Genauso wie die Mentalitäten und politischen Einstellungen im Staatsapparat, den Mittelschichten und dem Bürgertum nicht als Erklärung ausreichen. Wenn nicht zwischen den einzelnen Klassen und Schichten in dieser Beziehung differenziert wird, kann man zu keiner vernünftigen Aussage mehr kommen.

    Die ökonomische Entwicklung ist aber dahingehend aussagekräftig, dass sie die Krisen der Weimarer Republik erklärt, die ja nicht in den Boom-Jahren lagen. Dazu war die wirtschaftliche Krise in Deutschland damals im Vergleich zu anderen Staaten (Ausnahme Polen und USA) deutlich stärker. Ein entscheidender Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich, UK und USA liegt aber darin, dass es der Arbeiterklasse in der Novemberrevolution gelungen war weitgehende Zugeständnisse zu erlangen. Durch diese halbe Revolution waren die gesellschaftliche Polarisierung auch grösser in Deutschland grösser als in den anderen Staaten. Das Gleichgewicht zwischen den Klassen war in Deutschland in der Folge der Revolution zugunsten der Arbeiterklasse verschoben und genau dies sah die herrschende Klasse auch als wesentliches Hindernis an, wenn sie ihre wirtschaftliche Interessen durchsetzen wollte und aussenpolitisch wieder ein Expansionskurs einschlagen wollte. Dies ist auch der wesentliche Grund, warum grosse Teile der herrschenden Klasse - insbesondere Schwerindustrielle, Banker und hohe Militärs - die Nazis als letzte Lösungsmöglichkeit in der Krise unterstützten.

    Noch mal: wie schon geschrieben gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem geringen Widerstand aus der Arbeiterklasse auf der einen Seite und aus den Mittelschichten und den herrschenden Klasse andererseits. Eine gemeinsame Erklärung ist hier nicht möglich. Dies gilt auch für die Unterschiede in den Höhepunkten der Widerstandsaktivitäten.
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      #32
      haette, wenn, und aber


      man kann doch ncith genau sagen, was passiert waere, wenn der anschlag erfolgreich gewesen waere und ob das ueberhaupt was geandert haette.
      gut, dass stauffenberg es versucht hat, aber wer weiss ob die machthaber danach nciht genauso weitergemacht haetten.
      heisst zwar immer die wollten frieden, aber aber..

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        #33
        Claus Schenk Graf von Stauffenberg wäre heute 100 geworden

        In Deutschland ist Claus Schenk Graf von Stauffenberg nach 1945 oft geschmäht worden. Dabei ist sein gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler 1944 enorm wichtig für die Geschichte der Bundesrepublik. Die Debatte um den Film "Valkyrie" hat Gutes bewirkt.

        Widerstand oder Hochverrat - das ist oft eine Frage der Zeit. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944, zwölf Stunden nach dem misslungenen Bombenanschlag im Führerhauptquartier, nannte Adolf Hitler in einer reichsweit ausgestrahlten Radioansprache die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg "eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere". Diese Haltung blieb noch lange Zeit über das Ende des Dritten Reiches 1945 hinaus präsent. 1951 lehnten einer repräsentativen Umfrage zufolge mehr als die Hälfte der Deutschen die Verschwörung des 20. Juli ab; 21 Prozent vertraten sogar die Ansicht, das Dritte Reich hätte den Zweiten Weltkrieg gewonnen, wenn nicht Widerstand gegen Hitler die Kampfkraft des Volkes geschwächt hätte - Stauffenberg als "Wehrkraftzersetzer"....
        Quelle:Stauffenberg, wirklicher Held der Deutschen - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE

        Viele Deutschen kenne ihn nicht mal. Das habe ich eben unverständlicher Weise im Fernsehen erfahren.

        Derweilen wird am Film Valkyrie mit Tom Cruise gerarbeitet. Ursprünglich war Thomas Kretschmann für diese Rolle vorgesehen.

        Es gibt bereits auch eine gute Fernsehverfilmung Nachrichten - Feuilleton - FAZ.NET - Fernsehen: „Stauffenberg“ - ein Geschichtsfilm ohne Geschichte welche den deutschen Fernsehpreis erhalten hat.

        Hätten mehrere Deutsche so gehandelt wie Stauffenberg, wäre der Wahnsinn vielleicht eher beendet gewesen.

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          #34
          Zitat von BongoMercury Beitrag anzeigen
          Hätten mehrere Deutsche so gehandelt wie Stauffenberg, wäre der Wahnsinn vielleicht eher beendet gewesen.
          Soweit ich weiß gab es 42 Attentate auf Hitler. Er war umgangssprachlich ausgedrückt einfach nicht totzukriegen.

          Seltsam das von Staufenberg so wenige wissen. In unserem Geschichtsbuch kriegt er sogar ne Doppelseite und in anderen ist er auch vertreten. Man sollte viele Leute einfach mal den Geschichtsunterricht nachholen lassen.

          Es ist auch gut dass Hollywood so einen Film dreht. Dadurch hat er höhere Chancen auf ein Weltpuplikum als ein Deutscher Film. Vor allem glauben viele im Ausland (vor allem Amerikaner) immer noch dass alle Deutschen Nazis waren und es immer noch sind. Vielleicht kann das unser Image im Ausland etwas bessern.

          Wenn nur dieser verdammte schwere Holztisch nicht gewesen wäre ...
          Ich möchte im Schlaf sterben wie mein Großvater, nicht schreiend und heulend wie sein Beifahrer im Wagen. - Will Shriner

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            #35
            Es wird schlicht und einfach versucht (bzw wohl auch geschafft) ein Mythos aufzubauen... Ob das nun gut oder schlecht ist sei mal dahingestellt, aber mE wird er überbewertet (aus oben genannten Gründen: Mythenbildung).
            Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
            Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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              #36
              Auch wenn er nun Geburtstag hätte, das Thema gibts schon

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                #37
                Man muss sich, um das ganze zu beurteilen eigentlich nur in die Lage eines Stauffenberg oder Tresckow versetzen: Aus den geordneten Verhältnissen des erzkonservativen Junkertums stammend in die "neue" Gesellschaftsordnung des dritten Reiches (wie Haffner es treffend bemerkte: damals recht weit links) hineinversetzt ist ihr letzter Halt das Heer und ihre Offizierskarriere. Und was müssen sie feststellen? Dass die Wehrmacht allgemein und das Heer im besonderen in abscheuliche Kriegsverbrechen verstrickt ist. Ich persönlich sehe diese Leute eher als gesellschaftlich völlig orientierungslos an, was eventuell ihre Zuflucht zu einem Militärputsch (der gute alte Gehorsam, die gute alte Soldatenehre) gegen die Nazieinflüsse erklären könnte.

                Was ich hervorheben muss ist der totale persönlich Einsatz für die verlorene Sache (was ironischerweise ja die Nazis immer gefordert haben).

                Und ganz besonders verwundern tun mich die etlichen Offiziere, die zwar grundsätzlich schon damals den Verschwörern recht gaben, aber einen Mord (kann man bei einem Attentat auf Hitler noch von "niederen Motiven" sprechen?) für völlig ausgeschlossen hielten. Was ist das für eine Moral?
                können wir nicht?

                macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                  #38
                  Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
                  Ich persönlich sehe diese Leute eher als gesellschaftlich völlig orientierungslos an, was eventuell ihre Zuflucht zu einem Militärputsch (der gute alte Gehorsam, die gute alte Soldatenehre) gegen die Nazieinflüsse erklären könnte.
                  Interessante These, hat sicherlich was für sich.

                  Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
                  Und ganz besonders verwundern tun mich die etlichen Offiziere, die zwar grundsätzlich schon damals den Verschwörern recht gaben, aber einen Mord (kann man bei einem Attentat auf Hitler noch von "niederen Motiven" sprechen?) für völlig ausgeschlossen hielten. Was ist das für eine Moral?
                  Man sollte nicht nach der Moral fragen. Ist nicht die Ursache und wurde damals eh anders aufgefasst als heute.
                  Das begründet sich doch eher in der Weltanschauung und den Tugenden des deutschen Offizierskorps.
                  "Preußische Feldmarschälle meutern nicht" - das Zitat bringt die Situation schon richtig rüber. Der soldatischem Gehorsam verbat es vielen schlicht Widerstand gegen Hitler zu leisten. Man hatte eben den Eid auf Hitler geleistet, für viele Offiziere war es aufgrund ihres soldatischen Selbstverständnisses ein Stück weit schlicht undenkbar damit zu brechen.
                  Man fällt keinem Mann in den Rücken auf den man einen Eid geschworen hat während das Vaterland ums überleben kämpft.
                  Einen Eid bricht man nicht. Und das deutsche Staatsoberhaupt tastet man auch nicht an.
                  Dieses Kredo dürfte bei den allermeisten über irgendwelchen moralischen Verpflichtungen gegenüber dem deutschen Volk gestanden haben.
                  Natürlich kann man daraus heute wunderbar einen Strick drehen.
                  Aber damals waren die Vorstellungen und Gewichtungen diesbezüglich halt noch etwas anders. Im Rahmen dessen sollte man urteilen. Heute ist man freilich klüger.
                  In diesem Sinne würde ich die Frage "Was ist denn das für eine Moral?" mit "eine andere als heute" beantworten.

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                    #39
                    Zitat von Cmdr. Ch`ReI Beitrag anzeigen
                    Man sollte nicht nach der Moral fragen. Ist nicht die Ursache und wurde damals eh anders aufgefasst als heute.
                    Die Aussage würde ich so nicht unterschreiben. Natürlich muss man die "Moralfrage" (wie auch viele andere Aspekte) immer im zeitlichen Kontext sehen, und natürlich spielt dabei die Vorstellung des getreuen preußischen Soldaten eine entscheidende Rolle.

                    Wenn ich mir aber Äußerungen über die Nazis aus der Generalität schon vor der "Machtergreifung" anschaue, zeigt das, dass viele eben doch durchschaut haben, was das für ein Haufen war und wo deren Ziele lagen. Es ist auch eine alte Suppe, dass weite Teile der Wehrmachtführung selbst in die Verbrechen der Nazis verstrickt waren, oder zumindest Kenntnis davon hatten. Andere missbilligten sie klar - also kann man sich (zumindest nicht pauschal) darauf zurückziehen, dass "die Moral" damals halt eine andere gewesen sei.

                    Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Offiziere wussten, was vor sich ging und die Aussichtslosigkeit des Krieges überblicken konnten, ist es doch interessant, wenn sich ein paar hervortun und aktiv werden. Anders ausgedrückt: Man stellt sich unwillkürlich die Frage, wieso ausgerechnet diese Leute aus der Lethargie ausgebrochen sind. Und es kann durchaus sein, dass sowas wie Moral dort eine Rolle gespielt hat.
                    Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                    -Peter Ustinov

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                      #40
                      Wenn ich mir aber Äußerungen über die Nazis aus der Generalität schon vor der "Machtergreifung" anschaue, zeigt das, dass viele eben doch durchschaut haben, was das für ein Haufen war und wo deren Ziele lagen.

                      Es ist auch eine alte Suppe, dass weite Teile der Wehrmachtführung selbst in die Verbrechen der Nazis verstrickt waren, oder zumindest Kenntnis davon hatten. Andere missbilligten sie klar - also kann man sich (zumindest nicht pauschal) darauf zurückziehen, dass "die Moral" damals halt eine andere gewesen sei.
                      Es geht nicht um die Verbrechen der Wehrmacht oder dem Rest des Hitler-Regimes. Es steht auch ziemlich außer Frage, das viele Offiziere diesen ganzen Aktionen nicht eben positiv gegenüberstanden. Natürlich wurde das als falsch abgesehen.
                      Aber - und das ist eben der Punkt auf den ich hinauswollte - das tritt zurück. Die sicher auch moralischen Probleme die man damals innerhalb des Offizierskorps mit Hitler hatte waren nicht gravierend um gegen den eigenen Eid zu verstoßen. Nicht genug um den soldatischen Gehorsam zu verweigern und den Machthaber während eines existenzbedrohenden Krieges in den Rücken zu fallen.
                      Hier ist die Gewichtung einfach anders. Soldatischer Gehorsam vor moralischen Verpflichtungen.
                      Und das resultiert eben nicht zuletzt daraus, das die Moral damals eine andere war als heute. Von unserer Warte aus mögen wir das schwer nachvollziehen können. Aber damals waren eben andere Dinge wichtiger. Etwa eben ein Eid.

                      Anders ausgedrückt: Man stellt sich unwillkürlich die Frage, wieso ausgerechnet diese Leute aus der Lethargie ausgebrochen sind. Und es kann durchaus sein, dass sowas wie Moral dort eine Rolle gespielt hat.
                      Was in erster Linie eine Rolle gespielt hat war die unterschiedliche Gewichtung. Moral war wohl bei fast jedem vorhanden. Nur die wenigsten gewichteten sie höher als ihre soldatischen Überzeugungen und Verpflichtungen. Entsprechend ist das dann auch der ausschlaggebende Punkt, die Gewichtung. Nicht etwa die groß anderen Moralvorstellungen.

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                        #41
                        Zitat von Cmdr. Ch`ReI Beitrag anzeigen
                        Die sicher auch moralischen Probleme die man damals innerhalb des Offizierskorps mit Hitler hatte waren nicht gravierend um gegen den eigenen Eid zu verstoßen. Nicht genug um den soldatischen Gehorsam zu verweigern und den Machthaber während eines existenzbedrohenden Krieges in den Rücken zu fallen.
                        Wobei man auch da hinterfragen kann, ob nicht bei dem einen oder anderen Offizier die Floskel vom preußischen Gehorsam nicht schlicht und ergreifend vorgeschoben war, um die eigene Untätigkeit zu rechtfertigen. Ob das zu (brauchbaren) Ergebnissen führt, ist eine andere Frage. Allerdings würde ich solche Fragen nicht per se ausklammern und pauschal auf die damalige Moralvorstellung abheben.

                        Zitat von Cmdr. Ch`ReI Beitrag anzeigen
                        Moral war wohl bei fast jedem vorhanden.
                        Wenn die Geschichtsforschung in den letzten Jahren eins hervorgebracht hat, dann die Erkenntnis, dass die Wehrmacht deutlich stärker in die Verbrechen des Nazi-Regimes verwickelt war, als man das gemeinhin angenommen hat. Ob das mit damaligen "Moralvorstellungen" noch einhergehen kann, wenn viele Offiziere verbrecherische Befehle ausgeübt haben, darf bezweifelt werden.
                        Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                        -Peter Ustinov

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                          #42
                          Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
                          Wobei man auch da hinterfragen kann, ob nicht bei dem einen oder anderen Offizier die Floskel vom preußischen Gehorsam nicht schlicht und ergreifend vorgeschoben war, um die eigene Untätigkeit zu rechtfertigen.
                          Aus welchen Gründen sollte die Untätigkeit sonst herrühren? Übereinstimmung mit Hitler? Das sollte bei der Masse eher weniger der Fall gewesen sein.

                          Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
                          Wenn die Geschichtsforschung in den letzten Jahren eins hervorgebracht hat, dann die Erkenntnis, dass die Wehrmacht deutlich stärker in die Verbrechen des Nazi-Regimes verwickelt war, als man das gemeinhin angenommen hat.
                          Das sei auch unbestritten. Davon aber irgendetwas auf die Moralischen Vorstellungen einzelner runterbrechen zu wollen halte ich für fehlgegriffen. Welcher Prozentsatz war denn tatsächlich an den Verbrechen beteiligt? Im Zuge der momentan laufenden Reihe beim ZDF(?) hab ich AFAIR auf SPON was von 5% gelesen. Das ist dann eben "bei fast jedem" im Lot gewesen. Zusätzlich sollte man sich fragen inwieweit der Offizier am unteren Ende der Befehlskette Gestaltungsmöglichkeiten hat. Selbst bei Höherranigen war der Handlungsspielraum schon sehr eingeschränkt.
                          Und eben wie gesagt, Soldatischer Gehorsam stand über persönlichen Moralvorstellungen. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen und dementsprechend verurteilen, damals war es aber so. Da wurde eben auch ein Befehl ausgeübt mit dem man nicht konform ging. Mit Bauchschmerzen vielleicht aber was anderes kam nun mal nicht in Frage. Für die allermeisten.

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                            #43
                            Zitat von Schlachti Beitrag anzeigen
                            Soweit ich weiß gab es 42 Attentate auf Hitler. Er war umgangssprachlich ausgedrückt einfach nicht totzukriegen.
                            Sind die denn auch so nah herangekommen? Und waren sie auch so hoch dekoriert?

                            Seltsam das von Staufenberg so wenige wissen. In unserem Geschichtsbuch kriegt er sogar ne Doppelseite und in anderen ist er auch vertreten. Man sollte viele Leute einfach mal den Geschichtsunterricht nachholen lassen.
                            Ja das sollte es.

                            Es ist auch gut dass Hollywood so einen Film dreht. Dadurch hat er höhere Chancen auf ein Weltpuplikum als ein Deutscher Film. Vor allem glauben viele im Ausland (vor allem Amerikaner) immer noch dass alle Deutschen Nazis waren und es immer noch sind. Vielleicht kann das unser Image im Ausland etwas bessern.
                            Wobei vermutlich einiges bewußt anders dargestellt wird. Wegen der Spannung, Action usw. Aber mal abwarten.

                            Wenn nur dieser verdammte schwere Holztisch nicht gewesen wäre ...
                            Der hat Hitler gerettet?

                            Kommentar


                              #44
                              Zitat von BongoMercury Beitrag anzeigen
                              Sind die denn auch so nah herangekommen? Und waren sie auch so hoch dekoriert?
                              Verletzt hat ihn sonst keiner soweit ich weiß.
                              Und nein, so hoch dekoriert waren die alle nicht. Das waren fast durchgehend Zivilisten.

                              Zitat von BongoMercury Beitrag anzeigen
                              Der hat Hitler gerettet?
                              Unter anderem.
                              Zusätzlich konnte Stauffenberg nur einen Sprengsatz scharf machen und entsprechend einsetzen, weiterhin fand die Besprechung wegen der Sommerhitze in einer Baracke statt und nicht im Bunker. Beides minderte die Explosionswirkung. Er konnte den Sprengsatz auch nicht direkt neben Hitler platzieren.

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                                #45
                                Zitat von Cmdr. Ch`ReI Beitrag anzeigen
                                Das sei auch unbestritten. Davon aber irgendetwas auf die Moralischen Vorstellungen einzelner runterbrechen zu wollen halte ich für fehlgegriffen. Welcher Prozentsatz war denn tatsächlich an den Verbrechen beteiligt? Im Zuge der momentan laufenden Reihe beim ZDF(?) hab ich AFAIR auf SPON was von 5% gelesen. Das ist dann eben "bei fast jedem" im Lot gewesen. Zusätzlich sollte man sich fragen inwieweit der Offizier am unteren Ende der Befehlskette Gestaltungsmöglichkeiten hat. Selbst bei Höherranigen war der Handlungsspielraum schon sehr eingeschränkt.
                                Und eben wie gesagt, Soldatischer Gehorsam stand über persönlichen Moralvorstellungen. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen und dementsprechend verurteilen, damals war es aber so. Da wurde eben auch ein Befehl ausgeübt mit dem man nicht konform ging. Mit Bauchschmerzen vielleicht aber was anderes kam nun mal nicht in Frage. Für die allermeisten.
                                Es waren mehr 10%. Auch war es nicht mit "Bauchschmerzen" durchgeführt, sondern teilweise im vorauseilendem Gehorsam. Insgesammt dürften die höheren Wehrmachtsoffiziere, sowie die meisten involvierten niederen Offiziere und Soldaten kaum moralische Problem mit ihrem Tun gehabt haben, da sie ja im "Interesse von Volk, Reich und Führer" handelten.

                                mehr dazu: Verbrechen der Wehrmacht - Wikipedia

                                Jaja, ist Wikipedia, aber die Quellenlage des Artikels ist aufschlussreich..
                                Möp!

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